Alles beginnt für unser heutiges Fragebogenopfer martin89 mit einem sandstreuenden Mann auf Welttournee, und am Ende landet man mit Anita Ekberg auf einer einsamen Insel – ganz so, wie sich das für die 7 Fragen gehört. Wenn auch für euch alles damit angefangen hat, dass ihr entgegen aller Vorschriften den Fernseher bei jeder Gelegenheit okkupiertet, ihr auch Lieblingsfilme habt, an denen ihr immer noch knabbert, oder da draußen ein ganz besonderer Film noch nicht gedreht wurde, obwohl jetzt schon euer Herz an ihm hängt – dann her mit eurer Freiwilligenmeldung für den Fragebogen, am besten als kurze Nachricht an Kängufant.
Welcher Film, welche Serie hat dein Leben verändert? Was war danach nie wieder so wie vorher?
Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass ein einzelnes Kunstwerk ein ganzes Leben verändern kann. Vielmehr höhlt der stete Tropfen den Stein. Nach der Rezeption jedes guten Kunstwerkes versteht man das Leben ein kleines Bisschen mehr. Durch Filme wie Forrest Gump, Schindlers Liste und American History X besinnte ich mich immer wieder auf Humanität. Persona – Die Macht hinter den Masken, Magnolia und Caché haben mir gezeigt, wie diffizil sowie analysebedürftig und -ergiebig die menschliche Psyche sein kann. Blue Velvet, Apocalypse Now und Das Fest haben mich an dem Bösen und Unaussprechlichen schnuppern lassen. Und so weiter.
Was ist deine erste Erinnerung an Film?
Als Vorinfo: Ich bin aktuell 24 Jahre alt und wurde 1989 geboren. Das Älteste, was beim Kramen in meinen verschwommenen Kindheitserinnerungen zu finden war, ist wohl Unser Sandmännchen, sowie Pittiplatsch und Schnatterinchen! Ich meine mich zu erinnern, dass ich mich immer darauf gefreut habe, es gucken zu dürfen. Vermutlich aus Faszination gegenüber diesem Medium, das meine kindliche Schaulust so gut befriedigte. Auch die kleinen Geschichtchen und Figuren hatten was.
Als ich älter wurde und mir meine Eltern einen immer längeren Zugang zum Fernseher gestatteten, entdeckte ich Cartoons für mich. Etwa im Alter von sechs bis vierzehn war ich eindeutig fernsehsüchtig. Jeden Tag, wenn ich von der Schule nach Hause kam, pfefferte ich sofort den Ranzen in die Ecke und griff in derselben Bewegung nach der Fernbedienung. Doug, Hey Arnold! , Rockos modernes Leben, Pokémon, Dragonball uvm. An die Hausaufgaben war natürlich erst zu denken, wenn abends meine Eltern nach Hause kamen.
Ein weiteres Suchtauslebungsritual fand an jedem Morgen der Wochenendtage statt: Bereits gute zwei Stunden bevor meine Mutter aufstand, um Frühstück zu machen, schlich ich mich im Schlafanzug in die Küche, machte mir eine Schüssel Froot Loops mit Milch und fläzte mich damit vor die Glotze, in der zu dieser Zeit Superhelden-Cartoons liefen (Spider-Man, Biker Mice from Mars, Die Ninja-Turtles, Thundercats etc.). Die Stundenzahl, die ich in diesem Alter täglich vor dem Fernseher verbrachte, war jedenfalls nicht normal.
Dem Spiel- bzw. Kinofilm war ich damals noch nicht so sehr verfallen. Manche Spielfilmhighlights, die mal Samstagabends liefen, wie z. B. Star Wars, E.T. – Der Außerirdische, Kevin – Allein zu Haus, Forrest Gump, Independence Day, Demolition Man usw., wusste ich durchaus zu genießen, aber es hatte nicht diesen Exzess wie heute.
Meine älteste Kinoerinnerung ist leider auch nicht so romantisch-schimmernd wie ich es gerne hätte: Ich glaube, ich war im Alter von zehn Jahren mit meinen Eltern in Asterix & Obelix gegen Caesar und fand ihn so lala. Erst mit ca. sechzehn wurde ich kino-/filmgeil, was mit der Entdeckung von moviepilot im Alter von 21 einen weiteren gehörigen Schub erfuhr.
Gibt es ein Buch, eine Serie, die du abgöttisch liebst – und deren Verfilmung dich maßlos enttäuscht hat? Was hätte besser gemacht werden müssen?
Ich mache jetzt mal einen auf Politiker und biege mir die Frage etwas zurecht. Ich bin kein Bücherwurm, was Romane angeht. Lese lieber Sachbücher. Einfach, weil ich das Narrative lieber in Filmen als in Büchern umgesetzt sehe. Darum wurde ich bisher selten enttäuscht.
In gewisser Weise hat mich Film aber auch verdorben: Wenn ich jetzt mal (es kommt nicht so häufig vor) einen Roman lese oder ein Theaterstück sehe, kann ich fast nur noch daran denken, wie man diesen Stoff in einem Film umsetzen könnte. Ich möchte die Frage also gerne umdrehen: Wäre es nicht schön, wenn Terry Gilliam Dürrenmatts Die Physiker als Kammerspiel verfilmen würde, mit Jack Nicholson als Möbius, Christopher Walken als Newton usw.? Michael Haneke könnte das wunderschöne Buch Der Knacks von Roger Willemsen verfilmen.
Das absolut Größte wäre es, wenn Peter Jackson und Terrence Malick gemeinsam das atemberaubende PS2-Spiel Shadow of the Colossus zu einem neunstündigen Dreiteiler verarbeiten würden! Eine zeitlose Story über Aufopferung für die wahre Liebe, in einer Welt, so karg und leer, wie das Innere des Protagonisten.
Tatsächlich ist es in Planung das Spiel zu verfilmen. Natürlich nicht von Jackson/Malick. Habe Bammel, dass das in die Hose geht und somit meine erste Adaptionsenttäuschung wird.