Deciuscaecilius - Kommentare

Alle Kommentare von Deciuscaecilius

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    Ein Agententeam, das eigentlich in eigenen Liebes- und Beziehungsfragen vollbeschäftigt ist, muss noch schnell die Weltraumstadt der vereinten Völker (natürlich unter menschlicher Vormacht) retten. Luc Besson inszeniert gewaltig: Alles ist kunterbunt, leuchtend schön, mit fantastischen Effekten und integrierter Liebesgeschichte. Es ist ein Abenteuer durch Raum und Zeit und es entblättert sich dabei außerdem Stück für Stück eine neoliberale Verschwörung rund um Genozid und Terrorismus. Die ganze Welt quillt in jeder Sekunde von Kreativität nur so über das dagegen ganze Marvel Universen erblassen müssten. So muss Comicverfilmung aussehen.
    Leider aber hat das Team DeHaan und Delevingne keine Chemie zusammen, das Liebesgerangel zwischen den beiden soll sexy und lustig sein, aber das funktioniert gar nicht. Speziell DeHaan wirkt völlig überfordert mit der Rolle des fröhlich verschmitzten Schurken und das macht die Unterhaltung kaputt. Für einen Film der um die Beiden herum gebaut ist, wird das zum großen Problem.
    Was noch mehr schmerzt ist das Luc Besson auch noch gewaltigen Blödsinn inszeniert: Die Verschwörung ist vorhersehbar, wird aber wie der Heilige Gral präsentiert und auserzählt. Den esoterischen Hippie Opfern, um die sich der Plot dreht und die hier als Analogie zum Verdrängen von Indigenen auf der Erde dienen, geht alle Glaubwürdigkeit ab. Wer weiß ob das nicht hätte funktionieren können, wenn der Film etwas ernster wäre und nicht die ganze Zeit so halblustig von überdrehter Situation zu Situation wabern würde. Aber es wird nie spannend, die Action ist behäbig und dem Finale geht endgültig die Puste aus. Puh schade drum…

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      Deciuscaecilius 14.10.2022, 23:42 Geändert 17.10.2022, 21:16

      Da ist er zurück der gute sichtlich gealterte Sean Connery und dabei hat er gleich noch das Budget des Films mitgenommen. Letzteres sieht man dem Film leider auch an, so ziemlich am Anfang gibt es eine grandiose Kampfszene in einem Aufzug, aber danach fällt es deutlich ab. Das Finale ist lahm und spannungslos, die Verfolgungsjagt im Moon-Car blöde und die Verfolgungsjagt mit der Polizei in Las Vegas zu gemütlich, was es an großen Szenen auch war. Die Effekte sind zum Teil noch schlimmer besonders bei der großen Weltraumlaseraktion, das sieht alles aus wie ein B-Movie.
      Man hätte denken können das die Rache an Blofeld härter und direkter ausfallen müsste aber dieser Film ignoriert, den letzten wie der, den davor ignoriert hat, Kontinuität ist definitiv nicht die Stärke der Bondfilme. Blofeld, hier gespielt von Charles Gray hat sich mit Hilfe von Süßkartoffelpüree Doppelgänger gemacht und will nun die Welt erpressen, so schön so durchschnittlich. Dass er gerade Bonds einzige Liebe erschossen hat, kümmert hier niemanden mehr.
      Bondgirl Tiffany Case, gespielt von Jill St. John soll einen neuen Typ von Bondgirl darstellen, selbstbewusster und tougher und vor allem mit größerer Rolle aber der Film lässt sie nach starkem Beginn Stück für Stück immer dümmer werden, bis sie im Finale total lächerlich gemacht wird. So kann eine Frauenfigur schon einmal nicht funktionieren.
      Und um den Ring vollzumachen, der ganze Plot ist silly, mit einigen ganz komischen Löchern. Wie kommt Plenty in den Pool (ganz nebenbei: Bond sitzt da gemütlich und raucht, während ihre Leiche vor ihm im Wasser schwankt… Connerys Bond ist manchmal sehr unheimlich), was soll diese Mondfilmszene, wozu sind die Doppelgänger überhaupt gut, warum bringt niemand bei den unendlichen Möglichkeiten Bond um und überhaupt der ganze komische Plan von Blofeld. Der Film ist ein ganz schön großer Haufen Unsinn, der zwischen ärgerlich bis lustig schwankt.
      Und da kommen wir zum eigenartigen Teil: Der Film ist lustig, die Dialoge sind es überwiegend und die beiden Henchmans Bruce Glover and Putter Smith als Mr. Wint and Mr. Kidd sind großartig. Bei allen Schwächen lässt sich der Film gut ansehen, er füllt sich nicht so lang an wie Thunderball und das Finale ist zwar so enttäuschend wie das von Dr. No aber dafür komisch. Es ist schräg diesen Film unterhaltsam zu finden, wo er doch alle Schwächen der Connerybonds hat ohne die Stärken ansatzweise zu erreichen aber er ist unterhaltsam. Der Film war vielleicht ein guter Test für die Zukunft mit Roger Moore, ein Beweis dafür das die Formel besser wird, wenn man sie ironisiert. Er ist aber auch eine Warnung, ein bisschen Ernst sollte es bleiben und ein paar Schauwerte muss er mitbringen, denn Bond ist nicht die nackte Kanone bzw. sollte es nicht sein.

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      • 8

        Der ganze Film wird in langen perfekt gefilmten Plansequenzen realisiert, die optisch ohne Schnitte daherkommen, was ein theaterhaft und überraschend direktes Sehgefühl erzeugt. Man sieht nicht nur zu, man trifft die Darsteller irgendwo auf dem Gang oder wenn sie den Kopf zu Tür hineinstecken. Was eine selten gesehene Direktheit erzeugt, wie man sie eigentlich nur im Theater erlebt. Untermalt wird das ganze durch hypnotische, teilweise jazzig angehauchte Percussion Sounds.
        Alle Darsteller spielen sich die Seele aus dem Leib, Keaton ist brillant als dieser egozentrische, aber tief traurige Schauspieler, Emma Stone gibt die nach Sinn suchende Tochter mit Lust und Norton spielt die Arschgeige seines Lebens. Es geht um die Bedeutung von Kunst, um das Verhältnis Theater zu Film, um Depressionen, um Ego, um Ruhm, Hollywood, um die Kunstkritik, toxische Beziehungen, Superhelden und natürlich um Drogen und vermutlich noch um so viel mehr, dass alles miteinander verschwimmt. So sehr verschwimmt das ich gerade die Schreibweise von „Arzi Farzi“ googlen musste. Das Ganze fühlt sich bei aller sichtbaren Brillanz an, wie eine 2h Folge von 30 Rock, schwatzhafte Kunstsatire, die eine Projektionsfläche für jedes Thema und jede Meinung bietet aber bei Kritik laut losweint.
        Ist das was wir hier sehen ein Traum, eine Nahtoderfahrung, gar Fantasy? Ich habe keine Ahnung aber wahrscheinlich hatte die Iñárritu auch nicht. Was man aber zugeben muss, ist das der Film ist so in Bewegung ist und so cool dabei rüberkommt, dass man begraben unter der ganzen Metaphorik vergessen kann, sich zu langweilen: Es ist Kunst die gut unterhält. Ich habe keine Ahnung, ob das der Sinn war oder ob ich den großen Plan nur nicht erkannt habe aber wer gut gemachtes, selbstreferenzielles und sehr von sich selbst überzeugtes Theater mag, wird hier nichts falsch machen und irgendein Thema finden das interessant ist.
        Wenn Hollywood sich selbst therapiert.

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        • 7 .5

          Mit: “this never happened to the other”, werden wir von George Lazenby als neuem James Bond begrüßt, nachdem ihm die Frau weggerannt ist, statt schmachtend vor ihm niederzusinken. Das ist vielleicht ein bisschen zu Meta und es verspricht auch etwas Zuviel, denn schmachtend danieder sinken, werden die Frauen trotzdem, nur bleibt hier etwas unklar, warum sie das eigentlich tun.
          Das ist kein schlechter Film, tatsächlich gehören die Skijagten, die Verfolgungsjagd auf dem Eis, der Angriff auf den Berggipfel, die Lawine und irgendwie auch dieses ein bisschen blöde Bobrennen zum besten Actionmaterial der bisherigen Bondfilme. Das passiert aber leider alles in der letzten Stunde des Films, der bis dahin schon 1,5h lief aber sie sind immerhin da. Dame Diana Rigg versüßt uns als Contessa Teresa „Tracy“ di Vincenzo bis dahin die Zeit mit der wunderbaren Darstellung einer verletzen Frau, die sich viel Stärke in der Verletzung angeeignet hat und damit auch gegen einen Bond bestehen kann. Das macht die Liebesbeziehung zwischen den beiden zu einer der besten der Reihe und es bringt Abwechslung in die Aktion. Dazu ist die gesamte Story mit dem Hypnosekram vielleicht nicht jedermanns Geschmack aber ungewöhnlich und unterhaltsam. Telly Savalas spielt nicht den besten aber den aktivsten Ernst Stavro Blofeld und raucht unvergleichlich. Das alles passt gut zueinander und doch schmeckte mir der Kuchen nicht.
          Das liegt primär am steifen Spiel von Lazenby, der seinen vielfältigen Aufgaben, gleichzeitig cool, lässig, witzig und charmant zu sein währen er Actionheld und Liebhaber ist, einfach nicht gewachsen war. Er wirkt meist steif, ungelenk und deplatziert, spielt zu viel Angst bei der Verfolgung, hat keinen Schalk beim Verkleiden und zu wenig Leidenschaft beim Lieben. Natürlich leidet er auch unter der Inkonsequenz des Films, er soll sich verlieben aber gleichzeitig wieder mit allen Frauen schlafen und er soll nahbarer sein aber die gleichen Connerysprüche klopfen, das musste schief gehen. Es hilft nicht das er in den Verkleidungsszenen allen Ernstes gedubbt wird und das niemand in einem Rüschenhemd gut aussieht aber man hätte das entspannter wegspielen können.
          Der Rest der Probleme sind Kleinkram, ob ihn Blofeld nun erkennen sollte oder nicht, ist mir egal aber Lazenby vollbringt nicht eine beeindruckende Tat in dem Film, er ist nur auf der Flucht, lässt sich retten oder von andern helfen, gerade für den ersten Film hätte man ihm irgendetwas Besseres geben müssen als eine kleine zerschnittene und filmbeschleunigte Prügelei, bevor er seinen Namen sagen darf. Immer noch solide und definitiv eine schöne Abwechslung unter den Bondfilmen aber in die Jubelstürme kann ich nicht einstimmen.

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            Deciuscaecilius 10.10.2022, 23:05 Geändert 17.10.2022, 21:20

            “In Japan, men always come first. Women come second,” werden wir von Tetsurō Tamba als Tiger Tanaka informiert und damit ist auch klar, warum der Film in Japan spielt, das passt einfach wie angegossen. Aber im Ernst Japan sieht fantastisch aus in diesem Film und es ist eine große Tour durch Japan, von stylischen Büros zum Sumoringen, von Fischerdörfern in geschäftige Häfen und aus stillen Buchten wieder zum Nachtleben. Das sieht sogar heute noch gut aus und stimmt zusammen mit der gut gesetzten Musik und dem schönen Nancy-Sinatra-Song glücklich. Erstaunlicherweise stört dabei auch gar nicht, dass der Film insgesamt ganz schön drüber ist. Der Plot ist ein bisschen bekloppt mit seinen Raketen und gestohlenen Raumschiffen aber es ist eben ein Bond.
            Tanaka ist ein grundsympathischer Helfer, der ausnahmsweise auch einmal nicht sterben muss und Donald Pleasences Auftritt als Ernst Stavro Blofeld ist ein Kultklassiker des Films, obwohl er im Prinzip gar nichts zu tun hat, außer die Katze zu quälen. Karin Dor als Helga Brandt fetzt grundsätzlich aber ist zu kurz im Film. In Erinnerung bleibt allerdings, dass sie die schöne Tradition der bizarr und unnötig komplizieren Tötungsversuche an Bond beginnt. War das in Goldfinger noch mehr oder minder ein Gag, ist es hier so absurd ernst, dass es irgendwie gleich wieder komisch ist. Allerdings hätte ich sie allein für die Idee danach auch den Piranhas verfüttert. Warum Akiko Wakabayashi als Aki und Mie Hama als im Film namenlos bleibende Kurzehefrau, nicht zusammengeschrieben wurden, um wenigstens eine einigermaßen kohärente Liaison zu schaffen, bleibt auch ein Geheimnis des Films aber so oder so, die Bondgirls sind nicht die Stärke des Films.
            Die Stärke ist die Abgeklärtheit, es ist ein ordentlich entspannter Film, der mit sehr viel Routine einige der besten Actionsequenzen der Ära produziert. Der Luftkampf mit Nellie, sieht 60 Jahre später noch gut aus, der Automagnet ist so unnötig zu viel, dass man den nie wieder vergisst, alle kleine Kampfszenen dazwischen funktionieren und natürlich der alles überragende Endkampf: Es ist hier das erste Mal in einem Bondfilm, dass wir am Ende nicht nur ein Duell, sondern eine große Schlacht sehen und die findet eben in dem fabelhaft riesigen Set unterm Vulkan statt. Ninjas gegen Blofelds ist eine super Mischung. Da explodiert dann alles schön und die Engländer, als einzig Erwachsene auf dieser Welt, haben einmal mehr die Welt gerettet und Filmgeschichte geschrieben.
            Ach und für dieses bizarre und offensichtlich völlig nutzlose Japan Facelifting, mitsamt des ganzen Heiratssubplots drumherum, ziehen wir einfach still 0,5 Punkte ab und reden nicht mehr drüber… Manchmal tut einem sogar Sean Connery leid.

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              Deciuscaecilius 10.10.2022, 18:26 Geändert 13.11.2022, 21:43

              Ein wieder längerer Bondfilm dessen Plot in den ersten 10min des Films sehr ausreichend erklärt wird, um dann der Handlung die nächsten 2 h hinterherzulaufen. Wobei hinterherschwimmen wäre die bessere Beschreibung. Wir schwimmen viel, sehr viel, und langsam, sehr langsam.
              Die Unterwasserszenen sind in den 60er der heiße Scheiß gewesen aber sie fühlen sich nicht so an und sie sind zu lang. Die lange Unterwasserschlacht lässt uns beim Sterben von diversen roten und schwarzen Leuten zusehen aber nichts dabei empfinden. Das Ganze geht aber ewig und das nachdem wir schon am Flugzeug geschwommen sind, Sex unter Wasser hatten, einen Seestern gefunden haben, im Pool mit Haien Unterwasser waren und die Bomben hin und her kutschiert hatten, es ist einfach zu viel! Abgesehen vom gesamten Pacing des Films fühlen sich die andern Actionszenen aber gut an, speziell der erste Kampf und die Verfolgungsjagd beim Karneval.
              Bond der von Connery wieder abgeklärt, belustigt und gekonnt im „I really don't care“ Modus gespielt wird ist super. Leider hat der Rest des Casts einige Problem, Adolfo Celi als Largo ist als Villian langweilig und völlig untererzählt, Martine Beswick als Paula Caplan hat nichts zu tun außer sinnlos zu sterben (als wenn das Bond interessieren würde…) und Claudine Auger als Domino sieht zwar grandios aus, hat aber auch kaum etwas beizutragen. Wenigstens wird sie von Bond gefickt, direkt bevor er ihr vom Mord an ihrem Bruder erzählt und nicht direkt danach, der Mann hat doch ein Herz. Leider haben sie auch sonst keine Chemie zusammen und auch kaum etwas miteinander zu tun.
              Vielleicht auch deshalb, weil Domino ausgestochen wird vom Star des Films: Luciana Paluzzi als Fiona Volpe. Sie gibt eine entzückend böse femme fatale, die erste der Bondgeschichte und die Szenen mit ihr machen allesamt Spaß. Ihr Verhalten passt viel besser zum kalten gefühllosen Gebaren von Bond, sodass man den beiden abnimmt, miteinander Spaß zu haben. Die beiden haben sich verdient.

              Die Musik ist OK aber der Tom Jones Bond Song ist nicht so meins. Richtig nervig sind auch einige Szenen, die nicht mit der Qualität der Bondfilme bisher mithalten können. Insgesamt ist das Color Grading im Film schräg und wirkt alt, etwas zu bunt und kräftig. Wobei die Karibik insgesamt und alles Unterwasser auch seine Momente hat. Die Kirsche darauf setzt aber die unterirdisch schlechte Endprügelszene im Boot zwischen Bond und Largo. Das Backscreening ist das Schlimmste, das ich je gesehen habe und die ganze Szene hat etwas Bud Spencer Artiges durch die hochgedrehte Geschwindigkeit und die physikalisch absurden Bewegungen, die das Boot da machen soll. Das war scheußlich.
              Insgesamt ein eher unterwältigendes Erlebnis und wo zum Teufel ist der Hut hin….?

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              • 8 .5

                Fangen wir mit der Musik an, denn die ist fantastisch, sicher einer der besten Soundtracks der Bondgeschichte. Der Score wird pointiert eingesetzt und spielt, wenn nötig beeindruckend auf. Das gilt auch für das Pacing, es ist ein kurzer Film der wenig Pausen hat, immer wieder interessante Schauplätze zeigt und auch in den kleinen Szenen mit Atmosphäre um sich wirft. Dabei hilft es das dieser Film für Mitte der 60er grandios aussieht. Natürlich liegt hier eine Neubearbeitung für die BluRay vor, aber der wischt so selbst mit deutlich moderneren Filmen den Boden auf.

                Schön ist auch das jetzt auch der letzte Nagel des Bondbaukastens im Brett ist: Es gibt Autoverfolgungsjagten und die mit dem legendären Aston Martin DB5 und das bringt den Film gleich einmal Sonderpunkte ein. Überhaupt sind die Schauplätze herrlich, sieht Fort Nox toll aus, ist die Miniaturwelt auf der Farm, inhaltlich zwar Blödsinn aber prächtig und die Verfolgungsjagden in den Schweizer Alpen super. Man kann dem Film vorwerfen das Bond ein wenig zu oft in Gefängniszellen herumhockt aber ansonsten ist dieser Film die Blaupause für alle Filme, die noch kommen werden.

                Gert Fröbe als Goldfinger ist ein schrullig wunderbarer Bösewicht, schlunzig und fies und damit ein guter Counterpart zum ausnehmend eleganten Connery in diesem Film. Harold Sakata als Oddjob macht hier außerdem die Henchmen Rolle so gut, dass auch diese zu einem stabilen Faktor in den nächsten Filmen werden wird. Von den Bondgirls gibt es dagegen erstaunlich viele und sie haben ein hartes Leben in diesem Film, bzw. am Ende häufig gar kein Leben mehr, da sich Bond wenig bis gar nicht um ihr Leben schert. Da wird eine zum menschlichen Schutzschild, eine muss für Bonds Frechheit sterben und eine für seine Pläne, es ist ein schwieriges Verhältnis zu Frauen das Bond hier offenbart. Wie immer spielt das Connery nonchalant weg aber spätestens, wenn er Honor Blackman die Pussy Galore spielt, ganz unverblümt zum Sex zwingt, hätte man dem Thema eigentlich auch in den 60er schon einen Gedanken widmen können.

                Pussy ist hier die Erste in einer Reihe von Gegenspielerinnen, die im Laufe der Filme von Bond besiegt und sexuell dominiert werden. Es ist ein Bild das den Filmen häufig Würze geben wird, unvergessliche Frauenfiguren hervorbringt aber fast immer unangenehm endet. Erst Casino Royale wird der Misogynie einen Hintergrund geben, ohne aber eine Lösung dafür zu finden, Sex, gerade gewagter wird lediglich immer weniger in den neuen Verfilmungen. Das ist schade, weil damit das Spiel zwischen starken Männern und Frauen um sexuelle Dominanz endet. Dabei war der Ansatz so aufregend, dass er zu einem der Selling Points der Filme wurde, und das nicht ohne Grund. Problematisch war und ist nur, das man sich in den Filmen kaum Gedanken um einen sinnvollen und einvernehmlichen Höhepunkt der Geschichte machen wollte, statt es immer wieder in unangenehmen Zwang enden zu lassen.

                Ansonsten ist Sean Connery hier auf dem Höhepunkt seines Spaßes an der Rolle, vom übertrieben selbstbewussten Gockel bis zum hilflosen Mann auf dem Lasertisch, dem sichtlich die pure Angst im Gesicht steht, ist alles dabei und das dürfte dann auch die Darstellung gewesen sein, die den Mythos unsterblich werden ließ. Es ist ein kleines Meisterwerk, das heute immer noch funktioniert und das als Machtfantasie so wirkmächtig ist wie eh und je. Große Filmgeschichte.

                • 7 .5

                  Tja, das ist ein guter Bondfilm und sicher der erste „richtige“ Bond mit Cold Open, fantastischer Musik, einem guten Bond Song und super Q Tools. Es ist alles da und doch ist es noch ganz verwurzelt in der Tradition der 60er Agentenfilme. Nicht nur das Bond in schöner Reminiszenz aus der Luft verfolgt und fast umgeflogen wird, so strahlen die gegenseitigen Beschattungen, das Periskop und die noch nicht ironisch gewordenen Agentensprüche viel Atmosphäre aus.
                  “I get a kick out of watching the great James Bond find out what a bloody Fool he’s been making of himself.”, erklärt uns Red Grand, genial gespielt von Robert Shaw, im Zug und begründet damit auch die Tradition der komplizierten Planerläuterungen, die wir und Bond über uns ergehen lassen müssen. Das ist dann auch eines der Probleme des Films, hatte Spectre im ersten Film kaum überhaupt einen Plan, haben sie hier nun etwas zu viel davon. So zieht sich das eine ganze Weile hin, bis es einmal zu spannenden Konfrontationen kommt. Bis zum Orientexpress ist der Film schon fast vorbei aber erst dort sind die Prügelei und das Agenten hin und her auf der Höhe, wie man es erwartet. Der Rest kann da leider nicht so ganz mithalten. Und gut das sie Grand haben, denn Lotte Lenya als Rosa Klebb ist eine ungewöhnliche Gegnerin in diesem Film, körperlich recht hilflos, gibt sie die lüsterne Bisexuelle, die heute mehr irritiert als beeindruckt.
                  Den ersten Teil des Films tragen daher der supersympathische Pedro Armendáriz als Kerim Bey und das Sean Connery fantastisch in dieser Rolle aufgeht. Auch wenn er sich dumm anstellt, die Handlung sich hinzieht und er die ihn naiv liebende Frau schlägt, bleibt er einfach der Typ, der diesen Film trägt und dem man schwer etwas nachtragen kann.
                  Aber einiges, wie der Schlag in das Gesicht von Daniela Bianchi als Tatiana Romanova, die ansonsten eine etwas zu naive, aber gute Bond Liebschaft abgibt, sehen heute nicht mehr gut aus. Berühmt dafür und mittlerweile purer Cringe, ist die lange Szene im Lager der Roma, inklusive genüsslich wildem Catfight, sinnloser archaischer Traditionen, einem westernartigen Überfall und Bond, der in schönster Kolonisationstradition die beiden Roma Frauen „testen“ und dann „zuweisen“ darf. Das ist schon harter Stoff und hat dem ansonsten überdurchschnittlichen Bondfilm nicht gutgetan.
                  Trotzdem bleibt es ein Film, den man mit dem Gedanken daran, dass es nun schon 60 Jahre her ist, als dies entstand, immer noch gut ansehen kann. Und das ist schon eine Leistung.

                  • 9

                    Oscar wird in einer Stretchlimousine durch Paris gefahren, wobei er durch die Filmgeschichte gefahren wird. Er ist allein und Sie sind viele da draußen, so spielt er Mörder, Monster, Liebhaber, Väter und Sterbende eine Illusion nach der anderen. Wir durchstreifen Welten vom wackelnden Monsterfilm zum komplett digitalen Sex ohne Hautkontakt und fragen uns dabei, was das alles soll. Was soll diese Kunst, warum noch ein Film, wo doch schon alles gefilmt wird, reichen die Hunderttausendmillionen Stunden auf Youtube nicht aus? Warum muss hier noch jemand singen, sterben oder die Wahrheit sagen?
                    Als wäre der Film nicht immer eine Lüge, als würde er uns nicht ständig manipulieren, uns Freude zeigen, wo keine ist und das Leben zeigen, obwohl es enden wird. Irgendwann wird niemand mehr hinsehen und zur Strafe werden wir nur noch als wir selbst leben müssen.
                    Das ist kein Film für die Liebhaber von auserzähltem Inhalt, einen Reim, einen Sinn muss man schon selbst suchen und finden. Das ist ein intensives Erlebnis aber es kann sich auch leer anfühlen, wenn man etwas anderes erwartet oder gesucht hat. Es ist ein bisschen wie Theater im Film, dessen Handlung erst über die Zeit und erst danach zu einem Ganzen findet.
                    Großartiges europäisches Kino.

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                    • 6 .5
                      über X

                      X ist „One goddamn fucked up horror picture“ der eine volle Stunde lang so tut, als wäre der Zuschauer wieder in PTAs Boogie Nights. Die Gruppe fühlt sich lebendig und interessant an, auch weil die gut gecastete Gruppe in ihrer Pornodrehattitüde so pointiert ihre Freiheitsvorstellungen einbringt, dass man sogar den kleinen pornotypischen Twist der „Churchmouse“ gern glauben will. Es ist so lustig übertrieben wie hier Leben die Kunst imitiert (sic), dass man fast ein wenig traurig ist, wenn sich die Spannung, die sich langsam über die Stunde aufgebaut hat, anfängt zu entladen.
                      Nicht dass dieser zweite Teil in sich schlechter wäre, der Alt/Jung Konflikt hat auch noch genug Tiefe, um den so stehen zu lassen, und dann beginnt ein guter Gore und Slasher Horror, der so wunderlich daherkommt, dass es zeitweise schreiend komisch wird. Dabei spielt besonders die Musik eine große Rolle, sowohl der Score aus Natur und typisch klassischen Spannungselementen als auch der Soundtrack mit cooler 70er Mucke gehen gut ab.
                      Mia Goth in der Doppelrolle ist außerdem eine wunderbare 70er Schönheit, mit sichtbarer Lust und Wut aufs Leben und sie gleichzeitig schon ausgebrannt und in der Realität angekommen zu sehen, ist ein hervorragender Trick des Films. Die Sexualmoral die uns die Evangelikalen die ganze Zeit per schwarz-weiß Fernsehen entgegen brüllen, haben da scheinbar schon ganze Arbeit geleistet, keine junge Frau kann so einfach einen Porno drehen und damit davonkommen. Der Film findet zwischen Agitation und modernen Botschaften eine gute Balance, nervt damit nicht und zeigt aber gleichzeitig, was auch im Horrorgenre möglich wäre, wenn man sich bemühen würde.
                      Die Frage am Ende ist, ob das Ganze sich ausgeht und da liegt ein bisschen das zugegeben kleine Problem des Films. Ti West ist so sichtlich bemüht mehr zu machen als einen 70er Slasher Horror. Die Kamerafahrten sind etwas zu modern, lang und ruhig, die Filmausschnitte zu passend und die Musik zu perfekt gesetzt, dass es ein überzeugender 70er Trash Film wird. Die modernen Themen aber werden angeschnitten aber führen nirgendwohin, es ist ein Horrorfilm, der lustig, eklig und brutal sein will und das schafft er auch, aber er hat eben nicht auch noch Zeit und Mittel gefunden, um bei den ganzen Themen in die Tiefe zu gehen. Will man mehr über die Gefahren der Schönheitsideale im Alter erfahren, weiter die Sexualmoral erforschen oder sich Fragen zum Zusammenhang von Sex und Gewalt widmen? Vielleicht aber das hier ist kein Arthouse Film, sondern ein gelungener, spannender und moderner Horrorfilm.

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                      • 6

                        Das ist ein mittelmäßiger Agentenfilm der 60er Jahre, der so wohl auch mit David Niven oder Alec Guinness hätte gedreht werden können. Der Bösewicht ist kaum zu sehen und bleibt samt seinem Plan etwas diffus, die Action ist OK aber nichts davon ist extra spektakulär, ein Auto explodiert, eine Spinne wird erschlagen, ein paar Leute erschossen und ein Supergau in einem Kernkraftwerk herbeigeführt, same Procedure as every Agententhriller. Warum ist gerade James Bond so erfolgreich geworden?

                        Vielleicht weil Sean Connery jünger war als die üblichen Verdächtigen, vielleicht weil er ein Arschloch spielen konnte, ohne richtig unsympathisch zu werden, weil er zuerst schoss, böse Sprüche riss, mit den Frauen schlief, auch wenn die das manchmal gar nicht wollten, seine Chefs veralberte und eben den Typen gab, von dessen Aktionen sich der ein oder andere Zuschauer wünschen würde, sie selbst durchziehen zu können. Wer konnte eine Leiche auf dem Rücksitz so charmant beim Service abgeben und danach in Frieden eine rauchen? Wenn man sich heute über den Sexismus und die Stereotype über Einheimische und Frauen, die in Schubladen gestopft und veralbert werden, beschwert, dann tut man das absolut zurecht. Nur geht das auch etwas am Punkt vorbei, denn das alles hat den Zweck den Mann im Mittelpunkt gut aussehen zu lassen und den Zuschauer genau die Überlegenheit fühlen zu lassen die Bond über seine Komparsen und Liebschaften demonstriert. Es kann nur einen geben.

                        Das Filme wie „Topas“ oder „Der Spion, der aus der Kälte kam“ bessere Filme sein mögen, kann sein aber es gilt hier, was auch für alle Superheldenfilme gilt: Ermächtigungsfantasien sind mächtige Waffen im Kampf um Aufmerksamkeit. Realistisches Agentenleben ist das nicht, überhaupt ist die ganze Story von Dr. No Banane aber wen interessiert das, wenn man das Casino mit zwei Händen voll Geld verlässt, um nachts um drei angetüdelt dem Chef die Ironie auf den Echtholzschreibtisch zu kübeln und danach eine junge Dame im Hemdchen aufs Einlochen wartet.
                        Der Film funktioniert daher heute immer noch, trotz all der Schwächen, dem Sexismus, der ganzen Arschlochigkeit von Bond und obwohl Finale und Bösewicht mächtig abfallen. Es macht Spaß und nach zwei Stunden in der wunderschön gefilmten Karibik „Under the Mango Trees“, denkt man beim Hinausgehen in die deutsche Kälte eh weiterhin das man in Ursula Andress Armen versunken ist und nicht an den Plot.
                        Das macht Nr. No zu einem erstaunlich gut gealterten Film.

                        • 8

                          Die Serie ist eine wunderbare Reise in die 90er, zu einer sich neu entwickelnden Fernsehlandschaft, die nach neuen Ausdrucksformen und neuen Themen sucht. Die anfangs anstrengende Wackelkamera funktioniert von Folge zu Folge besser und erzeugt einen gewissen Dokumentationsstil, den so andere Formate erreichen wollten, der hier aber einmal gut gelingt. Das verwinkelt und baufällig enge Polizeigebäude unterstützt diesen Effekt, bis kaum noch Distanz zu den Figuren übrigbleibt. Das ermöglicht die kühle, aber konsequente Entblätterung der menschlichen Schwächen der Polizisten ohne dabei schmalzig zu werden.

                          Zu Recht berühmt dafür ist Dennis Franz, der die Figur Andy Sipowitz mit brutal ehrlichem Rassismus, Alkoholismus und trotzdem klarem moralischen Kompass präsentiert. Das ist das Juwel der Serie, eine Figur die so glaubwürdig ist in ihrem Leid und ihrer Wut, dass es immer wieder schmerzt. An ihm und Tony Soprano werden sich alle Antihelden der Moderne messen lassen müssen.
                          David Carusos, John Kelly, kommt dabei inhaltlich als der Frauenversteher und Good Guy der Truppe auch gut rüber aber Carusos indirektes Spiel ging mir hier, wie auch später in CSI Miami mit der Zeit etwas auf den Kranz, er bleibt aber nur für etwas mehr als eine Staffel. Der Rest der Bullen entwickelt sich langsam aber immer in interessanter Weise, speziell Nicholas Turturro als James Martinez fällt als die Sympathiefigur auf, die eine solche Serie dringend nötig hat.
                          Leider fallen die Frauenfiguren noch etwas ab, vielleicht auch weil die fast alle mit John Kellys Figur zusammenhängen und neben ihm kaum Platz zum Atmen bekommen. Im Gegensatz dazu wächst Sherry Stringfields Staatsanwältin an Andys Seite in den gemeinsam vorsichtigen Abstoßungen und Annäherungen über die Serie hinaus.

                          Die Fälle sind häufig angenehm bodenständig, es sind nicht immer nur Morde und niemand muss plötzlich die Welt vor Terroristen retten. Stattdessen dominieren viele fantasievolle Verknüpfungen mit den Problemen der Bullen, New Yorks und der US-Gesellschaft im Allgemeinen. Die Kritik an der Gesellschaft bleibt durchgängig subtil, ist aber klar adressiert. Das US-Justizsystem kommt hier, ähnlich wie bei Law and Order, trotzdem erstaunlich gut rüber aber man fragt sich, ob der überbetonte Drang auf Geständniserzwingung nicht schon in sich eine kleine Kritik darstellen soll aber vielleicht ist das für eine solche Serie auch zu viel verlangt. Die Action sieht durchweg realistisch aus, kann aber im Budgetrahmen einer normalen TV-Serie keine Bäume ausreißen. Die immer nahe Kamera erzeugt aber genug Gefühl um das auszugleichen.

                          Den ganzen Sex braucht man so vermutlich nicht mehr, es ist aber immer wieder erstaunlich zu sehen, dass dies im US-Fernsehen einmal möglich war, bevor die Zeitzeichen wieder richtig Mittelalter zurückschwenken mussten.

                          Eine tolle Serie, die aus meiner Sicht auch heute noch eine der besten Cop Serien aller Zeiten ist.

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