Deciuscaecilius - Kommentare

Alle Kommentare von Deciuscaecilius

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    Deciuscaecilius 07.11.2022, 21:42 Geändert 07.11.2022, 21:46

    Dies ist kein gewöhnlicher James Bond Film. Zuallererst, dieser Film sieht phänomenal aus, es ist der schönste Film der Reihe, der am besten gefilmte. Jedes Bild ist ein Kunstwerk, die Farben, die Lichter, die Kämpfe im Gegenlicht, die vom Feuer erhellte Nacht, die Dächer von Istanbul, es sind ikonische Bilder, die noch keinem Bond Film so gelungen sind. Jede Szene hat ihre kleinen Ideen, alles wurde faszinierend arrangiert und jede Einstellung wirkt durchdacht. Roger Deakins ist einer der Künstler unserer Zeit. Ganz komprimiert sehen wir die Kunst schon ganz am Anfang, in einem Cold Open, das selbst ein kleiner Film ist, mit sich aufbauender Spannung, wilder und wunderschöner Verfolgungsjagd bis zum dramatischen Ende und dem fließenden Übergang in Adels Gesang.

    Das Können ist zurück in der Serie, jede Actionscene weiß auch etwas über ihre Charaktere zu erzählen und jedes Gespräch schmeißt einem nicht nur die Geschichte vor die Füße, sondern erzählt etwas über die Welt und seine Figuren. Außerdem ist der Humor zurück, wir haben wieder diese kleinen und großen Sprüche und wir haben auch wieder etwas Erotik. Naomie Harris als schlagfertige Eve rasiert Bond hier nicht nur verbal und Bérénice Marlohe als Sévérine gelingt ein bemerkenswerter Kurzauftritt, indem sie für 15 magische Minuten diesen Film kapert und auf die dramatischste Weise wieder aus ihm scheidet. Leider letzteres kommentiert mit einem dummen Spruch von Bond. Wenn sich dieser Film auch weit entfernt hat von der Bondformel, die Tode der Frauen sind weiterhin nur Mittel zum Zweck.

    Als primäre Bond Woman agiert in diesem Film Judi Dench, wie immer als M. Gleichzeitig ist sie auch der Mittelpunkt des Films, da auch der bizarr befremdliche Javier Bardem als Raoul Silva sein ganzes Sinnen auf sie gelenkt hat. Es ist ein ödipales Spiel über Liebe und Hass zu ihrer Mutter. Ein ungewöhnliches Thema für einen solchen Film, auch wenn sich dies über die ersten beiden Filme schon angedeutet hat, wird Bonds Verhältnis zu Frauen hier eine weitere Facette hinzugefügt. Eine einzige Frau scheint er noch zu lieben aber wie das endet, wissen alle die James Bond Filme kennen. Ist es unsere oder seine Sehnsucht nach einem Entscheider, nach jemanden, der noch den Weg kennt, in einer Zeit in der alle Wege falsch zu sein scheinen?

    M und Bond hängen einer alten Welt nach, in der es eine Lizenz zum Töten gab, in der MI6 im Schatten tötete und in der sie selbst entschieden über Leben und Tod. Angekommen sind sie in der Zeit, in der es keine Geheimnisse mehr gibt. Wo aber bleibt dann der Platz für Geheimagenten, wo der Platz für Helden? Zwei Filme nach dem Neustart sind wir schon bei seinem Abgesang angekommen, der auch ein Abgesang auf das alte England ist, dessen Vertreter wir hier sterben sehen. Zwar erneuert der Film am Ende ein Versprechen, das es nun wieder klassische Bond Filme geben wird aber verrät uns gleichzeitig, dass dies nicht so sein wird.

    Ist das wirklich so unmöglich wie uns die Macher hier erzählen wollen? Gibt es wirklich nur noch Vorgeschichten und Abgesänge ohne ein Leben dazwischen? Ist der Eskapismus, der diese Filme zu dem gemacht hat, was sie sind, tatsächlich vergangen? Man will es nicht glauben und doch strahlt der Film bei aller Brillanz diese Botschaft aus: Seht her wir können nicht anders. Alles was wir sehen sind Artefakte der Vergangenheit in einer bedeutungsschweren Zukunft. Hoffen wir das die zukünftigen Bonds eine Antwort darauf finden.

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      Deciuscaecilius 05.11.2022, 23:47 Geändert 05.11.2022, 23:50

      Puh, ich frage mich, ob irgendjemand im Quantum of Solace Team den Vorgänger gesehen hat? Wir hatten einen sehr erfolgreichen ersten Teil, der durch übersichtliche und überlegte Action, auflockernden Humor, einen interessanten Bösewicht, viel klassisches Bondgehabe mit Klamotten Hotels, Spielen und Ähnlichem, einer heißen Liebesgeschichte und einem Mutterkomplex, überzeugte. Davon ist erschreckenderweise nur Letzteres geblieben. Fairerweise muss man sagen, dass eine Liebesgeschichte in Anbetracht des Vorgängers auch unangebracht gewesen wäre, allerdings zeigt der kurze und sinnlose Sex mit der armen Gemma Arterton als Strawberry „the Sacrificial lamb of this Film“ Fields, dass dies den Machern egal war.

      So ist der Film irgendwie ein Bourne 3 geworden, mit den ganzen zerschnittenen unübersichtlichen Actionszenen, in denen nie klar ist, wer gerade wo oder was macht. Selbst mit aller Konzentration ist es schwer herauszubekommen, wer da stirbt oder wie genau, es ist ein Gemetzel für die Augen. Wer dann auch noch auf die Idee gekommen ist, die unübersichtlichen Szenen mit völlig anderen Szenen abwechselnd zusammenzuschneiden, hat scheinbar noch nie einen Actionfilm gesehen. Was noch dazukommt, ist das dies den gesamten Film betrifft auch manche Plotpoints werden in gefühlt ein oder zwei sekündlichen Flashs abgehandelt. Das soll exzentrisch und kreativ wirken, fühlt sich aber eher dreist an.

      Dann haben wir gleich zwei Plots. Einmal sucht Bond weiterhin nach den Schuldigen an Vespers Tod. Das ist mindestens inkonsistent, manchmal ist er davon sehr getroffen, manchmal eher unberührt. Eine richtige Auseinandersetzung mit dem Thema, außerhalb einiger hingeworfener Worte, findet jedenfalls nicht statt. Er mordet nicht viel weniger aggressiv, als sonst aber M findet es viel schlimmer als sonst bzw. erst vertraut sie ihm, dann wieder nicht, dann wieder und dann wieder nicht, man hat offenbar einer Blume die Blätter ausgerupft. Dann ist da noch die eigentliche Story um Bösewicht Mathieu Amalric als Dominic Greene, die sich um eine Revolution in Bolivien dreht. Greene hat eine coole völlig ausrastende Kampfszene im Finale, ist aber ansonsten ein langweiliger kleiner toxischer Boyfriend. Sein Plan ist für Bond Verhältnisse eher klein geraten und wird auch erst in den letzten 20min des Films so richtig wichtig. Insgesamt ist das eine Standardgeschichte ohne Besonderheiten.

      Bleibt noch die Rachestory von der braun angemalten ukrainischen Schauspielerin Olga Kurylenko als bolivianische Agentin Camille Montes. Sie macht das super, hat schöne Actionszenen und einen beeindruckend brutalen Endkampf. Eine Menge ihrer Hintergrundgeschichte muss sie aber wie alle Protagonisten in dem Film irgendwann einfach ausschütten, da der Film keinerlei Bindung zwischen den Charakterpassagen und den Actionszenen hat. There is no show don't tell. Ihr Zusammenbruch im brennenden Hotel am Ende, ist trotzdem ein starker Moment. Der Film lebt ansonsten von den guten schauspielerischen Leistungen: Judi Dench ist wieder super und ich mag den neuen Felix Leiter. Craig gibt ebenfalls sein Bestes die Wirren des Plots zu überwinden und bleibt ein sehr körperlicher Bond, der alle Szenen dominiert und trotzdem sympathisch bleibt.

      Am Ende stehen wir dann wieder am Anfang, der Film endet faktisch identisch zum Vorgänger. Wieder sehen wir den finalen Bond, der jetzt die typischen James Bond Abenteuer angehen soll. Wie wir wissen wird es ein leeres Versprechen mit Höhen und Tiefen bleiben.

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        Das ist Daniel Craig erster Einsatz als James Bond und Martin Campbells zweiter Einsatz nach GoldenEye als Regisseur. Es ist meiner Meinung nach der beste Bond-Film bis heute. Das liegt ganz besonders an Craig, der hier den schmalen Grat zwischen professionellem und kalt agierendem Killer und einem richtigen Menschen mit Gefühlen findet. Die Bondfantasie dreht sich um die Idee eines beeindruckend agierenden Mannes, eines in seiner Zeit idealen Mannes. Dazu gehört die Kompetenz aber mittlerweile auch ein gewisses Maß an Selbstreflexion samt lockerer Präsentation. Craig ist der moderne Archetyp dieser Fantasie, er verleiht der Rolle das Maß an Größe, Körperlichkeit und Härte, welche die Rolle braucht und kann damit auch die Ironie und am Ende auch die Gefühle präsentieren, die der Abrundung dienen sollen. Er ist meiner Meinung nach der beste Schauspieler in der Rolle seit Connery.
        Aber es ist auch die Bondformel, die hier in die Moderne transportiert wird. Das gilt auch für die wieder sehr handgemacht wirkende Optik und die nahezu unsichtbare CGI. Die Parkour Run Szene gehört zum Besten was je in einem Bond-Film zu sehen war und das gerade, weil sie so real wirkt. Craigs Körper hat ein Gewicht, eine Schwere und Grenzen, die es zu überwinden gilt. Man sieht seine Verletzungen, fühlt seinen Schmerz und sieht ihn letztendlich gewinnen und dabei coole Sprüche machen. In allen Kampf und Actionszenen sind die Gegner wirkliche Gegner, man sieht keine maskierten Wellen von Computerspielchargen, sondern einzelne professionell agierende Killer, die man nicht wegpustet. Das macht jede Konfrontation im Film zu einem Erlebnis.
        Wie jeder Bond-Film ist auch dieser nicht frei von Logiklöchern und übertriebenen unrealistischen Dialogen aber das bleibt hier alles unter der Bullshit Schwelle. Es bleibt cool und wird nicht lächerlich. Selbst die dick aufgetragenen Liebesschwüre kurz vor Ende des Filmes gehen gerade so, um dann 10 min später auch verdientermaßen ihren Payoff zu bekommen. Und wo wir bei der Liebe sind: Eva Green als Vesper Lynd ist die Bond Woman, verführerisch, verboten gutaussehend, kühl zu Beginn und unterleibskitzelnd hingebungsvoll am Ende. Die beiden haben so gute Chemie zusammen. Selbst wenn ihre Dialoge drüber sind, dann machen sie trotzdem Spaß. Es sind Sätze die Leute auf Twitter schreiben um zu betonen das sie das gern gesagt hätten, wenn es in der Realität eher ein „mmmhhh Hi, schönes Wetter heute, nich?“, war. Die beiden sind zusammen überlebensgroß aber so soll das eben sein, das ist die Welt, die wir sehen wollen.
        Kein Kartenspiel wurde je so gut gefilmt und das gilt auch für den ganzen Film. Der Film sieht so wundervoll aus, jede Einstellung wirkt komponiert, jede Kleidung passend und jede Ansicht bietet eine ganze Welt. Es ist die Optik eines modernen Films, der sich damit auch endlich von den alten Filmen absetzen kann. Was die Vorgänger noch durch CGI kaputtgemacht haben, ist hier klar verbessert, so konnte Goldfinger damals nicht aussehen.
        Bleibt noch der ganz kleine Bösewicht des Films Mads Mikkelsen als Le Chiffre. Selten war ein Bösewicht so beeindruckend, obwohl er so ein armes Würstchen ist. Der Film zeigt, wie man mit einem guten Schauspieler auch einen Auftakt zu einer längeren Reise ansprechend gestalten kann. Dazu gehört auch das man am Ende im Kinosessel sitzt und sofort den nächsten Film sehen möchte aber leider werden hier die Regeln modernen Filmemachens dazwischenfunken. Ach und die Rolle von Judi Dench als James Bonds M(utter) besprechen wir dann in Skyfall…

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          Deciuscaecilius 04.11.2022, 21:01 Geändert 04.11.2022, 21:11

          Das ist der ach wer weiß schon wievielte Spiderman Film aber dieses Mal animiert. Es ist primär ein Kinderfilm aber dank der optischen Qualitäten, kann man gut mitschauen. Die Story ist allerdings wie immer dieselbe. Scheinbar ist an Superhelden primär ihre Vorgeschichte interessant. Wir sehen hier also die Originstory der Miles-Morales-Spiderman-Version, der einem multidimensionalen Schlamassel, das Kingpin ausgelöst hat, Herr werden muss. Dabei stolpern noch diverse andere Spiderman Versionen aus anderen Universen in die Sache, um dem jungen und anfangs sehr hilflos ungeschickten Miles bei der Arbeit zu helfen.
          Das hat überraschend viel Charme, die Miles Figur ist gelungen und angenehm anschlussfähig in seinen „coming of Age“ und „Fish out oft the water“ Problemen. Die anderen Spidermanversionen sind lustig und dabei tief genug, um auch im Spaß noch als glaubwürdige Figuren zu erscheinen. Der Bösewicht Kingpin ist eben Kingpin, Motivation und Eigenschaften bracht es wenig. Das Ganze ist aber vor allem brillant animiert, der Stil imitiert Bookpanels, die aber immer wieder in wilden Farb- und Actionsequenzen explodieren, wie es nur ein animierter Film kann. Es ist atemberaubend und selbst in kleinen und einfachen Panels ein Fest des Sehens. Man reitet stundenlang durch immer verrückter werdende Welten und wahren Drogenträume. Der ein oder andere Spruch ist lustig und Spannung kommt auf, weil man dem jungen Kerl Glück wünscht.
          Der ganze Film ist ein einziges Statement für die Umsetzung von Comics zu animierten Filmen, statt in der naturgemäß limitierenden und immer ein wenig angebunden wirkenden Form des Realfilms mit allen Beschränkungen, die dieser so mitbringt. Das ändert nichts an der grundsätzlich eher kindlichen Idee von Superhelden, als Ermächtigungsfantasien von Teenagern aber es lässt Welten entstehen, die den Vorbildern gerecht werden. Und irgendwie ist das auch die Moral des Films, jeder kann Spiderman sein, in der Fantasie wie eben auch im animierten Film und das macht diesen Film zur besten Spidermanversion, die ich bisher gesehen habe.

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            “You said something about coming down together?” Das hat man wohl etwas zu direkt verstanden. Fassen wir das Gute kurz zusammen: Die Verfolgung mit den Hovercrafts am Anfang ist etwas drüber aber unterhaltsam und die Fechtszene ist insgesamt sehr gelungen, die eskaliert eindrucksvoll und die Zerstörung des Klubs ist amüsant. Kuba sieht gut aus und bis hierhin macht auch Bonds typische Art noch Spaß. Dazu macht Rosamund Pike als Miranda Frost für ihr Filmdebüt einen fantastischen Job. Diese kalte Präsenz, das zarte blinken in den Augen, wenn sei etwas Böses tut, sind eindrucksvoll. Die Szenen mit ihr gewinnen fast immer nur durch ihre Anwesenheit.
            Aber der Rest ist so drüber, dass da selbst Moonraker nicht mithalten kann, und Moonraker ist der besser aussehende Film, auch heute noch. Man hat sich damals so viel Mühe im Detail gegeben und die Schwächen der Technik möglichst gut kompensiert, dass man den noch gut ansehen kann. Die Another Day ist das ganze Gegenteil davon. Die CGI ist schrecklich, schrecklich auffällig, schrecklich schlecht gealtert und hässlich wie die Nacht. Berühmt ist die ganze „Surfing auf der Tsunamiwelle“ Szene aber das Flugzeug im Endkampf, die Außenansichten in Island oder der Hubschraubersturz aus dem Flugzeug, sehen genau so schrecklich aus. Dazu kommt die ganze Künstlichkeit des Films, der ganze Styropor Kunstschnee, die Plastikwände die Eis sein sollen und überhaupt das völlige Fehlen eines Gefühls für die Umgebung. In diesem Eispalast fühlt es sich nicht kalt an, das Wasser wirkt nicht kalt und einfach niemand wirkt bedrohlich, alle wirken nur lächerlich.
            Das Robocop Outfit von Toby Stephens als Gustav Graves ist so blöde und überhaupt spielt Stephens so theatralisch, dass er nicht wirken kann. Vermutlich kann er da gar nicht so viel dafür, weil die ganze Story um Graves einfach so unglaubwürdig albern ist, dass man das nicht retten konnte und wieso zum Teufel hat sein Kumpel den ganzen Film lang diese Diamanten im Gesicht? In diesem Film soll alles cool sein und ist es genau darum gar nicht. Darunter leidet auch Halle Berry als primäre Bond Woman Jinx Johnson. Sie versucht so krampfhaft abgeklärt und tough zu sein, dass man verzweifeln könnte. Was gar nicht hilft, ist das es gefühlt kein Gespräch mit weiblicher Beteiligung im ganzen Film gibt, indem nicht ein Sex Spruch nach dem anderen kommt. Die ganze Einführung von Jinx ist ein einziger Dirty Talk aber einer der gewaltig peinlichen Art und das bleibt so.
            Das Setup mit Bonds Gefangennahme und Folterung wirkt anfangs wie ein interessantes Setup aber das ist direkt danach wieder vergessen und Bond agiert den ganzen Film über, als wäre es nicht passiert. Ach und mein Gott, was sollten diese beiden peinlichen VR-Szenen im Film? Hält der Film die Zuseher für blöde? Braucht das Franchise, das berühmt war für die besten Actionszenen, nun Traumszenen wie eine Fernsehserie, um überhaupt noch zu überraschen oder schocken zu können? Der Film ist die Parodie eines Bondfilms mit absurder Story, schlechtem Pacing und größtenteils hässlicher Bildsprache. Die ersten 45min wirken noch solide aber dann geht die Sache den Bach hinunter. Um Roger Moore zu zitieren: “I thought it just went too far – and that’s from me, the first Bond in space!”

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              Deciuscaecilius 02.11.2022, 21:22 Geändert 02.11.2022, 21:28

              Fassen wir das Drumherum kurz: Es ist wieder ein solider Film, die Musik ist gut, dass Cold Open mit der Motorbootjagt ist genial, die Story ein bisschen geerdeter und der Film kommt etwas ernster und düsterer rüber als seine Vorgänger. Die Action ist abseits der Eröffnungsszene allerdings eher mittelmäßig choreografiert und dem Film insgesamt mangelt es an schönen Schauplätzen und beeindruckenden Bildern. Dazu tragen auch schlecht gealtertes CGI und etwas hineingedrückt wirkende Nebenschauplätze bei.
              Mittel- und Höhepunkt des Films ist eine Art Konflikt- und Liebesdrama zwischen Brosnan, Sophie Marceau als Elektra King, dem nominellen Bösewicht Robert Carlyle als Renard und Judi Dench als M. Das Quartett verbindet ein komplexes Muster aus Schuld, Sühne, Rache, Liebe, Hass und Eifersucht, um das der gesamte Plot gestrickt ist. Speziell Marceau lässt mit einer Mischung aus unschuldigem Mädchen, verführerischer Frau und brutaler Femme Fatale den Zuseher beeindruckt zurück. Brosnan profitiert sehr davon, eine so gute Schauspielerin als Gegenüber zu haben, und beide zusammen bilden ein konfliktreiches und aufregendes Paar. Das trifft auch auf den fast bemitleidenswerten Renard zu, den Carlyle mit Verzweiflung und Hingabe spielt, der aber leider zu wenig Zeit hat sich zu entwickeln. Schließlich ist auch Dench in ihrer Schuld gefangen und Brosnan beginnt sichtlich einen gewissen Mutterkomplex zu entwickeln, der dann erst mit Craig in Skyfall voll und ganz zum tragen kommen soll. Diese Charakterzeichnungen sind alle dramatisch und fesselnd aber leider räumt der Film ihnen nicht genug Platz und Zeit ein, besonders ärgerlich ist, dass wir die eigentliche Verführung von Bond durch Elektra nicht zu Gesicht bekommen und uns die beiden einfach nach dem Akt präsentiert werden. Leider hat der Film hier nicht die Eier einmal das klassische Muster der Filme zu sprengen und sich ganz auf die Kunst seiner Hauptdarsteller zu verlassen.
              Dafür spricht das man sich dazu entschieden hat, unnötigerweise noch eine Bond Woman zu spendieren, nur damit Bond am Ende mit jemanden vögeln kann. Das hat dem Film und am allerwenigsten Denise Richards zu sehen als Dr. Christmas Jones gutgetan. Richards ist vermutlich nicht das größte schauspielerische Talent aber so hilflos und deplatziert wie sie, hat noch keine Frau in einem Bond Film gewirkt. Nach Wild Things und Starship Troopers, in denen sie solide Leistungen zeigt, ist das dann wohl auch der Regie geschuldet. Weder ist ihre Rolle wichtig für den Film, noch passt die Rolle zu ihren Fähigkeiten und in vielen Szenen wirkt sie auch nicht so, als hätte man ihr hilfreiche Regieanweisungen gegeben. Der Film hat ihr letztlich nur ein paar blöde Namenswitze geschenkt, die sie damit direkt in die Ahnenreihe von Holly Goodhead, Pussy Galore und Mary Goodnight setzt. Ach und vielen Dank das dieser Film uns dazu noch Dr. Molly Warmflash gegeben hat, zum Jahrtausendende waren offenbar noch ein paar Witze aus den 60er übrig.
              Das war also wieder ein Bondfilm, der sich zu billig verkauft hat. 30 min zu lang, ein Hubschrauber mit Kreissäge zu viel und zu wenig des zentralen Konflikts, lassen den Film am Ende nur Mittelmaß werden. Schade das man aus den Ansätzen nicht mehr gemacht hat.
              Last but not least: Farewell Desmond Llewelyn

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                Deciuscaecilius 31.10.2022, 21:51 Geändert 01.11.2022, 19:45

                Der erste und leider einzige Bond Film mit Michelle Yeoh als Bond, leider nur mit einem gelangweilt wirkenden Bondboy gespielt von Pierce Brosnan an ihrer Seite. Aber im Ernst: Bei aller Kritik ist das ein ganz solider, sogar etwas überdurchschnittlicher Bondfilm, der hauptsächlich unter der Profillosigkeit seines Hauptdarstellers leidet. Selbst die holzhammermäßige Medienkritik könnte man noch durchgehen lassen, wenn man etwas mehr empfinden würde. Glücklicherweise ist die Action im Film dagegen wieder wirklich gelungen, ich mag das ganze Cold Open rund um die Flucht im Fighter Jet und die wilde Verfolgung im ferngesteuerten Auto im Parkhaus. Beides ist sehr Bond like, voller irrwitziger Ideen und damit sehr unterhaltsam.
                Großes Highlight ist aber die gesamte Sequenz von der Flucht aus dem Hochhaus, der Motorradfahrt, Duschszene und der abschließenden Kung Fu Prügelei in Saigon. Yeoh und Bond arbeiten hier mitreißend zusammen, dass hin und her der beiden ist wunderbar, die Action spektakulär und die Duschszene ist auch die einzige Szene, in der man eine erotische Spannung zwischen den beiden spüren kann. Der Sprung über den Hubschrauber ist ein super Stunt und Yeoh hat hier die beste Kampfszene des Films. Damit trägt Yeoh auch einen nicht unerheblichen Teil zum Charme des Films bei, leider hat sie viel, aber immer noch zu wenig Screen Time. Glücklicherweise ist sie aber deutlich präsenter als Teri Hatcher als Paris Carver, die viel traurig guckt aber darüber hinaus, so wirkt, als wäre sie lieber in irgendeinem anderen Film.
                Die Story hingegen: Ein schwer reicher Industrieller, Jonathan Pryce als Elliot Carver, will zwei Weltmächte in einen Krieg verwickeln, hatten wir erst dreimal also warum nicht noch ein viertes Mal und warum nicht diese Mal, mit noch unglaubwürdigerem Grund als die Male davor? Pryce versucht, den Unsinn wirklich sehr bemüht darzustellen aber dass man die Welt untergehen lässt um die Nachricht zuerst zu haben, ist schwer zu kaufen. Sein ganzes Team bleibt ebenfalls blass, hat wenig zu tun und vieles am böse sein, wirkt arg bemüht. Zum Beispiel wirkt die Beschreibung der Folterpläne von Stamper in diesem durch und durch braven Familienfilm völlig deplatziert.
                Leider ist auch die große Endsequenz eher klein geraten, das Set ist mittelmäßig, es wird insgesamt zu viel mit Maschinengewehren herumgefuchtelt und naturgemäß erstaunlich wenig damit getroffen. Die Tode beider Hauptbösewichte wirken sehr konstruiert, wie auch die Rettung von Yeoh wirklich unglaubhaft ist. Vermutlich musste Bond sie aber retten, weil er ihr nur aus Dankbarkeit einen Kuss hätte abschwatzen können. Die beide haben gute Chemie zusammen aber es sah wirklich nicht nach sexueller Anziehung aus.
                Insgesamt wirkt Brosnan ein wenig limitiert, wie eine Hülle in die man die wichtigsten Bondeigenschaften gestopft hat und die er jetzt eben darstellt. Auch in diesem Film gibt es wieder einen Versuch, aus seiner Geschichte und Charakterisierung mehr zu machen, aber das scheitert erneut. Wohl erstens, weil gar keine Verbundenheit mit Hatcher zu spüren ist, zweitens weil man ihm das nicht abnimmt, und dann drittens warum haben sie nicht eine echte Bond Woman zurückgeholt, um eine Ex zu spielen? Das hätte der Szene das Drama ganz natürlich eingehaucht.
                Ach und last but not least: Dieses BWM Produkt Placement ist wirklich nervig, Bonds Aston Martin steht in jedem Film irgendwo herum aber die Arbeit macht er jetzt mit einer Familienlimousine von BMW. Warum?

                • 5 .5

                  Es ist ein bisschen schwierig, den Quark zusammenzufassen. Versuchen wir es: John Wick hat gegen die Regeln verstoßen, wird daher gejagt, wandert wie Moses in die Wüste, wird rehabilitiert aber seine Freunde nicht, also hilft er ihnen und wird wieder auf die Liste gesetzt, tötet alle usw. pp. Wobei das alles egal ist, scheiß auf die Handlung! Die Actionscenen sind so gut wie in den beiden anderen Teilen, schnell, hart und übersichtlich inszeniert und nur das hält den Film am Leben.
                  Der Rest ist unerträglich aufgeblasener esoterischer, pseudoreligiöser Bullshit, der mittlerweile den halben Film im Würgegriff hat. Es wird minutenlang über sinnlosen Kram gelabert, nur um eine Begründung dafür zu haben, die nächsten 10 maskierten Bösewichte ab zu metzeln. Das ist irgendwann ermüdend, weil diese Abfolgen immer länger und größer werden. Der Reiz an John Wick war das Besondere der Kampfchoreografien und Orte, das kurze und heftige, es war gerade nicht die ewige Repetition.
                  Die maskierten Computerspielgegner nerven, ebenso wie die computerspielartige Levelarchitektur, bei der auf jeder Ebene neue Standard-, Elite- und schließlich Endgegner erscheinen. Außerdem geht mir dieser ganze Verschwörungsmythos gehörig auf den Keks. Wenn es wenigstens Humor oder Ironie zeigen würde, was völlig selbstverständlich wäre, bei dem immer größer werdenden Unsinn. Warum braucht es dieses ganze unlogische Killerregelwerk überhaupt, sie hätten doch einfach seinen Hund erschießen können…

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                  • 8 .5

                    Da ist er der erste Bond-Film mit Pierce Brosnan und fangen wir der Einfachheit halber mit allem Schlechtem an. Das Produktplacement des BMW ist aus der Hölle, die Karre hat keine Funktion im Film außer einem Werbespot mit Q als Präsentator. Der wichtigste Punkt aber ist das man nicht so richtig weiß, wo dieser Bond hinwill. Offensichtlich versucht man ihm eine zynischen und irgendwie unter dem Job und einer gewissen Einsamkeit leidenden Charakter zu geben, aber das kollidiert mit dem offensichtlichen Spaß den Brosnan hier hat. Damit fällt auch die kombinierte Liebes- und Character-Arc Szene am Sonnenuntergangsstrand ziemlich flach. Man nimmt diesem Bond die Szene nicht ab.
                    Dafür ist der Tina Turners Song samt der Eröffnung Sequenz der Hammer. Auch das Cold Open samt seinem völlig übertriebenen Flugzeugsprung (CGI?) Setzt sehr schön den Ton und einige Handlungsbögen des Films. Das geht dann auch so weiter, dieser Bond-Film ist erstaunlich elegant gemacht, keine Szene ist langweilig, immer passiert etwas Lustiges, Spannendes oder Beeindruckendes. Es ist in der Hinsicht der komprimierteste Film bisher. Alles hat seinen Platz und es bleibt kaum eine Minute, die nicht mit Spaß gefüllt ist. Einiges davon ist legendär wie die Panzerjagd durch S. Petersburg oder das Bungee-Jumping vom Damm. Anderes ist einfach aber perfekt, wie der unglaublich präzise Kampf zwischen Bond und Alec am Ende. Das ist so gut, auf kleinstem Raum und hart und schnell, dass man das nicht so schnell vergisst.
                    Damit sind wir dann auch bei den Protagonisten: Sean Bean als Alec Trevelyan 006 ist ein perfekter Bösewicht. Er spielt das Gegenstück zu Bond perfekt, immer wieder provozieren sich die beiden, wie sie sich am Anfang noch geneckt haben und die Beziehung fühlt sich dadurch real an. Es ist die ganze Zeit ein Spaß, den beiden zuzusehen. Famke Janssen als Xenia Onatopp ist für mich die beste Femme Fatale bisher. Dieser sexuelle Kick, den sie aus den Tötungen zieht ist so drüber aber gleichzeitig so faszinierend, weil Janssen das mit viel Wonne und Entzücken spielt. Man wünscht sie sich Onatopp. Auch alle anderen Bösewichte und Nebencharaktere sind gut geworden, jeder hat seinen Tick oder eine kleine Eigenheit und passt perfekt zu dem, was er tun soll. Und obwohl man kaum alle aufzählen kann, gehört ein shoutout Alan Cumming als Boris Grishenko, so irre ist noch kein Hacker gespielt und getötet worden.
                    Izabella Scorupco als Natalya Simonova spielt die beste Version einer unerfahrenen Frau, die sich in dem ganzen Geheimdienstkram nicht wohlfühlt. Sie agiert nie unlogisch, sondern man hat dem Charakter eine angenehme Tiefe und viel Selbstbewusstsein gegeben. Sie ist sexy und hat coole Charakterszenen, besonders wenn sie Bond und die anderen harten Männer zur Ordnung rufen muss. Bleibt noch Judi Denchs erster Auftritt als M, der ebenfalls gut geworden ist. Der Konflikt zwischen der kühlen Analystin, die einfach versucht ihren Job gut und menschlich zu machen, aber nun leider diesen Dinosaurier am Hals hat, wird in einer einzigen aber brillant geschriebenen Szene illustriert und wird den Ton der Filme bis heute setzten. Wie schon gesagt fehlt hier leider ein bisschen Tiefe und Definition bei Brosnans Bondinterpretation und bei der Figur James Bond insgesamt. Brosnan bleibt hier flach wie schon Roger Moore vor ihm.
                    Dieser Film begeistert dafür mit einer Unmenge an coolen Sprüchen und gut ausgelegten Ideen, die sich am Ende alle auszahlen. Die von Goldfinger gesetzte Bondformel ist noch nie so perfekt umgesetzt worden wie hier und das macht den Film zu einen der besten Filme der Reihe.

                    • 9
                      über Sicario

                      Das Haus eines Drogenkartells in Arizona wird vom FBI gestürmt, darin 20-30 verstümmelte Leichen hinter Gipskartonwänden und im Schuppen eine Sprengfalle, die zwei Polizisten das Leben kostet. Kate, gespielt von Emily Blunt, hat die Leitung und wird kurz darauf in die Zentrale beordert und einem mysteriösen Team zugeteilt, dass die Sache weiterverfolgen soll. Mit im Team ist Alejandro, gespielt von Benicio del Toro, dessen Funktion und Rolle erstaunlich wage bleibt.
                      Das ist ein Kriegsfilm, ein Antikriegsfilm, um genau zu sein, ein Film über die Dehumanisation im Krieg. Wir sehen das genau, denn wir sind immer an Kates Seite. Blunt spielt grandios, die zwar toughe aber fest auf dem Boden des Gesetzes stehende Polizistin, mit ihr rennen, fahren und schießen wir uns, verwirrt wie sie, durch eine neue Ordnung. Diese wilde Jagd durch das mexikanisch amerikanische Grenzgebiet ist grandios inszeniert, die militärisch geprägten Einsätze sind choreografiert wie ein Ballett, lange Shots orientieren uns in einer kargen einsamen Welt und plötzlich einsetzende Orientierungslosigkeit durch schnelle Schnitte halten uns in atemloser Spannung.
                      Unsere Desorientierung ist also keine im Raum, es ist eine moralische, eine gesellschaftliche eine Desorientierung unserer Werte, die sich auflösen in einem Krieg, der sich nicht an die Regeln des Krieges hält, weil er offiziell keiner ist. Es ist eine Schlacht, die nicht zu gewinnen ist, mit den Mitteln die Kate zur Verfügung stehen. Die Musik von Jóhann Jóhannsson trägt zu diesem Gefühl der Entgrenzung bei, baut sich immer wieder verstörend auf und zerfließt wieder in der Umgebung.
                      Ordnung in dieses Chaos kann nur Alejandro bringen, dem del Toro ein geisterhaftes zutiefst bedrohliches Auftreten gibt. Er weiß, was zu tun ist und das hat nicht mehr viel mit unseren Gesetzten zu tun, im Krieg sind alle Mittel erlaubt und in der Rache sowieso. Man möchte duschen nach dem Film, so tief reißt er einen hinein in diese Welt in Auflösung. Noch nie war ein so dunkler Ort so hell ausgeleuchtet. Nur blenden lassen sollte man sich davon nicht, denn Alejandro wird den Krieg nicht gewinnen und wir sollten froh darüber sein, dass wie mit Kate bedrückt zurückbleiben aber immer noch die Chance haben ein anderes Leben zu führen.

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                        Deciuscaecilius 29.10.2022, 13:54 Geändert 29.10.2022, 13:57

                        „You earned it so you keep it“, zischt Bond dem CIA-Verräter entgegen, bevor er ihm den Koffer mit dem zwei Millionen zuwirft und dieser zum weißen Hai ins Becken fällt. Ich bin mir sicher, dass dieser Film kein guter James Bond Film ist. Die Frage die sich stellt ist, ob er ein guter Film ist und ob er die Reihe hätte weiterentwickeln können. Das Thema hat sich allerdings erledigt, denn es war Daltons letzter Bond Film und die Serie wechselte wieder zu leichterem Ton und typischer Bondformel, mit nur noch sanften Modifikationen. Erst Daniel Craig wird den Ton wirklich verändern.
                        Dieser Film ist ein düsterer Film, ein grausamer Film, ein brutaler Film, der in der ungeschnittenen Version der aktuellen Blu-ray ein R-Rating in den US hat. Das hat Vorteile, weil der Film reale Gefahr für Bond ausstrahlt, hier steht etwas auf dem Spiel und niemand ist sicher. Ein Grund dafür ist das Team aus großartig verabscheuungswürdigen Bösewichten allen voran: Robert Davi als Franz Sanchez, dessen ganzer Sadismus den Film bestimmt, der aber auch mit seinem Loyalitätsfetisch und einem gegenüber den Investoren seines Drogenbusiness aufblitzenden Charme glaubwürdig bleibt und einigermaßen realistisch langsam in den Wahnsinn gleitet. Seine ganze Crew ist etwas besonders aber in intensiver Erinnerung bleibt Benicio del Toro als Dario, der kaum etwas tut aber allein mit seinen dämonischen Gesichtsausdrücken Angst und Anspannung auslöst.
                        Beide Bond Women sind ebenfalls denkwürdig. Talisa Soto als Lupe, spielt die bessere Variante der hilfsbedürftigen Frau. Sie schläft mit Bond sichtlich nur weil sie ihn braucht aber die brutale Kälte die von ihr ausgeht, ist so intensiv, dass man ihr die Rolle absolut abnimmt. Es ist fast schade, dass die Rolle der verzweifelten gequälten Frau, die um Kontrolle kämpft, nicht noch ausgebaut wurde. Besonders im Kontrast zu Carey Lowell als Pam Bouvier, die sensationell aussieht und nie hilflos wirkt, auch wenn sie etwas überraschend schnell Bond verfällt. Ihre Szenen gehören zu den wenigen Auflockerungen im Film und jeder ihrer Auftritte ist wunderbar. Das gilt auch für die beeindruckende handgemachte Action im Film. Von riesigen Feuerbällen, zu in der Luft entführten Flugzeugen, Wasserski ohne Ski oder im 45° Winkel fahrenden Lkws, es ist ein Fest. Vielleicht die beste Action aller bisherigen Bondfilme.
                        Was ist also das Problem? Na ja wenn man mit der ganzen Familie im Kino sitzt, und da wird einem Mann gemütlich von Haien das Bein abgeknabbert, da wird eine Frau ausgepeitscht, ein Mann geschreddert und dem anderen der Kopf gesprengt, wird man sich fragen, wo der beschwingte Vibe von Octopussy hin ist. Man will in einem Bond Film nicht vor Spannung darauf warten wie wunderbare Figuren wie Felixs Frau auf grausame Weise sterben müssen. Das ist ein guter Aufhänger für einen harten 90er Rache Thriller aber nicht für einen Bond Film, der im nächsten Moment jemanden in ein Becken mit Zitteraalen schmeißt, einen Dekofisch die Endszene überlässt, Ninjas mitten in eine Aktionszene platzen lässt oder einen Bar Fight mit einem Schwertfisch austragen lässt. Es ist der Kontrast aus typisch ironisch lustigen Augenzwinkermomenten und der grausamen Gewalt, die direkt danach durchbricht. Der Film hat keinen Ton dazwischen gefunden und wirkt so unangenehm und nicht wie etwas das man als Nachmittagsunterhaltung sehen möchte. Es ist also ein guter Rachethriller aber eben kein guter Bond Film der Zeit. Diese Zeit wird noch kommen und dieser Ton wird noch gefunden werden.

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                          Deciuscaecilius 27.10.2022, 22:14 Geändert 27.10.2022, 22:17
                          über Tenet

                          Puh. Also der Antagonist will aus Gründen die Welt vernichten und der Protagonist will das verhindern. Allerdings hat die Vernichtung der Welt hier mit Zeitreisen zu tun, sodass alle Hauptfiguren über den ganzen Film hinweg sich wechselweise in der Zeit nach vorn und wieder zurückbewegen müssen, um den Film unnötig kompliziert zu machen.
                          Aber fangen wir vorn an, die Schauspieler geben ihr Bestes, sind gut ausgewählt und spielen mit Verve gegen die unsinnig leeren pseudophilosophischen Texte an, die sie die ganze Zeit hastig aufsagen müssen. Dazu spielt die brillant atmosphärische Musik von Ludwig Göransson, unter die Nolan so leise wie möglich alle Sprache gelegt hat. Wenn schon der Plot ein Kreuzworträtsel ist, warum soll man dann auch verstehen, was die Akteure zu sagen haben? Man kann bzw. muss den Film mehrmals gucken, bis man endlich weiß, wer da wann, wo und gerade rückwärts in der Zeit oder vorwärts in der Zeit gereist ist oder welche Motivation, die alle haben könnten.
                          Wobei das egal ist, der Film jedenfalls hat dazu eine klar ausgesprochene Haltung: „Don't trying to understand it, feel it.” Wenn man das hinbekommt kann man die wundervollen Kostüme, die aufgedrehte Aktion und die schönen Räume genießen, ohne sich dabei orientierungslos und dumm fühlen zu müssen. Vielleicht kann man sich auch einfach darin fallen lassen, wie in eine Schiffsschaukel, das Gewackel mag Übelkeit erzeugen, aber es kitzelt so schön untenrum.
                          Um den Kampf der nächsten Generation gegen ihre jeweiligen Vorgänger zu verstehen, geht man sicher lieber zu Fridays for Future, obwohl der Film da scheinbar auch etwas zu sagen hätte, nur dazu mit masturbieren viel zu beschäftigt war. Irgendwie scheint die Zukunft aber sauer auf uns zu sein, nur fügt dies, außer ein paar Dialogen, nichts Fühlbares hinzu.
                          Was bleibt, ist ein netter James Bond Film, mit faktisch nicht existenter Charakterzeichnung, einer finalen Schlacht die Erinnerung bleibt, durch die völlige Abwesenheit eines Gegners und völliger Konfusion des Zuschauers, schöner Atmosphäre und dem überwältigenden Gefühl, dass man etwas sehr Intelligentes gesehen hat. Wie schön das man Sachen explodieren und implodieren lassen kann, einfach nur weil es chic aussieht. Kann sein das genau das Kunst ist, kann auch sein das genau das wegkann.

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                            “I'm glad i insisted you brought that Cello”, bemerkt Timothy Dalton als der neue James Bond beim Surfen auf dem Cellokasten und untermauert damit den sehr unstetigen Ton des Films. Der Gag ist gut aber der Mann dazu ist ernst, nachdenklich, manchmal regelrecht traurig und man fühlt die Last auf seinen Schultern, wann immer er tötet oder dem Tod begegnet. Connery hatte Spaß am Kampf und Moore am Jet Set Leben, woran hat Daltons Bond Spaß? Vielleicht an der Pflichterfüllung aber das ist nicht der Punkt, der die Faszination der Bondfilme ausmacht. Darin könnte das Geheimnis liegen, warum Dalton eher wenig erfolgreich das Franchise bespielte, obwohl zumindest einmal dieser Film hier gut ist.
                            Der Film beginnt mit einer beeindruckenden Actionsequenz, wir sehen grandiose Bilder aus dem Flugzeug über Gibraltar und enden mit einem absolut wahnsinnigen Ritt auf dem Dach eines Autos. Dalton ist dabei sichtlich Teil des Stunts und er bringt unglaublich viel Energie in die Szene. Das setzt sich auch weiter im Film fort, alle Prügelszenen sind schneller und härter als alles im Bonduniversum zuvor. So beeindruckend Jaws oder Oddjob auch gewesen sein mögen, die Kämpfe waren eher langsam und statisch. Hier beginnt moderne Action und Dalton ist der Grund dafür. Das gilt auch für alle weiteren Actionszenen im Film, ob am Flugzeug hängend oder im sehr umfangreich ausgestatten Aston Martin, das alles fühlt sich schnell, beeindruckend und unterhaltsam an.
                            Die beiden Bösewichte dagegen sind kaum Mittelmaß, überhaupt zwei zu haben war keine gute Idee und dann ist Whitaker ganz schön drüber, ohne dabei richtig cool oder beeindruckend zu sein, und Koskov ist schlicht lahm und langweilig. Glücklicherweise sind die Szenen mit Henchman Andreas Wisniewski als Necros hervorragend choreografiert und er kann als einziger wirklich Eindruck schinden. Maryam d'Abo als Kara Milovy ist ein schwieriger Fall. Ich mag die naiven „Fish out oft he water“ Bond Woman nicht so sehr und Kara bestätigt das im Film auch immer wieder, wenn ihre Naivität und schlechten Entscheidungen nerven. Man kann sich nicht richtig vorstellen warum gerade dieser Bond auf sie abgehen sollte. Anderseits ist es eine ganz süße Beziehung zwischen den beiden, die großen Unterschiede bringen etwas Komik in die Sache und ihr Antrieb gibt dem Film Tempo.
                            Der Afghanistanpart ist dagegen nicht gut gealtert und schlägt dem Film außerdem eine Menge unnötig komplizierter aber kaum spannender Handlungswendungen hinzu. Der ganze Abschnitt macht aus dem interessanten Agentenfilm einen mittelmäßigen Kriegsfilm mit sich unpassend anfühlendem Pathos. Dazu nerven im Grunde beide nicht gut und interessant geratenen Enden der Bösewichte. So vergessenswert sie eh waren, so gehen sie auch wieder. Bleiben die Fragen: Kann man mit einem Loch im Cello gute Musik spielen und passt der Bondhumor zu Timothy Dalton?

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                              Der letzte Roger Moore Bond ist ein Film, in dem sein Stuntdouble vermutlich häufiger im Bild ist als er selbst. Moore war mittlerweile 58 Jahre alt und hatte sichtlich Mühe, die Treppen des Eiffelturms zu erklimmen. Um dies noch offensichtlicher zu machen, ist die ganze sichtlich gealterte Crew des MI6 zusammen unterwegs und steht dabei im krassen Gegensatz zum jung dynamischen Duo aus Christopher Walken als Max Zorin und der phänomenalen Grace Jones als May Day beim Pferderennen von Ascot. Insgesamt ist der Film daher auch etwas ruhiger und hat den übersteuerten Antrieb von Octopussy verloren.
                              Die Action im Film ist gewohnt gut, das Ski Rennen am Anfang ist silly aber wirklich gut gefahren, der Fallschirmsprung vom Eiffelturm ist super, die Jagt durch Paris danach superamüsant und die Endschlacht im Bergwerk und auf der Golden Gate, sind beide auf ihre Art denkwürdige Ereignisse. Die Energie mit der Walken seinen wahnsinnigen Sorin spielt, trägt dabei viele andere Szenen und besonders seine plötzlichen Ausbrüche heftiger Skrupellosigkeit, namentlich das Gemetzel im Bergwerk, sind beeindruckender Mittelpunkt des Films.
                              Wobei mit einer Einschränkung: Immer, wenn Grace Jones im Bild ist, stiehlt sie allen die Show, es ist an manchen Stellen ein Jones Film und ihr Mix aus Bedrohlichkeit, Spaß, Überschwänglichkeit und Sexyness überschattet dabei besonders die eigentliche Bond Woman Tanya Roberts als Stacey Sutton. Sutton hat es schwer im Film, ihre Rolle ist die mittlerweile übliche Mischung aus Anfangs starker Frau mit Selbstbewusstsein, die dann im Laufe des Films zur absolut hilfsbedürftigen Bürde für Bond wird. Bonds Verhältnis ihr gegenüber ist den gesamten Film über bestenfalls als paternalistisch zu beschrieben und ihre Hilfeschreie hallen dem Film noch eine Weile nach.
                              Intro und Musik von Duran Duran sind dagegen der Hammer und zusammen mit das Beste was man in der Bondserie Serie zu sehen bekommen wird. Der Plot ist eine interessante Variante der Goldfinger Geschichte aus der auch kräftig Inspiration gezogen wurde. Der Film lebt aber eh von den Charakteren und auch der alte Bond macht das erstaunlich gut, bei allen körperlichen Schwächen und den sehr bemüht wirkenden Prügeleien mit anderen alten Männern, ist er gut drauf, lustig und hat ein paar schöne Szenen mit Patrick Macnee als Sir Godfrey Tibbett. Der gesamte Plot um den KGB hätte aber besser weggekonnt.
                              Das alles zusammen sorgt für gute Unterhaltung. Ich bin froh das Bond den Sex mit Grace Jones überlebt hat aber immer noch verwundert warum das nicht alles ein bisschen an sein Alter angepasst wurde und das man nicht für einen etwas schöneren Abschluss der Ära gesorgt hatte. In den Armen von Maud Adams am Ende von Octopussy sah er ganz zufrieden aus. Sie vielleicht in die Story zu integrieren und dann in den Sonnenuntergang zu reiten, wäre schön gewesen aber die Serie schien hier noch weniger in Seasons und Reboots zu denken als heutzutage.

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                                “All i want is a sweet distraction for an hour or two.”, singt Rita Coolidge am Anfang und das muss auch das Motto für den Film sein. Octopussy hat nicht nur einen aufmerksamkeitsheischenden Titel, sondern es ist auch ein aufmerksamkeitsheischender Film. Es vergehen kaum einmal 10 Minuten zwischen großen Actionsequenzen und vieles davon ist atemberaubend. Es stehen und liegen tatsächlich Stuntman auf einem fliegenden Flugzeug, hängen an fahrenden Zügen und wir rasen im Minidüsenjet durch Lagerhäuser. Der Film packt alles auf einen Haufen, nur ins Weltall fliegen wir dieses Mal nicht. Stattdessen hat man Indiana Jones gesehen und so kämpfen wir auch noch mit Spinnen, Tigern, Schlangen und Krokodilen im indischen Dschungel. Es ist ein Fest für alle die den Wahnsinn und praktische Stunts lieben, hier stolpert noch kein Black Adam durch verwaschene CGI.

                                Roger Moore ist mittlerweile ein alter Mann aber er hat sichtlich Spaß in dem Film, allein sein Gesicht erzählt mehr als die Story des Films es vermag. Seine Sprüche sitzen wie eh und je, und mit Maud Adams als Octopussy hat er eine gut passende Partnerin an der Seite. Adams ist nur 20 Jahre jünger als Moore (bei Carole Bouquet im Vorgänger waren es noch über 30) und die Beziehung der beiden wirkt etwas realistischer. Leider hat Adams keinen Auftrag in dem Film, sie ist die Liebhaberin, wird von den Bösen betrogen aber richtig aktiv darf sie nie sein. Am Ende muss sie dann wie immer gerettet werden.
                                Die Bösewichte sind zu viele aber sowohl Louis Jourdan als Kamal Khan, der diesen schön schmierig aber sehr kontrolliert mit französischem Akzent spielt, wie Steven Berkoff als General Orlov, der dagegen völlig enthemmt, hasserfüllt mit Hang zum Wahnsinn mimt, wie auch Kabir Bedi als Gobinda, der die Ruhe selbst mit großer Körperlichkeit und einer Aura der Bedrohung gibt, sind an sich gut gelungen.

                                Die Story rund um die Atombombe ist im Kern eine perfide und gut durchdachte Idee aber da so viele Protagonisten und Schauplätze darum gestrickt werden müssen, artete der Plot teilweise in völlige Konfusion aus. Man muss das alles hinnehmen, laufen lassen und um Gottes willen nicht darüber nachdenken wie unnötig kompliziert und unglaubwürdig das zeitlich und geografisch aus dem Ruder laufende Finale ist. Es baut wenigstens eine spannende Dringlichkeit auf, die einem am Ball hält.

                                Bleibt das Problem, das schon wieder niemand Vertrauen in die Action allein hatte, einfach alles muss mit einem Gag oder Ironie verkleidet werden. Bond schwingt sich mit Tarzanschrei an Lianen durch den Dschungel, sagt „Sitz!“ Zum Tiger im Wald, fliegt mit einem Heißluftballon mitten in eine Schlacht, fährt im Krokodil durch indische Flüsse und hastet als geschminkter Clown durch die Zirkusarena. Der Film ist zeitweise eine Farce. Für den Indienschauplatz hat man außerdem Klischeebingo gespielt und gewonnen, Kobras, Schwertschlucker, Schafsaugen, Fakire, you name it, es ist dabei. Wenn es dann aber zur großen Schlacht der indischen Schmugglerorganisation kommt, hat man große Schwierigkeiten irgendeine der Frauen als indisch zu identifizieren, weiße Haut und blaue Augen überall…

                                Es ist ein großer und gleichzeitig schwieriger Spaß. Und doch, ich kann kaum sagen warum eigentlich aber der Film fesselt einen mit dem ganzen Kram 2h vor den Bildschirm. Wie auch immer die Bondmacher das machen, aber diese bekloppte Formel funktioniert, ich würde den wieder gucken…

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                                  Deciuscaecilius 23.10.2022, 12:48 Geändert 03.11.2022, 23:19
                                  über Dunkirk

                                  In Dunkirk wird die Geschichte der Evakuierung bzw. Flucht der britischen Armee vom Kontinent zurück nach England im Zweiten Weltkrieg gezeigt. Dabei werden 2 Wochen der Armee am Strand, 1 Tag eines zivilen Rettungsbootes und 1h eines Jagdfliegers abwechselnd zusammengeschnitten.
                                  Die Idee folgt der Obsession von Christopher Nolan in jedem Film mit Zeitebenen zu spielen und es ermöglicht dem Film ohne lineare Dramaturgie auszukommen. Die 90 Minuten Film sind eine einzige Actionszene mit vielen kleinen immer wieder hochdramatisch komprimierten Spannungsbögen.
                                  Die Musik Zimmers hämmert dazu die ganze Zeit und alle Bilder sind perfekt. Nie hat man Explosionen so direkt gesehen, sahen untergehende Schiffe, abgeschossene Flugzeuge und ertrinkende Soldaten so realistisch aus. Man kann dem Film kaum entkommen, sich nur unterwerfen unter den Druck der Bilder. Die Menschen sind dagegen zurückgenommen, Dialoge selten und kurz, Nolan verschiebt seine Figuren wie auf einem Schachbrett von einem Spannungsbogen zum nächsten. Der Feind bleibt dabei körperlos und der Film wird zum Spektakel.
                                  Kenneth Branagh darf als Commander ein paar pathetische Worte über den Krieg sagen aber das dient hier nicht zur Orientierung des Zuschauers, es soll dem kalten gefühllosen Film die Brücke zum Pathos bauen. Und dieses Pathos setzt am Ende gewaltig ein, Winston Churchills Rede wird gelesen, Zimmers Musik setzt zum letzten Stakkato ein und ein blinder Mann verteilt Decken. Ein Kriegsfilm ohne Einstellung zum Krieg, ohne Feinde, ohne Charaktere aber mit dem Willen zum Sieg und trotzdem oder deswegen erstaunlich wirkmächtig.
                                  Leider baut der Film so aber keine Sympathie auf und produziert nur wenig Emotion über seine Schauwerte hinaus. Er folgt dabei meiner Einschätzung nach einem Trend, denn die Filmemacher von heute haben ein Problem, sie wollen harte Action aber sie wollen gegen Niemanden kämpfen. Das Problem ist der Gegner, der Mensch auf der anderen Seite, ihn als Wesen zu akzeptieren hieße, einen komplexen Film zu machen, der eine Haltung zum Geschehen entwickeln müsste. Nur traut man dem Zuschauer nicht zu, dass zu mögen und man hat Angst Kritik zu bekommen den Gegner wahlweise zu nett oder zu böse, zu menschlich oder zu wenig menschlich oder eben einfach zu grausam oder zu freundlich dargestellt zu haben. So wurde der gesichtslose Gegner erfunden. Der Film bleibt derselbe aber eine Haltung zu zeigen, ist unnötig geworden.

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                                    Deciuscaecilius 23.10.2022, 00:05 Geändert 23.10.2022, 00:09

                                    Q verspricht uns am Anfang, jetzt wo der richtige Agent wieder da ist, mehr Action, Gewalt und Sex und tja, da sind gleich zwei Lügen drin. Es gibt wieder mehr Sex, weil einfach jede Frau in dem Film absolut horny auf Bond ist aber ansonsten ist da nicht viel. Trotzdem versichern uns die Protagonisten immer wieder wie wundervoll es ist, dass der beste Agent zurück ist und dass nur er der einzig Wahre ist. Eine etwas peinliche und im Angesicht des Films auch keine gut gealterte Attitüde.

                                    Aber fangen wir vorne an: Der Startsong ist schrecklich und er zerstört die beste Actionszene des Films. Der Rest, ob die unübersichtlich verwirrende Jagd auf dem Gadget armen hässlichen Motorrad, die blöde Jagt der ferngesteuerten Haie oder der Rest der Unterwasserszenen, ist langweilig und wenig innovativ. Lediglich einige Prügeleien, wie die am Anfang im Krankenhaus machen Spaß. Insgesamt sieht der Film eher nach Fernsehfilm als nach teurem Bondfilm aus.

                                    Die Charaktere sind alle ambivalent. Wir haben einen schrecklichen M, der wohl komisch sein soll aber nur nervt, eine langweilige Moneypenny und einen ganz netten Q. Dazu kommt Klaus Maria Brandauer als Maximillian Largo dem Bösewicht des Films, mit dem man scheinbar nicht abgesprochen hatte in welchem Film er spielen würde. Er spielt die Figur subtil und creepy als langsam eskalierenden toxischen Partner in einem Drama von Ingmar Bergmann, wirkt dabei aber als Superbösewicht, der er sein soll, völlig neben der Spur. Seine Superfähigkeit scheint Computerspielen (oh Boy die Computerspielszene…) zu sein.
                                    Kim Basinger als Domino dagegen wusste scheinbar nicht, dass sie in einer toxischen Beziehung steckte, und spielt daher anfangs überschwängliche Liebe, dann leichte Verwirrung und zuletzt absolute Liebe für Bond. Man hat ihr strukturell keinen Gefallen, damit getan die entscheidende Enthüllung zum Tod ihres Bruders in eine bizarre Tanzscene zu legen, aber wie sie von der völlig passiven Geliebten am Ende zur Rächerin wird, bleibt mir völlig unklar.

                                    Kommen wir zum Positiven. Barbara Carrera als Fatima Blush, der man wohl gesagt hat, dass sie alles geben soll, macht das mit vollem Einsatz von Körper, Kleidern und Irrwitz. Es passt nicht zum Rest des Films aber ihre Auftritte sind ganz klar die Highlights des Films. Davon abgesehen spielt Connery seine Rolle mit viel Lust und Spaß an der Sache wieder auf dem Niveau der frühen Bondfilme und rettet damit auch die ein oder andere Szene.
                                    Retten können die beiden den Film im Ganzen aber nicht. Das Pacing ist komisch, der Film mäandert anderthalb Stunden sinnlos herum, um sich dann hektisch an die eigentliche Bedrohung zu erinnern. Das Finale ist superlang und superlangweilig. Die Musik ist dudelnde Fahrstuhlmusik, die auch noch den wenigen guten Szenen schwer schadet und das ergibt alles zusammen überhaupt keinen Sinn.

                                    Wenn der Film eines beweist dann das Bond nicht von Sean Connery abhängig ist, sondern vom Drumherum. Humor, Action, Erotik, Wahnsinn und Spannung zum typischen James Bond Mix auszutarieren ist die Kunst, eine Kunst, an der dieser Film scheitert.

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                                      „Back down to earth“, war scheinbar das Motto des Films und er startet mit einem Besuch am Grab von Bonds Ehefrau. Es ist damit das erste Mal das der Film mit George Lazenby eine Erwähnung im restlichen Bonduniversum bekommt und das hat seine Gründe, denn ein großes Thema des Films ist das Konzept Rache. Blofeld wird schnell entsorgt, mehr aus Rache am geplanten nicht Eon Productions Bond Film, als aus einem filmischen Grund aber dann sehen wir schon den nächsten Ansatz, denn die Eltern von Carole Bouquet die Melina Havelock spielt werden getötet und Melina ist von nun an auf einem Rachefeldzug.
                                      Melina wird damit auch zum integralen Mittelpunkt des Films, die Bond immer an der Seite steht und diverse der Gegner tötet. Interessant ist das Bond hier eher wie ein Vater auftritt als wie ein Liebhaber, er ist besorgt über ihre Rachefantasien, vielleicht auch, weil das zu einem Leben wie dem Seinen führen könnte? Die genauen Motive der väterlichen Sorge bleiben leider etwas im Dunkeln womit auch das an sich interessante Motiv etwas verpufft. Die Beziehung ist aber interessanter als die mit den meisten Bond Women und macht Melina damit auch zu einer der denkwürdigsten Bond Women.
                                      Mit der Rückkehr zum normalen Agentenleben kehren auch alle Elemente früherer Bondfilme wie „From Russion with Love“ zurück. Bond ermittelt tatsächlich etwas und die Story versucht überraschend zu ein, hat Twists, Racheelemente und ist insgesamt viel düsterer als die vorrangegangener Bondfilme. Bonds brutaler Kick um einen Bösewicht vom Berg zu befördern ist eine der wenigen harten persönlichen Szenen der Roger Moore Geschichte.
                                      Die Action ist dabei herausragend. Die Autoverfolgung in der gelben Ente ist in ihrer einfachen Art super unterhaltsam und die Verfolgung auf Skiern, inklusive dem Teil in der Bobbahn ist ein absolutes Highlight. Es fällt auf das die komischen Elemente behalten wurden aber viel kürzer und zurückhaltender eingesetzt werden. Sie unterbrechen daher den Ablauf nicht mehr und tragen wirklich nur noch zum Vergnügen bei. Selbst die Unterwasserszene ist bei aller Langsamkeit besser als die in Thunderball, da hier effektiv Spannung aufgebaut wird. Auch das ist eine gefühlt neue Entscheidung den Film mit vielen kleinen Spannungsmomenten zu füllen, statt mit Größe zu klotzen.
                                      Der Film selbst hat optisch schöne Momente wie dem Unterwassertempel, dem wunderbaren Kloster auf der Bergspitze und den Ausblicken in den Alpen aber die ganz großen Sets fehlen. Als Ausgleich gibt es mit Topol als Milos Columbo, wieder einen aktiven Bondhelfer, der viel Spaß macht, im Gegensatz zum super lahmen Julian Glover als Aristotle Kristatos, der sicher ein guter Schauspieler ist aber hier wirklich gar nicht wirkt.
                                      Es ist insgesamt ein vergleichsweise kleiner aber super angenehmer Film der viel besser gealtert ist als seine Vorgänger. Als klassischer Agentenfilm macht er viel Spaß und ich mochte ihn überraschenderweise wirklich sehr.

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                                        Licorice Pizza ist ein Film von Paul Thomas Anderson über eine 25-jährige Frau, die einen 15-jährigen Jungen trifft, der mit dem Selbstbewusstsein eines Hollywoodkinderstars versucht ihre Aufmerksamkeit und Liebe zu erringen. Sie steckt in der Zwischenhölle zwischen abhängiger Kindheit daheim bei den Eltern und einem Erwachsensein fest und er braucht eine neue Zukunft, nachdem er dem klassischen Kinderstar langsam entwächst.
                                        Die beiden ziehen sich an, aber stoßen sich ständig wieder ab. Die Machtverhältnisse zwischen dem selbstbewussten sexgetriebenen Jungen und der zurückhaltenden unentschiedenen, aber älteren Frau prallen immer wieder aufeinander. Sie fährt ihn herum wie eine Mutter und er steckt sie zu Werbezwecken in Badeanzüge und wenn sie gefragt werden, dann sind sie kein Paar und können auch nie eines sein. So mäandern sie durch das wilde Leben in den Siebzigern im kalifornischen San Fernando Valley, sie können nicht ohne und nicht richtig mit, sie sind Businesspartner, Freunde und Familie, wenn einer fällt, ist der andere da, wenn einer Liebe braucht, muss der andere fliehen.
                                        Es ist die Neuerfindung der Romcom in einem fantastisch detailverliebt ausgestatteten Kalifornien. Jede Szene leuchtet in Goldgelb und orange, jedes Zimmer wirkt bewohnt und jedes Kleidungsstück wie 1975 gekauft. Es ist eine prachtvolle Welt, in der die Klischees des alten Hollywoods zur wunderbaren Musik der Zeit auftauchen, Verwirrung stiften und wieder verschwinden, nur die Beiden bleiben. Es ist ein Scheitern des American Dreams und doch irgendwie auch dessen Erfolg, eine Geschichte die nicht eine Erzählung meiner Welt ist aber einer Welt, die so wahrhaftig wirkt, als wäre man dabei und würde mit ihnen durch Kalifornien laufen.
                                        Alana Haim und Cooper Hoffman spiegeln die ganze Klaviatur menschlicher Beziehungen in ihren Gesichtern, die ganze Unsicherheit, die Kämpfe um Macht und Einfluss, die Verletztheit und die Ziellosigkeit, die ein Leben der Möglichkeiten so mit sich bringt. Es ist noch eine Welt, in der alles geschehen kann, in der alles noch möglich war und Paul Thomas Andersen lässt uns eine Weile teilhaben an dieser Welt. Der Film ist dabei ein Ausschnitt aus einer Traumwelt, die es so sicher nie gab und doch läuft dieser Traum weiter, weil der Zuschauer dies so will. Es ist ein Meisterwerk.

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                                          Einen Film zuvor haben sie erst aufgedreht und nun ist die Schraube schon ab. Eines muss man den Bondmachern lassen, es ist ein fetter Film, die Kulissen sind so grandios. Von der versteckten Dschungelhöhle, die nur ein paar Minuten im Bild ist aber so perfekt und paradiesisch aussieht, das man einen ganzen Film dort drehen wollen würde, über die Technik und Bildschirmhölle direkt dahinter, bis zur Raumstation selbst, es ist ein Fest. Das gilt auch für die vielen Actionszenen, die teils in grandiosen Umgebungen spielen und mit starken Übersichtsaufnahmen abgerundet werden. Bond prügelt sich fröhlich durch ein Glasmuseum, hängt über Rio, legt Minen in den Amazonas, klaut einen Fallschirm im Freiflug und fliegt in den Weltraum.

                                          Oder besser gesagt er lässt sich von der multitalentierten Lois Chiles als Holly Goodhead fliegen. Die Frau mit dem perfidesten Namen der Bondgeschichte, ist die kompetenteste Bond Frau bisher und diejenige die Bond, der eher durch die Geschichte stolpert und mehr zufällig überall ankommt, den Weg bereitet. Das bestimmt auch ihr Verhältnis, die Konfliktlinie verläuft nicht zwischen den Geheimdiensten, sondern zwischen Frau und Chauvinist. Bond beleidigt Holly vom ersten Moment an und hört damit erst, auf als es kaum noch zu übersehen ist, dass er hilflos ohne sie wäre. Es ist eine eigenartige Verbindung, welche die beiden hier bilden. Eine in der sie kaum irgendeine Chemie miteinander aufbauen können.

                                          Richard Kiel als Jaws ist auch wieder zurück, ist anfangs bedrohlich und gruselig speziell im absurden Clownskostüm, wird dann aber noch stärker als im letzten Film zum allein komischen Element. Und zuletzt ist da Michael Lonsdale als Hugo Drax dem Bösewicht des Films, der sich alle Mühe gibt den typischen elitären und arroganten Wahnsinnigen zu geben und doch immer etwas langweilig bleibt. Er strahlt wie sein Vorgänger eben keine körperliche Präsenz aus und lebt nur von den, zugegeben teilweise grandiosen Sprüchen. Insgesamt wirken damit alle drei Hauptfiguren etwas hinter den Möglichkeiten, die ihre Charaktere geboten hätten.

                                          Aber kommen wir zum Offensichtlichsten, der Absurdität des Films im Ganzen. Es ist wieder kaum möglich, sich da zwischen etwas zu entscheiden, seien es rhythmisch nickende Tauben, Attentäter in Särgen, französische Schlösser in Kalifornien, einem verliebten Jaws, Lasergewehrduelle im Weltraum, einem Kampf gegen eine Anakonda und so vieles mehr. Der Film ist ganz klar drüber, wo immer er kann, und macht dabei zwar riesigen Spaß aber übertreibt es auch. Es ist zu unlogisch, zu außerweltlich und manchmal einfach zu albern. Eine Dosis Ironie passt zu Moores Bond aber es ist zu viel nicht sterben wollender Jaws und definitiv lässt Drax Bond einmal zu oft entkommen, weil er ihm einen amüsanten Tod wünscht. Der Film ist sich der Problematik sichtlich bewusst und adressiert es, nur irgendwie hilft das hier auch nicht mehr. Wenn Bond den Zielcomputer ausstellt, muss man nur die Augen schließen, um es ganz deutlich zu hören: „Remember… the Force will be with you, always.“

                                          Bond sollte nicht kopieren, er sollte kopiert werden. Ein unterhaltsames Erlebnis ist das aber kein überragender Film.

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                                            Es ist ein Reboot mitten in der Roger Moore Ära, neuer Regisseur, neues Drehbuchteam, Saltzman steigt aus, und in gewisser Weise werden die Geister von Connery vertrieben. Aber fangen wir vorn an: Als Erstes sieht man dem Film an, dass wieder Zeit zur Vorbereitung da war, dass es nicht am Geld mangelte und das hier alle etwas Großes wollten. Der Skisprung mit dem Union Jack auf dem Fallschirm ist eine ikonische Startszene und Strombergs Meereslabor „an Experiment in Roundness“ sind großartig und so übertrieben, wie es nur diese Filme präsentieren können. Der schneeweiße hartkantige Lotus ist eines der besten Autos der Bondgeschichte. Alles Große ist hier großartig, die Autoverfolgungsjagd in drei Abschnitten fegt alles weg und da ist der andauernde und so sinnlos wie aufregende Kampf gegen Richard Kiel als Jaws, dem besten Henchman, ständig changierend zwischen gruselig und Comic Relief.
                                            Da bleibt es nicht aus das auch das Konzept Bond Women eine Überarbeitung bekommen hat, Barbara Bach als KGB-Major Anya Amasova, startet den neuen Typ der mitarbeitenden Begleiterin die außerdem Bond, zwar letztlich definitiv, aber eben nicht sofort in ihr Höschen lässt. Ganz im Gegenteil, für Bond, wie wohl auch für den Zuschauer überraschend, landen sie auf der ersten Bootstour zwar gemütlich nebeneinander aber „that she blows him away“, läuft anders als erwartet. Ganz konsequent ist das aber dann doch noch nicht, einmal weil Bach zwar gut mit Moore harmoniert aber komisch leise und passiv spricht und handelt, sie hat zu wenig zu tun und ist dann auch noch im Finale komplett abwesend. Außerdem wird der Konflikt zwischen den beiden letztlich nicht vernünftig aufgelöst und endet auch wieder nur im Bett. Insgesamt ist Bach aber doch eine bereichernde Neuigkeit hier, nicht zuletzt, weil sie hinreißend aussieht und nicht, wie ein Möbelstück behandelt wird. Ganz im Gegenteil Moores Bond zeigt immer wieder wirkliche Anteilnahme an ihr.
                                            Curt Jürgens als Karl Stromberg ist dagegen der Schwachpunkt des Films, nicht nur sein Plan wirkt etwas unausgegoren auch seine primär sitzende Tätigkeit beeindruckt wenig, ihm fehlt die rastlose Energie von Goldfinger oder Kananga. Glücklicherweise braucht ihn auch niemand am gefühlt größten Set der Filmgeschichte beim Kampf um den Tanker. Ob eine solche Schlacht zu einem Bondfilm passt, soll jeder selbst entscheiden aber die Kulisse allein ist der Kracher. Wie bei allen dieser großspurig denkenden Bondfilme bleibt die Logik immer wieder hängen und das alles löst sich in Blödsinn auf, sobald man auch nur ein paar Sekunden darüber nachdenkt. Nur wer denkt bei diesem Film schon nach und da hilft dann auch die Ironie die alle Roger-Moore-Filme durchtränkt. Die pure Albernheit der beiden vorherigen Filme ist verschwunden, der Film macht sich zwar über seine eigene Übertriebenheit und Großmannssucht lustig, ist aber nicht mehr selbst infantil. In Momenten, wenn die Lichter über den Pyramiden stehen oder Anya und James durch den Tempel von Abu Simbel Simbel rennen und Jaws über ihnen droht, ist es dann ein fast perfekter Bondfilm.

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                                              Ein in jeder Hinsicht typisch japanischer Film, eine besondere Erfahrung, zusammengesetzt aus verschiedenen Kurzgeschichten von Haruki Murakami, die sich um Sprache, und den Akt des sich selbst Findens im Kennenlernen des Anderen drehen. Das Fremde gibt hier den Anstoß für etwas Neues. Manchmal schafft erst das Ende von etwas die Möglichkeit, ehrlich zu sich selbst zu sein aber dieser Weg ist ein Prozess oder in diesem Fall ein sich ewig wiederholender Roadtrip.
                                              So gleiten wir in einem alten roten Saab durch die japanischen Tage und Nächte. Die Figuren brauchen lange um sich und andere zu finden, sich zu öffnen und letztlich Entscheidungen treffen zu können. Man muss dann doch etwas tun! Es gibt viel Stille auszuhalten in diesem Film, eine Leere die niemand, als man selbst füllen kann. Manchmal dringt Musik, dünn wie Glas und zerbrechlich wie Eis ein, manchmal hypnotisieren einen die Landschaften, die Industrieanlagen, die ewigen Auffahrten und Abfahrten, die Tunnel und Stromleitungen aber oft bleibt man allein mit sich. Es ist ein anstrengender Weg, der die ganze Aufmerksamkeit braucht.
                                              Die Metaphorik der verschiedenen Sprachen, in denen Onkel Wanja inszeniert werden soll, ist offensichtlich aber das ändert nichts daran, dass man trotzdem eine Weile braucht, um es wirklich zu verstehen, es zu fühlen. Vielleicht dauert es bis zum Ende, wenn man sich in der Zeichensprache fallen lassen kann und plötzlich etwas versteht, was man doch nie gelernt hat. Was wäre passiert, wenn man sich hier und da, so oder so entschieden hätte oder ist es gut, wie es ist? Ob man sich versteht oder nicht, nichts kann die Vergangenheit verändern, daher werden alle Figuren mit ihr leben müssen wie Onkel Wanja bis zum Ende ihrer Tage. Gott ist gnädig. Gegen Kummer hilft Lindenblütentee.

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                                                Deciuscaecilius 17.10.2022, 00:17 Geändert 17.10.2022, 21:00

                                                Puh das Filmmotto müsste lauten: „Ass in your Face“. Aber fangen wir mit Grundsätzlichem an: Bond war mit Connery eine brutale Figur, die sich nicht um das Wohlergehen der Frauen und auch wenig um seine Unterstützer kümmerte. Die Filme kamen damit durch, weil Connery das lässig dahin spielte. Diese Fähigkeit hat Roger Moore als Schauspieler nicht, sein Bond sieht wie ein Arschloch aus, wenn er sich wie ein Arschloch benimmt.
                                                Womit wir beim Thema wären: Maud Adams spielt Andrea Anders, die de facto in Gefangenschaft vom Bösewicht des Films Christopher Lee als Francisco Scaramanga ist und Hilfe braucht. Sie versucht also Bond verzweifelt und überzeugend gespielt, um Hilfe zu bitten, er ist dankbar dafür und reagiert, wie man das erwartet: Er tut ihr weh, schlägt ihr ins Gesicht, bedroht sie und vögelt sie schließlich, weil sie das aus Verzweiflung als Bezahlung anbietet. Vielleicht wäre das erträglich gewesen, wenn Andrea als Femme Fatale und nicht als hilfloses Opfer präsentiert worden wäre. So schmerzt es besonders, weil sie in der nächsten Szene auch schon tot ist, was aber wirklich niemanden im Film stört. Denn da ist noch Britt Ekland als Mary Goodnight, die eine MI6 Agentin spielt die Bond unterstützen soll. Sie spielt eine verzweifelt nach Bond schmachtende blöde Blondine, die nichts richtig macht, maximal von Bond erniedrigt wird und Bond mehrmals (leider) versehentlich fast umbringt. Es ist der Tiefpunkt der gesamten Serie im Umgang mit Frauen und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass dies 1974 noch völlig OK war.
                                                Der Rest des Films hat auch so seine Probleme. Die ganze Action ist maximal medioker. Was auffällt, ist das keine der Actionszenen ohne irgendeine Form von ablenkender Komik auskommt. Einige Soundeffekte wie das berühmte blöde tröten während der beeindruckenden Autosprungsequenz, sind heute legendär für Fremdscham. Offenbar hatte niemand Vertrauen darin, dass die Szenen auch für sich funktionieren und dass man sie daher albern machen musste? Einiges im Film wirkt, als wäre man in eine Parodie von Bond geraten.
                                                Das Highlight des Films ist aber definitiv Scaramanga, Lee spielt das mit so viel Haltung, dass man ihm wirklich gern zusieht. Damit ist er aber auch der Einzige mit Haltung im Film. Selbst M wünscht in einer Szene, die komisch sein soll, Bond indirekt den Tod. Lee bleibt in diesem Wahnsinn damit der einzige Fixpunkt. Ach und die ganze Story machte keinen Sinn und es würde, jeden Text sprengen, alles Unlogische hier aufzuzählen. Für das als Gag aus dem Boot geschmissene Kind, hat sich Roger Moore wenigstens höchst persönlich entschuldigt. Man kann den Film wirklich nicht schön reden.

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                                                  Deciuscaecilius 16.10.2022, 00:50 Geändert 17.10.2022, 21:08

                                                  Das ist erste Film mit Roger Moore und er beginnt erstaunlich leichtherzig, als wenn Moore schon immer Bond gewesen wäre. Es gibt keine spezielle Einführungszene, nur ganz normale Anfangsgags. Das ist auch etwas das auffällt, der Film ist nicht so albern wie sein Vorgänger aber immer noch lustiger und auch ein bisschen kindisch hier und da im Vergleich zu den meisten Connery Bonds. Moore macht das aber gut und passt besser zu den lustigen Szenen. Dabei fällt auch auf das er eigentlich besser in menschlich verständnisvolle Szenen passen würde aber noch immer die Connery typischen Szenen in denen Frauen verarscht oder bedroht werden bekommt. Moore wirkt hier immer unangenehm und als wäre ihm selbst dabei unbehaglich.
                                                  Der Bondsong ist vermutlich einer besten der Reihe und der ansonsten sehr zurückhaltende Score passt gut. Die Filmqualität sieht seltsamerweise schlechter aus als die der Vorgänger, dafür wirkt alles realistischer und weniger bunt. Der Film ist damit aber nicht so beeindruckend wie z. B. „You Only live Twice“. Einige der Actionszenen sind dafür legendär, ganz besonders die lange Verfolgungsszene mit den Booten, inklusive der Krokodile am Anfang und dem ganzen Blödsinn rund um Sheriff Pepper. Diese ganze Sequenz zusammen mit der Verfolgungsjagd im Doppeldeckerbus, sind in die Filmgeschichte eingegangen und machen auch heute noch Spaß. Die Geister scheiden sich an Pepper aber ich fand ihn ganz unterhaltsam.
                                                  Die Bondgirls sind allerdings ein Problem in dem Film. Besonders Gloria Hendry als Rosie Carver, hat hier keine gute Rolle abbekommen, sie ist konstant nervig, wirkt nie wie eine CIA-Agentin und immer nur als Persiflage ihrer selbst. Jane Seymour als Solitaire hat mehr zu tun, sieht beeindruckend aus und sie hat ihre Momente aber wirklich überzeugt hat sie mich trotzdem nicht. Am Anfang zu unsicher, dann mit einem komischen Wechsel zwischendurch zur Sexkönigin und wieder zurück zum verletzlichen Mädchen. Das funktionierte für mich nicht und die Chemie mit Moore war leider auch nie gut.
                                                  Die Bösewichte sind dafür besser, endlich wieder ein Film ohne Blofeld. Yaphet Kotto als Dr. Kananga ist fantastisch in seinem über den Verlauf des Films immer wütender und erratischer werdenden Wahnsinn, nur schade das sein Tod so dümmlich inszeniert wird. Seine Henchmans fetzen auch alle, besonders das Lachen von Geoffrey Holder als Baron Samedi lässt die Haare zu Berge stehen. Insgesamt ist die Story mehr eine „Zurück zu den Wurzeln“ Variante, geerdeter in der Realität und so auch ganz OK. Nichts daran ist überraschend und das ganze Heroin auch irgendwie egal aber das passt schon. So haben wir einen Roger Moore Bond der noch etwas die Form sucht, zwischen Komik und Ernst aber der schon gut funktioniert und einen ersten sehr unterhaltsamen Film angeliefert hat.

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                                                    Deciuscaecilius 15.10.2022, 19:12 Geändert 06.05.2025, 19:13

                                                    What we do in the Shadows ist eine Mockumentary zusammengesetzt aus mehr oder minder zusammenhängenden Sketchen, die sich Taika Waititi und Jemaine Clement über die Jahre ausgedacht haben und die mit viel Improvisation und Schnitt in Form gebracht wurden. Die Handlung bleibt dabei mehr oder minder egal und es ist daher gut, dass der Film nicht zu lang ist.
                                                    Die Vampirparodie profitiert sichtlich davon das alles mit viel Liebe zum Genre gemacht wurde und die absurden Figuren so ernsthaft in Szene gesetzt werden, dass man mit der Zeit tatsächlich Mitgefühl mit ihrem elenden Leben entwickelt. Andere Vampirfilme brauchen einen ganzen Film, um das Problem dieser zu alten Männer im Wandel der Zeiten fühlbar zu machen, hier gelingt es in ein paar Strichen. Sie sind so aus der Zeit gefallen und so bemüht ihre Haltung zu bewahren, dass jede Aktion tragisch komisch wird.
                                                    Moderne Wohngemeinschaften scheitern am Putzplan, wie muss es da erst nach 100 Jahren sein und wie egal ist die Frage, wen man liebt, wenn man 300 Jahre Zeit hat, wirklich alles auszuprobieren. Das sind Themen, die der Film anspricht, aber so richtig etwas daraus machen tut er nicht, weder Story noch Charakterbildung bringen das mit.
                                                    Neu ist streng genommen auch nichts, der Mockumentary Stil wirkt mittlerweile selbst ein bisschen aus der Zeit gefallen wie die Jungs im Film. Es wirkt manchmal mehr wie eine Ausrede, nicht allzu viel Cineastisch erzählen zu müssen, alles bleibt sehr basic, um nicht zu sagen langweilig dargestellt. Der Humor und die Konfrontationen mit der Moderne wiederholen sich schnell. Da das alles nur Abziehbilder sind, braucht man sich für sie auch nicht zu interessieren, richtig involviert ist man in deren Schicksal oder ihre Entwicklung, daher auch nicht. Wobei eben eh nicht viel passiert.
                                                    Am Ende ist das für eine Weile ein ganz lustiger Film, dem nur ein richtiger Handlungsstrang, eine richtige Geschichte fehlt. Ich hatte den Film besser in Erinnerung, beim erneuten Anschauen war das eher langweilig und mit der Dauer sogar anstrengend.

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