Fabi88 - Kommentare

Alle Kommentare von Fabi88

  • 6

    Das Drehbuch hakt zwar routiniert die Eckpunkte der genialen Vorlage ab, erreicht dabei freilich aber selten dessen eindringliche Atmosphäre. Zudem schadet dem Stoff die Transplantation in die Swinging Sixties und dass Marlowe ein intakter Freundeskreis angedichtet wurde, verwässert Chandlers Schöpfung ebenfalls. Die in seiner künstlerischen Freiheit weitaus konsequentere Chandler-Adaption "Der Tod kennt keine Wiederkehr" sollte vier Jahre später demonstrieren, wie man es besser macht.
    Aber trotz Garners aufgesetzter Coolness, die sich mit seinem Dackelblick nicht recht vertragen mag und der bestenfalls an damalige TV-Serien erinnernden handwerklichen Klasse kann der Film jedoch zumindest ganz gut unterhalten.

    • 7

      Der deutsche Genre-Film der 60er Jahre war stets dann am Besten, wenn er in beinahe schon märchenhafte Gefilde abdriftete und dem geneigten Publikum eine vollkommen realitätsferne Variante seines vorgeblichen Spielorts präsentierte - sei es das Nebel-verhangene England der Edgar Wallace-Filme, der durch grüne Landschaften gedoubelte wilde Westen voller jugoslawischer Indianer in den Karl May-Verfilmungen oder eben das Groschenheft-Amerika, das die Jerry Cotton-Filme zeigen, dessen sechster Teil „Dynamit in grüner Seide“ heute als Purpur-stichtige 35mm-Kinokopie im Filmclub 813 in Köln über die Leinwand flimmerte.
      Einen Versuch den ersten Teil der Reihe, „Schüsse aus dem Geigenkasten“ zu schauen musste ich vor einigen Jahren abbrechen, weil das Gezeigte mir wirklich zu bräsig war. Der Film stellte also meine wirkliche Erstbegegnung mit der 60s-Cotton-Reihe dar, der Rahmen natürlich denkbar gut.
      Dass außer George Nader kein Amerikaner vor der Kamera agiert, machen die Nebendarsteller wahlweise durch Kaugummi-Kauen oder Zigarrengenuss, in jedem Fall aber durch Anzüge, korrekt gescheitelte Pamaden-Frisuren und betont lässiges Spiel locker Wett. Und genau dort liegt die Stärke des gut fotografierten Films: wie Routinier Harald Reinl selbstbewusst und herrlich unbekümmert dem Genre frönt, Klischees aneinanderreiht und Cotton als beinahe allmächtigen Strahlemann inszeniert, zaubert dem Zuschauer einfach über die gesamte Laufzeit ein breites Grinsen ins Gesicht, ohne dass die Handlung ironisch gebrochen oder bewusst überspitzt werden muss, wie es heutige B-Movie-Hommages des Öfteren für nötig halten.
      Dann und wann kommt dann doch die deutsche Piefigkeit, die der Reihe oft angekreidet wird zum Vorschein, wenn unser G-Man beispielsweise seine Mutter im trauten Heim besucht – bei Bond und Co natürlich undenkbar! Ebenso undenkbar wäre in heutigen Filmen das antiquierte Frauenbild, dass ermöglicht, dass sich das blonde Gangsterliebchen bereits nach drei gewechselten Worten mit dem Helden dazu entschließt mit ihm fortzugehen um ein neues Leben zu beginnen und Cotton der sinistren, daher natürlich dunkelhaarigen Gehilfin der Bösmänner selbstverständlich ohne großen Aufwand die Schusswaffe aus der Hand schlägt um sie anschließend wie ein Kind zu belehren, wie man diese richtig benutzt.
      Der etwas langatmige Beginn und eine frühe Szene mit leider mies realisierten und dazu noch unnötige Rückprojektionen, die Böses erwarten lässt, erschweren es sofort mit dem Streifen warm zu werden, aber im Laufe des Geschehens entpuppt sich der Streifen als handwerklich mehr als solide und entfaltete zumindest bei mir die eigentümliche Atmosphäre, die durch Peter Thomas' vergleichlosen Easy Listening-Score noch unterstrichen wird. Reinl hat die Zügel der überschaubaren, der Vorlage entsprechend wenig anspruchsvollen Handlung stets fest in der Hand, was keine Langeweile aufkommen lässt.
      Das, was hier geboten wird ist wirklich weder mit dem 60s-US-Kino, noch mit den englischen oder italienischen Agentenfilmen der selben Epoche zu vergleichen und im besten Sinne vollkommen eigenständig. Dass das Ergebnis stark polarisiert ist nur all zu verständlich, dass Filme wie dieser heute in der Rückschau von der deutschen Filmindustrie am Liebsten totgeschwiegen werden allerdings eher traurig, wäre die unbekümmerte Art der Inszenierung und das irgendwo auch typisch Märchenhafte doch eine wesentlich bessere Basis für moderne Genre-Filme als das US-Kino abzukupfern.
      Das Publikum mit einem breiten Grinsen und Chuck Norris-artigen Witzen à la „Jerry Cotton kann Stahltüren aufschießen“ in den Abend zu entlassen, dürften jedenfalls die wenigsten deutschen Filme, die nach 1968 entstanden sind von sich behaupten können...

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      • 2

        Was ein zweiter "Schtonk!" hätte werden können, kommt schon optisch nicht als TV-Film, sondern vielmehr mit einer Ästhetik irgendwo zwischen Soap und Sketchshow daher, lässt jeglichen Biss vermissen und verbrennt seine teilweise durchaus gelungene Besetzung für einen Murks sondergleichen, der sich dann doch nur an Oberflächlichkeiten abarbeitet.
        Katharina Thalbach als Kanzlerin ist einer der wenigen Lichtblicke, der tolle Thomas Heinze ist in "Die Quellen des Lebens" momentan im Kino in würdigerem Rahmen zu erleben.

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        • Ob diese Rechnung wirklich aufgeht? Hollywood-Remakes von Filmen, die nur im Heimatland erfolgreich waren machen finanziell ja noch irgendwo Sinn. Aber wir sprechen hier von einem Film der eigentlich ÜBERALL, außer in den USA bereits abgesahnt hat. Das Remake würde also mehr oder weniger nur für den US-Markt hergestellt. Da muss das Budget schon stark gedrückt werden, an einen Welterfolg braucht man da eher nicht zu denken. Bereits bei "Verblendung" war das Einspiel-Ergebnis des Remakes ja schon ernüchternd, obwohl das das europäische Original nicht annähernd die Besucherzahlen von "Ziemlich beste Freunde" erreichte.

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          • 7 .5

            Nach seinem an die Werke der Nouvelle Vague angelehnten Debütfilm "48 Stunden bis Acapulco" übt sich Klaus Lemke auch hier in einer sehr eigenen Interpretation klassischer Krimi- und Thriller-Elemente. Extrem stilsicher lässt er er den französischen Schauspieler Gérard Blain (kongenial synchronisiert von Rainer Brandt) entspannt und cool durch bunte 60s-Settings wandeln, an einem Kino mit einem großen Plakat zum Bond-Film "Man lebt nur zweimal" vorbei, durch Casinos und das Hotelzimmer der reichen Laura, auf dem Weg Teil des Jet Sets zu werden und das schnelle Geld zu machen.
            Doch nicht nur der schnoddrig-zynische Voice-Over erinnert an die Werke eines Raymond Chandler, auch die Handlung macht schnell klar, dass die Jet Set-Gesellschaft ihn nur als Spielzeug sieht und rücksichtslos in ihre Machenschaften verwickelt.
            Lemke eifert seinen Vorbildern nach, mixt wie selbstverständlich Film Noir, Nouvelle Vague und Ästhetik der Bond-Filme. Doch gerade die eleganten Bilder sind nie selbstzweckhaft, sondern betonen die trügerische Schönheit des Jet Sets, in den sich Lemkes Protagonist einzuschleichen versucht. Klaus Doldinger liefert dazu den passenden Easy Listening-Score inklusive Sitar-Einsätzen.
            Eine zu Unrecht vergessene deutsche Filmperle aus einer Zeit, in der die Karl May-Reihe mit "Winnetou und Old Shatterhand im Tal der Toten" ihr Leben aushauchte, die Edgar Wallace-Reihe endgültig in bunten Trash abgeglitten war und die meisten Protagonisten des "neuen deutschen Films" völliges Desinteresse am Publikum demonstrierten.

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            • 6

              In den Jahren 1965-1967 wogte weltweit eine wahre Agentenfilmwelle durch die Kinos. Sogar Italiener, Franzosen und Deutsche ahmten gut gelaunt und hoffnungsfroh die Erfolge der James Bond-Reihe nach. 1968 waren die meisten dieser Plagiats-Bemühungen jedoch zum größten Teil eingeschlafen.
              Nachdem Sean Connery aus der James Bond-Reihe ausgestiegen war, hielt man es in England für eine gute Idee mit dem nächsten Bond-Film "On her Majesty's Secret Service" 1969 doch noch einmal in direkten Wettstreit zu treten. Bereits 1967 hatte Regisseur Ralph Thomas die literarische Figur des ehemaligen Offiziers und Privatdetektivs Hugh "Bulldog" Drummond - ironischerweise eines der Vorbilder für Ian Flemings Schöpfung James Bond - als Basis für eine der gelungensten James Bond-Kopien, "Deadlier Than the Male", genutzt. Darsteller Richard Johnson hatte 1962 noch die Rolle des James Bond in "Dr. No" abgelehnt, machte aber, nicht zuletzt auch aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Sean Connery, eine sehr gute Figur als Agent.
              Daran wollte man nun mit "Some Girls Do" anknüpfen, setzte wieder Ralph Thomas auf den Regiestuhl, ließ Richard Johnson wieder in den Smoking schlüpfen und legte erneut den Fokus auf attraktive, mordende Frauen als Gegenspieler des Protagonisten. Da der Film zeitgleich mit „On her Majesty's Secret Service“ in den Pinewood Studios gedreht wurde, tauchen sogar zwei Schauspielerinnen in beiden Film auf. Leider fiel das Budget bei „Some Girls Do“ wesentlich geringer aus als noch beim Vorgänger. So wurde das Geschehen nicht in Scope-Bildern eingefangen und auch spektakuläre Setdesigns sucht man vergebens. Dies sorgt dafür, dass der Film formal beinahe an englische Fernsehserien der 60er Jahre, wie „The Saint“ oder „Man in a Suitcase“ erinnert. Auch Nigel Green, Darsteller des Bösewichts im ersten Teil wurde, wahrscheinlich aus Kostengründen, durch James Villiers ersetzt, der nicht das Charisma seines Vorgängers besitzt. Bedauerlich ist auch, dass der Film damals nicht den Weg in die deutschen Kinos fand und somit nicht wie sein Vorgänger durch eine Synchronisation mit Sean Connerys Stammsprecher Gert Günther Hoffmann aufgewertet wurde. Auf der anderen Seite stehen jedoch ein gelungener Soundtrack und zahlreiche durchgeknallte Ideen, wie Roboterfrauen, die sicherlich eine Inspiration für die Macher der Austin Powers-Filme gewesen sein dürften, sowie natürlich allgemein die unzähligen Schönheiten, welche die Leinwand bevölkern. Hatte „Deadlier Than the Male“ Elke Sommer und Sylvia Koscina zu bieten, vermögen hier vor allem Daliah Lavi und Sydne Rome das Auge des Zuschauers zu erfreuen. Richard Johnsons Auftritt ähnelt weniger der James Bond-Figur, die Lazenby in „On her Majesty's Secret Service“ verkörpert, sondern nimmt eher bereits Sean Connerys selbstironische Rückkehr im 1971er-Bond-Film „Diamonds are Forever“ vorweg.
              Alles in allem bleibt ein bunter Streifen, der zwar weder den James Bond-Filmen, noch seinem eigenen Vorgänger das Wasser reichen kann, aber durchgehend unterhält und, anders als seine eleganten Vorbilder, nicht vor trashig/naiven Elementen zurückschreckt.

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              • 8

                Es dürfte wohl kaum einen wortkargeren, nihilistischeren Western als "Friedhof ohne Kreuze" geben! Die Struktur des typischen Rache-Westerns wurde vom französischen Team auf seine wichtigsten Bestandteile heruntergekocht - der Film ist im allerbesten Sinne französisches Erzählino, dass Filmen wie "Der Teufel mit der weißen Weste" stets näher ist als den artifiziellen Western italienischer Machart, bei denen oft Form über Inhalt geht. Die der griechischen Tragödie entlehnten Elemente tun ihr Übriges um den Film als eigenständiges Werk neben den allseits bekannten Klassikern bestehen zu lassen.

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                • Der Milliardenkonzern Google verdient Unmengen an Geld dadurch, dass Werke fremder Künstler auf ihrem Portal online gestellt werden. Im Prinzip also besteht die "Leistung" von YouTube ausschließlich darin Server bereit zu stellen und dann Werbegewinne für NICHTS einzuheimsen. Dass dieser Milliardenkonzern sich nun seit Ewigkeiten weigert der GEMA (und somit den Künstlern mit deren Werken YouTube sein Geld macht) ein Stück von dem riesigen Kuchen zu überlassen ist die eigentliche Frechheit. Dass mehr Videos als nötig von YouTube selbst gesperrt und mit dem allseits bekannten Hinweis versehen werden dient ganz offensichtlich dazu den Druck auf die GEMA zu erhöhen. Dass es anders geht zeigt beispielsweise Spotify - dort gab es von Beginn an eine Einigung mit der GEMA und den wichtigsten Plattenfirmen, so dass dort kaum wichtige Songs und Interpreten fehlen und mit jedem Klick die Künstler entlohnt werden, wie es eigentlich auch selbstverständlich sein sollte.

                  • 1 .5

                    Ein Film, dem man guten Gewissens maximal 2 Punkte geben kann, aber eigentlich gern zusätzlich das Herz anklicken möchte! Schlechter kann ein Film nicht sein, mehr Spaß machen aber auch kaum...

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                    • 6

                      Wie lässt sich ein Film bewerten, der weder seiner (selbst ohnehin schon recht anspruchslosen) Vorlage gerecht wird, noch als eigenständiger Film wirklich ernsthaft überzeugen kann, noch dazu sein geringes Budget keine Sekunde verleugnen kann - aber andererseits als (relativ) saubere, wunderbar bunte 35mm-Filmkopie in einem gut gefüllten Kino genossen und mit seinem auf die Spitze getriebenen 60s-Machogehabe und viel unfreiwilliger Komik zu tränenden Augen geführt hat? In diesem Fall lassen sich die Rahmenbedingungen der Sichtung wohl leider nicht ausblenden...
                      Das alles versprüht im Kino als 35mm-Kopie in Cinemascope einfach genau den Charme, den Rodriguez und Co heutzutage mit ihren B-Movie-Hommagen, höchstens mit einigen wenigen Teilerfolgen, zu simulieren versuchen.

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                      • 5 .5

                        Nach den durchgehend starken ersten drei Wallace-Filmen stellt "Der grüne Bogenschütze" den ersten wirklich schwachen Teil der Reihe dar. Weder dem Drehbuch noch Rolands Regie gelingt es wirkliche Spannung aufzubauen, die Atmosphäre ähnelt trotz Geheimgängen und exzentrischem Mörder eher der eines behäbigen Fernsehspiels und die ständigen Verweise auf Rolands ARD-Krimireihe "Stahlnetz" oder Gags, wie einen Frauenschrei mit dem Kommentar, nebenan werde gerade der nächste Wallace-Film gedreht zu versehen, lassen den Film bestenfalls noch als missglückte Parodie auf die eigene Reihe erscheinen. Eddi Arent auch noch als Journalist auftreten zu lassen, der scheinbar über dem Geschehen steht und sich zu Beginn und Ende des Films sogar direkt an das Publikum wendet, setzt dem Ganzen dabei noch die Krone auf. Tatsächlich retten ausschließlich der wie immer stark aufspielende Gert Fröbe und die pure Anwesenheit der attraktiven Karin Dor den Film vor der absoluten Katastrophe.
                        Für Jürgen Roland war dies dementsprechend, trotz seines gelungenen früheren Beitrags "Der rote Kreis", sein letzter Film für die Reihe.

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                        • Die deutsche Musikszene hat sich in den 70ern erfolgreich emanzipiert, ich nenne nur einmal Can, Kraftwerk, Faust oder Cluster, die allesamt mit nichts, was aus den USA oder England herüberkam vergleichbar waren oder sind. Eine solche eigenständige Entwicklung hat sich in der Filmindustrie nur in Frankreich (Nouvelle Vague) abgespielt. Dort hat man sich vom Genre-Film niemals abgewandt, sondern jediglich modernere Wege gefunden ihn zu inszenieren, so dass diese Art des Kinos bis heute überleben konnte. In Deutschland hat die 68er-Generation sich brutalstmöglich von Edgar Wallace, Jerry Cotton oder Karl May losgerissen und sich mit ihren Autorenfilmen hoch oben im Elfenbeinturm ein Versteck gesucht. Das Publikum war sc***ßegal, der Staat zahlt die verkopften Egotrips. Roland Klick hat 1970 mit seinem Neo-Western-Gangsterfilm "Deadlock" - bezeichnenderweise mit Soundtrack von Can - beeindruckend einen Weg aufgezeigt, wie eigenständiger deutscher Genre-Film funktionieren kann, ohne auf naive Krimimärchen in London (Edgar Wallace) oder noch naivere Cowboy-Indianer-Spielchen (Karl May) zurückgreifen zu müssen - nicht falsch verstehen, ich persönlich mag und vermisse beides! Der Dank für Klicks herausragendes Werk war nicht nur ein Filmband in Gold und durchaus vorhandenes Zuschauerinteresse, sondern auch, dass seine deutschen Autorenfilm-Kollegen die Teilnahme bei den Filmfestspielen in Cannes als deutscher Wettbewerbsbeitrag verhinderten - mit der Begründung, der Film würde den deutschen Film nicht repräsentieren. An dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert. Ist Unterhaltungsfilmen einmal Erfolg vergönnt - "Die unendliche Geschichte" und Co - werden sie von Kollegen und der Filmpresse solange als "amerikanisiert" und "zu kommerziell" zerschrieben, dass die Filmemacher sich auf Förderkino verlegen oder ins Ausland flüchten, wo ihre Arbeit höher geschätzt wird. Die deutsche Filmbranche will keinen Publikumsfilm, sofern er nicht so planbar ist wie eine Schweiger-Komödie, das Publikum hat kein Vertrauen mehr in deutsche Filme und lässt sich daher aus Angst auf nichts Neues ein und ambitionierten jungen Filmemachern werden ihre Genre-Träume im Studium abgeschliffen...

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                          • Die ganze Kritik hapert allein daran, dass Ulmen seine Dialoge in Kinofilmen natürlich nicht selbst schreibt. Jeder, der als freiberuflicher Künstler tätig ist, weiß, dass man sich über jedes Jobangebot freut, weil man so die Miete zahlen kann - Ulmen hat mittlerweile Familie, nicht vergessen! Er ist also zu beglückwunschen, dass es momentan so gut bei ihm läuft und wenn ihm keine genialen Filme angeboten werden, kann er auch keine genialen Filme drehen. Bei "Herr Lehmann" passte seine Besetzung perfekt, weil er nicht viel spielen musste, aber ein Schauspieler war er nie, von daher überrascht es mich kaum, dass er in fremden Stoffen unter fremder Regie nicht so gut funktioniert wie bei Formaten, bei denen er sein eigener Herr war und vor allem eher der Improvisation fröhnen konnte... Und nun wieder darauf herumzuhacken, dass deutsche Komödien zu platt und massenkompatibel sind ist mir auch zu platt und blöd... "Dr. Psycho" war im Übrigen auch meiner Meinung nach eine fantastische Serie! Im Gegensatz zu "Mein neuer Freund" oder "Stromberg" beispielsweise auch nicht von einem englischen Format abgeguckt!

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                            • Ich habe während ich im Kino saß und "Hugo Cabret" gesehen habe des Öfteren gedacht "Wäre es schön, das jetzt in 2D ohne die Brille zu sehen!"... mehr habe ich dazu nicht zu sagen!

                              • Ich weigere mich nach wie vor den "Tatort" als Serie zu bezeichnen, weil das Siegel "Tatort" nicht mehr als einen Sendeplatz beschreibt. Jede Rundfunkanstalt kocht ihr eigenes Süppchen und lässt die Filme wiederum von etlichen verschiedenen Produktionsfirmen herstellen. Für jeden "Tatort" gibt es es neues Produktionsbüro und einen komplett neuen Stab, wie auch bei Kinofilmen üblich. Was aber erst recht den Status der Fernsehserie kippt, ist, dass das Budget für einen Fernsehfilm recht ordentlich ist und immerhin noch um die 20 Drehtage zur Verfügung stehen - auch wenn das schon arg an der handwerklichen Qualiät knabbern kann. Bei den Fernsehserien ist aber immer öfter ein Drehverhältnis von mehr als 5 Minuten pro Tag üblich. Dass man da froh ist, wenn man mit einem Licht-Setup alle Einstellungen einer Szene schattenfrei schießen kann und am besten alles immer direkt mit dem ersten Take abhakt, liegt ja wohl auf der Hand. Dass man dann auf filmisches Erzählen oft verzichten muss ist ebenso klar. Für die 5 Millionen Euro, die eine Folge "24" zuletzt gekostet hat, werden hier in Deutschland in der Regel 1-2 Kinofilme oder 5 Fernsehfilme gedreht, von Serien mal ganz zu schweigen! Und den Autoren Schuld zu geben ist auch falsch. Es gibt etliche Autoren, die in er Lage wären etwas Gutes zu schreiben, dass auch mit geringem Budget realisierbar wäre. Nur muss man dabei einplanen, dass dies für den Autoren bedeutet, mitunter ein Jahr in die Entwicklung einer Serie zu stecken, ohne während dieser Arbeit auch nur einen Cent zu sehen. In den USA haben die Autoren einfach einen höheren Stellenwert, weil man dort weiß, dass nur aus einem guten Buch ein guter Film werden kann. Entweder wird ein Autor in den USA bereits für die bloße Idee großzügig bezahlt und kann dann bequem von diesem Geld während der Zeit leben, in der die Bücher erarbeitet werden oder er kann zumindest die fertige Serie für eine Summe verkaufen, die ein Jahr voller Entbehrungen vergessen lässt. Gewinnbeteiligungen sind meines Wissens dort auch Usus. Bei den Tarifen aber die hier in Deutschland üblich sind, kann ich jeden Autoren gut verstehen, der für "Alarm für Cobra 11" schreibt, weil er weiß, was dort gefordert wird, eine Folge dementsprechend schnell herunterschreiben kann und relativ zeitnah sein Geld in die Hand bekommt. Auch wenn immer wieder das Märchen von der Filmkunst erzählt wird: Auch wenn der Autor oder Regisseur das Projekt mit Herzblut vorantreibt sitzen bei jedem Projekt etliche Leute in den Produktionsbüros und stehen etliche Leute am Set, die Familien ernähren müssen und denen es herzlich egal sein kann, ob das Projekt ein Meisterwerk wird oder nach zwei Folgen abgesetzt wird. Den Autoren, Regisseuren oder Schauspielern die Situation anzulasten ist verkehrt, sie können nur produzieren, was sich produzieren lässt. Genau wie in der brachliegenden deutschen Kinofilmlandschaft braucht es Produzenten, die Mut beweisen. Ich würde mir wünschen, dass die GEZ-Gebühren zwar weiterhin auch in sichere Institutionen wie den "Tatort" investiert werden, allerdings auch wesentlich mehr Experimente gewagt werden. Da darf eine Serie dann auch gern mal total in die Hose gehen, die ÖR brauchen keine Quote!

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                                • 6

                                  Knuffiger Ausnahme-Wallace!
                                  Die Filmreihe lief nur deswegen ohne Unterbrechung erfolgreich von 1959 bis 1972, weil sie sich immer wieder selbst erfand, das Darstellerkarussell rotieren lies und neue Themen anging.
                                  So muss der Zuschauer hier auf Käuzchenrufe, düstere Schlösser und Nebelschwaden, in denen exzentrisch gekleidete Mörder verschwinden verzichten und bekommt dafür eine waschechte Gangsterstory geboten, die immer wieder ironisch gebrochen wird.
                                  Außerdem wird statt Fuchsberger oder Drache der Österreicher Adrian Hoven als Inspektor präsentiert, der zwar nicht ganz so schnittig daher kommt wie Kollege "Blacky" Fuchsberger, dafür jedoch den waschechten Engländer Christopher Lee als FBI-Agenten zur Seite gestellt bekommt, der sogar seinen Text auf deutsch sprach, ansonsten diesen Film aber heute lieber vergessen haben möchte.
                                  Die wunderschöne Marisa Mell gibt eine ambivalente Darstellung der beschützenswerten Erbin, die wunderbar mit der Tatsache kontrastiert, dass sie nicht nur einen Kopf größer als Hoven ist, sondern bei jedem Auftritt stets eine Spur ihrer unnahbaren Erotik verströmt, die sie später im italienischen Kino berühmt machen sollte.
                                  In den Nebenrollen tauchen mit Fritz Rasp, Eddi Arent, Klaus Kinski und Pinkas Braun schon beinahe zuviele geniale Darsteller auf, die gekonnt in ihren Szenen alle Blicke auf sich ziehen und als erstes Mordopfer hat sogar der spätere Europa-Hörspiel-Märchenonkel Hans Paetsch einen Auftritt.
                                  Allein den Darstellern zuzuschauen macht daher so viel Spaß, dass man über, heute leider durch unzählige spätere Gangsterfilme, altbekannte Handlungsmuster gern hinwegsieht. Auch der, ausnahmslos gut funktionierende Humor und die teils extrem überspitzte Musik von Peter Thomas machen auch heute noch Spaß.
                                  Kein Klassiker wie "Der unheimliche Mönch", aber handwerklich auf keinen Fall schlechter - nur durch die Thematik fehlt das Alleinstellungsmerkmal der Gruselkrimi-Vertreter der Reihe.

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                                  • Sehr schöne Liste, aber Lauren Bacall fehlt eindeutig! :O
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                                    • 6

                                      Behäbig inszeniert und vor allem im Vergleich zu den ersten Wallace-Filmen "Der Frosch mit der Maske", "Der rote Kreis" und "Die Bande des Schreckens" aus der selben Zeit selbst technisch nicht auf der Höhe. Als Nachmittagsunterhaltung aber dank der gut aufgelegten Schauspieler durchaus geeignet.

                                      • 7 .5

                                        Ein wahnsinniger Lord, der mit seiner an den Rollstuhl gefesselten und permanent in schwarz gewandeten Schwester in einem alten Schloss inklusive morbidem Folterkeller lebt, ein Käfig voller Füchse im Garten, Geisterscheinungen der toten Ehefrau, schwelgerische Musik von Ennio Morricone-Kollaborateur Bruno Nicolai, viel Nebel, nächtliche Gruftöffnungen, ein abstruser Plot, massig 180-Grad-Wendungen, formvollendete Bildgestaltung - das ist der Stoff, aus dem italienische (Kino-Alb-)Träume in den 70ern waren.
                                        "Die Nacht, als Evelyn aus dem Grab kam" ist ein wunderbar neben der Spur laufender Film, der seinen Protagonisten auf eine lange, schmerzhafte Fahrt durch seine schlimmsten Albträume führt. Wer aber sogar von Albträumen Logik erwartet und daher Filme wie "Suspiria" nur auf seine Bilder reduziert, ist hier Fehl am Platze. Wer die Gegebenheiten aber akzeptiert, erlebt hier durchaus spannende, ästhetisch wunderbar eingefangene Vorgänge, die von den Schauspielern sehr gut mit Leben gefüllt werden. Vor allem der sonst eher als Wort- (und Mimik-)karger Western-Held in zweitklassigen Italo-Western bekannte Anthony Steffen überrascht mit einer ambivalenten Darstellung des Lords.

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                                        • Finde diesen Artikel gerade beim googeln und muss da nochmal was loswerden.
                                          Der deutsche Film wurde nach 45 ausschließlich von Leuten beherrscht, die auch schon vor oder sogar während der NS-Zeit in der Filmbranche tätig waren. Wirklich neue Gesichter gab es kaum und falls ja, wie im Falle von Alfred Vohrer, altersmäßig dennoch schon jenseits der 40.
                                          Förderung für Nachwuchsfilmemacher gab es nicht, geschweige denn Filmhochschulen oder sonstigen Ausbildungsmöglichkeiten. Das verständliche Resultat war der Aufstand der Oberhausener Gruppe. Doch wie fast jede Revolutionen endet, saßen schlussendlich die Revolutionäre genau dort, wo die gestürzten "Opas Kino"-Vertreter zuvor thronten.
                                          Plötzlich bestimmte eine überschaubare Anzahl von Akteuren welche Filme gefördert werden und einen Film ohne Förderung anzugehen wurde zunehmend zum (finanziellen) Risiko.
                                          Und was noch fataler war: Die Revolutionäre drückten ihre Vorstellung vom Kino auch in der Hochschulpolitik durch, so dass Generationen von Filmemachern niemals eine Bindung zum Genre-Film im eigenen Land finden konnten.
                                          Gab es doch einmal solche Ausnahmeerscheinungen, wurden sie ohne Gnade zermürbt.
                                          "Deadlock" von Roland Klick schaffte es als astreiner Genrefilm zwar 1971 zum Filmband in Gold und war als Beitrag für die Filmfestspiele in Cannes eingeplant, allerdings nur, bis die Autorenfilmer um Fassbinder und Co ihr Veto einlegten und den Film als nicht repräsentativ für den deutschen Film diskreditierten und mit ihrem Druck auf die zuständigen Stellen eine Einreichung in Cannes erfolgreich verhinderten.
                                          Die Finanzierungsschwierigkeiten und abschätzigen Reaktionen der Kritik im eigenen Land führten bei Wolfgang Petersen trotz kommerziellem Erfolg von "Das Boot" und "Die unendliche Geschichte" zur Abwendung von der deutschen Filmindustrie.
                                          Der Autorenfilm ist in Deutschland so stark verwurzelt, dass sogar Genre-Filme fast ausschließlich nach diesem System produziert werden und somit meist an schwachen Drehbüchern scheitern. Das Publikum erwartet bei jedem deutschen Film automatisch einen bedeutungschweren, trägen Autorenfilm und löst so nicht einmal für Filme mit an sich interessanter Prämisse noch Kinokarten.
                                          Wir sind quasi wieder da, wo wir 1962 waren - nur unter umgekehrten Vorzeichen.
                                          Zeit für ein neues Manifest und frische Gesichter mit klaren Vorstellungen von einem neuen deutschen Kino, dass unterhaltenden Filmen nicht negativ gegenüber steht.
                                          Wie formulierte Klaus Lemke es doch so treffend in seinem, ansonsten eher vernachlässigbaren "Hamburger Manifest"?
                                          "PAPAS STAATSKINO IST TOT!"

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                                            Fabi88 16.01.2012, 19:00 Geändert 28.09.2017, 12:21

                                            Otto Westermann ist der unangefochtene Boss von Hamburg und kontrolliert mit seiner Truppe, unter dem Deckmantel eines Kegelclubs, sämtliche Geschäfte in der Hansestadt.
                                            Doch diese Ruhe ist vorbei, als Luca Messina mit seiner Familie und einiger Killer nach Hamburg kommt um Westermann die Vorherrschaft streitig zu machen.
                                            Auch als Messinas junge Tochter und Westermanns Sohn eine Beziehung beginnen, hält das ihre machtbesessenen Väter nicht auf. Schon bald brennt Hamburg...

                                            Die deutsche Antwort auf "Der Pate"?
                                            1972 war auch die Edgar Wallace-Reihe endgültig am Ende, der Autorenfilm hatte die Vorherrschaft in Deutschland gewonnen.
                                            Unterhaltungsfilm fand nur noch in Form der "Schuldmädchen Report"-Reihe, einiger Johannes Mario Simmel-Verfilmungen oder diverser "Pauker"-Filme statt.
                                            1973 wagte Produzent Wolf C. Hartwig es dennoch einen großen Gangsterfilm zu realisieren und holte dazu italienische Geldgeber mit ins Boot.
                                            Die Wahl des Regisseurs fiel auf Jürgen Roland, der bereits für die Edgar Wallace-Reihe gearbeitet und für Wolf C. Hartwig einige Abenteuer-Krimis realisiert hatte.
                                            Die Grundidee, einen Italo-Amerikaner nach Hamburg ziehen zu lassen um sich mit dem dortigen Gangsterboss eine erbitterte Schlacht liefern zu lassen, war vielleicht nicht extrem originell, schaffte aber genug Möglichkeiten für dramatische Verwicklungen, wilde Schießereien, Verfolgungsjagden und fieses Gangster-Gebaren, die Jürgen Roland vortrefflich zu nutzen wusste.
                                            Als besonderer Coup wurde die Rolle des Italo-Amerikaners mit dem Italo-Crime-Urgestein Henry Silva besetzt. Als sein Gegenspieler, der Hamburger Gangster-Boss Otto Westermann ist Herbert Fleischmann zu sehen. In weiteren Rollen überraschen unter anderem Horst Janson (direkt im Anschluss an sein Mitwirken in "Der Bastian" und zwei "Immenhof"-Filmen) als Westermanns Sohn und jugendlicher Liebhaber von Messinas Tochter sowie der spätere NDR-Programmansager Dénes Törzs als skrupelloser Handlanger und rechte Hand Messinas.
                                            Jürgen Roland gelingt es die höchst exploitativen Vorgänge mit leichter Hand zu inszenieren und dabei selbst nie zu ernst zu nehmen. Neben genügend Hamburger Lokalkolorit schmückt er den Streifen mit Kung Fu-Einlagen, Motorbootverfolgungsjagden durch die Speicherstadt, diversen Explosionen und kaltblütigen Exekutionen sowie vor allem dumm-cooler Dialoge der Gangster.
                                            Dementsprechend viel Spaß macht das Endergebnis. Einziger Wehrmutstropfen ist dabei vielleicht nur, dass ausgerechnet beim Soundtrack gespart und auf bestehende Musik aus Wolf C. Hartwigs bisherigen Streifen zurückgegriffen wurde.
                                            Alles in allem jedoch eine dicke Empfehlung für Freunde der leichten Unterhaltung und einer der Beweise dafür, dass auch in diesem Land einmal Unterhaltung ohne aufgesetzte Moral möglich war.

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                                            • 7 .5

                                              Bei den Stichworten "deutscher Film" und "Dschungel", denkt man wohl zuerst an Werner Herzog, der 1982 mit Klaus Kinski in den Urwald zog um das Meisterwerk "Fizcarraldo" zu realisieren.
                                              Zwei Jahre später schickte der Schweizer Produzent Erwin C. Dietrich, der 1978 bereits den Kino-Hit "Die Wildgänse kommen" co-produziert hatte, den italienischen Regisseur Antonio Margheriti in den Dschungel um ein Söldner-Spektakel zu inszenieren.
                                              Die Liste der mitreisenden Schauspieler kann sich dabei durchaus sehen lassen:
                                              Lewis Collins, Star der TV-Serie "Die Profis", Italo-Western-Legende Lee van Cleef und Ernest Borgnine führen den Cast an. Auch Klaus Kinski durfte sich wieder im Dschungel-Setting in Rage spielen. Begleitet wurden die vier internationalen Stars von Manfred Lehmann (Synchronstimme von Bruce Willis, Gérard Depardieu, Dolph Lundgren,...), Thomas Danneberg (Synchronstimme von Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, John Travolta,...) und Frank Glaubrecht (Synchronstimme von Pierce Brosnan, Kevin Costner, Al Pacino,...).
                                              Das Ergebnis ist handwerklich längst nicht perfekt - vor allem einige Actionszenen, die mit Miniaturmodellen durchgeführt wurden (eine Spzialität Margheritis) erheitern dabei den heutigen Zuschauer. Auch vom Drehbuch darf man nicht viel erwarten, auch wenn es dem Thema angemessen zynisch begegnet und versucht einige Wendungen einzubauen.
                                              Der Unterhaltungswert des Streifens nährt sich dementsprechend vor allem aus dem Vergnügen bekannte Synchronsprecher in Rollen zu sehen, die sie sonst nur vertonen dürfen und der Tatsache, dass jedes Mal, wenn mehr als zwei Sätze gesprochen werden etwas explodiert oder ein Bewaffneter aus einem Gebüsch springt.
                                              Dass das ganze Spektakel dann noch von Musik der Band Eloy untermalt wird, die äußerst anspruchslos auf den Spuren der Tangerine Dream-Soundtracks der selben Zeit wandelt und noch dazu auf käsigen Yamaha-Instrumenten gespielt wird, worauf im Vorspann noch dazu stolz hingewiesen wird, setzte dem schmierigen Vergnügen die Krone auf.
                                              Dass der Film 1984 in Deutschland fast eine Million Zuschauer ins Kino lockte, zog natürlich als Konsequenz nach sich, dass eine kleine Welle von Söldnerfilmen mit deutscher Beteiligung entstand.
                                              „Geheimcode: Wildgänse“ ist zynische, brutale Söldner-Action im schmierigen 80s-Look, aber dabei äußerst unterhaltsam und sollte daher nicht zu ernst genommen werden.

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                                              • 6 .5

                                                Der erste Giallo von Luciano Ercoli hat vieles auf der Habenseite:
                                                - Starke Kameraarbeit von Alejandro Ulloa (u.a. "Il Mercenario")
                                                - Seine Ehefrau Nieves Navarro in einer wunderbar durchtrieben wirkenden Rolle
                                                - Absoluter Ohrwurm-Score von Ennio Morricone
                                                - Einige gute Einfälle
                                                - Twists, die zumindest während des Films funktionieren
                                                - Typisches 70er Jahre-Set- und Kostüm-Design
                                                Eine schöne Abwechslung im Giallo-Genre ist das Fehlen des behandschuhten Killers und durchästhetisierter Morde. Das gesamte Geschehen ist sehr unblutig und gewinnt seine Spannung vorallem durch die latente Bedrohung der Protagonistin.
                                                Das es nicht zu einer höheren Punktzahl reicht hat vor allem eben diese Protagonisten bzw. Dagmar Lassander zu verantworten, die ihre Rolle zwar ausgesprochen gut spielt, mir aber ganz einfach nicht gefallen mag.
                                                Außerdem fällt der gesamte Plot, wie so oft in solchen Filmen, kraftlos in sich zusammen, wenn man ihn noch einmal nach dem Film Revue passieren lässt.
                                                Dennoch wird man gut unterhalten und der Film taucht durchaus zu Recht des Öfteren in Giallo-Bestlisten auf. Wer interessiert an Gialli ist und kein Problem mit Dagmar Lassander hat, kann hier wahrscheinlich 1-2 Punkte addieren.

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                                                • 6

                                                  Wenn bereits eine Stunde nach dem Ende der Kinovorführung das Gefühl vorherrscht, dass nichts bleiben wird von dem Film, den man gerade gesehen hat, wenn die vorherrschende Frage während der gesamten Laufzeit "Warum nicht direkt ein Realfilm?" ist und vor allem - wenn man sich nicht mit den Charakteren des Films identifizieren kann, sondern einen mehr als einmal das seltsame Gefühl beschleicht, dass sich am ehesten mit einem Besuch bei Madame Tussaud's vergleichen lässt, kann man wohl kaum von einem gelungenen Film sprechen. Dies werde ich daher auch nicht tun.
                                                  Gehen Spielberg und Kumpane bei der Plot-Entwicklung noch liebevoll mit Hergés Erbe um, indem viele Elemente direkt aus den zugrundeliegenden Comics übernommen wurden (und ständig jemand von hinten niedergeschlagen wird) und lassen den Film zudem mit einem Straßenmaler mit Hergés Gesicht beginnen, der Tim auf ein Blatt Papier zeichnet, wie man ihn aus den Comics kennt, werden die Aktionen auf der Leinwand mit fortschreitender Laufzeit immer übertriebener. Als Tim schließlich, nach ohnehin schon für meinen Geschmack zu langer und überdrehter Verfolgungsjagd, am Lenkrad eines Motorrads an Stromkabeln über einen Basar schwebt, fühlte ich mich tatsächlich doch einmal an meine Kindheit erinnert - als ein guter Freund seine erste Spielkonsole sein Eigen nannte und ich gefühlte Ewigkeiten als Zuschauer danebensaß, während er seine Spielfigur mit großem Spaß durch Abenteuer manövrierte. Ebenso bemerkt man den Spaß, den Spielberg dabei hatte, mit den Figuren von Hergé zu spielen und brennende Schiffe über den Ozean fliegen zu lassen, nur wollte sich dieser Spaß so gut wie nie auf mich übertragen.
                                                  Und immer blieb die Frage nach dem Konzept. Die Gesichter von Tim und den Schul(t)zes werden nur spartanisch detailliert, wahrscheinlich als falsch verstandene Ligne Claire-Hommage, andere Figuren wie vor allem Kapitän Haddock jedoch bekommen so starke Charaktergesichter, dass man sich fragt, warum dann nicht die Schauspieler direkt real in der Szenerie agieren. Unentschlossen pendelt die Ästhetik des Films zwischen digitaler Traumwelt und der Realität. Es findet sich weder ein Grund der dagegen spricht, die Handlung in handgemachten Studiobauten und mit realen Schauspielern umzusetzen, noch ein Grund dagegen, auf die Motion Capture-Technik zu verzichten und direkt sämtliche Figuren, samt ihrer Gestik und Mimik im Computer zu erschaffen und auf sämtlichen Realitätsanspruch, die Ästhetik betreffend, zu verzichten.
                                                  Alles, wirklich alles, was man hier auf der Leinwand sieht, wäre auch in einem Realfilm möglich gewesen und hätte wahrscheinlich sehr viel mehr Charme gehabt.
                                                  Dass die Machart auf der anderen Seite jedoch auch nicht künstlich genug geraten ist, als dass sich beim, vorallem jungen, Zuschauer ein "Comic-Gefühl" einstellen kann, gibt einigen brutalen Szenen einen negativen Beigeschmack.
                                                  Während man bei einer gut gemachten Maske einen Schauspieler nur mit Mühe erkennt um dann erst Recht voller Lob für die Darstellung zu sein oder bei einem Zeichentrickfilm einem Schauspieler Tribut zollt, weil er nur mit seiner Stimme einem Charakter zu Leben verhilft, hat man bei "Das Geheimnis der Einhorn" immer das Gefühl Wachsfiguren zu beobachten, die den Schauspielern Jamie Bell, Andy Serkis und Co nachgebildet sind. Mehr als einmal wünschte ich mir sehnlichst, endlich Serkis persönlich im blauen Pulli und mit angeklebtem Vollbart auf der Leinwand zu sehen.
                                                  Die Zukunft des Kinos wird diese Art von Film hoffentlich nur für Spielberg sein, der es Leid zu sein scheint für seine Träume auch nur für eine Sekunde das Studio zu verlassen, obwohl diese Träume an Schauplätzen wie der Wüste oder in Afrika stattfinden sollen.
                                                  Dass John Williams Filmmusik selten uninspiriert wirkt und sich im Vorspann noch an der Zeichentrickserie aus den 90ern anzulehnen scheint, bevor für den Rest des Films ein leichterer Aufguss des Indiana Jones-Stils serviert wird, fällt dann auch nicht mehr ins Gewicht.

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                                                    Aufwändig und mit starker Besetzung an internationalen Originalschauplätzen inszenierter Sechsteiler, der stark anfängt und in unaufgeregte Erzählweise seinen Plot entrollt. Leider wurde doch etwas zu viel auf die Schauplätze und bekannten Gesichter vertraut und noch dazu übermäßiger Wert auf die, wenn auch sehr starke, Kamerarbeit der späteren Kamera-Legenden Gernot Roll und Joseph Vilsmaier gelegt, so dass viele Szenen als Plansequenzen und mit langen Kamerafahrten aufgelöst werden.
                                                    Spätestens nach der Halbzeit wirkt jedoch diese bis dahin der Atmosphäre sehr förderliche Erzählweise zunehmend nur noch langatmig, weil das Tempo nicht zunehmend gesteigert wird, wie es für einen Thriller nötig gewesen wäre.
                                                    So besteht die Gefahr das Interesse zu verlieren, was mir persönlich nach der 4. Folge geschah, so dass ich mich zu den letzten beiden Folgen fast schon zwingen musste. Was bleibt ist ein interessanter Plot, viele bekannte Gesichter, ein guter Soundtrack und schöne Bilder. Als etwas zügiger inszenierter 3- oder 4-Teiler wäre "Alexander Zwo" wahrscheinlich nicht so schnell in Vergessenheit geraten...

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