Imagination - Kommentare

Alle Kommentare von Imagination

  • Die Moviepilot-Datenbank ist (natürlich) nicht komplett. Leider lässt sich für die fehlenden Filme kein Eintrag erstellen, da die momentanen Bedingungen des Mitmachmoduls dies nicht erlauben.

    Folgende Filme fehlen gänzlich in der Liste:
    Rhythmus 25 (1925) - https://www.imdb.com/title/tt0016286/
    Begone Dull Care (1949) - https://www.imdb.com/title/tt0041169/
    Pacific 231 (1949) - https://www.imdb.com/title/tt0263830/
    Images pour Debussy (1951) - https://www.imdb.com/title/tt0243331/
    Blinkity Blank (1955) - https://www.imdb.com/title/tt0047887/
    Momentum (1968) - https://www.imdb.com/title/tt3143740/
    C'était un Québecois en Bretagne, Madame (1977) - https://www.imdb.com/title/tt0386351/
    Aurélia Steiner (Melbourne) (1979) - https://www.imdb.com/title/tt0144089/
    Le pays de la terre sans arbre ou Le mouchouânipi (1980) - https://www.imdb.com/title/tt0183640/
    L'homme atlantique (1981) - https://www.imdb.com/title/tt0258655/

    Folgende Filme wurden durch beteiligte Personen in der Liste ersetzt:
    Enoch Arden: Part I (1911) - https://www.imdb.com/title/tt0001593/
    Enoch Arden: Part II (1911) - https://www.imdb.com/title/tt0001594/
    The Massacre (1912) - https://www.imdb.com/title/tt0002350/
    Le torrent (1917) - https://www.imdb.com/title/tt0334530/
    Rhythmus 23 (1923) - https://www.imdb.com/title/tt0014407/
    La photogénie mécanique (1924) - https://www.imdb.com/title/tt0208359/
    De brug (1928) - https://www.imdb.com/title/tt0018728/
    Polizeibericht Überfall (1928) - https://www.imdb.com/title/tt0019616/
    Narkose (1929) - https://www.imdb.com/title/tt0020206/
    The Honeymoon (1930) - https://www.imdb.com/title/tt0184586/
    Mor vran (1931) - https://www.imdb.com/title/tt0219928/
    The Fatal Glass of Beer (1933) - https://www.imdb.com/title/tt0022883/
    Appunti su un fatto di cronaca (1953) - https://www.imdb.com/title/tt0043294/
    Reflections on Black (1955) - https://www.imdb.com/title/tt0214052/
    Mechanics of Love (1955) - https://www.imdb.com/title/tt1440249/
    Les enfants désaccordés (1964) - https://www.imdb.com/title/tt0058058/
    Bardo Follies (1967) - https://www.imdb.com/title/tt0477946/
    Phenomena (1968) - https://www.imdb.com/title/tt0059587/
    La concentration (1968) - https://www.imdb.com/title/tt0062822/
    Jaguar (1968) - https://www.imdb.com/title/tt0286727/
    La rosière de Pessac (1969) - https://www.imdb.com/title/tt0234624/
    Son nom de Venise dans Calcutta désert (1976) - https://www.imdb.com/title/tt0075243/
    Un royaume vous attend (1976) - https://www.imdb.com/title/tt0209447/
    Toute révolution est un coup de dés (1977) - https://www.imdb.com/title/tt0076834/
    La rosière de Pessac (1979) - https://www.imdb.com/title/tt0234625/
    Les photos d'Alix (1980) - https://www.imdb.com/title/tt0081336/
    Al Dhakira al Khasba (1980) - https://www.imdb.com/title/tt0121278/
    Agatha et les lectures illimitées (1981) - https://www.imdb.com/title/tt0205726/
    Orson Welles' The Dreamers (1982) - https://www.imdb.com/title/tt1934355/

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    • 8

      Welch fataler Irrtum sich doch in den Köpfen der Menschen eingenistet hat; oh, und mit welch brachialer Ignoranz sie, entgegen jedweden Besserwissens, sich an dieser Wunschvorstellung ergötzen und festklammern. Glückseligkeit als oberste Maxime eines jeden Menschen, der sein jämmerliches Dasein auf irgendeine Weise rechtfertigen muss, seinen Platz in dieser absurden Welt braucht, um nicht gänzlich den lauernden Wahnsinn akzeptieren zu müssen, und alles daran setzt diese Glückseligkeit zu erreichen.
      Bah, erbärmlich! Gott ist schon lange tot und mit Ablenkung kann sich der gebildete, seine Existenz gesicherte und nun der Langeweile gegenüberstehende Mensch auch nicht auf Dauer selbst belügen. Sodann will er sie, die Glückseligkeit, nein, er muss nach ihr streben, sie begehren als wäre sie jene verehrte Vollkommenheit, die er von ihr verlangt. Was sonst noch bleibt ihm denn als die Selbsterfüllung als Zweck für sein eigenes Dasein? Aber wie bloß kann der Mensch so ungebrochen, so innig an seiner Sehnsucht festhalten, ihr so treuherzig mit offenen Armen hinterher irren – nun, glauben muss er! Und wahrhaftig muss er es tun; nichts darf seinen Glauben, dieses so verlockende Gift, erschüttern, alle kritischen Gedanken muss er ausschließen und vernichten, und doch . . . und doch, was aber wenn der Mensch es tatsächlich schafft hat diese Illusion aufrechtzuerhalten, wenn sein ungebändigter Wille ihn an sein gelobtes Ziel gebracht hat – ja, was dann? Er hat seine gewünschte Glückseligkeit erreicht, und doch fühlt sie sich leer und unerfüllt und unbefriedigend an, keineswegs wie sie seinen Vorstellungen entsprach, und es dauert nur eine Weile, manchmal kurz und manchmal länger – aber geschehen muss es ohne Ausnahme! –, da merkt der Mensch, dass er wieder unglücklich ist, dass er ein neues Ziel für seine Glückseligkeit vor Augen haben muss, dass sein Wille wieder ein Verlangen will.
      Begehren muss der Mensch! Das kann er nicht leugnen. Wie der Tod, so sicher ist auch des Menschen Elend – nie wird er glücklich sein können, weil er immer wieder begehren muss. So will es sein Wille! Schaut er denn nicht über sein Verlangen hinaus, der Mensch, und sieht jene verheerende Notwendigkeit, die ihn wieder und wieder ins Verderben zieht? Will er die Wahrheit überhaupt entdecken und ihr in ihre scheußlichen Augen sehen? Und wenn: wie dann – man nehme dem Menschen seinen Glauben, reiße ihn aus seiner unzähligsten Iteration – könnte der Mensch sein Vorgehen noch rechtfertigen? In dem Glauben an ein idyllisches Leben ohne Leid und Sorgen, seine eigene Utopie etwa? Sieht er denn nicht, dass dort nur, über kurz oder lang unausweichlich, Langeweile auf ihn wartet und ihn verschlingen wird? Dass, wenn man alles besitzt und nichts verlieren kann, es auch nichts mehr zu Begehren gibt? Bis auf . . .
      – oh, da sitzt er dann, der Mensch, und denkt sich Was nun? Alles habe ich, und doch will ich mehr. Nichts macht mich glücklich, jedoch ist nichts mehr da. Nur der Tod wartet auf mich, hat seit jeher seine Schatten auf mein Leben geworfen, und mir als Einziger ein Versprechen gegeben, dass er auch halten vermag. Das Sein habe ich ausgeschöpft und Glückseligkeit habe ich in diesem nicht gefunden.
      Da fragt er sich, der Mensch, entgegen allem was seine Mitmenschen immer noch glauben, was sein Leben ihm all die Zeit vorgelogen hat, was sein Wille ihm ununterbrochen abverlangt hat, jedoch in vollster Klarheit mit weit aufgerissenen Augen, ein Schrei auf den Lippen, der sich sodann zu einem stummen Lächeln formt: Ist Nichtsein gar besser als Sein? Ging es nie darum, Glückseligkeit in dieser Welt zu finden; ging es nie darum der Schlinge, die von Geburt an jedem Menschen ihr Dasein aufdrängt, zu entkommen, sondern dem Wahnsinn des Seins so früh wie möglich zu entfliehen, zu versuchen der Schlinge entgegen zu springen und sie zu fassen zu bekommen, sich ohne Furcht doch in völliger Überzeugung die Schlinge über . . .
      Vielleicht jedoch versucht er auch nur sein eigenes Elend und den gewollten Tod – oder ist er nur gewünscht? – zu rechtfertigen. Schließlich ist auch er nur Mensch.

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      • 8

        Wer, bloß, hat den Schöpfer getötet?
        Dort oben – im Himmel so weit doch im Herzen so nah – hatte er gesessen und hinabgeschaut, ein allmächtiges Wesen als Symbol all dessen, was dem Menschen verwehrt blieb, vom dem er träumte und das er begehrte. Hätte der Mensch doch nur verstanden, dass er nicht die Dinge, die er begehrt, liebte, sondern das Begehren selber. Hätte er dann immer noch nach dem Symbol gestrebt? Wäre er weiterhin vorangeschritten wenn er gewusst hätte, was auf dem Gipfel auf ihn wartete?
        Was ist Fortschritt bloß für eine tragische und doch so verführende Illusion – welch Abscheulichkeit von Wort Fortschritt selber doch ist. Beinahe so verächtlich wie Hoffnung! Dabei darf es gar nicht existieren, existiert der Sinn hinter dem Wort doch ebenso wenig. Eine weitaus passendere Bezeichnung für jenen Sinn ist Mutation, denn jedwede Wahrnehmung von Fortschritt besitzt den gleichen Makel, der sich tief verwurzelt wie ein Parasit langsam und tödlich verbreitet – bis zum Zerfall des Fortschritts, bis aus den Ruinen ein neues Bauwerk errichtet wird, dem der Parasit schon beiwohnt, die tragenden Säulen bereits vergiftet und brüchig. Was Menschen unter Fortschritt verstehen ist nicht jene ideale, reine Idee des ständigen Wachstums, der exponentiellen, ununterbrochenen Entwicklung, des Greifens nach den Sternen; nein, wie er sich doch irrt, der Mensch, und sich von seiner Eitelkeit täuschen lässt, seine Hoffnung stets und bedingungslos aufrecht erhält. Die Idee des Fortschritts baut auf der gleichen, bereits infizierten Basis auf, die ihn schon zum Leben erweckt hat – der Mensch, dieses aus einer unkontrollierbaren Krankheit geborene Symptom, das alles, was es infiziert, unterwerfen will, oder, soweit dies nicht möglich ist, zu erklären versucht, um seine dominante Position in dieser Welt zu rechtfertigen. Aber welch Fehler der Mensch doch macht in der Annahme, dass die Natur, die Welt, von ihm verstanden werden könne, ja müsse! Dass er sie unterjochen könne! Welch Eitelkeit der Mensch doch besitzt zu glauben, dass er gar Herr seiner selbst wäre!
        Wieso überhaupt hat der Mensch den Drang zum Fortschritt? Ihm wird keine andere Wahl gelassen! Immer weiter, immer höher – fern vom jetzigen Dasein, dorthin, wo schon der Mensch vor tausenden Jahren hinaufgeschaut hatte, hinaus zu den Sternen, jenseits des menschlichen Seins hin zum Schöpfer, wiedervereint der Vater und der Sohn. Jeden Tag ein Stückchen näher, immer näher. Oh diese Hoffnung, diese ungeheuerliche Wurzel alles Bösem, die eine bessere, ja träumerische Zukunft verspricht; diese Illusion, deren Intention von jener unkontrollierbaren Krankheit ausgeht, die alle Mutation als ihre prophetische Idee ausgibt, sie Fortschritt nennt – seht doch! Entlarvt sie; und euch selbst! Überleben, überleben, überleben – mehr will der Wille doch nicht! Überleben als Individuum, überleben als ein Jenseits.
        Von Generation zu Generation, Treppenstufe um Treppenstufe – höher, weiter. Welch Aufstieg; bis zum Gipfel mochte es der Mensch versuchen! War es nicht das, was er so wollte? Und denn, alsbald oben angekommen, allein und doch in Gesellschaft, den Blick hinabwerfend auf jene zurückgelassene Welt, den ersten Atemzug als vollkommendes Wesen machend, was sah der Mensch dann, bloß was? Oh, er sah in der Tat; und seine Augen weiteten sich in Verzweiflung. Ausstechen wollte er sie, aber das Gesehene war irreversibel. Was blieb, darob, bis auf Weinen?
        Wie blind er doch war, der Mensch, wie seine Eitelkeit ihn vorangetrieben hatte, wie er doch den Willen zum Leben als Freund angesehen, ihn tagtäglich ernährt und gestärkt hatte. Etwas war geschehen – und er hatte es ignoriert! – etwas Teuflisches, das Jahrhunderte später immer noch nicht an seinen Hörnern gefasst worden war: die Mutation, jene, die sie Fortschritt nannten, hatte ihnen ihren Glauben genommen, hatte ihren Gott getötet.
        Seht ihr denn nicht? – Ihr wart es selber!
        Der Mensch! – der Mensch hat ihn getötet!

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        • 8

          Gewohnt und an sich wie erwartet ist Park Chan-wooks neuester Film handwerklich und stilistisch wieder hervorragend umgesetzt. Erzählt wird die Geschichte der Annäherung einer Diebin an eine reiche Erbin, die Umstände und das wirre Netz, das alles zusammenhält.
          Was anfangs zunächst wie eine unmögliche Romanze beginnt und auch ruhige Töne anschlägt, nimmt mit jedem Moment an Pfad auf und entwickelt sich zu einem schleierhaften Sog, dem sich zu entziehen einem erotischen Fiebertraum gleich kommt – einem unausweichlichen Abenteuer außerhalb des Bewusstseins – und dem Ziehen des Zuschauers in einen unsäglichen Bann. Mitreißend und gefühlvoll begleiten historische, poetische Bilder und wie aus Fabeln entnommene Aufnahmen eine undurchsichtige Geschichte gemalt von Liebe und Lust.
          Es ist nicht Park Chan-wooks bester Film, aber immer noch ein vielseitiges Kunstwerk, das sich von dem heutzutage sklavisch produzierten Einheitsbrei unterscheidet und ohne Probleme abhebt. Selten, derart populäre Künstler in der gegenwärtigen Filmbranche noch zu finden.

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          • 9

            In den Trümmerfeldern der Vergangenheit, den Ruinen vergessener Epochen, dort steht, einzig und allein, die Wahrheit geschrieben, eingemeißelt in den verkommenen, verfallenen Komponenten eines antiken Bauwerks, erschüttert und gebrochen in den Säulen, die es zusammenhielten. Das Leben eines jeden Individuums ist, in seiner Gesamtheit betrachtet, nur was ein Sandkorn für unsere Welt ist. Nein, nicht einmal das. Die Existenz ist sinnlos, ein Absurdum das nicht zu verstehen ist. Und bei dem Versuch, für die jämmerliche Existenz eine Absicht zu finden, eine antwortlose Frage im Schein der Täuschung zu erklären, scheitert der Verstand und verstanden wird nur noch weniger. Aus der Not heraus ignoriert der Mensch diesen Umstand, steht er doch über allem. Ignoranz ist, neben der eigenen – größtenteils kümmerlichen weil auf völlige Gleichheit zielenden – Verwirklichung des Seins im Dasein, was die Menschen prägt und führt. Geformt werden Gesellschaften, eine Ansammlung verschiedener Individuen, eine Zusammenstellung in Gruppen zur Formung gleicher Individuen, alle versuchend ihre Existenz und die des Einzelnen zu rechtfertigen, einen Zweck in dieser Welt zu finden, alle aber getrieben von dem gleichen Ziel, dem Bösen, das in jedem lungert: der Gier nach mehr, dem Bestreben, selbst unter Gleichartigen über allen anderen stehen zu müssen.
            So ist es nicht überraschend, dass sich in diesen Gesellschaften weitaus kleinere Gruppen im Hintergrund bilden, die sich einem weiteren Makel der Menschheit bedienen zu wissen. Denn der Mensch ist, und das besonders in größeren Gruppen, blind gegenüber dem, was sie lenkt. Je größer die Gruppe, desto einfacher ist sie zufrieden zu stellen. Der Drang dazuzugehören steht über den eigenen Interessen. Diese Blindheit gepaart mit der Ignoranz des Individuums, dass jetzt, in diesem Moment, alles in Ordnung ist und seinen geregelten Weg auf dem vorbestimmten Pfad der vermeintlichen Erlösung geht, kann und wird ohne Kompromisse und vor allem ohne Schuldgefühl ausgenutzt. Das Leben ist ein Augenblick, und die Menschen betrachten ihres nur als Bruchteil dessen. Gefangen in der Illusion der scheinbaren Glückseligkeit, die zum Zwecke anderer die Vollkommenheit des Individuums zu verhindern weiß; die Gefangenen jedoch wissen es natürlich nicht.
            So liegt es nahe, dass, wo doch Chaos in diesem Moment keinen Platz in der Existenz der meisten Menschen inne zu schein hat, es in der Natur dieser liegt, Einschränkungen und Hindernisse in Kauf zu nehmen. Kulturen schwinden, Vielfalt stirbt, bis Monotonie und die Aufopferung der eigenen Einzigartigkeit dem Kollektiv wegen zur Selbstverständlichkeit wird. Von der einen undefinierten Zeitspanne zur nächsten, immer wieder, in immer kürzeren Intervallen. Und wenn die Zeit gekommen ist, als das Individuum, als solches schon gar nicht mehr erkennbar, plötzlich merkt, dass hinter dem Schleier nun doch Chaos regiert, dass es in der Vergangenheit nur Sklave eines Systems war, das es unter- und zuletzt erdrückte; ja, wer ist dann noch übrig sich diesem selbst erlegten Dasein gegenüberzustellen?
            Es sind eben die in den Augen der Abtrünnigen sichtbaren Erkenntnisse der Trümmerfelder, die Einsicht in die Ruinen vergangener Momente, die die Wahrheit zeigen. Die Lektionen der Vergangenheit sind nichts weiter als Mythen; weitergereichte Legenden und Sagen, deren Quintessenz schattenhaft seine Lieder singt wenn nicht ihre Abstinenz gar vollkommen ist. Geschichte wiederholt sich. Die Welt ändert sich, der Mensch aber nicht. Und so zerfällt die Menschheit wieder in Selbstzerstörung; die Destruktion des Erbauten, die Vergegenwärtigung der Gegenwart, die Möglichkeiten der Zukunft, die Träume der Lebenden und derer vor ihnen – sie alle reihen sich zu besagten Ruinen, Gedanken kollidieren und verschwimmen zu einem im Kosmos des Nichts, und alsbald werden sie vergessen sein.
            Was aber birgt die hervorgebrachte Epoche außer einem naiven Traum? – dem Traum der Entstehung einer neuen Welt, einer besseren Zivilisation, einem Ideal dessen Fehler doch deren Erbauer selber ist. So formen sich alte Konventionen. So wird die Herde in die gleiche Falle getrieben. So wird der hügelige Weg bestritten, der schon etliche Male bestritten wurde. Der Mensch, er lernt einfach nicht.

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            • 9
              Imagination 10.07.2016, 02:18 Geändert 10.07.2016, 02:21

              Schon mit seinem Regiedebüt 'Chugyeogja' (The Chaser) sorgte Hong-jin Na 2008 nicht nur im heimischen Korea sondern auch in der westlichen Welt für Aufsehen, ohne dabei den koreanischen Charme und einzigartigen Stil zu verlieren. Daher war es auch nicht überraschend, dass sein zweiter Film 'Hwang hae' (The Yellow Sea) sein internationales Debüt 2011 in Cannes feierte und ebenso positiv aufgenommen wurde.
              Mit 'Gokseong' (The Wailing) folgte nun in diesem Jahr sein dritter Streich, mit dem Hong-jin Na nicht nur seine bislang beste Arbeit, sondern auch einen der bisher besten Filme dieser Dekade abliefert. Angesetzt in dem titelgebenden Dorf Goksung handelt der Film von einem Polizisten, der sich mit seltsamen Toden und mysteriösen Erscheinungen auseinandersetzen muss und sich zunehmend dem Übernatürlichen gegenüber sieht. Anders als in seinen beiden vorherigen Thrillern vermischt der Regisseur seinen Film mit dem Horror-Genre und beweist dabei (wieder) ein geschicktes Händchen für Spannung bis zur letzten Minute. In mystisch angehauchter Atmosphäre bleiben bis zum Schluss alle Fragen offen. Hiermit beweist Hong-jin Na eindeutig, dass er momentan einer der führenden Größen des koreanischen Kinos ist.

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              • 6

                In einem Gespräch hatte die Regisseurin Cho Sung-Hyung ('Full Metal Village') erwähnt, dass sie Nordkorea anders bzw. abseits der sonst üblich durch die westlichen Nachrichten dargestellten Version des von Kim Jong-un geführten Reiches zeigen wollte. Ob das ge- oder misslungen ist hängt ganz davon ab, was man nun letztlich von dem Film erwartet (hat).
                Sechs Mal reiste Cho Sung-Hyung, geboren in Busan, Südkorea, dank ihrem deutschen Pass in ihr Nachbarland und bekam erst durch diese wiederholten Reisen die Genehmigung eine Dokumentation zu filmen. Bei zwei Besuchen wurden ihr vom Regime ausgewählte Menschen und Orte zur Verfügung gestellt, denen sie sich respektvoll näherte; von einer Familie in Pyongyang bis hin zu Menschen in Gegenden, die weniger den Glanz der Hauptstadt ausstrahlen. Tatsächlich zeigt die Dokumentation einen vielfältigen Einblick in das Leben verschiedener Generationen und Schichten, die jedoch alle eines verbindet: die Liebe zu "ihrem Führer". Ihm ist alles zu danken, und für ihn arbeiten und leben sie auch.
                Die naturalistischen Aufnahmen eines wunderschönen Nordkoreas auf der einen Seite; die wie im Film gezeigt schon im Kindergartenalter zur Liebe 'ihres Führers" hin- und aufgezogenen Menschen auf der anderen Seite in einem System, das für westliche Verhältnisse gesehen sonderbar erscheint, aber immer noch ein fröhliches Volk mit seinen Wünschen und Hoffnungen zum Vorschein bringt.
                Es ist schwierig die Dokumentation am Ende zu bewerten, hinter deren Fassade wohl noch mehr steckt als der Film abbildet. Jedoch steht hinter Kim Jong-Un auch immer noch ein Volk, das auch nur aus Menschen besteht. Und vielleicht ist es das ja, was der Regisseurin am Herzen lag.

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                • 9

                  Kibong hat seine Familie und die Stadt verlassen; er will der Hektik und den Konventionen der Moderne entkommen. Er sucht und ist auf dem Pfad der Erleuchtung und schließt sich hierfür Hyegok in einem abgelegenen Kloster an. Bei ihm lebt auch Haejin – ein Waisenjunge, den Hyegok in seine Obhut nahm und aufzog. Obwohl nahe läge, dass sich der Film auf Kibong fokussiert, treten durch die gleichmäßige Betrachtung der drei nicht nur deren Schicksale separat in den Vordergrund, sondern spiegeln im Kontext des Buddhismus auch einzelne Abschnitte des Lebens und des Fortschreitens in diesem wider.
                  Nur mit einer Kamera ausgestattet und mit Laien-Darstellern arbeitend brauchte Bae Yong-kyun, der sämtliche Aufgaben hinter der Kamera vor, während und nach der Produktion selber übernahm, sieben Jahre um 'Dharmaga tongjoguro kan kkadalgun' zu komplettieren, nur um erst nach einer erfolgreichen Vorführung in Europa auch in Korea veröffentlicht zu werden. Entstanden ist eine spirituelle Reise ins eigene Unterbewusstsein, eine in Poesie getränkte Fabel über den Kreislauf des Lebens, alles erzählt in kraftvollen Bildern, jedes wie ein Gemälde mit eigener Intention, was in Anbetracht der Tatsache, dass Bae Yong-kyun Künstler und Professor für Kunst ist, nicht verwunderlich erscheint. Am ehesten lässt sich der Film durch die offensichtlichen inhaltlichen wie inszenatorischen Ähnlich- und Gemeinsamkeiten noch mit dem vierzehn Jahre später erschienenen 'Bom yeoreum gaeul gyeoul geurigo bom' von Kim Ki-Duk vergleichen, bleibt aber wie jedes originale Portrait in seiner Art einzigartig und unerreicht.
                  Ein Film, der langhaltig im Gedächtnis bleibt, weil er kein weiteres Produkt der heutigen Reiz- und Informationsüberflutung ist, sondern weil im Kontrast dazu in den gefühlvollen Einstellungen und der naturalistischen Schönheit auch eine wirkliche Aussagekraft steckt. Tatsächlich vermittelt der Film während des Sehens eine Art innere Ruhe im Zuschauer selbst. Umso mehr schmerzt es, dass Bae Yong-kyun sich – im Hinblick auf den Film nachvollziehbar – trotz positiver Resonanz und Aufmerksamkeit gegen Studioangebote aussprach und nur noch einen weiteren Film drehte.

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                  • 8

                    Die Ausgangssituation von Hur Jin-Hos drittem Film Oechul aus dem Jahre 2005 erinnert an Wong Kar-Wais Fa yeung nin wa. Nach einem Autounfall finden die beiden jeweiligen Lebenspartner Seo-young und In-su unabhängig voneinander heraus, dass diese eine Affäre miteinander hatten. Obwohl beide den Unfall schwer verletzt überlebt haben, nähern sich Seo-young und In-su immer mehr an.
                    Wie schon in seinen ersten beiden Filmen Palwolui Keuriseumaseu und Bomnaleun ganda ist die Annäherung, die nicht unter dem besten Stern steht, zwar wesentlich für den Verlauf der Geschichte, doch nimmt sich Hur Jin-Ho auch den Kampf der beiden Protagonisten mit der Verarbeitung der Affäre und der Versuchung der gleichen Tat zu Herzen. Dabei verlässt er sich auf seinem gewohnten Stil: in ruhiger Manier sagen die wenigen Dialoge viel, aber die Bilder mehr über den Gemütszustand seiner Protagonisten aus. In jeder Szene hängt besagter Stern über dem Geschehen, und doch fühlt sich die Verbindung richtig an.
                    Einmal drauf eingelassen entwickelt sich Oechul zu einem leicht melancholischem und romantischem Drama, welches sich, getragen durch seine beiden Hauptdarsteller und die wunderschöne Kameraarbeit, durch seine Lebensnähe von anderen seiner Art abhebt.

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                      über Ritual

                      "I escape into a fictional world, constructed on a fantasy of daily life. Even this film, when completed, will become a device to deliver a certain amount of stimulation devoid of surprises, and a measure of time spent in peace."

                      Es ist der erste Tag, und dreißig verbleiben. Er findet sie auf den Schienen liegend mit einem roten Regenschirm in der Hand. Es ist ein Ritual, sagt sie ihm, und der Regenschirm beschützt sie bis sie aus dieser Welt entfliehen kann. Sie fragt ihn, was morgen ist, und auf sein Schweigen antwortet sie, dass es ihr Geburtstag ist. Als er sie am nächsten Tag wieder auf den Schienen findet und ihr Glückwünsche und ein Geschenk überreichen will, macht sie ihm weiß, dass ihr Geburtstag erst morgen ist. Am darauffolgenden Tag fragt sie ihn wieder, was wiederum morgen ist. Es ist ihr Geburtstag.
                      Basierend auf Ayako Fujitanis (sie übernahm gleichzeitig die Hauptrolle) Roman Touhimu erzählt Shiki-Jitsu die Geschichte eines in Hoffnungslosigkeit gefangenen Regisseurs, der bei der Rückkehr in seine mittlerweile fast verlassene Heimatstadt einem Mädchen begegnet, welches der grausamen Realität in Form von Vergangenheit und Zukunft versucht zu entkommen. Hideaki Anno, näher bekannt durch seine Evangelion-Filme, schafft es durch die eindrucksvollen, wunderschönen Bilder und Voice-Over ein tiefsinniges und zugleich trauriges Portrait über Einsamkeit und eintretenden Wahnsinn poetisch auf die Leinwand zu zaubern. Sowohl Ayako Fujitani als auch Shunji Iwai wissen gefühlvoll ih ihren Rollen zu überzeugen.

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                      • 8

                        Wie in Wong Kar-Wais In The Mood For Love wird - wenn auch auf andere Weise - in Brief Encounter von David Lean ebenfalls das Gefühl der Liebe vermittelt und gleichzeitig das Leiden demonstriert, das dieses mit sich trägt. Ein Liebesfilm so echt weil lebensnah.
                        Manchmal sind es eben die kleinen Momente im tristen Alltag, nur kurze Begegnungen, die einen für lange Zeit - oder den Rest des Lebens - nicht mehr loslassen und die Kontrolle übernehmen. Plötzlich dreht sich die Welt nur noch um diesen einen Moment, diese eine Person, nichts sonst scheint mehr von Bedeutung zu sein. Rationales Denken wird durch unerklärliche Emotionen verschlungen und fortan regiert nur noch das Verlangen nach dem Wiedersehen, dem erneuten Auffrischen der (bitter-)süßen Gefühle.
                        Und nach unzähligen und gefühlt unendlich langen Begegnungen kommt das Realisieren, dass das Geschehene in der Form zwar so weitergehen und darüber hinaus gehen soll, aber nicht kann. Auch die Verliebtheit kann die Realität nicht für immer im Schleier des träumerischen Glücklichseins verbergen und so erdrückt die Wirklichkeit einen so plötzlich und kompromisslos wie die innere Dunkelheit Nacht für Nacht das schlaflose Ich daran erinnert, dass Zufriedenheit nicht ewig währt.
                        In diesem Moment steht man am Bahngleis und weiß, egal von welcher Richtung der Zug kommt und in welche Richtung er fährt, das Ziel bleibt das selbe: es ist, als wenn das Herz in die andere Richtung fährt, so zerreißend und schwermütig und doch, wählt man die andere Richtung, so würde das Herz wiederum die andere nehmen. Was bleibt ist die Frage, was im Nachhinein weniger schmerzt und welche Erinnerungen leichter zu ertragen sind, bevor - wenn in Einsamkeit die Niedergeschlagenheit abgelegt wird und die Nacht beginnt - noch düstere Gedanken die Kontrolle übernehmen.
                        Letztendlich spielt die Rolle des persönlichen Hintergrunds - wartet eine Familie zu Hause oder lebt man allein, lebt man jeweils auf der anderen Seite der Welt… - nur bedingt mit ein; viel mehr ist es der Charakter, auf den es ankommt, wie man mit diesen Erinnerungen an seinen Seelenpartner umgeht. Nur was ist, wenn dies die einzig endlich schönen Momente sind? Ist man nun realistisch oder pessimistisch allein die Tragik zu sehen und bei jedem verlorenen Gedanken an diese Geschichte auf diese zurückzukommen? Und was wäre, wenn man es nie geschehen ließe, um so das Unmögliche möglich zu erhalten und sich in der eigenen Fantasie und den sehnlichen Wünschen zu verlieren?
                        Oder einfach nur right in my feels…

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                          über Ekel

                          Es ist die sukzessive Destruktion der introvertierten und zumeist distanzierten Carol, deren trister Alltag für sie jeden Tag ein Kampf gegen diesen und die Verführung dessen sowie mit sich selber ist, die dem Zuschauer den wahren Horror ins Gesicht schlägt. Verborgen unter der Maske des wunderschönen Mädchens verkriecht sich eine zutiefst einsame und verstörte Seele, die als "a bit strung up" abgestempelt wird, deren Leiden unbeachtet bleibt und so wie die unzähligen Risse in der Decke zerschunden zurückgelassen wird. Obwohl das Motiv zunächst nur erahnt werden kann und Carol in sich verschlossen bleibt, gibt Polanski einen düsteren Einblick in das Bewusstsein einer psychisch kranken Person, die durch Isolation versucht ihrer verrotteten Umgebung zu entkommen. Ihre Taten sind die Visualisierung dessen, was in ihrer Phantasie vor sich geht; denn nicht zuletzt ist es der eigene Verstand, der Verursacher des furchteinflößenden Grauens ist - und für manche gleichermaßen der meist gehasste Feind.

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                            Imagination 09.06.2013, 00:46 Geändert 12.02.2015, 19:34

                            Als er zu Ende war, stand ich auf und klatschte. Weil er mich einfach überwältigt hatte und ich dementsprechend Tribut zollen wollte. Ich war der Einzige, der das getan hatte. Mein Kumpel tat es nicht. Niemand aus dem ganzen Saal tat es. Alle starrten mich nur an. So what, dachte ich, I do what I want. Er war einfach großartig gewesen. Das Getuschel überhörte ich einfach; ich stand da und klatschte. Sollen sie doch in ihren Sesseln vergammeln, haben sie doch gerade das Beste seit langem im Kino gesehen und checken es nicht, dachte ich. Noch immer in fassungsloser Pose und eine Ewigkeit später hörte ich dann aus der hintersten Reihe einen Mann rufen, dass ich mich doch hinsetzen solle, weil der Film gleich anfinge. Ich tat wie geheißen, immer noch überwältigt vom Man of Steel Trailer.

                            Der Film hat mir nur bedingt gefallen. Nein, eigentlich gar nicht wirklich. Hangover ist Programm - denkste im dritten Teil. Party, verkaterte Stimmung und absurde Geschichten? Immerhin letzteres bietet Hangover 3, wenn auch so übertrieben - zu übertrieben - wie im zweiten Teil, was das Ganze nicht wirklich witzig machte. Alan als hirnverbranntes kleinkindisches Muttersöhnchen war schon arg peinlich, war der in den ersten beiden Teil auch so gewesen? So blöd es auch klingt, es war auch zu viel Handlung und "Action" im Film vorhanden. Ein Twist war vielleicht ganz nett, aber ansonsten blieb der Humor für eine 0815-Story auf der Strecke, die ebenfalls nicht überzeugen konnte. Wie auch. Neben dem mit der Zeit nervtötenden Alan war auch Mr. Chow wieder dabei - leider. Mag seine Lache noch so lustig sein, Positives hat der Reihe nicht gebracht. Von Logik fange ich sowieso nicht an, aber das sei mal dahingestellt.

                            Was bleibt ist ein unnötiger und schwacher Abschluss einer Reihe, die schon nach dem ersten Teil hätte enden sollen. Klar, gelacht habe ich ab und zu, war aber mehr denn enttäuscht bzw. überrascht über das, was ich meiste Zeit sehen musste. Die Szene nach dem Abspann war noch ganz lustig; dennoch bin ich froh, dass jetzt Schluss ist.

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                              Hätte ich den Film als Kind gesehen, hätte ich mir instant die Augen ausgestochen, um nie wieder soetwas Schlimmes sehen zu müssen. Da ich nun etwas älter und reifer bin, habe ich für nächste Woche gleich mal ein paar Therapiestunden beantragt. ... Einer der schlimmsten, weil verstörendsten und unangenehmsten Filme, die ich bisher gesehen habe, der audiovisuell so hypnotisierend und widerlich zu gucken ist, dass es in der Seele weh tut.

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                                Wie soll ich diesen Film denn nicht mögen, erzählt er doch gerade die Grundzüge, an denen ich festhalte. Die Welt ist scheiße und ungerecht, das Gute im Menschen gibt es nicht und selbstlose Menschen sind eine Rarität. Dass von Trier sich Letztere zur Brust nimmt und gnadenlos untergehen lässt, macht es ihm zwar leicht, das Grauen der Welt zu versinnbildlichen, doch zeigt sich so nur noch viel mehr all dieses Scheusal jener hässlichen Welt. In der Exposition noch etwas Schönes zeigend, danach die Hauptprotagonistin ins Herz erzählend, kann von Tier die Demontage dieser Frau vorbereiten, durchführen und sich sicher sein, dass nicht nur die Personen im Film, sondern auch die Zuschauer gequält werden. Alles eingefangen durch eine authentische Kameraführung. Nachdem es den ein und anderen Schlag in die Magengrube gibt, wartet man nur darauf, den finalen Tritt nachzubekommen. Im starken Kontrast dazu die träumerischen Gesangseinlagen, so realitätsfern und bezaubernd wie sie nur sein können. Die einzige Flucht aus dem Grauen ist die Imagination und Entwicklung einer anderen Welt, seiner Welt.

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                                • Wie wäre es mal mit 'Die 7 unnötigsten Moviepilot-News', 'Das Volk gegen Moviepilot' oder 'Der Review-Check von... Moviepilot. Lohnt es sich noch?'

                                  :)

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                                    '2001: A Space Odyssey' ist zeitlose Perfektion mit (Welt)Kult(urerbe)status innehabender Bild/Ton-Komposition und unserem Dasein selbst heute immer noch weit voraus. Nicht fassbar für den Menschen, aber fassungslos lässt es ihn zurück. Von Anbeginn des Vorstellbaren bis zum Ende und der Wiedergeburt der Menschheit über vier Millionen Jahre ziehend erzählt Kubrick die Geschichte von uns und wie sie durch schwarze Monolithen beeinflusst und vorangetrieben wurde. Wie wir vom Affen zur Astronomie und zur (Un-)Sterblichkeit kamen. Wie Tod, wissenschaftliche und technologische Abhängigkeit und unsere eigene Konstruktion von überintelligenten Maschinen unsere Existenz auszulöschen gefährdete. Wie ein einziger Mensch und eine einzige Maschine sinngebend dafür in einer cineastischen Explosion an Unendlichkeit dies versinnbildlichten. Wie ein einziger Mensch nach einem psychedelischen Farbtrip in die vierte Dimension das Leben und das Sein und die Vollkommenheit in Ewigkeit (Amen.) spürte. Kein Film und auch kein Über- oder Gottesfilm - ein schwarzer Monolith für das Medium Film.

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                                      Die Familie ist kaputt. Kaputt gemacht worden. Schuld sind die Drogen, ob Magerpillen oder Heroin. Aber nicht nur sie sind es, nein, auch die Gier, der Drang danach, die einem nach Benzin rufenden Motor gleichende Sucht nach dem zwanghaften Einnehmen der Drogen. Da spielt es auch keine allzu große Rolle, dass die Freundin und der beste Freund gar nicht wirklich zur Familie gehören - denn mit diesem Alptraum sind sie es und gerade da brauchen sie eine Familie. Und insofern unterscheidet sich Darren Aronofskys zweites (Meister-)Werk inhaltlich kaum von anderen Drogen-Filmen, haben sie doch alle die gleiche Message - Keine Macht den Drogen. Doch es ist die Art und Weise, wie Aronofsky die Bilder einfängt, sämtliche Konfrontationen, Konversationen und Konationen in Szene setzt und die Hoffnung immer weiter dahinfließen und damit sämtliche Depressions- und Angstzustände zum Vorschein kommen lässt, die die Botschaft dann auch wirklich verinnerlicht. Ob hastige und drastische Bewegungen gepaart mit schnellen Schnitten oder die von der Kamera eingefangenen sich immer wieder wiederholenden Gesten und Mimiken der Protagonisten bei der Einnahme der Muntermacher - Aronofsky weiß, wie, wo und in welchem Maße er die Intensität des Visuellen an den Zuschauer loslassen muss, ihm sie ins Gesicht wirft und jedweden Optimismus liquidiert. Was bleibt, ist die pessismistische und grauenhafte Realität.

                                      Die Familie zerstört sich mehr und mehr. Alle Hoffnung schwindet mit jedem Schuss, mit jeder Pille, und immer tiefer geraten die Individuen in den Sumpf der Abhängigkeit und des Verlorengehens, dem Ausscheiden aus der Gesellschaft. Ob Jared Leto, Jennifer Connelly oder Ellen Burstyn - allen Dreien sieht man ihre Hoffnungslosigkeit an, ihre anfängliche Freude an ihren Spaßmachern und dem endgültigen Verlorensein in dieser hassenswerten Welt voller Abschaum und erledigten Mensch, in der sich jeder nur noch um sich selbst kümmert, wo doch gerade Zerronnene Beistand und Hilfe brauchen, und Ärzte den Patienten, dem sogar ein Taubstummer die Drogensucht anmerkt, nicht mehr anschauen und ihm ohne Zögern das Remedium ausschreiben. Ja, auch el oh mundo tan hermoso ist kaputt, regiert von einer noch kaputteren Majorität.

                                      Die Familie findet den Tod. Rein innerlich, hinuntergezogen in die Tiefen des Selbsthasses, verschwunden zwischen dem Nichts und der Grenze dessen, was wir als Ottonormalverbraucher nicht mehr wahrnehmen. Gefangen in der eigenen Welt, verlassen auch vom letzten Freund, den mittlerweile lebensnotwendigen Aufpuschmitteln, und zurückgelassen dort, wo dich niemand sieht und sehen will, genau da ist der einzige Ausweg aus den physischen Schmerzen - "I can't take it man, my arm, MY FUCKING ARM!" - wie psychischen Wunden - der abgrundtiefe Willen, alles Notwendige zu tun um die Drogen zu bekommen - die Wiedergeburt, der neue Lebensbeginn in der ungeschützten, gebrechlichen und Hilfe suchenden Kindslage.

                                      Die Familie ist keine mehr. Dass dieser (Anti-)Drogentrip dem Zuschauer auch als solcher vorgeführt werden kann, ist nicht nur allein Aronofskys Verdienst; es ist die vollkommende Symbiose seiner Arbeit mit der Musik Clint Mansells - allem voran Lux Aeterna, welches seine Wirkung und Intensität schon bei der harmlos erscheinenden Exposition beweist, in dem selbst der Transport eines einfachen Fernsehers zur emotionalen Belastung der Sinne wird. Requiem for a Dream ist wie eine wilde Achterbahnfahrt durch die Hölle, die ganz unten anfängt (Summer), stürzt ([=] Fall) und tiefer nicht fallen kann (Winter); und dennoch berührt und überwältigt, zeigt der Film doch den sozialen Niedergang von vier Personen innerhalb eines dreiviertel Jahres.

                                      "We got a winner, I said we got a winner, we got a winner." - keiner der Protagonisten, nein, wir, die Zuschauer. Ein Film, den man der Abschreckung wegen rechtzeitig in Schulzeiten zeigen sollte. Ein Film, den man als Liebhaber des Mediums gesehen haben muss. Ein Film, der unter deine Haut geht und dir deine Nerven zerfetzt. Schau nicht weg, sonst ist die Reaktion die selbe. Schau hin und erlebe es.
                                      Keine Macht den Drogen - alle Macht dem Darren Aronofsky.

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                                        [Spoiler inside.]

                                        Ohne wirklich jede Videospielverfilmung zu kennen geschweige denn gesehen zu haben, lasse ich mich dennoch zu den Worten hinreißen: Beste Videospielverfilmung bisher. Als wäre sie aus den grauenhaft fleischgewordenen Schriften Clive Barkers entsprungen und wäre es nicht schon das Allerschlimmste itself, wandelt Silent Hill die aus den Büchern des vorher genannten Autoren - der nichts mit dem Film/Spiel zu tun hat - bekannte, so unsäglich teuflische Atmosphäre in nahezu unmöglicher Weise noch unsäglicher auf den Bildschirm - nur, um bei Videospielen nochmal kurz einzuhaken, Condemned setzt da atmosphärisch einen drauf (Oh Gott, wie gerne hätte ich eine Verfilmung davon) -, sodass das Ganze zu einem perversen und nie enden wollenden Höllentrip wird, der das Gehirn vor Angst zum Implodieren bringt. Zwar lassen sich einige Logiklücken (wahrscheinlich entstanden durch die Hölle selber) nicht abstreiten und auch das Agieren der Protagonistinnen - (Warum wurde (fast) jede wichtige Rolle weiblich besetzt?) - erscheint zuweilen fragwürdig, doch seien es die abscheulich hässlichen Kreaturen und Missgeburten, die unheimliche und verrückt machende Stille der Stadt vermischt mit dem auf seine Weise ohrenbetäubenden Soundtrack oder jedwede Ideen und die religiöse Thematik, die dahintersteckt; mit dem Dahinschwinden in die alte/neue Welt, dem Albtraum eines Jeden und die Psychiatrie der Toten geht jede Schwäche verloren in noch größerer Schwäche und purer Negativität, der reinen Angst. Ob ich beim Aufheulen einer Sirene jemals ruhig bleiben kann und nicht sofort eine Kirche aufsuchen werde - was ich wohl zwei Mal überdenken muss -, den verstörenden Auftritt der Entblößung einer Frau durch das riesige Wesen mit Pyramidenkopf in irgendeiner Weise vergessen oder jedenfalls in die dunkelsten Ecken meines Bewusstseins verschaffen und überhaupt aus der Zwickmühle (Licht aus - Dunkelheit; Licht an - Krankenschwestern) entkommen kann, steht genau so in den Sternen wie die Entmystifizierung der gesamten Thematik und Metaphern (meinerseits). Eines ist jedoch klar: Einen eindrucksvolleren Horrorfilm gab es in den letzten Jahr(zehnt)en nicht.

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                                          So erzählt man wirklich, Inception.

                                          Lyncht mich doch am Allerwertesten oder auch willkommen zum Start der Lynch'schen Woche(n) der eingebildeten Einbildung(skraft), um die ihr noch fehlenden Filme des alten Großmeisters des Surrealen und des wundersamen Schrecklichen nachzuholen. Beginnend mit der verlorenen Schnellstraße, auf der Lynch irgendwo zwischen Wahn- und "Schwachsinn" auf paradoxe Weise eine Geschichte der sinnlosesten Sinnbereicherung erzählt, sie als Kunst illustriert und den Verstand durch weitreichend angsteinflößende Elemente der Beklommenheit in die Knie zwingt, ihm nur in Bruchteilen einer Sekunde die Chance des Verstehens gibt und ihn zum einzigen Ausweg, der Kapitulation vor der Wirklichkeit, nötigt. Das Bewusstsein kann und will das Visuelle nicht mehr verarbeiten und verfällt in Leere. Danach folgt das bloße und sanfte Treiben und Leiten lassen; so, wie wir es schon unser ganzes Leben über machen. Das Schicksal beginnt von Geburt an uns durch die Welt zu führen, ohne das wir dagegen handeln können, denn das, was wir tun, ist Schicksal - and destiny is a bitch. Daraufhin folgt der Schritt der Manipulation, in dem wir das, was wir sehen, aufnehmen und nahezu unreflektiert in unser Bewusstsein eindringen lassen (müssen, weil es nicht anders geht). So wie es die Medien heutzutage mit uns machen. Lässt sich der Film jedoch als Symbiose mit unserer Welt verstehen oder als unausringbarer Teufelskreis zum Verständnis der Welt? Irgendwie nicht und irgendwie doch. Lost Highway verbreitet sich nach und schon während der Sichtung wie ein Virus im Kopf (teils auch dank der großartigen musikalischen Untermalung); er setzt sich dort fest, befällt die Sinne und richtet mehr oder weniger großes Chaos an. Beispiel gefällig? Man stelle sich vor, der Virus vermische die beiden größten Bereiche des Gehirns eines heterosexuellen Mannes, Sex und Fussball; man bekäme etwas wie... Frauenfussball. Ein unvorstellbarer Alptraum, nicht wahr? Apropos Alptraum: Lost Highway ist einer. Einer, den man lebt, und trotzdem draus erwacht. Und apropos Virus: Aktueller Bezug gefällig? Was das EHEC-Virus für den Darm ist, ist Lost Highway für den Kopf. Wo das EHEC-Virus zu heftigen Unterleibschmerzen und flüssiges Miteinander sorgt, beunruhigt Lynchs psychotischer Drogentrip durch akute Kopfschmerzen und der nicht mehr möglichen Standhaltung der Belastung und damit dem bildlich gesprochen Schmilzen unseres Denkapparts. Und um einen letzten Versuch zu starten, dieses Machwerk zu beschreiben: Eine Vergewaltigung [der Sinne], die einem als Opfer gefallen hat.

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                                            Wieder und wieder schlägt dir der Film hart ins Gesicht, erniedrigt dich auf grausame Art und Weise am ganzen Körper und zwingt dich so auf den Boden; nur um dir am Ende einen letzten, schweren Tritt in die Magengrube zu verpassen, der nicht nur physische Schmerzen, sondern auch eine psychische Narbe hinterlassen wird. Für immer.

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                                                Das habe ich jetzt gebraucht. Einen pelzigen, putzigen Waldgeist namens Totoro, der jedwede Traurigkeit und Melancholie aus des Menschen Gefühlskasten saugt und durch Freude kompensiert. Enthusiastische Diversität und niedlich brillierte Musik ergänzen tadellos die vollführte Ästhetik; Totoros Grazie und Knuddeligkeit sowie sein Gespür für unheimliches, aber fröhliches Dasein gedeihen fürs Publikum zur Konsistenz einer Art Fürseins. Der Katzenbus? - eine Säule des Märchenhaften.

                                                "Ich bin keine dumme Kuh."

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                                                  Für den SWR verfilmte Fritz Umgelter 1964 Dürrenmatts „Die Physiker“ als Theaterstück, an dem Dürrenmatt selbst Bearbeitungen vornahm. Die Komödie dreht sich um drei scheinbar verrückte Physiker, die in einer Irrenanstalt untergebracht sind. Im Mittelpunkt steht Möbius, ihm wohnen Einstein und Newton bei.

                                                  Nicht nur innerlich ähneln die beiden Letzteren ihren Vorbildern, nein, auch äußerlich treffen Kurt Erhardt als Einstein und Gustav Knuth als Newton die beiden wegweisenden Physiker äußerst gut. Wahrscheinlich, um dem Zuschauer ein leichteres Folgen der Handlung zu ermöglichen. Allerdings sind alle Personen überaus gut getroffen; sei es die buckelige Mathilde von Zahnd, der ruhige Missionar Rose oder seine Frau – und zugleich Möbius‘ Ex-Frau – Lina Rose, die durch ihre sorgevolle Art besticht. Schauspielerisch ist das Ganze auf einem sehr hohem Niveau, was nicht zuletzt an der Widmung Dürrenmatts für Therese Giese in der Neuverfassung des Buches von 1980 zu sehen ist. Wolfgang Kieling spielt Möbius und verleiht diesem durch seinen starren, eintönigen Blick und die für die Figur kennzeichnende Betonung in gewisser Weise den Ruf des verrückten Physikers.
                                                  Die Verfilmung hält sich sehr nahe am Buch und übernimmt desöfteren ganze Textstellen. Die Regieanweisungen am Anfang der beiden jeweiligen Akte im Buch werden hier mit der sirenenbegleitenden Fahrt der Polizei zur Villa überbrückt. Im Buch schwer herauszulesen wird der Humor in der Verfilmung gut sichtbar. Ob es nun die amüsanten Gestiken und Mimiken von Therese Giese oder die wie ein Hase hüpfenden Pfleger sind; der Humor tritt nicht zu kurz auf.
                                                  Auf musikalische Untermalung wird gänzlich verzichtet. Einzig Einsteins Geige erklingt manchmal. Für die einen mag dieser Einsatz weise und symbolisch gesetzt sein, andere erkennen da so viel Sinn wie in einem Stück Knäckebrot und hätten die gähnende Leere vor spannungsgeladenen Szenen lieber mit dazu passender Musik gehabt.
                                                  Nicht zu bestreiten ist aber die grandiose Kameraführung Rolf Ammons, der mit verschiedenen Methoden und Blickwinkeln agiert. Simpel, aber effektiv. Schnelles Schwenken vermittelt Spannung und Hektik; die Kamera ist bei dem Gespräch der Physiker mit Mathilde von Zahnd hinter den Physikern auf die Ärztin gerichtet, als wenn sie ihre Geschichte auch dem Zuschauer erzählt.

                                                  Ob man das Buch nun gelesen hat und sich nur anschauen möchte, wie sich dieses als Verfilmung macht, oder ob man ohne Vorkenntnisse diese Verfilmung schaut – unterhalten wird man allemal. Die faszinierende Komödie mit unglaublicher Handlung wird durch fabelhaften Humor und herausragender schauspielerischer Leistung aller Beteiligten zu einer sehenswerten und empfehlenswerten Präsentation über die Frage nach der Ethik der Wissenschaft.

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