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Alle Kommentare von mercedes-jan
Das Jahrelange warten auf den Hobbit hatte endlich ein Ende! Neben The Dark Knight Rises für mich, DAS Kinohighlight des Jahres. Auf Grund der Tatsache dass die Herr der Ringe-Trilogie mein Lieblingsfilm ist, war ich gehyped wie nur bei wenigen Filmen zuvor. Und dann kam die große Ernüchterung, denn die Kritiken verhießen nichts Gutes. Am Ende wurde ich bestätigt, dass man sich immer sein eigenes Bild von Filmen machen muss, denn auch wenn Der Hobbit nicht an Der Herr der Ringe ran reicht (Was im Endeffekt auch ein Ding der Unmöglichkeit war, die Trilogie ist für mich eigentlich mehr als nur eine 10/10), gelingt Peter Jackson einer der besten Filme des Jahres (direkt hinter Drive und TDKR). Ein Film der mehr Abenteuer als Schlachtengemälde bietet, einen großartig unterhält und mit einer Technik aufwartet die einen staunend im Kinosessel zurücklässt. So war der Hobbit erst der zweite Film in den ich jemals zweimal ins Kino gegangen bin (neben Avatar).
Der eigentliche Grund dafür ist nicht der Film an sich, sondern schlicht die grandiose Optik des Films, die man so in keinem Heimkino bewundern kann. Ein Film wie gemacht für das Kino. Die Higher Frame Rate (HFR) wurde im Vorfeld stark kritisiert. Wie eine „Herr der Ringe – Telenovela Edition“ sollte es sein. Diese Kritik kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Man braucht 2-3 Minuten um sich daran zu gewöhnen, aber nach dem Kinobesuch war für mich und meine Freunde eines klar: Wir wollen eigentlich nie wieder einen 3D-Film ohne HFR sehen(man stelle sich vor was James Cameron aus der Technik bei Avatar 2+3 rausholen würde). Gerade beim zweiten Mal fällt einem die ungewohnte Technik kaum mehr auf. Endlich sieht man auch im hektischsten Actiongetümmel alles, denn gerade die Bewegungsunschärfe (bei 2D Filmen kein Problem) hat mich bei den 3D-Filmen mit 24 Bildern pro Sekunde immer am meisten gestört. Mit dieser Technik im Gepäck, konnte mich auch das 3D endlich wieder vollends zu überzeugen (Allein die Landschaftaufnahmen von Neuseeland waren wieder einmal grandios).
Aber zurück zum Film, denn neben all dem technischen Schnick-Schnack ist der Film selbst, immer noch am wichtigsten. Dass der Film kindlicher, humorvoller und deutlich weniger düster werden würde als Der Herr der Ringe, wusste man als Kenner des Buches schon vorher. Allerdings hätte ich mir auch einen erwachseneren Film gewünscht. Wenn zunächst noch lockere Scherze gerissen werden und in der nächsten Szene die Köpfe rollen dann zieht sich nicht wirklich ein roter Faden durch den Film…Weder Kinder noch Erwachsene dürften hier zu einhundert Prozent auf ihre Kosten kommen. Mich hat es teilweise dann schon gestört, da ich ohnehin kein großer Freund von Komödien bin.
Klasse hingegen sind die Bezüge auf Der Herr der Ringe. Man kann sich denke ich sicher sein, dass die sechs Teile aus Mittelerde weitaus besser zu einem großen Ganzen verschmelzen als das bei der Star Wars Saga der Fall ist. Apropos Star Wars: Vom Vergleich des unsäglichen Jar Jar Binks mit Radagast halte ich nichts. Radagast ist sicherlich nicht die beste Figur im Hobbit aber er macht seine Sache keinesfalls schlecht. Die Cameos sind allesamt Klasse, sowohl von Galadriel und Saruman sowie Elrond, Frodo und dem älteren Bilbo. Die beste Szene des Films ist aber zweifelsohne die Szene mit Gollum, Andy Serkis Paraderolle, die man kaum besser hätte umsetzten können und allen die Schau stiehlt, mit Ausnahme vielleicht von Sir Ian McKellen als Gandalf (sein neuer Synchronsprecher macht seinen Job ebenfalls besser als gedacht). Schon in Der Herr der Ringe die treibende Kraft ist er auch in der sonst eindimensionalen Gruppe der Zwerge (mit Ausnahme von Thorin, zu dessen Hintergrundgeschichte man auch etwas erfährt und der hier übrigens eine Episierung erfährt die seines gleichen sucht, gerade gegen Ende des Films). Jackson konzentriert sich auch nur auf eine Handvoll Zwerge, die Restlichen Zwerge der Truppe spielen nur den Mitläufer. Gelungen hingegen der Auftritt von Martin Freeman als Bilbo, der sich richtig gut macht aber auch noch Steigerungspotenzial besitzt.
Das einzige was am Start des Hobbits, der übrigens genauso lange geht wie in Die Gefährten und dort nicht kritisiert wurde (Zurecht wenn es nach mir geht, da mich die Länge der Einführung bei keinem der beiden Filme stört, immerhin ist es der Start zu einer ganzen Trilogie, da kann man sich durchaus mal Zeit lassen), wirklich schlechter ist, ist der Prolog, dort kommt Smaug nicht an die überwältigende 2 Minütige Schlacht vor den Toren Mordors aus Die Gefährten heran.
Wobei wir beim Thema Schlachten wären: Im Hobbit setzt Peter Jackson auf Zeitlupen-Schlachten. Ich wage mal zu behaupten das kann Jackson besser(was nicht heißen soll das die Szenen schlecht waren, im Gegenteil, das ist nur jammern auf sehr hohem Niveau), aber vielleicht spart er sich ja eine „richtige“ Schlacht im Stile von Helms Klamm und Minas Tirith noch für Teil 2 oder 3 auf. Die CGI-Orks stören mich nicht, bei der Bildschärfe wären die Masken aus Der Herr der Ringe vermutlich zu sehr aufgefallen.
Auch wenn der Start etwas verhalten daher kommt, in der zweiten Hälfte kommt der Film richtig in Fahrt. Ab der Ankunft in Bruchtal jagt ein Highlight das nächste und der Film bleibt bis zum Ende spannend. Gänsehaut Momente treffen auf epische Szenen (Allein die Donnerschlacht) und der Soundtrack von Howard Shore, gemischt mit alten Elementen aus der Der Herr der Ringe und neuen Ideen für den Hobbit tut einmal mehr sein Übriges. Das Misty Mountains-Thema das sich durch den ganzen Film zieht ist ebenfalls Klasse gewählt.
Fazit: Mit dem Hobbit macht Peter Jackson fast alles richtig. So reichts am Ende nicht zu einem Meisterwerk wie mein Ersteindruck zunächst war, aber die Trilogie beginnt mit einem großartigen ersten Teil. Und wer weiß wie stark die anderen beiden Teile werden und was für Auswirkungen die Teilung in 3 Teile auf das Erzähltempo und die Klasse des Films wirklich hat. Ich bin jedenfalls sehr gespannt und freue mich riesig auf Teil 2 und wenn Jackson im zweiten Teil da weitermacht wo er in der zweiten Hälfte angefangen hat, dann sollte die 10 drin sein.
Drei Jahre nach Inglourious Basterds präsentiert uns Quentin Tarantino seinen neuesten Film. Nach zahlreichen Anspielungen auf das Western Genre in seinen Filmen, kommt mit Django Unchainend endlich sein erster eigener Western in die Kinos. Teil 2 der lose zusammenhängenden Trilogie, die mit Killer Crow ihren Abschluss finden wird, ist ein grandios gespielter, irre witziger und blutiger Trip zweier Kopfgeldjäger, die kaum unterschiedlicher sein könnten, aber zusammen ein tolles Duo ergeben.
Love it, or hate it. Bei kaum einem Regisseur gilt diese Regel so sehr wie bei Quentin Tarantino. Sein Stil, sein Humor und die Art der Gewaltdarstellung sind sicherlich nicht jedermanns Sache, aber wer sich in einen Tarantino-Film setzt, der sollte nach all den Jahren inzwischen wissen was ihn erwartet. Ob das ein uraltes Logo des Verleihers Columbia ist oder die Kamerazooms und Rückblenden. Man weiß sofort dass man hier in einem seiner Filme sitzt. Wobei sich Django Unchainend bei der Erzählstruktur von seinen anderen Filmen unterscheidet. Mit Ausnahme von wenigen Rückblenden erzählt er diesen Film chronologisch. Kapitel oder ungewöhnliche Zeitsprünge gibt es hier nicht. Das tut dem Film aber auch keinen Abbruch. Das Tarantino den Film von einer Länge von über 3 Stunden auf gut zwei dreiviertel Stunden schneiden musste ist schade, denn die Zeit vergeht wie im Flug. Für mehr, muss es dann die Blu Ray in der erweiterten Fassung richten.
Trotzdem ist der Film über die ganze Zeit hinweg spannend und höchstunterhaltsam, wobei die erste Hälfte einem wahren Gagfeuerwerk gleicht. Ich hab lange nicht mehr so gelacht im Kino wie bei diesem Film. Da können sich die meisten Komödien noch eine Scheibe von abschneiden. Gerade die von Filmstarts ein wenig kritisierte Rückblende des Ku-Klux-Klans die ihren Angriff vorbereiten ist herrlicher als jede Komödie in letzter Zeit.
Für die anderen Lacher im Film ist die grandiose Besetzung verantwortlich. Obwohl ich ein riesen Fan von Leonardo DiCaprio bin: Christoph Waltz spielt wieder einmal alle an die Wand. Gerade in der ersten Hälfte trägt er den Film auf seine ganz eigene, unvergleichliche Weise. Seine Figur des deutschen Zahnarztes Dr. King Schultz ist fröhlicher als die des Hans Landa in Inglourious Basterds aber mindestens genauso gut. Den Oscar hätte er sich durchaus erneut verdient. Jamie Foxx bleibt am Anfang etwas blass (natürlich auch seiner Rolle geschuldet) ist aber spätestens am Ende klasse. Di Caprio, dieses Mal als Bösewicht, überzeugt wieder einmal auf ganzer Linie, genauso wie Samuel L. Jackson als seine rechte Hand und Haussklave.
Die zweite Hälfte ist dann Spannungsreich ohne Ende und wartet mit einigen Überraschungen auf. Auch wenn der Ton dann ernster wird, ist der Film immer noch stets witzig, gerade beim furiosen und blutigen Showdown, der abermals nicht ernst inszeniert ist, sondern wie in Kill Bill einfach nur Spaß macht.
Was einem bei Django Unchainend darüber hinaus, eigentlich sofort auffällt ist das N*****-Wort. Tarantino setzt das Wort bis zum Schluss sicherlich über 100-mal ein. Rassismus will ich ihm nicht vorwerfen (da genügt ein Blick auf die Besetzungslisten in seinen Filmen), nur wer sich den Film anschauen will, sollte sich auf einige rassistische Bemerkungen gefasst machen. Auch wenn Tarantino sich dafür im Vorfeld einige Kritik anhören musste, schlimm find ich das alles aber keinesfalls. Es bleibt ein Film und wahrscheinlich war es früher halt auch so.
Die Gewalt die an den Sklaven verübt wird, hält sich in Grenzen. Tarantino verzichtet in ganz expliziten Szenen (Wenn Hunde einen Sklaven zerfleischen beispielsweise) darauf, die Kamera draufzuhalten. Wer Blut nicht sehen kann sollte diesen Film aber meiden. Sobald eine Schusswaffe zum Einsatz kommt wird’s blutig. So kann es im Showdown dann schonmal passieren das der Film einen kleinen Rotstich bekommt von all dem Blut das herumspritzt.
Neben einer tollen Ausstattung (Sowohl die Kostüme als auch die Frisuren sind Klasse) und tollen Western-Locations, ist einmal mehr auch der Soundtrack eine Stärke des Films, wenn auch mit Tarantino-/Western untypischer Rapmusik, die 2-3-mal zu hören war. Diese wird sicherlich nicht jedem gefallen, aber ich fand sie nicht schlimm, gerade da der Rest des Soundtracks wieder vollends überzeugt hat.
Fazit: Wer Tarantino mag, wird auch diesen Film lieben. Davon dass seine neuen Filme nicht mehr an seine alten Meisterwerke anknüpfen können, merke ich nichts. Klar sind Pulp Fiction und Kill Bill Vol. 1 weiterhin unerreicht, aber nur weil Django nicht ganz an die beiden heranreicht, heißt das noch lange nicht das Tarantino keine guten Filme mehr macht. Ob Django Unchainend oder Inglourious Basterds jetzt der bessere von beiden ist, darüber kann man sich streiten, ich find sie beide genial. Das Kinojahr 2013 beginnt gleich mit einem echten Highlight, das jeder gesehen haben sollte. So grandios kann es ruhig weitergehen.
In einer Zeit, in der die inzwischen in die Jahre gekommenen Actionikonen der Achtziger Jahre ihr Comeback feiern, wie „The Expendables“ und der nach seiner Zeit als Gouvernator nach Hollywood zurückgekehrte Arnold Schwarzenegger beweisen, lässt es sich auch Bruce Willis nicht nehmen, seine Kultfigur John McClane für einen fünften Stirb Langsam Teil antreten zu lassen. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Schwarzenegger, hat er seiner Figur bereits eine erfolgreiche Rückkehr beschert. Denn im Gegensatz zu anderen modernen Ablegern von Filmklassikern, wie „Terminator 4“ oder „Indiana Jones 4“, war „Stirb Langsam 4“ überaus unterhaltsam und konnte, was die Qualität betrifft, das Niveau des zweiten und dritten Teils halten. Nun kommt also „Stirb Langsam 5 – Ein guter Tag zum Sterben“ in die deutschen Kinos.
Bereits vor Kinostart wurden die Zweifel an Stirb Langsam 5 immer größer: Mit einer Laufzeit von nur 97 Minuten ist der Film eine halbe Stunde kürzer als seine Vorgänger. Mit John Moore hat man einen Regisseur verpflichtet der sich unter anderem für Max Payne verantwortlich zeigte und das Drehbuch stammt aus der Feder von Skip Woods (G.I. Joe und Das A-Team). Dass dieses Duo für wenig Qualität sorgen würde, hatte ich befürchtet und so kamen dann auch die Kritiken und Publikums-Kommentare nicht überraschend, die kein gutes Haar an dem Film ließen. Nach dem Kinobesuch kann ich nur zustimmen.
Beginnen wir mit der Story. Actionfilm-Typisch ist diese belanglos und quasi nicht vorhanden. Das einzige was an der Handlung interessant ist, ist die Verlegung nach Russland. Was man sich dabei aber gedacht hat, weiß ich beim besten Willen nicht. Von ein paar in russischem Akzent oder gleich ganz russisch sprechenden Figuren mal abgesehen, hätte man den Film auch in den Amerika drehen können, dann wäre uns zumindest die Tschernobyl-Szene erspart geblieben. Der beliebte Drehort in der Ukraine wird hier zum lächerlichen Höhepunkt des Filmes angefahren. In diesem Finale werden nicht nur neue Wege beim Umgang mit radioaktiver Strahlung gezeigt, sondern auch ausgiebige Zeitlupen Sequenzen. Spektakulär anzusehen, keine Frage, aber für meinen Geschmack etwas zu viel des guten. Hier verkommen die beiden McClanes zu wahren Superhelden. Doch nicht nur die Verletzlichkeit von John McClane kommt abhanden, sondern auch seine coolen Sprüche. Das ist der Punkt der mich am meisten an Teil 5 stört: Die Oneliner zünden nicht. Klar gibt es die ein oder andere Ausnahme aber auf mich wirkte alles doch sehr gezwungen. Wenn zum gefühlten hundertsten mal McClane seinen „Urlaubsspruch“ zum Besten gibt, ist das nicht wirklich witzig. Genauso wenig haben die vielen Witze über Willis Alter gezündet. Vielleicht lag es auch an der Chemie zwischen Willis und Jay Courtney, der den Sohn Jack McClane spielt. Während die Tochter in Teil 4 noch einen guten Job gemacht hat, und auch hier ihren Auftritt bekommt, hinterlässt Courtney keinen guten Eindruck. Es wirkte fast so, als wolle man ihn als Nachfolger von Bruce Willis etablieren, so ähnlich waren sich die beiden.
So hält sich der Unterhaltungswert in Grenzen. Gute Actionszenen, die anfängliche Verfolgungsjagd durch Moskau sogar sehr gute und höchst unterhaltsame Actionszene, sind eben nicht genug. Auf Grund der schwachen Vater-Sohn-Beziehung, die auch nicht Ausgebaut wird, der komplett belanglosen Story und der nur ganz netten Action, stellt sich teilweise sogar richtige Langeweile ein und das trotz der kurzen Laufzeit.
Auf technischer Seite hingegen kann sich der Film sehen lassen. Die Kameraarbeit kann man als gelungen bezeichnen, es kracht aus allen Lautsprechern und die Bildqualität ist stets top. Den Zeitlupen Sequenzen sieht man oftmals die CGI-Herkunft an, ansonsten überzeugen auch die Effekte und das die Action handwerklich sehr gut gemacht ist steht außer Frage.
Fazit: So klasse wie die Teile 1-4 auch waren, so schwach ist der neueste Ableger. Zu kurz, zu belanglos, zu wenig Stirb Langsam. An den Kinokassen wird er dennoch Erfolg haben. Das wussten auch die Produzenten und so hat Willis ja bereits vor Kinostart einen sechsten Teil angekündigt. Bleibt zu hoffen das dies dann der letzte ist und das man der Stirb Langsam-Reihe den Abschluss beschert die sie verdient. Einen passenden Titel hätte ich schon: Stirb Langsam 6 – Ein guter Tag um das Franchise zu beenden“
„Scheiß Film!“, „Und dafür hab ich jetzt 9,50€ ausgegeben?“ und „Mein Gott, was für ein schlechter Film…“. Das waren die Reaktionen des Publikums beim Verlassen des Kinosaals. Das überwiegend junge Publikum, hatte sich zuvor nicht informiert und ist anhand des Trailers ins Kino gegangen. Doch der Trailer hat in etwa so viel mit dem Film zu tun, wie eine rauschende Party Nacht mit einem katholischen Gottesdienst. Was wie ein seichter Partyfilm mit leicht bekleideten Frauen und einer Menge Spaß aussieht, entpuppt sich als auswegloser, extrem bizarrer und vollkommen verrückter Bilderrausch. Klar, dass diese Kombination beim normalen Kinogänger nicht gut ankommt. Ich würde aber behaupten dass sich der Trailer nicht umsonst so sehr vom Film unterscheidet. Regisseur Harmony Korine lockt all diejenigen ins Kino, die er dann in den 92 Minuten Film auseinandernimmt. Den Film als Arschtritt für alle Partygänger zu bezeichnen, wäre noch maßlos untertrieben. Und damit Bühne frei für Spring Breakers, dem ungewöhnlichsten Film des Jahres…
Spring Breakers in ein bestimmtes Genre einzuordnen ist schlicht unmöglich. Der Film ist Drama und Satire in einem, gepaart mit Momenten als Partyfilm, Porno und Gangsterfilm. Wenn man es ganz geschwollen ausdrücken wollte, könnte man den Film auch als „Arthouse-Exploitation Film-Noir“ bezeichnen. Korine experimentiert in diesem Film wie kein anderer. Ein total irrer Film, mit einem Stil den ich so noch nie zuvor gesehen habe.
Aber der Reihe nach: Der Film beginnt als Partyfilm. Eine fröhliche, ausgelassene Strandparty ziert den Anfang des Films, dann hört man das Nachladen einer Waffe, die Szenerie ändert sich und man sieht die Hauptdarstellerinnen beim Konsumieren von Drogen. Bereits die ersten Minuten zeigen einem, was einen hier in etwa erwartet. Denn dieser Stil setzt sich über die gesamte Laufzeit hinweg fort. Es ist immer das Nachladen einer Waffe den man als Soundeffekt bei einem Schnitt hört, oftmals verbunden mit einem Schuss. Doch damit nicht genug, denn neben diesen ungewöhnlichen Soundeffekten, veranstaltet Korine ein wahres „Schnittmassaker“. Der Film springt ununterbrochen wie er will umher, mal in die Vergangenheit, mal in die Zukunft und wieder zurück zur Gegenwart. Die Chronologie wird dadurch ständig aufgebrochen. So kommt es dass das Ende einer Szene bereits vorweg genommen wird, wie bei der Schusswunde die man bereits mehrmals vorher sieht, bevor der Schuss überhaupt abgefeuert wurde. Dazu gesellt sich der Kontrast der unschuldigen Mädchen auf der Hochglanz-Party mit seinem hübschen Party-Volk und den dreckigen Drogen-, Gewalt und Sexexzessen. Der Film wirkt wie ein einziger bizarrer, bunter und knalliger Drogentrip. Doch damit immer noch nicht genug. Einige Dialoge des Films wiederholen sich ständig, gerade vor dem grandiosen Ende des Films, das ebenso ungewöhnlich inszeniert ist wie man es sich nur vorstellen kann, als etliche Male der gleiche Satz wiederholt wird. Korine hat sichtlich Spaß daran, jede Grenze der Konventionen zu Überschreiten.
Der Bilderrausch wird untermalt von einem fulminanten Soundtrack, der zum Besten gehört was man in den letzten Monaten gehört hat. Dabei fällt sofort die Ähnlichkeit zum Drive-Soundtrack auf. Nur logisch, denn der Soundtrack stammt hier ebenfalls von Cliff Martinez der auch diesen Film mit seinem hypnotischen Electro-Soundtrack bereichert. Dazu gibt es die wummernden Dubstep-Beats von Skrillex. Doch auch hier wird es unkonventionell, spätestens wenn Korine eine brutale Überfall-Serie mit den Klängen der Ballade „Everytime“ von Britney Spears unterlegt. Ein genialer Schachzug der seine Wirkung nicht verfehlt, immerhin war Spears selbst, wie die Hauptdarstellerinnen, bei Disney unter Vertrag.
Wo wir bei den vier Hauptdarstellerinnen wären, die ihr braves Disney-Image ablegen wollen. Das gelingt, zumindest bei drei von ihnen. Vanessa Hudgens, Ashley Benson und Rachel Korine (übrigens die Ehefrau des Regisseurs) lassen hier im wahrsten Sinne des Wortes die Sau raus und haben sichtlich Spaß daran sich von ihrem Image zu befreien. Einzig Selena Gomez, die noch bei Disney unter Vertrag steht, bleibt zurückhaltend und spielt die brave Faith die rechtzeitig vor der Eskalation abreist. Bleibt noch James Franco. Dass er ein begnadeter Schauspieler ist, zeigt er hier erneut: Allein sein Aussehen gleicht einer Karikatur, mit seinen Cornrows, versilberten Zähnen und Tattoos. Er macht als Depp der sich für den Größten hält, eine überragende Figur. Übertriebener hätte sein Charakter „Alien“ nicht sein können.
Fazit: Alkohol, Drogen, Waffen, Sex, Schimpfwörter, Gewalt und dazu ein abgefahrener Stil und ein Trailer der einen völlig falschen Eindruck vom Film vermittelt. Spring Breakers spaltet das Publikum, keine Frage. Als normaler Kinogänger sollte man um diesen Film einen Kilometer weiten Bogen machen. Aber als Filmfan muss man diesen Trip einfach gesehen haben.
Nach dem großen Erfolg von „Transformers“ wollte der Spielzeughersteller Hasbro wohl auch mit G.I. Joe richtig Kasse machen. Dies gelang allerdings nur bedingt, denn mit Einnahmen von 300 Millionen Dollar kam der erste G.I. Joe-Film nicht an die Einspielergebnisse eines „Transformers“ heran, aber es war wohl genug um dem Film eine Fortsetzung zu bescheren. Allerdings mit radikalen Änderungen: Nicht nur das Team hinter der Kamera wurde ausgetauscht, sondern auch die Leute vor der Kamera. Einige wenige blieben erhalten, wie Channing Tatum, andere, wie Marlon Wayans, mussten ihren Platz räumen. Für sie sind unter anderem die Allzweckwaffe Dwayne Johnson und die Action-Legende Bruce Willis mit an Bord. Das steigerte die Hoffnung, das Teil 2 besser werden würde als sein Vorgänger, der einfach weit davon entfernt war gut zu sein mit seiner bunten Optik, den teils trashigen Effekten und seinen übertriebenen, futuristischen Gadgets. Bei mir bekam „G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra“ dadurch nur eine 5/10.
Deshalb ging ich ohne große Erwartungen ins Kino und tatsächlich konnte mich „G.I. Joe 2: Die Abrechnung“ positiv überraschen, da er mit seiner düsteren Auslegung, als Actionstreifen deutlich besser funktioniert als sein Vorgänger.
Ursprünglich sollte „G.I. Joe 2: Die Abrechnung“ bereits im Juni 2012 in die Kinos kommen, dann wurde der Film aber um neun Monate verschoben, was Marketingtechnisch sicherlich nicht die klügste Wahl war (Die Verschiebung wurde erst einen Monat vor Erscheinen des Films bekannt gegeben). Offiziell war die 3D-Konvertierung der Grund für die Verschiebung, im Netz hingegen wurde fleißig gemutmaßt ob nicht noch mehr Szenen mit Channing Tatum gedreht werden, der in der Ursprungs-Version gleich zu Beginn das zeitliche segnet. Dies war ein Problem, da Tatum inzwischen zu einem echten Star geworden war, und man ihn nicht so einfach verschwinden lassen wollte. So gibt es nun vor seinem Tod noch einige wenige Szenen mit ihm zu sehen (Wie beispielsweise das Call of Duty Spiel mit Dwayne Johnson). Da werden sich die Macher sicherlich grün und blau geärgert haben, das sie Tatum bereits so früh ins Gras beißen ließen, gerade da man erst im fertigen Film sieht, wie gut Tatum und Johnson doch harmonieren. Diese Kombination hätte sicherlich für viel Schwung gesorgt. Die Lücke die Tatum hinterlässt, wird von keinem der Neuzugänge zufriedenstellend ausgefüllt. Dwayne Johnson hingegen meistert seine Aufgabe als neuer Hauptdarsteller mit Bravour. Die Allzweckwaffe ist inzwischen ja ein Garant für klingelnde Kinokassen und gerettete Film-Franchises (wie Fast&Furious). Bruce Willis hingegen diente wohl eher als Marketing-Antreiber, denn obwohl er auf den meisten Postern im Vordergrund steht, kommt ihm im Film nur eine kleine Nebenrolle zugute, die er mit seiner gewohnt coolen Ausstrahlung und seinen trockenen Sprüchen garniert.
Die 9 monatige Wartezeit hat sich gelohnt wenn es um die 3D-Effekte geht. Hier sieht man das auch konvertierte Filme in 3D gut aussehen können, wenn man es anständig macht und sich die Zeit dafür nimmt. Gerade die spektakuläre Gebirgsszene sieht in 3D klasse aus. Einzig bei einigen schneller geschnittenen Actionszenen verliert man ab und an die Übersicht. Kein 3D eines Hobbits, aber eine solide Präsentation. Und wo wir gerade beim Thema Optik sind: Die Effekte sind im Vergleich zum ersten Teil deutlich besser gelungen und haben nun keinen Trash-Faktor mehr. Gerade die Sprengung Londons sieht super aus. Auf grüne Nanomites hat man hier zum Glück verzichtet. Generell kommen solche futuristischen Gadgets nur noch selten zu trage, wie bei der Maske des falschen Präsidenten oder den explodierenden Fliegen. Insgesamt wirkt der Film geerdeter und dadurch stimmiger als sein Vorgänger.
Der Regisseur der sich dafür verantwortlich zeigt ist Jon M. Chu, der mit seinen bisherigen Filmen, der Step-Up-Reihe und dem Justin Bieber-Film, für wenig Begeisterung sorgte, hier aber einen besseren Job abliefert als sein Vorgänger Stephan Sommers.
Jedem Kinobesucher dürfte außerdem bereits von vorneherein klar sein, das sich dieser Film nicht durch seine durchdachte Story auszeichnet. Ein typischer Hirn aus-Action rein Film eben. Mal abgesehen von der Gebirgs-Szene sind die Actionsequenzen allerdings meistens ziemlich austauschbar.
Wie auch im Vorgänger kommt auch hier der Humor nicht zu kurz. Die Actionfilm typischen Oneliner, für die sich meistens Bruce Willis und Dwayne Johnson verantwortlich zeigen, zünden, anders als im von mir viel kritisierten Stirb Langsam 5. Dennoch ist G.I. Joe 2 noch längst kein guter Film. Das Potenzial der Kombination Johnson/Tatum wird nicht genutzt, der Film hat doch gerade in der ersten Hälfte des Films die ein oder andere Länge, die Eröffnungssequenz ist schwach und wirkt völlig deplatziert, da die dort stattfindende Geiselbefreiung für den weiteren Verlauf des Films nicht relevant ist und das Ende ist ebenfalls enttäuschend, aus dem man sicherlich noch mehr hätte herausholen können, das stattdessen aber extrem vorhersehbar und unspektakulär verläuft.
Fazit: Nein, „G.I. Joe 2: Die Abrechnung“ ist nicht der heilige Gral der Hirn aus-Actionfilme. Dafür macht der Film einfach zu viele Dinge falsch. Durch die neue Ausrichtung ist der Film trotzdem unterhaltsam und allemal besser als sein Vorgänger. Nun werden die Einspielergebnisse zeigen, ob die G.I. Joes noch ein drittes Mal auf die Kinoleinwand dürfen. Auf Grund der erhöhten Einnahmen durch den 3D Zuschlag dürfte das allerdings das kleinste Problem sein und ich würde mich nach diesem Teil nicht einmal mehr Beschweren wenn noch eine Fortsetzung erscheinen würde, die die Trilogie dann abschließen würde.
2008 war es Iron Man der unter Regisseur Jon Favreau die erste Phase der Avengers einläutete. 2013 läutet er nun die 2. Phase ein. Marvel‘s Konzept ging in diesen sechs Jahren voll auf. In 5 Einzelfilmen wurden die jeweiligen Superhelden vorgestellt und mussten ihr erstes Abenteuer bestehen, ehe sie 2012, für eine gefeierte und grandiose Materialschlacht die jedem Fan Freudentränen in die Augen schießen ließ, versammelt wurden. Auch von mir gab es dafür 9 von 10 möglichen Punkten. Die Einzelfilme und allen voran Iron Man 3, werden nun erheblich von dem großen Erfolg der Avengers (Mit 1,5 Milliarden Dollar auf Platz 3 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten) profitieren, so viel steht fest. Doch kann der beliebteste Held der Avengers auch in seinem insgesamt vierten Abenteuer überzeugen? Die Antwort fällt ernüchternd aus: Nein. Dem neuen Regisseur Shane Black gelingt es nicht an die beiden tollen Vorgänger (Iron Man 1: 9/10, Iron Man 2: 8/10) anzuknüpfen. An Robert Downey Jr. liegt das nicht, er brilliert erneut in seiner wie auf den Leib geschneiderten Rolle als Tony Stark. Nein, die Fehler liegen vor allem bei der Story und den Bösewichten.
Gleich zu Beginn fällt einem auf, das hier ein anderer Regisseur zu Gange ist. Tony Stark spricht aus dem Off und die Musik die aus den Lautsprechern tönt ist „Blue“ von Eiffel 65. Einer der Klassiker der neunziger Jahre, ist Teil eines anfänglichen Rückblicks auf das Jahr 1999, in dem der spätere Bösewicht, einige neue Figuren und erste Story Details vorgestellt werden. Eines dieser Story Details ist das Extremis-Virus, dass den größten Teil der Handlung von Iron Man 3 in Beschlag nimmt. Durch das Virus können Menschen sich regenerieren und ihre Gliedmaßen nachwachsen lassen. Im Prinzip also der etwa gleiche Effekt der schon die Echse in „The Amazing Spiderman“ mutieren ließ. Aus den Menschen werden dadurch, gewissermaßen Zombies bzw. Übermenschen. Das sieht durch die roten Lichteffekte dann auch richtig lächerlich aus und passt so gar nicht zum sonst so coolen und realitätsnahen Stil der Iron Man Filme. Endgültig im Sitz versunken bin ich dann aber als der Bösewicht anfing Feuer zu speien.
Aber genug der Story-Details, denn der Film hält die ein oder andere Überraschung bereit, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden, gerade was die Figur des Mandarin anbelangt. Den Ärger der Comic-Fans kann ich hier mehr als nachvollziehen. Was es genau mit dem Mandarin auf sich hat, sollte sich allerdings jeder selbst anschauen.
Die Schauspieler sind bis auf wenige Ausnahmen klasse. Die beiden Bösewichte Guy Pearce und Ben Kingsley machen ihre Sache gut, wenn auch ohne vollends zu überzeugen. Dagegen sind Rebecca Hall als Wissenschaftlerin und der ständig Kaugummi kauende James Badge Dale wenig überzeugend. Die Crew der vorherigen Teile macht allerdings auch hier wieder eine tolle Figur.
Die wahre Stärke der Iron man-Filme lag aber schon immer beim Humor. Anders als es der Trailer vermuten lässt, kommt dieser auch hier nicht zu kurz. Im Gegenteil, Iron Man 3 ist der witzigste Film der Reihe. Gerade die Kombination von Tony Stark und dem Kind auf das er in der Mitte des Films trifft, ist besonders gut gelungen. Nach dem zunächst langsamen Start geht es dann auch immer mehr zur Sache. Leider gibt es den ein oder anderen größeren Logikfehler, die ich aus Story gründen hier aber nicht aufzähle.
Bei der Action versucht man gar nicht erst auf „The Avengers“ noch einen draufzusetzen, sondern backt erstmal kleinere Brötchen, was auch durchaus sinnvoll ist. Trotzdem bleiben einem nach dem Film zwei Actionszenen im Gedächtnis: Die Zerstörung der Villa von Tony Stark und der Endkampf der Iron Man-Armee, die beide wirklich bombastisch inszeniert sind. Dazwischen gibt es außergewöhnlich wenig von Iron Man zu sehen. Der Film fokussiert sich mehr auf den Charakter Tony Stark, der sich die zentrale Frage stellt ob er der Held ist oder sein Anzug. Im Film muss er dabei mehrere Actionszenen ohne den Anzug absolvieren, bzw. nur mit einigen Teilen seines Anzugs. Neben Tony Stark und Colonel Rhodes darf dieses Mal auch Pepper Potts einen Anzug tragen. Doch dabei bleibt es nicht. Im weiteren Verlauf muss auch Pepper zeigen was sie Action-mäßig drauf hat.
Von technischer Seite aus, weiß Iron Man 3 natürlich vollends zu überzeugen. Die Effekte sind grandios und es kracht an allen Ecken und Enden, wie man das von einem großen Hollywood-Blockbuster nun mal gewohnt ist. Auch das 3D ist gut umgesetzt, auch wenn der Film nur nachträglich konvertiert wurde. Allerdings stellt das 3D keinen Mehrwert da. Man sieht dem Film an, dass er ursprünglich als 2D Film geplant war.
Marvel typisch bekommen auch hier diejenigen die den Kinosaal nicht verlassen, noch am Ende des Abspannes eine extra Szene spendiert. Diese ist hier zwar witzig, aber völlig belanglos. Wer sich Hoffnungen auf einen ersten Blick auf kommende Helden machte, wird bitter enttäuscht.
Fazit: Shane Blacks Iron Man 3 ist kein schlechter Film, aber im Vergleich zu den Vorgängern eine Enttäuschung. Man darf gespannt sein ob Downey Jr. seinen jetzt ausgelaufenen Vertrag verlängert und ob es einen vierten Teil mit ihm geben wird. Ohne ihn wäre der Film noch gut und gerne zwei Punkte schlechter gewesen. Robert Downey Jr. IST Tony Stark und einen Iron Man-Film ohne ihn will ich mir nicht vorstellen. Vielleicht wäre es das Beste wenn Joss Whedon ihm noch seinen verdienten Abgang beschert, bevor Iron Man nach fünf Filmen vielleicht endgültig in Rente gehen darf…
Höher, schneller, weiter. Das Motto der olympischen Spiele beherzigt auch J. J. Abrams in der Fortsetzung zu seinem Hit „Star Trek – Die Zukunft hat begonnen“. Der mittlerweile vier Jahre alte erste Teil der Wiederbelebung des Star Trek-Franchises wurde überaus positiv aufgenommen, auch wenn man es einigen Fans der Reihe wie immer nicht recht machen konnte. Abrams hochmoderner Science-Fiction-Actioner fügte neue Elemente hinzu ohne die alten zu vergessen. Die Crew der Enterprise wurde dabei in ihren Anfängen gezeigt. Trotz einiger Logiklücken und einem etwas blassen Bösewicht, bekam der erste Star Trek bei mir eine 9/10. Jetzt setzt Abrams zu seinem zweiten Star Trek-Abenteuer an. „Star Trek Into Darkness“ ist ein hochmodernes Terrorismus-Drama mit grandiosen Schauwerten und einem exzellenten Bösewicht. Eben ganz getreu dem Motto: Mehr Action, mehr Tempo, mehr Spannung.
J. J. Abrams gibt im 130-minütigen Spektakel „Star Trek Into Darkness“ ein Wahnsinns Tempo vor. Dessen wird man sich gleich zu Beginn im grandiosen Prolog bewusst. Der Prolog ist ein Effekte Gewitter in irrwitzigem Tempo das gleich die Probleme und Beziehungen der Crew untereinander aufdeckt. Besser geht es eigentlich nicht. Das erstaunliche daran ist aber, dass Abrams das Tempo die gesamte Laufzeit hinweg beibehält. Die Crew der Enterprise jagt von einer Action-Szene zur nächsten. Dem Film merkt man dabei sein Budget von 185 Millionen Dollar an. Die Effekte sind großartig und dürften jeden Action-Fan zufriedenstellen.
Die Story des Films ist keine besondere. Nach dem Prolog läuft die eigentlich Geschichte an und die ist schnell erzählt: Ein Terrorist flieht nach einigen Anschlägen in die Weiten des Weltalls und die Enterprise macht Jagd auf ihn. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Und trotzdem beinhaltet der Film einige Überraschungen, gerade im Mittelteil in dem man nicht weiß welcher Geschichte man jetzt glauben soll. Wenn dann die Fronten geklärt sind, sitzt man auch schon im überragenden Finale. Neben der vielen Action beinhaltet der Film allerdings auch einige ruhige Momente, die gerade durch ihre Emotionalität zu überzeugen wissen. In diesen gibt es den einen oder anderen Schock für das Publikum.
Weniger gelungen hingegen ist das 3D. Abrams drehte den Film in 2D und sogar mit IMAX-Kameras die gerade durch die Batman-Trilogie von Christopher Nolan bekannt wurden. Somit ist Star Trek der erste IMAX-Film der in 3D konvertiert wurde. Einen Unterschied macht dies nicht. Zu Beginn des Films gibt es einige Pop-Outs aber das war es auch schon. Gerade bei einer wilden Schießerei in der die Phaser nur so glühen, ist das 3D nur noch störend. Bei all den Lichteffekten und schnellen Schnitten verliert man teilweise komplett die Übersicht. Ebenfalls sind mir einige unscharfe Szenen aufgefallen. Einen Mehrwert stellt das konvertierte 3D also erneut nicht da, wer also die Gelegenheit hat den Film in 2D zu sehen, sollte diese nutzen. Gleichsam verzichtet Abrams auch hier nicht auf seine geliebten „Lense Flares“, die bereits ein Markenzeichen von ihm sind. Ansonsten ist der Film im Stil eines jeden anderen Science-Fiction- bzw. Superhelden-Blockbusters gehalten.
Die Schauspieler sind erneut klasse. Gerade die Besetzung des Vorgängers macht einen klasse Job. Karl Urban stiehlt dieses Mal sogar Simon Pegg Humor-technisch die Show, mit seinen grimmigen und vor allem zynischen Kommentaren. Daneben verkörpert Chris Pine erneut James T. Kirk, der langsam lernen muss sich an die Regeln zu halten und macht das erneut grandios. Ebenbürtiger wird ihm auch Zachary Quinto als Spock, der in diesem Film menschlicher agieren darf und sich dadurch nahtlos in das tolle Schauspieler-Ensemble einreiht. Auch der Neuzugang der Enterprise, Dr. Carol Marcus, gespielt von Alice Eve, fügt sich gut ein, wenn auch ohne zu glänzen. Glänzen tut derweil ein anderer: Benedict Cumberbatch. Der größte Kritikpunkt des ersten Teils, merzt Abrams mit dieser Besetzung aus, und wie! Charismatiker Cumberbatch, unter anderem bekannt aus der Serie Sherlock und als Drache Smaug im Hobbit, spielt einen genialen Bösewicht, bei dem es Geheimniskrämer Abrams doch tatsächlich gelungen ist, seine Identität bis Kinostart geheim zu halten. Durch die teilweise enorme Präsenz von Cumberbatch, entstehen einige denkwürdige Momente in denen er den Rest der Enterprise an die Wand spielt.
Die größte Schwäche des Films ist dieses Mal allerdings das Ende. Eben noch im größten Actionfinale, wird das Bild auf einmal schwarz und nach nur wenigen Minuten läuft der Abspann. Das ging viel zu schnell. Also entweder fehlte die Lust oder das Geld dem Film hier ein runderes und vor allem gelungeneres Ende zu bescheren. Leider verpasst Abrams auch die Chance aus dem Ende ein denkwürdiges Finale werden zu lassen, was über Jahre hinweg noch Gesprächsthema geblieben wäre. Wer den Film gesehen hat, weiß vermutlich was ich meine.
Fazit: Wenn die 130-minütige Action-Orgie ihr Ende findet, muss man erst einmal durchschnaufen. Während des Films bleibt dafür nämlich keine Zeit. Ein klasse Film der leider durch sein schwaches Ende an der 9/10 vorbei schrammt und sich damit knapp hinter seinem Vorgänger mit einer 8/10 begnügen muss. Trotzdem hat J. J. Abrams erneut bewiesen, dass er die richtige Wahl für den Posten als Star Trek Regisseur ist. Jetzt wird man sehen ob es ihm auch bei Star Wars gelingt, dem Franchise eine gelungene Frischzellenkur zu verpassen.
Zwischen all den Sommerblockbustern kommt mit „Der große Gatsby“ ein Liebesdrama, der im Kino sogar extra als Frauenfilm ausgeschrieben wurde, in die deutschen Kinos. Ich muss gestehen, dass ich weder die Buchvorlage aus dem Jahr 1925 gelesen habe, noch die erste Verfilmung des Romans von Jack Clayton, 1974, gesehen habe. Im Grunde genommen bin ich auf die Geschichte des großen Gatsby erst mit in Erscheinung treten dieser Neuverfilmung von Baz Luhrmann gestoßen. Doch warum war mir dieser Film den Kauf einer Eintrittskarte trotzdem wert? Das lag zum einen am grandiosen Schauspieler Ensemble, an der grandiosen Optik, am grandiosen Soundtrack und nicht zuletzt an den grandiosen Trailern. Leider hält der Film nicht ganz was er zuvor versprochen hat, denn aus diesen Elementen ist keineswegs auch ein grandioser Film geworden. Davon ist der Film doch ein ganzes Stück weit entfernt. Wirkliche Enttäuschung macht sich bei mir dennoch nicht breit.
Der australische Regisseur Baz Luhrmann ist seit dem Beginn seiner Karriere für Bild- und Musikgewaltige Filme bekannt. Und auch „Der große Gatsby“ ist an Opulenz kaum zu übertreffen. Luhrmann zaubert in seiner 144-minütigen Literaturverfilmung, ein visuell atemberaubendes Spektakel auf die Leinwand. Dies beginnt beim 3D-Einsatz. Anders als viele der Sommerblockbuster, bei denen die dritte Dimension durch den Aufpreis meist zur Gewinnmaximierung genutzt wird, kommt der Film nicht als konvertierter 3D-Film, sondern als in 3D gedrehter Film in die Kinos. Und das sieht man von Anfang an. Luhrmann entschied sich dabei bewusst auf Pop-Outs zu verzichten, wie auch schon Peter Jackson beim Hobbit. So wirkt das 3D im großen Gatsby wie ein Fenster, durch das man mitten in den Film eintaucht. Der 3D-Effekt wirkt dabei nie störend und stellt tatsächlich auch mal wieder einen, wenn auch kleinen, Mehrwert da. Mit Sicherheit das beste 3D-Bild seit „Life of Pi“, das den Aufpreis auch endlich mal wieder gerechtfertigt. Dieser tolle 3D-Einsatz sorgt auch dafür dass das Geschehen noch pompöser wirkt. Ein visueller Overkill, der gerade in den Party-Szenen einfach nur Spaß macht und für einige Gänsehaut-Momente sorgt. Leider übertreibt es Luhrmann auch ab und an ein wenig und der Film wird stellenweise etwas zu kitschig und zu übertrieben. Gelungen sind hingegen die teils ungewöhnlichen Kamera Fahrten von Kamera Mann Simon Duggan sowie die Ausstattung und Kostüme.
Mindestens genauso überzeugend wie die Optik des Films, ist auch der Soundtrack. Die Liste bestehend aus namhaften Künstlern wie Lana Del Rey oder Jay-Z, liest sich schon mal richtig gut. Trotzdem hatte ich vor dem Film einige Zweifel, ob der aktuelle, moderne Soundtrack auch wirklich zum Geschehen der Zwanziger-Jahre passt. Doch Luhrmann verbindet beide Elemente meisterhaft und lässt sämtliche Zweifel schon früh verschwinden. Denn er setzt keineswegs nur auf den modernen Soundtrack, sondern verbindet diesen mit den klassischen Jazz-Tönen. So hört man beispielsweise Lana del Reys „Young and Beautiful“ gleich in mehreren Versionen.
Mit dieser Verbindung gelingt es Luhrmann aber auch inhaltlich, die zeitlose Geschichte ohne weitere Erklärung auf unsere heutige Zeit zu projizieren. Denn genau wie damals regiert auch heute noch die Gier nach Geld, Macht und Vergnügung. Luhrmann stellt allerdings nicht das Gesellschaftsporträt in das Zentrum seiner Handlung, sondern das menschliche Drama. Dazu braucht es vor allem ein tolles Schauspieler Ensemble und bei diesem hat Luhrmann alles richtig gemacht. Im Mittelpunkt steht vor allem „Ex-Spiderman“ Tobey Maguire als Schriftsteller und Börsenmakler Nick Carraway. Ein Part der nicht allzu leicht zu spielen ist, gerade durch seine Funktion als Erzähler und trotzdem weiß Maguire doch sehr zu überzeugen. Daneben stehen Carey Mulligan als zerbrechliche Daisy Buchanan und Joel Edgerton als ihr Ehemann Tom Buchanan, Maguire in nichts nach. Der große Star taucht aber erst nach 30 Minuten auf: Leonardo DiCaprio in der Rolle der Hauptfigur Jay Gatsby. Und was DiCaprio hier abliefert, ist erneut Oscar-würdig. Wenn einer das Facettenreiche Spiel beherrscht, dann er. Sein Gatsby ist zum einen unnahbar und überlebensgroß, vertrauenserweckend und charismatisch, aber auch schüchtern und zerbrechlich in der Gegenwart von Daisy. Ab seinem Erscheinen, reißt DiCaprio das Geschehen mühelos an sich. Großartig!
Gerade durch den Fokus auf das menschliche Drama und die überragenden Darsteller, ist „Der große Gatsby“, die Party-Szenen einmal ausgeschlossen, ein eher ruhiger Film, der recht langsam dahinfließt aber dennoch stets spannend bleibt. Gerade die Finale Auseinandersetzung um Daisy zwischen Tom und Gatsby ist als Kammerspiel inszeniert und dennoch das Highlight des Films, bei dem man sowohl Spannung als auch Atmosphäre förmlich ergreifen kann. Nur nach diesem Finale fehlt der große Moment, der den Film zu etwas besonderem macht. Klar gab da die Buchvorlage womöglich nicht mehr her, aber als nicht Buchkenner hätte ich mir einen besseren Twist und eine vollständigere Beantwortung der offenen Fragen erwünscht. Leider nimmt der Film dadurch in der zweiten Hälfte immer mehr ab. Mit dem starken Beginn kann das Ende leider nicht mehr mithalten.
Fazit: Baz Luhrmanns 3D-Spektakel hat zwar seine Momente, aber es lässt einen nicht überwältigt im Kino Sessel zurück. Dazu fehlt ihm einfach noch der letzte Tick am Ende. Ein ohne Frage guter bis sehr guter Film, der die Erwartungen aber dennoch nicht ganz erfüllen kann. In jedem Fall ein würdiger Startfilm für die Filmfestspiele in Cannes und ein Kandidat der sich Hoffnungen auf die ein oder andere Oscar Auszeichnung machen darf. Allen voran natürlich Leonardo DiCaprio.
Die Fast&Furious-Reihe beglückt seit nunmehr zwölf Jahren Fans von schönen Autos, heißen Frauen und jeder Menge cooler Action. Dabei hat sich die Fast&Furious-Reihe zu einem Phänomen entwickelt, denn im Gegensatz zu anderen Franchises, bei denen es meistens ab Teil 4 am Box-Office bergab geht, kam die Fast&Furious-Reihe mit dem vierten Teil erst richtig in Schwung. Zu verdanken hat man das dem Regisseur Justin Lin, der der Reihe 2009 mit dem vierten Teil wieder neues Leben einhauchte. Dies war nach dem überaus schwachen dritten Teil, in dem man auf die Original-Besetzung komplett verzichtete, auch bitter nötig. Lin entfernte sich von den Straßenrennen, holte die alten Schauspieler zurück und tunte weniger die Autos als die Filme zu modernen Actionstreifen. Dies gelang ihm gerade im überraschend erfolgreichen fünften Teil. Zwei Jahre später folgt nun die Fortsetzung, die direkt an den Vorgänger anknüpft und seine Klasse halten kann, auch wenn Lin den einen oder anderen Fehler mehr begeht.
„Fast&Furious 6“ beginnt, wo der fünfte Teil endete. Das Autorennen zwischen den beiden „Verbrechern in Rente“, Dominic Toretto und Brian O‘ Conner. Wir erinnern uns: Nach ihrem geglückten Coup in Rio de Janeiro sind die beiden und der Rest der Crew geflohen und haben sich, verstreut in der ganzen Welt, zur Ruhe gesetzt. Jedoch wird diese Ruhe jäh gestört als Agent Hobbs auftaucht und Toretto um Hilfe bittet, um den skrupellosen Verbrecher Owen Shaw zu fassen. Dies gelingt ihm durch ein Bild das er Toretto zeigt, auf dem die totgeglaubte Letty zu sehen ist. Soweit zur Story, denn der Rest der Geschichte verläuft dann so vorhersehbar, wie man sich das nach dieser Beschreibung nun mal denken kann, mal abgesehen von einem ziemlich coolen und überraschenden Twist gegen Ende des Films, der jedoch eher Personen bezogen ist.
Toretto trommelt seine Crew zusammen und macht Jagd auf Shaw, jedoch verliert er dabei nie sein eigentliches Ziel, Letty, aus den Augen, die für den Bösewicht des sechsten Teils arbeitet. Luke Evans macht dabei seine Sache ganz ordentlich, bleibt aber die meiste Zeit über blass. Sein Bösewicht plant die Verbrechen perfekt durch und hat während der eigentlichen Aktion trotzdem den Hang zum Chaos. Ähnlich verfahrenden Bösewichten, wie Silva in „Skyfall“ oder gar dem Joker in „The Dark Knight“, kann er natürlich trotzdem nicht das Wasser reichen. Der andere Neuzugang ist die Ex-Mixed-Martial-Arts Kämpferin Gina Carrano, als Hobbs neue Kollegin. Sie ist das weibliche Pendant zu Dwayne Johnson, mit ihrem grimmigen Blick und der kompromisslosen Vorgehensweise. Ansonsten bleibt, bis auf die beiden Brasilianer die hier leider fehlen, die Crew aus den Vorgängern bestehen. Und dieser „Familie“ wieder beim Arbeiten zuzusehen macht einfach nur Spaß. Gerade die in den Vorgängern aufgebaute Bindung und Entwicklung der Charaktere macht jeden einzelnen von ihnen zu Sympathieträgern. Und da die beiden Brasilianer fehlen, ist dieses Mal Tyrese Gibson für sämtliche Späße zuständig. Wann immer er in Erscheinung tritt wird es witzig. Das Beste daran ist, das die Oneliner jedes Mal sitzen und gerade in der ersten Hälfte für viele Lacher sorgen. Doch auch für das altbekannte Sprichwort: Zu viele Köche verderben den Brei, hat Lin die passende Antwort, denn er ist sich nicht zu schade ein paar Hauptfiguren das Zeitliche segnen zu lassen. Jedoch hat man als Zuschauer, der die Vorgänger nicht gesehen hat, keine Chance dem Geschehen zu folgen. Nicht nur die Personen aus den Vorgängern treten hier zahlreich in Erscheinung, sondern Lin verwandelt die Filme, die sonst eher zusammenhanglos da standen, in eine große, sechsteilige Reihe, spätestens in der Szene nach dem Abspann, die die Brücke zum dritten Teil schlägt. Leider übertreibt er es damit auch ein wenig. Die Szene in der O‘ Connor ins Gefängnis kommt beispielsweise, ist lediglich dafür da zwei altbekannten Figuren einen Cameo-Auftritt zu spendieren, für die weitere Story ist diese Szene aber völlig irrelevant.
Neben der Rückkehr von Letty, deren Erklärung nicht wirklich zufriedenstellend ist, darf auch die kleine Rückkehr zu den Straßenrennen nicht fehlen. Einmal im ganzen Film darf sich der Zuschauer wieder an leichtbekleideten Frauen und getunten Autos ergötzen. „Wie in den guten alten Zeiten“ (Dom Toretto), den Anfangstagen von Fast&Furious.
Handwerklich ist der Film erneut allererste Sahne. Die Effekte sind klasse, die Soundkulisse ebenfalls und auch der coole Soundtrack sitzt wieder einmal. Auf den Einsatz der 3D-Technologie hat man dabei dankenswerterweise verzichtet. Bei Lins hektischer Kameraführung und den schnellen Schnitten hätte der 3D-Effekt ohnehin nur gestört. Ein Lob dafür an das Studio, das zu Gunsten einer besseren Qualität, auf die erhöhten Einnahmen, durch den inzwischen bei Sommerblockbustern übliche 3D-Zuschlag, verzichtete.
Die gerade angesprochenen technischen Qualitäten des Films machen sich vor allem in den drei großen Actionszenen bemerkbar. Zunächst wäre da die Verfolgungsjagd durch London die viel spektakulärer nicht sein könnte. Noch mehr zu Bruch geht dann in der Szene in der Toretto und seine Crew einem Panzer entgegentreten. Wer hier auf physikalische Korrektheit oder Old-School-Action hofft, sollte eher die Augen schließen. Hier wird zerstört und geflogen (!) bis auch wirklich die letzte Grenze der Over-the-Top-Action ausgelotet wurde. Danach gibt’s im fulminanten und spektakulären Finale noch die längste Startbahn der Welt zu begutachten. Davon kann man halten was man will, für mich war das perfektes Sommerkino, auch wenn es ein wenig realistischer schon hätte sein können.
Fazit: Fast&Furious-Fans bekommen was sie wollen. Coole Schauspieler zu cooler Musik, neben schönen Autos, Frauen und jeder Menge brachialer Action. Wem dieses Konzept oder die Vorgänger-Filme nicht gefallen, der wird auch hier nicht auf seine Kosten kommen. Teil 6 hat mir als jemand der den fünften Teil sehr gut fand, aber mit den ersten Vier nicht allzu viel anfangen konnte, besser gefallen als gedacht.
Leider muss die Reihe nun den Abgang von Justin Lin verkraften, der durch den „Saw“-Schöpfer James Wan ersetzt wird. Dieser bekommt ein geniales Erbe serviert, mit der tollen Crew, der jetzt zusammenhängenden Story und mit keinem geringeren als Jason Statham als nächsten Bösewicht. Dieser Teil, der gleich der Auftakt zu einer neuen Trilogie mit einer etwas anderen Ausrichtung sein soll, kann die Reihe dann endgültig krönen.
Superman gilt seit jeher als ältester und bekanntester Superheld überhaupt. Allerdings, so ging es mir zumindest, auch als langweiligster Superheld, da er einfach alles kann. Mit dem Mann aus Stahl der fast nur durch das grüne Kryptonit geschwächt und damit besiegt werden kann und darüber hinaus aber nicht einmal weiß wie man seine Unterhose richtig anzieht, konnte ich noch nie etwas anfangen. Diese Erfahrung musste auch Warner machen, als sie 2006 unter der Regie von Bryan Singer („X-Men“) und dem neuen Hauptdarsteller Brandon Routh, Superman in „Superman Returns“ zurück auf die Leinwand brachten. Der Film diente als Fortsetzung der ersten beiden Teile, von insgesamt vier Superman-Filmen die in den Siebziger und Achtziger-Jahren mit Christopher Reeve entstanden. Am Ende stimmten jedoch weder die Qualität noch das Einspielergebnis des Films und das trotz des gerade entstandenen Hypes um Superhelden-Filme nach den großen Erfolgen um „Spiderman“ und „Batman Begins“. Danach ließ Warner das Superman-Franchise wieder ruhen und holte es erst wieder hervor, als Christopher Nolan und David S. Goyer ihre Ideen für ein Reboot der Reihe vorlegten. Diese Idee, entstanden während einer Schreibblockade bei „The Dark Knight Rises“, entwickelte sich weiter und schon bald legte das Duo Nolan/Goyer den Verantwortlichen ein Drehbuch vor, die daraufhin den Film in Auftrag gaben. Mit Nolan als Produzent und Zack Snyder als Regisseur, der bereits durch den grandiosen „Watchmen“ über Superhelden-Erfahrung verfügte, wurde dabei nichts dem Zufall überlassen.
Herausgekommen ist ein emotional aufgeladenes, gigantisches Actionfeuerwerk, das sowohl Nolans düsteren Realismus als auch Snyders unvergleichlichen Stil beinhaltet, dabei allerdings klare Drehbuchschwächen offenbart.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer auf Actionfilme steht, darf „Man of Steel“, den man problemlos als größten Actionfilm aller Zeiten bezeichnen kann, nicht verpassen. Zack Snyder zieht in den 140 Minuten sämtliche Register und lässt dabei sogar die bisherigen Referenz Filme wie „The Avengers“ oder „Transformers 3“ alt aussehen. Ob zu Beginn auf Krypton oder in der 45-minütigen finalen Schlacht. Snyder lässt das Action-Inferno kaum enden und zeigt mit seinem Stilwillen und dem Effektegewitter was er drauf hat. Gerade in Kombination mit dem, wie gewohnt, überragenden Soundtrack von Hans Zimmer eine Augenweide mit vielen Gänsehaut Momenten, auch abseits der Action. Und trotz allem vermisst man etwas: Snyders Zeitlupen. Gerade in „300“ und „Watchmen“ haben diese wunderbar funktioniert, schade das Snyder hier komplett darauf verzichtet, denn die schnelle Action die zum Ende hin fast schon ein wenig ermüdend wirkt, da sich langsam aber sicher ein Overkill einstellt, hätte dem Film noch einige imposante Szenen hinzugefügt und ihn gleichzeitig ein wenig entschleunigt. Aber das ist Kritik auf allerhöchstem Niveau denn optisch gibt es am 225 Million Dollar teuren „Man of Steel“ nichts auszusetzen, und das obwohl ich auf das konvertierte 3D verzichtet habe und stattdessen den Film in 2D gesehen habe. Dadurch kann ich nichts über die 3D-Qualität erzählen, das vielleicht ganz nett anzuschauen ist, aber mir haben „Star Trek Into Darkness“ und „Iron Man 3“ erneut gezeigt, das diese Form des 3D dem Film keinen Mehrwert gibt. Auch im Nachhinein bin ich froh über die Entscheidung, denn durch den etwas wackligen Handkamera-Stil des Kameramanns Amir Mokri („Transformers 3“) und der sehr schnellen Action, wäre in der dritten Dimension sicherlich des Öfteren die Übersicht verloren gegangen. Die Kameraführung ist dabei irgendwo zwischen den „Bourne“-Filmen und „Transformers 3“ anzusehen. Außerdem setzt Snyder auf viele Kamera-Zooms die den Zuschauer näher ans Geschehen bringen sollen, von denen ich aber kein großer Fan bin.
Der Look des Films ist dabei ziemlich düster und dreckig. Das wird bereits im Vorspann deutlich und zieht sich, wie bei Nolans Batman-Trilogie auch, durch den ganzen Film. Dabei ist der Film auch sehr ernst geraten und hebt sich dabei deutlich von der bunten und humorvollen Marvel-Konkurrenz ab. Dass sich die DC-Filme so ernst nehmen gefällt mir weiterhin besser als das Popcorn-Kino von Marvel. Die Kritiker die dies an „Man of Steel“ kritisiert haben, kann ich deshalb absolut nicht verstehen. Zumal es im Film doch einige Lacher gibt, die zwar nicht immer passen (Beispielsweise in mitten eines emotionalen Endes), aber dennoch zünden.
Die Probleme von „Man of Steel“ liegen weitestgehend unter der Oberfläche, denn dort offenbart der Film einige erzählerische Schwächen und teils sehr eindimensionale Figuren.
Dabei beginnt alles noch sehr gut, in der Eröffnungssequenz auf Krypton, die die Geburt von Superman zeigt. In dieser ebenfalls Actionreichen Sequenz werden kurz alle wichtigen Personen auf Krypton eingeführt. Neben den Eltern von Kal-El kommt somit auch der Bösewicht General Zod zu seinem ersten Auftritt. Die Szene endet mit der Landung der Kapsel, in der sich Kal-El (noch als Baby) befindet, auf der Erde. Was dann folgt ist ein langer Schnitt und man sieht Clark Kent (wie er nun auf der Erde genannt wird) bereits im erwachsenen Alter. Fortan wird seine Kindheit und Jugend mit Hilfe von Rückblenden erzählt. Denselben Kniff gab es damals auch schon bei „Batman Begins“, allerdings fügten sich diese Szenen deutlich harmonischer in den Film ein, als das hier der Fall ist. Denn genau in diesen Minuten von Clarks Ankunft bis zu seinem ersten Auftritt im Superman Kostüm, liegt der größte Kritikpunkt des Films. Snyder lässt sich zu wenig Zeit für die Wandlung von Clark Kent. Geradezu in Zeitraffer wird möglichst schnell alles abgehandelt. Das ist schade, denn ich hätte mir hier mehr Szenen aus seiner Kindheit gewünscht und auch so spektakuläre Szenen wie die Rettung der Arbeiter auf einer Ölbohrinsel wirken in dieser Zeit völlig belanglos, da man mit den Figuren nicht mitfiebert. Zudem ist auch die Beziehung zwischen Clark und Lois Lane zunächst nicht nachvollziehbar, bessert sich aber gegen Ende des Films. Hier wäre weniger Action am Ende und dafür mehr Story in dieser Zeit eindeutig besser gewesen.
Mit der Ankunft General Zods auf der Erde, geht es dann so richtig los. Dann fliegen Züge durch die Luft, ganze Häuserblocks werden dem Erdboden gleichgemacht und Zod und Superman schmettern sich gegenseitig in die Hochhäuser. Dabei werden gerade die Szenen mit den einstürzenden Hochhäusern und den staubbedeckten Menschen, bei einigen ein mulmiges Gefühl auslosen. Ein weiterer Unterschied zur Marvel-Konkurrenz, ist das sterben von Menschen. Während bei „The Avengers“ die Menschen weitestgehend verschont wurden, sterben hier sowohl Soldaten als auch Zivilisten wenn die Kamera darauf zeigt.
Verantwortlich dafür zeigen sich selbstverständlich die skrupellosen Bösewichte, angeführt vom zuvor bereits erwähnten General Zod. Michael Shannon macht dabei eine solide Figur, kann aber nicht glänzen, da er nur einen eindimensionalen Standard-Bösewicht spielen darf. Bezeichnend dafür ist, das seine deutsche Schauspielkollegin ihm mehrfach den Rang abläuft und über mehr Leinwandpräsenz verfügt als Shannon. Antje Traue macht als Zods Assistentin Faora-Ul dabei eine gute Figur. Die besten Schauspielerischen Leistungen kommen aber zweifelsohne von Russel Crowe und Kevin Costner, die die beiden Väter von Clark auf eine sehr sympathische Art und Weiße spielen. Gerade letzterer glänzt und macht die Tatsache dass es nicht mehr Rückblenden gab, noch bedauerlicher. Der wichtigste aber, ist selbstverständlich Henry Cavill, der die Nachfolge von Christopher Reeve und Brandon Routh als Superman-Darsteller antritt. Cavill hinterlässt dabei einen tollen Eindruck. Klar gibt es auch bei ihm Steigerungspotenzial, aber für einen ersten Teil hat er alles aus seiner Figur herausgeholt. Nicht nur physisch sondern auch schauspielerisch ein würdiger Superman-Darsteller.
Fazit: Das Trio Snyder/Nolan/Goyer hat es geschafft: Superman ist endlich cool. Dafür sorgen einige Design Entscheidungen (Wie der Verzicht auf die rote Unterhose), sowie der düstere Look in Kombination mit der brachialen Action. Und auch wenn „Man of Steel“ zu keiner Zeit die Klasse eines „Watchmen“ oder „Batman Begins“ erreicht, der Anfang ist gemacht und DC kann sich jetzt vielleicht auf eine ähnlich rosige Zukunft wie Marvel freuen, in der wir vielleicht sogar das Zusammentreffen der DC-Superhelden im Avengers-Pendant „Justice League“ erleben dürfen. „Man of Steel 2“ ist jedenfalls schon beschlossene Sache und wenn dieser nicht nur das Treffen der „Justice League“ vorbereitet, sondern auch mit einer besseren Story und einem besseren Bösewicht aufwartet, dann steht einem grandiosen Kinoerlebnis nichts mehr im Wege.
2010 versuchte sich das produzierende Studio Universal an seinem ersten Animationsfilm. Dies war leichter gesagt als getan, denn gegen die übergroße Konkurrenz aus den Häusern Disney, Fox, Sony und Dreamworks war das nicht leicht. Doch der Mut der Animationsschmiede Illumination Entertainment wurde belohnt und Universal feierte mit „Ich – Einfach unverbesserlich“ einen großen Kassenerfolg, der sogar „Toy Story 3“ und „Für immer Shrek“ überflügelte. Verantwortlich dafür zeigten sich in erster Linie die urkomischen Minions. Diese gelben „Tic-Tac’s“ avancierten schnell zum Publikumsliebling, folgerichtig bekommen sie nun im zweiten Teil auch deutlich mehr Leinwandzeit eingeräumt. Während die Minions die meisten Lacher auf ihrer Seite hatten, zeigten sich Superschurke Gru und seine drei Adoptivkinder Margo, Edith und Agnes in erster Linie für die herzerwärmende Geschichte verantwortlich. Sie sorgten dafür, dass sich Gru vom Superschurken zum guten Familien Menschen veränderte. Jedoch liegt hier das größte Problem von „Ich – Einfach unverbesserlich 2“, denn die Story des zweiten Teils kann lange nicht mit der des ersten mithalten. Zu sehr werden die Kinder vernachlässigt, zu sehr verschiebt sich der Fokus auf die Liebesgeschichten rund um Gru und Margo und zu wenig Herz enthält das Animationsspektakel, das trotz allem exzellent unterhält und sich technisch sehr ansehnlich präsentiert.
Um sich vom Markt abzuheben, mussten die Macher 2010 einige Risiken eingehen. Gerade die riskante Wahl der Hauptperson ging dabei voll auf. Denn Gru war kein niedliches Tierchen und kein netter Zeitgenosse, sondern ein Bösewicht. Dies verlieh der Story einen besonderen, unkonventionellen Charme. Im zweiten Teil gehört Gru nun zu den guten, was den Film deutlich konventioneller erscheinen lässt, was schade ist, denn Gru war einfach zu gut als Bösewicht und als „Guter“ kann er sich jetzt nicht ganz entfalten.
Doch nicht nur Gru hat mit dem mitunter schwachen Drehbuch zu kämpfen, auch seine drei Adoptivkinder, die leider zu sehr vernachlässigt werden. Gerade die zerstörungswütige Edith und die zuckersüße Agnes (Die in vielen Momenten des ersten Teils, allen die Schau stahl) kommen zu kurz. Lediglich Margo, die älteste der drei, hat noch eine Relevanz für die Story, da sie mit dem Sohn des vermeintlichen Bösewichtes anbändelt. Wobei wir zu einer weiteren Schwäche des Films kommen: „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ legt den Fokus zu sehr auf die Liebesgeschichte. Teilweise fühlt man sich wie in einer Romantik-Komödie im Animationsstil, was schade ist, denn trotz aller Liebesszenen enthält der Film längst nicht so viel Herz wie der Vorgänger. Die Liebesgeschichte versumpft dabei zu sehr im Einheitsbrei etlicher anderer Filme und kann bei weitem nicht mit der Story des ersten Teils mithalten. Durch diese konventionelle und recht einfallslose Liebesgeschichte, zieht sich der Mittelteil, trotz der kurzen Laufzeit von 95 Minuten, etwas. Gerade da die Minions in dieser Zeit auf mysteriöse Art und Weiße verschwinden, kommt der Film nicht um ein paar Längen herum.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Bösewicht des Films. Das Vector im ersten Teil ein relativ blasser Bösewicht war, störte kaum, zu sehr lag doch der Fokus auf der Geschichte um Gru und seinen Adoptivkindern. Hier fällt es dadurch aber umso mehr auf. Denn die Story um den Bösewicht bleibt ähnlich auf der Strecke wie die der Kinder. Gerade das Verwirrspiel um den Bösewicht ist unnötig, denn gerade die erst im letzten Drittel erfolgende Auflösung macht ihn doch ziemlich austauschbar, gerade da jedem von Vorneherein klar gewesen sein dürfte wer denn nun der Schurke ist. Daneben gesellt sich nur ein zweiter nennenswerter Neuzugang: Agentin Lucy, die Gru bei der Suche nach dem Bösewicht unterstützt. Allerdings stellt sie von Anfang an die Geduld des Publikums auf die Probe, denn mit ihrer schrillen und zappeligen Art entpuppt sie sich als echte Nervensäge. Glücklicherweise wird sie mit voranschreitender Laufzeit ruhiger. Bei beiden neuen Figuren haben die Macher leider einiges an Potenzial verschenkt.
Viel Kritik also rund um die Geschichte die „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ erzählt, trotzdem bekommt der Film von mir hochverdiente 7 Punkte. Warum? Das liegt ganz einfach daran, dass der Film wirklich exzellent unterhält und zum Schreien komisch ist. Gerade die Minions, die hier wirklich alles und jedem die Schau stehlen, sind pures Comedy-Gold. Gerade im Verbund mit dem gut gewählten Soundtrack ergeben sich einige urkomische Szenen. Das alles wird zum Ende hin mit einem Song der Backstreet Boys auf die Spitze getrieben. Weltklasse diese Minions!
Doch auch abseits der Minions unterhält der Film großartig und glänzt mit einer unglaublichen hohen Gag Dichte. Zudem ist der Film vollgestopft mit jeder Menge tollen Ideen und Details. Gerade bei Agnes Geburtsparty wird dies deutlich, da man in jeder Ecke des Bildes etwas entdecken kann. Dabei kommt dem Film selbstverständlich auch die großartige Technische Qualität zu gute. „Ich – einfach unverbesserlich 2“ muss sich bei den Animationen nicht hinter der Konkurrenz eines Pixar Studios verstecken, denn hier gibt es ebenfalls tolle Schauwerte zu bestaunen. Dabei sollte man den Film auch durchaus in 3D sehen, denn auch wenn ich den Film, Sneak-bedingt, nur in 2D sehen durfte, so ist die 3D-Qualität wie bei allen Animationsfilmen sicherlich klasse. Zudem setzt der Film auf viele Pop-Outs was selbst in 2D aufgefallen ist.
Fazit: Mit „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ können die Macher Unterhaltungstechnisch mühelos an den Vorgänger anknüpfen. Jedoch verhindern teils große Drehbuchschwächen, das der Film an Teil Eins heranreicht, der von mir eine 8/10 bekam. Trotz allem, witziger wird es in diesem Kinojahr kaum noch werden und Fans des Vorgängers sowie Kinder, werden bei dieser Fortsetzung voll auf ihre Kosten kommen. Dafür sorgen allein schon die genialen Minions, die 2014 in ihrem eigenen Film auf der Leinwand für Chaos sorgen dürfen.
„Kommen sie ganz nah ran! Denn je mehr Sie zu sehen glauben, desto einfacher ist es, Sie zu täuschen!“. Mit diesen Worten beginnt Louis Leterriers 116-minütiges Verwirrspiel „Now You See Me“. In Amerika ist der Film bereits überaus erfolgreich gestartet, während ich hier in Deutschland, wo der Film den Zusatztitel „Die Unfassbaren“ trägt, in der Sneak Preview in den Genuss des Magier-Filmes gekommen bin. Der intelligente Hochgeschwindigkeitsthriller, des „The Transporter“ und „Kampf der Titanen“ Regisseurs Louis Leterrier, kann man ohne Frage als einen der besseren Sneak-Filme bezeichnen. „Now You See Me“ bietet eine spektakuläre Zaubershow, die zu gleichermaßen Tempo- und Wendungsreich daherkommt. Trotz etlicher Logikfehler und völlig abgehobenen Tricks, ist „Now You See Me“ der bislang beste Film des französischen Regisseurs, was nicht zuletzt an der gut aufgelegten, namhaften Besetzung liegt.
In Zeiten von 200 Millionen Dollar teuren Materialschlachten mit wenig Sinn und Verstand, kommt „Now You See Me“ erst einmal recht erfrischend daher. Sicherlich sind auch hier die Effekte und Tricks so dermaßen überzogen, das man den Film auch locker als „Fast&Furious 6“ unter den Magie-Filmen bezeichnen kann, aber im Grunde liegt die Stärke des Films in der einfallsreichen Story. Nach der Einführung der Vierköpfigen Magier Gruppe folgt, nach einem einjährigen Zeitsprung, die erste Show der Gruppe, die nichts Geringeres als einen Bankraub beinhaltet. Dieser geglückte Trick ruft selbstverständlich das FBI auf den Plan und es entwickelt sich eine rasante Verfolgungsjagd zwischen den Magiern und dem FBI. Mark Ruffalo („The Avengers“) schlüpft dabei in die Rolle des FBI-Agenten Dylan Rhodes, der gerade in der zweiten Hälfte immer mehr zur Hauptperson wird. Die Geschichte verlagert sich nach der anfänglichen Einführung der Magier-Gruppe nämlich zusehends zu den ermittelnden Agenten. Dadurch fiebert man teilweise mehr mit dem FBI als mit den Magiern selbst mit, deren Story man leider etwas aus den Augen verliert. Dies betrifft gerade die Beziehung der Charaktere untereinander, sowie das Ende, das leider offen bleibt.
Dennoch oder gerade deswegen, entwickelt sich ein hochspannendes Katz- und Maus-Spiel zwischen beiden Seiten, bei dem zudem noch die Frage wer hinter all dem steckt, für ordentlich Rätselraten sorgt. Man darf also bei einem Kinobesuch keinesfalls vergessen sein Hirn einzuschalten. Jedoch darf man die Story nicht zu sehr hinterfragen, sondern sollte sich lieber zurücklehnen und den Film genießen, denn dann wird man vortrefflich unterhalten und kann sich vom tollen Twist am Ende überraschen lassen. Wer jedoch anfängt die Story und die einzelnen Tricks zu hinterfragen und etwas mehr nachdenkt, dem werden einige Logikfehler auffallen, was schade ist denn dadurch verliert der Film stellenweise endgültig seine Bodenhaftung. Weniger wäre dann doch mehr gewesen in „Now You See Me“, dessen Tricks und Spezialeffekte für meinen Geschmack doch zu sehr abgehoben waren. Dadurch macht der Film in dieser Kategorie aber immerhin dem ebenfalls völlig abgehobenen „Fast&Furious 6“ ernsthafte Konkurrenz.
Die Spezialeffekte sind trotz allem sehr gelungen und die nie ruhende Kamera verstärkt das Gefühl einer atemlosen Hetzjagd noch einmal. Leterrier kann es sich sogar erlauben, die Tricks der Magier relativ schnell aufzulösen ohne dass die Spannung darunter leidet. Der anfängliche Bankraub beispielsweise wird bereits wenige Minuten später aufgelöst. Bis zum finalen Twist sitzt man als Zuschauer dennoch im Dunkeln. Dafür sorgt auch das undurchsichtige Spiel der zahlreichen namhaften Darsteller. Gerade der oben angesprochene Mark Ruffalo macht dabei eine sehr gute Figur, aber auch das Magier-Team um Jesse Eisenberg und Woody Harrelson, die bereits für „Zombieland“ gemeinsam vor der Kamera standen, steht ihm in nichts nach. Die beiden „Dark Knight“-Altstars Morgan Freeman und Michael Caine, die sich zwischendurch ein tolles Einschüchterungsduell liefern, sind ebenfalls klasse.
Fazit: „Now You See Me“ ist ein unterhaltsamer Magie-Film von dem man sich gerne mitreißen lassen kann. Auch wenn der Film gerade zu Beginn doch viel zu gezwungen witzig sein will (bei mir kamen die meisten Lacher jedenfalls nicht an), insgesamt zu abgehoben ist und einige Fehler enthält, so taugt der Film doch als gute Alternative zu den sonstigen Sommerblockbustern.
Der letzte Film des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro liegt inzwischen fünf Jahre zurück. 2008 war er mit „Hellboy 2: Die goldene Armee“ zuletzt für ein Leinwandspektakel verantwortlich. Danach herrschte Ebbe und das trotz der zahlreichen Filme die er noch inszenieren möchte. Del Toro war er es auch, der das Erbe von Peter Jackson als Regisseur der Hobbit-Trilogie angehen wollte. Doch die zahlreichen Finanzierungsprobleme durch die Pleite von MGM und die dadurch verursachten Verzögerungen, bewegten Del Toro dazu, aus dem Projekt auszusteigen. Daraufhin widmete er sich einem lange gehegten Traum: Ein Monster vs. Maschinen-Film. Ein Film der das klassische japanische Kaiju-Kino und das moderne Action-Kino verbinden sollte. Der stark an „Neon Genesis Evangelion“ erinnernde Ansatz geht jedoch nicht auf. Del Toros 130-minütiges Transformers vs. Godzilla-Actionspektakel, ist eintönig, langweilig und bietet eine, selbst für Sommerblockbuster, unterdurchschnittliche Story. Von Del Toros Fantasy-Geniestreichen wie „Hellboy“ oder dem grandiosen „Pans Labyrinth“ scheint nichts mehr übrig zu sein. Sein „Pacific Rim“ versumpft stattdessen im Actioneinheitsbrei der letzten Monate. Die Zeit der Sommerblockbuster neigt sich somit, mit einer der größten Enttäuschungen des Jahres dem Ende entgegen.
Die Zuschauer scheinen zum Ende dieser seit Anfang Mai andauernden Blockbuster-Zeit, langsam satt zu sein. Sowohl „Pacific Rim“ als auch „The Lone Ranger“ entwickeln sich für die Studios zu großen Flops. Während „The Lone Ranger" immerhin noch das Zugpferd Johnny Depp in Petto hat, beinhaltet „Pacific Rim“ hingegen, ein buntes Kabinett aus Serienschauspielern. Für mich, der mit Serien nichts am Hut hat, waren die Namen im Cast daher weitestgehend unbekannt. Lediglich Prometheus-Star Idris Elba und Hellboy-Hauptdarsteller Ron Perlman kamen mir bekannt vor. Bei „Pacific Rim“ war die Marketingstrategie also voll auf den Regisseur und das bombastische Actioninferno ausgelegt. Mit mäßigem Erfolg wie man sieht, denn den Film wird wohl nur der asiatische Markt vor einem Mega-Flop bewahren können und das trotz überraschend guter Kritiken. Überraschend vor allem deshalb, da der Film in meinen Augen eine einzige Enttäuschung war.
Das man von „Pacific Rim“ keine Story erwarten konnte, durfte jedem Kinogänger klar gewesen sein. Aber das was man hier vorgesetzt bekommt ist einfach nur schlecht. Vom eigensinnigen und gefeuerten Jaeger-Piloten der zum Helden wird, seinem extrovertierten Erzfeind innerhalb des Jaeger-Programms, den beiden verrückten Wissenschaftler-Nerds bis hin zum schillernden Untergrundboss, das Drehbuch bedient sämtliche Klischees. Garniert wird das Ganze mit einer Standard-Liebesgeschichte, teils wirklich dämlichen Dialogen und einer Militär-rettet-die-Welt Geschichte. Wahrlich kein Fünf-Gänge-Menü beim Nobelrestaurant um die Ecke, sondern eher eine Fast-Food-Story aus der Mülltonne, die del Toro dem Publikum serviert. Warum die Jaeger dabei von zwei Personen gesteuert werden müssen ist auch klar: Durch die gedankliche Verbindung zweier Charaktere konnte Del Toro das Spektakel noch auf eine emotionale Ebene, durch die für den Kampf wichtige Beziehung der beiden Piloten, hieven. Doch durch die ebenfalls einfallslosen und vorhersehbaren Hintergrundgeschichten, verläuft auch dieser Strang ins belanglose nichts. Und wo wir gerade schon bei den Serienschauspieler waren: Diese konnten mich durch die Bank weg nicht überzeugen, wobei man zu ihrer Verteidigung sagen muss, das sie aus den Charakteren auch nicht viel herausholen konnten. Am nervigsten ist dabei das unlustige Wissenschaftler-Duo geraten. Ein Grund dafür könnten auch die Synchronstimmen sein, die gerade bei der Ansprache vor der finalen Schlacht durch Idris Elba negativ auffallen. Auf Englisch eine der coolsten Ansprachen seit langem, auf Deutsch klingt diese derweil nicht ansatzweiße so gut wie im Original. Von schauspielerischer Seite aus, wissen nur Idris Elba und vor allem Ron Perlman zu überzeugen. Nach einer Story oder ausgefeilten Charakteren darf man hier also wahrlich nicht suchen. Der eigentlich interessante Teil, wie die Kaijus zum ersten Mal gesehen wurden, die ersten Attacken und die Einberufung des Jaeger-Programms, wird alles schon in den ersten zehn Minuten gezeigt. Schade, denn hier hätte die Story echt noch Potenzial gehabt.
Doch was halte ich mich eigentliche so lange mit der Story auf? Wer sich „Pacific Rim“ anschaut weiß was er zu erwarten hat: Bombastische Action und grandiose Effekte. Und in diesen Punkten überzeugt der Film. Dort liefert Del Toro, was man von einem 180 Millionen Dollar teuren Film erwarten kann. Die Kämpfe, meist in der Nacht und bei Regen sehen sehr cool aus. Dafür sorgen zahlreiche Lichteffekte und die gigantischen Effektschlachten. Wer jedoch Non-Stop-Action erwartet wird bitter enttäuscht. Denn nach den ersten zehn Minuten kommt lange nichts mehr. Gerade im Mittelteil zieht sich der Film wie ein Kaugummi. Del Toro legt den Wert dort lieber auf die Story. Kein so guter Einfall, wenn man sieht was ich darüber bereits geschrieben habe. Doch nach gefühlten Stunden gibt es dann endlich den Lichtblick: Gerade wenn man vor lauter Langeweile schon beginnt den Terminplan für den nächsten Tag nochmal durchzugehen, gibt es endlich wieder Action! In der Nacht, bei Regen, im Wasser. Wie die vorherige Actionsequenz auch, nur dieses Mal mit mehreren Kaijus und Jaegern. Der daraufhin folgende Kampf in Hongkong ist dann klasse und auch die einzig wirklich denkwürdige Actionszene, denn die vierte und letzte große Actionsequenz spielt dann wieder: In der Nacht, bei Regen, im Wasser. Echt jetzt? Ist das alles was Del Toro einfällt? Und auch wenn diese Szene zu Großteilen unter Wasser spielt, eine eintönigere Action habe ich noch nicht gesehen. Wem bei „Man of Steel“ schon das ewige in die Hochhäuser schlagen auf die Nerven ging, der wird hier einen Nervenzusammenbruch erleiden. Lediglich die starke Hongkong-Szene und eine dramatische Erinnerungs-Szene, bringen für kurze Zeit Abwechslung, am Rest sieht man sich schnell satt. Der Soundtrack geht derweil im brachialen Soundgewitter, das sehr gelungen daher kommt, völlig unter und in den Momenten in denn man die Musik hört, wirkt sie meist unpassend. Glücklicherweise sind trotz der Dunkelheit die Actionszenen nie unübersichtlich, und das trotz des Einsatzes der 3D-Technologie. Das liegt vor allem an der hervorragenden Kameraarbeit im Dokumentationsstil, durch die man immer den Überblick über das Geschehen behält. Das 3D grenzt jedoch eine Frechheit. Die 2D-Version wird kaum eine geringere Tiefenwirkung aufweisen als diese nachträglich konvertierte Version. Keinerlei Pop-Outs oder sonstige Effekte. Das 3D in „Pacific Rim“ ist völlig austauschbar und selbst für konvertiertes 3D noch unterdurchschnittlich. Immerhin kann man hier del Toro keinen Vorwurf machen, der den Film eigentlich nur in 2D ausstrahlen wollte.
Fazit: „Pacific Rim“ wird seine Abnehmer finden, keine Frage. Wer jedoch mit dem Trailer und der Grundidee des Films von vorneherein nichts anfangen kann, sollte den Film meiden. Ich musste mich jedenfalls sehr anstrengen um auf Grund der dämlichen Dialoge, der schlechten Story, der einfallslosen Action und der gähnenden Langeweile nicht laut loszulachen. Oder eher loszuweinen. Denn durch den 3D-Zuschlag war das alles kein preiswerter „Spaß“. Selbst meine niedrigen Erwartungen untertrifft „Pacific Rim“ noch, der durchaus seine Momente besitzt, er hat die 5 Sterne ja auch nicht geschenkt bekommen, aber unter dem Strich zu viel Potenzial verschenkt. Für mich, die bisher größte Enttäuschung des Jahres.
Gott vergibt, das Publikum in Cannes nicht. Passend zum Titel des Films, wurde Nicolas Winding Refns neues Werk „Only God Forgives“ bei den Filmfestspielen in Cannes, von der Schar der Kritiker, gnadenlos ausgebuht. Dabei wurde sein neuestes Werk von vielen am meisten herbeigesehnt, war es doch seine triumphale Rückkehr nach dem Gewinn des Regiepreises für „Drive“, zwei Jahre zuvor. Doch was auch immer sich die Kritiker von „Only God Forgives“ erwartet hatten, sie konnten wohl nur enttäuscht werden. Denn ein „Drive 2“ ist Refns erneute Zusammenkunft mit Ryan Gosling nicht. Ganz im Gegenteil: Gegenüber dem für das Publikum relativ leicht zugängliche Meisterwerk „Drive“, bei dem Refns eigener Stil soweit reduziert war, das der Film auch einer breiteren Masse gefiel, gibt es hier wieder einen hundertprozentigen Refn. Mit „Drive“ neu gewonnene Fans wird er dadurch teilweise vergraulen, genauso wie er sich selbst sicherlich die ein oder andere Tür, die ihm nach Drive offen stand, wieder zuschlägt. Doch Refn bleibt sich immerhin treu. Er lässt sich nicht verbiegen, sondern dreht den Film den er drehen wollte, für gerade einmal 4 Millionen Dollar in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Herausgekommen ist ein grandioses Kunstwerk. Ein hypnotischer Albtraum in einer verkommenen und von Gewalt regierten Welt aus Neon-Farben und einer der außergewöhnlichsten und besten Filme des Jahres.
Man sollte nicht den Fehler machen und im März, Filme zum Besten oder Außergewöhnlichsten des Jahres küren. Diesen Fehler habe ich jedoch begangen, als ich Harmonie Korines irrer Drogentrip „Spring Breakers“ als außergewöhnlichster Film des Jahres bezeichnete. Doch Nicolas Winding Refn toppt diesen noch einmal. Das Erzähltempo ist sehr langsam, so dass sich die 90 Minuten deutlich länger anfühlen als sie es eigentlich sind und trotzdem wird einem nie langweilig. Denn nach anfänglicher Gewöhnungsphase an Refns Stilwillen und Erzähltempo wird man förmlich in den Kinosessel gepresst und rutscht in diesem im Laufe des Films immer weiter nach unten, denn „Only God Forgives“ ist ein knallharter Schocker. Wie die FSK den Film bei der zweiten Sichtung ab 16 freigeben konnte ist mir ein Rätsel. Explizite Folterszenen, abgehackte Hände, Leichenschändung und aufgeschlitzte Oberkörper. Nach langsamem Start mutet Refn dem Zuschauer immer härtere Szenen zu. Refn selbst lieferte dafür die beste Erklärung ab die er geben konnte, als er sich in einem Interview als „Pornograf für Gewalt“ bezeichnete. Und das stellt er hier eindrucksvoll unter Beweis, jedoch ohne dass der Film gewaltverherrlichend wirkt. Das liegt vor allem an der abgrundtief schlechten Welt die der Film zeigt. Ob Billy darin den Wunsch äußert eine 14-jährige zu fi**** oder ob seine Mutter nur ein „Ich bin sicher er hatte seine Gründe“, auf die Vergewaltigung und Ermordung einer 16-jährigen Prostituierten durch Billy, übrig hat. In dieser Welt gibt es nichts Gutes und folglich gibt es auch keine Sympathieträger und keinen Bösewicht, da schlichtweg jeder mit völliger Gefühlskälte und abstoßeneden Taten zu Werke geht. Ob der unangenehmen Themen, der eisigen Gefühlskälte oder der extremen Brutalität, „Only God Forgives“ ist auf jeder Ebene gänzlich anders, und so ist die Spaltung der Zuschauer in zwei Lager, gut oder schlecht, auch nur folgerichtig. Die Buhrufe der Kritiker in Cannes waren also unvermeidlich und man vergisst dabei, dass rund die Hälfte der anderen Kritiker im Raum den Film beklatschte. In der zweiten Vorführung in Cannes gab es sogar Standing-Ovations, was den Film zum mit Abstand meist diskutierten der diesjährigen Filmfestspiele machte. Refn selbst fasste die Buhrufe indes als Kompliment auf, in dem er sagte, das Kunst immer polarisiert und wenn sein Film die Zuschauer so sehr bewegt das sie sogar buhen, umso besser. Hinzu kommt das Only God Forgives mit „Drive“ kaum etwas gemein hat, was wohl viele der Kritiker so nicht erwartet hatten. Das liegt wohl vor allem daran, dass Refn ursprünglich „Only God Forgives“ vor „Drive“ inszenieren wollte, dann aber auf Grund des verlockenden Angebots des kommerziell eher erfolgversprechenderen „Drive“, diesen vorzog. Sicherlich kann man durch die Schweigsamkeit und die Brutalität vergleiche zu „Drive“ ziehen, doch der Film fühlt sich gänzlich anders an. War „Drive“ noch ein Traum mit seinen, gerade zu Beginn, wunderschönen Szenen die erst zum Ende hin in eine Gewaltorgie mündete, so ist „Only God Forgives“ ein regelrechter Alptraum. Das schöne existiert in dieser moralisch verkommenen Welt nicht, mit Ausnahme der betörenden Bilder die Refn auf die Leinwand zaubert. Der in rötlichem Neon-Licht gehaltene Stil des Films ist atemberaubend und der Film, der zu Großteilen aus Nachtszenen besteht, sieht durchweg klasse aus. Dabei wird der Film vom wieder einmal fulminanten Soundtrack von Cliff Martinez untermalt („Drive“, „Spring Breakers“) der „Only God Forgives“ erst recht seinen hypnotischen Touch gibt. Dazu gibt es thailändische Pop-Songs in den teils bizarren Karaoke-Szenen. Daran konnten selbst die härtesten Kritiker nichts bemängeln, doch sie warfen dem Film ein klassisches „Style over Substance“-Problem vor. Die Story des Films sieht auf den ersten Blick auch sehr simpel aus. Der Film ist ein klassisches Rache-Drama bei dem die Charaktere nach und nach weniger werden, nachdem die Fronten erst einmal klar sind. Und auf dieser oberflächlichen Ebene funktioniert der Film auch schlecht, doch was für viele der Kritiker wohl unentdeckt blieb, war die zweite Ebene der Story, auf die man wohl erst beim zweiten Mal schauen stößt. Denn wie in „Walhalla Rising“ gibt Refn der Story auch hier einen tieferen Sinn, der auch die Szenen erklärt die einen beim ersten Mal vielleicht unpassend vorkamen. Diese zweite Ebene erklärt auch wieso der Film „Only God Forgives“ heißt und diese zweite Ebene macht den Film endgültig zu einem der genialsten Filme der letzten Zeit. Aus massiven Spoiler-Gründen wird an dieser Stelle nichts verraten, doch wer den Film schon einmal gesehen hat kann sich diverse Interpretationen in den weiten des internets durchlesen und sich den Film ein zweites Mal anschauen. Für alle anderen gilt: Was wenn der Polizeichef Gott ist, die Mutter der Teufel und die beiden Söhne die Nachkommen des Teufels? Ausgehend von diesem Denkansatz kann man die Story des Films noch einmal hinterfragen, denn dies ist meiner Meinung nach die eigentliche Story des Films, die man sich jedoch erst selbst erschließen muss. Dadurch bekommen die Charaktere auch genügend Tiefe und erklärt ihre Taten im Film.
Den Charakteren ein Innenleben verschaffen aber auch die durch die Bank weg tollen Schauspieler. Allen voran natürlich Ryan Gosling in einer erneut sehr schweigsamen Rolle. Doch sein Julian ist längst nicht so cool und abgeklärt wie der Driver. Er hat Visionen, fährt aus der Haut und ist ein völliges Weichei. Und auch wenn er kaum spricht, Goslings grandiose Mimik verrät dabei mehr über Julians Gefühlswelt als die viel zitierten 1000 Worte. Ich will mir keinen anderen in der Rolle des Julian vorstellen und das obwohl Ryan Gosling nur einsprang, als der ursprünglich für die Rolle vorgesehene „Fast&Furious 6“-Bösewicht Luke Evans ausstieg, um stattdessen im Hobbit eine Rolle zu übernehmen. Dazu glänzt Kristin Scott Thomas als Julians Mutter und Ekelpaket. Sie geht gnadenlos over the Top und spielt dabei selbst Ryan Gosling an die Wand und das obwohl diese Rolle so gar nicht in die Laufbahn der Britin passt, die sonst meistens die kultivierte Dame aus der oberen Klasse spielt. Hier zeigt sie, dass sie auch anders kann, auch wenn sie selbst das Endprodukt als zu brutal empfindet. Und auch der thailändische Schauspieler Vithaya Pansringarm liefert eine klasse Leistung ab. Der „Angel of Death“ überzeugt mit seinem furchteinflößenden und eiskalten Blick. Er ist der Polizeichef und regiert in der gesetzlosen Welt von „Only God Forgives“. Er ist Richter und Henker in einem und zögert dabei nicht sein messerscharfes Schwert zu zücken.
Fazit: Meine durch die Kritiken zurückgeschraubten Erwartungen übertrifft „Only God Forgives“ um Längen. Mein persönliches Filmhighlight des Jahres polarisiert wie kaum ein zweiter Film und funktioniert nur wenn man sich auf einen Film komplett einlassen kann. Auch wenn „Only God Forgives“ nicht ganz die Klasse eines „Drive“ erreicht, am Ende wird sich jeder sein eigenes Bild von Nicolas Winding Refns Kunstwerk machen müssen. Denn nichts anderes ist „Only God Forgives“: Kunst. Ein Arthouse-Meisterwerk mit betörenden Bildern, klasse Schauspielern und tollem Soundtrack vor einer abstoßenden Welt aus Gewalt in einem hypnotischen Erzähltempo. Eine klare Empfehlung an alle Filmliebhaber.