Stefan Ishii
Was haben bestialische Serienmorde mit dem Einsturz eines Kaufhauses und dem Zusammenbruch einer viel befahrenen Brücke in Seoul zu tun? In dieser essayistischen Annäherung an die traumatischen Ereignisse, die Korea Mitte der 90er Jahre erschütterten, werden überraschende Zusammenhänge ausgebreitet. Man bekommt Einblick in ein Land, das sich nach den dunklen Zeiten der Militärregierung einem hemmungslosen Fortschrittsglauben unterworfen hat.
Gleich einem Detektiv nimmt Jung Yoon-suk die Spurensuche auf, fährt zum Tatort der Morde, lässt die damals ermittelnden Beamten zu Wort kommen. Bei den jungen Tätern handelt es sich um die ersten koreanischen Serientäter überhaupt, ihr „Slogan“ lautete: „We hate the rich“. Seine Interviews kombiniert Jung mit Archivmaterial. So entsteht das Bild einer verlorenen Jugend und ein Gefühl für den Riss, den die Industrialisierung in den 80er Jahren in der koreanischen Gesellschaft hinterließ. Das Verbrechen enthüllt weitere Verbrechen, begangen im Zuge der kapitalistischen Gier. Plötzlich sieht man auch die eingestürzten Bauwerke in einem anderen, gesellschaftspolitischen Zusammenhang.
(Berlinale)
In Yoji Yamadas Drama The Little House erfährt ein junger Mann durch die niedergeschriebenen Erinnerungen vom dramatischen Leben seiner Tante.
In der fast 4-stündigen Dokumentation ’Til Madness Do Us Part von Bing Wang geht es um die Bewohner einer psychiatrischen Anstalt in China. Mit unaufgeregtem Blick folgt der Regisseur den Einwohnern bei ihrem täglichen Leben.
In seiner Dokumentation Der Letzte der Ungerechten befasst sich Claude Lanzmann mit der kontroversen Figur Benjamin Murmelstein.
Das japanische Drama Apart from You beleuchtet die Beziehungen einer alternden Geisha mir ihrem Sohn und mit einer jüngeren Kollegin.
Im philippinischen Drama Norte - Das Ende der Geschichte erzählt Regisseur Lav Diaz Dostojewskis Schuld und Sühne neu und zeichnet dabei ein Sittengemälde seines eigenen Landes.
Pierre Deladonchamps spielt in Der Fremde am See leidenschaftlich gerne mit dem Feuer. Ob er sich an Christophe Paou die Finger verbrennt?
In Olivier Assayas Drama Die Wolken von Sils Maria wird die Schauspielerin Juliette Binoche im Rahmen der Fortsetzung eines früheren Theaterstücks mit Selbstzweifeln konfrontiert.
Im belgisch-französischen Drama Zwei Tage, eine Nacht hat Marion Cotillard nur sehr wenig Zeit, die voraussichtliche Kündigung von ihrem Job noch zu verhindern.
Diary of a Chambermaid (OT: Journal d’une femme de chambre) ist ein aktualisiertes Remake basierend auf dem Literatur-Klassiker Tagebuch einer Kammerzofe von Octave Mirbeau aus dem Jahre 1900. Léa Seydoux spielt Rolle der Kammerzofe, Benoit Jacquot führt Regie.
The Perfect Human (OT: Det perfekte menneske) ist ein dänischer Kurzfilm aus dem Jahre 1967.
Aloft ist ein Drama mit Jennifer Connelly und Cillian Murphy über die Suche nach einer verschollenen Mutter.
1880: Bhupati Dutta ist reich, unabhängig, einflussreich. Er ist der hochintellektuelle Herausgeber und Chefredakteur einer politischen Wochenzeitschrift in Kalkutta. Die internationale Politik interessiert ihn mehr als sein Privatleben. Er weiß, dass seine künstlerisch sehr begabte, sensible und literarisch interessierte Frau sehr darunter leidet. Deshalb lässt er seinen Schwager Umapada und dessen Frau Mandakini in sein Haus kommen.
Weitere Informationen auf film-zeit.de.
In seinem Dokumentarfilm Land des Schweigens und der Dunkelheit begleitet Werner Herzog eine betagte Dame namens Fini Straubinger. Sie selbst verlor in ihrer Jugend Augenlicht sowie Gehörsinn und hilft nun anderen Erkrankten mit ihrem schweren Schicksal zu leben.
China, Ende der dreißiger, Anfang der vierziger Jahre, in der bitterarmen Lößebene im Einzugsbereich des Gelben Flusses. Ein junger und idealistischer Soldat der kommunistischen Armee wurde ausgesandt über Land zu ziehen um bei den Bauern Volkslieder zu sammeln, damit diese in revolutionäre Weisen umgewandelt werden können.Er trifft in einem Dorf auf das Mädchen Cuiqiao, ihren alten Vater und den jüngeren Bruder und muss erkennen, dass das Leben der Leute nicht nur von tiefer Armut und tief verwurzelten Traditionen geprägt ist, sondern dass die Lieder, die von eben jenem Leben erzählen, zur revolutionären Zweitverwertung nicht taugen. Er gewinnt das Vertrauen der ca. 13-jährigen Cuiqiao, die den Haushalt der kleinen und besonders armen Familie führt. Er beobachtet sie, hört ihrem Gesang zu und sucht vorsichtig das Gespräch. Sie ist als einzige im Dorf überhaupt gewillt, seine Ideen von Freiheit und Gleichheit anzuhören. Sie hört seine Erzählungen von einem Ort, an dem Frauen mehr wert sind als in ihrem Dorf.
Der Abschluss von James Bennings Trilogie: Sogobi (das Wort der Schoschonen für Erde) liefert 35 Einstellungen aus der kalifornischen Wildnis. In der ursprünglichen Konzeption hätte der Film völlig frei von Spuren der Zivilisation bleiben sollen, aber schließlich wurde er zu einem visuellen Essay über das langsame Vordringen der Spezies Mensch.
Life in Stills ist eine Dokumentation über eine Frau und ihren Enkel, die versuchen ihr Fotogeschäft und dessen langjährige Geschichte zu retten.
Dokumentarfilm über die Bibliotheque National de France und wie dort Tag für Tag das Wissen der Welt gesammelt wird. Zudem wird der aufwändige und wichtige Prozess der Katalogisierung betrachtet.
Der russische Filmemacher Alexander Sokurow widmet sich einmal mehr seinem zentralen Thema Sterben und nähert sich dem poetischen Ideal der klassischen Elegie ein weiteres Stück an. Außer dem Vorhandensein zweier Menschen und dem Umstand des Todes läßt sich die Handlung nicht konkret festmachen.
Die Geschichte einer Lehrerin, die versucht, ihren zwölf Schülern einen positiven Blick auf die Welt und das Leben zu vermitteln, auch wenn sie sich darüber bewusst ist, dass viele von ihnen bald in den Krieg ziehen und nicht wieder lebend heimkehren werden.
Voula und Alexander, zwei griechische Kinder, ducken sich verloren am Rand einer verregneten Straße. Das ältere Mädchen schützt ihren jüngeren Bruder. Sie sind allein, auf sich gestellt, sind abgehauen von zuhause, haben sich auf die Suche nach ihrem Vater begeben. Er soll in Deutschland arbeiten, hat die Mutter ihnen immer dann gesagt, wenn sie nach ihm gefragt haben. Jetzt wollen die beiden Geschwister es wissen, machen sich auf den Weg, mit nicht viel mehr als der Entschlossenheit im Gepäck, es zu wagen. Von dem verheißenden Land Germania wissen sie nur, dass es weit weg sein muss und dass abends ein Zug den Athener Bahnhof in seine Richtung verlässt. Ob sie es jemals finden werden?
Das Leben in diesen Verhältnissen ist nicht leicht für die fünfköpfige Familie mit Vater, Mutter, zwei Töchtern und einem Sohn. Niemand im Haus hat genügend Raum für sich. Der Vater, unbestrittenes Oberhaupt der Familie, lässt seinen tyrannischen Neigungen freien Lauf. Die Aggression, die er ausstrahlt, provoziert eine ständige Stimmung der Angst und Wut. Während die Mutter darauf mit Resignation reagiert, steigen in den Kindern Gedanken an Mord und Totschlag auf. Einzig die Musik bietet ihnen eine Flucht aus dieser tristen Welt. Als der Vater stirbt, ist das - bei aller Betroffenheit - für alle auch die Möglichkeit für einen Neubeginn.
Bestiaire ist ein französischer Dokumentarfilm von Denis Côté.
Ein Zeichenkurs, ein Safaripark, die Werkstatt eines Tierpräparators: drei Umgebungen, in denen sich Mensch und Tier begegnen. Im Mittelpunkt der Beobachtung stehen Blick- und Wahrnehmungsverhältnisse, die gleichzeitig oft ungleiche Machtverhältnisse spiegeln. Dabei scheint der Film die Frage mitzudenken, wie man Tiere filmen kann. Vom technisch hochgerüsteten zeitgenössischen Tierfilm, dessen allmächtige Kameras zu Wasser, zu Lande und in den Lüften jede Grenze überwinden und kein Geheimnis der Schöpfung mehr kennen, ist er dabei weit entfernt. Eine kommentarlose nüchterne Betrachtung – die Kamera ist oft unbewegt und beobachtet von einem festen Punkt aus mit feinem Gespür für Formen und Bewegung: Hörner vor einer Betonwand, die Beine nervöser Zebras in der Enge des Stalls, die Sorgfalt in den kundigen Handgriffen des Tierpräparators. Wohlüberlegte Einstellungen lassen Zeit zum Nachdenken über Schönheit und Fremdheit, über die domestizierte Wildnis in der Zivilisation. Orchestriert von den Umgebungsgeräuschen ergibt das eine Choreografie, ein filmisches Bestiarium, in dem sich zu den stoischen, ungerührten, ungeduldigen, wilden und rebellischen Tieren auch der Mensch gesellt.
In Knight of Cups schickt Regisseur Terrence Malick Christian Bale als erfolgreichen Filmschaffenden auf die Suche nach Liebe und einem Sinn in seinem Leben, da er vom Ruhm und Exzess gelangweilt ist.