Strackymandias - Kommentare

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    Strackymandias 10.03.2017, 03:43 Geändert 10.03.2017, 03:44

    Eine noch unfertige Fassung des neuen Filmes vom Ex-Machina-Regisseur hatte diesen Mittwoch in New York ein Test-Screening mit enorm positivem Feedback. Danny Boyle hat in einem Facebook-Live-Q&A ebenfalls gesagt, dass er den Film bereits gesehen hat und ihn "wonderful" fand. Meine Vorfreude ist sehr gestiegen, auch wenn wir vermutlich noch eine ganze Weile auf den Film warten werden müssen.

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    • Dank Oscar-Saison ein sehr ordentlicher Monat. Ich habe Lion, Hidden Figures und Lego Batman gesehen, aber Live by Night, Boston, Billy Lynn, The Eyes of My Mother, A Cure for Wellness, Empörung, The Girl With All the Gifts, Neruda, Fences, T2, John Wick, Elle und Zucchini sind alle vorgemerkt. Das sind insgesamt 13 (!) Filme. Ich hoffe mal, dass das nicht das gesamte Jahr über so bleibt, sonst komme ich ja mit schauen gar nicht hinterher :D

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        Strackymandias 09.03.2017, 00:48 Geändert 09.03.2017, 15:00

        "Logan" ist der bittere Abgesang auf den gleichnamigen Actionhelden in Form eines sehr ernsten und düsteren Charakterdramas. In einer Zukunft, in der Mutanten beinahe ausgestorben sind, vegetiert James Howlett aka Logan aka Wolverine (zum letzten Mal in seiner Paraderolle: Hugh Jackman) als zittriger, vernarbter Alkoholiker ohne Lebensmut mit einem dementen Charles Xavier (Oscar-würdig: Sir Patrick Stewart) und dem etwas suspekten Albino Caliban (Stephen Merchant) hinter der mexikanischen Grenze. Logan versucht als Limo-Fahrer Geld zusammenzusparen, um ein Boot zu kaufen und mit Charles auf den Ozean zu verschwinden (wohl damit dieser bei einem seiner epileptischen Anfälle für niemanden eine Gefahr darstellen kann). Der Plan: Logan wartet bis Charles endlich den Löffel abgibt, um sich dann mit einer Adamantium-Kugel selbst das Leben zu nehmen.

        Diese kurze Zusammenfassung der Ausgangssituation macht schon deutlich: "Logan" ist eine gewaltige Abkehr vom bisherigen X-Men-Filmkosmos, sogar vom Genre der Comicfilme im allgemeinen. Abgesehen evtl. von Nolans Batmanfilmen kenne ich keinen Superheldenfilm, der so sehr in der Realität verankert ist und sich in diesem Maße weniger für bombastische Actionszenen interessiert, als für seine Charaktere. Nicht, dass das falsch verstanden wird: Es gibt in diesem Film eine Handvoll konzentrierte Actionszenen, welche auch enorm gut (und erstmals angemessen blutig) inszeniert wurden vom Regisseur James Mangold, aber diese verkommen nie zum Selbstzweck. Im Fokus des Filmes steht zweifellos Logan, der gebrochene Antiheld, für den es keine Erlösung mehr gibt. Er hat ein unnatürlich langes Leben geführt, musste unerträgliche Schmerzen erleiden und erleben, wie jeder seiner Freunde starb. Dieser Logan ist nicht mehr der coole Raufbold, wie wir ihn kennen und lieb gewonnen haben, er ist ein Schatten seiner selbst, eine suizidales Wrack, welches das Ende seiner physischen und seelischen Kraft erreicht hat.

        Und so wie Logan aussieht (und exzellent von Hugh Jackman verkörpert wird), so fühlt sich auch der Film an: Traurig, hoffnungslos, für einen Mainstreamfilm dieser Reichweite deprimierend ohnegleichen. An alle Leute, welche der Meinung sind, dass Superheldenfilme kein starkes Kino sein können, welche sich über den erzwungenen Humor und die Inkonsequenz von Marvel oder DCs übertriebene Düsterkeit, welche sich einen feuchten Dreck um die Comicvorlage schert, ärgern: Dies ist euer Film! Erwachsen, schmutzig, brutal, ernsthaft und dem Charakter Wolverine treu. Ich kann zwar den meisten Marvelfilmen ihren Unterhaltungswert nicht absprechen, aber ich bin froh, dass Fox der Meinung war, dass es in ihrem Heldenkosmos auch einen Platz für diese Art Film geben sollte. Es ist so erfrischend, einen Film zu sehen, bei dem nicht das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht, sondern stattdessen eine persönliche Geschichte erzählt wird, nicht etwa vorrangig über grandiose Heldentaten, sondern über Menschen, die eben nebenbei auch besondere Fähigkeiten haben.

        Klar, die eigentliche Handlung des Filmes über das junge Mutantenmädchen Laura (für ihr Alter verdammt gut: Dafne Keen), welches aus einem mexikanischen Genlabor floh und nun von Logan nach North Dakota gefahren wird, um dort das erhoffte "Eden" zu finden, ist durchaus verankert im Mutantenuniversum der X-Men, genau wie der herrlich selbstgefällige Schurke Donald Pierce (gespielt von einem Tom-Hardy-esken Boyd Holbrook mit coolem Texas-Dialekt). Dennoch bleibt der Film durchweg bodenständig. Das Jahr 2029 unterscheidet sich nur minimal von unserer realen Gegenwart und die Reise durchs Herz der USA wird passenderweise im Neowestern-Look eines "Hell or High Water" (inkl. stimmungsvollen Nick-Cave/Warren-Ellis-Gedächtnissoundtrack von Marco Beltrami) inszeniert.

        Auf diesem Roadtrip gibt es immer wieder leise Andeutungen einer alternativen Zukunft, kleine Funken von Hoffnung, dass unsere liebgewonnenen Protagonisten doch noch ihren Frieden finden. Über das Ende des Filmes möchte ich hier natürlich kein Wort verlieren, aber ich kann Zweiflern versichern: Der Film bleibt stimmig zum Ende, verfällt an keiner Stelle in Kitsch oder unpassende Sentimentalität und bietet einen bittersüßen und ergreifenden Abschluss für Logan, Charles, ja für das gesamte X-Men-Universum. Ich meine: Was soll jetzt noch kommen? Meinetwegen könnt ihr ja eure Deadpools weiter drehen, aber ich bitte euch, Fox: Wenn ihr klug seid, dann lasst die X-Men-Reihe vorerst ruhen. Sollten nun weitere Filme mit Wolverine und Professor X entstehen, würde das "Logan" einiges seiner Wucht und emotionalen Kraft rauben.

        Fazit: "Logan" ist ein ungewöhnlicher Comicfilm, der vermutlich einige Kinobesucher, die sich ein cooles Actionspektakel erhofft haben, enttäuschen wird. Denn dieser Roadtrip durch eine hoffnungslose Zukunft ist ein düsteres, ernstes Drama im Neowestern-Look, dessen blutige, dynamische Actionszenen nie zum Selbstzweck verkommen und von den Charakteren ablenken. Ich wusste in etwa, was auf mich zukommt, war aber dennoch ob der Konsequenz und der Bitterkeit des Filmes (positiv) überrascht. Stark gespielt, stilsicher inszeniert und mit toll geschriebenen Dia- und Monologen, die mir das Herz brechen, wenn ich nur an sie denke, nicht zuletzt dank der tollen Performances von Hugh Jackman und Patrick Stewart, die ihre Rollen beim letzten Mal besser spielen, als je zuvor. Für mich ein definitives Highlight des (noch jungen) Kinojahres!

        PS: Ich weiß nicht wie ihr das seht, aber ein blonder Schurke namens Donald, der an der US-Grenze mexikanische Kinder jagt, kann doch kein Zufall sein, oder? Wenn das ein bewusster Seitenhieb gegen die US-Politik ist, dann hat Mangold meinen vollen Respekt.

        PPS: Der Johnny-Cash-Song im Abspann war eine gute Wahl, nicht nur, weil er thematisch gut passt, sondern auch weil sich der ganze Film sehr nach einer traurigen Cash-Ballade aus dessen Spätwerk anfühlt.

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          Strackymandias 07.03.2017, 00:12 Geändert 07.03.2017, 00:39
          über Silence

          Scorseses langjähriges Passionsprojekt ist eine faszinierende Meditation über die Kraft des Glaubens, im Positiven, wie im Negativen. Ja, der Film ist lang und dank Thematik und Mangel an Filmmusik (in einigen Szenen ist der Film tatsächlich, dem Titel entsprechend, stumm) auch etwas sperrig, aber diese Art Film schaut man nicht zur Unterhaltung im klassischen Sinne. Ich fand ihn auch nie langweilig oder anstrengend, sondern war durchweg interessiert und denke, dass die Zeit, die sich Scorsese nimmt, notwendig war, um die Standpunkte der Charaktere nachvollziehbar darzustellen und fühlbar zu machen. Dabei bleibt der Film auch größtenteils überraschend wertungsfrei. So befürchtete ich, dass Scorsese als gläubiger Katholik die Jesuiten als "gut" und die buddhistischen Japaner als "böse" darstellen würde. Tatsächlich ist jedoch in "Silence" keine der beiden Seiten im Recht. Buddhismus und Christentum sind sich nicht unähnlich im Bestreben, Verhaltensregeln zum friedlichen und gütevollen Zusammenleben, sowie ein transzendentes, spirituelles Lebensziel zu schaffen. Warum denn den jeweils anderen Glauben vehement verneinen, wenn doch so viele Berührungspunkte bestehen? Warum wertvolle Menschenleben opfern, um selbst im "Recht" zu bleiben?

          "Silence" bietet keine einfachen Antworten, aber er zeigt deutlich auf, dass Religionen nicht nur in der Lage sind, Frieden zu spenden, sondern auch Hass und Verzweiflung. Im Verlauf des Filmes wird folgender Satz gesprochen, der für mich vermutlich der quintessenzielle Ratschlag Scorseses an die Christenheit ist:
          "Pray, but pray with your eyes open!"

          Meine Interpretation dieses Satzes: Religion ist nichts inherent Schlechtes, sie sollte aber niemals Menschenleben fordern und wenn man möchte, dass etwas geschieht, so muss man nicht beten, sondern mit beiden Händen anpacken und dafür arbeiten.

          Inhaltlich fand ich den Film stimulierend, aber auch handwerklich gibt es wenig auszusetzen. Garfield und Driver (auch wenn dessen Rolle nicht besondern groß ist) spielen besser, als je zuvor (hierfür hätte er Garfield die Nominierung verdient, nicht für Hacksaw Ridge!), Neeson ist sowieso klasse und auch der japanische Cast um Tadanobu Asano und den (leicht Waltz-esken) Issey Ogata überzeugt durchweg. Er ist großartig gefilmt und so gut ausgestattet, dass man (wenn man es nicht wüsste), nie auf den Gedanken gekommen wäre, dass der Film nicht in Japan, sondern in Taiwan gefilmt wurde. Mein einziger Kritikpunkt ist der seltsame Filmschnitt in der Szene mit Ciarán Hinds am Anfang des Filmes, in dem es nicht an Achssprüngen und Jump Cuts mangelt. Was damit bezweckt werden sollte, habe ich nicht verstanden.

          Insgesamt hat mir der Film gut gefallen, ob ich ihn uneingeschränkt empfehlen kann, ist jedoch schwer zu sagen. Ich schätze, wie sehr man den Film mögen wird, hängt davon ab, wie sehr einen das Setting im feudalen Japan anspricht und wie sehr man bereit ist, sich mit dem Thema Religion auseinanderzusetzen. Auf wen beides zutrifft und wer dazu noch kein Problem mit der ruhigen Inszenierung hat, der dürfte ein faszinierendes und interessantes Spätwerk eines Ausnahmeregisseurs vorfinden und den Kinobesuch garantiert nicht bereuen.

          PS: Ein Jammer, dass der Film bei den Oscars so übergangen wurde. In meinen Augen hätte er mindestens Nominierungen für Film, adaptiertes Drehbuch, Haupt- und Nebendarsteller (Neeson, Driver oder Ogata) und Szenenbild verdient, evtl. auch für Beste Regie.

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          • Bin da sehr skeptisch. Die Reaktionen von Test-Screenings waren vernichtend.

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            • Ich verstehe die kritischen Stimmen nicht. Das sieht doch nach guter Mystery mit tollen Bildern aus. Da schaue ich definitiv mal rein!

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              • Es war mir eine Freude. Schöne Show, gute Nacht und bis nächstes Jahr.

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                  • Ah schön, jetzt kann ich mich nochmal über den Snub von Jóhannssons Filmmusik aufregen. ^^

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                    • Warren Beatty ist bestimmt sauer, dass sein Film nicht nominiert wurde :D

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                      • Und schon wieder der verhackstückelte Trailer.

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                          • Emma! ♥ Stehe komplett hinter ihr.

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                                  • "This awards show is really nostalgic, are people going to like it?"

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                                    • Na bitte. Das ist Schauspiel, nicht Leo, der sich durch den Frost schleift!

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                                      • Aber Denzel sieht auch nach einer starken Leistung aus

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                                              • Glückwunsch Chazelle! Größtes Regietalent seiner Altersklasse, das mir bekannt ist. Bin so gespannt, wie sein nächster Film wird.

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