Strackymandias - Kommentare

Alle Kommentare von Strackymandias

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    Strackymandias 04.12.2017, 00:47 Geändert 06.12.2017, 00:17

    Auf die Gefahr hin, dass ich mit meinen 9 Punkten hier auf Unverständnis stoße: Ich habe mich gerade etwas in diesen Film verliebt.
    Wow! Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einen Film gesehen habe, der schlichtweg so unendlich charmant war. Über die gesamte Laufzeit hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht, habe gelacht, gebannt die Story verfolgt, die Schauspieler und das Set-Design bewundert, die wunderbar elegante Kameraführung abgefeiert, mich an der Leidenschaft und Detailverliebtheit erfreut und eine wundervolle Zeit gehabt. Der perfekte Film für den ersten Advent. Euch allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit ♥

    PS: Es ist schon etwas spät und da ich morgen zur Arbeit muss und nicht so lange am Computer sitzen sollte, habe ich meine Kritik auf MP etwas kurz gehalten. Für Interessierte füge ich hier mal noch meine englischsprachige Kritik von Letterboxd an:

    "Oh my, I thought that this would be a childish film containing only slapstick humour. I haven't been so wrong in a long time! Paddington is the most charming thing I've seen since... I don't even know! It is so brilliant that I smiled teary-eyed through the whole runtime, laughing, being engaged in story and characters, admiring all of the actors (especially Sally Hawkins, gosh is she just the sweetest person in this film!) and just having a wonderful time. Also I would've never guessed, how intelligent this film is. There's so much to discover, from beautiful little ideas, like the Trinidadian street musicians contributing to the soundtrack and the Wes-Anderson-esque aesthetic to digs at xenophobia and even a few jokes that are obviously more aimed at an adult audience, but subtle enough to not feel out of place. I could go on for a while (I haven't even talked about the beautiful score and the marvelous cinematography), but I just want to tell you: See. This. Film. You most probably won't regret it!
    While I was indifferent about it before, I'm now actually very excited for the sequel and think that I'm most definitely also going to enjoy that one."

    (https://letterboxd.com/strackymandias/film/paddington/)

    3
    • 7 .5

      Habe den vorgestern in der Filmoteca in Barcelona gesehen und war auch bei der zweiten Sichtung frustriert. Visuell einer der wundervollsten Filme, die ich je gesehen habe, insbesondere die Schöpfungs- und die Moldau-Szene gehören zum Schönsten, was ich im Medium Film jemals gesehen habe, finde ich ihn dennoch anstrengend und (auch wenn ich das Wort ungern verwende) prätentiös. Zum Glück verwendet der Film Malicks unsägliche Flüster-Erzähltexte nicht so exzessiv, wie später Voyage of Time, aber dennoch haben mich die Voice-Overs mit ihren religiös-philosophischen Halbsätzen irgendwann einfach genervt. So sehr mich The Tree of Life mit seiner Ästhetik stimuliert, holt er mich in der Art und Weise, wie er seine Story erzählt, kaum ab. Das ist schade, da mir die Story an sich (fragmentarische Erinnerungen an einen früh verstorbenen Bruder) schon interessiert. Nur leider wird daraus eine theologische Abhandlung, die bekannte (für Malick auch nicht neue) Fragen zur Gerechtigkeit Gottes aufwirft, sich aber nicht um deren Beantwortung schert. Die letzte (gefühlt endlose) Sequenz verlässt dann die Sphären der Wirklichkeit, um sich purer Metaphorik hinzugeben.
      Puh, Malick ist halt Geschmackssache. Ich finde seine Inszenierung fast immer genial und meisterhaft, aber inhaltlich konnten mich bisher seine Werke am besten überzeugen, die am ehesten eine kohärente Story erzählen (also The Thin Red Line und Days of Heaven). Knight of Cups und To the Wonder werde ich mir dann wohl sparen und Song to Song werde ich evtl. mal in fernerer Zukunft wegen der Schauspieler nachholen. Bleibt noch The New World. Bin vorsichtig gespannt.

      • 9

        Alter Schwede! Habe den gerade im Kino gesehen und bin weggeblasen. Eine der intensivsten Kinoerfahrungen für mich seit langem. Bild und Sound sind fantastisch, der Film ist großartig geschnitten (der Anfang in Jerusalem könnte glatt aus einem Bigelow-Film stammen) und der Soundtrack von Tangerine Dream haut ordentlich rein. Während ich das Original ("Lohn der Angst") etwas langatmig finde, war ich hier sofort mittendrin und die Spannung ließ bis zum Ende nicht nach. Wenn ich da an die Hängebrücken-Überquerung denke... Wow, was für ein Adrenalinrausch!

        2
        • 8 .5

          Eine Schande, dass der Film einfach so ohne richtiges Marketing auf Netflix rausgebracht wird. Andernfalls hätte der Film keine schlechten Karten bei den großen Preisverleihungen gehabt. Kamera, Drehbuch und schauspielerische Leistungen sind absolut großartig. Jason Mitchell hat sich echt gemacht, seine Leistung ist einer der besten, die ich in diesem Jahr bisher gesehen habe. Mary J. Blige, Carey Mulligan und Garrett Hedlund sind auch verdammt stark. Vielleicht ist der Film etwas zu lang, aber ansonsten ganz starkes (Heim-)Kino.

          PS: Ich hätte den wirklich gern im Kino gesehen :(

          5
          • 6 .5
            Strackymandias 19.11.2017, 22:21 Geändert 19.11.2017, 22:24

            The Perks of Living Abroad, Teil 3:

            Als Teil ihrer Malick-Reihe hat die Filmoteca de Cataluña heute "Voyage of Time" in der 90-minütigen Blanchett-Fassung gezeigt. Ich bin leider echt zwiegespalten. Einerseits sind die Bilder ABSOLUT PHÄNOMENAL. Alter Schwede, so etwas phantastisches habe ich vermutlich noch nie gesehen. Insbesondere die Weltraum-Aufnahmen und die Unterwasserbilder (Quallen und Krabben!!!) haben mich komplett überwältigt. Andererseits ist der Film aber auch genau die Art Malick, die mich etwas nervt. Sehr zerdehnt und vor allem mit den typischen Malick-Monologen, kryptischen Halbsätzen oder auch nur Wortgruppen, mit theologischer Thematik. Blanchett kann überhaupt nichts dafür, schließlich ist ihre Stimme sehr ansprechend, aber wenn ich sowas höre, wie "Joy. Why not always?" kann ich nicht anders, als mir stirnrunzelnd vorzustellen, wie sich Malick sehr intelligent vorkommt, solche Banalitäten niederzuschreiben. Zudem glaube ich, wenn ich in den nächsten Tagen noch einmal das Wort "mother" höre, raste ich aus. :D
            Des weiteren mochte ich die 8mm-Aufnahmen von Menschen rund um den Erdball überhaupt nicht, nicht wegen des Inhalts, sondern weil der Stil überhaupt nicht zu den eleganten, wunderschönen, Lubezki-esken Aufnahmen des restlichen Filmes gepasst haben. Ich schätze mal, dass die in der 45-minütigen Version nicht enthalten sind. Im Allgemeinen schätze ich, dass mir die kürzere Version deutlich besser gefallen hätte, da für mich hier einiges nach Material wirkte, welches ergänzt wurde, um auf Spielfilmlänge zu kommen.
            Das ändert aber nichts daran, dass die Kameraführung spektakulär und revolutionär ist. ♥

            PS: Gibt es eigentlich eine weitere Übersetzung für "cinematography"? Kameraführung klingt etwas technisch und banal. Filmkunst? Bildregie? Weitere Vorschläge sind willkommen :)

            PPS: Falls jemals ein Sci-Fi-Film (also mit richtiger Narrative ^^) mit dieser Art Weltraumphotographie erscheint, wird das für mich der beste Film aller Zeiten. Habe im Internet nur dieses Bild gefunden (https://i0.wp.com/media2.slashfilm.com/slashfilm/wp/wp-content/images/voyageoftime-planet-sun.jpg), aber der Film hat so viele grandiose Einstellungen von Planeten und stellaren Nebeln, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft.

            • 9 .5

              Was für ein wunderschöner Film! Die Bilder gehören mit zu den besten, die ich je in einem Film gesehen habe und dann dazu die Musik von Ennio Morricone. Unfassbar gut! ♥
              Übrigens der erste Malick-Film bisher, der mich wirklich begeistert hat (evtl. wegen der konventionelleren Story?)

              • „Nur ein fliegendes Schwein ist ein gutes Schwein“ ♥
                ("Porco Rosso", ganz klar der unterschätzteste Miyazaki-Film)

                https://entropymag.org/wp-content/uploads/2015/02/porco-rosso-50f0da3e981061.jpg

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                • 7

                  Leider bisher die schwächste Staffel. Die Story kommt (wieder) im Grunde genommen nicht voran und der Humorgehalt ist gefühlt etwas niedriger, als in den vorangegangenen Staffeln. Es ist zwar schön zu sehen, dass die Schauspieler immer besser werden (insbesondere Zach Woods und Kumail Nanjiani!), aber mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dass die Autoren mit den Charakteren wenig anzufangen wissen. Insbesondere Erlich Bachmanns Verabschiedung und Richards Entwicklung zum gewissenslosen Ekelbatzen mochte ich überhaupt nicht (auch wenn letztere zumindest storymäßig etwas Relevanz hat).
                  Aber es ist halt immer noch Silicon Valley und trotz aller Kritik gibt es viele Sachen, die mir sehr gefallen haben. Der ganze Handlungsstrang auf der Hoolicon war herrlich ("Action" Jack als Steve-Ballmer-Verschnitt ^^), Keenan Feldspar (Haley Joel Osment!!!) ist ein cooler neuer Charakter und Dinesh als schmieriger Startup-Boss war richtig gut. Außerdem freut es mich als Nerd immer, wie nah SV immer an den neusten Entwicklungen der Branche ist (Schlagwörter: VR und Dezentralisierung) und wenn im Nebensatz irgendwelche Sachen genannt werden, mit denen ich auch ab und zu beruflich zu tun habe (Amazon S3, Microsoft Azure, etc.)

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                  • 6 .5

                    Ich mochte die Idee, aber in der zweiten Hälfte hat er sich ganz schön gezogen und die übertrieben monotone Sprechweise aller Charaktere ging mir zunehmend auf die Nerven. War nicht so meins, auch wenn er handwerklich gelungen ist und ich auch die Darsteller ganz gern mochte.

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                    • 8

                      Wow, ich hätte nie erwartet, hier so viel Negativität vorzufinden. Ich fand den Film ganz hervorragend, von den darstellerischen Leistungen (ich sehe eine große Zukunft für Mann, Cooke und Cyler), über die Kameraführung (Chung Chung-hoon ist gerade mein neuer Lieblingskameramann geworden), die Musik, bis hin zur Erzählstruktur. Und ich müsste lügen, würde ich behaupten, der Film hätte mich nicht emotional zerstört. Scheinbar bekommt er hier viel Kritik ab, weil der Hauptcharakter so ein selbstzentrierter Arsch ist, aber ist das nicht gerade der Punkt des Films? Ich hatte nie das Gefühl, dass Greg der Held des Films ist, im Gegenteil. Er ist eben ein typischer Junge in der Pubertät, der das Gefühl hat, dass die Welt sich nur um ihn dreht. Auch den Vorwürfen, der Film würde vor Klischees strotzen oder manipulativ sein, kann ich kaum zustimmen. Es gibt so viel Young-Adult-Kitsch in dieser Welt, wahrhaft klischeebeladene Tränendrüsenattacken, welche eine schwere Krankheit ausnutzen, um eine Moralbotschaft in die Welt hinauszutragen und gerade dieser Film, der sich doch reichlich Mühe gibt, anders zu sein und das in meinen Augen sehr sympathisch meistert, bekommt hier so viel Kritik ab? Und die Ansicht, es wäre unrealistisch, dass ein Jugendlicher total auf europäische Filmklassiker steht, halte ich für etwas daneben (insbesondere unter uns Filmfans). Vielleicht ist der Film ja tatsächlich manipulativ. Was soll ich sagen? Bei mir hat es funktioniert ♥

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                      • 8 .5
                        Strackymandias 10.11.2017, 22:07 Geändert 10.11.2017, 22:12

                        Wow, was für eine Spaßgranate. John Hughes trifft auf Marvel und heraus kommt eine moderne High-School-Comedy gekreuzt mit Superhelden-Fun. Sehr charmant, mit liebenswerten Charakteren (Ned ♥), einem (untypisch für Marvel) gelungenen, bedrohlichen Schurken (Michael Keaton ♥♥♥) und überraschenderweise erfreulich "klein". Ich bin diese Superheldenepen, bei denen die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht und am Ende eine Großstadt geschrottet wird, echt satt. So fand ich z.B. "Ant-Man" nach dem völlig überfüllten "Age of Ultron" sehr erfrischend. "Homecoming" geht jetzt in eine ähnliche Richtung. Ich bin echt begeistert, nicht zuletzt dank des Casts, der bis in die Nebenrollen perfekt gecastet ist. Meine Entdeckung ist Jacob Batalon als Spideys Sidekick, aber als Silicon-Valley-Fan habe ich mich natürlich sehr über Martin Starrs Mini-Auftritt gefreut. Und Donald Glover geht auch immer klar :)

                        Sorry, wenn ich den gerade minimal überhype, aber das war genau der Film, den ich gerade brauchte. Lustig, sympathisch, kurzweilig und als jemand, der noch nicht so lange aus der Schule raus ist und auch immer eher der Technik- und Wissenschaftsfreak war, konnte ich mich sehr gut in das Schulsetting, samt Schachclub, schlecht gespielten Amateurvideos und unangenehmen Mitschülern, hineinversetzen.

                        Ich ärgere mich so sehr, dass ich stattdessen Valerian gesehen habe :/

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                        • 8

                          The Perks of Living Abroad, Part 2:

                          Nachdem ich schon im September in den Genuss von Detroit kommen konnte, hatte ich vorgestern die Gelegenheit, einen Monat vor dem deutschen Kinostart David Lowerys "A Ghost Story" zu sehen. Der Film hat ja in Sundance einige Vorschusslorbeeren und auch zum amerikanischen Kinostart sehr gute Kritiken erhalten, die einen sehr einzigartigen Film versprachen, weshalb ich mit einigen Erwartungen ins Kino ging.

                          Und die erste halbe Stunde war ich tüchtig enttäuscht. Es gibt drei, beinahe unerträglich lange Einstellungen, die meine Geduld sehr auf die Probe gestellt haben. Minutenlang bleibt die Kamera statisch, viel passiert aber nicht. Die letzte dieser Einstellungen ist die berüchtigte "Kuchenszene", von der ich zunächst auch nicht im geringsten angetan war, doch je länger die Szene andauerte, desto mehr stellte sich ein starkes Gefühl von Einsamkeit und Mitgefühl mit Rooney Maras "M" ein. Plötzlich verstand ich, wieso der Regisseur sich für dieses Erzähltempo entschieden hat. Gemeinsam mit dem 4:3-Format mit abgerundeten Ecken, bekommt man den Eindruck, einen intimen Einblick ins Leben der Protagonisten zu erhalten. Ich bin vermutlich trotzdem nicht der größte Fan des anstrengenden Anfangs (vielleicht wäre ich etwas ergriffener gewesen, wenn man mehr über die Charaktere erfahren hätte), doch der restliche Film hat mir dann wahnsinnig gut gefallen. Der Film ist schön gefilmt, hat einen ganz famosen Soundtrack und eine tiefsinnige Story über den Verlauf der Zeit (durch den Filmschnitt sehr kreativ in Szene gesetzt), Trauer, Einsamkeit und ob unser Dasein auf Erden einen bleibenden Einfluss auf das Geschehen der Welt haben kann. Was bedeutend unser Leben, wenn die Menschheit am Ende doch irgendwann untergehen wird? Dieses Thema greift im späteren Verlauf des Filmes insbesondere ein ausgedehnter Monolog eines angetrunkenen Hobbyphilosophen (Will Oldham) auf, der in Reviews etwas kontrovers aufgenommen wurde. Mir hat er sehr gut gefallen, da er in meinen Augen ganz klar nicht völlig ernst gemeint war und durch die Botschaft des Filmes später klar negiert wird.

                          Klar, der Film ist vermutlich nichts fürs Massenpublikum (in meiner Vorstellung sind einige Leute vorzeitig gegangen), dazu ist er zu langsam, zu metaphorisch, zu künstlerisch. Und ich weiß auch nicht, ob ich den Film so bald nochmal sehen möchte, dazu ist die erste halbe Stunde einfach zu anstrengend. Dennoch hat der so viele beeindruckende, wunderschöne und tief berührende Szenen. Mein Lieblingselement: Der Geist im Nachbarhaus. Was mit einer leicht humorvollen Note beginnt, kippt mit einer einzigen Textzeile so schnell ins Tieftraurige, dass ich im Kino eine Gänsehaut bekam.

                          Mir hat er gefallen, aber ich verstehe auch jeden, dem der Film zu langweilig oder zu prätentiös ist.

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                          • 7 .5

                            Ein wichtiger Teil des Marvel-Erfolgskonzeptes ist es, aufstrebende Independent-Regisseure an Bord zu holen. Die jungen Talente sind meist dankbar für den Job und die Aufmerksamkeit und leichter beeinflussbar als etablierte Regiegrößen (es wird wohl kaum jemals einen Nolan-Marvelfilm geben). James Gunn, der vorher bitterböse und schwarzhumorige Genrefilme, wie „Slither“ und „Super“ gedreht hat, konnte sich mit den „Guardians of the Galaxy“ austoben und die Russo-Brüder, die ursprünglich eher aus dem Bereich der Fernseh-Comedy stammen, haben sich nach dem Erfolg der letzten Captain-America-Streifen mittlerweile zu den Regisseuren des Hauptevents „Infinity War“ gemausert.
                            Unter dem Gesichtspunkt sollte die Wahl von Taika Waititi als Regisseur für den dritten Thor-Teil mit dem Untertitel „Ragnarok“ eigentlich nicht überraschen. Dennoch fühlte es sich bizarr an, als der neuseeländische Halbmaori, der mit so großartigen Filmen, wie der Vampir-Mockumentary „What We Do in the Shadows“ und der Coming-of-Age-Komödie „Hunt for the Wilderpeople“ (einem der besten Filme des letzten Jahres!) sein Talent für Comedy bewiesen hatte, angekündigt wurde. Die ersten Trailer ließen die ganze Angelegenheit nicht weniger skurril erscheinen. Die langweiligste Filmreihe des Marvel-Kosmos hatte mit dem dritten Teil nun scheinbar ihren (galaktischen) Groove gefunden, als abgefahrene Space-Buddy-Comedy.
                            Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch, nicht nur wegen des illustren Casts (neben den üblichen Verdächtigen auch Größen, wie Jeff Goldblum und Cate Blanchett), sondern auch weil die Kritiken überwältigend positiv waren und ein wahres Comedy-Fest versprachen. Die Comedy ist tatsächlich auch voll und ganz gelungen, mit dem Film selbst hatte ich jedoch ein paar Probleme.

                            Der Film beginnt damit, dass unser liebster Donnergott sich in einer etwas misslichen Lage befindet, als Gefangener des Feuerdämons Surtur. Doch schon hier zeigt sich, welchen Ton wir von Thor: Ragnarok zu erwarten haben. Der Film nimmt sich nur selten ernst und gibt Helden wie Schurken der Lächerlichkeit preis. Und die Szene, in der sich Thor zu Klängen von Led Zeppelins Immigrant Song (wieso ist nicht früher jemand auf die Idee gekommen?) durch Horden von Schergen in die Freiheit hämmert, inkl. Point-of-View-Shots des Hammers, ist einfach nur badass!

                            Und genau das fasst den Film auch im folgenden Verlauf ganz gut zusammen. Albernheit und Epik wechseln sich immer wieder ab. Auch wenn mir die einzelnen Stile für sich genommen sehr gefallen haben, liegt hier das größte Problem des von Thor: Ragnarok: Er fühlt sich an, als hätte man zwei komplett verschiedene Filme zusammen geschnitten.
                            Nach dem flott inszenierten Anfang geht es zurück nach Asgard (eine sehr schöne Sequenz mit einigen überraschenden Cameo-Auftritten) und nach einem kurzen Abstecher nach New York treffen die ungleichen Brüder Thor und Loki in Norwegen auf ihre große Schwester Hela (Cate Blanchett), die (wie so viele große Schwestern) natürlich nur auf Stress aus ist, zumal sie die Göttin des Todes ist. Es kommt zum Kampf im Bifröst, Loki und Thor werden ins All katapultiert und Hela gelangt nach Asgard, welches sie prompt für sich beansprucht.
                            Jetzt folgt der wohl beste Abschnitt des Filmes: Thors Aufenthalt auf dem Müllplaneten Sakaar, regiert vom despotischen Grandmaster (Jeff Goldblum). Thor wird zum Gladiator und trifft einen alten Bekannten, der mittlerweile gefeierter Champion des Grandmasters ist. Dieser Teil des Filmes ist eine wunderbare Liebeserklärung an 80s-Sci-Fi-Trash a la Flash Gordon, samt abgefahrenem, knallbunten Set- und Kostümdesign (welches trotz ähnlichem Setting völlig anders aussieht, als bei den Guardians of the Galaxy) und poppiger Synthie-Mucke a la Giorgio Moroder. Dazu kommt, dass Jeff Goldblum sich mit stammelndem Redefluss und eigenwilliger Mimik quasi selbst spielt. Ich mag diesen verschrobenen Kerl einfach so gerne und hier ist er so knuffig, wie vermutlich noch nie zuvor auf der Leinwand. Auf Sakaar merkt man auch ganz eindeutig Taika Waititis Handschrift, nicht zuletzt, da der Regisseur selbst eine Nebenrolle übernommen hat als Steinkoloss Korg. Taika ist einfach so ein cooler Typ und stiehlt als Korg jede Szene. Beinahe jeder Satz, der aus seinem animierten Mund kommt, ist pures Comedy-Gold, unter anderem auch wegen der brillianten Idee, das Alien von imposanter Statur mit einer absolut unpassend sanften Stimme mit deutlichem neuseeländischen Akzent sprechen zu lassen (angeblich waren Maori-Türsteher eine Inspiration für Taika).
                            Während ich wirklich alles an der Sakaar-Nebenhandlung sehr gefeiert habe, ist der störende Nebeneffekt leider, dass Thor und Loki einen großen Teil des Filmes getrennt sind von Asgard und Hela. Der Film schneidet immer wieder nach Asgard, was mich jedes Mal total aus dem Konzept gebracht hat. Während auf Sakaar gerade eine irre unterhaltsame Sci-Fi-Parodie abgezogen wird, scheint der ach so böse Plan von Hela, Asgard zu unterwerfen, sehr öde und anstrengend. Nicht, dass das falsch verstanden wird, Cate Blanchett spielt echt gut und hat sichtlich Spaß an der Rolle, ihr Charakter und die gesamte Nebenhandlung könnte mir aber kaum egaler sein und ich habe jedes Mal darauf gewartet, dass der Film endlich wieder in spacigere Gefilde wechselt, zumal einige CGI-Effekte in Asgard überraschend schwach aussahen (z.B. wenn Hela das Portal zum Versteck der Asgardianer aufbricht).
                            Am Ende geht es natürlich (das dürfte wohl niemanden überraschen) für unsere Helden wieder nach Asgard und es gibt ein prachtvoll inszeniertes Action-Finale mit geiler Mucke (diesmal wieder Led Zeppelin statt Synthwave).

                            Der Film ist gelungen, keine Frage. Doch er kann sich wirklich nicht entscheiden, was er sein möchte. Im gesamten Mittelteil ist er Spaceballs mit Marvelhelden und Jeff Goldblum als knallbuntem Showmaster, davor und danach ist er nordische Badass-Fantasy-Action mit Rockmusik und Heavy-Metal-Albumcover-Ästhetik. Beides macht der Film richtig gut und an und für sich gefallen mir beide Stile auch, ich komme nur nicht umhin, mir auszumalen wie gut der Film hätte sein können, hätte man sich für eines von beidem entschieden. Und hätte man Hela nicht für 90% des Filmes separat agieren lassen und ihr eine etwas interessantere Story geschrieben, hätte sie auch ein guter Schurke sein können. So reiht sie sich leider (trotz Blanchett) in die Riege der so selten erinnerungswürdigen Marvel-Schurken ein.

                            Insgesamt also ein weiterer, typischer Marvel-Film, unterhaltsam, lustig, flott und stilsicher inszeniert, allerdings auch ganz schön durcheinander und auch hier wieder ohne einen interessanten Gegenspieler.

                            • 8 .5

                              Dass die erste Staffel von Twin Peaks zu den besten Fernsehstaffeln überhaupt gehört und die Serie selbst wunderschön, eigenwillig und liebevoll ist, braucht wohl kaum noch thematisiert werden. Lynch und Frost ist hiermit ein Kunstwerk in Serienform gelungen, welches sich komplett vom Einheitsbrei abhebt, unangepasst ist, wundervoll verschrobene Charaktere präsentiert und visuell stellenweise bombastisch gut ist. Und dann der Soundtrack von Angelo Badalamenti...

                              Die zweite Staffel wird dagegen oft gescholten und gilt als die deutlich schwächere von beiden. Dem kann ich nur zustimmen, dennoch möchte ich eine kleine Lanze brechen. Die ersten neun Folgen bis zum Ende des Laura-Palmer-Handlungsstranges haben kaum weniger Klassikerstatus, als die erste Staffel und auch wenn hier schon einige der nervigeren Nebenhandlungen ihre ersten Auftritte haben (Nadines Amnesie, Little Nicky), wird einem noch genug Interessantes geboten, um darüber hinweg zutrösten.

                              Dann kommt Folge 10. Ich habe wohl selten in einer Serie so einen rapiden Qualitätsabfall gesehen. Laura Palmer spielt plötzlich kaum noch eine Rolle, die gesamte Trauerstimmung der letzten 17 Folgen scheint wie weggeblasen und die Serie widmet sich nun langweiligen, belanglosen Subplots. Die sechs Folgen von Folge 10 bis 15 sind leider wirklich schwach. Wer die Serie zum ersten Mal schaut, kann mal ausprobieren, ob er damit klar kommt, ansonsten kann er die auch ohne Probleme überspringen, da die Subplots später keinerlei Relevanz haben und die Hauptstory kaum voran schreitet. Anders, als ich es oftmals gelesen habe, würde ich jedoch keinesfalls empfehlen, direkt zu Finale zu springen, nicht nur weil man die letzte Folge dann kaum verstehen wird, sondern auch, da mir die nachfolgenden Episoden ungeahnt viel Freude bereitet haben.

                              Folge 16 fühlt sich nämlich an, wie ein kompletter Neuanfang. Fast alle der unangenehmsten Nebenhandlungen haben ein mehr oder weniger befriedigendes Ende gefunden und die Serie konzentriert sich wieder mehr auf Coop und seinen (etwas comichaften) Erzfeind Windom Earle. Klar, Earle ist stellenweise mit seinen unzähligen Verkleidungen etwas albern, aber immerhin gewinnt die Story wieder ordentlich an Fahrt und mit den Lodges wird ein neues Kapitel in der Twin-Peaks-Mythologie geöffnet, welches nicht nur relevant für das Finale und für den Film Fire Walk With Me, sondern bestimmt auch für die neue Staffel sein wird.

                              Doch nicht nur gewinnt die Hauptstory wieder an Fahrt, die Serie vollzieht einen kompletten Stimmungswechsel. Während die erste Staffel oft bei Nacht spielt, bekommen wir hier viel mehr Melancholie, Romantik, Sentimentalität. Liebesschmerz und Aufbruchsstimmung liegt in der Luft, auch dank der neu eingeführten Charaktere Annie Blackburn und John Justice Wheeler. Passend dazu wird als Filmmusik "Laura Palmer's Theme" nicht mehr verwendet, "Audrey's Prayer" (mein Lieblingsstück der gesamten Serie) dagegen sehr häufig. Es ist gut möglich, dass ich mit der Meinung etwas allein stehe, aber ich liebe diesen Abschnitt der Serie. Auch wenn mit Windom Earle ein psychopathischer Mörder in Twin Peaks umgeht, strotzen diese Folgen mit ihren dunstigen, sonnendurchfluteten Bildern nur so vor Schönheit und Nostalgie. Und mehr als einmal kam mir der Gedanke in den Sinn, wie schön es wäre, in dieser fiktiven Kleinstadt im Staat Washington zu leben.

                              Die Folgen 16 bis 20 sollte man in meinen Augen keinesfalls missen und nach einer eher unnötigen Folge 21 kommen wir zum Staffelfinale, wieder inszeniert von David Lynch, der der Serie als Regisseur länger fern geblieben war. Für viele ist diese Folge ja das Highlight der Serie und die quintessentielle Folge überhaupt. Ich würde zwar mitgehen, dass diese Folge eine der stärksten der Serie ist, aber nachdem die zweite Staffel sich zu dem Zeitpunkt so sympathisch und träumerisch angefühlt hat, kommt diese bitterböse, surreale und konsequente Folge wie ein Paukenschlag. Ein kompletter Bruch mit der Stimmung der letzten Folgen und Lynch pur. Ich bin mir unsicher, wie sehr mir die Folge als absolutes Ende der Serien gefallen hätte, weil wirklich absurd viele Handlungen ein offenes Ende finden, wobei mehrfach sogar unklar ist, ob eine Person eine Situation überlebt hat oder nicht.

                              Glücklicherweise haben Frost und Lynch nun 25 Jahre später (wie könnte es auch anders sein) eine dritte Staffel gedreht und ich kann es kaum erwarten, anzufangen diese zu schauen. In den letzten Monaten hat sich Twin Peaks zu einer meiner absoluten Lieblingsserien entwickelt. Ich liebe die Inszenierung, ich liebe die Welt und ich liebe die Charaktere. Vielen Dank and David Lynch, Mark Frost und alle anderen Beteiligten für viele Stunden Spaß, Spannung, Grusel und Verwirrung. ♥

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                              • 6 .5

                                Strackis Horrorctober, Teil 13:

                                Eigentlich hatte ich ja vor "I Saw the Devil" zu schauen, aber da ich derzeit total auf dem Twin-Peaks-Trip bin und vorgestern die zweite Staffel beendet habe (kommt bestimmt auch in den den nächsten Tagen ein Review!) und gehört hatte, dass der Film auch etwas Horror-betonter sein soll, habe ich mich doch umentschieden.

                                Zuerst eine ganz dringende Warnung: Bitte schaut den Film NICHT, wenn ihr die Serie noch nicht kennt. Erstens sieht man Laura Palmers Killer, ihr werdet somit mit der großartigen Serie deutlich weniger Spaß haben und zweitens werdet ihr sowieso kaum etwas verstehen. Der Film ist nämlich mehr oder weniger nochmal ein Best-Of der lyncheskesten Momente der Serie, inkl. der ikonischen Bildsprache, unzähliger Kleinauftritte von Charakteren, die in der Serie vorkommen und einer Fortführung der Black-Lodge-Mythologie, welche hauptsächlich durch das Finale der zweiten Staffel (!) geprägt wurde.
                                Ich muss sagen, dass mich der Film etwas enttäuscht hat, da er mir recht wenig geboten hat, was man nicht schon aus der Serie wusste und darüber hinaus tüchtig wirr und durcheinander ist. Damit meine ich auch nicht die surrealen Lynch-Momente (die haben mir sehr gut gefallen), sondern der Drang, möglichst viele Nebencharaktere und Schauplätze nochmal einzubauen. Dadurch ergibt sich keine kohärente Handlung, sondern ein Flickenteppich von Momentaufnahmen, einige sehr gut (Leland und Laura im Auto, allgemein alle Red-Room-Szenen), andere weniger. Und kann mir bitte jemand verraten, was die Rolle von David Bowie sein sollte?
                                Es wundert mich kaum, dass zeitgenössische Kritiken katastrophal waren. Der Film ist zwar besser als sein Ruf, da er audiovisuell und schauspielerisch immer noch stark ist und in meinen Augen (auch wenn es da andere Meinungen gibt) der Serie stilistisch treu bleibt, wenn auch mit sichtbar höherem Budget. Er funktioniert aber auch weder für Serien-Neulinge (die hoffnungslos verloren sein dürften), noch für Fans (denen wenig neues geboten wird) so richtig. Nach dem grandios surrealen und bitterbösen Staffelfinale unterwandert Lynch alle Erwartungen mit einer Vorgeschichte, die es meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte. Immerhin ist er dank seiner Eigenartigkeit immer noch besser, als der arg langatmige und alberne Mittelteil der zweiten Staffel, aber dazu gehe ich später mehr ins Detail :)

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                                • 8 .5
                                  Strackymandias 30.10.2017, 21:36 Geändert 30.10.2017, 21:39

                                  Strackis Horrorctober, Teil 12:

                                  Nachdem mein Horrorctober eher mau anfing, steigerte er sich gegen Ende hin zunehmend und mit Rosemary's Baby habe ich nun vorerst mein Highlight dieses Jahres gefunden. Inhaltlich vermutlich einer der frühesten, modernen Psycho-Horrorfilme, in dem Sinne, dass man als Zuschauer bis zum Finale im Unklaren gelassen wird, ob es wirklich eine Bedrohung gibt oder ob man (gemeinsam mit der Protagonistin) nur paranoid versucht, Verbindungen zu sehen, wo es in Wahrheit keine gibt. Fantastisch gespielt, vor allem von Mia Farrow und der herrlich nervigen Ruth Gordon, kreativ geschnitten und wundervoll gefilmt. Die Kamera macht hier etwas, was man selten sieht: Sie ist dynamisch und höchst subjektiv ohne jedoch verwackelt oder unübersichtlich zu werden. Ich wünschte mehr Filme würden so aussehen, ich liebe den Look. Natürlich zeigt sich hier auch das tolle Setdesign und Location Scouting. Das Appartment der Woodhouses ist einfach traumhaft!
                                  Ebenfalls sehr gelungen ist Polanskis Drehbuch. Wie auch bei seinem Meisterwerk Chinatown, gibt es hier kaum eine unnötige Szene. Viele Elemente (z.B. das Scabble-Spiel oder Hodges verschwundener Handschuh) haben tatsächlich später noch Relevanz. Ich habe tiefsten Respekt vor Polanskis Werken, auch wenn das meine Fähigkeit, Kunst und Künstler zu separieren, auf eine harte Probe stellt.
                                  Ein großartiger Klassiker. Nicht gerade schockierend oder gruselig, aber doch hochspannend, schaurig und wundervoll inszeniert. Pflichtprogramm!

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                                  • 8 .5

                                    Strackis Horrorctober, Teil 11:

                                    Nach Twin Peaks (werde da demnächst auch mal eine Kritik schreiben) und Mulholland Dr werde ich langsam echt zum Lynch-Fan. Ich hatte das Glück, in der Filmoteca de Catalunya (Pflichtbesuch für alle Filmfans in Barcelona!), Lynchs Debütfilm Eraserhead in einer wunderbar erhaltenen 35mm-Fassung zu sehen, vermutlich die beste Art und Weise, diesen Film zu genießen.

                                    Eraserhead ist ein unangenehmer, widerlicher, unendlich düsterer und sperriger Einblick in die bizarre Gedankenwelt von Lynch. Junge, bin ich froh, nicht seine Träume zu haben, man muss schon leicht kaputt sein, um so eine verstörende Betrachtung der Sexualität und ungeplanten Vaterschaft eines schüchternen Einzelgängers zu inszenieren. Es fällt mir schwer, den Film zu empfehlen, weil viele "normalere" Kinogänger garantiert entweder gelangweilt oder abgestoßen wären von der metaphorischen Handlung mit vielen Elementen, die nur schwer (wenn überhaupt) entschlüsselbar sind. Ich bin sehr angetan, da ich noch nie etwas vergleichbares gesehen habe. Ein reines Stimmungsstück voll ekliger Effekte, revolutionärem Sounddesign (der Film hat quasi das Bassgrummeln heutiger Horrorfilme und -videospiele erfunden) und unglaublich gut gefilmten Szenen, bei denen man sich des öfteren fragt, wie zum Teufel Lynch das damals inszeniert hat. Zumal mit einem Budget von gerade einmal 10.000 Dollar. Unfassbar!!!
                                    Allein aufgrund seines Stellenwertes würde ich den Film gerne höher bewerten, aber letztlich bleiben bei mir alle Wertungen ab 9/10 reserviert für Filme, die mich in irgendeiner Weise berührt haben oder mir etwas bedeuten. Eraserhead fällt eher in die Kategorie der Filme, die ich interessiert geschaut habe und deren Klassikerstatus ich akzeptiere, aber die ich bestimmt eine Weile nicht mehr schauen werde. Obwohl man auch argumentieren könnte, dass er damit ja gerade sein Ziel erreicht hat. Wer weiß...

                                    PS: Der Film sah im Kino übrigens fantastisch aus. Wenn ihr die Gelegenheit habt, nutzt sie. Ich glaube kaum, dass der von der DVD dieselbe Wirkung erzielen kann.

                                    PPS: Übrigens auch (wie so oft bei Lynch) mit einer Prise tiefschwarzem, bizarren Humor, sei es das Schauspiel von Jack Nance (Pete Martell ♥) oder der slapstickhafte Chef der Radiergummifabrik (OOOKAY, PAUL!!!).

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                                    • 8

                                      Strackis Horrorctober, Teil 10:
                                      Mir hatte vor einiger Zeit mal jemand entschieden davon abzuraten, diesen Film zu sehen, weil er richtig schlecht wäre. Auch im Internet habe ich viel Negatives gelesen. Und jetzt habe ich den Film gesehen und bereue es nicht im geringsten.
                                      "The Babadook" ist richtig schön schauriges, erfrischend anderes Horror-Kino, welches eine interessante Geschichte erzählt, eine hervorragende Essie Davis in der Hauptrolle hat UND dabei (was viele "ernsthafte" Horrorfilme gerne mal vergessen) auch tatsächlich gruselig ist. Der titelgebende Babadook taucht im Film zwar kaum auf (was wohl ein Grund dafür sein könnte, dass der beim Publikum schlechter ankam als bei den meisten Kritikern), aber wenn er auftaucht, ist das saugut umgesetzt. Vom Design selbst, über die praktischen Effekte und den ungewöhnlichen Schnitt, bis hin zur verdammt fiesen Soundkulisse: ganz großes Horrorkino. Nur gegen Ende gibt es leider ein paar Sachen, die sehr fehl am Platz und somit unfreiwillig komisch wirken (z.B. das gewaltsame Öffnen der Kinderzimmertür). An den Hauptcharakteren selbst scheiden sich wohl etwas die Geister. So fanden viele Leute den Charakter des Samuel sehr anstrengend und unausstehlich, aber das ist ja ganz klar die Absicht der Regisseurin. Wir sehen Samuel eben durch die Augen von Amelia und wenn wir uns als Zuschauer aufgrund Samuels Verhalten irritiert oder unangenehm fühlen, dann ist das durchaus gewollt. Ich kann aber auch die Leute verstehen, die mit der zentralen Handlung wirklich nichts anfangen können, man muss sich halt darauf einlassen können.
                                      Genauso werden wohl nicht alle Leute das Ende des Filmes mögen, da man hier wohl nicht umhin kommt (anders als z.B. beim nicht unähnlich gearteten It Follows), das Monster metaphorisch aufzufassen. Mir hat das Ende gefallen, auch wenn die letzte Szene im Keller wirklich weird inszeniert war und auf mich fast etwas albern wirkte.
                                      Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Horror-Film mit guten Monstereffekten, starken Darstellern und einem schönen Maß an creepiger Schaurigkeit und für ein Spielfilmdebüt extrem stilsicher inszeniert. Bin gespannt auf Jennifer Kents nächsten Film "The Nightingale".

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                                      • 6 .5
                                        über Oculus

                                        Strackis Horrorctober, Teil 9:
                                        An sich ein recht gelungener Horrorfilm, der, auch wenn von Blumhouse produziert, zum Glück kaum den typischen Klischees folgt (z.B. auch nur wenige Jump Scares enthält). Durch eine Erzählweise, welche zwei Zeitebenen eng miteinander verwebt, erhält der Film auch eine Komplexität, welche dem Film in meinen Augen nicht unbedingt gut tut. Gerade im späteren Verlauf, wenn der Film zunehmend surrealer wird und die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen (mit teils sehr unangenehmen Konsequenzen, siehe Glühbirne/-apfel ^^), bin ich ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr mitgekommen. Klar, das wird schon so gewollt sein, aber mir fällt es leichter, Angst zu haben, wenn ich wenigstens weiß, wovor überhaupt und verstehe, wo (und wann) unsere Protagonisten sich überhaupt gerade aufhalten. Dazu kommt, dass die böse, übernatürliche Macht mit ihren Gedankenspielchen etwas arg übermächtig ist und man nie das Gefühl hat, dass die Charaktere überhaupt eine Chance haben, was das Mitfiebern zusätzlich erschwert. Ansonsten aber durchaus ein Film, den man sich als Horrorfan gerne ansehen kann.

                                        • 8
                                          Strackymandias 24.10.2017, 21:37 Geändert 24.10.2017, 21:38
                                          über Raw

                                          Strackis Horrorctober, Teil 8:

                                          Ok, das kam unerwartet. Der Debütfilm der französischen Regisseurin Julia Ducournau ist ein wunderbar unangepasster, wilder Genrebastard zwischen einfühlsamer Coming-of-Age-Geschichte und saftigem Kannibalenhorror. Dabei wird der Film stellenweise schon ordentlich widerwärtig (so kann ich auch verstehen, dass es so manchem unvorbereiteten Festivalgänger bei einigen Szenen übel wurde und halte die FSK 16 auch für gewagt), bleibt aber im Kern immer noch eine schön erzählte Geschichte über das sexuelle Erwachen der jungen Justine (großartig gespielt von Garance Marillier in ihrer ersten Spielfilmrolle). Als Zuschauer verfolgt man ihren Werdegang als Novizin einer Veterinärs-Akademie und wird dabei mit Situationen konfrontiert, die manchen bekannt vorkommen dürften: Die ersten Tage im Studentenwohnheim, neue Leute kennen lernen, obskure Erstsemestler-Rituale, fiese Kommilitonen (auch wenn ich damit zum Glück verschont wurde ^^), Verzehr von Eingeweiden (ääh, dito). Im weiteren Verlauf bleibt der Film stets unvorhersehbar, verdammt unterhaltsam, visuell stark (alter Schwede, die Plansequenz auf der ersten Party!) und bietet auch einen richtig fetten Soundtrack (https://youtu.be/cVuWQlI7ij8), der mich leicht an die Italo-Progrocker von Goblin erinnert hat. Zufall, dass der Film da vom Setting entfernt "Suspiria" ähnelt?
                                          Bisher neben "The Wailing" mein Liebling des diesjährigen Horrorctobers ♥

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                                          • 7

                                            Strackis Horrorctober, Teil 7:

                                            Am Genre-Überklassiker hat mittlerweile natürlich ganz schön der Zahn der Zeit genagt (höhö), aber dennoch ist er so stilsicher inszeniert und schauspielerisch überraschend hochwertig, dass man den immer noch ganz gut schauen kann. Dass der Film so enorm wichtig und stilbildend war, ist aber in meinen Augen auch sein größter Schwachpunkt. Letztlich kennt man schon den gesamten Film ohne ihn gesehen zu haben, da zahlreiche Elemente als typische Versatzstücke ins Genre-Vokabular aufgenommen wurden und jedem aus moderneren Filmen bekannt vorkommen dürften, vom Barrikadieren der Fenster und Türen bis hin zum klassischen Bild des wankenden, starren, kannibalistischen Zombies. Ich kann schon verstehen, wenn man den Film aufgrund seiner Vorreiterrolle als Klassiker und Genre-Meilenstein ansieht, aber da meine Bewertung immer noch meine subjektive Seherfahrung widerspiegelt, bleibt mir nicht anderes übrig, als zu dem Fazit zu kommen, dass er mich nicht vom Hocker gerissen hat. Ein wichtiger Film, den man als Genrefan gesehen haben sollte, auch wenn er leicht angestaubt ist.

                                            • 7 .5

                                              Strackis Horrorctober, Teil 6:

                                              Ok, die Charaktere sind flach wie Papier (oder die Schneide eines Cuttermessers), die erste halbe Stunde ist recht öde, genau wie unser Protagonist David. Doch wenn das Spektakel langsam anfängt, kann ich über die Schwächen gerne hinwegsehen. Der Film wird immer fieser, widerlicher, abartiger, saftiger, bis hin zum absolut übertrieben blutigen Finale. Die letzten 15 Minuten sind grandios, von den Effekten, über die Inszenierung bis hin zur großartigen Musik von Roque Banos. Dass man sich am Anfang etwas durchkämpfen und eher langweilige Charaktere ertragen muss, wird also gebührend entschädigt mit einer deftigen Dosis derben Splatters.
                                              Ich hatte viel Spaß :D

                                              • Skardgard war so GUT als Pennywise. Freue mich sehr auf die Fortsetzung!

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                                                • 10

                                                  War gerade nochmal im Kino und habe mich entschieden, den Film auf 10 Punkte hochzuwerten. Gut möglich, dass ich wieder einen halben oder gar ganzen Punkt abziehen werde, wenn ich ihn das erste Mal auf dem Fernseher oder Computer schaue, aber derzeit scheint mir die Höchstwertung das richtige Mittel, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Klar, der Film selbst ist kein unsterbliches Gesamtkunstwerk à la Herr der Ringe oder Mononoke und ich sehe auch seine Mängel, aber die beiden Sichtungen gehören für mich zu den geilsten Filmerfahrungen aller Zeiten. Selbst die Zweitsichtung, bei der ich nicht annähernd erwartet hatte, erneut so beeindruckt zu werden, hat mich komplett weggeblasen.
                                                  Am Anfang noch hatte ich tatsächlich eine Zeit lang das Gefühl, dass der Film etwas anstrengend werden könnte, wenn man schon weiß was kommt, gerade wenn man ihn nach so kurzer Zeit erneut schaut. Doch dann kam die Szene, in der man erstmals die Sea Wall sieht und es war um mich geschehen. Der Synthesizer setzt ein und nicht nur auf der Leinwand öffnen sich die Schleusentore. Ich lasse die Tränen einfach fließen und gebe mich völlig der perfektionierten audiovisuellen Pracht des Filmes hin, staune später erneut über den traumartigen Schnitt von fliegenden Funken zu Lichtern der Großstadt und sitze mit offenem Mund vor einem der beeindruckendsten Filmfinale, die ich je erlebt habe. Wie hier Set-Design, Kamera, tosender Ton und Musik ineinander spielen, ist in meinen Augen (und Ohren) Neuland! Alle paar Jahre erscheint ein Film, der mir einfach so gut gefällt, dass ich nach dem Verlassen des Kinos kurzzeitig die Welt mit anderen Augen sehe, innerlich vor Freude strahle, ein gewaltiges Maß an Zufriedenheit spüre und gedankenverloren (und vermutlich mit einem leicht debilen Grinsen) durch die Straßen spaziere. Plötzlich kommen mir normale Ereignisse nicht mehr trivial vor und ich stelle mir vor, mein Leben wäre von Roger Deakins, Emmanuel Lubezki oder Edward Lachman gefilmt. Wie würde Deakins wohl den Regen ablichten, durch den ich heute nachdem Kinobesuch gelaufen bin? Oder ich summe in meinem Kopf Carter Burwells Carol-Filmmusik, während ich mit der Straßenbahn durch fallenden Schnee fahre. In solchen Momenten bin ich einfach nur froh, in einer Zeit zu leben, in der solch wunderschöne Meisterwerke im Kino erlebt werden können. Vielen Dank an alle Filmschaffenden der Welt, die mir mit ihrem unermüdlichen Einsatz den Alltag so versüßen ♥

                                                  PS: Oscars für Szenenbild, Kamera, Spezialeffekte und mindestens eine der Tonkategorien (der andere geht dann an Dunkirk) sind für mich Pflicht, sonst bin ich echt sauer (mich haben schon dieses Jahr die Oscars für Hacksaw Ridge entgeistert). Schnitt wäre schön, aber da hat Dunkirk wohl (zurecht) die Nase vorn und ich hoffe sehr auf Nominierungen für Bester Film, Regie und adaptiertes Drehbuch.

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                                                  • 5 .5
                                                    Strackymandias 19.10.2017, 00:11 Geändert 19.10.2017, 00:16
                                                    über mother!

                                                    Strackis Horrorctober, Teil 5:
                                                    Aronofsky ist bei mir immer etwas hit & miss. Ich mag nicht alle seine Werke, aber wenn ich sie mag, dann richtig. The Fountain ist audiovisuell bombastisch und Black Swan ist einer meiner Lieblingsfilme. Sogar Noah fand ich größtenteils echt interessant. Nur mit mother! (das Ausrufezeichen erscheint im Vorspann mit einem *Pling*) konnte ich recht wenig anfangen. Der Film ist so surreal, dass man nicht umhin kommt, ihn rein metaphorisch aufzufassen. Die Metapher ist dabei aber so unglaublich offensichtlich und wird per Holzhammer in die Zuschauer hineingedroschen, dass es wenig zu interpretieren gibt. Selbst ich, der religiös kaum bewandert ist, konnte schnell ahnen, worauf der Film hinausläuft und dann hatte er für mich keine Spannung mehr. Über die zentrale Metapher hinaus hatte der Film (zumindest wenn ich nichts großartiges übersehen habe) auch schlichtweg nichts interessantes zu erzählen. Ich verstehe echt nicht, was genau Aronofskys Anreiz für diesen Film war (außer evtl. seine Zuneigung zu JLaw).
                                                    Warum dann doch 5,5 Punkte? Obwohl der Film mir inhaltlich kaum hätte egaler sein können, ist er handwerklich und schauspielerisch dennoch sehr gelungen. Gerade gegen Ende, wenn der Film komplett abdreht und nur noch eine Abfolge albtraumhaft-bizarrer Momentaufnahmen ist, präsentiert der Film visuelle Ideen, die absolut wahnsinnig sind und bei denen man sich am laufenden Band fragt, wie das wohl gefilmt wurde. Besonders beeindruckend ist auch die Soundkulisse, welche auf klassische Filmmusik verzichtet und stattdessen durch eine Vielfalt von Geräuschen, wie z.B. knarzenden Dielen ein ständiges Gefühl von Paranoia hervorruft. Jennifer Lawrences "mother" ist ganz klar unser POV-Charakter, wir erleben die Handlung durch ihre Augen und Ohren. Daher besteht die Bildsprache des Filmes aus genau drei Typen von Shots: Over-the-shoulder, Point-of-view und reaction shots von JLaws Gesicht. Damit erreicht der Film ein hohes Maß an Immersion und Subjektivität und bietet ein hervorragendes Vehikel für die starken schauspielerischen Leistungen von JLaw, Javier Bardem, Ed Harris, Michelle Pfeiffer (besonders stark!) und den Gleeson-Brüdern Domhnall und Brian.
                                                    Ob man den Film als Horror klassifizieren kann, ist etwas fraglich (er ist auf eine ähnliche Art Psycho-Horror, wie es auch ein Black Swan ist), aber er erzeugt definitiv ein Gefühl des Unwohlseins. Wenn er nur ein interessanteres oder wenigstens subtileres Drehbuch hätte... So wirkt der Film recht selbstverliebt und pseudo-intellektuell. Ich kann ihn nicht empfehlen, aber Hardcore-Aronofsky-Jünger können ja mal einen Blick riskieren.
                                                    Aber immerhin: Wenigstens mal was anderes. Mir ist es lieber, wenn ein Experiment mal in die Hose geht, als wenn alle Filme gleichermaßen "gut", aber konventionell sind.

                                                    PS: Habe den Film am Montag gesehen und war heute nochmal in Blade Runner. Ganz klare Steigerung! BR2049 ist ein fucking Meisterwerk und die beiden Kinobesuche gehören für mich zu den besten Kinoerfahrungen ever!

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