Prechtl - Kommentare

Alle Kommentare von Prechtl

  • 10

    Das Leben von Truman Burbanks könnte perfekt sein. Er hat eine Frau, die ihn liebt, einen Job, freundliche Nachbarn und lebt in einem kleinen, beschaulichen Städtchen. Er scheint seinen Platz in der kleinen, perfekten Welt gefunden zu haben.
    Der einzige Haken ist, dass das ganze Leben von Truman eine Farce ist, eine einzige große Lüge und er ist der einzige Unwissende. Denn sein Leben wird tagaus, tagein international als Fernsehserie ausgestrahlt. Sämtliche Freunde und Verwandte sind lediglich Statisten und Schauspieler, niemand außer ihm ist echt.
    Erst nach fast 30 Jahren in dieser verrückten Serie wird Truman misstrauisch, als ein Scheinwerfer vom Himmel fällt. Die Vorfälle häufen sich und Truman wird immer misstrauischer, er beginnt sogar, sich darüber lustig zu machen und die Schöpfer der Serie auszutricksen.
    Die "Truman Show" ist eine Satire, in der sich Comedy und Drama die Waage halten. Jim Carrey als Truman schafft diese Gratwanderung perfekt, er lässt den Film weder kitschig noch übertrieben tragisch wirken. Es ist auch vor allem seine Präsenz und seine Leistung, die die "Truman Show" zu so einem guten Film macht. Carrey hat endlich bewiesen, dass mehr in ihm steckt als ein Clown, der nur Grimassen ziehen kann. Und meiner Meinung nach hätte er wenigstens mit einer Nominierung für einen großen Filmpreis belohnt werden müssen.
    Trotz aller Liebe zum Film frage ich mich doch manchmal, wie Truman erst nach 30 Jahren Verdacht schöpfen konnte. Vielleicht wollte er unbedingt an seiner perfekten Welt festhalten, sodass er jeglichen Zweifel stets ablehnte? Dass er merkwürdige Zwischenfälle einfach nicht hinterfragte?
    Und zum Schluss: "Guten Morgen! Und falls wir uns nicht wieder sehen: Guten Tag, Guten Abend und Gute Nacht."

    11
    • 10

      Nehmen wir mal an, man würde ein paar Leute, die Kill Bill gesehen haben, fragen, welchen Teil sie besser finden. Wahrscheinlich würden die meisten mit Teil 1 beantworten. Warum? Dies liegt wahrscheinlich an den tollen Kämpfen, den irrwitzigen Charakteren, der Musik und an der Dichte an legendären Momenten. Zum Teil muss ich dem zustimmen, denn Kill Bill Volume 1 ist wirklich ein äußerst gelungener Film. Und doch wird er meiner Meinung nach von seinem „Nachfolger“ in den Schatten gestellt.

      Der Unterschied zwischen Teil 1 und 2 ist sehr groß, weshalb man die beiden Filme nicht wirklich als einen gesamten Film sehen sollte, sondern als zwei eigenständige. Während der erste mehr auf blutige Kämpfe und rasante Action ausgelegt ist, wird in Teil 2 fast nur geredet. Und es sind brillante Dialoge, die keine Langeweile aufkommen lassen – im Gegenteil. Ich empfand diese Dialoge sogar aufregender als all die Kämpfe im ersten Teil, wobei das natürlich Geschmackssache ist. Außerdem stellt der Film eine Hommage an die Kung-Fu-Filme der 70er Jahre dar (man denke an die Szene mit Pai Mei), andererseits aber auch an die legendären Spaghettiwestern von Sergio Leone, weshalb sich viele Lieder von Ennio Morricone im Film wiederfinden.

      Die Highlights des Films stellen einerseits die Charaktere und ihre Besetzung dar; Uma Thurman als Beatrix Kiddo ist einfach nur top besetzt, Bill ist für mich einer der sympathischsten Charaktere des Films. Und der geniale Michael Madsen als Budd ist genauso überzeugend wie Daryl Hannah als Elle Driver, die mich in der Szene mit der Schwarzen Mamba immer wieder überzeugen kann. Andererseits fand ich neben den Dialogen auch noch den Score gut, jedes Lied passt perfekt zu der jeweiligen Szene und man könnte meinen, sie wären extra für den Film komponiert worden.

      Quentin Tarantino hat mit Kill Bill wohl einen der besten Filme des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts geschaffen – und gemeinsam mit Reservoir Dogs meinen absoluten Lieblingsfilm aus seiner Schmiede.

      5
      • 10

        Welcher Kommentar könnte diesem an Genialität kaum übertreffbaren Film herankommen? Wie soll man das Gefühl beschreiben, das man beim Sehen hatte? Dass einem die drei Stunden kaum wie zwei vorkamen? Dass man immer gespannt war, was als nächstes passieren würde? Dass man fasziniert war von den Machenschaften der Mafia und auch vom Schicksal der Corleone Familie?
        Ich jedenfalls war schon lange nicht mehr von einem Film so sehr begeistert. Eindeutig eine der größten Perlen der Filmgeschichte.

        5
        • 10

          The Dark Knight stellt einen weiteren Geniestreich in Christopher Nolans erfolgreicher Filmographie dar. Schon 2005 schaffte er es mit Batman Begins, die totgeglaubte Batmanreihe mit einem großen Knall aufleben zu lassen; Batman war wieder zurück, und diesmal mit dem besten Batman-Darsteller seit Michael Keaton: Christian Bale.
          Batman Begins war schon etwas Neues und Innovatives, aber meiner Meinung nach wurde er durch seinen Nachfolger in den Schatten gestellt, der ihn in Puncto Action, Atmosphäre und Dichte an einzigartigen Momenten noch übertraf.
          Sogar ich als Gegner von reinen Actionfilmen musste mir eingestehen, dass die Actionszenen (die nicht gerade spärlich gesäht sind) ein Fest für's Auge sind und doch nicht die Überhand nehmen. Es bleibt immer spannend, es kommt praktisch nie Langeweile auf und nervige Längen sind ebenfalls nicht vorhanden. Die Handlung wird konsequent weitergetrieben und gipfelt schließlich in einem Showdown, der dem Film gerecht wird.
          Die Darsteller sind ebenfalls erste Sahne; Heath Ledgers geniale Darstellung des verrückten Bösewichts Joker in den Himmel zu loben spare ich mir, denn das haben schon genug andere (zu Recht) getan. Viel mehr möchte ich hier den restlichen Cast loben. Allen voran natürlich Christian Bale, der Bruce Wayne aka Batman perfekt mimt und es schafft, diese beiden komplizierten Charaktere so gut darzustellen. Dann finde ich auch noch Gary Oldman, Michael Caine und Morgan Freeman super besetzt, besonders Gary Oldman als Comissioner Jim Gordon stellt klar einen Höhepunkt im Cast dar.
          Neu hinzugekommen sind Maggie Gyllenhaal als Rachel Dawes (im Vorgänger noch von Katie Holmes verkörpert) und Aaron Eckhart in der Rolle von Harvey Dent aka Two-Face. Maggie Gyllenhaals Darstellung der Rachel fand ich erfrischender als die von Katie Holmes, die in ihrer Rolle damals etwas altbacken wirkte. Auch Aaron Eckhart konnte mich als Harvey Dent überzeugen, als Two-Face leider nicht besonders.
          Und das ist auch schon der einzige Makel, den ich anzubringen hätte: Two-Face. Warum zur Hölle brauchte man auch hier einen zweiten Bösewicht? Hätte es Joker alleine nicht schon getan? Two-Face stellt für mich die nervigste Figur im ganzen Film dar, weil er nur an seine blöde Rache denkt und dafür auch Menschen tötet.
          Ich werde das Gefühl nicht los, dass durch diese unnötige Figur nur die Filmzeit künstlich in die Länge gestreckt wurde.
          Aber wie gesagt, The Dark Knight ist ein äußerst guter Film, auf dessen Fortsetzung ich schon sehr gespannt bin.

          8
          • 10

            Es gibt Filme, die vor Einfallslosigkeit nur so sprühen und so schlecht sind, dass man sich einen Tag später kaum an die Handlung erinnern kann, geschweige denn an die Namen der Protagonisten.
            Und dann gibt es wieder Filme, die sich tief in dein Gedächtnis einbrennen und nach denen man minutenlang auf den Abspann starrt und sich denkt: Jetzt habe ich gerade den besten Film aller Zeiten gesehen.
            Und zu diesen Filmen würde ich ohne Zögern "Der Pate" und "Der Pate Teil 2" zählen. Denn diese beiden Filme haben es geschafft, mich zu verzaubern und würde mich jemand nach dem perfekten Film fragen, ich könnte mich nicht zwischen einen von beiden entscheiden.

            Eines Tages im August 2011 hatte ich mir den ersten Paten um 5 Euro beim Müller mitgenommen, weil ich schon vieles davon gehört hatte und ich mir dachte: Der steht auf der IMDB-Liste ganz weit oben, er kann nicht schlecht sein. Und das Ergebnis war, dass ich mir umgehend Teil 2 besorgte und ebenso begeistert aufnahm. Diese beiden Filme haben alles was ein guter Film braucht; tolle Charaktere mit viel Tiefe, eine interessante und spannende Handlung, einen einmaligen Score, Topschauspieler und die Fähigkeit, den Zuseher ohne Längen oder Langeweile auf den Bildschirm zu fesseln, sodass es einem so vorkommt, der Film wäre nach 100 Minuten schon vorüber.

            Ich kann es schlichtweg nicht in Worte fassen, welche Gefühle in mir aufkommen, wenn ich diese Filme sehe. Francis Ford Coppola hat ein Meisterwerk geschaffen und ich bin froh, es nicht versäumt zu haben.

            7
            • 10

              Bis auf das Videospiel L.A. Noire ist dieser Film mein erster Ausflug in das Genre des Film Noir - und wow, was hab ich für einen guten Film zu sehen bekommen! Die Handlung stimmt, die Schauspieler sind erste Klasse und die Atmosphäre ist einfach unvergleichlich, man fühlt sich ins Los Angeles der 40er/50er Jahre zurückversetzt. Und ich frag mich jetzt warum ich den Film so lange aufgespart habe...

              • 10

                Brokeback Mountain ist für mich einer jener Filme, die mich immer wieder begeistern und verzaubern können. Ein wunderbarer Film, ein Meisterwerk.
                Die Handlung beginnt während der 60er Jahre und beleuchtet im Laufe des Films zwanzig Jahre im Leben zweier Männer. Ennis del Mar und Jack Twist treffen zum ersten Mal auf dem Brokeback Mountain aufeinander und verbringen dort einen Sommer, um Schafe zu hüten. Obwohl beide hetero sind, beginnen sie eine Romanze, die von nun an über zwanzig Jahre bestehen soll. Doch die beiden haben Angst davor, ihre Liebe zueinander publik zu machen, da sie sich vor den Reaktionen der Mitmenschen fürchten. Und so führen bneide ein getrenntes Leben, heiraten und bekommen Kinder. Doch sie können einander nicht vergessen und treffen sich jedes Jahr an dem Ort, wo sie sich kennen gelernt haben: der Brokeback Mountain...

                Was ich an diesem ungewöhnlichen Liebesfilm besonders schätze ist die Tatsache, dass er einfach Regeln bricht und über homosexuelle Liebe erzählt. Gerade diese verbotene Liebe macht das melancholische für mich aus, das ich an di esem Film sehr schätze.
                Die Bilder sind wunderschön, besonders die Berglandschafen und weiten Wiesen zu Beginn des Films. Auch der Score geizt nicht mit eingängigen Melodien und Magie.
                Bei den Schauspielern sind natürlich die beiden Hauptdarsteller zu erwähnen. Jake Gyllenhaal habe ich nicht mehr so wunderbar einfühlsam spielen sehen. Heath Ledger gibt den scheuen Ennis ebenfalls sehsr gut, auch wenn ich ihn manchmal etwas zu introvertiert fand. Erwähnenswert finde ich noch Michelle Williams als betrogene Ehefrau. Auf der einen Seite gönnt man Ennis und Jack einander, doch wenn man bedenkt, dass Ennis damit eigentlich einen Ehebruch beging und Alma damit sehr verletzte, tut einem diese Person einfach nur leid.

                Ein schlichtweg perfekter Film für mich, enough said.

                6
                • 10

                  Obwohl ich mit Filmen, die vor 1960 gedreht wurden, generell weniger anfangen kann, hat mich die hohe Vorhersage von 9 Punkten neugierig gemacht. Vor ungefähr zwei Monaten habe ich ihn mir gekauft, bis ich ihn mir gestern endlich zu Gemüte führen konnte. Es ist ein sehr auf Minimalismus getrimmter Film, der aber doch das Maximale aus seinem Setting und den Schauspielern herauskitzeln kann. Die neunzig Minuten lange Laufzeit verbringt man zu einem Großteil in dem Geschworenenraum, in dem die im Titel genannten zwölf Geschworenen über einen Mordfall abstimmen sollen. Die Herrschaften beschließen, über die Schuldsprechung abzustimmen und bis Nummer 8 sieht es ziemlich eindeutig aus: Schuldig. Doch Nr. 8 sieht die Sache anders; er ist sich nicht sicher und möchte nicht voreilig einen jungen Mann, der seinen Vater ermordet haben soll, auf den elektrischen Stuhl bringen. Zuerst steht Nr. 8 mit seiner Meinung noch alleine da, doch mit der Zeit kann er mit geschickten Worten die Zweifel in den anderen Geschworenen wecken und diese ebenfalls umstimmen.
                  Ich habe noch nie einen Film gesehen, der so sehr von seinen Dialogen lebte. Und ich dachte, ein Quentin Tarantino lebe von seinen Dialogen, aber das war vor "12 angry men". Durch die Tatsache, dass eben diese zwölf Männer in diesem Raum eingesperrt sind und nicht hinaus können - bis sie ein einstimmiges Urteil gefällt haben und praktisch 98% der Handlung in diesem Raum spielen - müssen die Darsteller selber für genug Abwechslung sorgen. Und das gelingt voll und ganz, jeder Geschworene hat seine eigenen Argumente (oder nicht), Vorurteile, Vorlieben, Abneigungen und diese kommen an diesem Nachmittag zum Vorschein. Ich fand es interessant und spannend zugleich, diesen Männern beim Diskutieren, Streiten und Verzweifeln zuzusehen.
                  Schlichtweg ein Meisterwerk.

                  6
                  • 10

                    Ich hab den Film zum ersten Mal vor drei Jahren gesehen und prompt für langweilig befunden. Ich war enttäuscht, konnte mit Daniel Plainview nicht das geringste anfangen und war froh, als der Film vorüber war. Heute hab ich ihn mir zum zweiten Mal angesehen, und es ist merkwürdig, wie sich meine Meinung geändert hat. "There will be Blood" als perfekten Film zu bezeichnen, ist wohl nicht übertrieben. Daniel Day-Lewis ist Gott und Paul Dano ist in der besten Rolle seiner bisherigen Laufbahn zu sehen. Alles an diesem Film ist so richtig und gut, dass ich nicht anders kann, als meine Bewertung von unbefriedigenden 6 Punkten auf die maximale Punktzahl zu heben. Wirklich merkwürdig, wie ein Film nach ein bisschen Wartezeit um so viel besser werden kann, obwohl sich doch nichts daran geändert hat. Lange Zeit konnte ich nicht verstehen, wie jeder über "There will be Blood" von PTAs bestem Film sprach. Heute kann ich es.

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                    • 10

                      "500 Days of Summer" ist die Geschichte von Tom, der seine große Liebe findet: Summer. Diese, so wird gleich zu Beginn des Films klar gestellt, sieht das ganze jedoch nicht ganz so ernst wie Tom. Der Film beschreibt ganz einfach 500 Tage im Leben dieser beiden Personen und zugleich den Werdegang ihrer Beziehung; anfangs harmlose Smalltalks in der Arbeit, Dates, Intimes, Liebe, Streit, Trennung, Depression, Versöhnung.
                      Und die ganze Handlung wird von einem tollen Joseph Gordon-Levitt getragen, der hier eine One-Man-Show abliefert und klar der Mittelpunkt des Films darstellt. Man kauft ihm den unsicheren Verliebten sofort ab. Zooey Deschanel als Summer fand ich persönlich nicht ganz so glücklich gewählt. Ich fand es toll, Chloë Moretz in einer kleinen Nebenrolle als Toms kleinen Schwester Rachel zu sehen, die ihm Ratschläge erteilt, obwohl sie noch ein junges Mädchen ist.
                      Fazit: Klar ein Film für alle, die die 0815-RomComs schon satt haben und auf der Suche nach einem guten Liebesfilm sind.

                      5
                      • 10

                        Randy Robinson, genannt „The Ram“, hat seine besten Jahre schon lange hinter sich. In den 80ern war er ein gefeierter Wrestler, doch heute ist dieser Ruhm schon lange verblasst. Er ist tablettenabhängig, lebt in einem Wohnwagen und bestreitet seinen Unterhalt in drittklassigen Kämpfen in Turnhallen, wo er noch immer von seinem Namen profitiert. Er lebt an der Armutsgrenze und leidet an der Tatsache, dass sich seine Tochter Stephanie und er fremd geworden sind, da er nie für sie da war. Als er nach einem besonders brutalen Match einen Herzinfarkt erleidet, legt ihm der Arzt nahe, den Wrestlingsport aufzugeben…

                        Bereits die erste Einstellung zeigt, was für eine imposante Person Randy vor zwanzig Jahren gewesen sein muss: Eine Collage von Zeitungsartikeln und Bildern von Randys Kämpfen führt uns in Randys Welt ein. Nur kurz darauf sieht man, was aus diesem Mann geworden ist: Ein abgehalftertes Wrack, ein kaputter alter Mann. Er ist allein, hat keine Freunde, mit denen er über Probleme sprechen könnte. Seine Tochter will zu Recht nichts mehr von ihm wissen, da er nie für sie da war. Nur in der Stripperin Cassidy hat er eine Bezugsperson gefunden.
                        Randy hat seinem gesamten Leben dem Wrestling verschrieben und kann auch nicht damit aufhören, als er die niederschmetternde Diagnose seines Arztes hört. Zwar versucht er, ruhiger zu werden und sich aus dem Profisport zurückzuziehen indem er einen regulären Job hinter einer Wursttheke annimmt. Doch als er von einem Fan erkannt wird, dreht er völlig durch und kündigt. Er läuft durch den Supermarkt und randaliert, als gäbe es kein Morgen. Es ist so, als ob er einen Kampf im Ring austragen würde; danach sitzt er in seinem Auto und verbindet sich wie gewohnt seine verletzte Hand.

                        Darren Aronofsky will uns das verkorkste Leben und Dannys Hass sich selbst gegenüber mit dreckigen und ungeschönten Bildern näher bringen. Die Hauptfigur selbst sieht schrecklich alt und ausgezehrt aus, die Turnhallen, in denen er seine Kämpfe bestreitet, sind seiner nicht würdig. Der Wohnwagen, in dem Randy haust, schreit geradezu das Wort „Unterschicht“ heraus, ein Leben am Rande der Gesellschaft. Doch Randy ist ein Kämpfer, er lässt sich nicht unterkriegen. Er ist ein lieber Kerl, der nichts Böses will, und doch ist er allein und verlassen, da er zu viele Fehler gemacht hat.
                        Mickey Rourke hat hier einen der zu Unrecht einsamsten Personen der Filmgeschichte geprägt. Sein aufgedunsenes, von den Operationen zerstörtes Gesicht wirkt zwar wie eine Maske, aber doch gelingt es ihm, Gefühle zu vermitteln und sogar Tränen fließen zu lassen. Er berührt den Zuseher und man fühlt mit der Hauptfigur mit.
                        Neben Mickey Rourke hat mir vor allem Marisa Tomei als Cassidy alias Pam gefallen. Mutter eines neunjährigen Sohnes und Stripperin, obwohl sie bereits zu alt dafür ist und dies von den Kunden auch gesagt bekommt. Sie ist die einzige, mit der Randy reden kann und sie ist es auch, die ihm Ratschläge erteilt und unterstützt.

                        Der Film zeigte mir als Wrestling-Neuling, dass dieser Sport reine Show ist. Sämtliche Moves und Handlungen sind abgesprochen und an dieses Schema halten sich die Sportler auch. Die Geschichte hat mich oft zu Tränen gerührt und dass das Ende und das Schicksal von Randy offen bleiben, hat mir gut gefallen. Schlicht wunderbar.

                        10
                        • 10
                          über Shining

                          Es ist wohl Fakt, dass man einen Film nicht mehr als so wegweisend betrachtet, wenn man davor das dazu gehörige Buch gelesen hat. In den meisten Fällen umschiffe ich dieses Risiko gekonnt und lese das Buch nur, wenn mir der Film besonders zugesagt hat.
                          Aber hier handelt es sich um Stephen King, meinen Lieblingsautor schlechthin. Das Buch fand ich super und so waren meine Erwartungen auf Kubricks Version dementsprechend hoch. Und wenn man die Vorlage bereits kennt und nicht mehr vollkommen blind in einen Film tappt, fallen einem sofort alle möglichen Dinge auf, die im Film umgeändert bzw. neu erfunden wurden. Beispielsweise fand ich es anfangs merkwürdig, dass aus den Heckenfiguren, die Jack und später Danny verfolgten, ein ganzes riesiges Labyrinth wurde. Jetzt finde ich jedoch, dass das Labyrinth eine noch recht elegante Lösung ist, da es Ende der 70er bestimmt noch nicht so gut möglich war, sich bewegende Heckenfiguren darzustellen.
                          Umso enttäuschender war es für mich, dass die Rolle des sympathischen Dick Hallorann so klein gehalten wurde. Im Buch hilft er Wendy und Danny im Kampf gegen Jack und fliegt mit ihnen gemeinsam vom Overlook Hotel, das brennend in sich zusammen bricht – im Film kommt er nur, um Wendy und Danny eine Fluchtmöglichkeit zur Verfügung zu stellen und augenblicklich nach seiner Ankunft von Jack getötet zu werden. Außerdem gäbe es da noch viele Dinge, die umgeändert gezeigt bzw. gar nicht gezeigt wurden: Jacks Vater und seine Hassliebe gegen ihn, seine eigene Vergangenheit als Trinker. Außerdem waren Wendy und Jack viel stärker verletzt (Wendy hatte schwere Verletzungen am Bauch und Jack hatte gleich das lange Küchenmesser im Rücken stecken). Außerdem entspringt die Stelle mit „All work and no play makes Jack a dull boy“ gleich der Fantasie von Stanley Kubrick.
                          Aber genug davon.
                          Mir gefiel Kubricks Version außerordentlich gut: Bei ihm war Danny kein Kind mit dem Bewusstsein eines Teenagers, sondern das, was er eigentlich ist – ein kleiner Junge, der keine Schuld am Wahnsinn um ihn herum trägt. Seine Rolle bleibt im Film verhältnismäßig klein, sodass man den Großteil seiner titelgebenden Fähigkeiten gar nicht erfährt. Dafür, dass der kleine Danny Lloyd erst sechs Jahre alt war und nur wenig von der Handlung und seiner Rolle in diesem Film wusste, erbrachte er eine große Leistung.
                          Mit Shelley Duvall als Wendy konnte ich anfangs wenig anfangen, da ich mir (wie im Buch beschrieben) eine blondhaarige und besonders feminime Frau vorstellte und im Endeffekt das Gegenteil davon sah. Doch auch sie konnte mich im Laufe des Films überzeugen und ihre Dialoge mit Jack gegen Ende des Films gehören zu den Glanzminuten des Films.
                          Doch am meisten gefiel mir Jack Nicholson als langsam immer verrückter werdenden Jack Torrance. Zwar wird sein geistiger Verfall nicht so umfangreich beleuchtet wie im Buch, doch seine ganze Gestik, Mimik und Sprache ist eine Wucht und absolut glaubwürdig und zum Fürchten. Nicholson liefert hier eine wahrlich oscarreife Leistung und ich gehe so weit zu sagen, dass ich seine Leistung in diesem Film sogar noch besser fand als die in „Einer flog über das Kuckucksnest“.
                          Stephen King mochte ihn zwar nicht, aber ich fand den Film wirklich gut, auch wenn ich ihn nicht unbedingt zu den Horrorfilmen zählen würde. Zwar gibt es ein paar unheimliche Szenen (die Frau in der Badewanne war wirklich schlimm) und die beängstigende Musik tat ihr übriges, doch in erster Linie geht es hier um den geistigen Verfall der Hauptfigur, und das hat der Film absolut getroffen.

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                          • 10

                            267 Kilometer musste ich zurücklegen, um endlich diesen Film im Kino bewundern zu dürfen. Und was soll ich sagen, es war jeder einzelne Kilometer wert. "Moonrise Kingdom", der neuste Streich von Wes Anderson, ist bis zum Rand mit vielen liebevollen Details vollgestopft. Sei es die einfache, aber berührende Geschichte von zwei jungen Menschen, die der Liebe wegen von Zuhause ausreißen, die (wieder mal) skurrilen Charaktere, die Schauspieler, die Ausstattung. Oft sind es nur Kleinigkeiten, wie etwa der Rundgang im Hause Bishop oder Camp Ivanhoe zu Beginn des Films. Oder aber auch die schönen Szenen, in denen Sam und Suzy durch die Wildnis laufen, baden, Musik hören, sich vorlesen und einander langsam näher kommen. Gerade diese Szenen wurden sehr gefühlvoll erzählt, die Liebe von zwei Zwölfjährigen, die viel reifer und ernster ist, als man es von Kindern erwarten würde.
                            Auf der anderen Seite sehen wir die Erwachsenen, die auf der Suche nach den zwei flüchtigen Liebenden sind; Bill Murray und Frances McDormand als Suzys Eltern, Edward Norton als liebenswürdiger Trottel, Bruce Willis als weicher Cop, Harvey Keitel in einer kleinen Gastrolle, Jason Schwartzman als Hobbypfarrer mit Sonnenbrille und Tilda Swinton als "Jugendamt". Alle machen ihren Job hervorragend, auch wenn ich mir von Suzys Eltern mehr Präsenz gewünscht hätte.
                            Wie man sieht, gibt es genug Gründe, diesen Film als einen der besten Werke von Wes Anderson zu betrachten.
                            Aber ich glaube, allein Edward Norton in diesen Kniestrümpfen zu sehen ist schon eine Sichtung des Films wert.

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                            • 9

                              1926 in Hollywood: George Valentin, ein charismatischer, jedoch auch sehr stolzer Mann, ist der Star des Stummfilms und jeder seiner Filme ist ein Kassenschlager. Eines Tages begegnet er nach einer Uraufführung seines neuesten Films Peppy Miller, die ihm auf die Wange küsst und damit auf das Titelblatt der Boulevardpresse gerät. Peppy, durch den plötzlichen Ruhm ermutigt, geht zu den Kinograph Studios, wo sie erneut auf George trifft. Die beiden kommen sich näher, jedoch verlieren sie sich wieder aus den Augen.
                              1929 beginnt sich das Filmgeschäft zu verändern; "Talkies" sind jetzt groß im Kommen, die Menschen wollen ihre Stars jetzt auch sprechen hören. George, noch ganz von der alten Schule, will davon nichts wissen und löst sich von Kinograph, um einen eigenen Film zu drehen - ein Stummfilm. Die Produktion verschlingt Unsummen und der Erfolg an den Kinokassen bleibt aus. Den Rest des Geldes verliert George durch die Wirtschaftskrise. Da ihn seine Frau aus der gemeinsamen Villa geworfen hat, lebt er nun alleine mit seinem treuen Hund Jack und seinem Chauffeur Clifton und versucht, seine Depressionen im Alkohol zu ertrinken.
                              Aus Peppy Miller ist in der Zwischenzeit ein Star geworden und ihre Filme sind ähnlich erfolgreich wie Georges Stummfilme von damals. Als George aus Geldnot eine Auktion veranstaltet und dort sein wertvolles Hab und Gut verscherbelt, ist es Peppy, die sämtliche Gegenstände erwirbt und bei sich in der Villa aufbewahrt.
                              Als George aus Wut und Verzweiflung im Suff seine Filmrollen verbrennt und damit das ganze Haus in Brand steckt, kann er durch seinen Hund gerettet werden und wird von Pepppy im Krankenhaus gefunden, um ihn zu sich nach Hause zu bringen. Dort sieht sie, wie traurig er ist, weil sie Filme dreht und er nicht. Daraufhin kann sie den Regisseur Al Zimmer davon überzeugen, einen Tonfilm mit ihr und George zu drehen.
                              Dieser ist jedoch abermals in seinem Stolz gekränkt und fährt zurück zu seinem ausgebrannten Haus, um sich das Leben zu nehmen, wird jedoch im letzten Moment von Peppy unterbrochen. Die beiden drehen gemeinsam einen Tanzfilm.

                              Das Bemerkenswerteste an diesem Film ist wohl die Tatsache, dass allein die Darstellung der Schauspieler dem Film so viel Ausdruckskraft und Tiefe verleiht, wie es ein Tonfilm nie gekonnt hätte. Die ganze Laufzeit über wird kein einziges Mal gesprochen bzw. man hört überhaupt keinen Ton (bis auf ein paar Ausnahmen). Der Film strotzt nur so vor Liebe zum Detail, wodurch alles sehr authentisch wirkt und die charismatischen Schauspieler tun ihr übriges.
                              Am herausragendsten fand ich Jean Dujardin, der George Miller perfekt verkörpert. Sein verschmitztes Lächeln, seine Depressionen, alles war sehr glaubhaft gespielt und ich würde ihm den Oscar als bester Hauptdarsteller wirklich gönnen. Auch Bérénice Bejo spielte hervorragend, zurückhaltend und doch sehr ausdrucksstark. In den weitern Rollen konnte man John Goodman als Regisseur, James Cromwell als treuer Chauffeur Clifton und Malcolm McDowell in einer kleinen Rolle zu Beginn sehen.
                              Es war sicher eine Herausforderung, einen Stummfilm zu drehen, besonders im 21. Jahrhundert. Dieser Film ist keiner der großen Worte, denn sämtliche Emotionen müssen alleine durch die Mimik und Gestik übertragen werden. Natürlich werden viele Bewegungen übertrieben dargestellt, ein Markenzeichen der Stummfilme, da es keine Worte gibt, mit denen man seine Absichten Kraft verleihen könnte.
                              Dazu gibt es noch einen wunderbaren Score, der einen den ganzen Film lang begleitet. Jedes Lied wurde perfekt auf die jeweilige Situation abgestimmt.

                              Fazit: Ein kleines Wunder und mein klarer Favorit für die Oscarverleihung 2012.

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                              • 9

                                Betty Anne Waters, eine Frau aus zerrüttetem Elternhaus, möchte unbedingt Anwältin werden, und das um jeden Preis. Dafür nimmt sie sogar Verluste wie die Trennung von ihrem Mann und sogar die ihrer beiden Söhne hin. Und warum? Weil sich ihr großer Bruder Kenny, zu dem sie eine besonders innige Verbindung pflegt, seit 18 Jahren unschuldig in Haft befindet. Und weil für die Justiz der Fall abgeschlossen ist und niemand auf die Unschuldsbezeugungen von Betty Anne hören will, nimmt sie die Sache selbst in die Hand.

                                Diese Geschwisterliebe zwischen Betty Anne und Kenny ist einfach nur beneidenswert. Zu sehen, wie weit Betty Anne geht, um ihrem Bruder zu helfen, macht einen glücklich, aber auch traurig.
                                Traurig deshalb, weil sie durch ihren Ehrgeiz und dem Bestreben nach Gerechtigkeit ihre Familie vernachlässigt und auch ansonsten keinerlei soziale Kontakte pflegen kann, da ihr Beruf, ihr Familienleben und das schwierige Studium jede Zeit dafür rauben. Lediglich die ebenfalls bereits ältere Jurastudentin Abra Rice findet einen Draht zu ihr und hilft ihr nach und nach, Beweise für die Unschuld Kennys zu sammeln.

                                In Rückblenden wird die traurige Vergangenheit der Geschwister erzählt. Kenny fiel der Polizei schon immer unangenehm auf, vor allem weil sie sich als Kinder oft in fremde Häuser stahlen, um sich wie in einem richtigen Zuhause zu fühlen. Andererseits ist Kenny von ziemlich aufbrausender Natur und lässt sich nichts sagen, wodurch er oft in die eine oder andere Keilerei geraten ist. Die Rückblenden sind wirklich gut gemacht und verdeutlichen eindringlich, wie schlecht es den beiden Kindern damals ging und warum sie so sehr aneinander hängen. Dass diese Liebe auch nach 40 Jahren nicht abgenommen hat, ist wirklich bemerkenswert und beispiellos, wie ich finde.

                                Hilary Swank hat mir in der Rolle sehr gut gefallen, ebenso Sam Rockwell, der Darsteller von Kenny. Der restliche Cast fiel positiv auf, besonders Juliette Lewis als Trinkerin fand ich originell.

                                Ich fand es erschreckend, dass es überall auf der Welt hunderte von Menschen gibt, die unschuldig im Gefängnis sitzen, einfach weil sie vielleicht zur falschen Zeit am falschen Ort waren oder durch einen Fehler der Justiz. Viele dieser Menschen verbringen ihr ganzes Leben im Gefängnis oder werden sogar hingerichtet – für eine Tat, die sie nie begangen haben.

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                                  über Sieben

                                  Ich kann mich großteils meinen Vorrednern anschließen. "Sieben" ist wirklich ein außergewöhnlicher Thriller, der nicht unbedingt durch seine Spannung oder diverse aufwändige Verfolgungsjagden heraussticht, sondern alleine durch die recht spannungsarme, aber gute Handlung und die genialen Darsteller glänzt. Die Handlung wird konsequent aufgebaut, fortgesetzt und zu Ende gebracht, jedem Fall wird genügend Zeit gelassen und die Zusammenhänge sind logisch und nachvollziehbar.
                                  Die Figuren sowie ihre jeweiligen Darsteller gefiel mir sehr gut, als William Somerset hätte ich mir niemand anderen als Morgan Freeman vorstellen können. Brad Pitt macht als den jungen Detective David Mills ebenfalls eine gute Figur, nervt aber mit seinem Gerede von Zeit zu Zeit.
                                  Der wahre Held des Films war für mich jedoch Kevin Spacey alias John Doe. Der Dialog im Auto auf dem Weg zu den letzten zwei Leichen stellt für mich klar einen Höhepunkt dar. Spacey spielt mit einer besonderen Intensität, die ich bei Brad Pitt und Morgan Freeman etwas vermisste.
                                  Fazit: Ein sehr guter Thriller, der erfrischend anders ist. Leider muss man ein paar Längen in Kauf nehmen.

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                                    Wenn es darum geht, Menschen zu zeigen, wie sie Drogen nehmen und nach und nach die Kontrolle über den Konsum verlieren und in die Sucht abrutschen, hat Hollywood schon viel vorgemacht. Wer kennt nicht das sagenhafte "Requiem for a Dream", "Trainspotting" oder (etwas unbekannter) "Candy" mit Heath Ledger? Sie alle handeln vom sozialen und mentalen Absturz, der mit übermäßigem Drogenkonsum einher geht.

                                    Aber welcher Film hat sich schon ernsthaft mit Alkoholkonsum beschäftigt? Nach langem Überlegen fällt mir eigentlich nur einer ein: "Das verlorene Wochenende" aus dem 1945 - und das traurige daran ist, dass das Thema aktuell wie eh und je ist und selbst nach 70 Jahren hat es nichts an seiner Brisanz verloren.

                                    Don Birnam ist eigentlich ein ganz lieber Kerl, der von seinen Mitmenschen hoch geschätzt werden würde, wäre da nicht ein großes Problem: Er ist ein arbeitsloser Alkoholiker. Zum Gewohnheitstrinker wurde er, als er eine Schreibblockade hatte - ein schlimme Lage für einen Schriftsteller. Don sieht sich selbst als Verlierer, er hasst sich und fände es wohl am besten, wenn man ihn einfach aufgeben würde. Doch daran denken sein Bruder Wick und seine stets an das Gute glaubende Freundin Helen nicht. Sie wollen mit ihm für das Wochenende auf das Land fahren, damit sich Don von seinem letzten Absturz erholen kann. Doch dieser denkt gar nicht daran; durch eine List kann er die beiden für drei Stunden aus der Wohnung locken, während er sich auf dem Weg zu seiner Stammkneipe macht, um sich seine tägliche Dosis abzuholen. Durch ein Missgeschick verpasst er den Zug aufs Land, weshalb er nun für das ganze Wochenende alleine ist - ohne Bezugspersonen, die ihn vom Alkoholkonsum abbringen könnten...

                                    Was uns dieser Film präsentiert, ist erschreckend angesichts seines Wahrheitsgehalts. Wir haben diese Bezugsperson Don Birnam und sehen zu, wie er langsam in seinen Alkoholsumpf versinkt, bettelt, stiehlt und flieht, um an seinen Stoff zu kommen. Für ihn gilt nichts mehr, kein Denken, keine Moral, nichts, nur Alkohol. In den schlimmsten Szenen landet er in einem "Auffanglager" für Alkoholiker in einem Krankenhaus, wo er in der Nacht die Horrorvisionen der anderen Patienten mitanhören muss. Ein Patient beginnt mitten in der Nacht zu schreien, er befreit sich von der Decke und versucht scheinbar, für andere unsichtbare, aber für ihn durchaus reale Käfer zu entfliehen, die aus der Decke und ihm schließlich in den Mund krabbeln, bis er fortgeschafft wird. Birnam kann aus dem Krankenhaus fliehen, der Zuschauer jedoch nicht. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich von diesen Szenen ziemlich geschockt war, denn so deutlich wurde mir noch nie vor Augen geführt, welche Visionen durch den Entzug ausgelöst werden können. Auch Birnam hat kurze Zeit später zuhause selbst seine erste Vision und beginnt plötzlich hysterisch zu schreien...

                                    Fazit: Ein extrem guter und wichtiger Film, dessen Genialität nur durch die Tatsache geschmälert wird, dass Dons Freundin eine zu gute Seele ist, um wirklich real zu sein. Ich meine, früher oder später hätte jede Frau aufgegeben, angesichts dieser verlorenen Person, der nicht mehr geholfen werden kann. Sehr unrealistisch übrigens wirkt das dank dem Production Code aufgezwungen wirkende Happy End. Aber vermutlich ist es sowieso ein Wunder, dass der Film damals überhaupt erschien, angesichts der Problematik und dem Trend nach dem Krieg, nur Filme über schöne Dinge zu drehen.

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                                      "Uhrwerk Orange", ein Film so verstörend wie faszinierend. Ist er sogar ein Meisterwerk? Er macht es dem Zuschauer wirklich nicht leicht, denn man muss erst die Bilder auf sich wirken lassen um entscheiden zu können, was man vom Gesehenen halten soll.
                                      Aber was ist der Film jetzt eigentlich? Ist er abartig? Grausam? Oder doch gefühlvoll? Ich sage: Alles. Das und viel mehr, denn dieses Werk in Worten zu fassen ist meiner Meinung nach unmöglich.
                                      Wie würde das denn aussehen?
                                      Zu Beginn würde ich natürlich lautstark die Hauptfigur Alex DeLarge kritisieren, ich würde ihn verfluchen und hassen, für seine Arroganz, seinem Egoismus und seinem Spaß an der Gewalt. Etwas später, als er von seinen Freunden verraten und für eine Haftstrafe verurteilt wird, würde ich ihm am liebsten ins Gesicht rufen wollen: "Ha, da hast du deine verdiente Strafe, du kleines mieses Arschloch!"
                                      Doch nachdem er seine "Therapie" abgeschlossen hat, die Stiefel abgeleckt hat, von den Eltern verstoßen und von Obdachlosen zusammengeschlagen wird, würde ich Mitleid für diese armselige Kreatur empfinden.
                                      Weg sind die negativen Eindrücke, die man von Alex hatte. Vergessen sind die Greueltaten, die er beging, nur um die Langeweile und Tristesse aus seinem Alltag zu vertreiben. Alles aus dem Kopf gefegt, man empfindet nur noch Mitleid für diesen geprügelten Hund und man möchte nun, dass sich doch alles wieder zum Guten wendet.
                                      Ich frage mich, welcher Film es noch so hervorragend geschafft hat, eine verhasste Filmfigur so... liebgewinnen ist das falsche Wort, aber dass man sich doch mit ihr anfreundet, sich sogar in sie hineinversetzen kann. Diesen Dämon von einem Menschen, diese durch und durch schlechte Person liegt dem Zuschauer plötzlich am Herzen.
                                      Am Ende weiß man gar nicht, wie man das Gesehene einordnen soll. Ich kann mir vorstellen, dass er vielen einfach zu merkwürdig ist, angefangen von den Figuren, Klamotten, der Sprechweise der Droogs. Aber das sind alles nur Oberflächlichkeiten, denn wenn man sieht, was sich darunter verbirgt, wird man vom Film fasziniert sein.
                                      Ich kann nur für mich selbst sprechen; ich habe ihn zwei Mal gesehen, war beide Male gleich fasziniert und gleichzeitig verstört und es dauerte einen Tag, bis ich ihn wieder aus dem Gedächtnis bekam.
                                      Einfach ein zeitloses Meisterwerk vom Meister Kubrick höchstpersönlich.

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                                        über Heat

                                        „Heat“ ist ein guter und äußerst packender Thriller, der das typische Katz-und-Maus-Spiel zwischen Cop und Gangster ausbaut und um zahlreiche Facetten erweitert.
                                        Die Handlung ist spannend inszeniert, ohne Längen oder gar unnötige Charaktere. Jede Szene und jede Person in der Handlung sitzt perfekt. Außerdem lässt der Film überhaupt keine Langeweile aufkommen.
                                        Dies wird neben der packenden Handlung unter anderem durch den beispiellosen Cast bewirkt, der mit vielen namhaften Schauspielern aufwarten kann. Neben Robert de Niro und Al Pacino in den Hauptrollen kann man auch weitere bekannte Schauspieler wie Val Kilmer, Jon Voight, Tom Sizemore, Amy Brenneman oder die noch junge Natalie Portman bewundern.
                                        Ohne Zweifel stellen die Szenen, in denen Robert de Niro und Al Pacino gemeinsam zu sehen sind, die Höhepunkte des Films dar. Sie sind zwar Feinde, aber beim Treffen im Café scheinen sie Respekt füreinander zu empfinden, ja vielleicht sogar etwas Verständnis für die Lage des anderen.

                                        Beide spielen gewohnt grandios; Robert de Niro kann als Neil McCauley sowohl in den ruhigen Szenen mit Eady als auch als knallharter Gangster überzeugen, der über Leichen gehen würde. Jedoch fand ich die Darstellung seines Gegners durch Al Pacino noch ein bisschen besser, da er in diesem Film zur Höchstform aufläuft.
                                        Die Schusswechsel sind wirklich sehr gut und authentisch gemacht, aber besonders der große Showdown gegen Ende des Films hat es mir angetan, da hier die Spannung klar den Höhepunkt erreicht.

                                        Spoiler!
                                        Außerdem fand ich das Ende wirklich grandios, als Henna McCauleys Hand hielt, während dieser starb. Eine wirklich berührende Szene. Da findet man es glatt schade, dass die beiden auf verschiedenen Seiten kämpfen mussten.

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                                          „No Country for old Men“ ist ein typisches Katz-und-Maus-Spiel, das zwar nicht mit teuren Spezialeffekten aufwartet, aber trotzdem eine große Spannung erzeugt. Mit diesem Film haben mir die Coen Brüder gezeigt, dass sie doch gute Filme machen können.

                                          Kurz: Im Film geht es um Llewelyn Moss, der am Schauplatz eines geplatzten Drogendeals zwei Millionen Dollar in einem Koffer findet. Er nimmt den Koffer an sich und wird daraufhin von Anton Chigurh gejagt, ein auf Llewelyn angesetzten Auftragskiller. Außerdem ist da noch ein Sheriff, der Llewelyn und seine Frau vor Chigurh beschützen möchte. Ein Katz-und-Maus-Spiel der besonderen Art beginnt…

                                          Ich halte es für bemerkenswert, dass sich die drei Hauptcharaktere – gespielt von Josh Brolin, Javier Bardem und Tommy Lee Jones – nie persönlich gegenüber stehen. Ein paar Mal sehen sie sich nur aus der Ferne oder telefonieren miteinander, aber sie stehen sich nie Angesicht zu Angesicht zu gegenüber. Und dass trotz dieser Tatsache eine solch beklemmende Stimmung aufgebaut wird, finde ich wirklich gut gemacht. Wir beobachten Llewelyn, wie er aus brenzligen Situationen vor Chigurh mit seinem Koffer flieht und es doch immer schafft, ihm eins auszuwischen. Zur selben Zeit sieht man Anton Chigurh dabei zu, wie er mit unschuldigen Passanten sein allzeit beliebtes Kopf-oder-Zahl-Spiel spielt (der Einsatz ist immer das Leben) und auf der Jagd nach dem Geldkoffer ist. Und dann wäre da noch Sheriff Bell, der wieder einen ganz anderen Blick auf das Geschehen hat. Er kann die Schritte von Anton und den Mexikanern nur erahnen und besitzt eigentlich gar nicht mehr den nötigen Ehrgeiz für diesen Fall, da er einfach schon zu alt dafür ist.

                                          Drei komplett verschiedene Charaktere, die aber doch ein harmonisches und tolles Zusammenspiel ergeben. Der Film ist ziemlich ruhig gehalten (bis auf diverse Schießereien) und spielt sich vorwiegend im kargen Ödland Texas‘ und in billigen Motels ab, was dem Film ein besonderes Flair gibt. So halte ich die ersten paar Minuten, als man mit Llewelyn Moss durch die Gegend zieht und den Schauplatz entdeckt, für ziemlich gut gelungen. Außerdem fand ich so ziemlich jede Stelle mit Anton Chigurh grandios. Er ist zwar ein Irrer, aber es macht trotzdem Spaß, ihm zuzuschauen.

                                          Am meisten gefiel mir Javier Bardems Darstellung des Bösewichts, für die er zu Recht mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. Er verkörperte Chigurh als einen unberechenbaren Menschen, bei dem man nie wusste, was er als nächstes tun würde.
                                          Josh Brolins Leistung als schweigsamer Llewelyn fand ich auch sehr gelungen, ebenso wie Tommy Lee Jones Leistung (auch wenn er meiner Meinung nach etwas zu wenig Spielzeit bekommen hat).

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                                            Tragisch schönes Märchen, super besetzt mit Johnny Depp und Winona Ryder in den Hauptrollen. Wer außer Tim Burton hätte dieses schöne Weihnachten besser in Szene setzen können?

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                                              Wow! Wieder mal ein Film, bei dem ich einfach nur dasaß und das eben gesehene revue passieren ließ, während vor meinen Augen der Abspann lief (mit dem übrigens tollen Soundtrack im Hintergrund).
                                              "Requiem for a Dream" beschreibt ganz einfach das Leben von vier Personen bzw. drei Personen um die Person Harry Goldfarb und ihm selbst. Alle Personen standen einmal mit beiden Beinen mitten im Leben - und stürzten ab. In einem Zeitraum von ungefähr einem halben Jahr wird der Absturz dieser Menschen gezeigt, ungeschönt und auch schockierend. Darren Aronofsky benützt bewusst besondere Stilmittel, um dem Zuschauer die depressive und selbstzerstörerische Stimmung des Filmes zu vermitteln. Besonders gelungen fand ich die schnellen Schnitte, wenn etwa Sara Goldfarb ihre Pillen nimmt oder ihr Sohn eine Line zieht und sich den Schuss setzt.
                                              Und das ganze hätte wohl nicht ohne die tollen Leistungen der Schauspieler funktioniert. Ellen Burstyn als Sara Goldfarb fand ich dabei besonders gelungen, aber auch Jennifer Connelly spielte gewohnt gut. Von Jared Leto hätte ich diese Leistung allerdings nicht erwartet, da ich ihn bisher nur als Nebenfiguren bewundern durfte.
                                              Nur Marlon Wayans war nicht mehr als mittelmäßig, da er die ganze Zeit über ziemlich blass blieb.
                                              Fazit: Ein faszinierender und schockierender Film, der dem Zuschauer die Verlockungen und Gefahren von Drogen näherbringt. Kein Meisterwerk, aber trotzdem äußerst gelungen.

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                                                Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit im großen Stil: Roman Polanski, selbst Opfer des Holocausts, hat mit dem Film „Der Pianist“ ein wahres Meisterwerk geschaffen. In eindrucksvollen und nachhallenden Bildern schildert er das Leben des Władysław Szpilman, ein angesehener Pianist aus Warschau. Als die Deutschen nach Polen kommen, muss er sich ihren Befehlen unterwerfen und darf von nun an nicht mehr ohne Judenstern außer Haus, in keine Parks mehr gehen und selbst die meisten Bars bleiben für Juden verwehrt.
                                                1939 muss die Familie Szpilman in das berüchtigte Ghetto übersiedeln, wo sie zu tausenden zusammengepfercht leben müssen. Władek und sein Bruder versuchen, sich durch den Verkauf von Büchern über Wasser zu halten, doch in Zeiten des Hungers und der Armut gibt es nur wenige, die sich diesen Luxus leisten können. Als die Räumung des Ghettos und der Abtransport der Juden nach Treblinka bevorsteht, gelingt es Władek durch einen Bekannten, der Deportation zu entgehen und flieht schließlich aus dem Ghetto und ihm gelingt es, bei hilfsbereiten Polen unterzukommen.
                                                Für mich war das Ansehen des Filmes ein einziger Genuss, da einfach alles von vorne bis hinten gestimmt hat. Die Bilder waren schockierend, aber stimmig und sehr authentisch. Das Leid wurde ebenso gut verdeutlicht wie die Ausweglosigkeit und die Hoffnungslosigkeit, als Władek und seiner Familie klar wurde, was die Deutschen mit ihnen vorhatten. Auch später, als er auf der Suche nach etwas Essbarem durch die zerbombte Stadt irrte, hat man immer vor Augen, dass die Hauptfigur jederzeit entdeckt und getötet werden könnte.
                                                Das Schauspiel von Adrien Brody ist wirklich ein Genuss; er verkörpert die Figur des Władysław Szpilman einfach perfekt. Spielt er zu Beginn noch den stillen und etwas schweigsamen Pianisten, so zeigt sich im Fortlauf der Geschichte sein Überlebenswille und die Hartnäckigkeit, mit der er unermüdlich weiterzuleben versucht. Thomas Kretschmann als SS-Offizier Wilm Hosenfeld war für meinen Geschmack zu wenig präsent; mir wäre es lieber gewesen, sie hätten sich nach dem Krieg unter anderen Umständen wiedergetroffen, was ihnen jedoch verwehrt blieb.
                                                Erwähnenswert ist noch der Score, besonders die Stelle, als Władek Wilm Hosenfeld die Ballade von Chopin vorspielt, ist einfach nur traumhaft. Władysław ist erschöpft, krank und ausgezehrt vom Hunger und schafft es trotzdem, dem Klavier solch wunderschöne Töne zu entlocken. Magisch!

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                                                  über Drive

                                                  Da ich Drive super fand und diesen Genuss gerne wiederholen wollte, ging ich gestern ins Kino und sah ihn mir ein zweites Mal an. Und was soll ich sagen? Wieder saß ich während dem Abspann nur da, starrte auf die Leinwand und ließ die schönsten Momente des Films revue passieren. Und da ich schon wusste, was auf mich zukam, gab es keine Enttäuschung mehr. Anders als bei vielen anderen, die sichtlich froh waren, dass der Film vorbei waren - wahrscheinlich hatten sie sich einen Action-Blockbuster erwartet.
                                                  Das kann ich schon mal vorweg sagen: Wer hier einen reinen Actionfilm mit einer durchsichtigen Lovestory erwartet, sollte lieber das Geld sparen und sich eine dementsprechende DVD ausleihen.
                                                  (Fazit von einem anderen Kinobesucher beim Verlassen des Saales: "So ein langweiliger Film, die haben schon die ganzen Actionszenen im Trailer verbraten. Ich dachte, das wird richtig cool, aber der war total öde.")

                                                  Zum Film: Ich persönlich konnte die Szenen mehr genießen, weil ich mich jetzt nicht mehr so stark auf die Story konzentrieren musste. Viel mehr schenkte ich jetzt den kleinen Dingen Beachtung, die diesen Film wirklich zu einem - okay, Meisterwerk ist übertrieben, aber immer noch zu einem sehr guten Film machen.
                                                  Die ruhigen Passagen fand ich um Längen besser als die actionreichen, die zwar sehr gut gemacht sind, aber nicht gut zu meiner Abneigung für Actionszenen passen. Und so genoss ich die ersten Filmminuten (bis Standard) auftaucht am meisten und an diesen Szenen ist wirklich alles perfekt. Von den Bildern zu den Hauptdarstellern und zur Musik, die bei mir zurzeit rauf und runter läuft. Jeder dieser Songs hat Ohrwurmcharakter und geben dem Film das gewisse Etwas.
                                                  Und zu Ryan Gosling kann ich nur sagen, dass er hier eindeutig die beste Performance seit Lars und die Frauen (meiner Meinung nach) abliefert. Scheinbar sehr neutral und gefühlskalt, zeigt er doch ab der Mitte des Films, dass dem gar nicht so ist. Aber auch das wird nicht übertrieben offen dargestellt, sondern man muss genau hinsehen und sich selber seinen Teil dazudenken.

                                                  Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal von einem Film so sehr geflasht war. Und deshalb gibt's auch die zehn Punkte mit Herzchen.

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                                                    über Memento

                                                    Endlich wieder mal ein Film, den man erst beim zweiten Mal Ansehen ansatzweise zu verstehen lernt. Beim ersten Mal nimmt man alles auf, entdeckt den Twist am Ende und wird im schlimmsten Fall nicht schlau daraus und stempelt den Film als dumm ab und vergisst ihn wieder. Aber im besten Fall hat man nicht nur den Film verstanden, sondern man will ihn auch ein zweites Mal sehen, um die Zusammenhänge richtig zu begreifen. Dadurch, dass man schon zu Beginn das Ende des Filmes sieht und sich der eigentliche Twist am Anfang der Geschichte bzw. dem Ende des Filmes befindet, muss man etwas kompliziert denken, was aber durchaus nicht schlecht ist. Eher empfand ich es als erfrischend neu, nicht alles vorgekaut vorgesetzt zu bekommen und dass man sich seinen eigenen Reim daraus machen kann. Es gibt nicht viele Filme, die ich nach der ersten Besichtigung noch einmal sehen will, aber dieser gehört definitiv dazu.

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