Dexter ist zurück: So gut ist die Wiedergeburt des Serienkillers

10.07.2025 - 09:00 UhrVor 7 Stunden aktualisiert
Dexter: Wiedererwachen
Paramount+
Dexter: Wiedererwachen
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Mit Dexter: Wiedererwachen startet morgen die vierte Serie im stetig wachsenden Universum des beliebten Serienkillers und holt Michael C. Hall zurück – mit Erfolg.

Dexter: Wiedererwachen sagt als Titel der neuen Serie eigentlich schon alles: Michael C. Halls berühmt-berüchtigter Dexter Morgan weilt ab sofort wieder unter den Lebenden. Morgen starten die ersten zwei Folgen bei Paramount+ *. Doch ist der wohl beliebteste TV-Serienkiller unter seiner neu ausgerollten Folie frisch geblieben?

Dexter: Wiedererwachen holt Michael C. Hall in alter Stärke zurück

Im Gegensatz zu manch anderen Dexter-Fans habe ich vor drei Jahren die Fortsetzung Dexter: New Blood samt umstrittenem Ende geliebt. Insofern war ich skeptisch, als letztes Jahr bei der Ankündigung mehrerer neuer Dexter-Serien auch Michael C. Halls Rückkehr von den Toten offengelegt wurde. Das roch stark nach einer von Geld statt von Charakterentwicklungen motivierten Entscheidung.

Beim letztes Jahr gestarteten Prequel Dexter: Original Sin bin ich mir nach einer Staffel Dé-já-vus in Dexters Jugend immer noch nicht sicher, welchen Mehrwert sie mitbringt. Doch Dexter: Wiedererwachen gelingt das Kunststück einer nostalgischen Rückkehr mit neuen Impulsen. Und das ist weit mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte.

Schaut hier den Trailer zu Dexter: Wiedererwachen

Dexter: Wiedererwachen - S01 Trailer (Deutsch) HD
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Schon vor einem halben Jahr erklärte das Spin-off Original Sin Dexters Überleben. Die Kälte verhinderte sein Ausbluten trotz Brustschuss von Sohnemann Harrison (Jack Alcott) und die Ärzte belebten ihn wieder. Aber erst nach zehn Wochen im Koma erwacht Dexter nun vollständig.

Im Krankenbett muss er kurz darauf seinem alten Kollegen Angel Batista (David Zayas) ins Auge sehen. Der gibt "Jim Lindsay" nach zehn untergetauchten Jahren zwar seine alte Identität als Dexter Morgan zurück, will aber auch wissen, was es mit der Anschuldigung auf sich hat, sein alter Bekannter sei der Bay-Harbor-Metzger. (Wir erinnern uns: So betitelten die Medien Dexter in Staffel 2, bevor er die Schuld auf seinen misstrauischen Polizeikollegen Doakes abschob. Am Ende des Sequels New Blood hinterfragte Batista diese Lüge.)

In die Enge getrieben, ergreift Dexter bei der nächstbesten Gelegenheit die Flucht und begibt sich nach New York City. Dort will er seinem mittlerweile in einem Hotel arbeitenden Sohn Harrison finden, der ebenfalls Killer-Instinkte in sich trägt, und ihm ein besserer Vater und Mentor sein.

Im Big Apple wimmelt es allerdings vor anderen Serienkillern und das ruft einen wohlhabenden Fan auf den Plan, der sie finanziert, "sammelt" und zusammenführt. Sein erstes geheimes Killer-Treffen konfrontiert Dexter mit alten Mordmustern und neuen Gewissenskonflikten, wenn er in Folge 4 schließlich Lady Vengeance (Krysten Ritter), den Tattoo-Collector (Neil Patrick Harris), Rapunzel (Eric Stonestreet) und dem Gemini-Killer (David Dastmalchian) begegnet.

Wie nahtlos Michael C. Hall seine mörderische Paraderolle wieder überstreift, bereitet viel Freude. Wenn er aus dem Off seine schlechte Verfassung kommentiert ("Koma ist schlecht für Cardio") oder sich in Umarmungen versteift, ist Dexter Morgan wahrhaftig wieder zurück. Trotzdem warten ein paar Überraschungen.

Der wiedererwachte Dexter balanciert zwischen dem, was wir wollen und dem, was wir brauchen

Im Tonfall erinnert Dexter: Wiedererwachen eher an New Blood als an die Originalserie, nicht nur wegen des Ortswechsels vom sonnigen Miami in die verschneite Kleinstadt Iron Lake und nun in die Großstadt New York. Obwohl das Wiedersehen etwas brutaler, kühler und mit mehr Needledrops im Soundtrack als die Mutterserie daherkommt, erfüllt die neue Serie auch Fan-Träume mit jeder Menge Nostalgie.

Nach Debra als unsichtbarer Begleiterin in New Blood, darf nun erneut Papa Harry (James Remar) Dexters Taten als Machtgeist mit ihm ausdiskutieren. Außerdem holt die neue Serie schon in den ersten Minuten nicht nur Dexter, sondern auch diverse verstorbene Gegenspieler zurück. Der Trinity-Killer Arthur Mitchell (John Lithgow, Staffel 4), Staatsanwalt-Bösewicht Miguel Prado (Jimmy Smits, Staffel 3) und sogar Polizei-Sergeant Doakes (Erik King, Staffel 1-2) lassen einen Gruß da.

Diese Cameos fühlen sich zunächst verdächtig nach reinem Fan-Service an. Wer wie ich an ihrem Mehrwert zweifelt, darf sich in Folge 3 aber von weiteren (hier noch geheim gehaltenen) Gastauftritten bekannter Figuren überzeugen lassen, die mehr Gefühl und Verstand mitbringen.

Wahrscheinlich hätte Michael C. Halls Dexter-Rückkehr allein in der Konstellation zwischen Batista und Harrison auch so gezündet. Cameos und Rückverweise sind jedoch eine verlockende Ansage von Serienlenker Clyde Phillips, dass die Vergangenheit keineswegs ruhen darf. In vielen Momenten verschafft das Anknüpfen an frühere Konflikte sogar eine lang erwartete Genugtuung – zum Beispiel, wenn Batista nach zwei Serien ohne Konfrontation endlich Dexter als Serienkiller statt Freund ins Antlitz blickt.

Inmitten des bekannten Personals wirken manche Neuzugänge, wie die gefährlich clevere Ermittlerin Wallace (Kadia Saraf), zuweilen noch wie Fremdkörper, während man andere, wie Rideshare-Fahrer Blessing Kamara (Ntare Guma Mbaho Mwine), sofort ins Herz schließt. Auch wenn Dexter Blessings Bekanntschaft zunächst nur für eine neue Wohnung und einen neuen Job ausnutzt, steigern nichtsahnende Freunde das Vergnügen an Dexters Täuschungsmanövern. Dexter braucht den frischen Wind neuer Figuren, Schauplätze und Aufgaben, um seine Relevanz zu behalten. Genauso wie überraschende Charakterwendungen, wenn unser notorisch unempathischer Lieblingsmörder plötzlich Opfer rettet, statt Täter zu fangen.

Mut zur Verrücktheit – und Blicke in Dexters Seele

Die Abkehr vom Polizeihandwerk stellt für den neuen Dexter eine Hürde dar. Ohne offiziellen Ausweis zur Spurensicherung gestaltet sich das Aufräumen hinter seinem mordenden Sohn schwierig. Und Geld muss er nebenbei auch noch verdienen. Als Privattaxi-Fahrer mit "katastrophaler" Wertung von 4.2 Sternen schlummert in Dexter auf jeden Fall viel Humor. Erst recht, wenn er äußert angefressen reagiert, dass ein New Yorker Taxi-Mörder den Mediennamen seines Triebs ("Dark Passenger") trägt.

Erneuerungen erfordern Mut und diesen Mut besitzt Dexter: Wiedererwachen. Selbst wenn Modernisierungen der Story die Glaubhaftigkeit gelegentlich mit identitätsverschleiernden Hightech-Pullovern überstrapazieren (egal, wie real die Vorbilder  sind). Um Uma Thurmans mysteriöse Auftritte zu verstehen, muss das Dexter-Publikum sich sogar bis Folge 4 gedulden. Doch dann zieht die Serie ihre Spannungsschraube noch einmal völlig neu an, sodass die ersten drei Folgen fast wie ein Prolog wirken.

Nur so viel, wie schon im Trailer zu sehen ist: Peter Dinklages Leon Prater erscheint plötzlich als Millionär auf der Bildfläche und bringt eine hinreißend kindliche Freude für Bestien und ihre Trophäen mit. Sein Serienkiller-Sammler wirkt (selbst in einer Dexter-Serie) fast zu verrückt, um wahr zu sein. Trotzdem funktioniert die riskante Story-Entscheidung hervorragend. Denn wenn Dexter mit anderen Mörder:innen erstmals über seinen Tötungstrieb spricht, öffnet die Figur sich auf eine Weise, wie es der ironischen Kopfstimme in acht Staffeln Dexter nicht gelungen ist. Charakterreibungen, eine schnellfüßige Handlung und Moralfragen finden eine verblüffend ausgewogene Balance.

In einer Szene bekennt Dexter sich effektvoll zu seiner Identität als Bay Harbor Butcher – dem Mörder böser Buben. Es ist ein Gänsehautmoment, in dem die Serie sich auch in seine Unheimlichkeit hineinlehnt und fragt: Wäre Harrison, dessen Mordinstinkt anders daherkommt als der seines Vaters, mit einem Vorbild wie Batista nicht besser bedient? Dexters Auferstehung wird auf jeden Fall noch gravierende Folgen haben – und das werden die kommenden Episoden hoffentlich genauso mitreißend ausloten wie der Auftakt.

Dieser Serien-Check basiert auf den ersten vier Folgen von Dexter: Wiedererwachen. In Deutschland startet die Serie mit zwei Folgen am 11. Juli 2025 bei Paramount+ und zeigt den Rest ihrer 10 Episoden anschließend wöchentlich, immer freitags.

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Die 15 Highlights im Juli umfassen neben der neuesten Staffel der derzeit besten Star Trek-Serie auch die mit Spannung erwartete Dexter-Rückkehr, Kriminachschub für NCIS-Fans sowie das Netflix-Finale eines Fantasy-Epos und bildgewaltige Science-Fiction.

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