Agent Smith93, seines Zeichens bevollmächtigter Repräsentant Ihrer Majestät und obendrein Sonderbeauftragter des MI6, ließ mir vor einigen Tagen eine Nachricht zukommen, die sich in altbewährter Manier selbst zerstörte.
Nachdem ich das Feuer in meinem stillen Kämmerchen zum Glück habe ersticken und sämtliche Springleranlagen wie Rauchmelder unter Kontrolle bringen können, warf mir doch tatsächlich auch noch Scars, der mir mit dieser Aktion eben eine solche bescherte, sein martini-durchtränktes Stöckchen an den übergroßen Kopf.
Migränt und verkatert wie eh und je raffe ich mich also mal wieder mit alamierender Verspätung auf.
Schüttele mich, denn ich bin ja doch irgendwie gerührt... ähh jaa...
Da es für Nomierungen ja nun leider zu spät ist, gehe ich einfach mal dezent zur Tagesordnung über.
1. Wie würdest du James Bond in einem Wort beschreiben?
Alt, aber (noch) nicht veraltet.
2. Wer ist dein liebster Bond-Darsteller?
Hach, schon jetzt? "Dabei hatten Sie es gut gemacht. So aufmerksam waren Sie und hatten Aufmerksamkeit verdient. Sie hatten begonnen, Vertrauen aufzubauen, und jetzt, plötzlich, diese plumpe Überleitung zu ihrem Fragebogen. Tss, tss..."
Ähhh, Moment, falscher Film.
Ja, ich gestehe es. Beim Bond-Franchise kann man bei mir eher von den Filmen sprechen, die ich vollständig gesehen habe. Denn abgesehen von den modernen Craig-Bonds bin ich bis jetzt bei nahezu jedem zweiten Film der Reihe abends vor dem Fernseher eingeschlafen. So habe ich bei Moonraker viel lieber meine eigenen Trips zum Mond unternommen, um dann gegen Ende von Richard Kiel und seiner Schlumpfine mehr oder weniger aus der Fötusstellung "gebissen" zu werden. Einzige Ausnahmen bilden Goldfinger, Der Mann mit dem goldenen Colt und Lizenz zum Töten.
Daher wäre es wohl Daniel Craig. Auch wenn viele ihn als zu hart, zu emotionslos empfinden, so mag ich gerade das an ihm. Er ist ein Bond mit Ecken und Kanten, trotz seiner runtergekühlten Art einer mit Emotionen, Schwächen und Fehlern. Sein James Bond ist eine Waffe auf zwei Beinen, aber gleichzeitig ist er auch ein richtiger Charakter mit einem Gesicht. Eine eiskalte, egomanische Drecksau, die, fast schon ein Antiheld, sich kaum noch von den vermeintlich Bösen, die sie bekämpft, unterscheidet. Und Antihelden finde ich persönlich viel interessanter als die immer gleiche, glatt gebügelte chauvinistische Romantisierung eines "Auftragskillers" im Dienste Ihrer Majestät.
Abgesehen von Daniel Craig war es wohl der (zumindest damals) vielfach ungeliebte Timothy Dalton, der mir am besten gefallen hat.Er und Craig haben wohl auch mit am meisten mit der eigentlichen Romanfigur von Ian Fleming gemein.
Mit dem glatt geschniegelten Charmeur Pierce Brosnan oder dem albernen Roger Moore kann ich hingegen gar nichts anfangen, bei letzterem zumindest mit nichts, was ich so zwischen Wange und Sofalehne mitbekommen habe. Bei Sean Connery hingegen habe ich wohl noch massiven Nachholbedarf.
3. Und wer sollte den nächsten Bond spielen?
Och, dieses dauerleidige Buchmacher-Thema. Ich persönlich hätte ja nach einer schwarzen Eve Moneypenny nichts gegen jemanden wie Idris Elba oder auch David Oyelowo (Selma). Allerdings sollte man bei aller "Black Power" Ambition auch bedenken, dass man die Figur, insbesondere die aus den Romanen, nicht vollkommen verfälscht, eben auch von der ethnischen Herkunft.
Vielleicht braucht man auch wie bei Craig damals ein für das Publikum frisches, unverbrauchtes Gesicht. Benedict Cumberbatch oder Michael Fassbender wären durchaus eine Option, allerdings schauspielerisch vielleicht etwas zu überqualifiziert und besser auf der Antagonistenseite aufgehoben.
Was einen weiblichen 007 angeht, kann ich mich vielen meiner Vorredner hier aber nur anschließen: Emily Blunt wäre absolut perfekt für den Job. Wenn sie dann nicht schon als schießwütiges Bond-Girl dem neuen Hauptdarsteller die Show stehlen darf.
4. Warum guckst du (keine) James Bond-Filme?
Um ehrlich zu sein, bin ich sehr spät wirklich auf die Reihe aufmerksam geworden. Dabei ist ein guter Freund von mir langjähriger Bondfan seit Kindertagen. Ich kannte Bond zu dieser Zeit höchstens durch die ständigen Ausstrahlungen im TV, wo er für mich ausschließlich das Gesicht von Brosnan hatte.
Einigermaßen angefixt wurde ich tatsächlich erst 2006 von Casino Royale. Ich war damals bei dem ganzen üblen Presserummel um Daniel Craig irgendwie neugierig und Casino Royale ist neben Skyfall auch der Teil, den ich als Erstes tatsächlich im Kino gesehen habe und der mir bis heute am besten gefällt.
Etwas unbegreiflich ist mir allerdings der Hass, der Ein Quantum Trost bis heute entgegenschlägt. Sicher, das Wackelkamera-Konglomerat des bis dahin spürbar action-unerprobten Marc Forster ist Geschmackssache. Vor allem ist dieser Bond nicht nur sehr kurz gegenüber dem ausladenen Vorgänger (bzw. jetzt den Nachfolgern), sondern auch buchstäblich trostlos.
Abseits der vielen, zu hektischen Actionsequenzen gibt es nicht nur die grandios inszenierte Tosca-Vorführung zu bestaunen, Bond gibt sich hier mit Kritik am Klimawandel, der Wasser-und Ressourcenknappheit, sowie den dubiosen Konzernen, welche mit ausgestrecktem, vermeintlich grünen Daumen aus den Missständen Kapital schlagen wollen, sehr politisch. Zu politisch vielleicht. Zudem muss man bedenken, dass der Film wie viele andere von Ende 2008 bis 2009 Opfer des Drehbuchautorenstreiks wurde und daher längst nicht mit dem wirklich guten Skript zu Casino Royale mithalten konnte, der ja schließlich ziemlich genau auf der Vorlage von Ian Fleming beruhte.
Insgesamt daran gemessen vielleicht eine kleine Enttäuschung, aber das viele hier vom schlechtesten Bond überhaupt reden, kann ich nicht so wirklich nachvollziehen.
5.
Auf einer Skala von 1 (gähn) bis 10 (brillant) - wie bewertest du das Franchise?
Ich kann zwar schlecht ein Franchise bewerten, von dessen mittlerweile satten 24 Einträgen ich schätzungsweise maximal 7 komplett durchgehalten habe. Aber Die Craig-Bonds, die bei mir zumindest irgendwo für sich stehen, würde ich Alles in Allem mit einer 7,5/10 bewerten. Es sind gute, oft mitreißend inszenierte Agenten-Thriller, die angenehm modernen Zeitgeist verströmen und doch etwas Klassisches an sich haben. Vor allem Skyfall ist wohl die perfekte Mischung aus Neu-Modernem und Altbewährt-Klassischem.
Andererseits finde ich, dass beispielsweise die Bourne Trilogie dann doch noch etwas höher im Genre anzusiedeln wäre. Es ist bestimmt kein Zufall, dass Marc Forster sich so einiges bei Kollege Paul Greengrass abgeschaut hat. Wenn leider wohl auch dessen dauerhyperventilierende Kamera...
Wenn es etwas gibt, was sowohl Bond als auch Bourne in Sachen Agentenfilm nicht nur kombiniert, sondern möglicherweise sogar übertrumpft, dann ist es wohl die Serie Person of Interest.
Nicht genug, dass Jim Caviezel gut und gerne ein neuer James Bond werden könnte, das Szenario von Geheimdiensten und totaler Überwachung durch künstliche Intelligenz wird so erschreckend und dermaßen am Puls der Zeit, eben in der Post-Snowden-Ära entworfen, dass man bei nach dieser Serie wohl Überwachungskameras an jedweden Orten nicht nur mit anderen, sondern obendrein wacheren Augen sehen wird.
6. Bond, James Bond! Hast du dich in deinem Leben schon
jemals wie Bond vorgestellt und deinen Nachnamen absichtlich zuerst
genannt?
(Alternativfrage: Geschüttelt oder gerührt?)
Aber klar doch. Bolzen. Dreh Mum Die Bolzen. You know my name.
...und schüttelt mich nicht, ich bin keine Medizin.
7. Spectre gucke ich , weil ich fest davon überzeugt bin, dass mit diesem Film die Craig-Ära ihr Ende nehmen wird. Die Erwartungen nach dem großartigen Skyfall sind natürlich gewaltig und bisher die ersten Reaktionen hier und in den USA eher verhalten. Dennoch erhoffe ich mir einen guten, soliden Streifen (Kann Sam Mendes überhaupt schlechte Filme drehen?), der die ganze Geschichte um Quantum., äh Spectre zu einem runden, stimmigen Abschluss bringen wird. Was danach kommt, bleibt abzuwarten.
So oder so: Sooner or later, James Bond will return.