Lohnt sich der Drachenzähmen leicht gemacht-Realfilm? An der Fantasy-Rückkehr erstaunt nur eine Sache

09.06.2025 - 10:10 Uhr
Drachenzähmen leicht gemacht
Universal
Drachenzähmen leicht gemacht
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Drachenzähmen leicht gemacht startet am 12. Juni 2025 im Kino und knüpft als Live-Action-Remake nahtlos an die Vorlage an. Doch wie gut ist das Fantasy-Abenteuer geworden?

Der Fantasy-Film Drachenzähmen leicht gemacht erweckt 15 Jahre nach dem gleichnamigen Originalfilm die animierten Drachen in einem Realfilm-Remake zu neuem Leben. Doch lohnt sich der Ausflug in den Live-Action-Himmel über der Insel Berk? Das kommt ganz darauf an, was ihr von dem Remake erwartet.

Die gute Nachricht lautet: Drachenzähmen leicht gemacht ist wie das Original

Wikinger-Junge Hicks (Mason Thames) will im Fantasy-Abenteuer Drachenzähmen leicht gemacht in die Fußstapfen seines starken Vaters Haudrauf (Gerard Butler) treten und ein berühmter Drachentöter werden. Ihre Heimatinsel Berk wird seit Jahren von den fliegenden Feinden heimgesucht. Seine wenig wikingerhafte Statur versucht Hicks dabei erfolglos mit Erfindungsreichtum auszugleichen. Als er endlich doch einen sagenumwobenen "Nachtschatten" vom Himmel schießt, kann er den Drachen allerdings nicht töten und freundet sich stattdessen mit "Ohnezahn" an – was alles bisher Geglaubte infrage stellt.

Von 2010 bis 2019 spielten die drei DreamWorks-Animationsfilme der Drachenzähmen-Reihe im Kino weltweit 1,6 Milliarden US-Dollar ein. Nicht zuletzt deshalb verlegte Universal sich nach Vorbild zahlreicher Disney-Live-Action-Remakes auf eine Wiederbelebung des Erfolgs im Realfilm-Gewand.

Dean DeBlois, der zusammen mit Chris Sanders schon das Original inszenierte, liefert mit dem Fantasy-Blockbuster anderthalb Dekaden später den gleichen Film noch einmal ab. Und es funktioniert erneut: Auf der Leinwand entfaltet sich ein spannendes Fantasy-Abenteuer mit guter Dramaturgie, herzlichem Humor und makellosen Effekten. Wenn Hicks "in echt" rotierend vom Himmel stürzt oder der Endgegner sein gewaltiges Maul aufsperrt, kann es kurzzeitig sogar noch dramatischer und gruseliger werden als zuvor (die neue FSK 12 ist berechtigt).

Drache Ohnezahn bleibt aber als Herz der Reihe zum Dahinschmelzen süß, wenn er mit schiefgelegtem Kopf und großen Augen alle Feindbilder abfackelt. Zum Glück.

Mit Fragen im Gepäck, wie grundverschiedene Eltern und Kinder zueinanderfinden, wie ein Leben mit Behinderung funktioniert und wie weit vorgegebene Normen angezweifelt werden sollten, ist auch das Remake von Drachenzähmen leicht gemacht ein Familienfilm mit Tiefgang. Wer das Original kennt, darf allerdings anfechten, welchen Mehrwert die Drachenkopie bringt.

Die schlechte Nachricht lautet ebenfalls: Drachenzähmen leicht gemacht ist wie das Original

Nachdem schon die Trailer viele Fans zum direkten Szenenvergleich von Vorlage und Remake einluden und Regisseur Dean DeBlois verriet, ikonische Schlüsselmomente "Einstellung für Einstellung nachgestellt" zu haben, überrascht der neue Fantasy-Film höchstens damit, wie viel tatsächlich eins zu eins kopiert wurde. Dialoge kommen wortgetreu zurück, Szenen folgen denselben Kamerawinkeln und niemand wagt es, auch nur einen Schritt von der Vorlage abzuweichen.

Sogar der bunte Wikinger-Look von Sets und Kostümen bleibt gleich, auch wenn die grellen Farben der Drachen ein wenig heruntergedimmt wurden. Unweigerlich drängen sich Erinnerungen an Gus Van Sants exakt nachgedrehtes (und völlig austauschbares) Hitchcock-Remake Psycho auf.

Ein Lachen mag durch den Kinosaal schallen, wenn Haudrauf seinem Sohn die Rüstungsplatte seiner Mutter als "Brusthelm" vermacht. Aber hier zünden nur dieselben Witze des Originals. Die Unterschiede bleiben so minimal, dass selbst diejenigen sie kaum bemerken werden, die den Animationsfilm am Abend vorher noch mal geschaut haben. Da fällt nicht einmal die (in einer Szene kurz erklärte), diversere Besetzung ins Gewicht. Die zwei- statt anderthalbstündige Laufzeit des Remakes speist sich lediglich aus kaum wahrnehmbar erweiterten Szenen und einem längeren Abspann.

Das Erzähltempo wird durch die erweiterte Länge zwar nicht ausgebremst, aber das offenkundige Abpausen der Vorlage hat zur Folge, dass das Drachenzähmen-Remake trotz realem menschlichen Cast kaum Eigenständigkeit mitbringt. Der nach seinem Originalsprecherauftritt in die Vaterrolle zurückgekehrte Gerard Butler verschwindet unter seinem 40-Kilo-Wikingerkostüm. Hauptdarsteller Mason Thames hinterließ in The Black Phone einen bleibenden Eindruck und füllt Hicks nun als Charakter genau aus. Als Marionette unter den Ponyfransen seiner Boyband-Frisur hat er aber keine Chance auf ein Profil, das sich von seinem animierten Vorgänger in irgendeiner Form unterscheidet.

Wikingerin Astrid (Nico Parker) ergeht es ähnlich. Lediglich Nebenfiguren wie Nick Frosts Holzbeinveteran Grobian oder Julian Dennisons nerdiger Teenager Fischbein, der Drachenfähigkeiten wie Pokémon-Sammelkarten herunterbetet, profitieren von realen Gesichtszügen, die ihnen mehr Glaubwürdigkeit verleihen. Die Drachen sind zum Glück Fabelwesen. Als solche leiden sie nicht unter dem Vergleich mit "echten" Vorbildern, der vielen Disney-Remakes wie König der Löwen auf die Füße fällt – weil Gestik und Mimik der animierten Tiere dort unrealistisch wirken (Stichwort: Uncanny Valley).

Lohnt sich der Kinobesuch von Drachenzähmen leicht gemacht?

Wer sich vom Remake exakt dieselbe Geschichte in minimal veränderter Optik (mit realen Menschen und Landschaften) erträumt, bekommt in Drachenzähmen leicht gemacht genau das Erhoffte zu sehen. Bild für Bild. Wieder können wir mit Hicks das Kribbeln im Bauch beim ersten Flug erleben und um die Held:innen bangen, wenn der übergroße Alpha-Drache seine Feuersbrunst entfesselt.

Nach dem Erfolg des jüngsten Disney-Remakes Lilo und Stitch verspricht auch die Rückkehr der Drachen viele Menschen mit Nostalgie ins Kino zu locken – und die nächste Generation von Drachenreiter:innen gleich mit. Fantasy-Fans, die mit Animationsfilmen weniger anfangen können, haben nun die Möglichkeit eine Wissenslücke stopfen. Wer die Reihe hingegen schon lange liebt, wird nicht viel Neues vorfinden, sondern nur eine Kuscheldecke, zusammengestrickt aus Altbekanntem.

Derart wohlig eingehüllt bedient das Remake alle Erwartungen. Ob das etwas Gutes oder Schlechtes ist, muss am Ende jede:r Kinogänger:in selbst entscheiden.

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