Das Jahr 2017 ist zu Ende. Wie viele von uns habe ich mich zum Jahresabschluss nochmal eingehender mit den filmischen Erlebnissen auseinandergesetzt. Weniger in Form von Top-10-Listen, denn die finde ich etwas schwierig zu erstellen. Zum einen habe ich noch nicht einen Großteil der aktuellen Kinofilme gesehen und zum anderen sind mir die gesehenen Werke aus etwas länger zurückliegenden Zeiten genauso wichtig. Zum Ende des Artikel werde ich trotzdem versuchen, einige Toplisten zusammenzutragen - unter meinen Parametern versteht sich.
755 - Eine schier unglaubliche Zahl
Im Jahr 2017 habe ich 755 Filme gesehen. Diese Zahl musste auch ich erstmal auf mich wirken lassen. Noch nie zuvor habe ich innerhalb eines einzelnen Kalenderjahres dermaßen viele Filme gesehen. Meine bisherige Höchstmarke lag bei 672 aus dem Jahr zuvor und wurde nun um 83 Filme überboten. Ich denke, diese Zahl wird für mich jedoch in den nächsten Jahren kaum zu überbieten sein. Dazu waren das Jahr 2017 und die zeitlichen Möglichkeiten, die es mir bieten konnte, zu speziell. Zusätzlich verzichtete ich auf so manche andere Hobbys, die in der Vergangenheit stärkere Aufmerksamkeit von mir erhielten und sie auch wieder mehr verdient haben.
755 - das bedeutet im Schnitt 2,07 Filme pro Tag! Ein bisschen verrückt kommt mir das nun schon vor. Doch ist es das wirklich? Ja, okay, wahrscheinlich schon. Zu meiner Rechtfertigung möchte ich jedoch anführen, dass unter diesen 755 Werken immerhin 96 Kurzfilme vertreten waren. Nähme ich die Kurzfilme aus meiner Rechnung heraus, käme ich auf einen Tagesschnitt von "nur noch" 1,8 Filmen. Geht doch! Man muss sich nur die Zahlen schön rechnen...
Die filmstärksten Monate des Jahres 2017 waren für mich mit jeweils 79 Filmen der Januar und der Juni. Auf Platz 3 landete der April, in dem ich 74 Produktionen geschaut hatte. Am schwächsten fiel der September mit 50 gesehenen Filmen aus.
Insgesamt habe ich 79 Filme im Kino gesehen. 136 Filme habe ich über
Mubi geschaut, während es nur 37 über Netflix waren. Die restlichen
Werke verteilen sich auf DVD bzw. Blu-ray Disc, Fernsehen (bzw.
Fernsehaufzeichnungen oder Mediatheken) und anderen
Internetmöglichkeiten wie YouTube, Vimeo oder ähnlichem.
Von den 755 Filmen hatte ich übrigens 747 zum ersten Mal überhaupt gesehen, das heißt nur 8 Filme kannte ich bereits schon. Unter diesen Acht waren beispielsweise Das Turiner Pferd, Shining (allerdings erstmalig in der amerikanischen Schnittfassung), oder Fritz Langs Indien-Zweiteiler.
Was habe ich eigentlich gesehen?
Ich habe Filme aus 59 verschiedenen Ländern geschaut. Immerhin aus 38 dieser Länder habe ich sogar mehr als nur einen Film gesehen. Ich habe jedem Film stets einem Hauptproduktionsland zugewiesen, was bei internationalen Koproduktionen nicht immer ganz einfach ist. An der Spitze haben sich drei Staaten um die vorderste Platzierung "gestritten" und es wurde durchaus knapp:
1.Frankreich (132 Filme, 17,5%), 2.Deutschland (125 Filme, 16,6%), 3.USA (119 Filme, 15,8%), 4.Großbritannien (70 Filme, 9,3%), 5.Japan (45 Filme, 6,0%), 6.Italien (37 Filme, 4,9%), 7.Südkorea (18 Filme, 2,4%), 8.Kanada, Russland und Hongkong (jeweils 14 Filme, 1,9%)
Damit haben es bei mir sonst so hoch im Kurs stehende Nationen wie beispielsweise Dänemark (10) oder China (11) nicht einmal in die Top 10 geschafft. Überraschend stark vertreten waren übrigens Filme von den Philippinen (9), aus Indien (10) oder aus Mexiko (8). Aus gab natürlich auch so einigen Exoten: Grönland, Mauretanien, Peru, Georgien (sogar mit 4 Filmen), Äthiopien, Slowenien, Kambodscha, Angola, Kasachstan oder Mozambique - um nur einige zu nennen.
Wenn ich mir die Entstehungsjahre, der von mir gesehenen Filme anschaue, belegen zwar die letzten fünf Jahre die vordersten Plätze: 2017 (58 Filme), 2016 (54), 2015 (41), 2014 (40) und 2013 (23). Es gab halt so einiges nachzuholen... Aber das bedeutet auch, dass ich 539 Produktionen geschaut habe, die älter als 5 Jahre sind, sich jedoch über mehr als 100 Jahre Kinogeschichte verteilen. Der älteste von mir gesehene Film stammt aus dem Jahre 1906. Besonders stark vertreten waren wie so häufig die 60er bis 90er Jahrzehnte.
458 der gesehenen Filme lassen sich dem etwas offenen Genre des Drama zuordnen. Das sind 60,7 Prozent aller gesehenen Filme. Außerdem habe ich 114 Dokumentarfilme geschaut (15,1%).
Eine komplette Auflistung meiner im Jahr 2017 gesehenen Filme läßt sich übrigens in einer Liste genauer anschauen.
Welche Schauspieler und Regisseure sind mir am häufigsten begegnet?
Die Top 5, der von mir im Jahr 2017 gesehenen Schauspieler, wird ausnahmslos von Franzosen dominiert:
1.Jean-Louis Trintignant und Isabelle Huppert (jeweils 10 Filme), 3.Michel Piccoli (8 Filme), 4.Jean-Paul Belmondo und Gérard Depardieu (jeweils 7 Filme)
Etwas überraschend belegt ein "Darsteller" den sechsten Platz, den man vielleicht in so einer Aufflistung zunächst nicht erwartet hätte. Und etwas mulmig ist es mir schon, aber mit immerhin 6 Auftritten hat es ein gewisser Adolf Hitler in die vorderen Ränge geschafft, was jedoch natürlich nur aufgrund der Tatsache geschuldet ist, dass ich so einige Dokumentarfilme geschaut habe, in denen er zu sehen war.
Was die am häufigsten gesehenen Regisseure angeht, ist die Top 10 durchaus vielfältiger. Und anders als man es nach den Schauspielern vermuten könnte, sind die obersten Plätze nicht von Franzosen belegt:
1.Jürgen Böttcher (20 Filme), 2.Kenneth Anger (11 Filme), 3.Ken Loach (10 Filme), 4.Sergei Loznitsa, David Lean und Jay Rosenblatt (jeweils 9 Filme), 7.Louis Malle und François Ozon (8 Filme), 9.Peter Greenaway, Costa-Gavras und Lav Diaz (jeweils 7 Filme)
Außerdem habe ich mich eingehender mit den Filmen von John Cassavetes, Thomas Arslan, Peter Nestler, Dario Argento, Max Ophüls und Tsai Ming-liang beschäftigt. Auch bei Werner Herzog, Nicholas Ray, Satyajit Ray, Ernst Lubitsch, Jean-Luc Godard, François Truffaut und Eric Rohmer konnte ich so einige Lücken schließen.
Der Versuch einiger Toplisten
Was waren nun meine Highlights des Jahres 2017? Fange ich mal mit den aktuellen Kinofilmen an. Ich habe zwar 79 Filme im Kino gesehen, da waren aber einige Festivalfilme (Berlinale, Woche der Kritik) und Retrospektivenbeiträge darunter. Erstere lasse ich für meine Top 10 jedoch zu.
Einen umfassenden Blick auf das Kino des Jahres 2017 kann ich natürlich nicht haben, sodass jeder Versuch einer Topliste ein Versuch bleiben muss:
1.The Square (8,5), 2.From the Balcony (8,5), 3.Ana, mon amour (8,5), 4.In the Intense Now (8,0), 5.Small Talk (8,0), 6.I Am Not Madame Bovary (8,0), 7.Song to Song (8,0), 8.One Thousand Ropes (8,0), 9.Ghost in the Mountains (8,0), 10.Personal Shopper (7,5)
Tolle Highlights waren für mich jedoch auch folgende Kinoerlebnisse: Vive l'Amour - Es lebe die Liebe (1994, Taiwan - 9,0), Der letzte Tanz (1998, Taiwan - 9,0), Aimless Bullet (1961, Südkorea - 8,5), Nachtasyl (1936, Frankreich - 8,0) und Klassenverhältnisse (1984, Deutschland - 8,0).
Für mich persönlich viel spannender und interessanter ist jedoch der Blick auf meine Top 10 der im Jahr 2017 gesehenen Filme. Dabei lasse ich alles zu, was mich so in den letzten 365 Tagen begeistern konnte.
1.Der Holzschuhbaum (1978, Italien - 9,5), 2.Der letzte Tanz (1998, Taiwan - 9,0), 3.Der Job (1961, Italien - 9,0), 4.Vive l'Amour - Es lebe die Liebe (1994, Taiwan - 9,0), 5.Im Nebel (2012, Russland/Lettland - 9,0), 6.Die Maisinsel (2014, Georgien - 9,0), 7.Opfer (1986, Schweden - 9,0), 8.Coming Out (1989, DDR - 8,5), 9.Eine Frau unter Einfluß (1974, USA - 8,5), 10.The Square (2017, Schweden - 8,5)
Insgesamt muss ich jedoch sagen, dass ich im Jahr 2017 sehr viele eher mittelmäßige Filme geschaut habe. Zum einen kommt das durch die einfache Zugänglichkeit zu Filmen über Netflix, dessen Filme und Filmauswahl mich bisher überhaupt nicht überzeugen konnten. Zum anderen wollte ich im vergangenen Jahr sehr viele Lücken schließen. Dabei waren jedoch auch so einige Enttäuschungen dabei; aber auch Filme, von denen ich sowieso nichts erwartet hatte. Dieser Vollständigkeitswahn führte manchmal dazu, dass ich auch Filme schaute, auf die ich nicht einmal Lust hatte. Vielleicht sollte ich diese Herangehensweise nochmal genau überdenken.
Serien
Achja, im Serienbereich habe ich auch etwas geschaut. Auch wenn ich ein bekennender Serienmuffel bin, will ich das hier nicht unter den Tisch fallen lassen. Immerhin habe ich 81 Episoden aus 8 verschiedenen Serien gesehen. Jeweils zwei davon waren aus Skandinavien und Großbritannien, während vier Serien aus den USA stammten. Das ist insgesamt gefühlt deutlich mehr als ich erwartet hätte und dürfte damit die letzten Jahre in dieser Hinsicht problemlos in den Schatten gestellt haben. Leider waren da kaum wirklich gute Sachen dabei und an dieser Stelle möchte ich auch keine Serie hervorheben.
* * *
Ich wünschen allen ein wundervolles Jahr 2018. Viel Spaß im Kino und auf dem Sofa. Auf ein gutes Filmjahr 2018!