Philipp II von Frankreich, Heathcliff, Prinz Barin, James Bond, Rhett Butler, Julius Caesar, der erste Time Lord, ein deutschstämmiger Igel mit Lederhosen: Die Film- und Fernsehkarriere von Timothy Dalton ist reich an ikonischen Charakteren historischen und fiktiven Ursprungs. Dabei umfassen die aufgezählten Figuren noch nicht einmal seine Dutzenden von Theaterrollen, zumeist in Stücken von Shakespeare. Und doch ist Dalton bei Weitem nicht so populär wie seine ebenfalls bühnengestählten britischen Kollegen Patrick Stewart, Ian McKellen oder Alan Rickman.
Zwar war auch Timothy Dalton wie diese in Comic-Filmen und einer Blockbuster-Reihe zu sehen, Flash Gordon und Rocketeer waren aber wohl zu speziell, und seine "realistische" Interpretation von James Bond in Der Hauch des Todes und Lizenz zum Töten kam zu früh, um einen Nerv bei den Massen zu treffen. Obwohl die James Bond-Romane Ian Flemings gewiss kein Shakespeare sind, kehrte Dalton doch immer wieder zu ihnen zurück, um seinen Bond zu einem glaubwürdigeren Charakter zu machen. Damit war sein 007 dann zwar ein wesentlich komplexerer Geheimagent als zuvor Roger Moores, bot mit seinen Selbstzweifeln, seiner Frustration und seiner Verletzlichkeit aber auch weniger Möglichkeiten, das Ganze als reinen Eskapismus abzutun.
So dürfte es gerade Timothy Daltons Hingabe an seine Rollen sein, die ihnen in Verbindung mit seinem eisigen Blick und seiner durchdringenden Stimme etwas Unnahbares verleiht. Dazu, dass Dalton ganz in seinen Charakteren aufgeht, trägt auch seine Weigerung bei, sein Privatleben mit der Öffentlichkeit zu teilen. Er ist weder bei Twitter noch bei Facebook aktiv und gab 2014 in einem Interview zu Protokoll:
Wenn man sich irgend etwas über mich online durchliest, dann ist es wunderbar, es ist wunderschön, und es ist alles falsch. [...] Ich liebe das vollkommen: Die Wahrheit ist hinter einer Barriere verborgen, einer Mauer aus Lügen!
Das heißt nun aber nicht, dass Timothy Dalton nur todernste Rollen spielen würde. Schließlich wurde seine Leidenschaft für die Schauspielerei einst durch Kino-Serials und Mainstream-Filme geweckt, wie er in obigem Interview verriet. In Rollen wie dem Schurken Neville Sinclair in Rocketeer, Simon Skinner in Hot Fuzz oder Damien Drake in Looney Tunes: Back in Action bewies er, dass er auch komische Charaktere mit gleicher Hingabe wie dramatische Figuren verkörpern kann.
Zur bereits erwähnten "Mauer aus Lügen" passt auch, dass von Timothy Dalton zwei verschiedene Geburtsjahre kursieren, 1944 und 1946. In einem anderen Interview von 2014 darauf angesprochen, ob er denn nun 68 oder 70 sei, wo er doch viel jünger aussehe, antwortete er nur: "Nun, ich bin viel jünger." Trotzdem sollte Dalton heute aller Wahrscheinlichkeit nach seinen 70. Geburtstag feiern. Und obwohl schon sein bisheriges Schaffen für sich spricht, dürfte er in den letzten Jahren doch noch einmal einen Popularitätsschub bei ganz neuen Zuschauerschichten erhalten haben, denn in Penny Dreadful ist er seit 2014 als Sir Malcolm Murray erstmals regelmäßig in einer Fernsehserie zu sehen: Zwar ungewohnt vollbärtig, aber genauso beeindruckend und faszinierend wie seit Jahrzehnten.
Beide Elemente von Timothy Daltons Karriere, die Theaterausbildung und die ernsten Rollen sowie die komischen Charaktere, finden schon seit 2010 unnachahmlich in seiner Sprechrolle aus Toy Story 3 zusammen: Als theaterbegeisterter Igel Mr. Pricklepants bemüht er sich stets, nicht aus der Rolle zu fallen, obwohl Lederhosen und Tirolerhut des Stacheltiers sich so gar nicht mit seiner englischen Shakespeare-Diktion vertragen. Eine Figur, die Dalton genauso überzeugend und hingebungsvoll zum Leben erweckt wie Geheimagenten, Adelige und romantische Liebhaber.
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