Wir schauen Game of Thrones - Episode 4, 5, 6, & 7

25.03.2012 - 08:30 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Weiter geht der große Game of Thrones Marathon
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Weiter geht der große Game of Thrones Marathon
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Weiter geht es mit dem zweiten Teil des großen Game of Thrones Marathon bei RTL 2. Diskutiert mit uns Geschichte, Figuren und Umsetzung der großen HBO-Fantasyserie, die nun endlich ihre Free-TV Premiere in Deutschland feiert.

Gestern Abend ging es bei RTL 2 mit dem großen Game of Thrones Marathon weiter und auch die Moviepilot-Redaktion saß selbstverständlich wieder vor dem Fernseher. Also keine Müdigkeit vortäuschen liebe Community und Serienfans, sonst geht es ab mit euch an die Mauer!
Nachdem wir in den ersten drei Episoden gesehen haben, wie die Herrscherfamilie Winterfells auf Grund der Berufung Neds (Sean Bean) an den Hof von Königsmund und den Anschlag auf Brans Leben auseinandergerissen wurde, spitzt sich die Auseinandersetzung zwischen den beiden Adelshäusern Stark und Lannister nun immer weiter zu. Aber auch im hohen Norden und jenseits der Meerenge, wo die Pferdeherren rund um Häuptling Khal Drogo (Jason Momoa) ihre Heimat haben, kommt es zu erstem Blutvergießen.

Episode 4: Krüppel, Bastarde und Zerbrochenes (Cripples, Bastards und Broken Things)
Es ist schon eine kleine Herausforderung für den Zuschauer von Game of Thrones bei den ganzen Namen und Beziehungsgeflechten der zahlreichen Figuren nicht durcheinander zu kommen. Doch die Serie macht einen hervorragenden Job dabei, einem die Eigenschaften, Träume und Wünsche dieser vielschichtigen Charaktere im Gedächtnis zu verankern. Auch wenn einem möglicherweise beim ersten mal Schauen das eine oder andere Detail durch die Lappen geht, stellt sich spätestens nach der dritten Folgen das Gefühl einer gewissen Nähe zu den Hauptfiguren ein. Höchste Zeit ein wenig mehr über die Geschichte des Landes Westeros zu lernen, dachten sich wohl die beiden Kreativen Verantwortlichen David Benioff und D.B. Weiss. Folge 4 lebt besonders von zahlreichen spannenden Wortgefechten und Monolgen, die uns tiefere Einblicke in die Zeit der Rebellion gegen den irren König geben. Selten war Exposition so unterhaltsam wie in Game of Thrones.

Da haben wir beispielsweise zu Anfang ein interessantes Gespräch zwischen Tyrion (Peter Dinklage) und Theon Graufreud (Alfie Allen), dessen Rolle in Winterfell bisher noch ein wenig unklar war. Tatsächlich stellt sich heraus, dass Theon als eine Art Pfand für Ned Stark dient, hatte sich Theons Familie als Herrscher der Iron Islands doch in einer Rebellion gegen den frisch gebackenen König Robert Baratheon (Mark Addy) gestellt. Ein Fakt, der ein weiteres Mal in einem späteren Gespräch zwischen Neds Wache Jory (Jamie Sives) und Jamie Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) aufgegriffen wird, als sich die beiden an einen gemeinsamen Kampf gegen die Männer der Eisernen Inseln erinnern.

Östlich von Westeros jenseits der Meerenge lädt uns Viserys Targaryen (Harry Lloyd) zu einer weiteren Geschichtsstunde ein. In einer erotisch höchst aufgeladenen Szene erfahren wir mehr über die große Zeit seiner Familie, die einst mit Hilfe mächtiger Drachen die sieben Königreiche regierte. Langsam wird so auch klar, woher Viserys’ Hang zum Größenwahn kommt. Wer als Kind die Welt versprochen bekam, hört als Erwachsener nicht gerne ein nein. Das Gesicht des selbst ernannten Drachen, als seine Schwester Daenerys (Emilia Clarke) ihn während eines erneuten Ausfalls energisch in die Schranken weist, spricht deshalb auch Bände.

Unterdessen forscht Ned Stark weiter nach dem wahren Grund für den Tod der ehemaligen Hand des Königs Jon Arryn. Trotz der Funde eines royalen Bastards und eines dicken Buches, tappt der Herr von Winterfell weiter im Dunkeln. Der Tod Jon Arryns bleibt für ihn genauso ein Rätsel, wie die konspirativen Vorgänge am Hof. In jeder Unterhaltung mit Kleinfinger wird deutlicher, dass der Lord von Winterfell nicht für die Machtspiele in Königsmund gemacht ist. Das tolle Spiel von Aidan Gillen lässt die Figur des Petyr Baelish dagegen wie einen Fisch im Wasser wirken, wenn es um das Schmieden immer neuer Intrigen geht. Perfekt!

Die Mauer, der eigentlich grimmigste Schauplatz in Game of Thrones, wird in dieser Folge dagegen schon beinahe zum Ort des Comic-Relief. Jon freundet sich mit dem selbsternannten Feigling Samwell Tarly an. Auch hier gilt es ein großes Lob für die Schreiberlinge auszusprechen, die es schaffen, aus den beiden in nur wenigen tollen Szenen (auf der Mauer/beim Putzen) beste Freunde zu machen; und das auf eine glaubwürdige Art und Weise.

Episode 5: Der Wolf und der Löwe (The Wolf and the Lion)
Wie der Name der Folge es bereits erahnen lässt, spitzt sich der seit Beginng der Serie unter der Oberfläche brodelnden Konflikt zwischen den Häusern Stark und Lannister nun endgültig zu. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass wir weder Jon noch Daenerys in dieser Folge zu sehen bekommen. Die Einschränkung der Schauplätze trägt allerdings positiv zur Verdichtung der Geschehnisse in Königsmund bei. Interessant ist dabei zu sehen, wie stark die jeweilige Beziehung der Mitglieder der Stark und Lannister Familie zu König Robert ihre jeweiligen Taten beeinflussen und was dies letztendlich über den Herrscher von Westeros aussagt.

Besonders die Beziehung zwischen Ned und Robert wird uns hier in zwei Szenen näher gebracht, die von ihrer Stimmung her verschiedener kaum sein könnten. In der ersten Szene spaßen die beiden noch miteinander und machen sich über Roberts Helfer Lancel (Eugene Simon) lustig. Der Zuschauer bekommt hier beinahe das Gefühl, einen Blick in die Vergangenheit werfen zu können, in der diese beiden Männer Seite an Seite auf dem Schlachtfeld standen. Robert und Ned sind aus einem ähnlichen Holz geschnitzt und viel mehr Soldaten als Herrscher. Alkohol, Machtgefühle sowie ein Mangel an Liebe scheinen allerdings dazu geführt zu haben, dass Roberts moralischer Kompass ducheinander geraten ist, während es Werte wie Ehre und Aufrichtigkeit sind, über die sich Ned Stark als klassischer Held definiert. Ein Held, für den in der intrigen gespickten Welt der Hauptstadt kein Platz zu sein scheint. Dies macht das Zerwürfniss der beiden Freunde über die Vorgehensweise gegenüber Daenerys Targaryen klar, welches letztendlich in Kombination mit der Gefangennahme des Imp zu einer brutalen Konfrontation zwischen Ned und Jaime führt.

Die stärkste Szene war für mich allerdings das Aufeinandertreffen zwischen Robert und seiner Königin Cersei Lannister. Plötzlich wird umso klarer, was die beiden antreibt: der Unmut über ihre eigene Vergangenheit und ihr Schicksal, über welches sie nicht eigenhändig entscheiden konnten. Lena Headey zeigt in dieser Szene eindrucksvoll, warum sie genau die richtige Wahl für die Rolle der Cersei war. Gerade weil die Serie sie bisher lediglich als verachtenswerte Hexe auftreten ließ, ist es umso erstaunlicher, wie sehr es ihr gelingt, dass der Zuschauer ihr an dieser Stelle alle Sympathien schenkt, auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick ist. Ein weiterer Beweis für das schauspielerische Talent des Casts sowie der facettenreichen Figurenzeichnug der Autoren. Im Bezug auf die Besetzung treffen die Macher übrigens auch mit den Darstellern der Lysa Arryn (Kate Dickie) und deren Sohn Robin (Lino Facioli) den Nagel auf den Kopf. Dafür kann es nur ein Wort geben – CREEPY! (Make him Fly)

Episode 6: Eine Goldene Krone (A Golden Crown)
Woah! Zwar war die Figur der Daenerys Targaryen in der letzten Folge nicht zu sehen, aber dafür kehrt sie in Folge 6 mit einem Paukenschlag zurück. Die Szene in der Viserys endlich seine langerwartete goldene Krone geschenkt wird, kommt daher, wie ein Schlag in die Magengegend. Damit dürfte endgültig klar sein, dass die Macher von Game of Thrones in Sachen Gewaltdarstellung vor nichts zurück schrecken.

Viel interessanter ist allerdings die Charakterentwicklung der blonden Khaleesi. War sie zu Anfang lediglich ein notwendiges Anhängsel ihres größenwahnsinnigen Bruders, der sie im Stile eines Sklavenhändlers verkaufte, gelang es Daenerys, nicht nur die Liebe und das Vertrauen des mächtigen Drogo zu gewinnen, sondern auch den Respekt des kompletten Volkes der Dothraki. Wer hätte gedacht, dass aus dem schüchternen Mädchen zu Beginn der Geschichte die Anführerin eines ganzen Volkes wird. Sowieso kommt Game of Thrones mit einer ganzen Hand voll starker Frauenfiguren daher, wie sie vergleichbare Fantasygeschichten à la Herr der Ringe kaum oder garnicht zu bieten haben.

Währendessen gleitet sowohl Ned als auch seine Frau Catelyn (Michelle Fairley) die jeweilige Situation immer mehr aus den Händen. In Catelyns Fall hat dies zum einen mit dem Geisteszustand ihrer Schwester und zum anderen mit dem scharfen Geist ihres Gefangenen zu tun. Peter Dinklage alias Der Imp bekommt definitiv die besten Zeilen des Drehbuch in den Mund gelegt und er nutzt die Chancen, die ihm gegeben werden, perfekt aus. Kein Wunder, dass der Schauspieler gleich im ersten Jahr der Serie den begehrten Golden Globe einheimsen konnte. Wie er sich erst einmal mit Hilfe gewitzter Worte aus seiner Zelle befreit und dann auch noch die Herrscher der monströsen Vale bloß stellt, ist einfach zum schießen. Tyrion Lannister dürfte zu den interessantesten Seriencharakteren der letzten Jahre gehören.

Ned hat auf der anderen Seite immernoch nicht verstanden, dass mit Moral und Anstand in der Hauptstadt Königsmund kein Blumentopf zu gewinnen ist. Immerhin löst er das Geheimnis um Jon Arryns letzte Worte “Die Saat ist stark”. Ob es ihm aber gelingt, seine Töchter vor den Fängen der Lennister Familie zu bewahren, bleibt fragwürdig. Gerade Sansa scheint ihre Prinzessinnen Träume noch lange nicht aufgeben zu wollen, insbesondere weil Joffrey in dieser Folge eine beeindruckende Charmeoffensive startet. Jack Gleeson als hassenswerter Bösewicht mit Charme ist eine weitere überzeugende Besetzung, wie der Rest der Lennister Familie. Von Sophie Turner als Sansa Stark fehlt mir bis hierin noch ein wenig Tiefe, obwohl ich nicht genau zu sagen vermag, ob es an ihrer schauspielerischen Leistung liegt, oder die Autoren ihr lediglich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Episode 7: Gewinn oder stirb! (You Win or You Die)
Welch ein Abgang für einen König. In Folge 7 von Game of Thrones heißt es Abschied nehmen von Robert Baratheon. Zugegeben, beim Titel der Episode war es zu erwarten, dass es die ein oder andere Figur nicht lebend zur nächsten Folge hinüber schaffen würde, aber der Tod des Herrschers von Westeros kam dann für viele mit Sicherheit doch etwas plötzlich – und dann passierte der schwerwiegende Jagdunfall auch noch off-screen. Ein etwas ungewöhnliches stilistisches Mittel, aber auch eine Möglichkeit, um die genauen Umstände von Roberts Tod ein wenig länger im Dunkeln zu halten. Neben Fantasy- und Dramaelementen gehören ebenso Motive klassischer Detektivgeschichten zum Inhalt von Game of Thrones.

Hat der Zuschauer dem königlichen Trunkenbold Robert bis hierher eventuell keine sonderlich große Bedeutung beigemessen, so wird nun schnell klar, dass sein Leben womöglich das Letzte war, was einen anstehenden Bürgerkrieg zu verhindern vermochte. Schließlich war er eng mit den drei großen Häusern der Starks, Lennisters und Arryns verbunden. Ned versucht sich letztendlich doch am royalen Intrigenspiel und versucht, die Thronfolge mit einem cleveren Trick zu Ungunsten der Lennisters zu lenken. Wenn es stimmt, dass Robert keine ehelichen Söhne hatte, wäre nun sein älterer Bruder Stannis der nächste in der Reihe. Ob es sinnvoll war, diese Figur, die offenbar später noch eine größere Rolle in der Serie spielen wird, in Staffel 1 völlig außen vor zu lassen, ist allerdings fragwürdig.

Dafür bekommen wir endlich den beinahe sagenumwobenen Tywin Lannister (Charles Dance) zu Gesicht. Dessen Einführungsszene zeigt gleich wieder auf, was die Serie am besten kann: eindrucksvolle Wortduelle präsentieren, über die so viel mehr vermittelt wird, als nur der einfache Inhalt der Sprache. Wenn das Oberhaupt des Hauses Lennisters seinem Sohn Jaime Arroganz und mangelnde Cleverness bei seinem Vorgehen gegenüber Ned Stark vorwirft, während er gleichzeitig auf profesionelle Weise einen Hirsch zerlegt, wird es für den Zuschauer mehr als spürbar, wie dieser Mann eine solch gefürchtete und gleichzeitig respektierte Person in Westeros geworden ist. Dass die Serie sich Zeit nimmt, solche Szenen, die beinahe an die Aufführung eines Theaterstücks erinnern, über mehrere Minuten auszuspielen, gehört zu ihren größten Stärken.

Übertroffen wir die Anfangssequenz dieser ereignisreichen Folge wahrscheinlich nur noch von einem Monolog der etwas anderen Art durch Kleinfinger Petyr Baelish. Wie er über sein Leben und seine Liebe zu Catelyn Stark siniert, während er seine “Angestellten” gleichzeitig in die hohe Kunst der profesionellen Prostitution einweist, ist ebenso lustig wie genial. Ob es letztendlich eher die Liebe zu Catelyn Stark oder die zur Macht ist, die Kleinfinger dazu veranlassen, Ned Stark in den Rücken zu fallen, muss der Zuschauer momentan wohl noch für sich selbst entscheiden.

Lustigster Übersetzer
“Sich die schnelle Schnalle gönnen” (Samwell zu Jon) – Na, wenn sich das nicht schnellstens bei der Jugend von heute durchsetzt.

Größter WTF – Moment
Der Berg, Gregor Clegane, enthauptet ein Pferd?!? – Definitv kein Anblick, den wir im Fernsehen alle Tage zu sehen bekommen. Und dann auch noch ganz ungeschnitten vor 22.00 Uhr.

Apropos Schnitt
Überraschend wenig Schnitte. Es spritzt immernoch genug Blut über den Bildschirm, nur grobe Verletzungen werden nicht gezeigt. Theons Sexszene mit seiner Lieblingshure wurde allerdings drastisch gekürzt.

Bestes Zitat
Petyr Baelish: “I’m not going to fight them, I’m going to fuck them!”

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