bobo-lemon - Kommentare

Alle Kommentare von bobo-lemon

  • 3
    über Hamlet

    Als Film für mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Tragödie: Die klassische Sprache Shakespears in Verbindung mit der modernen Inszenierung eines Thrillers wirkt wie ein störender Anachronismus, der es mir unmöglich macht, mich auf den Film einzulassen.

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    • 6 .5

      RESTLESS unterscheidet sich von seinen vielen coming-of-age-Kollegen im Grunde nur dadurch, dass er sich hauptsächlich mit dem Thema Tod auseinandersetzt. Die Herangehensweise Van Sants ist dabei leider nicht immer klischeefrei und würden die beiden Hauptfiguren durch ihre etwas entrückte Charakterzeichnung nicht auf so spezielle Art und Weise mit der Situation umgehen, dann wäre aus RESTLESS auch nur ein weiterer Downer mit Tränengarantie geworden. So aber zieht sich ob der düsteren Geschichte ein positiver Grundtenor durch den Film, der es aber wahrlich schwer hat gegen das ganze unvermeidliche und übertrieben pathetische Singer-/Songwriter-Gesäusel anzukämpfen. Etwas mehr Mut zur unkonventionellen Angstbewältigung hätte gut getan.

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      • Na anscheinend hat er ihm nicht gefallen, wo ist das Problem? Es geht ja hier auch um den Kommentar an sich und nicht um den Konsens. 4 knappe Sätze, die seine Meinung treffend und ironisch auf den Punkt bringen - ich find`s gut!

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        • Och, ich sympathisiere ja immer irgendwie mit selbsterwählten Outcasts, die ihre ganze Energie in den Dissens stecken und sich auf diese Weise ihre tägliche Dosis Beachtung sichern. Das ist einfach putzig und könnte ich mir Mr. Vega greifen, ich würde ihn sanft in den Schwitzkasten nehmen und mit meinen Fingerknöcheln kurz aber liebevoll über seinen Kopf rubbeln.
          Heute war mir der Text aber ein bisschen zu gewollt auf intellektuelle Polemik gebürstet - das geht besser!

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          • Sorry, auch wenn es keiner mehr hören kann, aber ich kann über diesen Scientology-Kram nicht einfach hinwegsehen. Es ist ja nicht so, dass der gute Mann seinen Mindfuck zuhause im stillen Kämmerlein zelebriert, was mir dann völlig schnuppe wäre, sondern er geht als Person des öffentlichen Interesses damit in die Welt hinaus und unterstützt das Leid zahlloser Menschen, die in ihrem Weltbild leider nicht so sehr gefestigt sind. Das ist und bleibt verachtenswert.

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            • 8 .5

              In MIENTRAS DUERMES (die korrekte Übersetzung müsste eigentlich "while you sleep" lauten, was auch irgendwie passender gewesen wäre) lernen wir César kennen, der als Portier und Hausmeister in einem großen Wohnhaus arbeitet. Gleich zu Beginn lässt er uns durch seine Off-Stimme an seiner Gedankenwelt teilhaben und zeichnet von sich selbst ein pathologisch depressives Bild. César ist von jeher unfähig Glücksgefühle zu empfinden und hangelt sich isoliert und ohne Lebenssinn von einem Tag zum anderen. Doch da ist etwas, dass ihn davon abhält, sich einfach das Leben zu nehmen. Er hat für sich eine Strategie entwickelt, sich ein eigenes Ziel gesetzt, das es Wert ist dafür zu leben: er nimmt wiederum seinen Mitmenschen ihr Glück, um so sicher zu gehen, dass er mit seiner Last nicht alleine auf der Welt ist.
              Als besonders widerstandsfähiges Opfer stellt sich dabei Clara heraus, eine lebenslustige junge Frau, die César mit ihrer lebensbejahenden Art innerlich in den Wahnsinn treibt. Er beschließt alles dafür zu tun, um ihr immerwährendes Lächeln endgültig verschwinden zu lassen.

              Das ist die Ausgangssituation für Jaume Balaguerós neuen Thriller, der sich so langsam, heimlich und beständig ins Bewusstsein des Zuschauers schleicht, wie es César in Claras Privatsphäre tut. Der wirklich große Pluspunkt von SLEEP TIGHT ist der ambivalente Charakter des César, der es trotz seiner Taten irgendwie schafft, die Sympathien bis zum Schluss auf seiner Seite zu haben. Luis Tosar ist auch die ganz große Entdeckung des Films, denn seine One-Man-Show ist mehr als nur beeindruckend - von ihm wird man sicher (oder hoffentlich) noch hören.
              Aber auch der restliche Cast, die stimmungsvollen Cinemascope-Bilder, der unaufdringliche Score und nicht zuletzt die gekonnt ausgereizte Spannungskurve machen aus SLEEP TIGHT einen qualitativ hochwertigen Vertreter des europäischen Kinos.

              An dieser Stelle auch noch einmal ein Dankeschön an Moviepilot für die Bereitstellung der Preview-Tickets. Schade nur, dass der hamburger Kinosaal nicht mal zu einem Viertel gefüllt war. Ich hoffe aber, dass da in Zukunft mehr geht, denn es wäre schon sehr begrüßenswert, wenn es öfter solche Aktionen gäbe.

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              • 4 .5
                über Lockout

                "Here's an apple. And here's a shotgun. Don't talk to strangers - shoot'em!"

                An der Stelle musste ich lachen. "Ha, ha", entfuhr es mir peinlich berührt.
                Was habe ich mir da eigentlich gerade angesehen? War das der Weltrekordversuch im Oneliner-Raushauen, oder doch nur der nächste infantile Besson aus der Retorte?
                Ich hab zugegebenermaßen immer ein Problem damit, mein Gehirn am Einlass abzugeben. Es ist nun mal mein einziges, ich mag es auf eine kumpelhaftige Art und so ganz ohne ist es ja auch doof. Außerdem weiß man ja nicht, ob das Kinopersonal wirklich so gewissenhaft darauf aufpasst, oder ob man hinterher erst mühseelig irgendwelche Popcornkrümel abpulen muss, bevor man es wieder gefahrlos in Betrieb nehmen kann. Ich behalte es also einfach bei mir, was bei manchen filmischen Ereignissen den Unterhaltungswert allerdings jenseits der "geht so"- Grenze schrumpfen lässt.
                Nach LÉON - DER PROFI entwickelte sich die Marke Besson rapide von einem Qualitätssiegel zu einem Warnhinweis. Ha, ich bin aber ein Rebell und pfeife auf derlei Etiketten! Das geht natürlich öfter mal in die Hose und trotzdem bleibt man aus unerfindlichen Gründen beratungsresistent. Vielleicht sollte ich Bobo - wie ich es liebevoll nenne - nochmal sorgfältig nach Popcornresten absuchen.
                An LOCKOUT können eigentlich nur Zwölfjährige ihre Freude haben, denn in dem Alter hätte ich den Film wahrscheinlich gefeiert. Immerhin bekommt man quasi ein Lexikon an coolen Sprüchen geliefert, um es auf dem Pausenhof in null Komma nichts zum echten Kerl zu bringen. Alles, wirklich alles an LOCKOUT ist dämlich. Vom Szenario über die Story bis hin zu den Charakteren ist das alles so dermaßen klischeehaft und ausgelutscht, dass man meinen könnte, einen Zusammenschnitt von 90er-B-Action- und Science-Fiction-Filmen serviert zu bekommen. Was sich Guy Pearce wohl dabei gedacht hat, bei diesem Mumpitz mitzumachen? Als Actionheld macht er ja keine schlechte Figur, nur hätten die Macher vielleicht öfter ihre eigenen Hirne benutzen sollen.
                Ach was soll`s ... eventuell hab ich mich auch einfach vorschnell in die Zielgruppe rein gedrängelt. Da darf man sich dann natürlich nicht wundern und schon gar nicht aufregen, wenn das Ding an einem vorbeirauscht und nur Fragezeichen hinterlässt. "Ha, ha", denk ich mir und gebe 4,5 gnädige Punkte.

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                • Mensch Tracey, dein putziges und einzigartiges Knautschgesicht ist mir jetzt schon so oft über den Weg gelaufen, da musste ich einfach mal danke sagen. Unter den ganzen Kleinen bist du ein ganz Großer!

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                  • 7 .5

                    Um es mal mit einfachen, aber prägnanten Worten auf den Punkt zu bringen: Wot se fakk?!?
                    Obwohl die Geschichte an sich gar nicht so ungewöhnlich ist, offenbart sich ALYCE als ein völlig abgefahrener Trip in den menschlichen Abgrund. Beginnend mit sanften Harmonien auf der Klaviatur eines Dramas, wird man von der tragischen Geschichte einer jungen Frau, die ihre beste Freundin bei einem Unfall verliert und danach verzweifelt versucht, ihren Schmerz und ihre Schuldgefühle mit Drogen zu betäuben, geradewegs auf den Holzweg geführt.
                    Doch eins nach dem anderen:
                    Nach einem Abend voller Alkohol und Ecstasy finden sich die beiden Frauen nachts auf dem Dach von Alyce' Wohnhaus wieder. Beim Herumalbern stürzt Carroll plötzlich in die Tiefe, woraufhin Alyce panisch die Flucht ergreift. Ab diesem Moment beginnt sich das Leben von Alyce langsam aufzulösen, Realität und Wahnvorstellungen verschmelzen zu einem bedrohlichen Szenario und lassen langsam Zweifel an ihrer Unschuld aufkommen. Als sie sich in die Welt der Drogen flüchtet, ist das nur der Beginn einer Katharsis, die sich mit aller Macht einen Weg an die Oberfläche frisst.
                    Man darf eigentlich gar nicht viel zu diesem Film sagen, außer dass er zum Ende hin einen Weg einschlägt, mit dem man so zu Beginn auf keinen Fall rechnet. Die anfänglichen Harmonien werden im letzten Drittel jedenfalls ganz plötzlich zu Disharmonien und lassen die gesamte Partitur in einer einzigen, wahnsinnigen Kakophonie enden.
                    Jay Lees (u. a. ZOMBIE STRIPPERS!) neuester Streich ist diesmal ein richtig ansehnlicher Film geworden, was vor allem an der herausragenden Leistung von Jade Dornfeld liegt, die die titelgebende Alyce authentisch und mit unergründlicher Psyche spielt - sie trägt die Geschichte quasi ganz allein. Und auch technisch und stilistisch muss sich der Film wirklich nicht verstecken: mit weichen Bildern, vielen Close-Ups und einer stimmigen Montage erweckt ALYCE wirklich den Eindruck eines ernsten Arthaus-Dramas - wenn da nicht das Ende wäre, das mich wirklich erstmal sprachlos und mit offenem Mund zurück lies.
                    Ich habe mir den Film zusammen mit meiner Freundin angesehen und hatte ich anfangs noch Bedenken, dass ihr der Dramaanteil zu hoch sein könnte, war ich beim Abspann sicher, dass sie mich nun komplett für bescheuert hält, so einen Film ausgesucht zu haben. Unsicher und bereit für meine Schelte sah ich zu ihr rüber, doch sie sagte nur: "Boah, was für ein abgefahrener Film" - und das will was heißen!

                    Nachtrag meiner Freundin: "7,5 Punkte sind ja wohl viel zu wenig!!"

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                      • Ein sehr schöner Text! Aaaaaaaber ... <Klugscheissmodus:an> ... ich vermisse die Erwähnung von WHITE ZOMBIE (1932) von Halperin und mit Lugosi, denn das ist immerhin der erste Film, der offiziell das Wort "Zombie" im Titel führte! ;)

                        • 5 .5

                          Lange, lange habe ich überlegt, wie ich diesen Film bewerten soll. Ich habe ihn mir mit einem Tag Abstand gleich noch einmal angesehen und bin trotzdem nicht schlauer.

                          Was man POSSESSION auf jeden Fall nicht absprechen kann, ist, dass er eine ureigene, exzentrische und affektierte Atmosphäre kreiert, die in der Filmwelt sicher ihresgleichen sucht. Doch leider habe ich einfach keinen richtigen Zugang gefunden. Ich fühlte mich die ganze Zeit, als hätte ich aus Versehen in eine dieser modernen und überstilisierten Theateraufführungen auf Arte reingezappt ... oder wie damals, als ich in der Schule gezwungen wurde, mir mit meiner Klasse Starlight Express anzusehen. Mit anderen Worten: ich konnte den Film nicht eine Minute genießen. Alles zog sich, die Story entwickelte keinen Reiz und das übertriebene Overacting raubte mir den letzten Nerv.
                          Wer JOHNNY FLASH gesehen hat, versteht vielleicht was ich meine.

                          Kunst? Subversion? Trash? Sorry, aber ich habe nicht einmal den Drang darüber nachzudenken, welche Botschaften der Film für mich auf Lager haben könnte und das nach 6 Semestern Kunstgeschichte - sowas passiert so gut wie nie. Aufgrund der überwiegend positiven Bewertungen von POSSESSION gehe ich aber natürlich davon aus, dass sich in diesem irren Treiben wohl irgendetwas Sinnvolles verbergen muss, nur war das für mein Hirn einfach zu viel und entsprechende Synapsen wollten sich nicht bilden.
                          Einerseits hätte ich gute Lust jetzt eine dieser unsäglichen und unendlichen Diskussionen über Kunst zu starten, aber andererseits bin ich vielleicht auch einfach zu einfältig für POSSESSION. Ich weiß es nicht. Ich bin verwirrt, aber es ist mir egal - und damit hat der Film bei mir leider nur die Hälfte seiner Möglichkeiten ausgeschöpft.

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                          • MAX PAYNE 3 - Die Story spiele ich mittlerweile zum 3. Mal durch!! Noch nie habe ich einen derart fließenden Übergang von Cut Scenes zu Gameplay erlebt, wodurch man so richtig in die Geschichte gezogen wird. Die Story ist dramatisch, die Charaktere allesamt super ausgearbeitet und durch Max' Off-Erzählungen taucht man in dessen Gedankenwelt ein und wird richtig eins mit dem gebrochenen Ex-Cop. Und als absulutes I-Tüpfelchen haben meine Lieblings-Noise-Rocker HEALTH einen kongenialen und einzigartigen Soundtrack entworfen, der Gegner wie noch nie zuvor so stylish beim Ableben begleitet.
                            Jeder, der etwas für old-schoolige Action-Shooter übrig hat und Filme wie A BETTER TOMORROW, DIE HARD oder MAN ON FIRE mit mehr als 7 Punkten bewertet hat, sollte hier unbedingt zugreifen!

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                            • Ich weiß ja nicht, ob es nur mir so geht, aber ich empfinde dieses Wort mit "T" als total unpassendes und negativ klingendes Substantiv, das diesen schönen und faszinierenden Körperteilen nicht ansatzweise gerecht wird.

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                              • Ein schönes Plädoyer, nur könnte da jetzt auch genauso gut die - sicherlich gut begründbare - Aussage stehen, bei Klassik handle es sich um die Quintessenz der Musik: es wird nichts an meiner Abneigung gegen singende Lokomotiven, Löwen, Vampire, Barbiere, Tarzäne, Phantome oder anderem Gedöns ändern. Und da hat mir ein trällernder Tom Cruise gerade noch gefehlt.

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                                • "Historienfilm" ist gut, Fantasyfilm trifft es da wohl eher. Konkurrenz beim Archebau: ich hau mich weg.

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                                  • Quentin Tarantino macht 'nen neuen Film. Und Alle so: "Yeaahh".

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                                    • 7 .5
                                      über Michael

                                      Ich halte diesen Film für wichtig und sehenswert, denn die Intention, die sich für mich aus dieser Geschichte herauskristallisiert, ist eine aufklärende. Angesichts von schockierenden Umfrageergebnissen unter der Bevölkerung, wie man denn mit pädophilen Straftätern verfahren sollte, zeichnet sich ein breitgefächertes Unvermögen ab, das darauf hindeutet, dass sich ein spektakulär großer Teil der Gesellschaft nicht wirklich mit dieser Thematik auseinandersetzt.
                                      Allzu gerne lässt man sich hier vorschnell von seinen Emotionen und seiner Moral leiten und unterstellt diesen Tätern pure Bösartigkeit, die es am besten auszumerzen gilt. Abgesehen davon, dass so etwas wie "das Böse" schlichtweg nicht existiert, macht man sich selten Gedanken darüber, wie ein solches Verbrechen überhaupt zustande kommt. Dass es sich bei Pädophilie um eine neuronale Störung handelt und der Betroffene somit schlicht krank und nicht freiwillig grausam ist, führt für viele Menschen schon zu weit in diese tabuisierte Zone und würde zudem noch weitere unerwünschte Überlegungen nach sich ziehen.
                                      MICHAEL liefert jedoch keine Erklärungen zum Krankheitsbild einer dissozialen Persönlichkeitsstörung, sondern entmystifiziert das gesellschaftliche Bild des perversen und unmenschlich Bösen. Ja, "Kinderschänder" sind Mitmenschen, die ein quasi normales Leben führen und durchaus in der Gesellschaft funktionieren können.
                                      Schleinzer maßt sich nicht an, eine genaue Anatomie eines Soziopathen zu liefern, sondern beschränkt sich auf die Darstellung dessen banalen Alltages. Für sich betrachtet sind Wolfgangs Handlungen nun einmal vollkommen selbstvertändlich, so grausam sie auf uns auch wirken. Die geschätzte Kollegin Jenny von T hat weiter unten geschrieben, dass "MICHAEL [...] bei seinem Versuch, ein objektives Bild des Grausamen zu schildern, den Peiniger für [ihr] Empfinden unfreiwillig aus der "Armer Täter"-Perspektive [sieht] und [...] sich darüber hinaus vor allem in der ersten halben Stunde zu sehr von Klischees (der nach außen hin unscheinbare gutbürgerliche Junggeselle mit dem dunklen Geheimnis,...) [nährt]". Nun, in diesem Punkt muss ich ganz vehement widersprechen, denn "unfreiwillig" nimmt MICHAEL diese Perspektive ganz sicher nicht ein und zum zweiten versucht er eben offen mit dem negativ konnotierten Begriff des "armen Täters" umzugehen. Ganz realistisch betrachtet ist der Täter nämlich tatsächlich arm dran, denn was ihn von gesunden Mitmenschen unterscheidet, ist ein winzig kleiner Bereich in seinem Gehirn, der einfach anders gepolt ist. Das wiederum führt dazu, dass Wolfgangs Lebensumstände eben nicht klischeehaft sind, da sich seine neuronale Störung nicht auf seinen Intellekt oder sein Urteilsvermögen auswirkt, wodurch er in der Lage ist, ein ganz normales, spießiges Dasein zu führen. Soziopathen leiden unter einer emotionalen Störung und im Falle von Wolfgang äußert sich dies in der Befriedigung seines Sexualtriebs: er ist hier ganz einfach nicht dazu fähig zwischen richtig und falsch zu unterscheiden.
                                      In seiner Machart orientiert sich MICHAEL, wie hier schon öfter gechrieben wurde, ganz klar an dem Stil Hanekes und diese Nüchternheit tut dem Thema ganz gut. Die Emotionen entstehen beim Publikum von ganz alleine, wobei der Hauptanteil der Zuschauer sicher eher im - ich sag es mal vorsichtig - intellektuelleren Segment liegen dürfte. An den Menschen, für die eine Aufklärung deutlich angebracht wäre, geht dieser Film sicherlich vorbei. Und selbst wenn - jemand, der über den Namensaufklebern seiner Kinder den Spruch "Todesstrafe für Kinderschänder" anbringt, wird mit MICHAEL herzlich wenig anfangen können.

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                                      • "If anybody orders Merlot, I'm leaving! I am not drinking any fucking Merlot!"
                                        Nicht nur sein bester, sondern überhaupt einer der besten Filme. Punkt.

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                                        • 4 .5

                                          Was sich bei GZSZ über 500 Folgen hinziehen würde, packt Woody Allen in den zeitlichen Rahmen eines Sommers, oder auch in 96 wahnsinnig langweilige Minuten. Barcelona ist schön, aber leider wird hier nur wild durcheinander gevögelt. Keine der Figuren scheint über so etwas wie inneren Stolz, geschweige denn echte Gefühle zu verfügen und so war es mir auch relativ egal, wohin sich diese ménage à quatre entwickelt. Außer einem entspannten spanischen Sommer-feeling und Lust auf Tapas, hat mir Allen mit seinem Film leider nichts näher gebracht - einfach seltsam belanglos.

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                                          • 5

                                            Ich bin zu alt für den Scheiss. Damit meine ich aber ganz ausdrücklich weder Party, Musik oder Alkohol, noch die damit einhergehenden Exzesse, sondern beziehe mich auf die von diesem Film primär angesprochene Zielgruppe, die sich in dieser Möchtegern-Doku sozusagen selbst spielen darf. Ganz pauschal sind das für mich Menschen, die keine Alben mehr kaufen, sondern sich die neuesten Chartgurken von Youtube runterladen und dabei unfähig sind, einen Unterschied zwischen 128 kbps und einer originalen LP zu hören. Das sind Menschen, deren Aufmerksamkeitsspanne gerade noch für das neueste, krasse Internetvideo ausreicht. Das sind Menschen, die ohne iPhone überhaupt nicht mehr wüssten, was sie in einer freien Minute mit sich anfangen sollen, weil sie zwar 1000 facebook Freunde, aber komischerweise keine echte soziale Interaktion haben. Und es sind Menschen, die den Unterschied zwischen Dokumentation und Film nicht verstanden haben, so wie die Macher von PROJECT X, deren Idee es ganz offensichtlich war, den Zuschauer die Eskalation einer Party anhand eines Augenzeugenvideos nacherleben zu lassen.
                                            Nun ja, der Versuch einer glaubhaften Mockumentary ging aber, gelinde gesagt, in die Hose. Zu Beginn des "Films" hält man sich zwar noch an die technische Umsetzung, die durch nur eine begleitende Kamera dementsprechend simpel ausfallen muss, löst diese aber durch das Voranschreiten der Party - und der sich damit steigernden Schauwerte -, zugunsten einer ansprechenden Montage völlig auf. Sprich: es finden plötzlich Umschnitte statt, die mindestens zwei Quellen voraussetzen. Dialoge sind hörbar, obwohl sie sich ganz offensichtlich außerhalb der Reichweite auch des besten Kameramikros abspielen und es wird so ganz nebenbei auch mal eben unter Wasser gefilmt. Sieht man über diese ganzen technischen Unstimmigkeiten hinweg (womit meine angesprochene Zielgruppe sicherlich keine Probleme hat), dann bliebe da immernoch der "Kameramann" Dax: dieser Junge muss die übernatürliche Begabung besitzen, mit seiner Kamera binnen Sekunden die Orte wechseln zu können und so immer dabei zu sein, wenn die wirklich absurden Dinge passieren. Seinem Auge entgeht wirklich nichts. Genial.
                                            Bei so viel Murks oder vielleicht auch fehlendem Mut zu einem konsequenten Doku-Stil, frage ich mich, warum man PROJECT X nicht gleich als normalen Film konzipiert hat, da der Realismus nicht nur bei der Machart, sondern auch bei der überdrehten Story vollkommen auf der Strecke bleibt. Antwort ist da mal wieder die Zielgruppe: die lassen sich quasi einen "SUPERBAD 2 - Unrated" doch viel lieber als ein völlig neues Filmerlebnis andrehen.
                                            Wofür also die 5 Punkte? Lässt man meine angeführten Kritikpunkte beiseite und sich von dem unbedarften Party Volk zum hemmungslosen Mitsaufen überreden, kann man sich bei diesen infantilen 88 Minuten durchaus amüsieren. Vor allem der Soundtrack hält für Liebhaber von früh-90er Hip Hop ein paar echte Perlen bereit - und überhaupt: wie gerne wäre ich auf dieser Party der DJ gewesen...
                                            Schlussendlich bin ich mir ziemlich sicher (auch nachdem ich mir hier ein paar Kommentare durchgelesen habe), dass PROJECT X einen ähnlich unverdienten Kultstatus wie HANGOVER und Co. erreichen wird, was mich dann doch sofort wieder zu meinem ersten Satz bringt.

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                                            • 2

                                              Nee, das war mal nix. Für Kurzfilme sind diese 3 Stories einfach zu banal und unpointiert. Bevor man nächstes mal deratige Skripte auf Film bannt, sollten die Autoren vorher vielleicht lieber einen Clive Barker Kurs für kreatives Schreiben besuchen. 2 Punkte gibt es für den letzten Film BITCH, der wenigstens eine einigermaßen unkonventionelle Geschichte erzählt.

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                                              • 7 .5

                                                Schwierig, schwierig. Wie soll ich diesen nur Film bewerten? Ihn als "Hassfilm" brandmarken und mich auf die Seite der vermeintlich Guten schlagen? Ist mir zu leicht. Denn der Teil meines Hirns, in den THE HUMAN CENTIPEDE II bei mir ganz derbe hineinzwickte, wurde so schon lange nicht mehr angesprochen. Ja, ich mag es, wenn meine Amygdala mal so richtig gekitzelt wird und sich danach dieses Wohlgefühl einstellt. Natürlich würde das mit Angst auch funktionieren, nur leider vermochte seit SIGNS kein anderer Film mehr mir richtigen Nervenkitzel zu besorgen. Also muss das gute alte Ekelgefühl herhalten. Und THE HUMAN CENTIPEDE II geizt wahrlich nicht mit abartigen Geschmacklosigkeiten.
                                                Gelte ich nun also als pervers, weil ich Derartiges mit 7,5 Punkten für sehenswert halte? Ein kurzer Rundumblick durch die Wohnung bescheinigt mir ein leichtes Faible für Sauberkeit und Ordnung. Ich habe eine Freundin, die mich offensichtlich ganz gerne mag und würde mich spontan als ruhigen, ausgeglichenen und sozial kompetenten Gesellen bezeichnen. Trotzdem stehen neben diversen schlauen Sachbüchern auch "American Psycho" oder "Das Ende Von Alice" im Bücherregal. Und zwischen Alben von "Sonic Youth", "Modest Mouse" und "Dinosaur Jr." tummeln sich doch tatsächlich diverse kranke Grindcore Bands. Soweit ist also alles gut.
                                                "Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen", sagte Goethe irgendwann einmal und wusste somit also schon um die Notwendigkeit eines HUMAN CENTIPEDE, der einem nachhaltig so richtig das Leben versüßt. Was gibt es also Besseres, als sich morgens bei strahlendem Sonnenschein und bei duftendem Kaffee und lecker Marmeladentoast anzusehen, wie ein geistig verwirrter Mann Menschen an Mund und Anus zusammen näht? Wahrscheinlich nichts, außer die Intensität des Ereignisses durch den Austausch von Marmelade durch Nutella psychologisch noch zu steigern.
                                                Dabei funktioniert Tom Six' Sequel als verstörender Genrefilm sogar ganz gut, hat er doch einen verdammt creepy Hauptdarsteller und eine einigermaßen plausible Geschichte zu bieten. Dass der Film schwarz/weiß ist, mag künstlerisch vielleicht etwas aufgesetzt scheinen, ist ob der gebotenen Bilder aber sicher die bessere Entscheidung gewesen, zudem trägt die Optik so noch mehr zur äußerst morbiden Grundstimmung bei.
                                                Alles in allem ist THE HUMAN CENTIPEDE II also kein Film für einen gemütlichen Abend mit Freunden, sondern will am liebsten alleine in einem dunklen Kämmerchen "genossen" werden. Gerne kann man sich dabei auch das folgende Zitat Nietzsches als beruhigendes Mantra durch den Kopf gehen lassen:"Fast überall wo es Glück gibt, gibt es Freude am Unsinn."

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                                                • Hoffentlich hat der Regisseur (bei dessen Namensgebung die Eltern zumindest musikalischen Geschmack bewiesen) auch ein vernünftiges Budget zur Verfügung, ansonsten wird sich dieser Streifen wohl nicht großartig von all dem anderen Zombiegewusel (siehe z. B. OUTPOST II) absetzen.

                                                  • Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag! Freitag!
                                                    Was freu ich mich drauf, meinen Max wieder "in die Hand" zu nehmen! :D

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