bobo-lemon - Kommentare

Alle Kommentare von bobo-lemon

  • 6 .5

    Als schwarzhumorige C-Splatterkomödie mit hohem Trashfaktor geht MURDER PARTY durchaus ganz in Ordnung. Viele witzige und absurde Ideen fallen aber leider dem etwas schlurfigen Timing und dem ein oder anderen unglücklichen Schnitt zum Opfer, so dass der Film nicht ganz so spritzig daherkommt, wie er locker hätte sein können. Dafür punktet er durch gekonnte parodistische Seitenhiebe auf eine selbstverliebte pseudo-avantgardistische Kunstszene und nagelt sich märtyrer-like und mit einem schelmischen Augenzwinkern ganz einfach selbst ans Kreuz.

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    • 2
      • Und mit einem Schlag bin ich wieder 12 Jahre alt...

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        • Wirklich sehr, sehr schön, vor allem die Gimmicks mit dem Falter und der Kaffeetasse! Gab es denn für das Bild ein Konzept, oder ist das ganz spontan nach und nach entstanden?

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          • 8 .5

            Mit CHRONICLE fügt sich nach KICK ASS und SUPER ein weiterer Vetreter in die Reihe derer Filme ein, die das Thema "Superheld" abseits von Marvel und Co. von einer menschlicheren Seite angehen.
            Meine Erwartungen an CHRONICLE waren eher niedrig, vor allem da es sich ja um einen weiteren Film der inflationär gebrauchten Found Footage-Gattung handelt. Da ich bei diesem Stilmittel immer besonders auf eine technisch realistische Umsetzung achte, fallen die meisten Mockumentarys dieser Art bei mir leider durch (siehe z. B. THE LAST EXORCISM). Auch im Falle von CHRONICLE kann man nicht gerade von Perfektion sprechen, denn ein paar unlogische Kunstgriffe (die ebenfalls filmende Bloggerin, diverse Überwachungskameras etc.) wurden zugunsten des filmischen Flusses auch hier getätigt, jedoch in einem zumutbaren Rahmen.
            Wobei ich denke, dass ich Josh Tranks Superheldenvision sicher auch noch ein paar Patzer mehr verziehen hätte, denn der Film rockt gewaltig! Die Charaktere, der Verlauf der Geschichte und nicht zuletzt die fantastischen Effekte verleihen CHRONICLE ein Höchstmaß an Glaubhaftigkeit, welche durch die Wahl des Stilmittels umso intensiver transportiert wird. Es macht einfach tierisch Spaß, den Jungs beim Entdecken ihrer Fähigkeiten zuzusehen, und ebenso wie diese ahnt auch bald der Zuschauer, dass diese Kräfte auch sicher leicht ausser Kontrolle geraten könnten.
            Bei all dem Blödsinn, den die Freunde anstellen, ist CHRONICLE aber ein durchgehend sehr ernster Film, denn die gewonnenen Superkräfte - welche positiven Folgen sie auch haben mögen - bedeuten für die heranwachsenden Jugendlichen auch ein schwieriges Problem von Macht und Verantwortung in dieser ohnehin komplizierten Phase des Lebens.
            Die kurzweilige Mischung aus Coming-of-age-Drama, Action und Science Fiction gelingt Josh Trank wirklich hervorragend und macht CHRONICLE für mich zum bisherigen Highlight des Kinojahres.

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            • Glückwunsch zum verdienten Ehrenpreis!

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              • 8

                Langsam, leise und doch ungeheuer eindringlich lässt einen TAKE SHELTER Anteil daran nehmen, wie sich existenzielle Ängste in das Leben eines durchschnittlichen Familienvaters schleichen.
                Eigentlich ist Curtis' Welt in Ordnung: er hat einen geregelten Job, ein schönes Haus, eine liebevolle Frau und eine süße Tochter. Diese ist gehörlos, was die Familienidylle jedoch nicht weiter trübt, denn zusammen besuchen sie eine Gehörlosenschule und lernen so sich mittels Gebärdensprache zu verständigen. Eines Tages jedoch hat Curtis einen intensiven Albtraum, der ihn nachhaltig beunruhigt und ihn von da an jede Nacht aufs Neue heimsucht. Immer realistischer und bedrohlicher werden diese Szenen, in denen ein aufziehender Sturm die Menschen verändert und seine Familie in Gefahr bringt. Curtis merkt, dass es sich hierbei um keine normalen Träume handelt, da er auch bald tagsüber von Visionen und Angstzuständen gequält wird, die zunehmend seinen Alltag und sein Verhalten bestimmen.
                In seiner Jugend musste Curtis miterleben, wie seine Mutter an paranoider Schizophrenie erkrankte und zur Gefahr für die Familie wurde. Dieses Ereignis der Vergangenheit löst nun zusätzlich in ihm die Angst aus, eventuell auch psychisch zu erkranken. Aus Scham verschweigt er seine Probleme vor seiner Frau und sucht selbst medizinischen Rat. Hin- und hergerissen zwischen Wahn und Wirklichkeit, beginnt sich Curtis trotzdem auf die drohende Apokalypse vorzubereiten und setzt dabei das Wohl seiner Familie und seiner Freunde aufs Spiel.

                TAKE SHELTER bezieht seine Kraft aus der Ungewissheit. Er lässt den Zuschauer den drohenden Kontrollverlust spüren, entzieht ihm zunehmend die Möglichkeit zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden, eben ganz so, wie es auch der Hauptfigur ergeht. Michael Shannon spielt den verzweifelnden Curtis mit beängstigender Intensität, so dass ich mich des öfteren an den ähnlich geplagten Jack Nicholson in SHINING erinnert fühlte. Kubricks Meisterwerk hat in meinen Augen auch viel mehr mit TAKE SHELTER gemeinsam als Lars von Triers MELANCHOLIA, der hier schon häufig unpassenderweise als Vergleich herangeholt wurde.
                Was in anderen Kritiken oft bemängelt wurde, sind die Längen, die der Film vor allem in der Mitte angeblich aufweist. Das habe ich so nicht wahrgenommen. Für mich war der Film durchgängig stimmig und spannend inszeniert. Und auch das viel gescholtene Ende konnte mich in seiner simplen und dennoch doppeldeutigen Aussage äußerst zufrieden stellen.

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                • Sorry Charlotte, von Dir bin ich leider nicht so Fan. Ich wollte eigentlich auch zu Jan Böhmermann, den mag ich nämlich. Der ist echt und einer von den Guten.
                  Das zeigt sich sehr deutlich in eurer neuen gemeinsamen Talkshow auf ZDF Kultur (die man hier, ebenso wie Jan, vergeblich sucht), bei der du, Charlotte, dein aufgesetztes Gutmenschentum und deine nervige exhibitionistische Andersartigkeit so penetrant in die Kamera halten musst. Klar, du willst polarisieren, auf besonders naive Art. Aber das kaufe ich dir nicht ab.
                  Nichtsdestotrotz ist eure Show ein Highlight in der deutschen Fernsehlandschaft und dafür meinen aufrichtigen Glückwunsch. Aber: ohne Böhmermann würde ich nicht einschalten!

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                  • Interessant. Wäre mir jetzt gar nicht so aufgefallen, obwohl er einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler ist. Ich finde sein Gesicht im normalen Zustand schon so markant und hübsch, dass so mancher Blick in den Spiegel zu einer deprimierenden Angelegenheit für mich wird. ;)

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                    • 5

                      Realismus ist im Kino ja ein dehnbarer Begriff. Je nach Genre kann man sich die Wirklichkeit so basteln, wie es der Geschichte am dienlichsten ist. Dagegen ist im Grunde auch nichts einzuwenden, wenn es den Film denn nicht aus seinem Kontext reißt. Was für ein Film möchte THE GREY also sein? Selbst nach der Sichtung kann ich das nicht sicher beantworten. Ich habe das Gefühl, THE GREY wollte so viel mehr sein als das, was man schlussendlich auf der Leinwand zu sehen bekam.
                      Eine klassische Geschichte: Der Mensch im Überlebenskampf gegen die unerbittliche Natur sieht sich plötzlich am anderen Ende der Nahrungskette. Harte Kerle, die im Angesicht des Todes dem Schicksal den Mittelfinger zeigen, sich aber am Lagerfeuer auch ihre Angst gestehen und mit Galgenhumor über ihre Situation zu philosophieren beginnen. Das alles verpackt in ungeschönte, grobkörnige Bilder, die die Kälte und die spirituelle Nähe zur Natur wunderbar einfangen.
                      Eigentlich stimmen alle Zutaten, die aus THE GREY einen beinharten Abenteuer- und Überlebensthriller hätten entstehen lassen können, wenn die Verantwortlichen nur nicht mit aller Gewalt so viel überflüssigen "Hollywood-Scheiß" (Zitat meiner Freundin) in den Film gepumpt hätten. Ich kann mir richtig vorstellen, wie irgendeine Produzenten-Dumpfbacke lauthals dafür plädiert, dass man mit CGI-Wölfen doch soooo viel mehr machen kann und viel spektakulärere Szenen drehen könnte. Also weg mit der Realität. Und der Körperlichkeit. Die Tiere müssen unbedingt wie eine übernatürliche Bedrohung wirken, auch wenn sich dadurch nicht mal mehr TWILIGHT-Teenies gruseln lassen. Ein paar groteske Sound- und Lichteffekte obendrauf und fertig ist der "moderne" Horror-Einheits-Look. Wie eine Mystifizierung eines realistischen Gegners aus dem Tierreich in gut ausssieht, hat DER GEIST UND DIE DUNKELHEIT bereits 1996 gezeigt.
                      Um dem Puplikum aber auch dramaturgisch nicht zu viel zuzumuten, entimmt man der Geschichte vorsichtshalber ein paar Überraschungs- und Spannungselemente und ersetzt diese durch das bewährte 10-kleine-Negerlein-Prinzip, so dass THE GREY mit ein paar Modifizierungen auch als neuer FINAL DESTINATION-Teil durchgehen könnte. Was ist da los in Hollywood? Fehlt euch der Mut eine greifbare und dadurch vielleicht weniger spektakuläre Geschichte zu erzählen? THE GREY wirkt wie die aufpolierte und alkoholbefeuerte Version der Wahrheit, die sich altersweise Zeugen nach Jahren noch stolz am Stammtisch erzählen und bei der sich die Zielgruppe mittlerweile aber nicht mehr als ein pflichtbewusstes Staunen abringen kann.
                      Nichtsdestotrotz hat man es hier mit einem ansehnlichen Film zu tun, der durch Liam Neeson zum Glück wenigstens ein Highlight zu bieten hat. Dessen Monolog kurz vor (dem erfreulicherweise gelungenen) Ende des Films hat mir dann doch noch ein Lächeln entlockt.

                      Zum Schluss möchte ich noch allen an der Thematik des Films Interessierten unbedingt THE CANYON von 2009 ans Herz legen, der meiner Meinung nach alles hat, was THE GREY zum guten Film fehlt: eine Art OPEN WATER im Grand Canyon, mit echten Wölfen und echten Gefühlen.

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                      • Nach "Germany's Next Topmodel" muss ich leider ins Bett...

                        • 4

                          Da der Film auch unter dem Titel HARPOON in der Moviepilot Datenbank existiert, hol' ich mal meinen bereits angestaubten Kommentar auch hierher:

                          Achtung! Neben aktiven Vulkanen, stinkenden Geysiren und Björk lauern auf Island auch noch andere Gefahren: degenerierte Hinterwäldler! Toll, nicht mal da kann man jetzt noch gemütlich Urlaub machen. Die missratene Familie in HARPOON ist leider wenig originell geraten: eine fiese Mutter als Oberhaupt, ein paar Inzuchtkinder und eine Ideologie, die sich bunt aus nationalsozialistischen und christlichen Hirngespinsten zusammensetzt, dabei aber leider keinerlei Motivationsgründe für das Treiben dieser Sippe offeriert. Außer das Selbige früher glorreichen Walfang betrieben hat und nun aufgrund von Tier- und Umweltschützern arbeitslos geworden mit ihrem alten Kahn um die Insel schippern, erfährt man so rein gar nichts über die bösen Fiesewichter. Die haben es nun auf eine Gruppe Klischee-Touristen abgesehen, welche durch einen Unfall des Kapitäns hilflos auf einem Ausflugskutter durch die Gegend treiben. Was folgt ist der übliche uninspirierte Slasher-Einheitsbrei, bei dem noch nicht mal die Kills etwas gutmachen können, da diese meist eher unspektakulär und unblutig im Off passieren. Spannung will nicht aufkommen und das Schicksal der dämlich agierenden Protagonisten ist einem schon nach fünf Minuten ziemlich wurst.
                          Schade, schade...hatte ich mich doch so richtig auf den isländischen Beitrag zum Genre gefreut, der ja eigentlich rein optisch (1:2,35 und dieser dreckige, "französische" Look) und in Hinblick auf das Setting, einiges an Potenzial hätte entfalten können. Letztlich ist HARPOON, wie es die Punktwertung ganz richtig in Worte fasst, einfach uninteressant.

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                          • 5
                            über Gummo

                            "Life's great, without it you'd be dead."

                            GUMMO ist eine halbdokumentarische Milieustudie, die einen Einblick in das triste und sinnentleerte Alltagsleben verschiedener Personen gewährt. Dass es sich um Einwohner einer tornadogeschädigten US Kleinstadt handelt, ist dabei eigentlich nur am Rande erwähnenswert. Harmony Korine, der auch das Drehbuch zu KIDS schrieb, verzichtet auf eine durchgehende Handlung und reiht stattdessen etwas beliebig wirkende Szenen aneinander, die manchmal leider so wirken, als wolle man hier gescheiterte Existenzen und besonders skurile Gestalten vorführen, die man gemeinhin wohl als "White Trash" bezeichnen würde. Das ist mitunter ziemlich anstrengend anzusehen und vermittelte mir auch ein negatives, voyeuristisches Gefühl, da es nicht möglich war, zu den Figuren eine emotionale Bindung aufzubauen. Und angesichts der Tatsache, dass der Film aus dem Jahr 1997 stammt, hat er sicherlich auch einiges an seiner provokativen Haltung eingebüßt, denn in Zeiten von "Brennpunkt Familie", "Frauentausch" und anderen ähnlich gearteten Formaten des Nachmittagsprogramms diverser privater Fernsehsender, wirkt das hier Gesehene plötzlich gar nicht mehr so schockierend. Auch das ist eine Erkenntnis, über die man schon mal ins Grübeln kommen kann.

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                            • 8

                              THE REVENANT hat bei mir offene Türen eingerannt. Ich kenne keinen Film, der sich dem Thema "untot-sein" auf so originelle und intelligente Weise genähert hat. Der Witz, den der Film entfesselt, ist zu keiner Zeit selbstzweckhaft, sondern entsteht einzig aus der grotesken und natürlich ungewohnten Situation, in der sich die Protagonisten wiederfinden. Im Korsett eines knapp zweistündigen Films mag hier leicht der Eindruck einer schwarzen Komödie entstehen, jedoch entfernt sich THE REVENANT durch seine durchgehende Ernsthaftigkeit angenehm von reinen Zombiekomödien und lässt auch immer wieder richtig tragische Momente aufkommen. Man hat stets das Gefühl, dass der Film nicht nur unterhalten, sondern auch eine Geschichte erzählen möchte, was er beides für dieses Genre sehr gekonnt kombiniert. Die Story bleibt immer interessant und ihr Verlauf sehr oft unvorhersehbar. Er entwickelt sein ganz eigenes Timing, stellt eigene Regeln auf und entzieht sich so auch ganz geschickt einer konkreten Kategorisierung, was ich persönlich ganz gerne mag. Die Glaubhaftigkeit der beiden Hauptfiguren, ihr Pragmatismus und die leichte Lakonie erinnerten mich oftmals an Natalis NOTHING, und ebenso wie dieser geizt auch THE REVENANT nicht mit abgefahrenen Szenen, die man so wohl noch nie gesehen hat - besonders das böse Ende war für mich die Kirsche auf dem Sahneberg. Schön zu sehen, dass auch der amerikanische fantastische Film einmal aus den gewohnten Konventionen ausbricht und Mut beweist. Einen ähnlichen Beitrag hätte ich sonst wohl nur aus dem skandinavischen Raum erwartet.

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                              • Ach komm Ridley, mach dein PG-13! Weiß doch eh jeder, dass dann durch diverse Director's Cut Veröffentlichungen im Heimsektor nochmal zusätzlich abkassiert wird.

                                • Wenn hier Aliens den "Geist" eines Menschen übernehmen und das Ganze aus der Feder einer Stephenie Meyer stammt, kann man sich jetzt schon auf eine reaktionäre und pro-dualistische Ideologiekampange freuen...

                                  • Es müsste mehr seines Schlages geben!

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                                    • 7

                                      Hmm, also irgendwie hat der Film jetzt leider nicht ganz meine hohen Ansprüche erfüllen können - genaugenommen ist WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN aber auch total anders, als ich angenommen hatte.
                                      Der Film spielt gerne mit Metaphern und Symbolen und weiß dies durch perfekte Fotografie und Montage auch ästhetisch umzusetzen. Auch schauspielerisch ist das völlig überzeugend und kraftvoll dargestellt, vor allem die Darsteller der Kevin-Figur jagen einem kalte Schauer über den Rücken. Es werden aber leider nicht viele Worte gewechselt. Vieles passiert nur über die Mimik und das Verhalten der Personen, wodurch die Geschichte etwas von ihrem Realismus einbüßt, denn das Geschehen wie auch die Handlungen wirken dadurch einfach teilweise zu extrem. Kevin agiert so überzogen, dass man sich eher in einer Neuinterpretation von DAS OMEN wähnt, als in einem Film, der eine kranke Mutter-Kind Beziehung und ihre psychischen Folgen aufzeigen möchte. Insofern trägt auch die stilsichere Inszenierung mehr dazu bei, WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN von Beginn an in Richtung eines Thrillers zu manövrieren. Eine distanziertere und auch pathologischere Herangehensweise hätte mir hier besser gefallen, vielleicht auch nur einen Touch mehr ELEPHANT als eine große Kelle voll Mysterium à la Michael Myers. Es ist einfach zu offensichtlich, dass es sich bei Kevin um eine tickende Zeitbombe handelt und umso weniger überrascht einen dann auch das Ende. Man möchte der Mutter ins Gesicht schreien: "Du bist schuld! Deine Unfähigkeit und fehlenden Mutterinstinkte haben es soweit kommen lassen! Du kannst vielleicht nichts dafür, dass dein Sohn als Soziopath zur Welt gekommen ist, aber es wäre deine Pflicht gewesen, seine Krankheit zu erkennen und ihm zu helfen!"
                                      So bleibt WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN ein immerhin sehenswerter Psychothriller, der seine Möglichkeiten aber leider nicht voll ausgenutzt hat und dadurch "nur" unterhält, statt richtig aufzuwühlen.

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                                        • 1

                                          Ich kann das nicht gutheißen, wie da mit meinen Kindheitserinnerungen umgegangen wird. Das Spielzeug habe ich geliebt und bei aller Fantasie, die ich als kleiner Junge hatte, aber so einen gequirlten Mist hätte ich mit 10 schon abgelehnt.

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                                          • 4 .5

                                            Trotz hervorragender Schauspielleistungen bleibt von dieser hypothetischen Darstellung eines wahren Kriminalfalls am Ende nur ein fader Nachgeschmack. Liebesfilm, Psychodrama, Krimi - der Film pendelt uninspiriert hin und her und füllt die Laufzeit zwischen den wenigen spannenden Momenten mit zunehmender Langeweile.

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                                            • Wenn dieses Format funktionieren sollte, kann die Schuld daran nur bei einer Partei liegen: den Eltern. Gäbe es in diesem Land nur verantwortungsvolle und pädagogisch einigermaßen gebildete Mütter und Väter, die ihre Kinder WIRKLICH lieben und vor Leid beschützen möchten, dann hätte sich dieses Format von vornherein erledigt. Wir können aber leider sicher sein, eines Besseren belehrt zu werden.
                                              In Zeiten, wo der 8 jährige Malte schon mit einem eigenen iPhone auf dem Schulhof steht, erschließt sich für RTL auch eine ganz neue Zielgruppe. Wie man ja weiß, tragen zu dem immensen finanziellen Erfolg dieser Casting Shows vor allem die Menschen bei, die tatsächlich nichts bessres zu tun haben, als 50 Cent für eine SMS auszugeben, um damit diese talentlosen Marionetten auf der Bühne vermeintlich zu unterstützen. Mag das im Erwachsenenkreis vielleicht noch einigermaßen kontrolliert ablaufen, sehe ich bei den kleinen Vertragsinhabern aber größere Gefahren, dieses System kritisch zu reflektieren.
                                              Wobei diese kognitive Fähigkeit auch bei sehr vielen Erwachsenen noch ausbaufähig ist. Mit schrecken muss ich gerade an meine letztjährige Hospitation an einer Grundschule denken, während dieser ich einen durchaus sympathischen Lehrer kennenlernte. Dieser war auch als Musiklehrer tätig und rief seine kleinen Schüler dazu auf, auch schön regelmäßig DSDS zu gucken, weil da ja so toll gesungen wird und auch die Musik so wunderschön ist. An meinem letzten Tag konnte ich einfach nicht mehr widerstehen und versuchte mit ihm über den - in meinen Augen - pädagogischen Faux Pas zu reden. Leider vergebens. Wie sich mir offenbarte, war dieser naive Lehrer weder in der Lage die rein kapitalistischen Absichten des Senders, noch die offensichtliche Menschenverachtung in irgendeiner Art und Weise zu erkennen. Wenn damit Pädagogen schon ihre Schwierigkeiten haben, wie sollen dann erst Eltern, vor allem aus bildungsfernen Schichten, vernünftige Entscheidungen treffen können?
                                              Ich habe es schon öfter an anderer Stelle geschrieben: der Bildungsauftrag muss die Erziehung zur Medienkompetenz unbedingt als weitere Priorität betrachten - für Kinder und Erwachsene!

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                                              • 7 .5

                                                UNDOCUMENTED greift mit dem Thema illegale Einwanderung das größte innerpolitische Problem der USA auf und verpackt dieses in einen beinharten Terrorfilm.
                                                Ein junges Filmteam dreht über dieses Thema eine Dokumentation und schließt sich dabei einer Gruppe Mexikaner an, die gerade dabei sind sich illegal in die USA einschleußen zu lassen. Kurz nach der Grenzüberquerung fallen sie in die Hände einer militanten rechtsextremen Gruppe, die das Filmteam nun für ihre Zwecke benutzen möchte. Diese selbsternannten Patrioten haben sich in einem abgelegenen Komplex ihr eigenes Guantanamo eingerichtet und machen das Team zu widerwilligen Augenzeugen kranker, sadistischer Spiele und somit zu den Überbringern ihrer verqueren Ideologie.
                                                Was sich über den Rest des Films in den sterilen, schlachthausartigen Räumen abspielt, ist wirklich harter Stoff und man ist froh, dass die Kamera nicht zu voyeuristisch am Geschehen haftet. Zu leicht hätte man aus diesen Bedingungen einen neuen HOSTEL fabrizieren können, was einem hier zum Glück aber erspart bleibt. Obwohl es nicht wenig zimperlich zur Sache geht, setzt UNDOCUMENTED doch eher auf das psychologische Grauen. Die Opfer - Filmteam wie Mexikaner - sind ihren gnadenlosen Peinigern hilflos ausgeliefert und es ist eigentlich allen klar, dass es keine Chance auf Erlösung gibt. Auch in mir breitete sich ziemlich schnell ein mulmiges Gefühl aus, hin- und hergerissen zwischen "nein, ich will da einfach nicht weiter zusehen!" und "verdammt, ich will wissen wie's ausgeht und ich will diese ganzen perversen Sadisten bluten sehen!".
                                                Ich schätze mal, UNDOCUMENTED wird sehr zwiegespalten aufgenommen werden. Ich höre schon die üblichen Tortureporn Rufe, die in diesem Fall aber wirklich nicht angebracht sind (was sie eigentlich nie sind, denn Tortureporn halte ich für die dümmste Genrebezeichnung überhaupt!), auch wenn der Film über die Laufzeit seine kritische Haltung zugunsten von Drama und Spannung komplett aufgibt und erst wieder im Abspann an die realen Hintergründe erinnert. Doch bis dahin schlägt dir der Film unaufhörlich in den Magen und spuckt dir auf den Kopf, während du mit deinem Gesicht in deinem Erbrochenem liegst. Kann man mögen oder auch nicht.

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                                                • 6 .5
                                                  über Catfish

                                                  Über meine Bewertung von CATFISH musste ich jetzt erstmal 2 Tage nachgrübeln, denn leicht macht es einem diese Dokumentation nicht gerade. Tatsächlich gibt es sogar mehrere Punkte, die mich nachträglich noch stören.
                                                  CATFISH beginnt angeblich als harmlose Dokumentation zweier Filmemacher, Ariel und Henry. Als Thema suchen sich die beiden die Internetbekanntschaft zwischen Ariels Bruder Nev, einem Fotografen, und der 8 jährigen Abby. Abby schickte Nev ein von ihr gemaltes Bild, für das ein in einer Zeitung veröffentlichtes Foto von Nev die Vorlage lieferte. Daraus entstand eine Art Künstler-Freundschaft: Nev schickte Abby immer wieder verschiedene Fotos und Abby revanchierte sich mit den jeweiligen gemalten Versionen. Hieraus ergibt sich schon mein erster Kritkpunkt. Ich empfand es als wenig glaubwürdig, dass die beiden Filmemacher dieses Thema als würdigen Aufhänger für eine Dokumentation betrachteten und es wurde auch kein Wort darüber verloren, worin genau der Zweck dieser Doku bestehen sollte. Ein eher wackeliges Grundgerüst für eine Geschichte, die sich dem Zuschauer als Tatsachenbericht verkauft.
                                                  Dann jedoch kommt etwas Spannung in die Sache. Über facebook lernt Nev nach und nach Abbys ganze Familie kennen, von der vor allem Abbys 19 jährige Schwester Megan bei Nev auf großes Interesse stößt. Sie ist hübsch, reitet, tanzt und schreibt eigene Songs. Schon bald kommen sich die Beiden über das soziale Netzwerk näher und verlieben sich trotz der großen Distanz ineinander. Die Sache wird immer ernster, doch nachdem die Freunde herausfinden, dass die Songs, die Megan als ihre eigenen ausgibt, allesamt von anderen Künstlerinnen stammen und nicht einmal von ihr gecovert wurden, wird Nev skeptisch. Wer ist diese Frau am anderen Ende der USA, in die er sich verliebt hat wirklich? Die Freunde können immer mehr Lügen aufdecken und fassen schließlich den Entschluß, der ganzen Familie einen Besuch abzustatten.
                                                  Das ist der große Moment des Films. Die Situation ist wirklich unerträglich spannend und man fühlt mit Nev, als dieser mit einem Blumenstrauß in der Hand zögerlich an der fremden Tür klopft.
                                                  Auch wenn die Auflösung weniger spektakulär ist und man etwas Ähnliches schon erwartet hat, bleibt es interessant. Von hier an hat diese Doku auch ihre absolute Berechtigung.
                                                  Ärgerlich ist aber letztendlich die Vermarktung des ganzen Projekts. Trailer und Plakat suggerieren hier ganz deutlich eine Art Reality-Thriller, doch das Produkt ist ein völlig anderes. Rein thematisch mag das ja ganz interessant sein, würde aber ohne das entsprechende Marketing vermutlich niemanden zum Gang ins Kino oder zum Kauf der DVD verlocken und das hat nun mal den faden Beigeschmack der Abzocke. Für eine Fernsehdoku oder den entsprechenden Beitrag bei einem Arte Themenabend wäre aber genügend Potential vorhanden.

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                                                  • Die Filme sind wirklich überaus sehenswert! Zum Glück steht die DVD-Box im Regal und ich muss mir nicht die Nacht um die Ohren schlagen.