CinemaParadiso - Kommentare
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Alle Kommentare von CinemaParadiso
Ich schätze das Werk von Michael Powell wirklich sehr, aber nicht alle seiner Filme haben den Test der Zeit wirklich bestanden. Während sein "Colonel Blimp" auch heute noch ein aufregendes Epos und Sittengemälde ist, wirkt "Peeping Tom" heute fast kindlich naiv. Verstärkt wird das durch die Farbgebung, die bei anderen Powell-Filmen auch heute noch passt, aber hier fehl am Platze erscheint. Der Film wirkt auf mich wie ein knallbunter Luftballon, dem die Luft ausgegangen ist und geschmacklich wie ein Kaugummi, dessen Verzehrtermin abgelaufen ist. Leider und ich habe über die Jahre mehrmals versucht, einen positiveren Zugang zu diesem Film zu bekommen. Eben, weil ich Michael Powell eigentlich sehr schätze.
A - Achteinhalb - Italien - 1963
B - Brücke, Die - Deutschland - 1959
C - Cinema Paradiso - Italien - 1988
D - Dr. Seltsam - USA - 1964
E - Eins, Zwei, Drei - USA - 1961
F - Fest, Das - Dänamerk - 1998
G - Goldrausch - USA - 1925
H - Holzschuhbaum, Der - Italien - 1978
I - In the Mood for Love - Hong Kong - 2000
J - Jagd, Die - Dänemark - 2012
K - Kid, The - USA - 1921
L - Leben der Anderen, Das - Deutschland - 2006
M - Manche mögen's heiß - USA - 1959
N - Nächte der Cabiria, Die - Italien - 1957
O - Once Upon a Time in America - USA - 1984
P - Psycho - USA - 1960
Q - Querelle - Deutschland - 1982
R - Rosemaries Baby - USA - 1968
S - Sabrina - USA - 1954
T - Tokyo-Ga - Deutschland - 1985
U - Underground - Jugoslawien - 1995
V - Vermisst - USA - 1982
W - Wer die Nachtigall stört - USA - 1962
X - X - USA - 1963
Y - Yentl - USA - 1983
Z - Zero Dark Thirty - USA - 2012
Dieser Film ist nicht nur ein Western. Er ist ein Western-Requiem. Eine Metapher für alle, die es verpasst haben, in der Gegenwart anzukommen oder sich der Zukunft verweigern. John W. Burns ist wahrscheinlich einer sympathischsten Anti-Helden der Filmgeschichte. Er verabschiedet ein Genre und heißt ein neues Willkommen. Irgendwie ein Roadmovie, dass auf einer Straße der Verlorenen spielt. So verloren kommt einen die Figur von Kirk Douglas vor. Ich kenne kaum einen Film, bei dem ich mir mehr ein Happy-End für den Helden gewünscht habe, als bei diesem Film. Wahrscheinlich weil dieses Happy -End von der ersten Minute so aussichtslos erscheint.
Ein düsteres Märchen, das seiner Zeit voraus war und gleichzeitig eine Reminiszenz an die Vergangenheit ist. Expressionismus und das mitten in den puritanischen 50er Jahren. Charles Laughton vereint in seinem einzigen Regiewerk alles, was die gesamte Filmepoche seines schauspielerischen Schaffens ausmachte. Mehr geht nicht. Dieser Film gehört zu den malerischen Meisterwerken des 20. Jahrhunderts. Ich weiß nicht, wie oft ich ihn schon gesehen habe und wie oft ich diesen Film noch anschauen werde.
Diesen Film muss man wieder aus der Kiste holen. Italien 1970 / Italien 2019. Wenn es so weiter geht, werden wir bald wieder solche Filme aus Italien sehen. Künstlerischer Zynismus ist wahrscheinlich die einzige Waffe, um sich nicht wehrlos gegen den realen Zynismus zu fühlen. Gian Maria Volonté spielt hier einen Polizisten, der wahrscheinlich alles auf sich vereinigt, was in der Realität wahrscheinlich nur oberste Polizeichefs (Innenminister), die sich mit Uniformen verkleiden zynischer zeigen können. Elio Petri wollte eher kein Visionär sein - heute ist er einer. Und die Musik von Morricone mit all ihren satirischen Nuancen und Untertönen ist einfach genial.
Was für ein erdrückender, schmerzvoller Knastfilm. Spannung von der ersten bis zur letzten Minute, selbst dann, wenn längere Zeit nichts passiert. Der Film ist immer kurz vorm Explodieren. Glaubwürdig bis in die kleinste Nebenrolle.
Es gibt Filme, die kann man kaum beschreiben und es gibt Filme, die will man gar nicht beschreiben. Dieser Film gehört zu denen, die entwinden sich jeglicher Interpretation und fließen dahin wie ein langer ruhiger Fluss. Selbst die zwischendurch auftauchenden Stromschnellen dienen nur dem langen Fluss. "Picknick" ist Verzauberung und Schönheit pur. Und je älter der Film wird, desto mysteriöser und verzauberter hinterlässt er seinen Betrachter. Ein Juwel für die Ewigkeit.
Man fragt sich lange, warum Francesco Rosi diesen Film gemacht hat. Einer der politischsten Regisseure seiner Zeit liefert einen Historienschinken. Das ist zwar immer noch besser als so manches Vergleichbares in den 60er Jahren, aber warum ausgerechnet diese Talentvergeudung? Sophia Loren trägt den Film zwar wunderbar und das ist dann insgesamt unterhaltsam, aber es bleibt dennoch die Frage: Why?
Erst denkt man lange: was soll das? Aber je länger der Film dauert, desto tiefer geht er tatsächlich unter die Haut. Und das nicht angenehm, sondern verstörend. Das menschliche Schicksal unspektakulär, aber schonungslos beobachtet und fotografiert. Die menschliche Existenz - ein Seelenverkäufer. Bedeutungslos, ein Sandkorn in der Wüste.
Es gehört wahrscheinlich zu den schwierigsten Aufgaben für Filmemacher, Tschechow-Stücke zu verfilmen und den Reiz der Theaterstücke nicht zu verlieren. Es gibt ein paar sehr schöne russische Verfilmungen wie z. B. die Platonow-Verfilmung von Michalkow oder Onkel Wanja von Kontschalowski aus den 70er Jahren. Das sind Filme, die eine stärke Ausstrahlung und näher an Tschechow sind als so manche Inszenierung, die ich an deutschen Theatern gesehen habe. Ich habe also mit einiger Skepsis diesen Film von Sidney Lumet angeschaut und muss sagen, dass ich positiv überrascht wurde. Er hat eine eigentümliche Leichtigkeit, die Tschechow benötigt. Darin kommt er den russischen Filmen erstaunlich nahe. Das liegt vor allem an der Besetzung. Vor allem Simone Signoret trägt diesen Film. Und James Mason war einer der großen Sprecher-Schauspieler. Ein Genuss ihn zu hören. Vanessa Redgrave blieb mir zwischen diesen Ausnahmekönnern etwas zu blass. David Warner muss man positiv nennen, dem ich im Laufe seiner Karriere mehr Hauptrollen gewünscht hätte. Hier zeigt er, dass er das mit großer Präsenz. Wer Tschechow mag und großes Schauspieler-Kino wird diesen Film mögen.
"Die Elenden" gehört natürlich zu den größten Klassikern der Weltliteratur und jeder sollte einmal im Leben die Zeit aufbringen, um dieses Buch zu lesen. Wer das nicht kann, dem sei diese Verfilmung ans Herz gelegt. Es ist die Verfilmung, die dem Roman am engsten folgt. Das hat manchmal fast schon hörbuchartigen Charakter und das ist sicherlich ein Minuspunkt für den Cineasten, aber wahrscheinlich für Schüler, die schnell (an einem Nachmittag zu bewältigen) die Geschichte Hugo werkgetreu geliefert bekommen wollen, ein Pluspunkt. Zu Beginn des Films ist mir Jean Gabin zu alt für seine Rolle, was ihm jedoch im Laufe des Films zum Vorteil wird. Gabin ist immer ein Genuß. Außerdem gibt Bourvil einen Thénardier, der nicht zur Clownsfigur verkommt, sondern ein nachvollziehbarer Charkter wird, dem man sogar Sympathien entbringen kann. Der große Bernard Blier als Javert erscheint mir auch als eine Idealbesetzung. Die Frauenfiguren dagegen sind mir heute zu blass, auch wenn Grundzüge späterer Inszenierungen bereits zu erkennen sind. Ein idealer Film für einen verregneten Sonntagnachmittag.
Der Film spielt 1942 am Don. Eine Truppe der Roten Armee soll die Nachhut an einem Brückenkopf gegen die Deutschen sichern. Beeindruckend sind bei diesem Film nicht die Schlachtszenen, die sind manchmal zu groß, auch zu sehr sowjetisch-patriotisch. Seine Stärke hat der Film in seiner Landschaftsmalerei, wobei auch die Landschaftsmalerei sich in den Gesichtern der Soldaten wiederfindet. Kritik an der sowjetischen Kriegsführung ist manchmal dünn spürbar. Die Soldaten erzählen sich ihre Geschichten und wenn sie auf Bewohner dieser geschundenen Gegend treffen, dann wird das Leid sichtbar, was zuallerst der Überfall der Deutschen herbeigeführt hat, danach aber auch die sowjetische Kriegsführung. Ein Gespräch eines Soldaten mit einer alten Frau, die ihre Söhne verloren hat, macht dies am deutlichsten. Ein erschütternder Moment. Hervorzuheben sind bei diesem Film vor allem die Kamera und das außerordentliche Schauspieleraufgebot.
L'eclisse ist ein Film wie ein ausgezeichneter Rotwein, der zu früh geschaut, einen ratlos zurücklässt, aber beim wiederholten Anschauen nach Jahren sein herbes Bouquet entfaltet. 1962 waren Antonionis Figuren ihrer Zeit wohl weit voraus. Charaktäre wie die von Monica Vitti, Francisco Rabal und Alain Delon waren Boten einer neuen Zeit, die gerade erst angebrochen war. In Deutschland beschrieben die Schamoni-Brüder erst ein paar Jahre später solche Figuren. Sie irritieren noch heute. Als ich den Film vor Jahren das erste Mal sah, war ich entweder noch nicht reif für den Film oder hatte eine schlechte Tagesform. Ich konnte weder mit den Figuren noch mit der Erzählweise etwas anfangen. Heute erscheinen sie mir wie Menschen, die ich sehr gut kenne und manchmal entdeckt man auch sich selbst. Der Film wird leichter zu begreifen sein, wenn man die Entwicklungsphasen der Figuren in seinem Leben bereits hinter sich gelassen hat. Besonders beeindruckend finde ich heute auch die Bildkomposition, die eine Architektur und Stadtplanung benutzte, die damals auch noch in den Kinderschuhen steckte. Antonioni erkannte aber bereits die Einsamkeit, die dieser Architektur und Stadtplanung innewohnt. Ein bitterer Film, der sich besser ertragen lässt, wenn man nicht mehr in der Zwickmühle des Lebens steht, in der man noch optimistische Lebensziele plant und sich wünscht. Dann kann man mit den Figuren auch schmunzeln, was aber wohl eher ein Schmunzeln über sich selbst ist.
Dieser Film macht Spaß. (Bis auf den Titel - wieder einmal ein Missgriff eines deutsches Verleihers). Die Hauptfigur erinnert zunächst an die Hauptfigur des polnischen Films "Der Tag eines Spinners", nur wandelt er sich langsam im Laufe des Films. Da die asiatische Kultur besonders vom Essen geprägt ist, was sich in vielen asiatischen Filmen bekanntlich niederschlägt, ist eine schöne Idee den Clash der Kulturen hier über das Essen darzustellen. Wunderschön. Die Zeitungsschnipsel, die der Protagonist sammelt und die schwarzhumorig inszeniert sind, erinnern an "Wild Tales". Wer "Wild Tales" mag, wird diesen Film zumindest sympathisch finden. Eine kleine nette Überraschung aus Argentinien.
Normalerweise kann ich mit Animationsfilmen selten etwas anfangen. Nett zur Kinderbelustigung. Deshalb hat es auch sehr lange gedauert, bis ich auf die Idee kam, diesen Film zu gucken. Zu Beginn des Films dachte ich noch: "Ach, das ist ja mal ein schöner Kinderfilm!" Von Minute zu Minute wird der Film jedoch erwachsener. Am Anfang dachte ich auch noch, dass es doch viel schöner gewesen wäre, diesen Film mit Schauspielern zu sehen. Aber auch hier ein Irrtum. Je länger der Film dauert, spürt man, dass es gar keine andere Form für dieses Wunder von Film geben kann. Das Drehbuch strotzt so von feinsinnigem bis zu surrealem Humor. Die gesamte Palette. Und bei manchen Szenen geht Humor direkt in Rührung über. Und wer bei der letzten Szene nicht gerührt ist, sollte einen Psychologen aufsuchen und das mal eindringlich besprechen.
Einer meiner absoluten Favoriten unter den DEFA-Produktionen, der nichts von seiner Spannung und Kraft verloren hat. Jutta Hoffmann zeigt hier eine der besten Vorstellungen einer deutschen Schauspielerin in den 70er Jahren. Sie spielt ihre Figur von der Diakonieschülerin bis zur erwachsenen Frau, die bereits zwei gescheiterte Ehen hinter sich hat. Eine Suche nach individuellem Glück in einer Welt des Kollektivs. Diese Zeiten sind lange vergangen, aber das Spiel Jutta Hoffmanns ist immer noch modern und ihre Figur leider auch. Herausragend neben ihr Armin Mueller-Stahl.
Tja. Eigentlich ein guter Film. Vor allem Armin Mueller-Stahl, Jenny Gröllmann und Rolf Hoppe liefern eine ausgezeichnete Vorstellung. Eine dicht erzählte Geschichte mit einem für die DDR riskantem Thema. Die Krankenhausszenen sind erstaunlich gut gemacht. Jedoch geht der Film zu viele Kompromisse ein, um heute noch überzeugen zu können. Die sozialistische Propaganda ist zu dick aufgetragen und entspricht nicht dem doch sehr ausgewogenem Spiel von Armin Mueller-Stahl. Rolf Hoppe spielt den Fluchthelfer natürlich überzeugend, aber in der Anlage gibt er der Figur ein derart schmieriges Wesen, dass es unerträglich wird. Das Problem ist: Hoppe macht das großartig. Man kann ihm schauspielerisch nichts vorwerfen. Er spielt das, was verlangt war. Eine Anmerkung noch nur Filmbeschreibung hier auf moviepilot. Wenn jemand den Satz schreibt, der Hauptdarsteller folgte seiner Figur in die BRD, dann hat er wahrscheinlich den Film gar nicht gesehen. Es ist richtig, es war der letzte Kinofilm von Armin Mueller-Stahl in der DDR, aber er ist gottseidank nicht der Filmfigur gefolgt.
Gabriel Narutowicz ist eine der tragischsten Persönlichkeiten der polnischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Der Film erzählt die Geschichte von Gabriel Narutowicz' Wahl zum ersten Präsidenten der Zweiten Polnischen Republik und die Umstände, die zu seinem tragischen Tod führten. Der Film ist kein typisches Biopic. Er erzählt die Ereignisse um die Präsidentschaftswahlen von 1922 zwar chronologisch, nimmt das tragische Ende jedoch vorweg. Wir erleben den Attentäter, eindringlich gespielt von Marek Walczewski, in einer Verhörsituation – nur er und die Kamera, die Handlung kommentierend und unterbrechend. Durch diese Dramaturgie wird man als Zuschauer Zeuge einer sich steigernden nationalistischen Hysterie gegen den liberalen frisch gewählten Präsidenten, die letztendlich zu seiner Ermordung führt. Am Ende des Films steht ein Trauerzug mit einer Bevölkerung im Schockzustand. Dieser Film ist ein historischer Film und nun schon über 40 Jahre alt, aber wenn wir die Ereignisse im heutigen Polen beobachten, dann erhält er eine erschreckende Aktualität.
„Tod eines Radfahrers“ ist mein absoluter spanischer Lieblingsfilm der 50er Jahre. Ein Film Noir Melodram mit Hitchcock Elementen und eng verwandt mit dem italienischen Neo-Realismus. Und in der Beschreibung der Gesellschaft findet man sogar Elemente, die später Claude Chabrol groß gemacht haben. Dabei ist nichts plakativ, sondern immer unterschwellig. Mühelos gleitet der Film von einem dieser Stile und Elemente zum anderen. Darüber hinaus ein äußerst mutiger Film, der intelligent die Zensur des Franco-Regimes untergräbt. Und Lucia Bosé übertrifft mit ihrer Darstellung alle Heldinnen des amerikanischen Film Noirs. Ein Film vor dem man sich nur tief verneigen kann.
Eine spanische Folklore-Satire wie ich sie bisher nur aus den sozialistischen Ländern Europas kannte. Die Ankündigung, dass Amerikaner Mittel aus dem Marshallplan auch auf dem spanischen platten Land verteilen werden, löst Euphorie und Befürchtung aus. Keiner weiß zwar, wann die Amerikaner kommen werden, aber die Aufregung ist groß. Das Dorf soll sich von seiner besten Seite zeigen. Aber wie? Der Bürgermeister ist ratlos, kritische Stimmen fehlen auch nicht. Die Schilderung der USA durch die Schulleiterin ist großartig. Sie malt das Bild eines Landes, das kein Wohltäter sei, sondern durch und durch kriminell und rassistisch. Die entscheidende Idee kommt von einem Showmanager, der das Dorf in eine andalusische Theaterkulisse verwandeln will. Dafür müsse man investieren und die Dorfbewohner werden aufgerufen, sich von ihren Wertsachen zu trennen. Großartig sind die Traumsequenzen, die das Dorf in eine Wildweststadt verwandeln und Traktoren vom Himmel segeln lassen. Eine wunderbare Farce, die sich auch nach über 60 Jahren genüsslich anschauen lässt und wer weiß, vielleicht ist da draußen in der Welt auch heute noch irgendwo ein Dorf, das genauso EU-Kommissare empfangen würde.
M wie miefig. M wie Münster. Schamoni seziert, tranchiert die Wirtschaftswundergesellschaft wie eine Weihnachtsgans. Aus dieser provinziellen Enge will man entfliehen. Die einen hatten dafür Doornkaat und die anderen sind tatsächlich geflüchtet. So auch die Hauptfigur, die zu den Feiertagen aus Frankfurt nach Münster zurückkehrt. Dort trifft er alle Jahre wieder auf die Familie samt Ehefrau und die alten Kumpels. Back to the Doornkaat. Er kommt in Begleitung seiner Freundin, die er mit den gleichen Sprüchen bezirzt wie einst seine Ehefrau. Das Portrait dieses vermeintlichen Helden zeigt wunderbar auf, dass Stadtflucht und Kleiderwechsel noch lange nicht bedeuten, damit auch die Provinzialiät abzustreifen. Sein Doppelleben ist genauso miefig wie das Leben der in der Provinz verbliebenen. Der Umzug in die mondäne Welt der Großstadt heißt noch nicht, dass ein Zwerg zum Riesen wird. In diesem Kontrast steht die natürliche Größe der beiden Frauenfiguren. Sabine Sinjen erinnert an die junge Romy Schneider in ihrer Ausstrahlung und man fragt sich, warum sie sich diese Reise mit dem Geliebten überhaupt angetan hat. Eins erscheint sicher: sie steigt am Ende des Films zwar wieder zur Rückfahrt in das Auto des Geliebten, wird aber wohl kaum noch eine Zukunft in dieser Beziehung haben. Gleiches gilt für die Ehefrau Ulla Jacobsson, die über der Provinz schwebt. Da fragt man sich dann, wie diese Frau überhaupt in diese Provinz gelangt ist. Sie wird ihren Weg gehen - egal wo. Diese starken Frauenrollen lassen die Männerfiguren noch kleiner erscheinen. Insgesamt ein spannendes Zeitdokument, hochdekoriert mit Filmpreisen. U. a. Silberner Bär auf der Berlinale 1967.
Ich bin sehr skeptisch, wenn Menschen mit egal welcher Beeinträchtigung in Filmen auftreten und oft damit bloßgestellt werden. "Dafne" ist eine der äußerst positiven Ausnahmen. Carolina Raspanti ist ein Energiebündel, das man einfach lieben muss. Bei diesem Film wirkt nichts aufgesetzt und überinszeniert. Humorvoll und zu Tränen rührend und manchmal beides zusammen. Überraschender Wortwitz gepaart mit überbordender Lebensfreude und das bei einem Thema, das sich mit der Trauer um den Verlust eines nahen Menschen beschäftigt. Und die Metapher zum Ende des Films zerreisst einem noch einmal das Herz. Ein kleiner, wunderschöner Film.
Ein trocken und kühl komponierter Politkrimi mit einem Lino Ventura als Kommissar in stoischer Ruhe und tragischer Beharrlichkeit. Kein Actionfilm, sondern ein Kriminalfilm, der aus der Kälte kommt.
Großes Kino aus Ägypten. Ein Film Noir mit Herz. Der Hauptbahnhof von Kairo dient hervorragend als Mikrokosmos, der mit einer packenden, leidenschaftlichen Geschichte einen Querschnitt der damaligen ägyptischen Gesellschaft präsentiert. Die faszinierende Hind Rostum als Hanuma steht ihren amerikanischen Vorbildern als Femme Fatale in nichts nach. Humorvoll und spannend bis zum Schluss.
Nicht nur ein Film - eine Wallfahrt zum Heiligtum des Kinos.