Jürgen Kiontke - Kommentare
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Alle Kommentare von Jürgen Kiontke
Der Marsch geblasen wird einem in diesem Film zwar so häufig, dass man durchaus auf die Idee kommen kann, Ohrenstöpsel zu verwenden. Interessant ist an der Komödie "Gucha" vor allem aber die dramatische Konstellation auf ethnischer Grundlage: Nicht von ungefähr firmiert der fiese Trandafilovic wegen seines musikalischen Könnens unter dem Künstlernamen "Satchmo", den auch Louis Armstrong trug.
"Das Bourne-Ultimatum" wirkt wie ein Action-Spiel für den PC, der Held hangelt sich von Level zu Level, um zu killen, killen, killen. Die filmische Arbeit orientiert sich an der digitalen Massenfotografie, den neuen Sehgewohnheiten. Wir erblicken eine Mischung aus Videomaterial der zahlreichen Überwachungskameras und jeder Menge Happy-Slapping-Bildern, wie sie brutalisierte Jugendliche mit Handys aufnehmen. Ein Zusammenhang der Szenen ist nur noch scheinbar vorhanden, die Kamera ist ins Geschehen hineingesteckt worden. Wir sollen ganz dicht dran sein, Schläge, Bisse, Tritte, Würgegriffe spüren, es erfolgt der direkte physische Zugriff auf den Zuschauer.
[Der Film soll] wohl als Statement eines aufgeschlossenen, weltoffenen Deutschtums zu verstehen sein, das den Nationalgedanken mit der Idee der multiethnischen Bevölkerung verbindet. Nazi-Skins stehen da als vormoderne Restposten im Weg rum. Was »Leroy« zu keiner Zeit in den Griff kriegt, ist, dass es bei der rechten Jugendkultur nicht um Logik geht.
Wir erleben ein Beziehungsdrama, wie es heute etwas aus der Mode gekommen ist: Alkohol, Kette rauchen, aufgestaute Wut. [...] Lustiger wird es denn auch in »Gegenüber« nicht mehr – offensichtlich geht es darum zu zeigen, wie man sich und anderen in kürzester Zeit ein Höchstmaß an Schmerzen zufügt. Dort sehen wir ihn stehen und werden unverhohlen depressiv, unsere letzte Zuschauerhoffnung ist, die Schauspielerin Victoria Trauttmansdorff möge uns im Alltag nie begegnen.
Ohne viel Aufwand macht Svoboda die Situation und die Gefühle der Protagonisten physisch erlebbar. Hier sitzen wir mittendrin. So wurde auch die Kamera postiert: Das Personal wird jeweils so gefilmt, dass wir uns mit im Wagen befinden. Die Komödienelemente werden seltener und bleiben schließlich ganz aus. Aus einem Film über eine absurde Situation wird ein Film übers Sterben.
"Import/Export" ist eine Nachrichtensendung, die den europäischen Dauerzustand vermeldet. Reportageartige Nachrichten von der prekären Beschäftigung. Es ist ein HipHop-Film, Dokufiction. Nicht logische Abfolge, sondern spothaftes Erzählen und szenische Refrains bilden die Grundstruktur. Menschlichkeit findet er dennoch.
Muharrem wird weniger von Religion denn einer klassischen Double-Bind-Situation verwirrt: Er fühlt sich dem Orden zutiefst verpflichtet, gleichzeitig kann er seine Religiösität nicht integer ausleben. Zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen, gleichzeitig zu wollen, ist mehr eine Bürde der Freiheit als eine des Glaubens.
Die Regisseure knien sich in den Stoff, leben damit, werden Teil von ihm. Das Ergebnis ist: Jede Szene ist ein Standbild, und kein Bild wird zurückgelassen. Manchmal kann diese Stilisierung des Bildes gestellt, grotesk und wichtigtuerisch wirken, die Bilder schießen zuweilen gern übers Ziel hinaus. Auch das Engagement ("Wir machen uns nichts vor: Die Diskussionen um diesen Film werden sicher wieder eisenhart"), mit dem die Redings ihre Filme politisch verstanden wissen wollen, befremdet – es sind Produkte einer Kultur, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Der Film nimmt sich viel Zeit, um diese weiblichen Machtstrategien zu analysieren. Die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek muss Patin gestanden haben. Chadwick stellt seine Geschichte darüber hinaus in einen größeren philosophischen Kontext: Ist es besser, nach den Sternen zu greifen und dabei den Kopf zu verlieren, oder sollte man kleine Aliens gebären – und bescheiden, aber friedlich ein ruhiges Leben auf dem Land fristen? Sollte man versuchen, die Bestie zu beherrschen, oder sollte man sie meiden?
Scheußliche Musik wird nicht besser, wenn man sie sieht. Scorsese kennt keine Gnade, das zeichnet alle seine Filme aus. Das Schlimme ist auf keinen Fall, dass alte Leute hier Musik machen, im Gegenteil: Alte Leute machen ganz toll Musik, sie machen ja schon sehr lange Musik. Aber diese hier haben gar kein Vergnügen an der Musik, sonst würden sie mehr damit anstellen. Die Rolling Stones sind ihre eigene Cover-Band, sie entwickeln sich nicht. Das zentrale Moment der Musik, das Spiel, das findet bei ihnen nicht statt. Die Bildregie haut in diese Kerbe.
Bisschen einfältig zuweilen das Ganze, aber womöglich plastischer als der Globalisierungsatlas aus dem Hause Le Monde diplomatique. Vielleicht sollte man einer Komödie ihre leicht seichten Witze auch nicht vorwerfen: Echte Highlights bieten sich etwa beim Thema Culture Clash in Sachen Liebe.
Der Film tischt zwar alle Klischees über den 1. Mai in Berlin und seine Akteure auf. Aber mit der gleichen Konsequenz nimmt er sie zurück und zeigt individuelle Wendungen. Schnell, cool und herzig.
Ein Lehrfilm. Nicht nur Sozialdrama, sondern allgemeinmenschlich. Franks Drama ist kein Einzelfall. Wer Extremsituationen kennt, wird den Film zu schätzen wissen. Ist es aber mit "You kill me" gelungen, eine durch Überzeichnung abgemilderte Bildsprache für diesen sozialen Grenzbereich, der durchaus seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft hat, zu schaffen? Leider: jein. Dem Genre gemäß greift Regisseur John Dahl in eine allzu bekannte Trickkiste. Er verordnet Frank eine tolle Frau.