Mattscheibenvorfall - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+17 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+16 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning184 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines119 Vormerkungen
Alle Kommentare von Mattscheibenvorfall
Herrlich altmodisch inszenierter Tierhorror mit tausenden von Spinnen in der Hauptrolle. Echte Tiere einzusetzen trägt in meinen Augen ungemein zur Atmosphäre bei und einen solchen Film würde man so heute gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Gepflegter Grusel abseits von plumpen Schockeffekten und billigen Jump Scares.
"No sin goes unpunished in this life.“
Einst war Jimmy Conlon ein berüchtigter und gefürchteter Profikiller und arbeitete für den irischen Gangsterboss Shawn Maguire, inzwischen jedoch ist der abgewrackte Alkoholiker mehr Lachnummer als Legende. Einzig seine immer noch währende Freundschaft zum Boss Maguire ist es, die Jimmy noch über Wasser hält, denn von seiner eigenen Familie hat er sich schon längst abgewendet. Als Jimmy Maguire´s Sohn erschießen muss, um seinen eigenen Sohn Mike zu beschützen, wird die Freundschaft der beiden Männer jedoch auf eine harte Bewährungsprobe gestellt, denn Maguire will Rache und Mike tot sehen. Jimmy muss sich nun entscheiden auf welcher Seite er letztlich steht und will seinen Sohn um jeden Preis schützen. Allen steht eine sehr lange Nacht bevor…
Run All Night ist nach Unknown Identity und Non-Stop nun schon die dritte Zusammenarbeit zwischen dem spanischen Regisseur Jaume Collet-Serra und dem spät zum Actionstar avancierten Liam Neeson und es ist ohne jeden Zweifel ihr stärkster und schlüssigster Film. Wo Unknown Identity und Non-Stop auf hakenschlagende Stories und überraschende Wendungen setzen, ist Run All Night ein beinahe schon klassisch geradlinig inszenierter Actionthriller, ein bisschen altmodisch vielleicht, was dem Film aber gut steht, schnörkellos und weitestgehend ohne Kompromisse. Die Geschichte selbst bietet zwar nichts neues und viel altbekanntes, aber vor allem die beiden starken Hauptdarsteller Liam Neeson und Ed Harris wissen das mühelos auszugleichen. Collet-Serra inszeniert sein urbanes Gangsterszenario rasant genug, um immer mitreißend zu sein, weiß sehr wohl Spannung aufzubauen und beweist ein starkes Gespür für Dramaturgie. Wie gesagt, große Überraschungen bleiben aus, das macht aber nichts, wenn die Atmosphäre so dicht ist wie hier und das nächtliche New York in solch präzise Bilder eingefangen wird. So verzichtet Collet-Serra bis auf die GoogleMaps-artigen Ausflüge durch die Topographie der Stadt überwiegend auf inszenatorische Spielereien und konzentriert sich lieber auf seine Figuren und deren Konstellationen untereinander, denn genau dieses sind es auch, welche die Geschichte spannend halten, ausmachen und zu tragen wissen.
Liam Neesons Jimmy Conlon ist zwar auch nur eine weitere Variation seiner letzten paar Leinwandinkarnationen als charismatisches Raubein, aber diese Rolle versteht er nach wie vor gekonnt auszufüllen. Verzweifelt und traumatisiert durch seine Vergangenheit, versoffen und gebrochen, getrennt von denen, die er liebt und die nichts mehr von ihm wissen wollen. So begreift er diese eine Nacht auf der Flucht mit seinem Sohn auch als vielleicht letzte Möglichkeit auf so etwas wie Wiedergutmachung und versucht, zum ersten Mal seit langer Zeit eine Sache nicht völlig zu verbocken. Der Ausgang dieser Nacht ist zwar schnell ersichtlich, aber das schmälert keinesfalls den Unterhaltungswert dieser Reise, die Conlon antreten muss auf seiner Suche nach Vergebung. Ed Harris hingegen als Gegenpart verleiht seinem Shawn Maguire eine geradezu bestechende Präsenz auf der Leinwand. Ohnehin ein Schauspieler, den ich sehr schätze und immer gerne sehe, beweist er in der Rolle des irischen Gangsterbosses erneut sein Können, einerseits mit sehr menschlichen Zügen ausgestattet, andererseits oft aber auch nicht weniger unbarmherzig bei seiner Jagd nach Jimmy und Mike Conlon. Eines der Highlights in der Dramaturgie von Run All Night ist dann auch ein persönliches Aufeinandertreffen der beiden Männer in einem Restaurant, wie sie sich beide dort gegenüber sitzen und in die Augen schauen, das ist spannender als die meisten Actionszenen im Film, und erinnert ganz unweigerlich an die berühmte Cafe-Szene mit Robert De Niro und Al Pacino im in jeglicher Hinsicht überragenden Heat, auch wenn dessen Qualität zu keiner Sekunde erreicht wird. Ein weiteres Aufeinandertreffen von Conlon und Maguire verläuft beinahe ebenso ruhig, geradezu leise, nachts zwischen stillstehenden Güterzügen, und verleiht dem Ganzen eine beinahe schon philosophische Note. Überhaupt wohnt dieser Figurenkonstellation eine tiefgreifende Tragik inne, ist ihre langjährige Freundschaft doch von großem gegenseitigen Respekt geprägt, verläuft aber dennoch aufgrund der Ereignisse und eines beide Männer bestimmenden Ehrenkodex zwangsläufig verhängnisvoll. Dass angesichts zweier solch wuchtigen Hauptfiguren und ihrer Verbindung miteinander der Rest des Cast vergleichsweise holzschnittartig und blaß bleibt, ist nicht weiter verwunderlich und wirkt sich nie wirklich störend aus.
Run All Night ist trotz eines bekannten Plots überraschend intensiv geraten, was vor allem an den beiden starken Hauptdarstellern und deren Zusammenspiel liegt, die mit ihrer Performance die eher mittelmäßige und überraschungsarme Story deutlich aufwerten. Collet-Serra inszeniert seine dritte Zusammenarbeit mit Liam Neeson grundsolide, temporeich und schnörkellos und trotz der Laufzeit von 114 Minuten und einigen durchaus ruhigeren Momenten ist die Dramaturgie der Geschichte so gut ausbalanciert, dass es nie droht langweilig zu werden.
Bis ich über Umwege auf The Man Who Would Be King stieß, kannte ich den Film nicht, ja, wusste nicht einmal von seiner Existenz. Aber ich bin dem Abenteuerfilm durchaus zugetan, Sean Connery und Michael Caine gehen ja eigentlich immer und die Geschichte klang auch interessant genug, also wagte ich einen Blindkauf. Und wurde durchaus belohnt für mein Wagnis. Ich mochte den Film wirklich sehr, die Chemie zwischen Connery und Caine ist klasse und beide haben sichtlich Spaß daran, diese zwei aufgeblasenen Gauner zu spielen. Zudem lässt mich der Film seltsam zwiegespalten zurück, ist er doch recht ambivalent in seiner Art der Inszenierung, wenn Regisseur John Huston mich kommentarlos mit den Ereignissen zurücklässt. Scheinbar willkürlich töten Daniel und Peachey Eingeborene und zetteln ganze Stammeskriege an mit dem Ziel, letztlich Herrscher über die Übriggebliebenen zu werden. Das irritiert zumindest mich so sehr, dass eine Zweitsichtung dieses sehr unterhaltsamen Filmes wohl kaum ausreichen wird und noch einige weitere folgen werden müssen.
Zugegeben, es fällt schwer, über einen Film mit Johnny Depp zu schreiben ohne auf seine bereits seit geraumer Zeit doch arg ins Trudeln geratene Karriere zu kommen. In diesem Kontext darf man getrost festhalten, dass Black Mass eine Abkehr von seinen zuletzt üblichen schauspielerischen Eskapaden und Zirkusnummern geworden ist. Ob der Film von Scott Cooper nun auch eine Trendwende für Johnny Depp bedeutet, das muss sich erst noch zeigen, aber so gut wie in Black Mass habe ich ihn schon sehr lange nicht mehr erlebt. Sehr eindringlich spielt er Whitey Bulger, der ebenso unbeherrscht wie unterschwellig bedrohlich sein kann. Allein sein durchdringender Blick kriecht immer mal wieder unter die Haut und trotz einer relativ umfangreichen Maske bleibt sein sparsames wie präzises Mienenspiel erhalten. Johnny Depp lässt sich also schon mal nicht als Schwachpunkt ausmachen im neuesten Film von Scott Cooper, der bereits mit seinen beiden Vorgängern Crazy Heart und Out of the Furnace durchaus eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte, dass er besonders gut darin ist, präzise zu beobachten und ausgefeilte Milieustudien auf die Leinwand zu bringen. Obwohl es Black Mass ein wenig an Milieu mangelt, zeigt der Film doch recht wenig von Whitey Bulgers Geschäften und Machenschaften, sein eigentlicher Wirkungskreis wird meist nur umrissen und angedeutet, nie aber auch ausformuliert. Bulger ist in South Boston geachtet und gefürchtet gleichermaßen, irgendwie auch ein Mann der kleinen Leute, einer, der sich von ganz unten nach oben gearbeitet hat. Ein Verbrecher, ja, aber eben auch einer von ihnen, der aus der gleichen Gosse stammt und seinen Weg aus ihr heraus konsequent verfolgt. Grundsätzlich betrachtet aber liegt das größte Problem von Black Mass an anderer Stelle. Scott Cooper inszeniert einen durchaus gelungenen Gangsterthriller, da ist tatsächlich nicht viel auszusetzen, aber Black Mass erschafft eben auch absolut nichts neues und orientiert sich gänzlich an den klassischen Koordinaten dieses Genre, vermengt bereits bekannte Versatzstücke miteinander und bedient Stereotypen. Nicht falsch verstehen, Black Mass ist bei weitem kein schlechter Film, aber er ist eben auch kein besonders eigenständiger Film und eifert seinen offensichtlichen Vorbildern nach ohne selbst etwas aus der Masse hervorstechendes zu kreieren. Dennoch punktet Black Mass durch seine düstere, dreckige und manchmal auch harte Atmosphäre und ein gelungen umgesetztes Setting, welches Scott Cooper angemessen einzufangen und wiederzugeben versteht. Auch ist es ein wenig schade, dass man der zweifellos spannenden und interessanten Figurenkonstellation um Whitey Bulger, seinen Bruder und Senator Billy Bulger und John Connolly, dem Jugendfreund und jetzigen FBI-Agenten, nicht mehr Raum gibt und deren Potential voll ausschöpft. Mit einer leicht anderen Gewichtung an dieser Stelle hätte sich Black Mass aus der Masse der durchschnittlichen Gangsterthriller deutlich hervorheben können. So aber bleibt ein solide inszenierter Film mit einem starken, aber stellenweise auch verschwendeten Cast, der es nur selten versteht, sich Alleinstellungsmerkmale zu erarbeiten und der Figur des Whitey Bulger nur wenig entlocken kann, um sich mit Größen wie De Niro, Pacino oder meinetwegen auch Jack Nicholson in The Departed messen zu können.
Scott Cooper liefert nach Crazy Heart und Out of the Furnace mit Black Mass einen gelungen inszenierten Beitrag zum Genre der Gangsterthriller, der zwar nicht herausragt und mit den großen Vertretern wie Good Fellas oder Casino mithalten kann, dafür aber mit einer düster-schmutzigen Atmosphäre unterhält und endlich wieder einen sehr gut agierenden Johnny Depp zu bieten hat. Mit einer leicht anderen Gewichtung seiner Erzählweise und einer besseren Ausleuchtung des grundsätzlich spannenden Beziehungsdreiecks zwischen Whitey Bulger, seinem Bruder Billy und John Connolly hätte man jedoch deutlich mehr Potential aus der Story kitzeln können. Am Ende bleibt ein durchaus sehenswerter Film, den sich Fans des Genre ohnehin nicht entgehen lassen dürfen und wohl kaum auch werden.
Das wichtigste vorweg: dieser Text ist aus offensichtlichen Gründen vollkommen frei von Spoilern, denn ich möchte niemanden um sein Vergnügen im Kino bringen. Ihr könnt also ganz beruhigt meinen Gedanken zum Film folgen ohne Angst haben zu müssen, danach Dinge zu wissen, die ihr vielleicht gar nicht wissen wolltet. Also gut, dann wollen wir mal. Plötzlich ist schon wieder ein Jahr vorbei und da ist er nun, der erste von drei Ablegern aus dem Star Wars-Universum, der sich nur am Rande mit der großen Rahmenhandlung befasst und stattdessen eine eher kleine Geschichte rund um eine Gruppe Rebellen in den Fokus rückt, deren Bedeutung im großen Kontext aber kaum wichtiger sein könnte. Rogue One: A Star Wars Story fungiert als eine Art Bindeglied zwischen neu und alt, ist er inhaltlich doch angesiedelt zwischen Episode III und IV und erzählt, wie es der Rebellion gelungen ist an die Baupläne des Todessterns zu gelangen, eine bisher allenfalls sehr vage und schwammig gehaltene Geschichte, die höchstens mit einem Nebensatz abgekanzelt wurde. Nun hat sich also Gareth Edwards nach Monsters und Godzilla eben jener Geschichte angenommen und sich vorgenommen, sie mehr in den Vordergrund zu rücken. Was kursierte nicht wieder alles an Meldungen seit der Bekanntgabe von Rogue One. Massive Nachdrehs hätte es gegeben, weil Disney der Film zu düster und humorlos sei. Aber trotz aller Unkenrufe, Panikmache und Franchise-Pessimisten im Vorfeld, die den Tod der Reihe gefühlt alle zehn Minuten prophezeiten: Rogue One ist letzten Endes verdammt gut geworden. Und das trotz der immensen Bürde, als Brückenfilm eine spannende und packende Geschichte erzählen zu müssen, deren Ausgang altbekannt ist. Edwards meistert diesen Spagat nicht nur ganz hervorragend, er schließt sogar buchstäblich sehr schlüssig und sinnvoll eine erzählerische Lücke im Konstrukt, die seit 1977 Star Wars-Fans dieser Welt beschäftigt.
Der Einstieg in das neueste Star Wars-Abenteuer gestaltet sich allerdings zunächst erzählerisch etwas holprig und unübersichtlich, wenn in kurzer Zeit relativ viele neue Figuren und Namen eingeführt werden und zahlreiche Ortswechsel ein wenig Verwirrung stiften. Das gibt sich aber schnell und nimmt die Geschichte erst einmal an Tempo auf, dann gewinnt Rogue One auch erzählerisch deutlich an Qualität dazu, nimmt immer weiter Fahrt auf und mündet schließlich in einem wahrlich phänomenalen letzten Drittel, welches mit zu dem Besten gehört, was ich dieses Jahr sehen durfte. Atmosphärisch ist Edwards Film sehr dicht geraten und besticht durch eine gerade für Star Wars überraschend düstere und martialische Grundstimmung. Rogue One platziert sich dabei erstaunlich weit weg vom gewohnt allgegenwärtigen Mystizismus der Hauptfilme und ist deutlich mehr Kriegsfilm als Fantasy (denn nichts anderes ist Star Wars, waren die Science Fiction-Elemente doch immer schon nicht viel mehr als Beiwerk). Sicher, Krieg herrschte in Star Wars immer schon (steht ja so auch im Namen), aber noch nie zuvor wurde das so greifbar dargestellt wie in Rogue One. Wir sehen eine von Sturmtruppen besetzte Stadt, militärische Hardliner auf Seiten des Imperiums und der Rebellen, Terrorismus und Guerilla-Taktiken. Edwards zeigt unnötiges Leid, Kollateralschäden, Attentate, Folter, Sprengstofffallen, Graben- und Häuserkämpfe, schmerzhafte Opfer und vor allem eine Gruppe von Rebellen, die für ihr Ziel auch vor schmutzigen Methoden nicht zurückschreckt, denn auch die Freiheit hat ihren Preis und will blutig erkämpft werden. Es ist keine klassische Abenteuerreise mehr, auch wenn deren Essenz durchaus noch rudimentär vorhanden ist. Wenn jedoch das erste Gefecht zwischen Rebellen und Sturmtruppen ausbricht, dann breitet sich recht schnell ein ganz anderes Gefühl aus. Das ist Krieg. Gerade im letzten Szenario auf dem Planeten Scarif wird das deutlich wie nie zuvor und so manche Szene erinnert durchaus auch an den einen oder anderen Vietnam-Kriegsfilm, wenn sich versprengte Rebellen ihren Weg durch dschungelartiges Unterholz bahnen, immer den Tod als ständigen Begleiter im Gepäck. Es gibt auch keine strahlenden Helden, die alleine das Imperium besiegen, und jeder noch so kleine Erfolg ist mit Aufopferung und Verlust verbunden und teuer erkauft. Man könnte zwar argumentieren, dass einige der Charaktere allenfalls nur schwach ausgearbeitet sind, sehr schablonenhaft wirken und austauschbar sind, aber in meinen Augen funktionieren sie gerade deswegen besonders gut. Sie sind eben keine mächtigen Jedi mit vorher bestimmtem Schicksal, sie verfügen auch über keine besonderen Kräfte, sondern sind einfach nur durchschnittliche Typen, die für eine Sache einstehen, an die sie bedingungslos glauben, und das um jeden Preis. Damit verweigert sich Rogue One angenehm dem Trend der Superhelden, Zauberer und Übermenschen, die zuletzt die Kinokassen beherrschten, und bietet eine deutlich stärkere Projektionsfläche.
Natürlich bietet der Film neben all der drückenden Düsternis auch wieder spektakuläre Schauwerte im Minutentakt, ist visuell eine regelrechte Offenbarung und zeigt sich technisch bis auf zwei leider völlig unnötige und überflüssige digitale Verjüngungen, die doch sehr deplatziert und störend wirken (und vor allem auch viel eleganter hätten gelöst werden können), auf aller höchstem Niveau. Eine wahre Pracht sind einige der Schauplätze und wunderschön anzusehen. Zudem hält sich Edwards zu Gunsten seiner ganz eigenen Dramaturgie mit Anspielungen auf die alten Filme sowie übermäßigen Zitaten angenehm zurück. Natürlich gibt es einiges zu entdecken und immer mal wieder kleine Verbeugungen oder bekannte Motive und Kameraeinstellungen, auch die eine oder andere bekannte Figur darf mal durchs Bild laufen, aber von dem geradlinigen Fanservice aus Episode VII ist Rogue One meilenweit entfernt und verliert niemals seine kompakte und inhaltlich geschlossene Kernhandlung aus dem Blick. So sehr J.J. Abrams mit Episode VII auf Nummer sicher ging und den geneigten Fan nicht verprellen wollte, so sehr emanzipiert sich Gareth Edwards mit seiner erstaunlich selbstbewussten und stilsicheren Inszenierung vom bisherigen Kanon. Zudem legt der Mann erneut ein unglaublich präzises visuelles Gespür an den Tag und erschafft immer wieder fulminante Kampfszenen und teils epische Schlachten, ohne dabei jemals den Überblick zu verlieren oder gar in Hektik zu verfallen. Seine Bilder bleiben immer übersichtlich und für den Zuschauer geht im Kampfgetümmel nie die Orientierung verloren. Überhaupt beweist Edwards nach Monsters und Godzilla nun zum dritten Mal in Folge eindrucksvoll, wozu er fähig ist und dass er es wie kein anderer versteht, das Maximum aus seinen Budgets herauszuholen ohne abzudriften und sich in megalomanischen Ideen zu verirren.
Rogue One: A Star Wars Story ist atmosphärisch düster und dreckig geraten und packend wie mitreißend inszeniert. Gareth Edwards gelingt es ganz hervorragend, seinen Film bis zum Schluss spannend zu halten, obwohl der Ausgang der Geschichte nur allzu bekannt ist. Der Film unterscheidet sich sehr vom Stil der letztjährigen Episode VII, die für mich inzwischen nach der abgeebbten Euphorie ein wenig an Qualität eingebüßt hat und deren strukturellen Schwächen etwas in den Vordergrund rückten, und hebt sich bewusst vom bisherigen Star Wars-Universum ab, in dem er das Element Krieg deutlich in den Vordergrund rückt. Aus dem Bauch heraus gefällt mir Rogue One besser als Episode VII und ich vermute einfach mal, dass ich den Film mittel –bis langfristig als gehaltvoller und gewichtiger empfinden werde, hat er doch mehr Substanz zu bieten. Die Einordnung in den Kanon gestaltet sich noch als schwierig, direkte Vergleiche lassen sich nur schwerlich und allenfalls sehr oberflächlich ziehen und das inzwischen häufig vernommene Label „besser als Das Imperium schlägt zurück“ kann man in meinen Augen zu diesem Zeitpunkt unmöglich in den Mund nehmen. Da sollten wir vielleicht einfach 25 Jahre vergehen lassen und dann ein Urteil fällen, zumal die Faszination für Star Wars in meiner Generation ja ohnehin auch immer romantisch verklärt ist. Rogue One jedenfalls ist über weite Strecken trotz der anfänglichen Probleme ganz hervorragend geworden und auch wenn die eine oder andere kleine Kritik durchaus berechtigt und der Film nicht immer perfekt funktioniert, so ist er doch absolut sehenswert und sollte unbedingt im Kino erlebt werden.