Mattscheibenvorfall - Kommentare
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Alle Kommentare von Mattscheibenvorfall
Ich merke gerade wieder, wieviel Liebe ich für Fury Road noch immer in mir habe. Sicher, der Überwältigungsfaktor fällt im Heimkino etwas ab, aber all diese Details... all diese geilen Details! Allein der Umgang mit dem Score und wie er aktiv in Szenen eingebunden wird. Und all diese Bilder erst... und die Farben... und überhaupt! Ja, ich liebe es nach wie vor, dieses benzingetränkte Monster von Actionfilm voller Blei und Adrenalin, so dreckig, roh, vollkommen wahnsinnig, hemmungslos überdreht und unglaublich intensiv... "Where must we go, we who wander this wasteland, in search of our better selves?"
♥ Rachel Weisz ♥
Ansonsten ein herrlich charmantes und immer wieder unterhaltsames Abenteuer-Spektakel, dessen geradezu unbekümmerte Machart ich heutzutage ein wenig vermisse. Ist ne Weile her, dass mir ähnliches danach begegnet ist.
Southpaw ist zu jeder Sekunde absolut dominiert von der beinahe schon erdrückenden Präsenz von Jake Gyllenhaal, der zweifellos abermals eine beeindruckend starke Leistung zeigt, hat zu seinem Leidwesen jedoch darüber hinaus bis auf gelungen inszenierte Boxkämpfe relativ wenig zu bieten. Auch Forest Whitaker vermag gerade auch im Zusammenspiel mit Gyllenhaal noch kleinere Glanzpunkte setzen, kann letztlich aber auch nicht mehr aus dem Film heraus holen. Zu sehr reihen Antoine Fuqua und Kurt Sutter hier Klischee an Klischee an Klischee und versinken in Allgemeinplätzen und Beliebigkeit. Selbst einige wenige durchaus interessante Ansätze verpuffen in zu viel Testosteron und Einfälltigkeit und Southpaw gerät viel zu formelhaft in seiner Erzählstruktur, um dem Genre des Sportdramas neue Aspekte abgewinnen zu können. Muss der Film im Grunde ja auch gar nicht, aber ein bisschen weniger Klischee, emotionale Manipulation und regelrecht ausgequetschte Tränendrüsen wären auch ganz schön gewesen. Dann doch lieber zum x-ten Mal Rocky oder lieber gleich den ungeschlagenen König des Genres, Raging Bull.
Trotz einer Laufzeit von nur 84 Minuten ist Slow West ausgesprochen bedächtig, aber auch durchgängig spannend erzählt, und seine auf grausame Art und Weise poetische Geschichte wird zu einer faszinierenden bis skurrilen Odyssee durch den Wilden Westen, die mit einem wirklich hervorragenden Rhythmus glänzen kann und mit ihrem bitteren und sehr zynischen Schluss ein Ende findet, welches sich ganz hervorragend in den hoffnungslosen Grundton des Films einfügt. Slow West ist ein seltsam entrückter Western und mutet zuweilen etwas unwirklich an, aber genau das macht seine Stärke und Faszination aus, und hat man es erst einmal durchschaut, dann macht es viel Spaß Maclean dabei zuzusehen, wie er grundlegende Mechanismen eines der wohl klassischsten Filmgenre überhaupt dekonstruiert, mit anderen Elementen anreichert und so etwas eigenwillig neues erschafft.
Früher hab ich den bedingungslos geliebt, heute sehe ich auch seine Schwächen. Face/Off ist der wohl deutlichste Versuch, John Woo´s Hong Kong-Actionkino in die Hollywood-Formel zu pressen. Harte Ziele und Broken Arrow waren auch eindeutig und unverkennbar seine Filme, aber es fehlte ihnen noch der sonst so typische Pathos. Face/Off hat den Pathos und auch den Kitsch und dennoch will die Idee für mich nicht aufgehen. Handwerklich ist der Film natürlich Spitzenklasse, aber die Filme vor seiner Hollywood-Phase erreichen mich einfach deutlich mehr.
Ich bin wirklich wütend. Wütend darüber, dass ein solch reaktionärer Müll wie 13 Hours milde lächelnd unter dem Deckmantel eines typischen Hollywood-Blockbusters einfach durchgewunken wird. Ist doch nur ein Film. Sicher, aber einer, der bei einer unreflektierten Betrachtungsweise nicht gerade ungefährlich ist. Letztlich lässt 13 Hours nur zwei Lesarten zu: entweder ist sich Michael Bay sehr bewusst, was für ein widerlich manipulatives Machwerk er da geschaffen hat, oder aber er ist zu dumm, um das zu erkennen. Und ganz ehrlich: ich weiß nicht, was von beidem ich nun schlimmer finden soll.
Ein Punkt für Donnie Yen. Mehr geht nun wirklich nicht.
Letztlich sehe ich Antoine Fuquas neuesten Film weniger als Remake, sondern eher als eine weitere, leicht abgewandelte Adaption eines bestehenden Stoffes, die in einem ganz ähnlichen Verhältnis zu Sturges Film steht wie Walter Hills Last Man Standing zu Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar: am Ende lässt sich in beiden Fällen alles auf Akira Kurosawa zurückführen. Fuqua jedoch legt seinen Schwerpunkt wie Walter Hill auch deutlich stärker auf die Action und die kann sich einfach sehen lassen. Dazu bietet er uns interessante Charaktere, die zwar etwas besser ausgearbeitet und in Szene gesetzt sein könnten, aber nichts desto trotz zu unterhalten wissen und sehr gut miteinander harmonieren. Das ist dann auch letzten Endes ein schönes Fazit: Die Glorreichen Sieben ist trotz seiner teils offensichtlichen Schwächen einfach unterhaltsam und macht Spaß! Nicht mehr und nicht weniger.
Hm. Der Film von Rupert Sanders lässt mich zwiegespalten zurück. Grundsätzlich fällt so ziemlich alles aus dem Dreieck aus Blade Runner, Ghost in the Shell und den Romanen und Geschichten von William Gibson in mein Beuteschema, aber diese Realverfilmung will nicht so recht bei mir zünden. Die philosophischen wie moralischen Implikationen der Vorlage werden allenfalls angerissen, auf der anderen Seite aber Actionelemente ebenfalls nur sehr spärlich gesetzt. Spannend und mutig hätte ich es ja gefunden, wenn man sich getraut hätte noch mehr in Richtung Action zu gehen und das philosophische Korsett der Vorlage abzustreifen. Dafür aber ist die Welt vor allem im Detail sehr gut gestaltet und erinnerte mich immer mal wieder an eine Art Johnny Mnemonic mit großem Budget und Hochglanzoptik. Letztlich bleibt der Film für mich seltsam zerrissen zwischen Ambition und mangeldem Mut zu mehr Radikalität.
Nachdem er mit Hilfe von Major Susan Turner einen korrupten Kleinstadt-Sheriff hochnehmen konnte, möchte Jack Reacher seine Kontaktperson bei der Militärpolizei endlich mal persönlich kennenlernen. In Washington angekommen, muss er jedoch feststellen, dass Major Turner wegen angeblicher Spionage verhaftet worden ist, doch Reacher lässt sich nicht so ohne weiteres abschütteln und ermittelt in dem Fall auf eigene Faust weiter.
Machen wir es kurz: ob und in wie weit die Jack Reacher-Filme nun werkgetreue Adaptionen der Romane von Lee Child sind, das kann und will ich nicht beantworten, weil ich zum einen die Bücher nicht gelesen habe und dieses Thema zum anderen bereits oft genug aufgegriffen wurde. Der erste Film von 2012 erwies sich rückblickend als durchaus bodenständig wie angenehm zurückhaltend inszeniert im Vergleich zum sonst eher üblichen Action-Blockbuster und eröffnete Regisseur Christopher McQuarrie letztlich die Möglichkeit, den ziemlich guten Mission Impossible: Rogue Nation zu realisieren. Für die Fortsetzung steht nun Edward Zwick hinter der Kamera und Tom Cruise selbst produziert und übernimmt erneut die Hauptrolle. Ein Blick auf die Karriere von Zwick mit Filmen wie Blood Diamond, Der letzte Samurai oder Ausnahmezustand zeigt, dass er es in der Vergangenheit durchaus zu verstehen wusste, Action und Drama geschickt miteinander zu verbinden. Umso verwunderlicher ist es, dass der Oscarpreisträger mit Jack Reacher: Never Go Back einen ausgesprochen mittelmäßigen und beliebigen Actionthriller von der Stange abliefert. Das alles ist zweifellos handwerklich solide inszeniert, wirkt aber auch vollkommen austauschbar und zeigt keinerlei Handschrift seines Regisseurs. Der Plot ist vorhersehbar und die Handlung allzu bekannten Strukturen geradezu sklavisch ergeben ohne jemals wirklich überraschen zu können. Schlimmer noch: auf der inhaltlichen Ebene wirkt Jack Reacher: Never Go Back wie eine Doppelfolge der TV-Serien JAG oder Navy CIS. Die Geschichte selbst rund um die Verschwörung durch den privaten Militärdienstleister ParaSource ist dermaßen generisch und uninspiriert vorgetragen, dass man es kaum glauben mag und sie sofort durchschaut. Dazu gesellen sich Dialoge voller Plattitüden und mäßigen Onelinern, vollkommen austauschbare und blasse Schurken sowie eine erzählerisch annähernd irrelevante Vater/Tochter-Konstellation. Wirklich konfrontative Action findet man eher selten, denn meist sind Jack Reacher und sein Anhang auf der Flucht vor dem Militär, der Polizei oder den Schergen der Bösewichte. Geht es wirklich mal zur Sache, dann ist die Action zwar routiniert, aber auch recht beliebig umgesetzt und immer darauf bedacht, ihren Star möglichst gut aussehen zu lassen. So bleibt letztlich ein moderner, glatt gebügelter Actionthriller aus der zweiten Reihe, welcher erstaunlich wenig aus seinem Budget macht. Zusammengesetzt aus dem Baukasten ohne Ecken und Kanten, ohne nennenswerte Höhen und Tiefen, zweifellos solide inszeniert, aber auch ohne erkennbare Handschrift, ist Jack Reacher: Never Go Back nicht wirklich langweilig, aber rückblickend auch kaum erinnerungswürdig. Kurzweilig genug, um keine Zeitverschwendung zu sein, jedoch ohne jegliche Alleinstellungsmerkmale, die ihn aus der grauen Masse ähnlicher Streifen herausragen lassen.
Fast & Furious 8 oder das Po-Loch des Teufels
Als das Team rund um Dominic Toretto einen weiteren Auftrag für Mr. Nobody annimmt und eine leistungsstarke EMP-Waffe in Berlin sicherstellen soll, wendet sich Dom plötzlich gegen die Familie, stiehlt die Waffe und verschwindet von der Bildfläche. Niemand außer ihm weiß, was wirklich los ist, wird er doch von der Hackerin Cipher erpresst und dazu gezwungen, doch von nun an macht der Rest des Teams unerbittlich Jagd auf Dom.
Die Fast & Furious-Reihe ist das momentan wohl erfolgreichste Action-Franchise überhaupt, welches von Kostverächtern auch heute noch nur zu gern gemieden wird, obwohl sich der inszenatorische Irrsinn seit Teil 5 jedes Mal aufs neue übertrifft und sich die Filme weg von ausuferndem Auto-Fetisch und langweiligen Straßenrennen hin zu überdreht comicartiger Action entwickelt haben. Auch ich selbst muss zugeben, erst seit besagtem fünften Teil aktiv Interesse an den Abenteuern rund um Dominic Toretto und seiner Familie zu haben, seit die Macher dahinter nahezu unermüdlich Film um Film den bekloppten Wahnsinn in immer größere Höhen schrauben. Immerzu denkt man, wie das alles denn noch getoppt werden soll und dann kommt der nächste Teil nur um doch wieder einen drauf zu setzen. Und auch der achte Streich – dieses Mal unter der Regie von F. Gary Gray – strebt mit jeder Pore nach infantilem Gigantismus und was hier an haarsträubender Action geradezu zelebriert wird, das muss man sehen, um es zu glauben: da regnen Autos dutzendfach von Dächern, da schlittern italienische Sportwagen über das sibirische Eis, da rast eine Abrissbirne über deutsche Straßen und kegelt den Weg frei, da liefert sich die Familie rund um Dom ein Wettrennen mit einem russischen Atom-U-Boot. Dass das alles einfach nur der total grenzdebile Schwachfug sein könnte, die Frage stellt sich dem offenen Betrachter allerdings gar nicht erst, denn Fast & Furious 8 verpackt all das mit einer solch großen Lust an eben jenem infantilen Gigantismus, dass man eigentlich nur noch Kopf schüttelnd da sitzen und die vollkommen abstrusen Einfälle bewundern kann. Auch der Cast scheint parallel zur Action immer gigantischere Ausmaße anzunehmen und erweitert den Kern der Familie Stück für Stück sogar um alte Feinde, wenn neue es erforderlich machen. Fast & Furious 8 ist nicht nur auf dem Papier ein vollkommen durchgeknalltes Stück filmischer Wahnsinn geworden und dreht buchstäblich schwer am Rad, er zelebriert diesen Zustand totalen Irrsinns regelrecht und definiert sich beinahe ausschließlich genau darüber. Bessere Action findet man zur Zeit sicherlich, größenwahnsinnigere wohl kaum. Das darf dann auch mal einfach nur Spaß machen. Letztlich bleiben bei mir zwei Fragen: wird der nächste Teil noch größere Dimensionen beackern und zitiert Regisseur F. Gary Gray in diesem Spektakel tatsächlich in einer Szene kurz Hard Boiled von John Woo oder ist das bloß Zufall?
Ich bin durchaus angenehm überrascht von War Dogs. Der Film ist zwar nicht so zynisch wie beispielsweise Lord of War, hat dafür aber auch weniger Klamauk zu bieten als ich im Vorfeld gedacht hätte. Jonah Hill ist gewohnt stark und spielt herrlich schmierig, von Miles Teller halte ich ohnehin recht viel. Dazu rundet ein starker Soundtrack das ganze ab. War Dogs pendelt letztlich irgendwo zwischen Komödie und Satire, ohne dabei zu sehr unter die Gürtellinie zu gehen oder in nervige Albernheiten abzudriften.
Die amerikanische Studentin Lucy gerät in Taipeh durch eine zwielichtige Bekanntschaft in einen Drogendeal der koreanischen Mafia. Als die Dinge eskalieren wird Lucy kurzerhand als unfreiwilliger Drogenkurier missbraucht und soll ein in ihrem Bauchraum eingesetztes Paket der neuartigen Droge CPH4 über die Grenze bringen. Alles läuft fürchterlich schief und letztlich wird die Droge in Lucy freigesetzt und gelangt in ihre Blutbahn, was ihr ungeahnte Möglichkeiten eröffnet….
Luc Besson war mal ein richtiger guter Regisseur, der es hervorragend verstand Action mit Anspruch zu verschmelzen und ungewöhnliche Geschichten zu erzählen. Filme wie Leon – Der Profi, Nikita, Im Rausch der Tiefe oder sogar noch Das 5.Element waren allesamt unterhaltsam, immer ein klein wenig anders und intelligent inszeniert. Irgendwann hat er sich dann mehr auf das Produzieren von Filmen und schreiben von Drehbüchern verlegt und auch seine immer weniger werdenden Regiearbeiten ließen die Qualität früherer Werke vermissen. An Lucy will er zehn Jahre gearbeitet haben, es scheint ihm also eine Herzensangelegenheit zu sein, dennoch gelingt es ihm auch dieses Mal nicht an vergangene Qualitäten anzuknüpfen.
Lucy sieht sich selbst als eine Art Gedankenexperiment, ein klassisches „Was wäre wenn… „- Spiel basierend auf der Idee, dass der Mensch nur zehn Prozent seiner Hirnkapazität nutzt. Dass diese These wissenschaftlich längst überholt und in der Form nicht mehr haltbar ist, wäre nur halb so schlimm und durchaus zu verschmerzen, wenn der Film tatsächlich etwas aus dieser Prämisse machen würde. Tut er nur leider nicht. Er entpuppt sich viel mehr als actionreiche Variation des Films Ohne Limit von Neil Burger mit Bradley Cooper in der Hauptrolle, der sich dem Thema aber deutlich versierter und eleganter annimmt. Zudem wildert Besson stark in seiner eigenen Vergangenheit, vermischt Elemente aus Nikita mit Versatzstücken aus Das 5. Element, garniert das Ganze zum Ende hin mit einem ordentlichen Schuss Transcendence von Wally Pfister und verquirlt alles zu einer wilden und bunten Mischung aus pseudowissenschaftlichen Erkenntnissen, esoterischer Philosophie, ein wenig Action und ein wenig Spannung. Leider bleibt all das aber doch sehr oberflächlich und es herrscht das eigenartige Gefühl vor, dass Besson zwar eine Idee hat, dass da eine Geschichte ist, die er erzählen möchte, er aber nicht so richtig weiß wie. Statt sich auf die im Grunde sehr gute und interessante Ausgangslage des Films zu konzentrieren verliert sich Besson immer wieder in Actionsequenzen und Verfolgungsjagden. Beginnt Lucy noch durchaus vielversprechend und hat viel Potential, wird dieses im weiteren Verlauf kaum genutzt und die Erzählstruktur fasert immer weiter aus, Elemente der Story werden der Inszenierung geopfert und der Film wird parallel zu Lucy's zunehmender Hirnkapazität immer schwächer. Dann schafft Besson es noch mit Scarlett Johansson, Morgan Freeman und Min-sik Choi gleich drei herausragende Schauspieler völlig unter Wert zu verkaufen.
Letztlich verhebt sich Besson an seinem eigenen Anspruch, denn Lucy wäre zweifellos ein hübsch anzusehender Actionreißer mit Science Fiction – Elementen, ausgesprochen kurzweilig und gelungen inszeniert, würde man doch auf den pseudowissenschaftlichen und philosophischen Überbau verzichten und die Geschichte geradliniger umsetzen. So bleibt Lucy letztlich ein Blender, der mit seiner gefälligen Optik vergeblich versucht darüber hinwegzutäuschen, dass seine dünne und löchrige Story einfach nicht viel zu erzählen hat. Reduziert auf seine Actionelemente durchaus passabel, als großes Ganzes aber will der Film mehr als er bedienen kann.
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Letztlich gibt es gar nicht so wahnsinnig viel über Kong: Skull Island zu sagen: er hat meine Erwartungen an ihn erfüllt, mir jede Menge fette Monsteraction geboten und das Kind in mir glücklich gemacht. Dass Handlung und Figuren flach und austauschbar bleiben, habe ich so im Vorfeld erwartet und in meinen Augen kann und darf man das einem solchen Film auch nicht ankreiden. Kong kommt schnell zur Sache, das macht Spaß und sieht toll aus. Was will man denn mehr in einem solchen Film? Ich wurde zwei Stunden lang gut unterhalten, hatte keine Langeweile und wurde in eine fantastische Welt entführt. Dafür sind Abenteuerfilme doch eigentlich gemacht, oder nicht?
Terry Monroe und Bob Bolaño sind korrupte Cops, die sich quer durch Albuquerque, New Mexico, saufen und koksen. Sie ziehen Kleinkriminelle ab, rauben, betrügen, bedrohen, erpressen und verprügeln Verdächtige wann immer es ihnen hilft und sie davon profitieren können. Kompliziert wird es erst, als sich an einem für sie etwas zu großen Coup versuchen und damit die Aufmerksamkeit des britischen Gangsters Lord James Mangan auf sich ziehen, welcher fortan gnadenlos gegen die beiden vorgeht.
Die beiden Brüder Martin und John Michael McDonagh sind so etwas wie die Speerspitze des schwarzen Humors unter irischen Regisseuren. Während Martin mit Brügge sehen… und sterben? sein Debüt gab und dann mit 7 Psychos nach legte, da konnte auch sein Bruder John Michael mit The Guard und Calvary zwei Schwergewichte in puncto typisch britischem, tief schwarzem Humor für sich verzeichnen und liefert nun mit War on Everyone seinen dritten Film ohne dabei auch nur die geringsten Anzeichen erkennen zu lassen, mit seiner bisherigen Tradition zu brechen. So ist sein neuester Film dann auch vollkommen überdreht und geprägt von einem sehr gewöhnungsbedürftigen und eigenwilligen Humor, welcher sich überwiegend daraus speist, dass War on Everyone hemmungslos politisch unkorrekt daher kommt und nahezu alles und jeden zur Zielscheibe macht. Das ist grenzwertig, das kann man mögen, aber auch ablehnen. Wirklich zynisch ist der Film dann letztlich aber nicht, nimmt er sich doch über seine gesamte Laufzeit nicht wirklich ernst und auf einen sinnstiftenden Handlungsbogen, einen einheitlichen roten Faden, verzichtet McDonagh dann auch gleich völlig und legt die Erzählweise vielmehr episodenhaft an, beginnt irgendwo mittendrin im Geschehen und legt auffallend wenig Wert auf Struktur. Visuell ist War on Everyone durchaus hübsch anzusehen mit seinem sanften 70/80er Look. Dadurch, dass der Film zwar in der Gegenwart spielt, sämtliche Figuren aber gekleidet sind als wären sie direkt aus den 70/80ern entsprungen, und auch entsprechende Autos fahren, wirkt all das angenehm zeitlos und leicht entrückt. Überhaupt erinnert vieles oft an das Video zu dem Song Sabotage von den Beastie Boys, eine herrlich spaßige und wunderbar überspitzte Parodie der 70er/80er Copthriller. Was aber dort im kleinen Rahmen hervorragend funktioniert, nutzt sich hier schnell ab und langweilt irgendwann. Dann fällt auch schnell auf, dass die Figuren durch die Bank weg eindimensional sowie schrecklich klischeehaft gezeichnet sind, keinerlei Entwicklung durchmachen und gerade Monroe und Bolaño absolute Unsympathen sind. Natürlich soll das so sein, aber ohne einen entsprechenden Gegenpart oder zumindest eine wie auch immer geartete Form der erkennbaren Weiterentwicklung wird auch das schnell langweilig.
War on Everyone ist letztlich einfach vollkommen überdreht, hetzt ohne ersichtlichen roten Faden in der Story von Szene zu Szene und ballert dem Zuschauer seine popkulturellen Anspielungen und Referenzen im Minutentakt um die Ohren. Der Humor ist grenzwertig und politisch unkorrekt wo es nur passt. Einige Gags zünden und sind ziemlich gut (zum Beispiel die Diskussion über Rassismus innerhalb der Polizei zwischen den Protagonisten und ihrem Vorgesetzten), aber mindestens genauso viele enden als Rohrkrepierer oder sind hoffnungslos übertrieben. Dennoch hat War on Everyone durchaus seine Momente, einige Szenen, Sätze oder Dialoge sitzen wie die Faust aufs Auge und gerade Michael Peña und Alexander Skarsgård haben sichtlich Spaß daran, einfach mal so richtig die Sau rauszulassen. Alles in allem sicherlich kein Vergleich zu den bisherigen Filmen von John Michael McDonagh und vielleicht auch so etwas wie ein bisheriger Tiefpunkt in seinem Schaffen, aber zumindest kurzweilig genug, um War on Everyone mal zu schauen. Auch, wenn der Film danach schnell wieder vergessen sein dürfte.
2029. Mutanten gibt es nur noch sehr wenige und seit 25 Jahren wurde kein neuer mehr geboren. Die wenigen noch lebenden verstecken sich vor der Regierung und den Reaver genannten Spezialeinheiten, die unter der Führung von Donald Pearce gnadenlos Jagd auf sie machen. Auch Logan/Wolverine ist im mexikanischen Grenzland untergetaucht, schlägt sich als Limousinenfahrer durch, versorgt gleichzeitig den demenzkranken Prof. X und will sich nur noch den gemeinsamen Traum eines eigenen Bootes erfüllen, um auf dem Meer leben zu können. Als die junge Mutantin Laura eher unfreiwillig in seine Obhut gelangt, muss Logan widerwillig zu seinem abgelegten Alter Ego Wolverine zurück finden und den Kampf gegen Pearce und seine Reaver aufnehmen, die Laura unbedingt zurück haben wollen.
Wenn ich mir einen Lieblings-Marvelhelden aussuchen müsste, dann wäre es wohl zweifellos Wolverine. Und das nicht nur wegen seiner Kräfte, sondern vielmehr wegen der faszinierenden Geschichte, die hinter dieser Figur steht. Der neueste filmische Beitrag dazu stammt von Regisseur James Mangold, der bis auf den durchaus verzichtbaren Knight & Day unter anderem die guten bis sehr guten Filme Cop Land, Identität, Walk the Line und Todeszug nach Yuma für sich zu verzeichnen hat, bis er 2013 die Regie für Wolverine: Weg des Kriegers antrat. Mit immer noch mäßigem Ergebnis aufgrund eines recht schwachen Drehbuches, wie sich herausstellen sollte, obwohl sein Film immer noch besser ist als der vollkommen vergessenswerte Vorgänger X-Men Origins: Wolverine. Umso erfreulicher also ist es nun, dass Mangold mit Logan in die Welt des Wolverine zurückkehrt und dieses Mal sowohl die Regie führte als auch das Drehbuch schrieb und sich vollkommen selbst verwirklichen konnte. Man spürt sofort seine Liebe zu der Figur des Wolverine. Eine Liebe, die Hugh Jackman als Darsteller ebenso teilt wie Ryan Reynolds zu Deadpool. Im Übrigen ist es nicht nur eine auf das Crossover-Marketing beschränkte Verbindung beider Projekte, eröffnete der Erfolg von Deadpool trotz seines R-Ratings doch überhaupt erst die Möglichkeit, Logan so zu realisieren, wie James Mangold es bedingungslos wollte. Dabei steht das R-Rating (welches sich Logan zweifellos redlich verdient hat) gar nicht mal so sehr im Vordergrund als vielmehr die Möglichkeit, kreative Entscheidungen treffen zu können, die dann vom Studio auch genauso abgesegnet werden.
Und wie Regisseur James Mangold letztlich dann seinen Film inszeniert, das sucht innerhalb des Genre zweifellos seines Gleichen und hebt sich geradezu überdeutlich von den oftmals grellbunten und verhältnismäßig harmlosen Comicwelten aus dem Hause Marvel ab. Logan ist minimalistisch gehalten, staubig, dreckig, brutal und ausgesprochen grimmig in seinem Tenor und mehr Drama und Road Movie mit Western-Einschlag als Comic-Blockbuster. Erzählt wird eine eher kleine, geradezu intime Geschichte, die viel von der irgendwie postapokalyptischen Welt um sie herum einfach ausblendet und sich vielmehr sehr auf ihre Figuren und deren Konflikte konzentriert. Zudem haben Handlungen nun endlich auch direkte und sehr spürbare Konsequenzen und bereits die aller erste Szene macht sofort klar, wohin hier die Reise geht. Logan ist erstaunlich brutal geraten (die deutsche FSK 16 Freigabe darf an dieser Stelle ruhig mal hinterfragt werden, fliegen doch buchstäblich abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen in rauen Mengen durch die Gegend), jedoch verkommt die Gewalt hier nie zum reinen Selbstzweck, ist nie bloßer Schauwert, sondern vielmehr immer handlungsgetrieben und ein wichtiges, erzählerisches Stilmittel, um sowohl diese dreckige wie raue Welt als auch Logan selbst zu charakterisieren. Er ist spürbar innerlich zerrissen zwischen seiner menschlichen und animalischen Seite. „Nature made me a freak, man made me a weapon and God made it last too long“ wird er an einer Stelle im Film sagen und das trifft den Kern sehr gut. Er trinkt zuviel und trägt Selbstmordgedanken in sich, sein Körper ist geschunden von unzähligen Kämpfen und Wunden, und seine Kräfte lassen spürbar nach. Darüber hinaus kümmert er sich zusammen mit dem Mutanten Caliban um den inzwischen über 90jährigen und an Demenz leidenden Prof. X, dessen sporadische Anfälle eine Gefahr für die Menschheit sind. Für jemanden, dem wie mir die filmischen Verkörperungen von Logan und Prof. X in den vergangenen siebzehn Jahren ans Herz gewachsen sind, ist es hart mit anzusehen, wie brutal und gnadenlos der Film mit seinen Figuren umgeht, doch gleichzeitig ist diese logische Konsequenz auch überaus faszinierend. Insgesamt verhandelt der Film viele Facetten der Themen Vergänglichkeit und Sterblichkeit, auch wird Logan in gleich zweifacher Hinsicht mit seiner eigenen Jugend konfrontiert und muss sich seine Schwächen eingestehen und sich ihnen stellen.
Eine besonders große Stärke von Logan ist der Umstand, dass es sich dabei um einen stark Charakter getriebenen Film handelt und eben nicht um einen Action getriebenen Film, wie es sonst bei Comicverfilmungen der Fall ist. Phasenweise vergaß ich im Kino sogar, es eigentlich mit Superhelden zu tun zu haben. Es ist vielmehr ein Film über Charaktere mit einem Hauch von Superkräften und eben kein Film über Superkräfte mit einem Hauch von Charakter. In diesen Kontext passen dann auch die wirklich starken schauspielerischen Leistungen von Hugh Jackman, Patrick Stewart und vor allem auch von der elf jährige Dafne Keen als Laura. Jackman spielt seinen Logan unfassbar glaubwürdig als schwer gebrochenen Mann, verbittert und zerfressen von Schuldgefühlen, angeschlagen, traumatisiert von all seinen Erlebnissen und an den Grenzen seiner Kräfte angelangt. Ebenso ist Patrick Stewart großartig, ständig pendelnd zwischen völlig klaren Momenten und totaler Senilität, geplagt von seinen Anfällen, die ihn so unglaublich gefährlich machen für alle anderen Lebewesen, und der auch eine unglaublich erdrückende Schuld auf seinen gebrechlichen Schultern tragen muss. Die große Entdeckung aber ist zweifellos Dafne Keen, denn wie sie gerade zu Beginn des Filmes ihre rohe, geradezu animalische, gar nicht bis kaum sozialisierte Seite zum Ausdruck bringt, ist schlicht beeindruckend. Über weite Strecken im Film sagt sie nicht ein Wort, aber Körpersprache und Mimik reichen völlig aus und sprechen für sich, wenn sie sich mit geradezu unbegreiflicher Selbstverständlichkeit innerhalb dieses teils sehr brutalen Settings bewegt. Auf keinen Fall vergessen sollte man dabei, dass dieses kleine, elfjährige Mädchen annähernd keine Erfahrung vor der Kamera und schon gar keine in einer solch großen Produktion hat, aber eine verdammt gute Performance abliefert.
Zudem besticht Logan durch eine Intertextualität, die weit über das sonst für das Genre der Superheldenfilme so übliche, selbstreferenzielle Gebaren hinaus geht. Mangold geht mit seinem Film über den eigenen Kosmos hinaus und bezieht auch zahlreiche Verweise außerhalb der Comicwelt stark mit ein, wenn beispielsweise der Western Shane (1953) von George Stevens eine nicht gerade unbedeutende Rolle spielt, indem nicht nur zentrale Themen und Motive übernommen werden, sondern sich auch dramaturgische Elemente in Logan wiederfinden und spiegeln. Im gleichen Kontext stehen die sehr geschickt platzierten X-Men-Comics im Film, wodurch plötzlich eine Metaebene aufgemacht wird, die sogar Deadpool in den Schatten stellt, denn anhand dieser Comics verhandelt der Film die Frage, wie Superhelden grundsätzlich dargestellt werden. An diesem Punkt zieht Logan ganz klar eine Trennung zwischen der bunten Welt dieser Comics und der düsteren Realität und hinterfragt die Glorifizierung von Heldentum. Menschen sterben und das ist endgültig. Töten ist und bleibt Töten, Mord ist und bleibt Mord, auch wenn die Opfer vermeintlich böse Menschen sind. Eine bittere Erkenntnis, welche ich mir so immer wieder mal innerhalb des Genre gewünscht, aber nie bekommen habe. Zudem erinnert nicht nur Logans Look oftmals stark an das Videospiel Last of Us, auch das postapokalyptische Setting – wenn auch bei weitem nicht so ausgeprägt – wie vor allem die Vater-Tochter-Dynamik und das treibende Handlungselement der langen Reise unter widrigen Umständen mit konkretem Endpunkt lassen sich wiederfinden. Und das ist nur ein Teil all der Verweise und Bezüge, die auch einen Reiz des Filmes ausüben, und es lässt sich noch viel mehr entdecken.
Lange Rede, kurzer Sinn, denn ich könnte noch ewig so weitermachen: Logan ist ein grandioses Stück Film geworden, das nicht nur meine ohnehin schon hohen Erwartungen zu übertreffen vermochte, sondern darüber hinaus sein enges Genrekorsett gekonnt aufbricht und uns die wohl erste, wirklich erwachsene Comicverfilmung beschert. Die teils brutale Konsequenz des Filmes hat mich tatsächlich getroffen, berührt und mitgenommen. Vermutlich wird mich Logan in meinem Kopf noch eine ganze Weile begleiten. Ein wahrlich gelungener und würdevoller Schlussstrich unter siebzehn gemeinsame Jahre. Danke dafür.
Jacob King fliegt von Südafrika nach Los Angeles, um das Verschwinden seiner Schwester Bianca aufzuklären. Mit nur ein paar Hundert Dollar in der Tasche und einem Rückflugticket in wenigen Tagen ausgestattet, macht er sich völlig ohne Anhaltspunkte außer ihrem Wohnort oder sich in L.A. auszukennen auf die Suche nach ihr, nur um schon bald in einen Strudel aus Drogen und Gewalt zu geraten.
Regisseur Fabrice Du Welz hat 2004 mit Calvaire einen Film gedreht, welchen ich zwar erst sehr viel später für mich entdecken sollte, der mich aber dafür auch nachhaltig verstören sollte. Umso größer war dann meine Vorfreude als bekannt wurde, dass Netflix ihn für den Actionthriller Message from the King gewinnen konnte. Zwar fällt sein neuester Film deutlich konventioneller aus als Calvaire, ist wie für das Genre des Rachethrillers oftmals üblich schnörkellos, trocken und auf den Punkt inszeniert und nutzt etablierte Formeln der Handlung für sich, kann aber dennoch durch die eine oder andere kleinere Wendung eher ungewöhnlicher Natur glänzen und offenbart im letzten Drittel durchaus unangenehme Bilder. Lange bewegt sich Message from the King in ganz klassischen Strukturen seines Genres, wenn Jacob King mit seinen Nachforschungen ganz unten anfängt, sich Stück für Stück in der Hierarchie der hiesigen Unterwelt nach oben arbeitet und mir fortschreitender Handlung eine Spirale der Gewalt entfesselt. Auch das erzählerische Tempo zieht nach und nach immer weiter an, nur um im finalen Akt zu eskalieren, wenn sämtliche Dramaturgie des Filmes auf einen einzigen Punkt hin zusteuert und sich die verschiedenen Handlungsstränge in einem finsteren Schlussakkord plötzlich zusammenfügen. So ist Message from the King eigentlich sogar ziemlich clever konstruiert, wenn Du Welz den Zuschauer recht lange an der Nase herumführt und seinen Film lediglich oberflächlich als konventionell erscheinen lässt, nur um in letzten Akt Erwartungshaltungen zu unterlaufen und dann doch noch den von ihm gewohnten Irrsinn aufblitzen zu lassen. Das ist ein hübscher Balanceakt, den Du Welz da vollführt, welchem ich auch auf den Leim gegangen bin, nur um dann im Finale tatsächlich überrascht worden zu sein. Somit ist Message from the King zwar über weite Strecken nach den konventionellen Erzählmustern seines Genre des Rachethrillers gestrickt, variiert aber doch zumindest Nuancen so fein, dass man es zunächst kaum bemerkt, bis Du Welz im letzten Akt die Tür aufreißt und den Wahnsinn doch noch Einzug halten lässt.
„That’s… definitely bigger than the last one.“
Zwanzig Jahre sind vergangen seit dem verheerenden Angriff der Aliens auf die Erde. Die damaligen Ereignisse einten die Menschheit in Frieden und Eintracht, bewaffnete Konflikte gab es seither keine mehr und die Technologie der Außerirdischen konnte zu immensem Fortschritt genutzt werden. Doch ausgerechnet am zwanzigsten Jahrestag der erfolgreich abgewehrten Invasion kommt es zu einem erneuten Angriff, der um ein vielfaches größer ausfällt und nach der Zerstörung großer Teile von Europa und Asien durch die Aliens scheint die Lage aussichtslos zu sein.
Das diesen Text einleitende Zitat trifft nicht nur den Nagel auf den Kopf, es hämmert ihn auch gleich tief ins Holz. Independence Day: Resurgence ist ein Paradebeispiel dafür, dass eines der größten Probleme Hollywoods der Mangel an neuen Ideen ist. So verfährt Roland Emmerich dann auch zwanzig Jahre nach seinem ersten Teil ganz klar nach der Devise bigger is better und macht genau das, was er am besten kann, nämlich unterkomplexes und nur auf Überwältigung ausgelegtes Event-Kino, liefert dabei aber lediglich den lauen Aufguss eines ohnehin schon lauen Filmes. Sicher, mit sechzehn, damals im Kino, da war Independence Day auch für mich das wohl Höchste der Gefühle, heute jedoch bin ich weniger leicht zu beeindrucken, habe viel mehr gesehen und weiß, was für eine Gurke das auch schon 1996 war, so voller Kitsch, Pathos und Patriotismus, nicht unähnlich Filmen wie Armageddon oder Pearl Harbor. Ich glaube nicht, dass es überhaupt einer Fortsetzung bedurft hätte und schon gar nicht einer zwanzig Jahre danach, viel zu spät und mit einem Publikum, welches den ersten Film zum Teil vielleicht gar nicht mehr kennt. Zudem handelt es sich bei Independence Day: Resurgence streng genommen nicht einmal um eine Fortsetzung, erzählt Emmerich doch im Grunde genau die gleiche Geschichte wie 1996 und variiert kaum mehr als Teile des Personals und allenfalls winzige Elemente der Story. Würde man nicht allzu genau hinsehen, sein Film würde auch problemlos als Remake durchgehen. Independence Day hatte zu seiner Zeit immerhin spektakulär neue Effekte zu bieten, verpackt in eine Zerstörungsorgie, die damals ihres Gleichen suchte und mein sechzehnjähriges Ich zu beeindrucken wusste, doch Resurgence hingegen ist letzten Endes nur noch eine weitere von vielen, beliebigen wie lieblosen CGI-Orgien und verliert dadurch genau jenes Alleinstellungsmerkmal, dass der alte Film noch für sich beanspruchen konnte. Eines muss man Emmerich jedoch lassen: Fernab vom bemühten Ernst einiger anderer Blockbuster zielt er nicht auf die realen Ängste des Publikums vor Terror, Überfremdung und Naturkatastrophen ab, sondern vielmehr auf eine kindliche Schaulust und versucht zumindest das Kino wieder zu einer Jahrmarktsattraktion zu machen. Dass dann letztlich der Funke nicht überspringen will, das liegt auch am modernen Event-Kino und dessen sensationswütigem Publikum, dessen Ansprüchen Independence Day: Resurgence gnadenlos hinterher hinkt. Was sich vor zwanzig Jahren noch für lange Zeit ins kollektive Gedächtnis der Popkultur brannte, das ist heute gleich wieder vergessen. Zu altmodisch ist der Film in seiner Inszenierung geraten und zu sehr orientiert sich Emmerich manchmal geradezu sklavisch an der Struktur des ersten Teils, um heute noch großartig punkten zu können. Immerhin ist es eine nette Idee Jeff Goldblum, Bill Pullman, Judd Hirsch, Brent Spiner und John Storey wieder mit ins Boot zu holen und so nicht nur erzählerisch an die Ereignisse von 1996 anzuknüpfen, dafür können aber vor allem Liam Hemsworth und Jessie T. Usher kaum glänzen, und unterm Strich nimmt die alte Besetzung der neuen ganz eindeutig die Butter vom Brot. Auch gefällt mir die Idee, die auf der Erde zurückgebliebene Alien-Technologie für den menschlichen Fortschritt zu nutzen, doch gebraucht Emmerich das Potential dahinter selten gehaltvoll und meist nur für den nächsten digitalen Effekt. Überhaupt werden viel zu oft Ideen aufgeworfen und Ansätze verfolgt, nur um dann genauso schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden. Es passiert zwar viel, aber kaum etwas davon hat auch wirklich Bedeutung oder würde gar die Story weiter entwickeln.
Independence Day: Resurgence tut nicht weh und weiß auch nicht zu verärgern, ist im Grunde nicht einmal ein besonders schlechter Film und hat auch die eine oder andere nette Idee zu bieten, aber er ist vor allem in seiner geradezu absoluten Belanglosigkeit einfach nur schrecklich egal, und das ist das Schlimmste, was ein Film überhaupt nur sein kann: egal. Das macht ihn letztlich überflüssig und verzichtbar, auch wenn Roland Emmerich schon schwächere Filme abgeliefert hat. Resurgence kommt mindestens fünfzehn Jahre zu spät und kann einer Generation, die Independence Day vermutlich gar nicht mehr kennt, nichts bieten, was andere aktuelle Blockbuster nicht auch leisten können und geht somit im Mittelmaß der sommerlichen Flut der Effekt-Spektakel unter.
Durchaus interessanter, zuweilen befremdlicher und technisch gut gemachter Film zum Thema Hybris und Gottkomplex, der leider gegen Ende seine intime Atmosphäre zu Gunsten von Horrorelementen über Bord wirft. Was David Cronenberg aus dem Stoff wohl hätte machen können?
Mit den Turtles, wie ich sie noch kenne, hat das alles nichts mehr gemein. Origin, Charakterzeichnung, alles über den Haufen geworfen. Wozu auch solche Dinge beachten, wenn das potentiell neue Publikum das alles eh nicht mehr kennt. Einzig Bebop, Rocksteady und Casey Jones machen den Film minimal erträglicher als den Vorgänger.
Vielleicht täusche ich mich ja, aber am Ende des Tages ist das alles doch vollkommen egal. Oscar hin, Oscar her... diverse Auszeichnungen haben doch noch keinen Film aufgewertet. Entweder, ein Film gefällt mir, oder er gefällt mir nicht, was könnte eine irgendwie geartete Academy oder deren Meinung daran ändern? Eben, nichts. Ein Gradmesser für Qualität war das für mich noch nie. Hatte der Oscar für DiCaprio in The Revenant einen Einfluss auf die Qualität seiner vorherigen Filme? Hatte das irgendeine Aussagekraft über sein Schaffen? Nein. Zumal die werten Damen und Herren der Academy sich für mein Empfinden ein wenig zu sehr im Kreis drehen und im eigenen Saft suhlen.
Im Haifischbecken der gefühlt unzähligen Endzeit-Actioner der 80er Jahre zweifellos einer der besseren Vertreter. Und Rutger Hauer wertet für mich ja jeden Film gleich mal auf.
Lange, etwa eine Stunde lang, war mir nicht ganz klar, was und wohin der Film denn nun will. Dann kommt die "Enthüllung" und plötzlich rutscht jedes Teil an seinen Platz und es macht klick. Ganz so wie all die kleinen Zahnräder und Mechanismen im Film selbst. Wirklich schöner Film und tatsächlich eine Liebeserklärung an das Kino selbst und an eine Zeit, in der es noch eine andere Bedeutung hatte und noch echten Eskapismus versprechen konnte.
„They worship everything and they value nothing.“
In Los Angeles begegnen sich die leidenschaftliche Schauspielerin Mia und der Jazzpianist Sebastian. Zwei Träumer, die an ihren Wünschen versuchen festzuhalten. Die eine erträumt sich ihren Durchbruch in Hollywood, der andere will nichts sehnlicher als seinen eigenen Jazzclub eröffnen. Zufällig laufen sie sich über den Weg und verlieben sich nach anfänglichen Schwierigkeiten ineinander, doch es ist nicht leicht, ihre Liebe zwischen erfolglosen Vorsprechen, deprimierenden Gastspielen in Bands und der rauen Atmosphäre generell in der Szene aufstrebender junger Menschen der Stadt zu hegen. Als sich erste Erfolge einstellen, müssen Entscheidungen getroffen werden.
Erst vor wenigen Wochen kam ich zum ersten Mal in den Genuss von Whiplash, dem Regiedebüt von Damien Chazelle, ein fiebrig treibendes Drama rund um einen talentierten Musikschüler und seinen enorm fordernden Lehrer. Ich muss gestehen, dass mich der Film sehr beeindruckt hat, angefangen bei seiner enorm rhythmus-orientierten Inszenierung, über seine soghafte Atmosphäre bis hin zum als Naturgewalt aufspielenden J.K.Simmons. Chazelles zweites Werk La La Land hatte ich zwar schon zuvor auf dem Schirm, weil mir die Trailer im Vorfeld sehr gefielen und ich das Genre des Musical-Filmes durchaus mag, aber Whiplash steigerte meine Vorfreude dann doch nochmal gewaltig. Dann jedoch kamen die Golden Globes mit dem triumphalen Siegeszug von La La Land in beinahe allen bedeutenden Kategorien und es wurde ein unfassbarer Hype los getreten, so dass man sich kaum noch retten konnte und an es an jeder Ecke nur noch ein einziges Thema zu geben schien. Solche massiven Hype-Wellen dämpfen in der Regel meine Euphorie immer ein wenig und lassen Skepsis in mir aufkeimen und auch in diesem Fall war das nicht anders. Aber ich kann euch beruhigen: ausnahmsweise mal ist La La Land tatsächlich ein Film, der all seinen Vorschusslorbeeren zur Abwechslung mal wirklich gerecht wird. Nach Whiplash bleibt Damien Chazelle seinem bisherigen Genre des Musikfilms gewissermaßen weiterhin treu, verlagert aber nun den Schwerpunkt weg vom Jazz geprägten Lehrer/Schüler-Drama hin zum knallbunten und farbenfrohen Musical. Dabei ist La La Land zwar verhaftet in der Vergangenheit, aber auch offen für die Moderne, und trotz ganz offensichtlichem Bezugsrahmen immer eigenständig. So schaut Chazelle weder nostalgisch verklärt, noch ironisch distanziert auf jene Filmepoche zurück, die sein Film zum Thema macht, und stürzt sich stattdessen viel lieber Hals über Kopf, angstfrei und frech in eben jene legendäre Szenerie eines längst vergangenen Hollywood. La La Land mag zwar an die klassischen Hollywood-Musicals angelehnt sein, lässt sich aber auch nicht davon abhalten, ständig andere, neue und interessante Wege zu finden, um seiner im Kern doch recht schlichten Liebesgeschichte immer wieder neue Impulse geben zu können. Sicher spickt Chazelle seinen Film mit zahlreichen Verweisen auf Filme wie Singing in the Rain, auf Fred Astaire, Ginger Rogers, Debbie Reynolds oder Gene Kelly ebenso wie auf Jacques Demy und dessen Die Regenschirme von Cherbourg mit Catherine Deneuve, aber La La Land verkommt nie zur bloßen Imitation, sondern nimmt sich vielmehr lauter kleine Elemente dieser Filme und formt daraus etwas neues ganz nach seinen eigenen Vorstellungen.
Es ist schon ein wenig erstaunlich, wie leichtfertig und kunstvoll Damien Chazelle mit seiner nicht immer linearen Erzählstruktur spielt, wenn er mit Zeitsprüngen, parallelen Handlungssträngen und sogar dem Erzählen im Konjunktiv jongliert, sich aber niemals verzettelt. Überhaupt ist die ganze Inszenierung von La La Land einfach nur wundervoll und zauberhaft, angefangen bei den Songs und den tollen Choreografien, über die Kostüme und Ausstattungen bis hin zu den traumhaften Setpieces. Schlicht ist all das zwar gehalten, deswegen aber nicht weniger bezaubernd. Immer wieder, besonders in den Tanszenen, gibt es lange one shots ohne Schnitte zu bewundern, wenn die Kamera immer zwischen den verschiedenen Akteuren hin und her gleitet, aber nie die Übersicht verliert. Auch die Chemie zwischen Ryan Gosling und Emma Stone ist einfach umwerfend und zumindest hier kommen die beiden den klassischen, großen und ikonischen Leinwandpaaren vergangener Tage wohl noch am nächsten. Darüber hinaus verhandelt der Film unter seiner funkelnden und glitzernden, irgendwie nostalgischen und doch modernen, bunten und träumerischen Oberfläche doch mehr als nur seine schlichte Liebesgeschichte zwischen Mia und Sebastian. Es geht ebenso auch um den Konflikt zwischen Idealismus und Realität, um die Diskrepanz zwischen dem, was man aus Leidenschaft gespeist tun möchte, und dem, was man gezwungenermaßen im zermürbenden Alltag tun muss. Es geht um Träume und Wünsche und vor allem auch um die Frage, an welchem Punkt man sich der Realität stellen soll oder muss, um diese vielleicht aufzugeben und zu begraben oder eben doch weiterzuverfolgen und sein Leben an ihnen auszurichten. Zudem lassen sich diverse Sätze und Kommentare im Film selbst wie beispielsweise der von John Legend über den Jazz („How are you gonna be a revolutionary if you’re such a traditionalist? You hold onto the past, but jazz is about the future.“) so auch 1:1 auf Film und Kino beziehen. Insofern mag La La Land stellenweise vielleicht ein wenig wehmütig und nostalgisch verklärt wirken, aber letzten Endes ist es der Film nicht, zeigt er doch immer wieder, wie sich Vergangenheit und Moderne zu etwas neuem verschmelzen lassen.
Ich hätte es nicht einmal zu träumen gewagt, dass ein solcher Film wie La La Land in heutigen Zeiten überhaupt noch gemacht wird. Und dass er dann auch noch große Teile der breiten Masse erreicht und nicht einfach nur ein tristes Nischendasein fristet, macht das ganze nur noch eindrucksvoller. Hut ab, Damien Chazelle, allein für den Mut, diesen Weg so konsequent zu beschreiten. La La Land ist im wahrsten Sinne des Wortes einfach zauberhaft. Ein vielmals überstrapaziertes Wort, welches hier jedoch einfach mal zutreffend ist. Eskapismus in Reinkultur, eine knallbunte Liebeserklärung an das Kino, an Los Angeles und eine längst vergangene Zeit voller wunderbarer und schöner Ideen und Einfälle und zugleich ein warmherziges Plädoyer an unsere Träume, welches unbedingt darin bestärken will, diese nicht nur festzuhalten, sondern auch zu verfolgen. Einfach nur schön.
Was für eine Tour de Force! J.K Simmons ist eine wahre Naturgewalt. Der Film ist rhythmisch nahezu perfekt inszeniert und geradezu wunderbar auf den vibrierenden Soundtrack hin zugeschnitten. Man spürt deutlich, dass Regisseur Damien Chazelle ausgebildeter Musiker ist und sehr wohl weiß, was er da macht. Die soghafte und fiebrige Atmosphäre hatte mich sofort gepackt, schon lange, bevor Simmons auf der Bildfläche erscheint. Zudem ist Whiplash ein Film, der auch die Schattenseiten angestrebter Perfektion verhandelt. Entbehrung und Schmerz. Anerkennung um jeden Preis. Wahnsinn. Wunderbar!