RoosterCogburn - Kommentare

Alle Kommentare von RoosterCogburn

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    RoosterCogburn 17.04.2024, 19:27 Geändert 17.04.2024, 20:09

    Die Gruppe "Weiße Rose", die '42 und '43 in sechs Flugblatt-Ausgaben zum Widerstand aufrief, ist den Deutschen ein Begriff geworden. Wem nicht, sollte das nachholen! Im Gegensatz zu früheren Filmen um die "Weiße Rose", konzentriert sich dieser Kinofilm fast ausschließlich auf Sophie Scholl. Julia Jentsch, die die Sophie spielt, ist in den ersten dreißig Minuten von einer zauberhaften Unbefangenheit. Ihr subversives Treiben besitzt einen erotischen Unterton. Sie huscht auf den Gängen in der Uni hin und her. Sie wirft einen Blick zur Seite, ob die Luft rein ist. Man begreift, das sie ursprünglich eine Mitläuferin war. Ihrem Bruder Hans begleitete. Zwei Kinder eines württembergischen Bürgermeisters, der seine Kinder zu Toleranz und Eigenständigkeit erzogen hatte. Es ist eine Sophie Scholl für die gegenwärtige Generation.

    Was aber irgendwie bei filmischen Aufarbeitungen nervig ist - vor dem Hintergrund des Dritten Reich - geht es (zumindest gefühlt) oft um den tapferen Widerstand oder um irgend eine banale Romanze. Filme wie "Der Nachtportier" (1974), "Lili Marleen" (1980) oder "Frühling für Hitler" (1967) bilden in diesem Kontext eine Ausnahme. Selbst bei Tarantinos pulpigen Nazi-Comic "Inglourious Basterds" (2009) geht es um den Widerstand. Auch wenn Quentin das raffiniert als Rache verpackt.
    Meine Kritik hat nichts mit meinen aufrichtigen Respekt und der Hochachtung vor dem Wirken der realen Personen zu tun. Man kann sich ausrechnen, das es damals einige Nazis und Mitläufer gegeben haben muss. Bei diesen Filmen wird komischerweise häufig Gutmenschentum propagiert. Nicht aber der Hintergrund der realen Personen thematisiert oder durch authentische Erzählung mehr Tiefe gegeben. Und die Protagonisten werden regelmäßig zur Geißel ihrer Umstände gemacht.

    Anders als in bisherigen Verfilmungen konnte Regisseur Marc Rothemund auf die Verhör-Protokolle zurückgreifen. Diese waren im Archiv der Staatssicherheit der DDR unter Verschluss. Offenbar hatten die SED-Machthaber keinerlei Interesse daran, die "bürgerliche" Scholl als Persönlichkeit zu zeigen, die der NS-Herrschaft die Stirn bot. Das Psychoduell zwischen Sophie Scholl und dem verhörenden Gestapo-Mann Robert Mohr (brilliant: Alexander Held), ist das intensivste und für mich das sehenswerteste an der Produktion. Der Rest des Filmes folgt größenteils den Gesetzen des eigenen Genres.

    Beschuldigt des Hochverrats und der Wehrkraftzersetzung musste Sophie Scholl ihre Naivität später teuer bezahlen. Der Film stellt dies mit Pathos und Sentimentalität dar. Man glorifiziert sie als Märtyrerin. 21 Jahre war Sophie Scholl alt, als sie am 22. Februar 1943 in München hingerichtet wurde. Ihr Henker hat später bekannt, niemand sei so tapfer und aufrecht in den Tod gegangen wie Sophie Scholl und ihr Bruder Hans.

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      RoosterCogburn 17.04.2024, 16:39 Geändert 17.04.2024, 20:24

      Die Romanvorlage verfolgt dramaturgisch denselben Ansatz wie die Adaption. Der Roman ist jedoch dichter und in sich stimmiger. Die Entwicklung war überraschender. Immer wieder springt man in die Vergangenheit zurück. Bis zu dem Ereignis, das den Auslöser der Handlung darstellt.

      Nach "Gods and Monsters" (1998), "Mr. Holmes" (2015) und „Die Schöne und das Biest“ (2017) ist es die vierte Zusammenarbeit von Regisseur Bill Condon ("Dreamgirls", "Inside WikiLeaks") und Shakespeare-Mime Sir Ian McKellen ("X-Men", "All IsTrue"). Die filmische Umsetzung ist bei ihrer Adaption deutlich unvermittelter. Die Zeitebenen '43 und '48 werden komprimiert im letzten Drittel des Filmes erzählt. Zu Beginn spielt die Handlung noch damit, dass die Täter-Opfer-Rollen wechseln könnten. Mir als Zuschauer ist das lange klar, das der scheinbare Jäger nicht bei seiner Rolle bleibt. Das macht den Film weniger spannend, als er sein könnte. Im ersten Drittel wird dem Zuschauer auch noch suggeriert, es könnte sich bei dem Crime-Drama um eine Art Gaunerei oder Heist-Movie handeln. Man fokussiert sich lange auf die Trickbetrügereien von Roy (McKellen). Diese Entscheidung halte für nicht so gelungen. Für mein Geschmack wird der Film erst besser als die beiden Hauptfiguren in Berlin sind, die Erzählung sich anders entwickelt und die Stimmung des Filmes sich verändert.

      Den hervorragenden Schauspielern Dame Hellen Mirren und Sir Ian McKellen ist es zu verdanken, dass "The Good Liar" vor allem etwas ist für Filmfreunde, der guten alten Schule und Liebhabern von herausragenden Schauspiel.

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        RoosterCogburn 14.04.2024, 18:55 Geändert 14.04.2024, 18:57

        Ein arbeitsloser Schauspieler will sein Leben auf die Kette bekommen. Als Hilfe zur Reflektion filmt er mit der Unterstützung einer Kamerafrau sein reales Leben ab. Dabei stellt er fest, dass er für die meisten seiner Probleme selbst verantwortlich ist. Nicht die Frauen wollen mit ihm keine Beziehung führen, er hat Angst vor Bindung. Nicht seine Mitmenschen behandeln ihn rücksichtslos, er besitzt keine Empathie und ist unangenehm direkt mit seiner Meinung.

        So geht das den Großteil des Filmes weiter. Der Streifen ist kein Geniestreich. In dieser Mockumentary werden Themen behandelt, die Gesprächsstoffe in jeder Selbsthilfe sind. Oder vor fünfzehn Jahren die Grundlage für Standups bildeten. Was auch erklärt, warum es sich um das Regiedebüts einer mir unbekannten 69-jährigen bayerischen Kabarettistin handelt. Nicht den Filmtitel hat man zu wörtlich genommen. Die Gags sind einfach abgestanden und der Humor nicht auf der Höhe der Zeit.
        03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩

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          RoosterCogburn 14.04.2024, 18:51 Geändert 14.04.2024, 18:53

          Die Dokumentation gewährt einerseits einen Rückblick auf die Artikel im Stern und das populäre Buch. Andererseits auch auf die damalige Verfilmung von Uli Edel. Archivmaterial von damals zeigt Bernd Eichinger, David Bowie, die reale Christiane F. und ihre Darstellerin. Interessant ist, unter welchen Bedingungen zum Teil damals die Inszenierung stattfand. Am Bahnhof Zoo - dem Zentrum West-Berlins - drehte Uli Edel teilweise ohne Drehgenehmigung an den echten Schauplätzen. Der Regisseur bekam Unterstützung von David Bowie, dessen Konzert in Berlin die wirkliche Christiane F. besucht hatte. Während das Publikum in Berlin aufgenommen wurde, sind damals die Aufnahmen mit Bowie auf der Bühne in N.Y. entstanden.

          Die 52-minütige-ARTE-Dokumentation über die Entstehung des Mythos “Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” fühlt sich eher an, wie eine Art Making-of aus jener Zeit. Casting Aufnahmen von damals werden gezeigt und die Filmemacher kommen dabei zu Wort. Stark sind auch die Aufnahmen vom früheren Berlin. Für mein Verständnis, ein sehenswertes Dokument, das die Notwendigkeit der Abschreckung deutlich macht. Und vor allem, wie man vor vierzig Jahren mit dieser Thematik umgegangen ist, im Gegensatz zu heute.

          Für die reale Christiane F und ihre Fixerfreunde, gab es kein Happy End. Zwei leben nicht mehr und der Rest ist nie wirklich clean geworden. Gescheiterte Existenzen am Rande der Gesellschaft, die durch ein Buch bekannt wurden, jedoch keinerlei finanziellen Gewinn davon trugen. Nur Christiane F bekam einmalig eine Million DM für ihre Story, bevor sie erneut rückfällig wurde. Tantiemen bekommen die Buchautoren und der Verlag (Stern).

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            RoosterCogburn 08.04.2024, 17:50 Geändert 08.04.2024, 17:55

            Der Fernsehfilm bedient genau das, was Fans der Serie lieben. Nicht mehr und nicht weniger. Ohne in gefälliger und sinnbefreiter Nostalgie zu verfallen, wird uns ein Adrian Monk präsentiert, dessen Zustand sich durch die COVID Pandemie "verschlimm-bessert" hat. Alle liebgewonnenen Charaktere sind mit an Bord: der einstige Captain und jetzige Security-Chief Leland Stottlemeyer; der inzwischen versetzte Lieutenant Randy Disher (ich liebe seine Art, wie er Neuigkeiten den Captain überbringt), Monks Therapeut Dr. Bell (seit Season 7, weil der Darsteller von Dr. Kroger verstorben ist); sowie Traylor Howard, die seit Staffel 3 als Monks Assistent Natalie Teeger mit dabei ist und auch 14 Jahre nach Ende der Serie immer noch ganz großartig aussieht.

            Natürlich bleibt man dem Grundprinzip des Howdunit treu. Die Spannung wird aus der Frage gezogen, obwohl man meist die Tat mehr oder weniger zu sehen bekommt, wie konnte der Täter ein unmöglich scheinendes Verbrechen stattfinden lassen? Den gut entwickelten Antagonisten gibt in diesem Fall James Purefoy ("Fisherman's Friend", "Solomon Kane") als eine Art Elon-Musk-Karikatur. Wie bei (fast) jeder Serie, entweder man mag die Figuren und deren gezeichneten Charakter oder eben nicht. Ansonsten ist die Serie MONK nicht besonders tiefsinnig. Kann für Fans jedoch unterhaltsam sein. Ich gehöre dazu! Deshalb mag ich auch diesen späten Nachklapp um den neurotischen Ex-Cop. Wenn es nach mir geht, könnten sie noch den einen oder anderen Fernsehfilm drehen. Gerne Adrian mit Hund :-)

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              In den 2010er Jahren hatte die Produktionsgesellschaft Vertigo Entertainment vor allem mit Horror Erfolg (darunter "Rings", "Blair Witch", "Es, Kapitel 1+2", "Doctor Sleep", "Die Frau in Schwarz" und die TV-Serie "Bates Motel"). Nach "Death Note" (2017) ist "The Mother" der dritte Film der Produktionsgesellschaft, der über Netflix vertrieben wird. Mit Jennifer Lopez in der Titelrolle hat man sich wahrscheinlich Quoten am Streamingmarkt versprochen.

              J.Lo. ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen der Gegenwart. Sie vertreibt eine eigene Parfümlinie und ein Modelabel. Nach zwanzig Jahren haben "Bennifer" während der Pandemie wieder zusammen gefunden und sie heißt bürgerlich inzwischen Jennifer Affleck. Zusätzlich ist sie seit zwanzig Jahren die bestbezahlte Latina-Schauspielerin. Aber deshalb ist sie nicht unbedingt immer die glaubhafteste Ideal-Besetzung. Schon gar nicht mit 52 Jahren als Profikillerin für einen Actionthriller.

              J.Lo. im Actionmodus ist eine Abwechslung, sicher. Aber die Rolle steht ihr gar nicht. Der Film ist inhaltlich und formal eine nichtssagende Enttäuschung. Die Figuren sind eindimensional, die Handlung flach, die Actionsequenzen unspektakulär und das Schauspiel mäßig. Auf mich wirkt das Ergebnis plump, klischeebeladen, formelhaft und kraftlos. Fühlt sich an wie ein generischer Actionmovie aus den 90ern.

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                RoosterCogburn 07.04.2024, 22:07 Geändert 07.04.2024, 22:26

                Der deutsche Verleihtitel spiegelt den Humor dieser Comedy wieder. Im Kern geht es um Streuner, die sich auf die Suche machen nach einem Zuhause. Auch wenn das hier als Racheplan eines missbrauchten Hundes verkauft wird, geht es darum Freunde und eine Familie zu finden. Deshalb hat mich der Plot stark an Disney's The Incredible Journey erinnert (1963 / Remake 1993).

                Ich kann mit diesem grobschlächtigen Humor nichts anfangen. Für mich ist es nicht witzig, wenn Hunde als depperte und begriffsstutzige Wesen dargestellt werden, Hundebesitzer in den Schritt gebissen oder ins Gesicht geschi**en werden und Hunde sich an diversen Heimtextilien sexuell vergehen. Für wen ist dieser Film gemacht? Mal abgesehen vom ordinären Vokabular sind viele Gags auf Pipi-Kacka-Niveau. Einem Kind würde ich das nicht schauen lassen. Ein paar Sequenzen mit den Hunden sind gut getrickst und süß. Die CGI, die sie so aussehen lässt, als würden sie reden, ist etwas kitschig geraten. Aber nicht das Schlimmste an diesem Machwerk. Wer über derbe Schwanz-Witze und Gags um Körperflüssigkeiten lachen kann, der ist hier gut aufgehoben.

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                  Im vierten Film der Rocky-Saga geht es im Grunde um den Sieg des Neoliberalismus über den schwindenden Sozialismus. Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller Sylvester Stallone muss als Titelfigur Rocky schreckliche Schläge einstecken, weigert sich aber zu fallen. Die vom “Kalten Krieg” heimgesuchten Vereinigten Staaten sahen damals in ROCKY ein Ideal, das eines freundlichen und tapferen Amerikaners, der unermüdlich gegen den bösen Sowjet kämpfte. Die amerikanische Populärkultur hatte die Sowjetunion entmenschlicht. Denn die Entmenschlichung des Feindes macht es leichter zu hassen.

                  Filmemacher Kourtchine ist inhaltlich und formal sehr didaktisch. Er zeigt uns, inwieweit der ehemalige Schauspieler und Ex-US-Präsident Ronald Reagan, Hollywood als PR-Maschine klug zu nutzen wusste. Reagan wollte, dass die ganze Welt weiß, dass die Sowjetunion das Böse verkörpert und die USA für alle der allmächtige Wohltäter sein wird. Obwohl der Film bei seiner Veröffentlichung von Kritikern und Fachleuten kritisiert wurde, wurde er beim Publikum ein großer Erfolg. ROCKY wurde zu einer der Ikonen der 1980er Jahre. Zum überlebensgroßen Helden und Symbol einer egoistischen und rücksichtslosen Leitkultur, die das Jahrzehnt mit prägte.

                  Für die Doku geben u.a. ihren Senf dazu: Filmproduzent Robert Chartoff, Produzent und Regisseur Irwin Winkler, Bodybuilder und ehemaliger Mr. Olympia Franco Columbu, sowie ehemaliger WBO-Weltmeister und Bürgermeister von Kiew (seit 2015) Vitali Klitschko. Zusätzlich gibt es Einspieler aus Archivmaterial von Sylvester Stallone, Dolph Lundgren und Ronald Reagan.
                  06 - ★★★★★★✩✩✩✩

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                    RoosterCogburn 02.04.2024, 19:05 Geändert 02.04.2024, 21:54

                    Die Namen der Hauptdarsteller klingen verlockend. Das Ehepaar Nicolas Cage und Nicole Kidman erliegt dem titelgebenden Hausfriedensbruch. Durchgeführt von einer Einbrecherbande unter der Führung von Ben Mendelsohn. Ihr Ziel ist das finanziell vielversprechende berufliche Umfeld des Ehemannes. Kidman darf die vernachlässigte Ehefrau darstellen und Cage ist ein Diamantenhändler. Selbst wenn sie zusammen auf dem Boden liegen und von den Eindringlingen bedroht werden, wirkt ihr Auftritt schwach und seiner ist unangemessen unterkühlt. Wie sich herausstellen wird, hat der Ehemann heimlich sein Haus beliehen und bis zum Stehkragen Hypotheken aufgenommen. Drehbuchautor Gajdusek probiert jede erdenkliche Wendung aus, um Spannung zu erzeugen. Auf diese Weise bringt er die Figuren zu lächerlichen Dialogzeilen. All das steht im Widerspruch dazu, einen guten Thriller zu machen. Die Bande selbst kann mich auch nicht überzeugen. Sie besteht aus archetypischen Kriminellen: ein Adonis, ein angespannter Strippenzieher und ein geifernder Muskelprotz, dessen Hauptaufgabe darin besteht, den Vergewaltigungsangstfaktor zu steigern. Diese Klappstühle empfinde ich nicht im Entferntesten als beängstigend.

                    Zu verschachtelt und verdreht ist die Erzählung des eigentlich linearen Plots. Kidmans Figur zum Beispiel besitzt im Film absolut null Eigenständigkeit und keine Charakterzeichnung. In der gesamten Laufzeit reagiert ihre Figur auf andere. Sie ist ein leeres Gefäß, das nur dann gefüllt wird, wenn Dramatik entwickelt werden soll. Statt einer Figurenentwicklung folgt der Narration eine Wendung nach der anderen, nur um den Fortschritt der Handlung voranzutreiben. Schrecklich, dass ich das so niederschreiben muss. Aber “Trespass” ist als Negativbeispiel ein Vorzeige-Film. So darf man es nicht machen, liebe angehenden Dramatiker, Autoren und Filmemacher.

                    Der 2020 verstorbene Joel Schumacher hat in seinem Werk einige sehenswerte Arbeiten zu bieten. Darunter “Falling Down”, “8MM”, “Phone Booth” und “The Number 23”. Seine letzte Regiearbeit, der crime film “Trespass”, zählt nicht dazu. Auffällig sind die großen Parallelen zum spanischen Home-Invasion-Thriller Secuestrados (bekannt als "Kidnapped"), der bei uns etwa ein halbes Jahr zuvor für die Heimkino-Auswertung erschien. Beide Filme liefen in Deutschland nicht in den Kinos. Unter “Trespass - Auf Leben und Tod” vom 10.03.24 bis 07.04.24 in der ARD Mediathek abrufbar.

                    02 - ★★✩✩✩✩✩✩✩✩

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                      Die Simulants sind als Duplikate der Menschen erstellt worden. Sie sind eine weiterentwickelte Form des Androiden. Androiden altern nicht. Sie sollen den Menschen ähnlich sehen und ihn imitieren. Egal auf welchem Alter ein Android designt wird, beabsichtigt wird die höhere Akzeptanz durch den Menschen. In der alternativen Zukunft, die THE CREATOR malt, ist die Welt mittlerweile wieder größtenteils von KI befreit. Nach Jahren der friedlichen Koexistenz zwischen Mensch und Maschine bricht ein Krieg aus, weil die Vereinigten Staaten Roboter verbannt haben, während Asien sie noch immer duldet. Nur in New Asia bevölkern Menschen, Roboter und die Simulants das Land als eine Wertegemeinschaft zwischen Mensch und Menschmaschine. Die westliche US-Industrie wird in THE CREATOR als Bösewicht stilisiert. Das macht die Message des Filmes auf die Gegenwart sowie die reale Vergangenheit überdeutlich und ist gleichzeitig Kritik an der US-Außenpolitik.

                      Die Entstehung des Filmes kostete rund 80 Millionen US-Dollar. Ähnliche F/X-reiche Filme kosten etwa das Dreifache bei einem Budget von 200 bis 300 Millionen USD (ohne Marketingkosten). Siehe F/X-trächtige Beispiele wie "Ant-Man and the Wasp: Quantumania", "Avatar 2: The Way of Water" oder "Indiana Jones und das Rad des Schicksals". Regisseur Edwards hat an realen Schauplätzen mit natürlichem Licht gedreht, keine Greenscreens genutzt und die Teamgrößen überschaubar gehalten. Spezialeffekte wurden erst im Nachhinein in den fertigen Film integriert.
                      Den Filmschnitt und das Sounddesign halte ich für außergewöhnlich gut gelungen. Die Komposition zwischen Beleuchtung und den visuellen Effekten ist grandios. Die eingefügten VFX besitzen für mich einen extrem hohen Fotorealismus. Die futuristischen Sets sehen im Film authentisch aus und besitzen einen naturalistischen Touch, der mich fasziniert. Das Publikum bekommt das Gefühl, sich in einer Science-Fiction-Welt zu befinden, die schon bald Realität werden könnte.

                      Das Thema "Menschenverstand gegen KI" wird als Kintopp nie alt. In die Reihe dieser Zukunftserzählungen reiht sich nun auch der Regisseur von “Godzilla” (2014) und “Rogue One: A Star Wars Story” (2016) mit ein. Die moralisch schwerwiegende Frage, ob eine KI menschliche Gefühle haben dürfte und wie die menschliche Gesellschaft mit diesen umgehen wird, ist nicht neu, aber nach wie vor interessant. Was die Story angeht, verlässt THE CREATOR sich auf den erprobten Plot von der Jagd nach einem Auserwählten, den alle Parteien für ihre Zwecke missbrauchen wollen. THE CREATOR erzählt vieles an und nichts davon aus, besonders der finale Akt leidet unter seiner überstürzten Narration. Emotionale Momente funktionieren, jedoch bedingt. Denn so manches schrammt scharf am Kitsch entlang. Außerdem ist der Film so sehr auf seine beiden Figuren fokussiert, dass leider einige Nebenfiguren zu Randfiguren werden.

                      Fazit: Der Film und die Parallelen, die er zieht, funktionieren bei mir. Auch konnten mich John David Washington und Madeleine Yuna Voyles in ihren Rollen überzeugen. Die Optik ist, im Kontext zu ihrem Preis, der absolute Wahnwitz. Dass die Hintergrundstory und das Worldbuilding nicht an allen Ecken ausgearbeitet wurde, empfinde ich nicht so schlimm. Aber die mangelnde Dramaturgie macht sich bemerkbar.
                      08 - ★★★★★★★★✩✩

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                        RoosterCogburn 31.03.2024, 11:59 Geändert 31.03.2024, 12:03
                        über M3gan

                        Robotikerin und Game Developer Gemma präsentiert zu Beginn “PurrPetual Petz”. Eine Art Update zum 25 Jahre alten "Furby" von Hasbro. Für Gemma ist es nur die Grundlage für ein größeres Projekt: MΞGAN, eine humanoide Roboterpuppe in Kindergröße, inklusive KI. “Sie ist nicht nur ein Spielzeug, sondern ein Teil der Familie”.

                        Dank einer Omnipräsenz in den sozialen Netzwerken konnte der Film letztes Jahr am ersten Wochenende mehr als 30 Millionen Dollar einspielen. Also das 2,5-fache seines geringen $12 Mill. Budgets. Seit mehr als zehn Jahren ist in den USA kein Film mehr im Januar so stark gestartet. Das weltweite Einspielergebnis ist auf $180 Millionen angestiegen.
                        Akela Cooper (Malignant) und James Wan (Insidious, Conjuring) schrieben das Drehbuch für “MΞGAN”. Für die Darstellung von MΞGAN wurde eine animatronische Puppe von einem Puppenspieler gesteuert (insgesamt wurden sieben verwendet). Eine Darstellerin führte die notwendigen physischen Bewegungen durch, die eine Puppe nicht erfüllen konnte. Für das Puppengesicht wurde CGI genutzt. Das Resultat, die Darstellung der Titelfigur, ist für einen so günstigen Film bemerkenswert.

                        Gerard Johnstone wurde die Regie überlassen. Wie in “Housebound” (2014) gelingt es ihm einen ansprechenden Ausgleich zwischen Comedy und Horror zu inszenieren. Die Story wird unkompliziert und linear erzählt, ohne wirklich scary zu sein. “MΞGAN” ist sicherlich nicht subtil und in Bezug auf KI nicht mit dem Witz von “HER” vergleichbar. Als makabre Satire auf die Marketing-Hysterie angelegt, wurden Anekdoten zu den technologischen Stolpersteinen hinzugefügt, popkulturelle Referenzen und shocking moments mit pointiertem Witz eingebaut. Das Resultat ist ein grotesker und schwarzhumoriger SF-Horror, der mehr ist als nur eine Annabelle-Variante oder ein Chucky 2.0. Die Heimvideo-Fassung macht richtig Spaß, denn die Unrated-Fassung lohnt sich und bietet bezüglich Gewalt und Schimpfwörter einige Unterschiede zur Kinofassung.

                        Fazit: “MΞGAN” empfand ich als Horror-Beitrag witzig und gemein. Angereichert mit Parodien auf Intimität und Seitenhieben auf die Schwerpunkte “Sensibilität im Umgang mit Technik”, funktioniert für mich sowohl der kampflustige Humor als auch die Persiflage. Auf seine triviale Art ist es ein kurzweiliger Genrefilm, der ein gesundes Gespür für seine eigene Absurdität besitzt. Inzwischen wurde eine Fortsetzung für das kommende Jahr angekündigt.
                        07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                          RoosterCogburn 29.03.2024, 22:14 Geändert 30.03.2024, 13:36

                          Ein weiteres “Hulu Original” im Content von Disney+

                          Ein Mann erwacht in einem Hof, von Betonmauern umgeben. Es stellt sich heraus, dass er wegen Leistungsdefiziten von dem Konzern, für den er arbeitet, zu einem verpflichtenden Trainingsprogramm eingeteilt wurde. Er soll jeden Tag den Mühlstein in der Mitte des Hofes bewegen. Aus eigener Muskelkraft soll er den Stein eine vorgegebene Anzahl von Runden durch die Anlage drücken. Ansonsten drohen Sanktionen für alle Teilnehmer des Programms.

                          Der Thriller konzentriert sich weitgehend auf einen Schauplatz und eine Figur. Die Prämisse ist originell, aber verschenkt sein Potenzial. Das Kammerspiel polemisiert gegen die Entmenschlichung einer neokapitalistischen Arbeitswelt und wirkt dabei so monoton wie die Aufgabe des Protagonisten. Die narrative Wendung überrascht mich so wenig wie das Ende der Story.

                          04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩

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                            RoosterCogburn 29.03.2024, 22:05 Geändert 29.03.2024, 22:06

                            "Während George Clooney und Legendary an einer Neuauflage von Buck Rogers arbeiten, haben die Konkurrenten von Skydance nun ein eigenes Filmprojekt mit den Erben von Philip Francis Nowlan geplant. Da der Stoff mittlerweile in der public domain und somit gemeinfrei ist, dürften keine juristischen Probleme durch die Parallelproduktionen entstehen, höchstens Marketing-Probleme."
                            So wurde es auf seriemjunkies.de im Okt 2023 veröffentlicht.

                            Der „Buck Rogers“-Nachlass hatte Legendary Entertainment eine Unterlassungserklärung bezüglich der Entwicklung einer Neuauflage an die Produzenten geschickt. (Januar 2023)
                            http://www.sneakpeek.ca/2023/01/buck-rogers-in-25th-century.html

                            Offenbar haben gleich zwei Studios Interesse daran den Stoff zu adaptieren. Ob jetzt wirklich beide parallel eine Umsetzung verwirklichen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Auch nicht ob es ein Film oder eine Serie werden soll.
                            Wer zufällig relevante News findet, bitte mit einem Link diesen Post kommentieren.

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                              RoosterCogburn 29.03.2024, 21:40 Geändert 29.03.2024, 21:41

                              Diese Meldung ist nicht neu, aber man kann es mal wieder in Erinnerung rufen.
                              Deadline und The Hollywood Reporter bestätigten: 20th Century Studios arbeitet an einem Reboot das für den US-Streamingdienst Hulu entsteht. International wird es vermutlich von Disney+ vertrieben werden.
                              https://deadline.com/2022/05/league-of-extraordinary-gentlemen-reboot-in-works-at-20th-hulu-1235026114/

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                                RoosterCogburn 25.03.2024, 23:12 Geändert 25.03.2024, 23:21

                                Noch bevor wir wirklich wissen, wer die beiden Leute sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen, sieht der Zuschauer François Cluzet auf Marine Vacth zustürmen und gibt einen Schuss auf sie ab. Ausgehend von einer Gerichtsverhandlung, wird nun die Geschichte als Rückwärtserzählung wiedergegeben. Dabei weiß man zu Beginn nicht, welche Person angeklagt ist und wie die Anklage lautet. Der Inhalt des Filmes setzt sich zusammen aus den Zeugenaussagen vor Gericht.
                                Der Gigolo Adrien (Pierre Niney. Bekannt aus “Yves Saint Laurent”, 2014) und die verführerische Schönheit Margot (Marine Vacth. Bekannt aus “Der andere Liebhaber”, 2017), beide um die 30, spielen ein doppeltes Spiel. Das Paar einigt sich darauf, “die Alten” auszunehmen, um an der Côte d’Azur “miteinander glücklich zu werden". Jeder der beiden angelt sich eine reife Frucht, die doppelt so alt ist und saftig erscheint, damit sich der Coup lohnt. Die Opfer werden von zwei Hochkarätern des französischen Kinos dargestellt. François Cluzet mimt einen Immobilienmakler und Isabelle Adjani brilliert als alternde Diva, die ihrem verflossenen Ruhm nachtrauert. Richtig positiv ist keine der vier Hauptpersonen gezeichnet. Immobilienmakler Simon würde seine zehn Jahre jüngere Frau für eine Schwärmerei verlassen. Die Diva Martha kommt offensichtlich mit dem Alter nicht klar und verschließt die Augen vor der Realität. Die Jüngeren betrügen schamlos die Älteren und haben offensichtlich auch voreinander Geheimnisse.

                                Das Drama “Mascarade” ist sowohl spannend als auch gleichzeitig Farce, die einen Strudel über menschliche Abgründe öffnet. Lockere Unterhaltung ist weniger angesagt. Wenn uns die Handlung in die seelischen Tiefen der Beteiligten blicken lässt, ist der Film zuweilen recht düster. Die Star-Elite scheint maßgeschneidert für diesen betrügerischen Thriller an der Riviera. Das größte Manko der Produktion ist das zweite Drittel und die Gesamtlaufzeit, die eine halbe Stunde kürzer sein könnte.

                                Fatit: Das letzte Drittel und die unwiderstehliche Besetzung machen für mich den Film sehenswert. Dieser Film könnte dir gefallen, wenn du Filme magst wie "Swimming Pool" (2003) oder "Nur die Sonne war Zeuge" (1960).
                                07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                                  Die Romanvorlage wurde bereits 1950 erstmals verfilmt. Seither gab es ein Theaterstück, ein Musical und eine populäre Adaption (2003) mit Steve Martin und Bonnie Hunt als Elternpaar, die es zu einer Fortsetzung brachte. Jetzt folgte eine weitere filmische Anpassung des Stoffes. Die Besetzung ist diverser und es handelt sich um eine Patchwork-Familie, bei der nicht alle zehn Kinder von dem Paar stammen, das im Mittelpunkt steht. Aber wie bei der Adaption von 2003 geht es im Prinzip um das fröhliche häusliche Chaos. Die oberflächlichen Anpassungen an die Gegenwart sind bloß Kulisse. Die Gags sind mau. Die Charaktere sind aus der Schublade “How do I become a screenwriter?” Die Dialoge stammen aus dem Phrasenschwein. Zach Braff und Filmgattin Gabrielle Union wirken auf mich wie Freunde und nicht wie ein sich liebendes Ehepaar.
                                  Dieses Remake ist im Kern wahnsinnig altmodisch und überflüssig. Da sollte man sich lieber die Version von 2003 oder 1950 ansehen.
                                  02 - ★★✩✩✩✩✩✩✩✩

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                                    Über den Hintergrund der Apokalypse erfährt der Zuschauer nichts. Auch nicht zum Auslöser der zombie-ähnlichen Pandemie. Außer den beiden Protagonisten sind nur die Zombies zu sehen und zwei Wegelagerer, die den Weg der beiden “Helden” kreuzen. Der Zuschauer begleitet zwei ehemalige Baseballspieler, die versuchen zu überleben, während ihnen klar wird, dass die titelgebende “The Battery” immer leerer wird. Zwei charakterlich sehr unterschiedliche Typen sind gezwungen, gegen wiederbelebte Leichen zu kämpfen, während sie durch die Nebenstraßen Neuenglands reisen. Dabei ist der Kampf gegen die Zombies eher nebensächlich. Es wird sich mehr auf das Überleben und das Zwischenmenschliche konzentriert. Dabei ging Multitalent Gardner gekonnt vor. Jeremy Gardner ist Autor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller des kleinen Independent Films.
                                    Bis zum klaustrophobischen Schlussakt empfinde ich “The Battery” als klug, originell, lustig und manchmal melancholisch.

                                    Die Produktion kostete nur 6.000 US-Dollar und wurde in 15 Tagen abgedreht. Beeindruckend und interessant ist, dass man mit so wenig Geld solch cooles Entertainment hinbekommt.
                                    07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                                      Der Film basiert auf dem Kapitel The Captain’s Log aus dem Roman Dracula. Das stellt er schon zu Beginn klar. Doch der hier gezeigte Vampir ist weit entfernt von den populären Darstellungen eines Christopher Lee oder Francis Ford Coppolas Zeichnung des “Blutgrafen”. Optisch erinnert mich dieses Schreckgespenst an eine Mischung aus Murnaus Nosferatu und dem Slenderman. Allerdings geht Dracula nach bekannten Raubtier-Muster vor und dezimiert die Besatzung der Demeter. So wie es jedes Monster auf engem Raum mit seiner Beute macht. Kennt man aus einschlägigen Klassikern wie Alien, Predator, The Thing und ähnlichem.
                                      Schon mit “Scary Stories to Tell in the Dark” konnte mich André Øvredal nur bedingt überzeugen. Ähnlich ist es hier. Die US-amerikanisch-deutsche Koproduktion erzählt da Neues, wo die Geschichte es ohne Widerspruch zulässt, und hält sich da eng ans Original, wo es notwendig ist. Aber er lehrt mich nicht das Fürchten vor Blutsauger. Eher erzeugt es bei mir Erstaunen über so viel “Freigeist”. Denn vieles, wie etwa die beiden Hauptfiguren Clemens (Corey Hawkins) und Anna (Aisling Franciosi), gibt es in Bram Stokers Vorlage überhaupt nicht. Das wäre jedoch das kleinste Übel, wenn der Gruselfilm irgendwie gruselig wäre. Dass in vielen Szenen ein Schauspieler im Kostüm an Stelle von CGI-Effekten eingesetzt wird, macht sich positiv bemerkbar. Obwohl mir die Kameraführung, Ausstattung und der Score gut gefallen, kann das alles nicht genügend Atmosphäre bei mir erzeugen. Das ist schade.

                                      Zusätzlich gibt es Logikschwächen: Zum Beispiel kommt niemand an Bord auf die Idee, die geladenen Kisten nicht immer nur nachts, sondern einfach tagsüber zu durchsuchen. Die Dramaturgie ist auch manchmal fragwürdig: Warum wurde das Schicksal der Demeter vorweggenommen? Ich glaube, dass nur wenige Mainstream-Zuschauer die Romanvorlage wirklich gelesen haben.
                                      Warum die Deutsche Film- und Medienbewertung „Die letzte Fahrt der Demeter“ mit dem Prädikat „wertvoll“ ausgezeichnet hat, bleibt mir ein Rätsel.

                                      Fazit: Für einen Vampirfilm nicht wirklich bissfest.
                                      05 - ★★★★★✩✩✩✩✩

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                                        RoosterCogburn 18.03.2024, 20:43 Geändert 19.03.2024, 12:32

                                        Ich bin kein großer Anime-Fan. In diesem Fall habe ich mir die Produktion nur angesehen, weil das Drehbuch von denselben Mann stammt, der auch Autor und Regisseur von "Train to Busan" ist.
                                        Das Besondere des Anime ist, das die Handlung zu einem Großteil den Blickwinkel des Erzählers einnimmt (Point of View) oder aus dem Off von den Gedanken des Erzählers getragen werden. Im Mittelpunkt stehen der schüchterne Schüler Jeong Woo und Joo-Hee, die von vielen angehimmelt wird. Beide sind an einer Kunstschule in der Oberklasse. Jeong Woo verdient sich etwas als Lieferant dazu und kommt durch eine Lieferung dahinter, womit seine Mitschülerin sich etwas dazu verdient.

                                        Es geht es um Frustration und Enttäuschung innerhalb einer Freundschaft. Wobei Jeong Woo lernen muss, dass es nur Freundschaft ist, obwohl er sich eine Romanze erhofft hat. Die Handlung thematisiert auch offen Sexismus. Was mich bei einem Anime verwundert hat. Und am Beispiel Joo-Hee wird dargestellt, was Frauen unternehmen müssen um ihr Ziel zu erreichen, wenn sie in einer von Männer dominierten Gesellschaft leben.

                                        Fazit: Schön animiert und mit ernstem Hintergrund. Ganz sicher kein Kinderfilm!

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                                          RoosterCogburn 10.03.2024, 19:01 Geändert 10.03.2024, 19:02
                                          über Rot

                                          Domee Shi ist seit “Inside Out” (2015) als Storyboard-Artist bei Pixar dabei. Nachdem sie als erste Frau bei einem Pixar-Kurzfilm Regie führte, durfte sie jetzt auch als erste Frau bei einem Langfilm von Pixar allein die Regie übernehmen. Was entstand dabei? Ein Film, der ausschließlich an das weibliche Publikum gerichtet ist. Die Hauptprotagonistin ist, wie die Regisseurin, chinesisch-kanadischer Herkunft.

                                          Viele Mädchen können es gar nicht erwarten, ihre Periode zu bekommen. Die 13-jährige Mei bekommt endlich die Tage, in denen sie ”Rot werden” darf. Doch in PIXARs “Turning Red” wird die Menstruation als Superkraft verkauft. Die Monatsblutung wird für Mei zum Horrortrip. Sie verwandelt sich in einen überlebensgroßen roten Panda.
                                          OMG, wie komisch.😑 Auf mich strömt eine alberne Gag-Palette ein, die ich in einem Dieter-Hallervorden-Film der 1980er Jahre erwartet hätte. Dieser klamotten-hafte Humor-Stil wurde durch Animes inspiriert, die die Regisseurin gesehen hat. Und dann dieser Animationsstil. Irgendwie wirkt das alles wie “Teenwolf” als amerikanisierter Manga. Dann haben mich beinahe alle Charaktere der Familie Lee nur genervt. Im Übrigen ist das natürlich ein Familienfluch. Nur der weibliche Teil der Familie Lee wird zum “Perioden-Werwolf” (der Ausdruck stammt von meiner Nichte). Was Pixar in diesem Film an den Tag legt, schmeckt mir überhaupt nicht.

                                          Fazit: Für mich war es definitiv der uninteressante Pixar-Film seit “Cars”. Zusätzlich der unlustigste und der nervigste aus dem Studio überhaupt. Unglaublich, dass ich das von einem Pixar Film sagen muss. 2023 gab es mehrere Nominierungen für “Turning Red” als “Bester Animationsfilm". Gab es so wenige, die sich besser qualifizierten? Gott sei Dank wurde der Film sowohl beim BAFTA als auch beim Oscar von einem sehr viel besseren Film übertrumpft: GUILLERMO DEL TORO'S PINOCCHIO

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                                            RoosterCogburn 08.03.2024, 17:42 Geändert 08.03.2024, 17:45

                                            Marcello Fondato darf hier inszenieren und als Drehbuchautor tätig sein. Übrigens nicht zum letzten Mal für einen Bud Spencer Film. Später wird er noch die Drehbücher beisteuern u.a. für "Der Bomber", "Sie nannten ihn Mücke" und die beiden Filme mit dem Sheriff & H7-25
                                            Bei "Charleston" irritieren mich einige Dinge. Erstmal ist es kein typischer Spencer Film. Sondern eher ein Mix aus Heist Movie, Gangsterfilm und ganz miese Klamotte. Die Besetzung erstaunt mich etwas. Neben Bud Spencer gelang es den US-amerikanischen Comedian James Coco einzuspannen. Ein Jahr zuvor war er im Kino zu sehen neben David Niven und Peter Sellers in "Murder by Death". Mit dabei ist auch Herbert Lom. Der damals vor allem als Inspektor Dreyfus bekannt war, durch die Pink-Panther-Reihe.
                                            Außerdem irritiert mich die Wahl der Synchronsprecher. James Coco wird von Arnold Marquis synchronisiert, der auch einige Male Bud Spencer die Stimme lieh (u.a. in Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle, Das Krokodil und sein Nilpferd, Vier Fäuste für ein Halleluja). Bud Spencer wird von Wolfgang Hess gesprochen. Die wohl bekannteste deutsche Stimme des Italieners. Besonders wenn die beiden gemeinsame Szenen haben oder der jeweilige Darsteller sich aufregt und die Stimme erhebt (dann klingen sie sehr ähnlich), ist das einfach nur verwirrend und störend.

                                            Und wann soll das ganze eigentlich spielen? Einerseits machen die Ganoven und Kriminelle auf Gentleman-Gauner, viele laufen in Anzügen herum; andauernd die Anspielungen auf die 1920er Jahre. Man gibt sich niveauvoll. Immerhin heißt der Film nicht nur "Charleston" weil das der Spitzname von Spencers Rolle ist. Dem Gegenüber steht die Technik und die Automobile der 1970er Jahre. Dieses merkwürdige Settingmix springt mir geradezu ins Gesicht. Ob die Dialoge dem Original entsprechen weiß ich nicht. Die deutschen Dialoge sind jedenfalls furchtbar hirnrissig und un-er-träg-lich (sic!). Dieses Dialogdrehbuch bezeichne ich als miesen Schund.

                                            Fazit: Für mich war es total unlustig. Der geplante Heist ist einfach nur dumm. Es wird sich nicht einmal anständig geprügelt, wie man es von einem Bud Spencer Film erwartet. Abgesehen vom Showdown, da gibt es eine alberne Massenprügelei.
                                            #ARDplus

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                                              “Les Choses humaines” wurde von Yvan Attal mitgeschrieben, mitproduziert und inszeniert. Der Regisseur beleuchtet die Geschehnisse von verschiedenen Seiten. Zuerst geht es um Alexandres Perspektive, anschließend um Milas. In beiden Teilen bleibt ausgespart, was auf der Party tatsächlich passiert ist. Das wird im dritten Akt in den Mittelpunkt gestellt. Zwei Jahre nach den Ereignissen wird der Fall vor Gericht verhandelt. Aber auch für den Zuschauer heißt es: Aussage steht gegen Aussage. Wem wirst du glauben?
                                              Charlotte Gainsbourg als Film-Mutter ist seit vielen Jahren mit Regisseur Yvan Attal liiert, ihr gemeinsamer Sohn Ben verkörpert Alexandre, der angeklagt wird. Dabei gelingt Gainsbourg eine bemerkenswert authentische Performance als Frau, die zwischen ihren Muttergefühlen und ihrer feministischen Weltsicht zerrissen ist.

                                              Karine Tuils gleichnamiger Bestseller von 2019 diente als Vorlage. Die Vorgeschichte und der soziale Hintergrund von Opfer und Täter wird sorgfältig ausgeleuchtet. Das emotionale Zentrum der Geschichte lässt die Filmhandlung nie aus den Augen. Die Adaption besitzt den Ehrgeiz eines Gesellschaftspanoramas, das im Kontext zur #Metoo-Debatte als Drama funktioniert. Die Kameraführung fühlt sich objektiv an. Der Stoff regt an, Fragen zu stellen. Wo fängt eine Vergewaltigung an? Was genau ist sexueller Konsens? Wo liegen die Grenzen von Lust? Ab wann gilt ein Geschlechtsakt zwischen Mann und Frau als einvernehmlich, wann handelt es sich um eine Vergewaltigung und kann es zwischen beidem Wahrnehmungen eine Grauzone geben?
                                              Aber es gibt auch Defizite. Manches ist holzschnittartig. Einige Figuren hätten mehr Tiefe verdient. Die Dramaturgie ist stellenweise etwas holprig. Andererseits konnte mich die Erzählweise begeistern, der gegenwartsnahe Realismus und das schonungslose Sittengemälde.

                                              Die Inspiration der Autorin lässt der Regisseur in seinen Film einfließen. Sie ließ sich von dem Fall Brock Turner beeinflussen. Einem Vergewaltigungsfall an der US-amerikanischen Eliteuniversität Stanford, der 2016 für Empörung sorgte, weil der Täter mit einer zu milden Strafe davonkam. Später machte das Opfer in einem Blogeintrag seine Sicht der Dinge öffentlich, worauf sich zwei Lager gegenüberstanden.
                                              https://en.wikipedia.org/wiki/People_v._Turner

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                                              Vergewaltigung ist ein Verbrechen.
                                              Bis 2016 wurde in Deutschland nur wegen Vergewaltigung bestraft, wer einen anderen Menschen mit Gewalt oder Drohung zu sexuellen Handlungen gezwungen hat. Nach der Sexualstrafrechtsreform kommt es für die Strafbarkeit einer sexuellen Handlung nicht mehr darauf an, ob körperliche Gewalt angewendet wurde oder ob eine betroffene Person sich gewehrt hat. Ein sexueller Übergriff ist dann strafbar, wenn er gegen den erkennbaren Willen einer Person ausgeübt wird. Der Grundsatz „Nein heißt Nein“ ist damit auch im deutschen Strafrecht verankert.
                                              Im Gegensatz zu Frankreich, wo die Filmhandlung angesiedelt ist. Dort gilt als Vergewaltigung jede Form von sexueller Penetration, die an einer anderen Person unter Anwendung von Gewalt, Nötigung, Drohung oder Hinterlist begangen wird.

                                              Wer eine Straftat erlebt hat, hat ein Recht darauf, gehört und ernst genommen zu werden. Opfer finden Hilfe unter der Rufnummer 116 006. Ein Hilfsangebot des WEISSEN RING.

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                                                RoosterCogburn 03.03.2024, 21:16 Geändert 05.03.2024, 12:59

                                                Auf den Erfolg von "Intouchables" (2011) folgten bisher drei Remakes. Der indische "Oopiri" (2016), der argentinische "Inseparables" (2016) und eben der US-amerikanische "The Upside" (2017).

                                                Es ist immer noch die Geschichte vom gelähmten Milliardär (Bryan Cranston), der einen Ex-Sträfling (Kevin Hart) als seinen Pfleger einstellt. Daraus entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden Männern. Die Handlung ist nur geringfügig verändert worden. Der Handlungsort wurde amerikanisiert. Der Assistentin (Nicole Kidman) des Milliardärs wurde mehr Screentime zugeschrieben. Die Brieffreundin (Julianna Margulies) gibt es hier ebenfalls. Unterschied zum Originalfilm: Der Milliardär bekommt kein Happy End mit der Brieffreundin, sondern mit der Assistentin. Ansonsten ist die Handlung fast identisch. Sogar die Erzählweise wurde übernommen. Wie im Original sitzen die beiden Protagonisten zu Beginn des Filmes in einem schnellen Auto und werden von der Polizei verfolgt. Darauf folgt die Handlung, eine lange Rückblende, die wenige Minuten vor Filmende zum Ausgangspunkt zurück führt.

                                                Mein größtes Problem ist hier Kevin Hart. Obwohl er in dieser Rolle angenehm zurückhaltend spielt, harmoniert er überhaupt nicht mit Bryan Cranston. Außerdem besitzt Omar Sy, der die Rolle im Original darstellt, einen eigenen, sehr einnehmenden Charme. Kevin Hart kommt einfach nur als Flegel mit großer Klappe rüber.

                                                Fazit: Besitzt keinen Mehrwert gegenüber dem Original.

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                                                  Diese Doku ist mehr ein Report. Eine Zusammenfassung der Fakten. Alles was hier über den Anschlag am Abend des 11. April 2017 wiedergegeben wird, kennt man bereits aus den Medien. Gleiches gilt für die Hintergründe zum Anschlag und die Beweggründe des Täters. Darüber wurde ausgiebig in den darauffolgenden 12 Monaten berichtet.
                                                  Ein Mehrwert bezüglich der Informationen ist aus meiner Sicht nicht erkennbar. Als Fußball-Interessierter und/oder BVB-Fan mag einen die Sicht einiger Spieler aus dem Bus interessieren. Aber für mich war das Gezeigte viel zu sehr in die Länge gezogen. Fans aus dem Stadion, die sich auch Sorgen gemacht haben, kamen kaum zu Wort. Ziemlich mittelmäßig und fad aufbereitet. Hat mich an SternTV erinnert.

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                                                    Die Doku "Travail forcé, le SOS d'un prisonnier chinois" (F 2023) berichtet über das Sklavensystem in chinesischen Gefängnissen, mit dem das Land seine Wirtschaft angekurbelt hat. Anstatt eines Beipackzettels findet die Filmemacherin Laetitia Moreau den Brief eines chinesischen Zwangsarbeiters für westliche Firmen. Daraufhin beginnt sie zu recherchieren und begibt sich auf die Spuren des modernen Sklaventums.
                                                    https://www.arte.tv/de/videos/109846-000-A/zwangsarbeit-sos-aus-china/

                                                    Zusammen mit der Investigativjournalistin Amelia Pang macht sie sich auf die Suche nach dem Verfasser des Notrufs. Sie entdecken, dass sein Schicksal kein Einzelfall ist. Sie treffen auf ein Sklavensystem in dem Häftlinge um den Preis des billigen Konsums maximal ausgebeutet werden. Gefangene in Tianjin müssen jeden Tag 12 bis 15 Stunden arbeiten. In China selbst berichten freigekommene Häftlinge von der Sklaverei, die sie erlebten. Von den Arbeitslagern in China, die sich in ihrem Aufbau an die früheren Gulags orientieren (sowjetische Straflager).
                                                    https://www.igfm.de/laogai-arbeitslager/

                                                    Über viele Stationen deckt der Film die schockierenden Fakten auf und stellt sich an die Seite europäischer Ex-Häftlinge, die einen neuen Umgang in der EU mit Produkten aus chinesischer Zwangsarbeit fordern. Eine packende Kollision zwischen dem Intimen und dem Geopolitischen, ein Zusammenspiel zweier Realitäten, die viel über unsere Welt aussagen: der Preis unseres billigen Konsums.

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