RoosterCogburn - Kommentare
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Alle Kommentare von RoosterCogburn
Nie zuvor hatte das Kino die Geschichte eines menschenfressenden Haifisch erzählt.
https://youtu.be/UM71_ij6ro0
ARTE-Doku über Jaws (1975)
IRA-Kämpfer locken den britischen Soldaten Jody (Forest Whitaker) in eine Falle und nehmen ihn als Geisel, um ihn als Druckmittel für die Freilassung eines ihrer Soldaten zu benutzen. Jody kann fliehen, kommt aber auf der Flucht um. Sein Bewacher Fergus (Stephen Rea) macht sich auf die Suche nach der schönen Dil, um ihr die Nachricht vom Tod ihres Lovers zu überbringen – doch seine Reise verläuft anders als geplant. Dieser Film ist kein politischer Thriller, in dem es um den Kampf zwischen Terroristen und Regierung geht.
Der melodramatische Crime-Thriller behandelt eine verschobene Dreiecksbeziehung. Nach einem kammerspielartigen Thriller-ähnlichen Einstieg ändert sich Stilistik und Genre der Produktion. Es scheint ein raffiniertes Spiel mit Identitäten, Rollen und Masken zu sein. Jody erzählte von Dil und instruierte Fergus, er solle im Falle seines Todes nach Spitalfields in London gehen. Ins Metro, um Dil dort zu einer Margarita einzuladen. Alle scheinen um Dils Geheimnis zu wissen, nur Fergus, der sich nun Jimmy nennt und sich als schottisch ausgibt, kann die Zeichen nicht lesen. Fergus hat in stundenlangen Gesprächen mit seiner Geisel so viel über deren Gefühlswelt und Leben erfahren, dass er beim ersten Treffen auf die “Femme fatale” in ein Wechselbad der Gefühle gerät.
Mit zwei bis drei zentralen Handlungsorten, neben dem Gewächshaus, einem Nachtclub und einem Appartement, bietet Neil Jordan nur wenige Schauplätze, doch die sind äußerst stimmungsvoll arrangiert. Auch die Besetzung passt zu den unterschiedlichen Figuren. Den / der Zuschauenden begegnen sonderbare Charaktere mit extremen Handlungsdispositionen, außerordentlich klassische Motive wie Liebe und Hass. Verrat und Loyalität sind die Impulsgeber. Von den Darbietungen über das unglaublich originelle Drehbuch bis hin zu Anne Dudleys fantastischer Filmmusik fesselt „The Crying Game“ mich noch immer, wie nur wenige Filme es nach so vielen Jahren noch können. Ein faszinierendes Filmerlebnis, das die gekonnte Erzählkunst von Neil Jordan porträtiert.
Die Handlung spielt vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs, zwischen der IRA und der britischen Besatzungsmacht. „The Crying Game“ ist mehr ein dramatischer Klassen- und Rassenfilm als eine Romanze über Sexualität und Identitäten. Als der Film in die Kinos kam, waren Publikum und Kritiker gleichermaßen hingerissen. “The Crying Game” war 1992 in den Kinos ein großer Independent-Erfolg und hat Neil Jordan in Hollywood zur Regie des Blockbusters „Interview mit einem Vampire“ (1994) verholfen, so dass er anschliessend sein Lieblingsprojekt realisieren konnte, die Geschichte des IRA-Manns “Michael Collins” (1996). “The Crying Game” wurde für sechs Oscars nominiert und gewann für das beste Drehbuch.
08 - ★★★★★★★★✩✩
Wer meint, es ist das bekloppteste in einer Postapokalypse mit Autos nach Benzin zu suchen, der kennt “Breathe” noch nicht. In dieser sauerstoffarmen Zukunft jagen alle nach Luft zum Atmen. Der Zuschauer erfährt gleich zu Beginn, dass die Handlung in Brooklyn, New York im Jahr 2039 spielen soll. Das Publikum folgt einer kleinen Familie: Vater (Common), Mutter (Jennifer Hudson, die jüngste EGOT Gewinnerin), Tochter (Quvenzhané Wallis, das kleine Mädchen aus “Beasts of the Southern Wild”) und zu Beginn lebt noch der Großvater, der gleich im Vorspann umkommt. Die Tochter übernimmt die Figur der Erzählerin. Sie spricht davon, als sie selbst 12 war, sind die Sauerstoffwerte in kürzester Zeit von 27% auf 5% gefallen. An dieser Stelle möchte ich anmerken, seit etwa 350 Millionen Jahren sind die Sauerstoffwerte stabil bei etwa 21%. Zu dieser Zeit konnten sich Flora und Fauna an Land ausbreiten und Photosynthese war ein riesiger Schritt in der Evolution. Im Film heißt es, dass es die Tier- und Pflanzenwelt seit drei Jahren nicht mehr gibt. Somit kann kein Leben an der Oberfläche existieren, das Sauerstoff benötigt. Also hat sich die Familie in einen Bunker eingeschlossen, mit einem Generator, der Sauerstoff erzeugen kann. Doch wie sich herausstellt, ist der Vater freiwillig in den Tod gegangen, weil der Generator nur für zwei Personen Sauerstoff erzeugen kann. Wie haben die Vier das die bisherigen drei Jahre geschafft, wenn das der Auslöser war? Was habe ich in den ersten 15 Minuten verpasst?
Bitte keine Hoffnungen auf Worldbuildung verschwenden. Das wird dem Publikum nicht geboten. Haupthandlungsort ist in und um den besagten Bunker (oder vllt war es auch ein umgebautes Warehouse). Die Protagonisten sind die Mutter und ihre Tochter, weil Vati ja auch von der Bildfläche verschwindet. Antagonisten sind Milla Jovovich, die wie immer recht emotionslos und gleichbleibend vor der Kamera agiert, und Sam Worthington, der hier ausflippen darf.
Drehbuchautor Doug Simon hat überhaupt kein Interesse daran, etwas über die Welt da draußen zu erzählen. Ihn interessiert nicht der Grund für die ökologische Katastrophe oder wie der Generator funktionieren soll. Aber mich interessiert, warum der Generator für vier Personen drei Jahre Sauerstoff generieren kann, aber nicht für drei und darum die dritte Person einen Freitod begeht. Und dann der Punkt mit der Außenwelt. Die Zerstörung von Wäldern und anderen Ökosystemen führt zu einer reduzierten Aufnahme von Kohlendioxid und einem erhöhten Temperaturanstieg. Man könnte sich unendlich auslassen und eine fantastische Postapokalypse malen. Stattdessen konzentriert sich der Konflikt auf die Eroberung des Bunkers, weil die Antagonisten an den Generator wollen. Dabei gehen sie höchst unlogisch vor. Im Guten wie im Schlechten ist die Erzählung ebenso sparsam wie das Produktionsdesign. Es gibt eine einfache Prämisse für die Zielgruppe PG-13, die Grundzüge eines Thrillers besitzt. Doch unklare Motive, enttäuschende Entwicklungen und Informationen, die zurückgehalten werden, führen zu schlechten dramaturgischen Entscheidungen. In einem solchen Szenario mit einer begrenzten Besetzung sind die Charaktere immer ein Rätsel. Thriller lassen normalerweise nicht viel Zeit für die Charakterentwicklung, da sie eher darauf ausgelegt sind, das Publikum mit einer spannenden Szene nach der anderen in Atem zu halten. Man kann aber nicht ganz auf Charaktere verzichten, denn dann hat das Publikum niemanden, für oder gegen den es wirklich mitfiebern kann. Bei einem Thriller in diesem Genre ist die Zeit für die Charakterentwicklung begrenzt.
Das, was dem Publikum hier präsentiert wird, wirkt auf mich unentschlossen. Mutter und Tochter haben kaum die notwendige stimmige Chemie zueinander. Jeder Konflikt, den sie haben, wird entweder schnell beiseite geschoben, vergessen oder in nur einer etwa einminütigen Szene erwähnt. Das lässt ihre Handlungen unzusammenhängend erscheinen. So etwas wie Coolness oder Charisma besitzen weder Anta- noch Protagonisten. Nur weil man sich für einfache Hauptfiguren entscheidet, heißt das nicht, dass man mit ihnen nachlässig umgehen kann. Jedoch so fühlt sich dieser Film an. Wie hingeschlurrt. Noch schlimmer wird es, bei Betracht der Antagonisten. Zunächst scheint es, als würde es um die Moral und das Gewissen dieser beiden Figuren gehen. Sie versuchen in den Bunker einzubrechen. Aber dann scheinen sie aus Verzweiflung zu handeln, denn aus offener Bosheit. Die Frage, wem man vertrauen kann, könnte spannend aufbereitet werden und hat mich zu Beginn einigermaßen interessiert. Doch der Film lässt das im letzten Drittel zugunsten eines deutlich einfacheren und deutlich trägeren Antagonistenbildes fallen. Dadurch wirkt die ursprüngliche Einleitung verschwendet.
Fazit: Für mein Verständnis hat der Regisseur keine Ahnung davon, was er da macht. Verstehe nicht, warum Regisseur Bristol als Schützling von Spike Lee gilt.
03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩
In “Knox Goes Away” ist John ‚Aristoteles‘ Knox (Michael Keaton) ein Auftragskiller, der an rasch fortschreitender Demenz leidet. Er soll alle nötigen Vorkehrungen treffen, empfiehlt ihm sein Arzt. Aristoteles ist geschieden, lebt distanziert von seinem Sohn, seit dieser weiß, womit Vati sein Geld verdient und der regelmäßige Besuch einer 30 Jahre jüngeren Prostituierten (Joanna Kulig) ist sein wichtigster sozialer Kontakt geworden. Seinen Beruf übt er kühl und professionell aus.
Zu den Highlights des Drehbuchautoren zählen u.a. Der König der Löwen II und Das Vermächtnis des geheimen Buches (2007). Ob dieser Beitrag seine Vita beschönigt, darf bezweifelt werden. Der Regisseur des Filmes war der Hauptdarsteller selbst. Das war für mich der Grund meiner Neugier auf diesen Film nachzugeben. Sein Freund Xavier Crane, ein ehemaliger Dieb, wird von Al Pacino dargestellt. Sein Sohn wird von James Marsden verkörpert.
Schade ist, dass hier einige Bilder entweder nicht auserzählt werden und somit wirken, als ob sie ins Nichts laufen oder schlicht deplatziert erscheinen. Das sind nur einzelne Sequenzen oder Szenen. Sie kennzeichnen aber die Filmstruktur und das unstete Skript. Sie machen den Film eher zum Crime Drama als zu irgendetwas anderem. Die dunkle Beleuchtung und die Kamera tragen zu dieser depressiv wirkenden Atmosphäre bei, die den Streifen zu einem elegischen Abgesang macht. Leider bleibt all das ohne Nachhall und wirkt auf mich wenig originell. Beispielsweise wurde der Kontrollverlust des Protagonisten schlecht herausgearbeitet. Obwohl das doch der Aufhänger des Drehbuchs ist. Keaton gibt sich wirkungsvoll und beeindruckend dem Leid hin, ohne mir zu verdeutlichen, was für ihn z.B. die Orientierungslosigkeit als Auftragsmörder bedeutet. Stattdessen widmet man sich zwei konstruierten Konflikten. Der eine betrifft sein persönliches Umfeld, der andere sein berufliches. Da beides nicht pointiert vermittelt wird, reicht mir das nicht.
Vielleicht hätte es dem Regisseur Keaton gut getan, Rücksprache am Set zu halten, wie die Ausarbeitung der fortschreitenden Demenz des Schauspielers Keaton auf den Zuschauer wirkt. Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau. Aber das muss sich der Alt-Star Keaton gefallen lassen. Immerhin hat er bei dieser Produktion das Zepter in die Hand genommen. Für mich war das kein Must-See-Film. Aber es war schön, die alten Recken in Aktion zu sehen.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Ein biografisches Crime Drama über das Leben des Serienmörders Ted Bundy. Das Drehbuch zu „Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile“ basiert auf den Memoiren von Ted Bundys ehemaliger Freundin Elizabeth Kendal, die im Film von Lily Collins verkörpert wird während Bundy von Zac Efron dargestellt wird. Die Besetzung macht mich, über die Hauptrollen hinaus, neugierig. In Nebenrollen sind zu sehen: John Malkovich, der ehemalige Kinderstar Haley Joel Osmont (The Sixth Sense), Jim Parsons (bekannt als Dr. Sheldon Cooper TBBT), Jeffrey Donovan (Burn Notice), Angela Sarafyan (Westworld), sowie James Hetfield (Leadsänger Metallica). Ein von Hetfield mitgeschriebenes Lied kommt im Film ebenfalls vor. Nach der Weltpremiere beim Sundance Film Festival hat sich Netflix die Vertriebsrechte gesichert.
Mir ist bekannt, dass Zac Efron durchaus zu mehr fähig ist, wenn es die Rolle zulässt. Und er darf hier darstellerisch glänzen. Wie bereits erwähnt fußt der Film auf dem autobiografischen Werk von Bundys Freundin. Das eröffnet eine ungewohnte Perspektive auf die Ereignisse, denn zunächst bekommt sie von dem Doppelleben ihres Freundes nichts mit und entsprechend werden auch die Morde ausgespart. So präsentiert sich der Film nicht als abgründiger Thriller, was man bei dem reißerischen Titel vermuten könnte, das im Übrigen ein Zitat des Richters darstellt. Vielmehr wird die zwischenmenschliche Beziehung als Drama wiedergegeben. Doch der Regisseur verschiebt irgendwann den Fokus seiner Erzählung und legt die Figur Ted Bundy in den Mittelpunkt, um diese dann in der Gerichtsverhandlung zu porträtieren. Der Prolog spielt fünf Jahre vor der Haupthandlung und als Epilog werden Archivaufnahmen von 1989 abgespielt. Aber der größte Teil des Filmes soll sich zwischen 1974 und 1985 spielen. Das kann die Erzählung jedoch dramaturgisch schlecht vermitteln. Vor allem erreicht die Beziehung zwischen Liz und Ted nicht die erforderliche Tiefe, so dass ich emotional bei den Figuren bin, die dort im Gerichtssaal anwesend sind. Man will zu viel aus diesen zehn Jahren erzählen und damit erreicht der Regisseur beim Charakterisieren seiner Figuren nicht das Ziel. Ich kann ihm regelrecht dabei zusehen, wie ihm beim Endspurt kurz vorm Ziel die Luft ausgeht.
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
Die Dramödie mit Karoline Herfurth und Tom Schilling basiert auf dem autobiografischen Roman von Wolf Küper. Das Buch "Eine Million Minuten" kann unterschiedlich interpretiert werden. Auf der Hand liegt es als eines dieser Weltenbummler-Bücher mit Charakter zur Animation. Aber es ist auch das Bekenntnis eines Elternteils, das die Behinderung der Tochter als Chance zur Selbsterkenntnis nutzen will, ohne die Heldin seiner Erzählung an den Rand zu drücken. Die kleinen Abenteuer erleben im Buch Vater und Tochter gemeinsam. Alternativ ist es auch eine anarchische und lustige Anleitung zum Downshifting.
Ende des Jahres 2005 stellt das Ehepaar Küper fest, dass ihr Kind in den ersten Lebensmonaten kaum auf Ansprache reagiert, das erste Jahr liegt Nina nur auf dem Rücken. Diagnose: cerebrale Bewegungsstörung, Verdacht auf eine Schwerbehinderung. Die Diagnose für seine kleine Tochter bedeutet das Ende der Karriere Wolf Küpers bei den Vereinten Nationen. Er hat sehr gut als Gutachter verdient und hielt Vorträge zum Klimawandel. Wolf Küper und seine Frau verkaufen den Hausstand ihrer Drei-Zimmer-Wohnung in Bonn, das Teeservice von der Oma und ihre Lieblingsbücher; sie versuchen das absolut Lebensnotwendige in Koffer zu packen, die ein Maximalgewicht von 69 Kilo nicht überschreiten dürfen - Vorgabe der Fluggesellschaft. Zwischendrin beantworten sie Fragen irritierter Freunde und Arbeitskollegen. Und dann beginnen sie mit ihrer Tochter (4) und dem einjährigen Sohn die Reise durch Thailand, Australien und Neuseeland.
Im Film werden die Küpers zur Werbefamilie für Outdoor-Bekleidung. Sie kommen aus Berlin, die betroffene Tochter wirkt wie eine 8-jährige, das Auftreiben der notwendigen Finanzen scheint die Filmfamilie auf der hohen Kante liegen zu haben und die Reiseroute wird verändert. Wenn es um eine adäquate Anpassung für die Leinwand geht, kann ich viel verkraften. Insofern stören mich die Anpassungen nicht. Was mich wirklich stört ist, dass die menschliche Seite der Charaktere mich in der Adaption nicht erreichen. Das persönliche Drama der kleinen Familie sowie die Aufgabe, die sie sich gestellt haben. Der hervorstechendste Pluspunkt ist tatsächlich die Besetzung von Pola Friedrichs, die glaubhaft die junge Nina Küppers verkörpert. Hingegen wirken sowohl Tom Schilling als auch Karoline Herfurth mit ihrer Darstellung leider sehr enttäuschend auf mich. Da das beide betrifft, kann ich das nur der Schauspielführung von Herfurths Ehemann Christopher Doll ankreiden. Ich habe ihn noch nicht bewusst als Regisseur wahrgenommen. Ich weiss nur, dass er einige Filme als Produzent mit Herfurth gemacht hat. Mir fehlt bei dem Film-Ehepaar Küper jegliche emotionale Tiefe, die ich den beiden auch abkaufe. Manche kritisieren, dass dieser Film sich stark auf den männlichen Blick solcher Familienprobleme fokussiert. Aber ich als männlicher Leser fand das bei der Vorlage gut, denn inzwischen fühle ich mich in diesem Genre als Mann unterrepräsentiert. Dass die filmische Umsetzung ebenfalls aus betont männlicher Sicht stattfindet, erscheint da logisch. Aber was haben die fünf (sic!) Drehbuchautorinnen und -autoren aus der Vorlage gemacht? Anstatt das Familienleben darzustellen, aus dem man ausbrechen will, reden beide Elternteile nur darüber, wie schlimm es ist, zuhause Mami/Papi zu spielen und wie undankbar diese Aufgabe ist. Mit solchen inszenatorischen Entscheidungen verwässert die ursprüngliche Auseinandersetzung mit Werten, mit Wünschen, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Minute zu Minute zur Belanglosigkeit. Das ist so schade, denn der Beginn war noch recht vielversprechend.
04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩
Die Tochter des Musikers Lenny Kravitz und der Schauspielerin Lisa Bonet hat sich in ihrer Karriere schon erfolgreich als Filmschauspielerin und Model ausgetobt, als Musikerin versucht und ist AMPAS-Mitglied. Jetzt hat sie ihre erste Regiearbeit abgeliefert. Mit ihrem damaligen Noch-Verlobten Channing Tatum in der männlichen Hauptrolle, dreht sie im Sommer 2022, einen Psychothriller über eine Art “Fantasy Island” für milliardenschwere Tech-Mogule (der Arbeitstitel der Produktion war “Pussy Island”). Wenn es das Sub-Genre »feministischer #MeToo-Psycho-Horror« geben würde, dann könnte man “Blink Twice” dort verorten.
Zu Beginn wirkt das Setting und die Atmosphäre recht locker und unbedarft. Gelegentlich geradezu humorvoll. Anfänglich wird alles aus Fridas (Naomi Ackie) Perspektive erzählt. Ein Multimilliardenmogul (Channing Tatum) und seine Kumpels (darunter Christian Slater, Haley Joel Osment, Kyle MacLachlan) haben auf einer Privatinsel zu Wein, Weib und Gesang geladen. Alles scheint ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Mit subtilen Hinweisen und Anspielungen weist die Erzählung auf die kommenden Entwicklungen hin. Irgendwann kippt die Atmosphäre und für die betroffenen Frauen entsteht der persönliche Horror. Schade ist, dass der Film - ähnlich wie viele Horrorfilme - an Logikbrüchen leidet. Gut ist, dass es ihm gelingt, mich in seinen Bann zu ziehen. Die neokonventionelle Story inszeniert Zoë Kravitz pointiert. Interessant sind die vielen Ideen und die stilsichere Umsetzung. Hier wird toxische Männlichkeit ironisiert und in Szene gesetzt wie eine Werbebotschaft. Zoë Kravitz Botschaft: Der Wind hat sich gedreht für Männer, die ihr jahrhundertealtes Recht auf Machtmissbrauch ausüben.
Als auffällig empfand ich die stilistische Umsetzung. Der Look, die Farbdramaturgie, das Kostümdesign und die merkwürdige Grobkörnigkeit (hat die einen Namen?). All das erinnert mich an das Kino der 70er Jahre. Kravitz weiß gekonnt, mit Farben, Lichtern und der Umgebung zu spielen. Weite Kameraeinstellungen und die dazugehörigen Farbkontraste, die sich wunderbar von der Umgebung abheben oder aber auch einfügen, machen das Seherlebnis intensiver. In Sachen Bewusstwerdung und Solidarität unter Frauen, die sich zuerst selbst objektivieren, stünde mehr Sinn für Klassen- und Kommunikationsprobleme an, als man es hier zulässt. Weshalb die durch die Inszenierung offensichtlichen Empowerment-Statements noch einmal ausgesprochen werden müssen, habe ich nicht nachvollziehen können.
08 - ★★★★★★★★✩✩
Ich mag die Ideen zu den Listen 💛 Zu überbewerteste Schauspieler/in könnie ich jeweils zehn aus dem Handgelenk schütteln 😄 Mit gefallen auch Fragen wie nach "euren Favoriten, die noch nie einen Oscar gewonnen haben", den Lieblingfilmen, die auf einer wahren Begebenheit beruhen (hab ich noch nie drüber nachgedacht), Lieblings Coming-of-Age Film (ich mag sowieso lieber Listen, die sich nach Sub-Genres richten) oder welche Filme ein Remake benötigen.
Ein alter Agatha-Christie-Krimi wurde ganz anders verfilmt als gewohnt. Herausgekommen ist grimmige Düsternis statt lockerer Rätselspaß. Der BBC-Dreiteiler "The A.B.C. Murders" (2018) ist eine weitere Adaption des gleichnamigen Kriminalromans. Wie in der Vorlage ermittelt Hercule Poirot (John Malkovich). Chefinspektor Japp (Kevin McNally) wurde in dieser Adaption in den Ruhestand versetzt und durch Inspector Crome (Rupert Grint) ersetzt, den es im Roman nicht gibt, der jedoch einige Funktionen der Figuren Japp bzw Hastings übernimmt. Die Figur Arthur Hastings wurde ersatzlos gestrichen.
Puristen mögen mit der veränderten Interpretation ihres geliebten Detektivs nicht einverstanden sein. Doch John Malkovich in der Rolle des Meisterdetektivs Hercule Poirot rettet die Neuverfilmung von „The A.B.C. Murders“ vor ihrer eigenen Drastik. Immerhin drängt sich die Besetzung des Schauspielers schon physisch nicht auf, wenn es um die Verkörperung eines eierköpfigen, zu alteuropäischer Rundlichkeit und pedantischen Überkultiviertheit neigenden belgischen Schnurrbartfetischisten geht. Für die neue Adaption des Krimiklassikers muss die BBC darauf vertraut haben, dass Malkovich prinzipiell alles spielen kann. Die latente Gewalt in Malkovichs Darstellung wirkt so kraftvoll wie eh und je. Für diejenigen, die dranbleiben, hält die zweite Hälfte der Miniserie ein paar clevere und zufriedenstellende Wendungen bereit.
Die Handlung des BBC Krimi spielt im Jahr 1933 in einem gereizten England, in dem die einheimischen Faschisten Stimmung gegen Fremde machen. Ein alt gewordener Poirot wird nicht nur von einem vermeintlich irren Briefeschreiber verfolgt – auch ist ihm von seinem ehemaligen Ruhm nur ein grausiger Restschaden geblieben. Poirots allmähliches Heimischwerden in England wird Gespräch um Gespräch rückwärts aufgerollt. Man macht ihn zum Fremden, zum Unerwünschten. Polizei und Öffentlichkeit verachten Poirot nun. Die Atmosphäre und die gezeigte Gesellschaft sind weder romantisiert, noch so beschwingt, wie man es aus anderen Poirot-Verfilmungen kennt. Es wirkt sehr viel nihilistischer und melancholischer. Inszenatorisch, aber auch langwierig und zu ausführlich. So manches mal habe ich mir die Schnittschere gewünscht. Allein um der Narration den richtigen Rhythmus zu geben und das Tempo anzuziehen. 😄
Seit 2015 hat Sarah Phelps für die BBC Agatha Christie Werke als Mehrteiler adaptiert. Neben “Die Morde des Herrn ABC” sind darunter "Und dann gab's keines mehr”, “Zeugin der Anklage” und “Das fahle Pferd”. Trotz der Leistung von John Malkovich bin ich mit diesem Dreiteiler nicht wirklich warm geworden.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Wolfgang Staudtes Film war nicht nur die erste DEFA-Produktion, sondern auch der erste deutsche Nachkriegsfilm überhaupt und wurde in der Sowjetischen Besatzungszone gedreht. Trotz der sehr unterschiedlichen Bedingungen der Filmwirtschaft in der Sowjetischen Besatzungszone und den Westzonen kann der deutsche Film bis etwa 1950 als Einheit betrachtet werden. Für Hildegard Knef war es die erste Hauptrolle. Durch Zerstörung und Demontage standen in Deutschland zu jener Zeit kaum nutzbare Studiokapazitäten zur Verfügung. Die Notwendigkeit der Improvisation und die allgegenwärtige "Naturkulisse" der urbanen Ruinenlandschaften führten zu einer ganz eigenen Synthese von äußeren und inneren Begleitumständen.
Sowohl der Regisseur als auch seine beiden Kameramänner, der Komponist, der Schnittmeister sowie mehrere Darsteller/innen hatten unter Joseph Goebbels, dem "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda", erfolgreich ihre Karrieren begonnen. Auch ästhetisch weist Staudtes Regiearbeit Kontinuitäten zum NS-Kino auf: wie die pathetische, oft kommentierend eingesetzte Filmmusik oder die konventionelle Schnitt-Gegenschnitt-Technik. Ungewöhnliche Akzente setzt lediglich die Lichtgestaltung, die Erinnerung an den Expressionismus wach werden lässt. Er bedient sich unter anderem der impressionistischen Bildsprache des Stummfilms. Der Filmemacher arbeitet mit starken Kontrasten, setzt Hell gegen Dunkel, Schönheit gegen Zerstörung.
Die Handlung spielt in Berlin 1945. Nur wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt ist ein Trümmerfeld und traumatisiert. Ebenso wie die Menschen darin. Sie versuchen, das Geschehene und das Erlebte irgendwie zu verarbeiten. Die einen betrinken sich. Andere räumen auf, wollen das Erlebte einfach hinter sich lassen. Wolfgang Staudte erzählt langsam. Bis das eigentliche Drama beginnt, vergeht über eine halbe Stunde. Seine Kamera nimmt uns mitten hinein in die zerstörte Stadt. Wie umgehen mit der Schuld? Wie weiterleben nach dem Zusammenbruch? Diese Fragen wirft Staudte in seinem Film auf und kommt am Ende zur einzigen Lösung, die diesem Film gerecht wird. Wer den Neuanfang will, darf nicht weitermachen wie bisher.
07 - ★★★★★★★✩✩✩
https://www.arte.tv/de/videos/025644-000-A/die-moerder-sind-unter-uns/
Heute vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. An diesem besonderen Tag sollten wir der Opfer gedenken, die ihr Leben für ein Europa ohne Diktaturen geopfert haben.
Die Dramedy „Rita“ lief beim dänischen Fernsehsender TV 2 und erzählt von einer unkonventionellen Lehrerin. Sie ist eine eigensinnige Frau, eine Idealistin, Feministin und Kettenraucherin. Rita (Mille Dinesen) ist Anfang 40, geschieden und Mutter von drei Kindern. Die Defizite der Eltern ihrer Schüler und Schülerinnen kann sie gut verorten. Bei der Erziehung ihrer eigenen Kinder macht sie jedoch häufig dieselben Fehler. Das ist eines der Merkmale, die die Serie so erfrischend sympathisch macht. Rita ist keine Superfrau. Im Gegenteil: Sie bleibt menschlich. Sie raucht, trinkt, stößt regelmäßig an die Grenzen anderer und findet sich so in peinlichen Situationen wieder.
Der Zuschauer erfährt von Ritas Alltag, wie gut sie sich mit Kindern versteht und wie schlecht mit Erwachsenen. Mit deren Vorstellungen ist sie häufig überfordert. Besonders mit den Eltern der Schülerschaft. In der vierten Staffel gibt es erstmals einen Rückblick in die Vergangenheit der Titelfigur. Um ihr mehr Hintergrund zu geben, erfährt der Zuschauer mehr von Ritas Vergangenheit, ihren Eltern und ihrem Heimatort. Dabei spielt auch ihre beste Freundin Lea (Charlotte Munck) eine Rolle.
Der große Pluspunkt für mich ist, dass die Serie nicht in den Grenzen einer “Lehrer-Schüler-Serie” feststecken bleibt. Obwohl Rita es in ihrem Berufsalltag mit den absehbaren Berufsproblemen einer Lehrerin zu tun hat. Zum Beispiel ausgegrenzte Schüler, Drogen, Lese-Rechtschreib-Schwäche, Autismus, Depression etc. Es geht vor allem um die Titelfigur. Dabei wird stark gemenschelt. Rita ist einfach Rita. Eine Frau, die immer T-Shirt und Jeans trägt, weil sie morgens keine Gedanken daran verschwendet, was sie anziehen soll. Eine Frau, die es anderen nicht leicht macht, sie zu mögen und mit ihr befreundet zu sein. Eine Frau, die gerne Sex mit Männer hat, aber dafür nicht dringend eine Beziehung braucht. All die negativen Charaktereigenschaften, sind an Rita nur dann zu spüren, wenn sie sich mit Erwachsenen auseinandersetzt - nie bei ihrer Arbeit mit Kindern. "Rita" ist auch der mal amüsante, mal schwierige Alltag einer Frau, bei der sich nach und nach im Kleinen Dinge verändern.
07 - ★★★★★★★✩✩✩
Für diese Challenge bleibe ich in diesem Jahrhundert und versuche die bekannten Franchise Vertreter (Star Wars, Star Trek, Alien & Co) außen vor zu lassen. Auf die diversen Sub-Genres (for example: Space Opera, Military SF, Cyberpunk, Dystopia, Hard SF, Alien Invasion, Time Travel Movies) gehe ich bei meiner Auswahl nicht weiter ein.
· Pitch Black US 2000
· The Road US 2009
· Looper US 2012
· Dredd US/IN 2012
· Edge of Tomorrow US 2014
· Mad Max: Fury Road AU 2015
· Ex Machina GB 2015
· Arrival US 2016
· Alita: Battle Angel US/JP 2019
· Dune: Part One US 2021 Part Two US 2024
Ricky Gervais, Schöpfer der oft kopierten Comedy-Serie "The Office" – in Deutschland als "Stromberg" erfolgreich – spielt in seiner tragikomischen Serie "After Life" einen Witwer, der in seiner Trauer zu versinken droht. Tony Johnson hat seine Frau Lisa verloren und kommt über diesen Verlust nicht hinweg. Seine Trauer ist so groß, dass er aus dem Leben scheiden will. Wäre da nicht der Hund, um den er sich kümmern muss. Die Menschen um ihn herum sind ihm lästig geworden. An ihnen probiert er jetzt das aus, was er als seine "Superkraft" bezeichnet: die Kraft, allen ins Gesicht zu sagen, was er wirklich von ihnen hält. Das zu sagen, was er für die Wahrheit hält. Im Original ist Tonys verbaler Weltschmerz mit hoher "fuck"-Dichte ausgestattet. Man muss ihn schon mögen, diesen Ricky Gervais. Mit seinem zynisch-verschrobenen Grinsen und dieser nie enden wollenden Wut in sich. Er ist ein Meister darin, Menschenhass charmant und Rücksichtslosigkeit witzig aussehen zu lassen.
“After Life" erzählt vom Verlust und von der Notwendigkeit der Trauerbewältigung. Ich kenne wenige Produktionen, die so sehr mit der Wahrnehmung ihres Protagonisten verschmelzen. Das Publikum sieht kaum mehr als das, was Tony sieht. Seine verbalen Eskapaden, wenn er eine Kollegin dafür aufzieht, an Astrologie zu glauben, wenn er einen adipösen Kollegen immer wieder beschimpft, wenn er einen Mann rüde beleidigt, der am Nebentisch etwas zu laut mit seinem Kleinkind spricht. Und wir sehen die Momente, in denen Tony plötzlich weich wird. Wenn er auf dem Sofa die alten Videos anschaut, in denen Lisa und er sich Streiche spielen, wie man es sonst nur von verliebten Teenagern kennt. Oder wenn er auf der Friedhofsbank vor ihrem Grab mit einer Frau über den Sinn des Lebens philosophiert. Tony versucht seinen Schmerz und seine Depressionen mit Arbeit und Aggressionen zu begraben. Er schottet sich ab, was seine Trauer noch verstärkt.
Andere Menschen haben neben dieser Verzweiflung kaum Platz. Das ist zwar der Kern der Erzählung, aber auch ein bisschen schade für die Dramaturgie. Letztendlich lässt Tony niemanden von ihnen so richtig an sich heran. Alle Menschen, die er für seine Artikel interviewt, sieht er durch die Linse des eigenen Schmerzes. Sie alle bleiben eine Hintergrundkulisse, die Tonys Trauer illustriert. Und so springt die Serie zwischen den Extremen: Von beinahe menschenverachtend bösen Humor, hinter dem eine schmerzhafte Traurigkeit zu liegen scheint, bis zu Momenten des Kitschs. Kurze Momente von: Alles wird gut.
Trotz dieser Defizite haben mich die 18 Folgen emotional erreicht. Eine Serie, die zeigt, wie der Verlust eines nahestehenden Menschen dein Leben verändern kann und wie wichtig es ist, sich mit seiner Trauer auseinanderzusetzen.
08 - ★★★★★★★★✩✩
Ein Gerichtsdrama, das auf den Ereignissen in Herman Wouks Roman „Die Caine war ihr Schicksal“ aus dem Zweiten Weltkrieg basiert. Der Roman wurde bereits 1954 verfilmt mit Humphrey Bogart als LCDR Queeg, José Ferrer als LT Greenwald, Van Johnson LT Maryk und Fred MacMurray als LT Keefer. Diese Rollen übernehmen in diesem Fernsehfilm Kiefer Sutherland, Jason Clarke, Jake Lacy und Lewis Pullman (der Sohn von Bill Pullman). Allerdings handelt es sich bei “The Caine Mutiny Court-Martial” nicht um ein Remake oder eine Fortsetzung des Klassikers. Aufgrund des Romans wurde der dramatische Höhepunkt - das Kriegsgerichtverfahren - dem Ausgangsmaterial entnommen und als Zweiakter adaptiert. Das so entstandene Theaterstück war am Broadway sehr erfolgreich und wurde jetzt zum vierten Mal für das Fernsehen umgesetzt.
Vor einem Kriegsgericht ist eine Krise an Bord der USS Caine Gegenstand der Verhandlung. Das Minensuchboot, das die Straße von Hormus im Persischen Golf überwachen soll, wurde von einem Zyklon getroffen (ein tropischer Sturm), der das Schiff zum Kentern brachte. LCDR Queeg befahl der Caine, nach Süden zu fahren, um den starken Winden zu entgehen. LT Maryk entließ ihn seines Kommandos und steuerte das Schiff stattdessen nach Norden. War das eine Meuterei oder war Queegs Verstand abhanden gekommen? “My version is the complete truth.” interveniert LCDR Queeg beharrlich gegenüber den Aussagen der anderen Offiziere. Für Friedkin lag der Schwerpunkt auf der Wahrheit, die subjektiv und einseitig ist. Jeder trägt die Schuld, manche zugegebenermaßen mehr als andere. Für das Publikum ist es das Beste, sich zurückzulehnen und die eigenen Schlüsse zu ziehen - erschüttert von den widersprüchlichen Aussagen.
Im Gegensatz zum Roman (und dessen Verfilmung) wird das Geschehen in die Gegenwart von 2022 verlegt und das Publikum erfährt alles Notwendige aus der Verhandlung und aus den Aussagen. Als Zuschauer/in wird man dazu verdonnert, dem Geschehen wie ein Geschworener zu folgen (die es beim Militärgericht natürlich nicht gibt). Aufgrund des veränderten Handlungsortes und der Theater-Herkunft wirkt das Korsett der Inszenierung sehr bühnenhaft. Aber wer mit einer dialogstarken Inszenierung und einer gut gewählten Besetzung etwas anfangen kann, dem kann ich zu dieser Theaterverfilmung raten.
„The Caine Mutiny Court-Martial“ ist der letzte Film von Regisseur William Friedkin, der 87-jährig im Sommer 2023 an Herzversagen starb. Kurz nach Fertigstellung des Filmes. Und es ist einer der letzten Filme mit Lance Reddick, bekannt für seine Rollen aus TV-Serien wie “Fringe”, “Bosch”, “Lost” (S04, S05) oder als Concierge aus dem John-Wick-Universum. Der Schauspieler starb im Alter von 60 Jahren an den Folgen seiner Herzerkrankung im Frühjahr 2023.
07 - ★★★★★★★✩✩✩
Ein "Power Broker" nutzt seine Beziehungen, um andere zu beeinflussen oder Deals zu verhandeln, oft im Austausch für finanzielle Vorteile oder um Macht und Einfluss auszuüben. Wem der New Yorker Stadtplaner Robert Moses etwas sagt oder das bekannte Buch über ihn, welches das korrupte New Yorker Beamtensystem über zwei Jahrzehnte thematisiert, kennt den Begriff und hält vieles aus der Serie für möglich.
Kingstown, Michigan wird durch Bundes- und Privatgefängnisse wirtschaftlich am Leben gehalten. Das Gefängnisgeschäft ist die einzig florierende Industrie, die Stadt ist geprägt von sieben Gefängnissen mit insgesamt 20.000 Insassen in einem Radius von nur zehn Meilen und die McLuskys haben sich als Schlüsselfigur in diesem System etabliert. In der Serienwelt und im fiktiven Kingstown ist der “Mayor” (Bürgermeister) eine Person mit bedeutendem Einfluss. Der Begriff "Power Broker" (Machtmakler) beschreibt die Rolle der McLuskys und die Bezeichnung “Mayor” als Mittler zwischen den verschiedenen Akteuren im Gefängnissystem von Kingstown. Kingstown ist eine Stadt, in der das Gefängnis ein Geschäft ist und die Gefangenen die Ware sind. In der Stadt stellt es die dominierende Industrie dar. Die McLuskys sind eng mit diesem Geschäft verbunden. Aber keiner von ihnen arbeitet für die Stadt oder gehört zur Justiz oder der Polizei. Sie nutzen ihre Beziehungen zwischen Polizei, Kriminellen, Häftlingen, Gefängniswärtern und Politikern, um das Geschäft zu kontrollieren und so ihr Geld zu verdienen.
Die Serie verlangt vom Zuschauer, sein Hirn einzuschalten. Großartige Erklärungen darüber, wie die McLuskys bezahlt werden, gibt es nicht. Dass ihre Leistungen sich im Graubereich der Legalität befinden und von Justiz und Polizei toleriert werden, ist offensichtlich. Ebenso wird dem Zuschauer deutlich gemacht, dass andere Figuren auch nicht immer koscher sind. Zum Beispiel Lt. Ian Ferguson (Hugh Dillon), der offenbar die polizeilichen Rechtsmittel beugt, um seine Ziele zu erreichen. Die gleiche Bereitschaft ist auch bei den Gefängniswärtern zu sehen. In dieser Serienwelt will man überdeutlich deutlich machen, egal auf welcher Seite des Gesetzes du stehst, es gibt kein Schwarz und kein Weiss, kein Gut und kein Böse. Es ist eine Welt voller Grauabstufungen. Ohne parteiisch zu werden, wirft man einen Blick auf die letzten Glieder der Exekutive. Ein Gegenentwurf zu Copaganda-Serien wie »Navy CIS« oder »Blue Bloods«, die als “erschreckend abgekoppelt von der Realität” gelten.
Schon zu Beginn der Serie wird dem Zuschauer nahe gelegt, nicht jeder Charakter wird die Serie überleben. Bereits in Folge 1 wird der amtierende “Mayor” Mitch McLusky (Kyle Chandler) aus seinem Amt “gerissen”, so dass sein Bruder, der selbst schon einmal eingesessen hat, Mike (Jeremy Renner) den Posten übernimmt. Der Auftakt der Serie wirkt sehr vollgepackt. Aber sobald sich für die einzelnen Handlungsträger, deren Motivation und Hintergrundaspekte Zeit genommen wird, avanciert die Serie stückchenweise zu einem überzeugenden Kriminaldrama.
Mein Fazit nach DREI STAFFELN: Stark gespieltes, gesellschaftskritisches Drama mit einem sehr gut aufgelegten Jeremy Renner (Wind River, Arrival, The Hurt Locker). In der Besetzung konnte mich auch Hugh Dillon als harter Detective überzeugen, der sich zusammen mit Taylor Sheridan die Serie ausgedacht hat. Sowie Dianne Wiest als die Mutter der McLusky Brüder. Für mich persönlich hätte man die Figur der Iris (Emma Laird) über Staffel 1 hinaus nicht weiterentwickeln müssen. Ich finde, das gab sie nicht her. Es wirkte, als wollte man Mike McLusky eine zusätzliche Aufgabe verpassen, die ihn positiver erscheinen lässt und der Figur eine größere Emotionspalette geben soll. Ich empfand das als überflüssig. Es gibt aber bestimmt Zuschauer, die so etwas brauchen. Dramaturgisch gefällt mir Staffel 3 nicht so gut wie die ersten beiden. Trotzdem sind die Entwicklungen und Dialoge interessant und spannend ausgearbeitet. Ich freue mich auf Staffel 4, die bereits grünes Licht bekommen hat.
Randinfo: Die Creators Hugh Dillon & Taylor Sheridan sowie Hauptdarsteller Jeremy Renner sind auch ausführende Produzenten. Zusammen mit Filmproduzent David Glasser (101 Studios) und Regisseur Antoine Fuqua.
»Rückblickend äußerte sich Antoine Fuqua frustriert über die Produktion von „Tränen der Sonne“. Ursprünglich wollte er eine ungeschönte, realistische Geschichte über menschliches Leid im Krieg erzählen. Insbesondere mit Fokus auf die Krise in Afrika. Er und Bruce Willis kamen während der Dreharbeiten zu diesem Film nicht miteinander aus. Ihre Vorstellungen von der Figur und dem Film kollidierten, was ihre Zusammenarbeit erschwerte. Damals war Willis der größere Star gegen den sich Regisseur Antoine Fuqua in seinen Anfängen schwer durchsetzen konnte. Der Regisseur wurde vom Produktionsstudio unter Druck gesetzt, das Drehbuch in ein Actionvehikel für den Filmstar umzubauen und ihn in den Fokus zu setzen. Der Fokus auf Action untergrub somit die ursprüngliche humanitäre Botschaft des Films.«
https://www.bbc.co.uk/films/callingtheshots/antoine_fuqua.shtml
https://legacy.aintitcool.com/node/31644
Leider wirkt sich das nachteilig auf die Qualität des Filmes aus. Willis wandelt in diesem Kriegsactioner in den Spuren von John Rambo und James Braddock. Willis enttäuscht mich als stoischer eindimensionaler Stereotyp. Handwerklich und stilistisch solide umgesetzt, wurde der Inhalt mit lahmen Charakteren und dümmlichen Klischees gefüllt. Trotzdem kann der Film mit Bildern von Dschungelgefechten punkten, sowie dem emotionalen Score von Hans Zimmer. Das lenkt ein wenig von der Plattheit des Films ab. -- Für mich ist "Tears of Sun" kein Ruhmesblatt und verglichen mit Ridley Scotts ähnlich gelagerten Genrebeitrag von 2001 ist er in jeder Hinsicht sehr viel mittelmäßiger.
Paths of Glory (1957)
Catch-22 (1978)
Apocalypse Now (1979)
Das Boot (1981)
Glory (1989)
Stalingrad (1993)
Gettysburg (1993)
The Thin Red Line (1998)
Jarhead (2005)
The Hurt Locker (2008)
Darüber wie ein Kriegsfilm definiert wird, gibt es unterschiedliche Ansichten. Ich habe mich schon lange der Mehrheitsmeinung angeschlossen und bezeichne nur jene Spielfilme als Kriegsfilme, die kriegerische Konflikte seit dem 20. Jahrhundert thematisieren. Eine Ausnahme bildet der US-amerikanische Sezessionskrieg. Die Darstellung dramatischer Konflikte sowie verschiedene Arten von Gewalt im Krieg verlangt das Genre. Ausgeschlossen werden von mir rein historische Dramen oder Comedys, die während dieser Zeit spielen, jedoch den Krieg nicht darstellen.
Odysseus soll der Erfinder des Trojanischen Pferdes gewesen sein. Nach seiner Beteiligung am trojanischen Krieg begibt sich der Herr über Ithaka wieder auf die Heimreise. Vorab zu dieser Geschichte lässt sich gut “Troja” (2004) konsumieren. Seine Heimkehr soll zu einer zehnjährigen Irrfahrt werden.
Kirk Douglas hatte seine zweite Oscar-Nominierung verbucht und zählte zu den neuen Stars am Hollywood-Himmel. Bevor er bei Disney die Dreharbeiten zu “20.000 Meilen unter dem Meer” beginnen sollte, arbeitete er noch in den legendären italienischen Cinecittà Filmstudios für den Produzenten Dino De Laurentiis. Der steckte in seinen italienischen Anfängen, bevor er in die USA auswanderte, um dort neu anzufangen mit Filmen wie “Ein Mann sieht rot” (1974), “Die drei Tage des Condor” (1975) oder “Conan der Barbar” (1982).
“Die Fahrten des Odysseus” (1954) gilt als Adaption, die dem Geist der Vorlage treu bleibt, also Homers Odyssee. Soweit ich mich an den Stoff erinnern kann, würde ich das bejahen. Mir ist nur aufgefallen, dass die Narrative äußerst konfus wirkt und mir als Zuschauer nie vermittelt wird, wann und wo wir uns befinden. Wie schon erwähnt, soll die Odyssee ja angeblich zehn Jahre andauern. Satte sieben Drehbuchautoren sind für den erzählerischen Murks verantwortlich. Schon allein der Aufbau des Drehbuchs überraschte mich: Der an Amnesie leidende Odysseus findet sein Gedächtnis wieder und und darf seine Abenteuer flashbacken. Rudimentäre Grundkenntnisse über die „Odyssee“ werden somit beim Zuschauer vorausgesetzt.
Camerini stellt die melodramatischen und romantischen Aspekte stärker in den Mittelpunkt als die diversen Abenteuer während der Irrfahrt von Odysseus. Auf der anderen Seite, für einen über 70 Jahre alten, italienischen Sandalenfilm wirkt die Ausstattung recht prächtig und pompös. Mit viel künstlerischer Freiheit wird dem Filmfreund eine komprimierte Version von Homers Odyssee geboten. Bezogen auf die Produktionszeit war das eine zeitgemäße Verwebung aus klassischem Erzählkino und Einfällen aus der griechischen Mythologie.
Randnotiz: Der spätere Filmemacher Mario Bava unterstützte die Kameraführung von Hal Rosson und durfte in einer Sequenz die Regie übernehmen. Blieb aber damals in den Filmcredits ungenannt. (gesichtet wurde die ungeschnittene Langfassung, 109 Min.)
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
"Back in Action" ist ein routiniert inszenierter Familienfilm a la "Spy Kids" (2001) oder "Der Spion von nebenan" (2020), aber kein Action-Movie (sic!). Die Inszenierung und die komplette Besetzung lässt das durchblicken. Niemand von den erwachsenen Darstellern im Maincast war bei den Dreharbeiten unter 50). Die Action ist ein Stilmittel, steht aber nicht im Fokus. Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Seth Gordon hat in seiner Karriere noch nie einen Action-Kracher inszeniert. Er ist bekannt für leichte Kost wie "Baywatch" (2017) oder "The Lost City" (2022). Wer auf solche Filme steht, kann sich bedenkenlos "Back in Action" (2025) anschauen.
Ich weiß nicht, was manche Zuschauer von so einem Film erwarten. Seit einigen Jahren sind die Zeiten für Foxx vorbei, in denen er Rollen ausfüllte wie in "Jarhead", "Baby Driver" oder "Miami Vice". Cameron Diaz hat die Zeiten von "Knight and Day" oder "Charlie’s Angels" auch hinter sich gelassen. Wenn Darstellerinnen wie Cameron Diaz keinen Imagewandel vollziehen wollen, nehmen sie Rollen an für die heutige PG-13 Kost.Wenn wir nicht das Streaming-Zeitalter hätten, sondern ich müsste meine Wahl aufgrund des Trailers treffen und ein Kinoticket lösen, meine Wahl wäre nicht auf "Back in Action" gefallen.
Mir war vorher klar, wohin die Reise geht: Gefälliger Content mit zwei Hauptdarstellern, die mal in der A-Klasse waren. Das witzigste waren für mich noch die Spitzen zwischen den Generationen. Das launige Filmchen kann mit bekannten Gesichtern in Nebenrollen überraschen. Darunter Andrew Scott, Kyle Chandler und Glenn Close. Ansonsten ist für mich das geplante Comeback von Cameron Diaz ins Wasser gefallen. Die solide Inszenierung erfüllt nicht mehr als das Erwartbare. Und das ist zu wenig, um als “gut” zu gelten.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
· The Commitments IE/GB 1991 R: Alan Parker
· Mr. Holland's Opus US 1995 R: Stephen Herek
· Ray US 2004 R: Taylor Hackford
· Metallica: Some Kind of Monster US 2004 R: Joe Berlinger, Bruce Sinofsky
· Walk The Line US 2005 R: James Mangold
· Crazy Heart US 2009 R: Scott Cooper
· Fraktus DE 2012 R: Lars Jessen
· A Star Is Born US 2018 R: Bradley Cooper
· Rocketman GB/US 2019 R: Dexter Fletcher
· The Beatles: Get Back GB/NZ 2021 R: Peter Jackson
Liebe Community
ich hoffe euch hat keiner auf's Kreuz gelegt und ihr könnt heute Abend mit dem Osterfeuer das Ende der Winterzeit feiern. Lasst euch am Wochenende vom Osterhasen was Süßes ins Nest legen.
FROHE OSTERN 🐣 🐇 🐔 🥚
Marc Rothemund wurde für die Inszenierung von "Harte Jungs" (2000) und dessen Sequel bekannt. Es folgten ähnlich wertvolle Beiträge wie "Pornorama" (2007) oder "Heute bin ich blond" (2013). "Da muss Mann durch" ist die Fortsetzung seiner Inszenierung von 2012 ("Mann tut was Mann kann").
Der erfahrene Kinogänger kann sich ausmalen, das dieses Sequel nicht die große Nummer sein kann, wenn Marc Rothemund als Drehbuchautor aus den Credits gestrichen und sein Name als Regisseur durch das Pseudonym Thomas Lee ersetzt wurde. Die vier männlichen Hauptdarsteller des Vorgängers sind wieder mit dabei. Ich muss zugeben, dass ich den Erstling nicht kenne. Und nachdem ich hier eine Weile reingeschaut habe, konnte ich nur die Augen verdrehen. Hier wird ohne jeglichen Charme agiert und jeder Versuch eine Pointe an den Zuschauer zu verkaufen, wird unwitzig versenkt. Schade um die, an für sich, gute Besetzung.
An dieser Stelle verzeihe man mir meine Direktheit: Ich habe den Film nur rund dreißig Minuten verfolgt. Länger nicht, war mir zu blöd (deshalb entfällt die Wertung). Das beste während dieser Zeit war der Oben-ohne-Auftritt der damaligen Mittzwanzigerin Sophia Thomalla 👍 dafür mein Kompliment
Der Heimkinomarkt wird auch in Deutschland von den Streamingdiensten dominiert. Die fetten Jahre mit Millionenauflagen wie in den 00ern sind lange vorbei. Ab 2015 begann ein langsamer, aber stetiger Niedergang. Den Massenmarkt für physische Film-Trägermedien gibt es nicht mehr. Zwar erfreuen sich bestimmter Genres sowie Sammler-Editionen und Mediabooks gewisser Beliebtheit, fristen aber ein Nischen-Dasein. 2023 machten physische Trägermedien nur noch 11 Prozent des deutschen Home-Entertainment-Geschäfts aus. Wie auch in der Musikbranche haben Flatrates auf dem Filmmarkt das Sagen. Das Gros der Kunden, die einst die Unterhaltungsfilme oder Blockbuster auf DVD kauften, setzt jetzt ganz auf den Online-Home-Entertainment-Markt. 2023 gaben die Menschen insgesamt 4,3 Milliarden Euro für Filme im Kino, im Streaming und auf DVD/Blu-ray aus. Davon setzt VoD mehr als die Hälfte um, nämlich 2,6 Milliarden Euro, das Kino dagegen nur 929 Millionen Euro. https://www.filmdienst.de/artikel/68091/uberblick-uber-dvd-und-blu-ray-markt
Auch BEST BUY, eine der weltweit größten Elektronikmarkt-Ketten, stellte den Verkauf von physischen Medien komplett ein und sind restlos aus dem Sortiment verschwunden. Sowohl online als auch physisch in den Läden. https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000046678.html
Disney verabschiedet sich endgültig von der physischen Disk und möchte sich auf Streaming konzentrieren. Niemand Geringeres als Sony Pictures Entertainment übernimmt das Geschäft – und zwar alles: Herstellung, Vertrieb und Vermarktung. Im Rahmen der Vereinbarung wird Sony alle Disney-Neuveröffentlichungen und Katalogtitel auf physischen Medien vermarkten und verkaufen. Der Deal gilt für die USA und Kanada. https://variety.com/2024/film/news/disney-sony-pysical-media-dvd-blu-ray-disc-business-1235917294/
Disney bringt seine Filme in Australien nicht länger in physischer Form auf den Markt. Die Entscheidung gehe dabei auf die schwindenden Verkäufe zurück. Auch in Deutschland leidet der Markt unter der zunehmenden Anzahl der Streaming-Angebote. Sony gab bekannt den deutschen Markt nicht mehr zu bedienen. Plaion Pictures wird diese Rolle übernehmen. Seit dem 1. Oktober 2023 hat auch Disney in Deutschland, Österreich und der Schweiz den eigenen Vertrieb der Produkte in physischer Form für das Heimkino eingestellt.
Ich habe Datasette, Diskette, Bildplatten und CD-Rom erlebt. Sowie Vinyl, Tapes, VHS und DVD. Blu-Ray bin ich schon übergangen, weil ich an den physischen Medienträger nicht mehr geglaubt habe. USB Sticks und externe Festplatten waren mir zu der Zeit wichtiger. Ich frage mich, wohin die Reise noch gehen wird?! Magnetische Speichermedien werden aufgrund ihrer Anfälligkeit höchstwahrscheinlich in Summe weniger genutzt. Zu den wichtigsten Entwicklungen im Bereich der Speichermedien zählt die Idee, Quarz-Glas als Datenspeicher einzusetzen. https://www.basicthinking.de/blog/2023/10/17/quarzglas-datenspeicherung-voxel/
Auch wurde ein Verfahren für eine Art Super-DVD entworfen, bei dem Daten in Hunderten Lagen in drei Dimensionen gespeichert werden. Dieses Material besteht aus einem transparenten Film, der mit Lasern auf Nanopartikel-Ebene beschrieben und ausgelesen werden kann. Sie kann einen Petabit an Daten speichern. Zum Vergleich: Ein Petabit entspricht 125.000 Gigabyte. https://gizmodo.com/meet-the-super-dvd-scientists-develop-massive-1-petabi-1851272615
· Tarantula US 1955
· The Birds US 1963
· The Exorcist US 1973
· Halloween US 1978
· Alien GB 1979
· An American Werewolf in London US 1981
· Poltergeist US 1982
· Hellraiser GB 1987
· Bram Stoker’s Dracula US 1992
· Train to Busan KR 2016
Aus heutiger Sicht ist die Geschichte hinlänglich bekannt, mit anderen Namen zwar, aber derselben Storyline. Vampir verliebt sich in das Bild einer Frau, kommt nach Europa und scheitert bei dem Versuch, die Frau für sich und die Ewigkeit zu gewinnen. Der Stummfilm “Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens” ist eine – nicht autorisierte – Adaption von Bram Stokers Dracula und gehört zu den einflussreichsten Horrorfilmen der Filmgeschichte. F. W. Murnau hat 1921 diesen Film gedreht, ohne die Rechte zu besitzen, was in Folge dazu führte, dass ein Berliner Gericht 1925 letztinstanzlich verfügte, dass alle Kopien des Filmes zu vernichten seien. Glücklicherweise konnte der Film über viele Umwege rekonstruiert werden.
Anders als die meisten deutschen Spukfilme jener Zeit wurde "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" vornehmlich an natürlichen Schauplätzen gedreht: Das finstere Schloss des Grafen in den Karpaten ist ebenso echt wie die norddeutschen Kleinstadtgassen des fiktiven Wisborg, das Murnau sich aus Schauplätzen in Lübeck, Wismar, Rostock und Lauenburg konstruierte. Der ganze Film ist von Naturaufnahmen durchzogen: düstere Karpatengipfel und Wälder, Pferde, die vor dem von einer Hyäne gedoubelten Werwolf scheuen, etc. Die von der Natur erzeugte Atmosphäre des Übernatürlichen ist Murnau weit wichtiger als das, was wir im gegenwärtigen Kino unter Action verstehen. Der Horror ist nicht künstlich, er entsteht aus dem Alltäglichen.
Die Idee der Pestepidemie fügte Drehbuchautor Galeen hinzu, und Murnau inszeniert die entsprechenden Szenen in Wisborg in einer Analogie zum Schrecken des Ersten Weltkriegs, der dem Publikum vor hundert Jahren noch kollektiv im Gedächtnis war. Albin Graus künstlerische Leitung verlegte die Filmhandlung in die Zeit des Biedermeiers, und so atmet "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" vor allem die Stimmung der deutschen Romantik.
Der Film entstand, als das Genre Horrorfilm noch nicht existierte. Die Filmcrew war angehalten, selbst zu definieren und zu erfinden, was ihrem Publikum einen Schauder über den Rücken jagen sollte. Szenen wie, wenn sich der Deckel eines Sarges im Laderaum des Schoners von Geisterhand öffnet und der Graf kerzengerade senkrecht in die Höhe fährt oder wenn sich Nosferatu (Max Schreck) in zeitlupenhaftem Tempo über das Deck bewegt, haben sich in die Filmgeschichte gebrannt und wurde in sehr vielen Produktionen des Genres zitiert. Die plakativen Momente, wie das Monster Nosferatu selbst, wurden zu Ikonen erkoren.
• Für den reflexiven Filmfreund bieten sich in diesem Zusammenhang Betrachtungen des Expressionismus an.
• In Lübeck wurden einige Außenaufnahmen für "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" aufgenommen. Die Stadt informiert zu den Drehorten für Besucher.
https://www.luebeck.de/de/stadtleben/kultur/filmstadt-luebeck/
• Dieser Text wurde zum Teil mit fremder Hilfe erstellt. Danke an stummfilm-magazin.de sowie an Lars Penning.