vincentgorez - Kommentare

Alle Kommentare von vincentgorez

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    vincentgorez 01.03.2015, 16:39 Geändert 15.08.2017, 11:06

    SINISTER bleibt durch seine drückende und düstere Atmosphäre, seinen Snuff-Motiven und den Found-Footage-Elementen ein beeindruckender Horrorfilm, der durch seine subtile Darstellung an Gewalt und der verstörend, körnigen Super 8-Optik an einigen Passagen, weniger auf den Magen- als auf die Psyche des Menschen schlägt. Scott Derrickson spielt mit der Konfrontation von okkulten bzw Ritualmorden in einer authentisch-bekannten Umgebung. Durch die Muster des Found-Footage wird diese Ambition abermals unterstrichen und dadurch wirkt eine sonst so ferne (bspw in einer totalen Kameraoptik) Abschlachtung als unfassbar tastbar; und wegen der Grausamkeit und den abstrakten Ideen der Morde, selbstverständlich umso verstörender, was prägt, und einen Horrorthriller ausmacht. Mit einem alternativeren Ende hätte es SINISTER tatsächlich zu einem Genreklassiker bringen können.

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      vincentgorez 25.02.2015, 14:44 Geändert 15.08.2017, 11:14
      über Boyhood

      Authentizität pur, oder? Weit gefehlt, Linklaters BOYHOOD bleibt ein pseudophilosophischer Coming-of-Age Film, der nur durch seine Machart (die real alternen Darsteller) einzigartig ist und den Authentizitätskult auf die Spitze treibt. Ansonsten bleibt das Familiendrama ein Streifen voller klischeehaft-aneinandergereiten Belanglosigkeiten, spannungsarm und storymäßig mit nur zwei Besonderheiten, nämlich der Alterungsprozess und die (zugegeben) brilliante Darstellung von Patricia Arquette.

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        vincentgorez 08.02.2015, 13:57 Geändert 22.02.2016, 12:38

        Kim: »Hold me.«
        Edward: »I can't.«

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          vincentgorez 08.02.2015, 13:45 Geändert 15.08.2017, 11:17

          MASTERPIECE und Wiederbelebung des Trash- und B-Movie.

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            vincentgorez 02.02.2015, 16:05 Geändert 15.08.2017, 11:23

            Johnny Depp und Benicio Del Toro hatten es bei "Ich-packe-meinen-Koffer" mehr als leicht, denn die einzige Fracht an Bord erstreckt sich von Acid bis XTC und der kleine Aktenkoffer im Auto spiegelt eine ausgewogene Leidenschaft wider. Auf der Suche nach einem Motorcrossrennen mitten in der Mojave (und vielleicht auch auf der Suche nach der ach so fremd klingenden Realität) wird die Reise der Protagonisten als eine vollendete Hyperbel präsentiert. Die Handlung ist ohne Zweifel brüchig bzw hört man ab dem zweiten Akt auf an eine Handlung zu glauben, was garantiert nicht an der Vielschichtigkeit dieses Machwerk liegt. "Fear and Loathing" bleibt trotzdessen ein Klassiker der Darstellung eines Drogenexzess; eine irre Reise durch die Welt zweier destruktiv komischen Drogenabhängigen, die bei genauer Betrachtung visuell hochgradig ist: Erinnert man sich an die Szene, wo Raoul Duke unter dem Einfluss von LSD, Meskalin, Alkohol, Poppers und vielen weiteren buntgemischten Substanzen das Mint-Hotel betritt und, wenn das Acid einschlägt, ein sofortiger Wechsel der Wahrnehmung beginnt, indem dieser in den Gesichtern der Gäste grotesk, verzerrte Fratzen sieht oder das Laminat ursplötzlich große Wellen schlägt. Letzendlich kulminiert Duke in der Einbildung, dass das Hotel von übergroßen Reptilien bewohnt wird. Doch besonders gravierend (und äußert metafiktional) ist der Wechsel in die Parallelrealität, der erfolgt sobald Duke das Hotel betritt. Man könnte es somit als Stilmittel betiteln, wenn ein expliziter Bruch mit der filmischen Realität und der rauschmittelsubjektiven Dimension aus dem Konsum resultiert. Die Pforte in eine alternative Wahrnehmung wird geöffnet und der Zuschauer wechselt prompt in die erlebte Rede und in die subjektive Erzählweise und wird somit auf die selbe Ebene, wie der Protagonist gestellt- der Zuschauer wird ebenso zur Fiktion.

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              vincentgorez 02.02.2015, 15:05 Geändert 15.08.2017, 11:24

              Eines der wohl enttäuschendsten Machwerke 2013, ein Debakel, das man in dieser Form von einem Genie wie Ridley Scott nicht erwartet hätte. Banal, aufgeblasen und absolut uninteressant erzählt THE COUNSELOR die Geschichte eines Anwalts der im Drogenjargon mit dem Feuer spielt und sich, wie zu erwarten, verbrennt; und zwar dritten Grades, denn das Kartell will ihn und seine Frau tot im mexikanischen Staub liegen sehen. Was zuerst nach hochangesehendem Blockbuster-Kino klingt, entpuppt sich letztendlich als riesengroße Wichtig-Tuerei. Langweilige Dialoge, mäßige Spannung und eine Handlung, die sich redundant am Aktion-Reaktion-Prinzip bedient. Die größte Schuld an diesem Fiasko trägt wohl Drehbuchautor Cormac McCarthy, der uns hochgelobte Literatur wie "No Country for Old Men", "The Road" oder "Blood Meridian, Or the Evening Redness in the West" bescherte und für seine Worte zwei Pulitzerpreise erhielt. Diese Adaption ist seine erste Drehbucharbeit und bleibt auch hoffentlich seine letzte. McCarthy wird durch seine erfolgreiche Literatur in den USA fast schon als Nationalheiligtum behandelt und wenn dieses unter Artenschutz stehendes Individuum nun im Inbegriff ist ein Drehbuch zu verfassen (der dazu unter der Regie von Ridley Scott steht), ist der Nationalfeiertag vorprogrammiert. Ein Non-Plus-Ultra wurde erwartet und dieses Kriterium wurde nicht erfüllt. Das schlimme ist allerdings: das Script ist nicht nur ein bisschen schlecht, es ist ungeheuer schlecht, was sich dementsprechend auch auf den Film übertragt. Ein wirklich mieser Streifen, für den Scott und McCarthy in den Staaten böse Verrisse ernten mussten; ohne Sinn und Aussage, und trotz Staresemble eine Zumutung. Lediglich Brad Pitt hinterlässt denkwürdige Szenen, die ein kleines Licht am Ende des Tunnels darstellen. Ansonsten bleibt THE COUNSELOR eine massive Enttäuschung, über die zahlreiche US-Kritiker richteten.

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                vincentgorez 02.02.2015, 12:55 Geändert 15.08.2017, 11:25

                Quentin Tarantinos Italo-Western "Django"-Adaption zeigte uns revolutionäre Befreiung und einen direkten Blick auf die Grausamkeit der Sklaverei, die alles andere als subtil dargestellt wurde. Der US-Kritiker Armond White betitelte Steve McQueens Machwerk als einer der brutalsten und unpolitischsten Film des vergangenen Kinojahrs, der ein Loblied über das Leid und die Gewalt singt. Das ist völlig falsch, denn 12 YEARS A SLAVE erzählt eigentlich nur ganz brav seine Geschichte und deckt weder auf noch reflektiert oder realisiert. McQueen möchte dem Zuschauer das Leiden erfahrbar machen, doch das kommt nicht Zustande, und am Ende fühlt man sich nicht betroffen. Das mag schwer nachvollziehbar sein, aber nehmen wir als Beispiel die minutenlange Peitschenszene gegen Ende des Films, in der der Zuschauer eine schier endloslange Gewaltpornografie durchstehen muss, die visuell, akustisch und auch realistisch hochgradig ist, doch wirklich emphatisch oder nachempfunden ist sie nicht. 12 YEARS A SLAVE ist vergleichbar mit James Wans "Saw", in dem der Zuschauer auch mit Bildern von leidenden Menschen konfrontiert wird, wo auch Gewalteinwirkungen stattfinden, wo Wunden zu sehen sind und die Brutalität ausgestrahlt wird. Doch genau wie in "Saw" ist keine Empathie da, denn um wirklich mitfühlen zukönnen, müsste Steve McQueens Machwerk aus einer völlig anderen Perspektive bzw Erzählform geschildert werden, monoperspektivisch, damit man einen Einblick erhält. Toll erzählt, mit herausragenden Darstellern, aber von der Intention her bleibt McQueens Werk nur der Arthouse-Streifen der "Saw"-Reihe.

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                  vincentgorez 02.02.2015, 12:25 Geändert 15.08.2017, 11:25

                  Wir leben in einer entfremdeten Welt, die Konsumgesellschaft ist dermaßen omnipräsent und total, dass sie alle Menschen gleichstellt; wir sind markenbewusst, richten uns bei der Wohnungsgestaltung nach Ikea, doch ist das alles nur Suggestion? Ist die Konsumgesellschaft nicht zu liberal, dass sie einen so konsumkritischen Film wie FIGHT CLUB zulässt? Konsumkritik gibt es in diesen 139 Minuten massig, aber basiert dieses Werk nicht allein auf Kritik des Konsums, vielmehr versucht es selbst Konsum zu sein bzw eine völlig neue Form des Konsums zu konstruieren. Die Protagonisten besitzen nämlich die selben Attitüden, die sie so bereitwillig vorgeben zu hassen und natürlich ist das eine Art ironischer Kritik, und das hat es in diese Form noch nie gegeben. Die Protagonisten sind unkonventionell, revolutionär, intellektuell, ideologisch, empirisch und verkörpern quasi die blanke Hierarchie, diese Form einer Anarchie, nach der sich jeder in uns sehnt. FIGHT CLUB hat New Age-Spirituismus, ist elitär, ideologisch,- das Ende gegenkulturelle Strömung- und der ganze Film eigentlich eine unglaublich tiefgehende Selbstkritik und Selbsttherapie, mit Twists, Hintergründen, Idealen und revolutionären Ansichten. Eben genau so wie ein tiefgründiger Film sein sollte.

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                    vincentgorez 02.02.2015, 11:29 Geändert 15.08.2017, 11:25
                    über Diana

                    DIANA ist ein Image-Werbefilm für den Buckingham Palace und singt ein Loblied über die Umstände in der englischen Königsfamilie. Ganz allein steht dieses Lob über die Politik der neuen Mitte im Vordergrund und die Privatisierung wird überdurchschnittlich oft kartiert. Hirschbiegels DIANA ist nur ein Maskottchen für eine Monarchie, die nichts weiter verlangt als Lob, Aufmerksamkeit und Artigkeit. God saves the Queen.

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                      vincentgorez 02.02.2015, 11:21 Geändert 15.08.2017, 11:26

                      TARZAN 3D ist in ganzer Linie enttäuschend. Was aussieht, wie eine 94-minütige Sequenz in einem Videospiel, ist der peinliche Modernisierungs-Versuch einen Kinderklassiker mit gewaltiger Action und Fantasie anzureichern. Technisch schwach, krampfhaft und ausdruckslos erzählt. Tarzans Widersacher und der Konflikt zwischen den Figuren ist mau und zum einschlafen, die Romanze mit Jane wirkt wie der Teenietraum einer 12-Jährigen. Die Zerstörung eines wertvollen Disney-Klassikers, und vorne auf dem Cover prangt selbstverständlich das Prädikat "Pädagogisch besonders wertvoll".

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                        vincentgorez 01.02.2015, 18:34 Geändert 15.08.2017, 11:26

                        Selbstverständlich gibt es ungeheuer viele Crime-Thriller, die genau die Thematik befasst, die in TRUE DETECTIVE vorgegeben wird. Man könnte sogar fast schon behaupten, dass es mittlerweile einem Klischee nahekommt, einen Handlunsstrang zu schaffen, der einen ungelösten Fall behandelt, welchen es ein paar Jahre darauf zu lösen gilt. Jedoch steckt Fukunaga Atmosphäre, Drama, Kunst, Gewalt und Bilder in diese Aufnahmen, dass es zur bislang besten Serie avanciert, die diesem Genre je hätte passieren können. Die Protagonisten verkörpern ihre Charaktere authentisch mit der Eminenz, die "Twin Peaks" gleichkommt; sie spielen mit einer Finesse, die einen unmittelbar im Geschehen Platz nehmen lässt. Die Optik ist berauschend: die düsteren Gegenden in den Tiefen Sümpfen Louisianas; von Querulanten und Metapsychotikern, bis hin zu hocherotischen Affären, wirkt alles numinos inszeniert und in Szene gesetzt- teilweise so glaubhaft und plausibel, als wäre es Found-Footage.

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                          vincentgorez 01.02.2015, 15:53 Geändert 15.08.2017, 11:26

                          Soll Cumberbatch doch seinen Oscar haben. Egal in welchem Film, egal in welcher Rolle; schon seit Jahren perfektioniert er die Darstellung seiner soziophob- genialen Figur, vom exzentrischen neunmalklugen Sherlock Holmes bis hin zum Möchtegern Aktivist Julian Assange. Auch hier spielt er sich erneut auf, 114 Minuten lang wird ein Protagonist verkauft, der in anderen Filmbiografien authentisch dargestellt wurde, und in THE IMITATION GAME einfach nur oscarreif getunt ist. Morten Tyldums Werk bleibt eine konventionelle Mogelpackung, wiederwärtiger Oscar-Schrott, der so gerne Filmkunst wäre, aber eine belanglose Suggestion bleibt. Dieser Film hat in keinster Weise vor seine Darsteller zu belichten oder eine Intention auszudruecken, er greift nur nach der Trophäe und erfuellt jegliche Klischees der Academy, um diese zu erhalten. Wenn in der einen Zivilisation so oft Barefoot-Produktionen veröffentlicht werden, wie es Feiertage gibt, und in der anderen Zivilisation Benedict Cumberbatch den Oscar fuer dieses Debakel gewinnt, wähle ich immernoch lieber Zivilisation A.

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                            vincentgorez 01.02.2015, 13:59 Geändert 15.08.2017, 11:27

                            Noch nie zuvor wurde die Verblödung der Jugend so offen und direkt gehuldigt wie in Marco Petrys DOKTORSPIELE. Unpolitisch, infantil, hohl, konsumistisch, wertlos und hochgradig behindert versuchen die Macher dieses Werks die Massen der Jugendlichen zu erreichen und scheitern an ihrer eigenen Inkompetenz. Eine (Komödie), die mit ausdruckslosen Figuren eine breite Zielgruppe erreichen möchte, erlangt höchstens die Aufmerksamkeit vorpubertierender Kinder, oder um es mit Max Liebermanns Worten auf den Punkt zu bringen:
                            »Ich kann nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.«

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                              Irgendwo in indiana scheint die Idylle einer Kleinstadt unantastbar und wird höchstens in Form von harmlosen nächtlichen Albträumen in Kinderbetten angegriffen. Die Eröffnungssequenz zeigt uns das Gegenspiel, nämlich der brutale Mord an einer Familie, womit Cronenberg direkt in zwei Rollen und zwei Szenarien selektiert, welche Parts trotzdem am Ende ein Kollektiv bilden werden. Im Wesentlichen beschäftigt sich aber A HISTORY OF VIOLENCE (ähnlich wie Scorseses Filme) mit einer Krise der Identität, denn als Zuschauer bleibt man meist vor der Fassade. Ebenso macht David Cronenberg die Gewalt und die Brutalität, die in jedem von uns steckt, tastbar und zeigt, dass selbst in Alltagsbanalitäten wie der Schulmorgen, das Cheerleadertraining oder im High-School-Flur ein Ausbruch greifbar scheint. Ebenfalls dekonstruiert Cronenberg die Verhältnisse US-amerikanischer Kultur und die des Kleinbürgergebildes in einer Stadt, wo eine Exploration und die (nun) so reele Krise als fremd abgeschrieben waren.

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                                vincentgorez 01.02.2015, 13:07 Geändert 15.08.2017, 11:28

                                Mittlerweile ist es möglich Matthias Schweighöfer in einem Zug mit Til Schweiger zu nennen, bzw hat es dieser Film möglich gemacht. Schweigers Mini-Me hat es vollbracht seinen filmischen Intellekt und sein Können auf den Nullpunkt zu befördern und schuf ein Werk, das von infantilen Fäkalhumor und typisch deutschen Stereotypen lebt; mit einem Plot, den ein knapp 9-jähriger Grundschüler hämisch kichernd in der fünf-Minuten-Pause auf ein Stück Klopapier hätte kritzeln können. Sinnlos, kindisch- und ganz tief im Graben der filmischen Misere befindet sich Matthias Schweighöfers VATERFREUDEN.

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                                  vincentgorez 30.01.2015, 15:45 Geändert 15.08.2017, 11:29

                                  Nach Werken wie "Date Movie", "Fantastic Movie" oder vielen anderen mehrfach ausgezeichneten Regiearbeiten von Jason Friedberg und Aaron Seltzer, sind sie nun dem Klimax ihrer Filmographie gleich (Wobei man erwähnen muss, dass sie schon vorher den Zenit der Unantastbarkeit längt überschritten hatten) und präsentieren mit ihrem Meisterwerk "The Starving Games" nachhaltiges Kino der Ultrakunst, das auf IMDB-Listen und bei den Academy Awards viel Lob und Anerkennung erhielt. Insgeheim wissen wir alle, dass Friedberg und Seltzer mit ihren Filmen das Genre revolutioniert- und herausragende, klassische Parodien wie "Abott und Castello", Mel Brooks-Werke oder Monthy Python schon längst in den Schatten gestellt haben. Es gibt kaum eine Konkurrenz. In "The Starving Games" ist alles authentisch, keine suggerierende Story, der Plot überzeugt durch seine überdurchschnittlich talentierten Darsteller und seine spannende (unantastbare) Handlung, die so viele Zwickmühlen, Handlungsstränge und Wendungen enthält, dass Streifen wie "Memento" oder "Sieben" in allen Formen der Kunst mühelos deklassiert werden. Visuell genial, artifiziell hochgradig und so fantasievoll und grotesk, wie kein Burton oder Lynch ihn je hätten gestalten können. Nach Friedbergs himmelschreiend lustigen "Beilight" verwenden die Spaßvögel auch dieses mal einen abwechslungsreichen und reifen Humor, womit der Film auf ganzer Linie überzeugt und als freudiger Spaßmacher tituliert werden kann. Eine Glorifizierung des Humors, und trotzdem steckt unfassbar viel Philosophie, Gedankengut und Politik-Konsens in THE STARVING GAMES: nehmen wir eine Szene aus diesem Meisterwerk, indem die Protagonistin anstatt mit einem Pfeil, ihren Bogen mit einem Baguette spannt und letztendlich schießt. Man möge denken, dieser Akt wäre irrelevant, aber wer davon ausgeht, sieht die Intention der Szene nicht: Die Regisseure machen hier ganz klar die Verschwendungssucht und den Genusswahn der ersten Welt deutlich, in der kostbare Güter wie Lebensmittel als ungeschätzt gelten und gleichzeitig deutet das Comedy-Duo vorbildlich die Hungersnot in der dritten Welt an. So viel Hintergrund und Empathie in einem Streifen hat es lange nicht mehr gegeben. Letztendlich kann man nur festhalten, und ich gehe davon aus, dass ich somit für jeden Fan der Filmkunst spreche, dass hier ein Mach(t)werk geschaffen wurde, welches so einzigartig brilliert, dass es für immer konkurrenzlos bleiben wird.

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                                    vincentgorez 28.01.2015, 10:00 Geändert 15.08.2017, 11:29

                                    KUNST. Dennoch Kunst im Sinne von Gestaltung. Genau das ist NYMPHOMANIAC. Einer der besten Filme Lars von Triers, dessen Intention in diesem Machwerk die Konfrontation zwei entgegengesetzter Positionen ist. Von Trier prescht mit seinem Skandalfilm dazwischen, wenn alle Seiten in Harmonie und Glückseligkeit schwelgen. Kunst, Brutalität, Kompromisslosigkeit, Gier, Poesie und Gefüge. Das alles ist NYMPHOMANIAC. So viele Kritiker haben ähnlich wie bei Winding-Refns "Only God Forgives" diesen Film nicht verstanden und es fiel immer wieder das Wort "Provokation". Doch Lars von Trier provoziert nicht wegen der Provokation wegen, sondern um einen blinden Fleck bzw ein Tabuthema aufzudecken und anzusprechen. Wer sich der Realität verschließt und es nicht aushält bzw sich der Thematik des Films nicht zu stellen wagt, bleibt letztendlich für die Kunst unempfänglich.

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                                      vincentgorez 27.01.2015, 00:29 Geändert 15.08.2017, 11:30

                                      Ein Werk, das auf dem Material des Hitchcock-Aufdeckungsfilms basiert, der während des Nationalsozialismus als renommierter Regisseur Hollywoods damit beauftragt wurde, die Umstände in den deutschen Konzentrationslagern zu zeigen. Der britische Regisseur Andre Singer machte sich die Aufgabe aus den vereinzelten Bildmaterialien Alfred Hitchcocks ein Dokumentarfilm zu drehen, der so schockierende Bilder zeigt, dass es unmöglich ist vor diesem Machwerk die Augen zu schließen. Es wird Folter, Massenvernichtung, Tod, Verderben und Machtlosigkeit thematisiert und fassungslos muss man mit ansehen wie die damalige Nazi-Replik jegliche Menschenunwürdige Handlungen verabsolutiert. Von ausgezehrten Skeletten, Massengräbern, grauenhaften Experimenten, ausgehungerten, kranken Menschen und verstuemmelten Körpern bishin zur absoluten Verwesung wird in NIGHT WILL FALL mit Tatsachen gearbeitet. Die Leute, die Ausschwitz oder andere KZ-Lager ueberlebt haben, sahen in den Schlund der Hölle und das berichten sie detailliert und ausgiebig. Man darf sich vor den schlimmen Bildern nicht verschließen, um zu begreifen, was damals unter Hitler geschehen ist und erst Recht, um gegen den immernoch gegenwärtigen Neo-Nationalsozialismus vorzugehen. Ein Tatsachenstreifen, der nuechtern und doch so emphatisch die Verhältnisse in Konzentrationslagern der Nazi-Ära erzählt; in furchtbaren Bildern festgehalten, sodass die Erschuetterung, die in diesem Film liegt, einen nie wieder loslässt.

                                      www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Night-will-fall-Hitchcocks-Lehrfilm-fü/Das-Erste/Video?documentId=26107162&bcastId=799280

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                                        vincentgorez 25.01.2015, 21:52 Geändert 15.08.2017, 11:31

                                        Nach ''Drive'' ist Nicolas Winding Refn ein weiterer großartiger Film geglückt. ONLY GOD FORGIVES wirft einen Blick auf das Drogenmillieu im tiefen Ghettos Bangkoks, wo Muay Thai-Kämpfe als Kokain-Schwarzmarkt genutzt- und Prostituierte wahllos dahin geschlachtet werden. Vithaya Pansringarm, als Lt. Chang, richtet über die Sünden in seinem Bezirk, entscheidet über Recht und Unrecht, geht auf einen Obssesions- und Rachefeldzug, und stellt somit einen postmodernen Gott dar. Gosling spielt fabelhaft erneut seine One-Man-Show, jedoch ist diese Darstellung natürlich nicht zu vergleichen, wie die seine in ''Drive''. Dennoch beginnt er auch aus persönlichen Gründen eine Jagd auf Chang, und somit breitet sich das Feuer zwischen den beiden Rivalen immer weiter aus. Aber Refns Streifen kam schlecht bei der Masse- sowie bei den Kritikern an. Zu gewaltverherrlichend, zu handlungsarm und zu unmoralisch, wurde er benannt. Die Figuren würden zu sadistisch handeln, besonders Chang, jedoch stellt dieser keinen Sadist, sondern vielmehr einen Justiziar da. Er zieht nämlich keinen Lustgewinn aus seinem Handeln, sondern sieht sich eher als Richter und Henker. Das Werk sollte man somit auch nicht auf seine Brutalität reduzieren, Refn schafft hier etwas gewaltiges, nämlich den Grad zwischen Abstraktion und Film; jede Szene hat Beudetung, wie in einem Gemälde jeder Pinselstrich eine hat. Replik-Kino? Klar, aber mit einem viel tieferen Hintergrund. Ich bin froh einen Zugang zu diesem Meisterwerk gefunden zu haben und hoffe, dass nur weil Refn nicht mehr seine Klischees aus ''Drive'' (oder auch ''the Punisher'') bedient, nicht als Regisseur an den Kinokassen untergeht.

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                                          vincentgorez 25.01.2015, 21:44 Geändert 15.08.2017, 11:33

                                          1965 wurden in Indonesien ungreifbar viele Menschen fälschlicherweise als Kommunisten tituliert und auf grausame Weise verfolgt und hingerichtet. Bis heute sind die Verursacher dieses Völkermords politisch present und nicht nur die Strippenzieher, sondern auch ihre Marionetten, die (eigentlichen) Täter prahlen mit den verübten Taten und Morden, no regrets. Und genau da appelliert THE ACT OF KILLING, denn Joshua Oppenheimers Machwerk dient als Gegenwurf zu den Dokumentarfilmen, die auf Kriegsgeschehen basieren: Er befragt die Täter anstatt die Opfer, und diese geben ihm altbekannte Antworten, weisen die Schuld dem Kommunismus zu. Auch Hollywood kann man an dieser Stelle erwähnen, denn die Mörder spielen ihre Taten mittels einer Theater-Stlistik nach um sie zu verbalisieren- oft im Stil eines Musicals, eines Western oder auch einer Oper; für die Täter ist Mord nur eine Art Show. Oppenheimer schuf mit seiner Konstruierung dieser dokumentarischen Abhandlung ein surrealles Werk, in dem Schuld und Unschuld- Reue, Moral oder Menschlichkeit thematisiert wird und stellt mit seinen völlig neuen Strukturen einen fundierten Gegensatz.

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                                            vincentgorez 25.01.2015, 21:21 Geändert 15.08.2017, 11:33

                                            Was soll man zu AGE OF EXTINCTION schon groß sagen, außer dass er jedem Film der Bay-Regie bis auf einige Details identisch gleicht? Ein antihumanistisches Machwerk, das nur Materialschlacht und Bildgewalt auf die Leinwand bringt, aber sämtliche Attribute des Films vernachlässigt. Erstaunlich an diesem Werk ist lediglich, dass Michael Bay uns zeigt, wie wenig Intellekt und Leidenschaft man in Dialoge und Handlungen stecken muss, um einen Umsatz von 1,084 (!) Milliarden US-Dollar zu verbuchen. Ein weiteres braviöses Beispiel für allgegenwärtigen Mainstreambullshit.

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                                              vincentgorez 25.01.2015, 20:21 Geändert 15.08.2017, 11:34

                                              Unumstrittener Spitzenreiter in der Kategorie "schlechteste Filme dieses Jahr" und Symbolträger filmischer Redundanz, wäre wohl THE AMAZING SPIDER-MAN 2: RISE OF ELECTRO. Marc Webbs Sequel zum "Spiderman"-Reboot spiegelt nahezu perfekt die Thematik "Untergang der Filmkunst" wider und zeigt, wie man Comicklassiker entwuerdigt- und Hollywoodgrößen bloßstellt. 143 Minuten Qual, ein Werk, das so viele Handlungen aufzeigt, dass man vier Filme gebraucht hätte, um die Inhalte erfolgreich zu kanalisieren. Der Inhalt überschlägt sich vielfach und die bezuglosen Figuren rattern hölzern ihre platten Dialoge herunter. Völlig bedeutungsloses Blockbuster-Mainstream-Kino, das sein Original in lächerlicher Art und Weise zu uebertreffen versucht und dabei an seinen kapitalistischen Idealen scheitert. Mehr Kasse, mehr Dreck.

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                                              • vincentgorez 12.01.2013, 13:15 Geändert 11.02.2016, 14:48

                                                also streng genommen führte er bei "Sin City" ja nur Gastregie.

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                                                  vincentgorez 28.10.2012, 14:56 Geändert 15.08.2017, 11:36

                                                  Nachdem Sandler in ''Bulletproof'' noch so etwas wie einen passablen Schauspieler abgab, und auch in ''Leg dich nicht mit Zohan an'' insgeheim vorbildlich auf ein Nah/Ost-Problem hinwies, entwickelte er sich nun zu dem, was er in Apatows ''Wie das Leben so spielt'' zu parodieren versuchte. Grundliegend möchte ich dem breiten Publikum dieses Kommentars proleptisch mitteilen, dass JACK AND JILL selbstverständlich, außerordentlich schlecht ist und praktisch die stringente Handlung einer endlosschleifenden Furzwitz-Klamotte darstellt. Sie lebt von ihrem infantilen Späßen über Übergewicht, Durchfall, Fußbälle in die Eier- eben das, was man alles mit Adam Sandler-Werken assoziiert. Dann noch die Präsenz von Katie Holmes, die frischgeschiedene Kriegern, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch eine Vollzeit-Scientologin-Mama war, wahrscheinlich Arbeitsfreigang hatte und nunmal das macht, was alle Sandler-Frauen in seinen Filmen machen: garnichts. Sie hätte eben so gut im Koma liegen können oder gar ein Möbelstueck mimen sollen, jedoch forciert dazu die Hausfrau/Mutter zu verkörpern, die in einer gar nicht so abwägigen Fantasie ein taub-stummer Mecha zu sein scheint. Außerdem hat JACK AND JILL noch Al Pacino in Petto, der äußerst überzeugend und verblüffend Al Pacino spielt. Höchstwahrscheinlich muss Dennis Dugan ein schreckliches Geheimnis über ihn wissen, um ihn in dieser ''Komödie'' mit spielen zu-(lassen).

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                                                    vincentgorez 25.10.2011, 10:58 Geändert 22.02.2016, 13:18

                                                    Mocumentary um Joaquin Phoenix als rappender Waldschrat verleitet noch mehr zum Fremdscham als ein Til Schweiger-Film. Das Werk zeigt Phoenix als wehleidiges, cholerisches und drogensüchtiges Wrack, dessen Lebenssinn sich in Prostitutions-Exzessen oder Gewaltausbrüchen widerspiegelt. Groteske Klimax dieser traurigen Farce sind ''Jackass''-artige Szenen, in denen ein gefeuerter Mitarbeiter seinen Darm auf den Ex-Kinostar entleert oder wie Phoenix selbst auf Nase einen frechen Konzertbesucher schlägt. Irgendwann ahnt dann auch noch der letzte Zuschauer, dass die peinliche Selbstdemontage ein riesiger Schwindel ist, der die Staaten und US-Medien monatelang im Atem hielt. Fragt sich nur warum Affleck und Phoenix eine derartige Destruktion nötig hatten.

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