1982 - Die erste reine CGI-Sequenz

24.10.2011 - 09:03 Uhr
ILM schickt die ersten vollständigen CGI-Phänomene ins Kino
ILM/moviepilot
ILM schickt die ersten vollständigen CGI-Phänomene ins Kino
9
15
Fluch oder Segen – die CGI-Technik übernimmt im heutigen Kino einen Großteil der cinematographischen und schauspielerischen Aufgaben. Vor ca. 30 Jahren brachten George Lucas und sein ILM-Team die ersten CGI-Auftritte ins Kino.

Heutzutage vergehen nur wenig action-geladene Kinoabende, ohne dass früher oder später ein computergeneriertes Bild über die Leinwand huscht. Ob das Monster aus Super 8 oder halb San Francisco mit all seinen Affen – ein Großteil der neueren Blockbuster wären unmöglich, oder zumindest ganz anders, ohne die heute gängige CGI-Methode. Unabhängig davon, wie wir zu diesem Phänomen stehen, ist es doch allemal eine interessante Frage, wo die Ursprünge liegen. In diesem Fall könnte man die Anfänge aufteilen. Daher präsentieren wir euch heute im Grunde zwei Markante Momente. Zum einen gedenken wir der Genesis-Sequenz aus Star Trek II: Der Zorn des Khan (1982) und zum anderen dem Ritter aus zersprungenen Glas in Das Geheimnis des verborgenen Tempels (1985). In Star Trek II sehen wir die erste vollständig am Computer entstandene CGI-Sequenz, eine planetare Rundschau. In Das Geheimnis des verborgenen Tempels sehen wir die erste menschenähnliche CGI-Figur.

Projekt Genesis – Leben aus dem Leblosen
An einer Stelle in Star Trek II sitzen Kirk, Spock und McCoy vor einem Bildschirm und sehen sich ein Demonstrationsvideo zur Genesis-Technologie an. Wir, und die drei Enterprise-Helden, sehen einen Planeten und ein Projektil, das in den Planeten eindringt. In einer weitläufigen planetaren Kamerafahrt sehen wir, wie sich in Windeseile Gebirge, Wälder, Ozeane, blühendes Leben auf dem toten Planeten ausbreitet. Fascinating! Spock, Kirk, McCoy und alle die den Film schon einmal genießen durften wurden zu Zeugen der ersten reinen CGI-Sequenz der Filmgeschichte. Auf uns mag die Sequenz eher wie ein kitschiges Stelldichein in einem veralteten Videospiel wirken. Doch damals, 1982, war es die Messlatte, die Höhe der Zeit, viel Arbeit und ein echtes Highlight.

Also einfach gesagt, Genesis ist Leben aus der Leblosigkeit.” So stellt Dr. Carol Marcus die Genesis-Technologie im Demonstrationsvideo vor. Das kann auch als aufgeregt-arroganter Meta-Kommentar von ILM (Industrial Lights & Magic) verstanden werden. Mit der Star Trek-Sequenz hatten sie allein mit dem Computer, also quasi aus dem Nichts heraus, eine kleine Welt erschaffen. Ein völliges Novum! Die 1975 gegründete Firma konnte sich über einen weiteren Meilenstein der Special-Effects-Filmgeschichte freuen. George Lucas hatte ILM während der Dreharbeiten zu Krieg der Sterne ins Leben gerufen, weil es noch kein bestehendes Unternehmen gab, das die nötigen Effekte des Sci-Fi-Films hätte liefern können. ILM war von Geburt an eine Pionier-Firma. Es dauerte nicht lange, bis George Lucas den nächsten CGI-Sprung an seinen Namen binden konnte.

Ritter aus zerbrochenem Glas – Die erste menschenähnliche CGI-Figur
Drei Jahre nach der Genesis-Sequenz war es dann soweit. ILM brachte die erste menschenähnliche Gestalt, die auf reinen CGI-Effekten basiert, in die Kinos. In der Steven Spielberg -Produktion Das Geheimnis des verborgenen Tempels von Barry Levinson klären die jungen Schüler Sherlock Holmes und John Watson eine Mordserie auf. Die Morde basieren auf der Vergiftung mit Halluszinogenen, worauf stets Wahnsinn und Tod folgen. Besonders die Wahnsinns-Szenen strotzden vor Trickserei und herumfliegender Materie. Ein vergifteter Pfarrer blickt in einer Szene misstrauisch auf ein gotisches Kirchenfensterbild. Auf dem Fensterbild sieht er einen Ritter und einen Geistlichen. Beim zweiten Hinschauen hat der Ritter den Geistlichen niedergestreckt. Das Fenster beginnt zu Beben, schließlich zerspringt es und der Ritter fällt in Glasscherben zu Boden, landet aber formiert und in Gestalt neben dem Pfarrer. Dieser rennt vor Furcht aus der Kirche und direkt vor eine Kutsche. Die erste CGI-Menschenfigur hatte ihren fulminanten Auftritt in einem trick-überladenen Film gefeiert.

ILM brauchte 4 Monate, um den Glas-Mann fertigzustellen. Die Glas-Figur war klug gewählt. Eine ruckartige, ungelenke Bewegung ist bei einer solchen Erscheinung zu erwarten. Es wundert sich auch niemand über eine gewisse räumliche Zweidimensionalität bei einem Mann der einem Fensterbild entspringt. Wir sehen eine zweidimensionale Figur in einer räumlichen Kamerafahrt. Das sieht etwas verstörend aus, passt aber zum Thema Fensterbild-Halluzination. Von hier war es noch ein langer Weg bis zu den beweglichen Motion-Capturing-Figuren. Heute verpflichtet ein Regisseur einfach Andy Serkis und lässt ihn Affen und Monster aller Art verkörpern. Der Sherlock Holmes-Streifen steht darüber hinaus in einer grundlegenden Tradition. ILM war in fast jedem Steven Spielberg-Filmen und in sehr vielen seiner Produktionen für die Spezial-Effekte verantworlich.

Auch wenn wir bei CGI immer an die ganz großen Dinger denken. ILM zeichnet auch für die weniger spektakulären Betrügereien verantwortlich. Wenn eine Einstellung mal ein wenig zu leer aussieht, dann fügt ILM noch ein bisschen was dazu. Wenn ein berühmter Schauspieler noch auf ein Foto draufsoll, dann kriegt das heutzutage jeder Hobby-Fotograf hin, aber ILM eben auch. Wenn eine Straße zu eng aussieht, dann macht ILM sie weiter usw. Daher war ILM auch für die digitalen Effekte in Schindlers Liste, Magnolia und einigen Woody Allen -Filmen zuständig.

Die gleiche Firma, die die niedliche StarTrek-Genesis-Sequenz entwarf und mit dieser ersten vollständigen Szene den Beginn der CGI-Kino-Karriere festigte – diese Firma entwarf gemeinsam mit dem von Peter Jackson gegründeten CGI-Riesen Weta Digital den Planet Pandora in Avatar – Aufbruch nach Pandora mit all seinen blauen Kreaturen. Wir können sie dafür hassen oder lieben. Doch wer möchte den ersten Stein werfen? ILM hat uns nämlich auch Photoshop geschenkt. ILM Visual Effects Supervisor John Knoll entwickelte es mit seinem Bruder Thomas. Es wurde das erste Mal in The Abyss verwendet und anschließend verkauften sie Photoshop an Adobe.

Das Filmjahr 1985

Drei weibliche Stars kommen auf die Welt
26. März: Keira Knightley
23. Juli: Anna Maria Mühe
3. Dezember: Amanda Seyfried

Drei männliche Stars verlassen diese Welt
2. Oktober: Rock Hudson
10. Oktober: Yul Brynner
10. Oktober: Orson Welles

Drei Notizen zu den Oscar-Verleihungen
27. Januar: Jack Lemmon moderiert die Oscarverleihungen (Wow, das muss toll gewesen sein!)
27. Januar: Amadeus von Milos Forman ist der Gewinner des Abends
27. Januar: der großartige James Stewart bekommt den Ehrenoscar (zurecht!)

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News