Django Franco Nero hat heute Geburtstag

23.11.2011 - 08:50 Uhr
Franco Nero ist mit Django zur ikonischen Referenzfigur geworden
Tecisa
Franco Nero ist mit Django zur ikonischen Referenzfigur geworden
18
15
Der Mann mit dem Sarg im Schlepptau wird 70 Jahre alt. Vor 45 Jahren mimte Franco Nero den rätselhaften Antihelden im prägenden Italowestern Django. Heute hat der Veteran Geburtstag und wir gratulieren ihm.

Franco Nero ist ein blauäugiger, gut gebauter Italiener. Das hat ihm nicht nur zahlreiche sympathische B-Movie-Rollen eingebracht, sondern auch mit Regie-Größen wie Luis Buñuel, Claude Chabrol und Rainer Werner Fassbinder zusammenarbeiten lassen. Aber mit einer Rolle schrieb er handfeste Genre-Filmgeschichte. Sergio Corbucci gab dem italienischen Schauspieler 1966 einen Sarg an die Hand und ließ ihn durch ein verrottetes Western-Set wandern. Franco Nero hat vor 45 Jahren als Django das Gesicht des Western verändert. In einer der brutalsten und schlammigsten Inszenierungen seit es den Cowboy-Film gibt, eroberte er sich schon als 25-Jähriger einen Platz im Olymp der unsterblichen Western-Ikonen. Als gebrochener Mann mit extrem hohen Body-Count gesellt sich Franco Nero optisch zu Clint Eastwood und tendiert konzeptuell zu Rambo und dem Terminator.

Corbuccis Django mag in Sachen Virtuosität und Perfektion nicht an die Dollar-Trilogie von seinem Landsmann Sergio Leone heranreichen. Doch atmet Franco Nero sehr viel dreckigere Luft als Clint Eastwood. Während der einsame Reiter sich in Für eine Handvoll Dollar durch wohlkomponierte Kunst arbeitet, schleppt sich Django durch einie schlammige hard-boiled Welt, durch penetrante Comic-Großeinstellungen. Der Film kommt nahezu vollständig ohne die etablierte Western-Totale aus und schafft sich selbst einen neuen filmischen Raum voller sadistischer und zynischer Wirklichkeit.

Der Film sprengt seinen Rahmen und Franco Nero steht mittendrin. Django strotzt vor kerniger Exploitation, folgt gleichzeitig einer stabilen Figurenkonstellation und gibt dem B-Movie-Western, dem Kino überhaupt, eine neue Ebene. Der eigene Westernkosmos und die ikonische Präsenz des Hauptdarstellers haben Filmfans und Filmemacher folgender Generationen gleichermaßen beflügelt. Quentin Tarantino hat sich in Reservoir Dogs einer eindrücklichen Django-Szene bedient. Mit Sukiyaki Western: Django von Takashi Miike und dem heiß erwarteten Django Unchained besitzt der radikale Antiheld auch schon zwei namhafte Erben im 21. Jahrhundert, die sich vor dem Mann mit dem Sarg verneigen. Popgeschichtlich ist Franco Neros Bedeutung definitiv gesichert.

Und das ist auch gut so. Auch heute wirkt die teils schrille, teils nihilistisch ruhig fließende Kamera noch eigenwillig, störrisch und poetisch, wie ein richtig ernstzunehmender Comic-Band. Zwischen ausstellenden Großaufnahmen überzogener Gewalt und den blauen Augen Franco Neros eröffnen sich auch heute noch filmische Möglichkeiten in Hülle und Fülle. Jenseits von Leones Wide-Screen Format sehen wir den Django-Filmgeist und der steckt voller sadistischem Herzblut, ehrlichem Set-Design, ambivalenter und unmoralischer Ikonen – Franco Nero und Django sind Kult, und noch immer Counterculture.

Also: am Besten gleich die tolle Django -Blu-ray kaufen und heute abend dem dreckigen Helden bei der dreckigen Arbeit zusehen!

Herzlichen Glückwunsch, Franco Nero!

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News