SoulReaver - Kommentare
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Alle Kommentare von SoulReaver
Martin Scorseses inszenatorisches Meisterwerk. Mit quasi dokumentarischer Sorgfalt beleuchtet er die kriminellen Machtstrukturen hinter den roten Teppichen, den grünen Pokertischen, den Pelzmänteln aus Chinchilla im Las Vegas der 1970er- und 1980er-Jahren. Als die Stadt der Sünde noch der lasterhafter Wurmfortsatz des Wilden Westen gewesen ist und nicht, wie heute, eine Art Disneyland für Schmalspurhasardeure. Der sprudelnde, multiperspektivisch vorgetragene Informationswust wird dabei von einer schier virtuos rhytmisierten Stilsicherheit quittiert, die noch heute ihresgleichen sucht. Gefühlt vergeht keine Minute ohne Song-Begleitung, Voice Over oder Reißschwenk. "Casino" ist kühner Exzess und trotzdem kleinteilige Analyse, hysterisch und dennoch völlig auf den Punkt. Das ungemein Beeindruckende zusätzlich: Scorseses Mafia-Dekonstruktion erreicht in diesem Fall auch in Sachen Gewalt den verstörenden Höhepunkt. Grausamer sowie virtuoser war der Meister nie darin, die bestialische, nach und nach außer Kontrolle geratene Logik von Selbsterhaltung und -Zerstörung hinter den eingeklemmten Schädeln im Schraubstock, den von Baseballkeulen bis zur völligen Entstellung bearbeiteten Körpern, den Schlägen, Tritten, Schüssen, Stichen aufzuzeigen. Wo Geld fließt, wird nur noch in Gewalt gesprochen. Es gibt keinen anderen Regisseur, der diese Tatsache eindrucksvoller und reichhaltiger deutlich machen kann, als Martin Scorsese.
"Killers Of The Flower Moon" könnte auch den idealen Stoff für den neuen Film von Joel und Ethan Coen bieten. So haarsträubend grenzdebil agieren hier einige der Charaktere. Martin Scorsese treibt aber keine Posse mit diesen durch und durch hinterhältigen Gierlappen. Stattdessen ist sein neues Meisterwerk ein monumentales Amerika-Epos, das sich tonnenschwer auf der Brust seines Publikums niederlässt. Die Geschichte einer genozidalen Verschwörung wird mit einer gar majestätisch durchkomponierten Bildgewalt aufbereitet, die man in dieser Form zuletzt in Klassikern wie "Giganten" (1956) gesehen hat. Es geht Scorsese aber dennoch ausschließlich um die Menschen, die morden, korrumpieren, betrügen und sich gegenseitig zerstören. Es geht aber auch um Liebe. Echte Liebe, dort, wo eigentlich nur Platz für Ausbeutung und Terror scheint. Dieses elegische, sich virtuos verdichtende Mammutwerk lenkt die Aufmerksamkeit mit aller erzählerischen wie inszenatorischen Inbrunst auf ein düsteres Kapitel US-Geschichte. Nicht nur gegen das Vergessen, sondern auch, um noch einmal zu vergegenwärtigen, wie epochal Kino auch im Jahre 2023 noch sein kann.
Paul Schrader verwandelt das Leben des sexsüchtigen, unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben gekommenen Bob Crane zur Studie einer Gesellschaft, der die Möglichkeit gegeben wurde, ihre Abgründe scharf zu ziehen. Erneut stehen Männer im Mittelpunkt, die sich - dieses Mal wörtlich - masturbatorisch an ihrer eigenen Potenz weiden. Die Aufnahmen der Handkamera werden zur Visitenkarte der Virilität. Greg Kinnear gibt Bob Crane wie einen kleinen Jungen, der in völliger Naivität einem Ball hinterherrennt, der in einen dunklen Wald rollt - und Willem Dafoe lauert mit mephistophelischem Grinsen hinter einem der Bäume. Während zu Anfang noch knallige, sonnendurchflutete Bilder alles zu dominieren scheinen, verbleichen die Farben im Verlauf des Geschehens immer mehr. Irgendwann wirkt "Auto Focus" selbst wie ein ausgeblichenes, albtraumhaftes Home Video. Und mittendrin der "Ein Käfig voller Narren"-Star, der in seiner triebgesteuerten Egomanie gar nicht bemerkt, dass seine Obsession ihn im Treibsand trampeln lässt. Bob Cranes Leben war schon vorbei, lange bevor ihm mit dem Videostativ der Schädel eingeschlagen wurde.
Sensationalistischer Schmuddel-Thriller aus der Cannon-Schmiede, der sich eigentlich im Jahrzehnt geirrt hat und in den 1970ern als Epigone von Paul Schraders Hardcore wie Arsch auf Eimer gepasst hätte. Ganz so famos ist 52 Pick-Up dann doch nicht, dafür muss man zu viele Unwahrscheinlichkeiten schlucken. Altmeister John Frankenheimer sorgt dennoch für routiniert inszeniertes, zumeist stark bebildertes Spannungskino, in dem auch bei einer derben Snuff-Sequenz die Kamera draufgehalten wird. Ohnehin lässt sich 52 Pick-Up hinsichtlich Gewalt (vor allem bei der gegen Frauen) zu keiner Zeit lumpen. Da erweist sich natürlich auch der offenbar von Maskulinität gegerbte Roy Scheider als Idealbesetzung.
Jacques Audiards Engführung von Klischee und Poesie ist der Schlüssel zum Erfolg. In den Händen anderer Regisseure hätte Der Geschmack von Rost und Knochen zu einer sentimentalen und/oder haarsträubenden Aneinanderreihung von Plattitüden geraten können. Das Oberflächliche wird von Audiard aber zur Methode erklärt. Hier werden die tieferliegenden Wahrheiten aus den Texturen gewonnen. Rost und Knochen wirkt niemals effekthascherisch, obwohl er sich immer wieder dramaturgischen Zuspitzungen hingibt, die eigentlich gnadenlos nach Betroffenheit heischen. Audiard aber erzählt diese unwahrscheinliche und deswegen umso ungezähmtere Liebesgeschichte als wuchtige Reflexion über die Leidensfähigkeit von rohem Fleisch. Rost und Knochen ist wie Blutspucken, wie pulsierende Muskelbündel, Glassplitter im Auge und Ameisen unter der Haut. Ein aufwühlender Kraftakt. Liebe auf die harte Tour.
[...] Dass Robin Hood, König der Vagabunden auch heute noch sehr angenehm anzuschauen ist, liegt daran, dass Michael Curtiz und William Keighley ihre Heldengeschichte als ganz und gar klassisches Abenteuer-Kino begreifen, welches durch das prachtvolle Technicolor in erster Linie als quirliger Bilderbogen viele formschöne Schauwerte auf seiner Seite weiß. Die inzwischen altbekannte und von Mel Brooks mit Robin Hood - Helden in Strumpfhosen nach Strich und Faden persiflierte Handlung glänzt überraschenderweise in der Gegenwart noch mit viel Tempo und einer kreativen Inszenierung. Der Spaß steht im Vordergrund - und den bekommt man hier über etwas mehr 100 Minuten geboten. Der hochgradig charismatische Errol Flynn regelt in der Hauptrolle den Rest. [...]
[...] Vom Statisten bis zur Regisseurin höchstpersönlich scheint das gesamte Personal am hiesigen Set zusehends die Nerven zu verlieren. Frustration, Hektik und Aggressionen ergeben alsbald einen Cocktail, der sich in einem exzessiven Flickern und Flackern entlädt, welches schlichtweg kein Ende nehmen möchte. Es gibt wohl kaum einen anderen Filmemacher, der sich Zeit seines Schaffens so explizit darum bemüht hat, seine eigene Hölle zu erschaffen. Nicht einmal Lars von Trier, der diesen Weg erst mit The House That Jack Built auf grenzgenialen Art und Weise gegangen ist. Lux Aeterna ist, wenn auch mit Abstrichen, erneut ein Paradebeispiel dafür, dass Gaspar Noe nicht in erster Linie ein intellektueller Filmemacher ist. Zuerst einmal geht es um die sensitiv-verstörende Wirkungsmacht im Zusammenspiels von Bild und Sound. Und diese ist hier erneut bestialisch. [...]
[...] "Against All Enemies" mangelt es an Substanz, weil er sich etwas zu oft damit beschäftigt, wahrhaft erhabenes Ausstattungskino zu sein. Benedict Andrews allerdings hat hier dennoch einen sehenswerten Film abgeliefert, weil er nicht nur eine kompetente Inszenierung an den Tag legt und die Oberflächenreize nutzt, um die Wirklichkeit seiner Protagonistin zu erschließen. Die wahre Sensation in "Against All Enemies" aber ist die anbetungswürdige Kristen Stewart, die eine komplexe Verletzlichkeit offenlegt, die den semi-biografischen Film letztlich genau deswegen eindrucksvoller macht, als er eigentlich ist. [...]
[...] Nicht nur die ersten 23 Minuten werden sich in das Gedächtnis der Zuschauer einbrennen, auch sind es die exzellenten Schauspielleistungen von Shia LaBeouf und Vanessa Kirby, die eine Sichtung von "Pieces of a Woman" rechtfertigen. Die körperliche Intimität, die zu Beginn bei all der Wucht immer subtil beobachtet bleibt, tauscht sich im weiteren Verlauf jedoch durch ein ungesundes Maß an Klischees, Allgemeinplätzen und Oscarbait-Einlagen aus. Hätten Kornél Mundruczó und Kata Wéber sich konsequenter darauf konzentriert, leisere Töne anzuschlagen, anstatt müdeste Metaphern und einen alles zukleisernden Score zu bemühen, wäre "Pieces of a Woman" eine klare Empfehlung und keine handfeste Enttäuschung. [...]
[...] Zu Anfang gibt es ein Zitat von William Faulkner, welches uns darüber aufklärt, dass die Vergangenheit niemals vergangen ist. Als Zuschauer weiß man bereits an diesem Punkt: Oh, oh, jetzt wird's bedeutungsvoll! Genau daran krankt der Film schließlich auch. Die dumm-krude Mischung aus M. Night Shyamalan und "12 Years a Slave" ist brachial platt und fernab jedweder behaupteter Cleverness. Ein unangenehmer, geschmackloser, hohler Film. Die Regisseure sollte man dennoch im Auge behalten, denn inszenieren können sie. [...]
[...] Daraus entsteht bisweilen ein erzählerisches Ungleichgewicht, welches sich dahingehend niederschlägt, dass die Spannungsdramaturgie zu selten harmonisch mit dem Anspruch an eine Charakter-Studie verschmilzt, was dazu führt, dass die Wirkungsmacht des Szenarios zuweilen lethargisch und weichgespült erscheint. Der Versuch, Verständnis für beide Seiten, sowohl für Catherine als auch Gary aufzubringen, führt schlussendlich dazu, dass sich Verraten innerhalb dieses Beziehungsgeflechts zu vermehrt absurden Unglaubwürdigkeiten hingezogen fühlt. Wenn allerdings in einer Szene, DER Szene des Films vermutlich, die Kreuze brennen, dann kommt es doch zu einem Moment, der bleibt. [...]
[...] Definitiv eine angenehme Überraschung, wenn auch wie für den DTV-Sektor üblich recht unausgewogen. Anstatt einen drögen Thriller in Szene setzen zu wollen, funktioniert der größtenteils entschleunigt erzählte "The Night Clerk – Ich kann Dich sehen" als Porträt sanfter Annäherungen zweier verlorener Seelen. Irgendwann aber wird sich Regisseur Michael Cirstofer gewahr, dass er hier auch einen Krimiplot umsetzen muss – und steht seinen eigentlichen Stärken damit etwas zu klar im Weg. [...]
[...] Man kann sich von vornherein denken, dass eine Fortsetzung zu Roman Polanskis "Chinatown" keine wirklich gute Idee ist. Das Ergebnis bestätigt dies auch, wenngleich "Die Spur führt zurück – The Two Jakes" letztlich kein Totalausfall ist. Jack Nicholson ist – wie gewohnt – sehr charismatisch in der Hauptrolle, handwerklich ist der Film ebenfalls überdurchschnittlich. Nur das Abgründe möchte "Die Spur führt zurück – The Two Jakes" nicht gelingen, was ihm in seinem kriminalistischen Narrativ oftmals die nötige Dringlichkeit nimmt. [...]
[...] Das bittere Nachspiel eines Stepmom-Pornos. May el-Toukhy lotet mit ihrem psychologisch-aufgeladenen Drama "Königin" nicht nur gekonnt moralische Grenzen aus, sondern schafft es auch, dieses vom Reiz des Verbotenen beseelte Spannungsgeflecht in einen packenden Gegenwartskommentar zu verpacken. [...]
[...] Vielmehr bekommt man es bei Das Auge des Killers mit einer Southwest-Giallo-Variation von Michael Manns Blutmond - Roter Drache zu tun, der sein Serienkiller-Motiv durch das stilistische Prisma eines Nicolas Roeg betrachtet. Im Vordergrund steht dabei nicht das grausame Handeln des Mörders, sondern erst einmal das Eindringen und die Offenlegung jener perversen Vertrautheit, die dem Fundament der amerikanischen Kernfamilie eingemeißelt scheint. Donald Cammell arbeitet dabei mit einer bisweilen avantgardistischen Audiovisualität, die klassische Musik, elaborierte Kamerafahrten und sich immer wiederholende Makroaufnahmen vom menschlichen wie tierischen Sehorgan kombiniert. Dadurch erlangt Das Auge des Killers trotz seiner ausgeprägt künstlerischen Stilistik etwas ungemein Physisches. Das Mythische entwächst quasi der hier ausgelebten Detailversessenheit und kulminiert schließlich in der Umkehrung der Gründungsmythologie. Was Das Auge des Killers beschreibt, ist der amerikanische Alptraum. [...]
[...] Obgleich "Fatman" zu Anfang noch die falschen erzählerischen Schwerpunkte setzt und sich dadurch immer wieder selbst im Wege steht, weiß die Thriller-Groteske von Eshom und Ian Nelms in der zweiten Hälfte so richtig zu überzeugen. Überraschend geerdet und losgelöst vom Zwang, alles durchironisieren zu wollen, ist "Fatman" letztlich das stimmungsvolle Aufeinandertreffen zweier desillusionierter Persönlichkeiten. [...]
[...] Das ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass Nightlife kein Gespür für Situationskomik besitzt respektive besitzen kann. Der Film selbst ist so vollgestopft mit Handlung und deren Verstrebungen, dass es Simon Verhoeven vollkommen aus den Augen verliert, einen guten Gag aufzubauen. Irgendwo zwischen Buddy-Movie, Kriminalgeschichte und romantischer Komödie angesiedelt, möchte Nightlife dafür sorgen, dass das Publikum zusammen mit den Hauptakteuren ganz viel erlebt. Durch diese stetige Beharren, Dynamik zu erzeugen, geschieht Gegenteiliges: Das Narrativ erstarrt, der Humor versiegt. In Nightlife gibt es keinen Schwung und kein Tempo, weil Simon Verhoeven etwas Entscheidendes missachtet: Timing entsteht nicht dadurch, sich keine Zeit nehmen. [...]
[...] Wie auch soll man gegen einen Menschen rebellieren, dessen geschlechtsspezifische Machtmonopol man seit Jahren selbst befeuert hat. Die patriarchalen Zustände – nicht nur bei den Cleeks, versteht sich -, sind anerzogen und seit Jahrtausenden gepflegt und reproduziert worden. Es mag daher irritierend sein, eine Frau unter der Erde im Garten zu halten, aber wenn Papa sagt, dass es nicht richtig ist, wenn Menschen im Wald leben und sich wie Tiere verhalten, dann ist das eben so. Auf geht’s in die Zwangszivilisierung! The Woman offenbart diese Familie, die gesellschaftliche Keimzelle, als dysfunktionale Konstellation, deren Eigendynamik von toxischer Männlichkeit nahezu in die Besinnungslosigkeit getrieben wurde. Lucky McKee aber nimmt diesen Zustand nicht hin, sondern bricht ihn sukzessive auf. Bald schon wird Mutter Natur dem Patriarchat an die selbstgerechten Eier gehen.
Lucky McKee verwendet dabei nicht nur viel schwarzen Humor, der einem bisweilen auch gerne mal im Hals stecken bleiben möchte. Er arbeitet konsequent auf ein nachhaltig verstörendes Finale hin, welches Chris über weite Strecken die Möglichkeit einräumt, die Privilegien des verwöhnten weißen Mannes voll auszuschöpfen. Der Vorwurf, The Woman würde misogyne Tendenzen aufweisen, ist dabei vollkommen deplatziert. Die Frauenfeindlichkeit ist Diskursgegenstand, aber niemals die Einstellung, die hier ausgelebt wird. Deswegen ist die Frau, ob gefesselt, gedemütigt, misshandelt, auch niemals Opfer, sondern Bestie in Lauerstellung, jeden Moment bereit, ihr Gegenüber in Stücke zu reißen. Die letzten 15 Minuten, in denen sich The Woman dann auch grafischer Gewalt hingibt, führen dann auch noch einmal auf die großartige Ambivalenz dieses Filmes hin: Verstörung und Genugtuung sind sich manchmal gar nicht so fern. [...]
[...] The Fanatic funktioniert, weil er seine recht konventionelle Geschichte eben auch als gesellschaftlichen Horrorfilm versteht, in dem ein von der Realität Ausgestoßener alles daran setzt, jener (Film-)Welt näherzukommen, die ihn so akzeptiert, wie er ist. Dabei wirkt The Fanatic nicht nur wie eine Schmalspurversion von Martin Scorseses The King of Comedy, sondern auch wie ein bisweilen ordinärer Nachklapp des Sensationserfolgs Joker aus dem letzten Jahr. Auch Fred Durst nutzt Moose als zutiefst verletzte, von Gewalt durchdrungene Symbolfigur unserer Zeit. Dass er als Regisseur und Drehbuchautor dabei noch einiges lernen muss, versteht sich von allein. Offenkundig aber besitzt Durst den Mut, der in The Fanatic letztlich zur Katastrophe führt: Er missachtet geflissentlich Linien, die man besser nicht übertreten sollte. [...]
[...] Falling springt dabei immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her und versucht aufzuspüren, wann sich der Bruch zwischen Willis und John genau zugetragen hat. Das Schöne dabei ist, dass es Viggo Mortensen durchaus gelingt, die Ambivalenz von (gemeinsamen) Erinnerungen aufzeigen, anstatt sich nur auf das Ringen zwischen Tradition und Moderne, Fort- und Rückschritt zu konzentrieren. Natürlich kollidieren hier Lebensentwürfen respektive Generationen, die auch einen Einblick in das Herz eines von Vorurteilen belasteten (Provinz-)Amerikas verdeutlichen. Die ätzende Intensität, die sich aus dem gelungenen Zusammenspiel zwischen Viggo Mortensen und Lance Henriksen ergibt, aber stellt vielmehr die spannende Frage, ob es reicht, Emotionen noch einmal zu teilen, um Verletzungen vergessen zu machen. Muss man seinem Vater wirklich vergeben? [...]
[...] Die wahre Sensation jedoch ist einmal mehr Nina Hoss, die oberflächlich durch einen bisweilen abgeklärten, reservierten Auftritt als brillante Theaterautorin, die das Schreiben aufgegeben hat, irritieren könnte, das (angeblich) standhafte Äußere aber nutzt, um ihr Inneres durch kleine, pointierte Gesten und Blicke unaufhörlich zum Brodeln zu bringen. Nur in einer Szene gönnt sie ihrem Spiel tatsächlich einen emotionalen Ausbruch, dann, wenn die Luft für Lisa und Sven immer dünner wird; wenn sich die Zeit der Gemeinsamkeit unbarmherzig ihrem Ende nähert. Nina Hoss ist natürlich auch dafür verantwortlich, dass Lars Eidinger – der zweifelsohne ein hervorragender Schauspieler ist – derart subtil strahlen kann. [...]
[...] Vielmehr bekommen wir es hier mit einer temporeichen, herrlich albernen Klamotte zu tun, die nicht nur reichlich spritzige Fabulierlust dahingehend aufzeigt, ihr Halloween-Setting mit vielen Zitaten und inszenatorischen Ideen immer weiter auszubauen und hochleben zu lassen (von der Geisterbahn bis zum Labyrinth im Maisfeld fehlt nichts). Adam Sandlers nuschelnder, mit einer selbst MacGyver neidisch machender Thermoskanne bewaffneter Hubie ist auch ein Paradebeispiel in Sachen aufopferungsvoller Selbstlosigkeit, was der Film natürlich nutzt, um eine eindeutige moralische Lektion zu formulieren – auch das ist wesenseigen für das Kino des Adam Sandler. Dass dies funktioniert, liegt natürlich daran, dass Hubie Halloween seinen Protagonisten niemals bloßstellt, sondern ihm auf seinem Weg, endlich ein Held zu werden, tatkräftig, tröstend und motivierend zur Seite steht. Kann man eigentlich nur liebhaben. [...]
[...] Natürlich kann die sympathische Rashida Jones nicht mit dem überschäumenden Charisma eines Bill Murray mithalten, der im Prinzip nur einen Raum betreten muss, um diesen zum Strahlen bringen mal. Mal urkomisch, mal melancholisch, manchmal ganz fragil. Sofia Coppola aber gelingt es, Murray nicht zur Casanova-Karikatur geraten zu lassen, weil sie das unentwegte Charmieren des Süßholzrasplers entlarvt; weil sie das ständige Flirten, Schäkern, Poussieren und Balzen hier nach und nach auf einen Menschen zurückfallen lässt, dessen Verfehlungen nicht nur ihm, sondern auch seiner Tochter Laura vollkommen im Klaren ist. Sie müssen nur verhandelt werden. Und letztlich ist On the Rocks genau das: Ein sanftmütiger, eleganter, versöhnlicher Austausch der Generationen. Formschön und (im besten Sinne) altmodisch arrangiert. Ein schöner, durchaus kluger Film über Vergebung und Vertrauen. Mit dem Herz am rechten Fleck. [...]
[...] Dadurch geht dem Inhalt nicht nur an Kraft verloren, The Trial of the Chicago 7 scheitert im Folgenden auch an seiner Form, werden die Dialoge hier doch als schwungvolle Machtdemonstration begriffen, die sich zusehends von dem eigentlich spannenden und nach wie vor hochgradig aktuellen Thema isolieren. Zu eloquent, zu geschliffen, zu präzise schwadronieren eigentlich hochkarätige, hiesig aber furchtbar zusammengewürfelt wirkende Schauspieler vermehrt am Geschehen vorbei. Das ist Ausstellungskino im Kreuzverhör mit der eigenen Selbstbesoffenheit. Jede Silbe auf Hochglanz poliert und doch letztlich außerordentlich eindimensional und, gerade für einen Film, der sich nicht nur der Revolution, sondern der kulturellen Revolution verschrieben hat, seltsam leer. [...]
[...] Vorbei an stählernen Türmen und gläsernen Palästen, hinein in eine schicksalhafte Odyssee, Sinnsuche und Selbstbegegnung, die ein großstädtisches Panorama entfaltet, welches nur Michael Mann in dieser visionären Art und Weise zu vitalisieren und dynamisieren imstande scheint. Nur Mann weiß um die verborgenen, sehnsuchtsbefrachteten Unterströmungen der Stadt, der Welt, des Lebens, des Menschen. Und dann, wenn die Nacht sich immer tiefer in Max und Vincent eingenistet hat, wenn Bildwelten dort kommunizieren, wo die sensorische Wahrnehmung endet, tauchen unter der Begleitung von Audioslave zwei Kojoten im fahlen Licht von Scheinwerfern und Laternen auf und man schwelgt in der Poesie des schwarzen Nichts, dem wir glaubten, niemals entfliehen zu können. Bis heute. [...]