Allquantor - Kommentare
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Alle Kommentare von Allquantor
Genre: Satire / Dystopie
Der amerikanische (Ausbeuter)Traum oder auch "WTF?! - Der Film": "Sorry to bother you" ist wirklich mal etwas Anderes und sticht in Sachen Originalität deutlich aus der restlichen Filmmasse der letzten Jahre heraus.
Der Journalist Grant Pardee vom Guardian ist der Meinung, der Film zeige, "wie die verschiedenen Formen des Kapitalismus und die Kräfte, die diesen aufrechterhalten, wie sie das Individuum manipulieren, kontrollieren und schließlich zerstören können. Obwohl Sorry to Bother You als eine Allegorie für Sklaverei aufgefasst werden könnte, stochere der Film nicht in weißen Schuldgefühlen herum, sondern suche nach Pointen und einer Lösung und zeige mit Witz, wie bereitwillig wir das offensichtliche Grauen vor unseren Gesichtern zu ignorieren vermögen." Er bezeichnet den Film deshalb als "Sozialthriller".
Dabei stechen Hauptdarsteller Keith Stanfield, der die Komik und Tragik seiner Figur gleichermaßen gut zu vermitteln vermag, sowie Armie Hammer als seltsamer, schmieriger Konzernchef aus dem auch ansonsten guten Cast heraus. Darüber hinaus können Filme, in denen Danny Glover "zu alt für diesen Scheiss" ist, gar nicht schlecht sein!
Am besten ist es, sich den Film mit so wenig Vorwissen wie möglich anzuschauen, weil dann gerade die WTF-Momente am besten wirken. Aber seid gewarnt: Man sollte wirklich offen sein für eine neue Erfahrung, für surreale und fantastische Elemente. Ansonsten kann ich mir gut vorstellen, dass einige Leute den Film als "größten Haufen Pferdemist, den sie je gesehen haben", bezeichnen könnten. Deshalb kann ich trotz der 7 Punkte keine generelle Empfehlung aussprechen.
Leute, die mit Satiren etwas anfangen können, sowie Fans vom inszenatorischen Stil eines Terry Gilliam oder Michel Gondry sollten aber auf jeden Fall einen Blick riskieren. Sie werden viel Spaß haben - und wer weiß, vielleicht werden auch aus ihnen eines Tages echte "Power caller"!
Genre: Krimidrama
Die Genre-Einordnung hilft wie immer beim Aufbauen der richtigen Erwartungshaltung: Wir haben es hier nicht etwa mit einem brutalen Rache- oder Action-Thriller zu tun (eine Spezialität der Koreaner), sondern mit einem grundsoliden Krimi, der von der Inszenierung her auch aus fast jedem anderen Land stammen könnte.
"Verjährung" bleibt dabei durchgehend kurzweilig und spannend und hält auch ein paar emotionale Momente bereit, die bei einem Thema wie einer Kindesentführung nicht fehlen dürfen. Das ganze wird noch mit ein paar Finten und überraschenden Wendungen garniert.
Krimifreunden kann ich diesem Film vorbehaltlos empfehlen!
Wer danach noch Lust auf einen spannenden koreanischen Thriller mit gutem Twist hat, in dem die Verjährungsfrist ebenfalls eine Rolle spielt, dem sei der hierzulande ebenfalls eher unbekannte "Confession of Murder - Tödliches Geständnis" ans Herz gelegt.
Genre: Thriller
Die Kombination der geschichtlichen Ereignisse mit der Darbietung einer Tanzgruppe, die gleichzeitig als Beschreibung und Kommentar zur Position und Befindlichkeit Israels dient, ist gut gemeint, aber nicht gut umgesetzt. Die Tanzeinlagen wirken wie ein Fremdkörper - besonders beim eh schon viel zu abgehackten Showdown.
Der Film hätte einerseits in vielen Szenen gestrafft werden, und andererseits hätte deutlich an der Dramaturgie gearbeitet werden müssen. So vermittelt er nicht wesentlich mehr Spannung als beim Nachlesen der geschichtlichen Ereignisse entsteht.
Fazit: Kann man sich anschauen, kann man aber genauso gut sein lassen.
Genre: Drama
"First Reformed" spricht eine Menge zeitgenössischer Probleme an und will den Ängsten vieler Menschen eine Stimme geben. Es geht um radikalen Umweltaktivismus, Krebs, Selbstmord, tiefe Glaubenskrisen, Alkoholismus, Depressionen, Selbstzerstörung, Hoffnung, Besessenheit und Verzweiflung.
Ethan Hawke brilliert dabei in seiner Darstellung des Reverend Ernst Toller, dessen Persönlichkeit einige Gemeinsamkeiten mit der Figur des Travis Bickle aus "Taxi Driver" aufweist. Auch Amanda Seyfried zeigt hier, was sie drauf hat und sollte viel öfter ähnliche Rollen bekommen.
Obwohl der Film viel Stoff zum Nachdenken und gute Darstellerleistungen bietet, fehlen mir Emotionalität und Tiefe. Erst im letzten Drittel wird es dahingehend besser - zu spät, um den Film zu einem wirklich guten zu machen.
Trotzdem gehört er zu den Filmen, bei denen sich irgendwann eine Zweitsichtung lohnen könnte.
Genre: Drama (mit satirischen Elementen)
Regisseur Robert Schwentke kehrt nach dreizehn Jahren aus Hollywood nach Europa zurück, um uns eine wahre Geschichte aus den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive von Tätern aus der vierten oder fünften Reihe zu erzählen. Der Film kann als beklemmende, historische Satire angesehen werden, die uns nach der noch einigermaßen lockeren Köpenickiade zu Beginn immer tiefer in die Abgründe der Bestie Mensch führt. Die Schwarz-Weiß-Bilder von Kameramann Florian Ballhaus tragen dabei maßgeblich zum Gefühl eines permanenten Unwohlseins bei.
Auf Darstellerseite versteht es Max Hubacher vorzüglich, die Angst, Gerissenheit, Kälte, den Selbsterhaltungstrieb, Sadismus und das herrische Auftreten der von ihm gespielten Titelfigur Willi Herold herauszuarbeiten. Neben ihm ist besonders Frederick Lau als sadistischer Soldat Kipinski für seine Leistung zu loben.
Der Film zeigt in teils drastischen Bildern, wie blinder Obrigkeitsgehorsam, Angst und ein durch Indoktrination vernebelter Geist den Menschen seine Menschlichkeit verlieren lassen und dass das dadurch entstehende System sich leicht verselbstständigen und verfestigen kann.
Besonders das Ende verdeutlicht, dass wir es hier mit Themen zu tun haben, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben und dass wir Menschen zu keiner Zeit sicher vor uns selbst sein können - auch außerhalb des Kriegswahnsinns. In dieser Hinsicht ist der Film Erinnerung und Mahnung zugleich.
Da es meiner Meinung nach nicht häufig wirklich gute deutsche Filme gibt, sollte man sich diesen auf jeden Fall anschauen und etwaige Vorurteile beiseite schieben, denn "Der Hauptmann" gehört eindeutig zu den besten deutschen Filmen der letzten Jahre.
Wer mehr über die reale Person des Kriegsverbrechers Willi Herold erfahren und sehen möchte, wie eng sich der Film an die historischen Ereignisse hält, dem sei die folgende Dokumentation auf Youtube empfohlen: https://www.youtube.com/watch?v=-IgKhjaYC4s
Genre: Musicalfilm, Feelgood-Movie
Greatest Showman ist eine kurzweilige Feier von Menschlichkeit, Toleranz, Vielfalt, Liebe, Freundschaft und Familie. Es ist ein zuckersüßer Film, der das Herz am rechten Fleck hat und niemandem weh tut.
Er hätte durchaus noch etwas länger sein können, um der Geschichte mehr Raum zur Entfaltung zu geben, um etwa den Aufstieg von Barnum detaillierter zu zeigen oder die angerissenen gesellschaftlichen Probleme genauer zu beleuchten und dem Film mehr Ernsthaftigkeit und Tiefe zu verleihen. So wirkt er teilweise etwas gehetzt. Auf der anderen Seite sorgt das hohe Erzähltempo dafür, dass einem zu keiner Sekunde langweilig wird.
Leute, die nicht mit Musicals vertraut sind, finden hier einen guten Einstieg, da nicht permanent gesungen wird. In diesem Punkt ist Greatest Showman z.B. auf jeden Fall eher mit "La La Land" als mit "Les Misérables" zu vergleichen.
Die Lieder kommen im Gewand aktueller, meist treibender Popsongs daher, und die Tanzeinlagen können sich durchaus sehen lassen.
Wer sich den Film in der Erwartung ansieht, ein kurzweiliges Feelgood-Musical im Stil einer Zirkusshow ohne großen Tiefgang (aber trotzdem mit genügend emotionalen Momenten) und nicht etwa ein Drama oder historisch korrektes Biopic P. T. Barnums zu bekommen, wird sicherlich Freude an Greatest Showman finden.
Genre: Thrillerkomödie
96 kurzweilige Minuten, ein paar gute Lacher, ein wenig Action und ein spielfreudiger Cast mit Rachel McAdams und Jason Bateman als Normalo-Ehepaar, Kyle Chandler als Bruder, der scheinbar alles hat, Lamorne Morris und Kylie Bunbury als Vorzeigepaar seit Teenagertagen, Billy Magnussen als grenzdebiler Freund und Jesse Plemons als unheimlicher Nachbar (DER Scene Stealer im Film) machen Game Night zu einer der besten Komödien seit langem.
Der Film ist dabei nicht darauf ausgelegt, Gags im Sekundentakt zu bieten, sondern eine Geschichte zu erzählen und das ganze mit Filmzitaten und -Klischees zu garnieren. Es wird ein Humor geboten, der durchaus intelligent aber trotzdem nicht wirklich anspruchsvoll ist, fast nie unter die Gürtellinie geht und 1-2 Ausflüge in den Bereich des schwarzen Humors wagt.
Das etwas dick aufgetragene Ende und die leicht zu geringe Gagdichte verhindern eine noch höhere Wertung. Trotzdem kann ich für Game Night nur eine Empfehlung aussprechen, zumal ordentliche Komödien heutzutage Mangelware sind.
Übrigens: Es gibt hier weder Morgan Freeman noch Martin Freeman und schon gar nicht Denzel Washington zu sehen - dafür am Ende einen netten Cameo von unser aller liebstem...
Genre: Coming-of-Age-Film
Rebellion gegen die Eltern und vieles Andere, erste Liebe, erster Liebeskummer, erster Sex, neue und alte Freundschaften, finanzielle Probleme, eine eingeschränkte Sichtweise, falsche Selbsteinschätzung, Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben, die Suche nach sich selbst - von all' dem handelt Lady Bird.
Der Film wirkt dabei wunderbar authentisch (besonders in der Darstellung der Mutter-Tochter-Beziehung), und es ist schön, dass ein Coming-of-Age-Film endlich einmal eine weibliche Protagonistin hat, die zudem nicht die typische schüchterne Unschuld vom Lande spielt, sondern eine normale Teenagerin, die einige unsympathischen Seiten hat und damit nicht darauf angelegt ist, dem Zuschauer um jeden Preis zu gefallen.
Die Besetzung ist perfekt gelungen: Von Lucas Hedges und Timothée Chalamet werden wir mit Sicherheit noch einiges zu sehen bekommen. Es sind aber besonders Saoirse Ronan, Laurie Metcalf und mit Abstrichen Beanie Feldstein, die diesen Film tragen.
So fliegen wir in gerade einmal etwas über 90 Minuten durch die Pubertät auf das Leben als Erwachsene zu. Es hätte zwar für meinen Geschmack noch einige dramatischere bzw. emotionalere Szenen geben dürfen, aber das hätte eventuell das Gefühl des "Aus-dem-Leben-Gegriffenseins" getrügt.
Wer mit "Frances Ha" etwas anfangen konnte, wird auch hier nicht enttäuscht werden. Unerreicht bleibt in diesem Genre meiner Meinung nach aber weiterhin "Vielleicht lieber morgen" ("The Perks of Being a Wallflower").
Genre: Feelgood-Movie, Drama
Ja, es handelt sich hierbei schon um ein Rührstück und das Finale ist vielleicht etwas übertrieben. Man sollte also empfänglich für solche Geschichten sein. Ist man dies, so erwartet einen ein herzerwärmender Film für die ganze Familie über Menschlichkeit, Freundschaft, Familie, Liebe und Toleranz.
Er beschränkt sich dabei nicht auf die Sicht auf den unter den Folgen eines Gendefekts leidenden Auggie (gespielt von Jacob Tremblay, der seine Sache wie schon in "Raum" wunderbar macht), sondern nimmt zwischendurch explizit die Blickwinkel anderer Personen aus Auggies Umfeld ein, wobei besonders seine ältere Schwester einen größeren Anteil erhält.
Dadurch wird der Film offener und man erkennt, dass wir alle nicht makellos sind: Bei manchen Menschen sind diese Makel offensichtlich, bei anderen werden sie von Fassaden überdeckt. Deshalb sollten wir uns für unsere Mitmenschen interessieren und genauer hinschauen. Das ist eine wunderbare Botschaft, und auch wenn sie nicht neu ist, kann es nicht genug Filme geben, die uns immer wieder
an unsere Menschlichkeit erinnern!
"Wenn wir wüssten, was andere Menschen denken, dann wüssten wir, dass niemand normal ist, und dass jeder von uns zumindest einmal im Leben einen riesen Applaus verdient hat."
"Sei gütig, denn alle Menschen, denen du begegnest, kämpfen einen schweren Kampf! Und wenn man erkennen will, wie Menschen sind, braucht man nichts weiter zu tun, als hinzusehen."
"Auggie kann nicht ändern, wie er aussieht. Vielleicht können wir ja ändern, wie wir sehen." (Ein Sonderapplaus von mir für Mandy Patinkin in seiner kleinen Rolle als Schulleiter!)
Genre: Drama gespickt mit (schwarzem) Humor
Bei diesem Film ist die Genre-Einordnung besonders wichtig, denn wer hier eine reine schwarze Komödie erwartet, wird Opfer seiner falschen Erwartungshaltung:
Sowohl Mildred Hayes als auch Officer Dixon stellen verletzte Seelen dar, die ihrer Umwelt mit Wut, Zorn und Gewalt begegnen. Der Film zeigt dabei eindrucksvoll, dass in diesen Emotionen keine Kraft liegt, sondern dass sie den Menschen zerfressen können. Mehr Wut und Gewalt führen nur zu noch mehr Gewalt.
Wir werden mit dieser Erkenntnis jedoch nicht allein gelassen, denn der Film präsentiert uns auch eine Lösung, ein Heilmittel für seine Protagonisten: Menschlichkeit, Vergebung und Liebe lösen Veränderungen in Mildred und Dixon aus. Wir sehen, dass dazu manchmal schon das Reichen eines Glases Orangensaft entscheidend beitragen kann. Trotz des scheinbar offenen Endes kann man sich sicher sein, dass wir hier zwei Menschen zusammen im Auto sehen, die sich verändert haben und mit Sicherheit von ihrem finsteren Vorhaben ablassen werden.
Insgesamt ist Three Billboards Outside Ebbing, Missouri ein zutiefst humanistischer Film, bei dem man lachen und weinen kann und man manchmal nicht genau weiß, welche der beiden Emotionen nun angebracht wäre.
Martin McDonaghs Songauswahl (generell großartig in all' seinen Filmen) trägt entscheidend zur emotionalen Wucht einiger Szenen bei (Monsters of Folk - "His master's voice", Townes Van Zandt - "Buckskin Stallion Blues" und vor allem Renée Fleming - "Last Rose of Summer").
Die Darsteller sind über jeden Zweifel erhaben, und die Oscars für Frances McDormand und Sam Rockwell sind absolut verdient.
Ähnliche Filme sind leider fast nicht zu finden, am ehesten noch bei Martin McDonagh selbst mit seinem ersten Langfilm "Brügge sehen... und sterben?", bei dem jedoch eher die komödiantische Linie überwiegt.
Ansonsten kann ich nur jedem, der nach einer Mischung aus einer Menge schwarzem, absurdem Humor und einem Hauch Drama, Melancholie und Thrillerelementen sucht, den dänischen Film "Flickering Lights" empfehlen .
Genre: Tragikomödie, warmherziges Drama
Der Film ist nah dran am Leben, zeigt wie aufopfernd die Mutterrolle immer wieder ist und steigerte dadurch meinen eh schon hohen Respekt vor Müttern.
Er schafft es dabei, dass ich mich auch als Mann in die Situation von Marlo (wunderbar authentisch von Charlize Theron als Frau-von-Nebenan verkörpert) hineinversetzen und nachvollziehen kann, wie schwierig es für Frauen ist, den Spagat zwischen ihren Rollen als Frau, Ehefrau und Mutter hinzubekommen. Besonders schwierig wird dies für Marlo, weil sie neben ihrem Neugeborenen schon eine Tochter und einen Sohn, der deutliche Anzeichen von Autismus aufweist und aus alltäglichen Situationen große Dramen macht, sowie einen Mann, der die meiste Zeit mit seiner Arbeit beschäftigt ist, hat. Es wird vor allem deutlich, dass es durchaus vorkommen kann, dass man sich dabei selbst verliert, sich fragt, wie das Leben plötzlich über einen hereinbrechen und Träume und Pläne, die man in jüngeren Jahren hatte, zunichtemachen konnte.
Dass der Film dabei nicht zu deprimierend wird, liegt neben einigen skurrilen und witzigen Situationen vor allem an der von Mackenzie Davis (sollte meiner Meinung nach mehr Hauptrollen bekommen!) gespielten Titelfigur Tully. Sie wirkt wie das genaue Gegenteil von Marlo, erledigt ihre Aufgaben scheinbar spielerisch leicht und ruhig, ist jung und wie das pulsierende Leben. Zwischen ihr und Marlo entsteht eine echte Frauenfreundschaft, wie es sie viel öfter in Filmen geben sollte!
Diese wirkt dabei wunderbar warmherzig, glaubhaft und lebensnah, und verhilft dem Film zu einer guten Balance zwischen witzigen und ernsthaften Momenten.
Wem Coming-of-Age-Filme gefallen, dem sei Tully ans Herz gelegt, auch wenn es hier natürlich nicht um das Erwachsenwerden von Jugendlichen geht. Daher wirkt dieser Film besser, wenn der Zuschauer schon über eine gewisse Lebenserfahrung verfügt oder womöglich bereits eigene Kinder hat.
Genre: (Kammerspielartiges) Drama mit leichtem (schwarz)humorigen Einschlag im Sinne des Comic Relief.
Zwei lebensmüde Menschen, die kurz vor dem Selbstmord stehen, finden mithilfe des anderen zurück ins Leben: Das ist eine Geschichte, die man so ähnlich schon ein paar Mal gesehen hat und die deswegen teilweise vorhersehbar ist.
Aber sie ist einfühlsam und mit zuweilen tollen Dialogen erzählt und findet mit Josef Hader als altem zynischen Grantler und als Kontrast mit Hannah Hoekstra als tief verletzter, jedoch mitfühlender junger Frau die perfekten Hauptdarsteller, deren Chemie wunderbar funktioniert. Sie erzeugt dabei wiederholt emotionale Momente, ohne in Kitsch abzudriften.
Den dritten Hauptdarsteller stellt für mich die Stadt Amsterdam mit ihren Grachten, Bars, Clubs, Coffee-Shops, Restaurants etc. dar - ein tolles und authentisches Szenenbild, das diesem Film das nötige Leben einhaucht und ihn nicht zum reinen Kammerspiel werden lässt.
Der Film kann einem Anstöße zum Nachdenken über das (eigene) Leben geben sowie dazu, seinen Mitmenschen genauer zuzuhören und vor allem mehr miteinander zu reden, denn dies kann Heilung für sich selbst und andere bedeuten.
Wem der thematisch durchaus ähnliche "Ein Mann namens Ove" gefallen hat, sollte diesem kleinen, aber feinen Film auf jeden Falle ein Chance geben!