Andre Jonas - Kommentare
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Alle Kommentare von Andre Jonas
Nanu, Twin Peaks ist nicht dabei? Über den boshaften und cliffhangerigen Abschluss der zweiten Staffel kann man sich doch herrlich streiten...
Nachdem diverse Versatzstücke des von Heinz Strunks Kurzhörspielen aufgespannten, verschroben-morbid-melancholischen Paralleluniversums bereits durch seine Bücher und Filme geisterten, gibt es jetzt ein Kurzfilmprojekt, das sich etwas konkreter um zwei von Strunks Alter Egos, Jürgen Dose und Bernd »Bernie« Würmer, kümmert. Im Grunde handelt es sich hierbei um die filmische Umsetzung der beiden Kurzhörspiele »Die neue Schwester« und »Bernd« von der 2005 erschienenen CD »Trittschall im Kriechkeller«, die hier kombiniert wurden.
Sprach Strunk bei seinen Kurzhörspielen noch sämtliche Charaktere selbst (und verlieh diesen so eine unnachahmliche Skurrilität), schlüpft er in diesem Kurzfilm lediglich in die Rolle des Eigenbrötlers Jürgen Dose, der daheim bei seiner Mutter lebt, die er auch pflegt. Mit seinem einzigen Freund, dem querschnittgelähmten Bernd Würmer, verbinden ihn Quartettspiele (Themen sind vorallem »Panzer« und »tödliche Krankheiten«), das Interesse an Insekten und stetige Diskussionen über die »verdammten Biester«, welche besonders Bernd in den Wahnsinn treiben.
Insgesamt trifft Lars Jessen (zuletzt drehte er, ebenfalls mit Strunk, ja die Studio-Braun-Phantasie »Fraktus«) mit »Trittschall im Kriechkeller« ziemlich gut die Stimmung der Kurzhörspielvorlagen, auch wenn die seltsame Mischung aus morbidem Humor, schmerzhaften Bildern, ekligen Themen, abwegigen Gedankengängen verschrobener Charaktere und, ganz wichtig, einer feinen Prise Melancholie lebensphilosophisch-poetischer Reflexionen freilich als unumsetzbar gelten muss. Zu Heinz Strunks Rolle als Jürgen Dose muss man eigentlich nichts weiter sagen, auch wenn er zum Teil etwas hölzern wirkte. Besonders angetan war ich allerdings von der Verkörperung Bernds durch Charly Hübner, der dem Charakter richtiges ›Leben‹ einhauchen konnte. Dagegen überzeugte mich Schwester Renate (Katja Danowski) nicht so richtig, was vor allem an ihrer anscheinend nachsynchronisierten Stimme lag – was soll das denn? Sie klang wie ein Fremdkörper im Film.
Insgesamt eine schöne Umsetzung, die zeigt, dass der Heinzer seine Kurzhörspielwurzeln noch nicht vergessen hat – und das finde ich sehr beruhigend!
vielleicht nochmal bei David Lynch versuchen, hätte ja damals fast geklappt ;)
Glückwunsch! ;)
Wenn die hier aufgeführten Filme auch nur _halb_ so unterhaltsam sind, wie ihre Titel klingen, dann liegt eine Quell stundenlanger und äußerst stumpfsinniger Unterhaltung verborgen! Bin aber sicher viel zu optimistisch… -.-
Also allein schon für die Idee, eine Liste mit diesem Thema aufzustellen, gehörst Du mit Kopf voran tief ins kühle Nass der Latrine getunkt, auf das es nur so blubbere!
Allerdings durchaus interessant zu sehen, wie sich hier Dünnpfiff quasi in natürlicher Symbiose neben Hochkaratigem, »braunem Gold« sozusagen, tummelt...
Args! Viel zu viel komischer Kram, den ich noch schauen muss… -.-
Uff, wirklich schwere Kost, die Resnais dem Zuschauer hier vorsetzt. Ein Film wie ein Puzzle, dessen Teile im Raum verstreut liegen, die man aufsammelt und nach und nach, ohne dabei zu denken, eher zu fühlen, zu einem Bild zusammensetzt, das dann doch wiederum hinweggeweht wird. Also beginnt man erneut und immer wieder, sammelt, erfühlt sich ein Bild, jedesmal ein neues, und steht am Ende doch wieder vor einem Rätsel, nur noch mit Schatten und Silhouetten im Kopf, die einander durchwehen und durchdringen.
»L'Année dernière à Marienbad« ist visuelle, akustische und sinnhafte Poesie: Schier endlose, reich verzierte Flure und Salons eines architektonisch äußerst kühlen Grand Hotels, umgeben von einem pflanzenlosen barocken Garten. Knirschende Schritte auf Kieselsteinen, frei im Raum schwebende Gesprächsfetzen der zahllosen Gäste und über allem das nicht selten beunruhigende Spiel einer Kirchenorgel. Dazwischen Statuen mit vieldeutigen Gesten und Kartenspiele, welche nur ihr Erfinder gewinnen kann - und das alles an einem Ort, der wie abseits von Zeit und Raum wirkt, wie eine endlos in sich selbst kreisende Welt.
Schon in den ersten Minuten lässt der Film den Zuschauer eine hypnotische Stimmung driften, in ein traumartiges Gefühl des Sich-erinnernwollens, in dem nur hin und wieder klar wirkende Momente aufscheinen - und in das sich zunehmend beunruhigende Elemente mischen. In seiner Wirkung fühlte ich mich dabei durchaus aus Chris Markers »La Jetée« erinnert - woran sicherlich auch der größtenteils aus dem Off erklingende französische Erzähler Schuld ist...
Aber genug der Worte, ich kann mich jedenfalls - nach dem ersten Durchlauf- nicht im Ansatz zu einer in Zahlen auszudrückenden Wertung durchringen, insofern sehe ich hier von der Wirkung her garnicht so überraschende Parallelen zu diversen Werken von Béla Tarr oder Andrei Tarkowski.
Es gibt nur wenige Filme, die man sich auch nach (inzwischen kann ich fast sagen) Jahrzehnten immer wieder anschauen kann und die dennoch nichts von ihrer Frische und ihrer Stimmung einbüßen. »Back to the Future« gehört definitiv dazu und belegt für mich dabei mühelos einen der besten Plätze!
Es ist einer dieser Filme, die es schaffen, eine fast perfekte Mixtur herzustellen, deren Hauptanteil sicherlich zeitgenössische und leicht konsumierbare Mainstream-Motive bilden (Männlichkeitsideale und deren Verteidigung, »mit Mut kann man alles erreichen«, The Power of Love) – die aber verleiten mit ihrem manchmal fast schon märchenhaft Appeal eher zum Schmunzeln, nerven nicht und stellen letztendlich nur ein Gerüst dar: Nämlich für charismatische Charaktere, die von gut aufgelegten Darstellern verkörpert in einer spannend inszenierten, herrlich überdrehten Geschichte mit genau den richtigen Science-Fiction-Elementen umherfegen, für einen genialen Soundtrack (der Alan Silvestries Score wird mich ewig begleiten...), für toll choreographierte Action und für launige Dialoge, denen man das richtige Händchen dafür in jedem Wort anmerkt.
Allerdings muss ich – Asche auf mein Haupt – gestehen, dass bei aller Liebe der erste Teil für mich immer so eine Art »Aufwärmübung« für den noch viel besseren zweiten Teil darstellte, in den Zemeckis meine persönlichen Kindheitshelden dann noch zu schicken wusste (dafür fand ich fliegende Autos, Hoverboards und dystopische Alternativ-Gegenwarten einfach viiiiel zu cool!). Eine notwendige und über alle Zweifel erhabene Aufwärmübung allerdings ;)
»Enron: The smartest Guys in the Room« ist ein Lehrstück über die Folgen schrankenloser Wirtschaftsliberalisierung, über das blinde Vertrauen in die ›Kraft der Märkte‹, die alles gut werden lasse, über den fast schon religiösen Glauben an charismatische Geschäftsführer, die Kapitäne auf einem als unsinkbar geltenden Schiff sind und dann sozusagen noch in den Rettungsboten frohen Mutes »Alles ist gut! Vertraut in uns!« rufen, wenn das Schiff längst dabei ist unterzugehen - und im Falle dieses Unternehmens, das sich gern als »The World's Greatest Company« bezeichnete, Milliarden Dollar an Pensionen der Angestellten und Ersparnissen der Anleger mit hinab ins Nichts riss. Die Geschäftsleitung aber hatte ihre persönlichen Gewinne längst bei Seite geschafft...
Es wird eine zynische Posse über den ›American Dream‹ erzählt, der die Kraft der Ideen und Visionen betont, was von der Geschäftsführung absolut wörtlich genommen wurde: Aufbauend auf dem gerade erst von der Bush-Regierung ›von den Zügeln des Staates befreiten‹ Strommarkt ermöglichte sie Geschäfte, die auf Prognosen und auf in der Zukunft liegenden Gewinnen aufbauten und damit spekulierten – Gewinne, die letztendlich in den meisten Fällen nie eintrafen. So wurden vollkommen unrentable Kraftwerke am anderen Ende der Welt errichtet, während das eigene Stromnetz bewusst vernachlässigt wurde, bis weite Stromausfälle den Energiepreis (und damit den Börsenkurs des Unternehmens) in die Höhe schnellen ließen. Währenddessen diente ein geschickt ausgelegtes Netz von Scheinfirmen dazu, den Aktienkurs weiter in die Höhe zu treiben und das Bild eines Konzerns zu schaffen, bei dessen Beteiligung man nicht verlieren konnte.
Sicherlich ist »Enron: The smartest Guys in the Room« kein inszenatorisches Meisterwerk, aber der Film schafft es durchaus, den Zuschauer bei der Stange zu halten und auf dem schmalen Grat Konsumerabilität und Komplexität zu balancieren, was für einen fast zweistündigen Dokumentarfilm über Wirtschaftskriminalität sicherlich nicht leicht ist. Und hier und da möchte man fast lachen, was für Absurditäten »da drüben« möglich waren oder sind, wenn man den Markt ›machen lässt‹ – wenn wir inzwischen nicht selbst näher dran wären, als uns lieb sein könnte...
Schickes Design, gute und vorallem nicht allzu künstlich daherkommende Effekte, ein toller Soundtrack und größtenteils überzeugende Darsteller treffen in »Sunshine« auf eine letztendlich leider zu generische Inszenierung, die sich im Verlauf des Films immer mehr im Horror-Genre bedient und damit die richtig guten Ansätze im wahrsten Sinne des Wortes verheizt – denn diese leuchten immer wieder auf und schreien fömlich (zumindest bei mir ^^) nach einer ihnen würdigen Verwurstung: Was man allein aus der Grundidee nicht schon alles hätte machen können, hätte man die Finger von all den konventionellen Motiven gelassen die den Film durchziehen.
Das fängt schon bei den Charakteren an, die sich dann noch nur als ziemliche typische Figure für so einen »Wir fliegen in den Weltraum und retten die Welt«-Film entpuppen und zu oft hinlänglich bekannte Muster abspulen (was besonders im Fall der ziemlich heroisch-klischeehaft dargestellten Aufopferungshandlungen zu nerven beginnt), sodass sie mehr wie bloße Werkzeuge der Handlung wirken.
Wie bereits angedeutet wird jene dann auch recht konventionell dargeboten, auch wenn festzuhalten bleibt, dass es doch immer wieder Überraschungen gibt, die die gewohnten Muster durchbrechen. Ganz allgemein schafft es der Film tatsächlich hier und da eigenständige Akzente zu setzen, die ihn im Gesamtvergleich wohltuend von der Masse abheben, wenn eben auch nicht besonders weit.
Was »Sunshine« letztendlich aber zusammenhält, ist die durchweg dichte und schon allein optisch gut in Szene gesetzte Atmosphäre, die für Spannung sorgt und oft genug jene Anteile des Films vergessen lässt, die man schon (zu) oft woanders gesehen hat.
Somit bleibt unterm Strich ein stimmungsvoller und sehenswerter Weltraumweltrettungs(horror)film, der weit davon entfernt ist zu scheitern (»Event Horizon« lässt grüßen) und hier und da eigene Ideen einbringt, auch wenn es nicht zur gänzlichen Eigenständigkeit (»Moon«) oder zu philosophischen Kunstwerken (»2001 – A Space Odyssey« – von dem sich Danny Boyle hinsichtlich so mancher Szenen deutlich »inspiriert« zu lassen haben scheint...) reicht.
»Work Hard – Play Hard« ist ein subtiler Film, der sich an praktisch keiner Stelle (von einer passagenweise beschleunigten Schnittfolge und dissonanten bzw. scharfen, wenn auch sich im Hintergrund haltende Klängen, die den Film begleiten, mal abgesehen) ein Urteil zu Schulden kommen lässt, sondern die Bilder und Worte, beide gleich wirksam und wichtig, für sich sprechen lässt:
Die Bilder: Das sind die in ihrer Größe seltsam leer wirkenden, bis zur Sterilität sauberen, schimmernden, fast glänzenden Büroräume, die zum Teil wie direkt aus einem IKEA-Katalog geschnitten wirken. Die darin Arbeitenden wirken vor diesem Hintergrund fast schon wie Fremdkörper, denn sie lassen die Grenzen dieser stilisierten, idealisierten, durchdesignten Scheinwelt erkennen. Dunstig-frische Wälder, Vögel, die frei und ungebunden über die See fliegen – es sind für sich genommen beruhigende, das Gefühl von Freiheit erzeugende Bilder, die über große Flachbildschirme ziehen oder an Wände der Arbeitsräume projiziert werden. Durch die allgegenwärtigen Glasfassaden sind Parks erkennbar, Bäume, Grasflächen, an anderer Stelle Wasser, durch dass sich gemächlich der Bug eines riesigen Schiffes schiebt. Alles wirkt lichtdurchflutet, offen, lädt förmlich dazu ein, zu flanieren, den Platz mit eigenem Leben zu erfüllen, ihn wirklich bewohnt zu machen. Doch dieser letzte Schritt bleibt verwehrt, denn es wird klar, was es mit all diesen Eindrücken auf sich hat: Sie sind geplant, berechnet, penibel auf die Psyche des Menschen abgestimmt, dazu gedacht, ihn (wie es dann auch gleich Beginn klar ausgesprochen wird) vergessen zu lassen, dass er überhaupt das tut, was er hier, bei aller Suggestion scheinbar positiver Gefühle, tun soll, tun muss: arbeiten.
Die Worte: Es kommt eine ebenso seltsam leer wirkende, sterile Sprache zur Geltung. Eine Sprache, die eine Art von Glattheit und Schönheit ausstrahlt, welche nicht selten an die Ausdrucksweise einer religiösen Gemeinschaft erinnert: Der zentrale Sinn der Aussagen scheint oft in eine ungreifbare, metaphyische Ebene verlagert und der Eindruck entsteht, dass keiner der Aussagenden letztendlich weiß, was er genau meint: Alles ist Schleier – aber es sind diese leuchtenden, in einem kühlen, angenehmen Winde wehende Schleier, die hier im Zentrum des Sprechens stehen. Wenn man spricht, predigt man in diesen salbungsvollen Schleierworten, macht sie zum Kern des Sprechens selbst. Man vergisst zunehmend, was eigentlich dahinter verborgen liegt – und was für eine Macht und damit Gefahr eine Sprache mit sich bringt, die gewissermaßen entfesselt, sich selbst überlassen ist, aber dennoch einen klaren Nutzen erbringenden soll: Beeinflussung des unbewussten Subjekts.
Und was hinter dieser Sprache verborgen liegen mag, sickert erst nach und nach in das Bewusstsein des Zuschauers – wenn man offen dafür ist. Da der Film sich wie gesagt mit Bewertungen zurückhält, muss man nicht erwarten, mit der Nase auf das ungreifbare Grauen gestoßen zu werden, das hinter allem zu liegen scheint und nur hier und da durch die Poren, die menschlichen Fremdkörper des perfekten, ausbalancierten Systems, bzw. ihre Worte, dringt. Sicherlich gibt es, besonders in der zweiten Hälfte des Films, einige kaum noch missverständliche Aussagen, wenn ein Angestellter in leitender Position sich etwa die Frage stellt, wie man es schaffen kann, den Mitarbeitern ihre eigene potentielle Wegrationalisierung schmackhaft zu machen, wenn eine Kompetenztrainerin als ›letzten Ausweg‹ beim Umgang mit Veränderungsunwilligen Mitarbeitern die »Induzierung von Leidensdruck« vorschlägt oder wenn in einem Assessment-Center (fast schon ein alter Hut) betont freundlich von »Entwicklungsfeldern« anstatt von Schwachpunkten der Teilnehmenden gesprochen wird.
Diese Stellen sind wie Vulkane, an denen das Innere des Dargestellten an die Oberfläche drängt und sie sorgten im Kino dementsprechend für gewisse ›Lacher‹. Letztendlich ist es aber die Gesamtatmosphäre des Films, die haften bleibt: Das Gefühl, dass sich hier ein perfides System entwickelt hat, das keinesfalls von irgendeiner zentralen, über allem stehenden (und eventuelle für etwas verantwortlich zu machenden) Stelle strukturiert, geplant und mit vordiktierten Werten versorgt wird. Viel mehr wird klar, dass wir es hier mit etwas Wucherndem, vielleicht sogar in gewissem Sinne Ansteckenden zu tun haben, das den Menschen im Inneren packt und auf seine Unbewusstheit aufbaut. Ein Thema des Films ist daran anknüpfend die Arbeitsdisziplin – eine Form der Einwirkung von Herrschaft, die nur noch scheinbar direkt von einem konkreten Vorgesetzten ausgeht, sondern die sich stattdessen (erfolgreich) in das Innere jedes Mitarbeiters transplantiert, der sich letztendlich garnicht bewusst ist, wie sehr er sich an die ihn umgebenden und durchziehenden Strukturen anpasst, Strukturen, die ja ganz bewusst (und dennoch nicht ›zentral gelenkt‹ sondern sich aus den wuchernden Strukturen selbst heraus ergebend) daraufhin getrimmt werden, ihn vergessen zu machen, dass er überhaupt arbeitet – und dass es vielleicht garnicht nicht so sein muss, dass es vielleicht Alternativen zu all diesem gibt und dass auch der Begriff ›Arbeit‹ heute noch ein Schleier ist, hinter dem sich... ja... hinter dem sich was eigentlich genau verbirgt?
Leider einer dieser Filme, bei denen die Zeit nicht halt gemacht hat. Mag ja sein, dass man vor 40 Jahren noch Leute weggesperrt hat, die auffällig geworden sind aber sonst (sinngemäß zitiert) »nicht verrückter als der normale Bürger« waren, dass man ihnen Medikamente reinwürgte, um sie ruhig zu stellen, dass man versuchte, sie durch die humorlose Stationsdiktatorinnenschwester mithilfe sinnloser aufgezwungener »Therapiegespräche« zu »erziehen« und dass man sie, wenn letztendlich nichts anderes mehr half, so lange mit Elektroschocks bearbeitet, bis sie nur noch sabbernde Idioten sind. Mag sein, dass man diesen gesellschaftlichen Unterschied beim Sehen dieses Films im Hinterkopf behalten muss...
Leider war die »Message« des Ganzen für mich dann einfach zu dick aufgetragen, um mir mit einem »naja, zu war das halt« die aufgetischten Klischees schmackhaft machen zu können. Es war mir einfach zu schmalzig und von den Grundmotiven und Charaktertypen her einfach zu abgenudelt (auch wenn das 1975 noch nicht der Fall gewesen sein mag). Ehrlich gesagt kam ich mir manchmal vor, wie in einer an ein etwas erwachseneres Publikum gerichteteren Version von »Patch Adams« – ständig hat man das Gefühl vom auf Teufel komm' raus nonkonformistischen Hauptcharakter ins Gesicht geschrieen zu bekommen, wie festgefahren und unmenschlich die »moderne Medizin/Psychiatrie« doch ist, dass doch die »wahre Menschlichkeit« und die »Heilung von allen Krankheiten« (seien sie nun psychischer oder physischer Natur) abseits von Routinen und wissenschaftlicher Traditionen in der (inneren und in diesem Fall auch äußeren Freiheit) liegt, in der »der Mensch sich selbst finden« könne. Jaja, schön und gut – aber das kann man auch subtiler und reflektiver Darstellen, als mit einem Kindergarten (wenn auch gekonnt) overactender Schauspieler...
So konnte ich nicht wirklich einen emotionalen Bezug zu irgendeinem der Beteiligten aufbauen, weil ich nicht das Gefühl hatte, es mit wirklichen Individuen zutun zu haben. Und der Hauptcharakter glich mehr einer schmutzigen Pfütze, in der jemand mit Schuhen herumpatscht, sodass man nicht wirklich irgendwas festhalten kann, womit man sich identifizieren konnte oder wollte. Und so richtig aufrütteln konnte mich auch das Ende nicht mehr – da bleib ich bei der Thematik lieber bei Lars von Triers »Idioten«...
Was den Film für mich letztendlich doch noch auf die Stufe einer nicht weiter störenden (dabei nur etwas langen...) Samstagabend-Gammel-Beschäftigung retten konnte, sind die durchweg guten Schauspieler, auch wenn man sich an Jack Nicholson irgendwann einfach »sattgesehen« hat, weil man alle seine Grimassen kennt. Rein Handwerklich ist der Film davon abgesehen grundsolide, aber nicht wirklich etwas besonderes.
Für seine Zeit war »Straw Dogs« sicherlich kompromisslos und ich finde, dass er von dieser Kompromisslosigkeit an Nichts eingebüßt hat, denn diese entsteht nicht (wie heute ja so oft), aus eine besondere Brutalität ausstrahlenden Effekten, aus schnellen Schnitten oder masochistischen Darstellungen von Gewalt – viel mehr macht »Straw Dogs« von Anfang an eine Schmutzigkeit aus, die sich nicht nur optisch sondern gewissermaßen in den Charakteren, ihren Dialogen und Handlungen niederschlägt.
Der Film stochert dabei in einer schmerzhaften Frage herum: Wie »zivilisiert« sind wir letztendlich? Wieviel von unser Gesellschaftlichkeit ist nur eine Maske, die, sobald heruntergerissen, unsere animalischen Ursprünge offenbart: Sind wir nichts weiter als Tiere, die herumstreunen, um sich unentwegt zu paaren und, sobald uns jemand davon abhalten will, die Zähne fletschen?
Es wirkt, als wäre die eingeschobene Ebene des Themas »Selbstjustiz« nur ein zynisches Alibi und der Film schwingt sich an keiner Stelle ernsthaft zu wie auch immer gearteten höheren Werten auf. Was bleibt ist rohe Gewalt und die Gewissheit, der eigenen Natur letztendlich nicht aus dem Weg gehen zu können.
Und vielleicht ist, wenn man dem Film folgt, jede Form von höherer geistiger Tätigkeit (im Film prototypisch durch den Mathematiker David dargestellt, gespielt von einem großartigen Dustin Hoffman) nur ein loser, gesellschaftlicher Vorhang, hinter dem unbeirrt unsere niederen Triebe walten und sich ein Ventil suchen, sobald die persönlichen Hemmschwellen ersteinmal eingerissen sind, sobald wir von der Paarung abgehalten werden weil, in gesellschaftlicher Abstraktion gesprochen, das »Weibchen« uns für einen Feigling hält und möglicherweise lieber mit dem rauen Burschen, der sich nimmt, was er will, Nachkommen zeugt. »Straw Dogs« lässt den Zuschauer mit keinem besonders positiven Gefühl, vielleicht sogar mit dem Bild eines boshaft und kalt gähnenden Abgrundes, der sich unter jedem unserer Worte und Taten erstreckt, zurück...
Ich muss einführend sagen, dass ich mich zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Reviews nicht zu einer Wertung in Punkten durchringen konnte – zu weit außerhalb meiner Bewertungskriterien liegt das, was »Das Turiner Pferd« in mir zurückgelassen hat. Dieser Text soll deshalb mehr eine Art Erfahrungsbericht eines Erstkontaktes mit Béla Tarr sein, der im Idealfall dem Einen oder Anderen den Film schmackhaft machen könnte.
Ich hatte etwa während des ersten Drittels des Films das Gefühl, einem Monolith gegenüber zu stehen: Einem gewaltigen Stein, den ich fragen wollte: Was soll mir das alles sagen? Warum sehe ich 10 Minuten lang einem Pferd zu, dass einen Wagen im Sturm zieht? Warum folge ich einer Frau beim Wasserholen und muss mir diesen Prozess noch mehrmals im Film in aller Ausführlichkeit zeigen lassen? Warum betrachte ich die beiden Hauptdarsteller in langen, ausführlichen und sich ebenso fast störrisch wiederholenden Passagen beim Essen von Kartoffeln?
Aber der Monolith gab mir keine Antwort, sondern schwieg mich weiter an. Alles, was ich tun konnte, war näher heranzutreten und die einzelnen Verwerfungen, die einzelnen Linien auf der Oberfläche des Steins genauer zu betrachten und nicht zu versuchen, zu »verstehen«, sondern mich gewissermaßen fallen zu lassen, mich dem Film hinzugeben und meine Sinne ihm auszuliefern.
Denn »Das Turiner Pferd« kann ich stilistisch als eine Art »stille Folter der Sinne« beschreiben und man benötigt eine gewisse Portion Masochismus, um die manchmal quälend langen Sequenzen, die fast vollständig wortlosen einhergehenden Betrachtungen des Alltags in einer abgeschiedenen Hütte des 19. Jahrhundert zu ertragen.
Der Film besteht fast ausschließlich aus langen, schnittlosen Sequenzen – mal sind es langsame Kamerafahrten, mal sind es fast Standbilder, wenn nichts im Raum sich regt. Und gerade bei letzteren kann man fühlen, wie der Film die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen beginnt. Wann sonst hat man, gerade heute, in einem Film die Möglichkeit, sozusagen in aller Ruhe die Details im Bild zu betrachten? Sich jedes Objekt anzusehen und nicht »fürchten« zu müssen, das nach einigen Sekunden schon der nächste Schnitt folgt, der nächste, eng daran angeknüpfte Abschnitt einer auf verdaubare Filmlänge zugeschnittenen Handlung oder das man gerade jetzt, in dieser Sekunde, irgendetwas wichtiges verpasst?
Wenn man sich nun also fallen, sich durch Ruhe, Wortkargheit und sich wiederholenden, scheinbar banale Handlungen in diesen gewissermaßen hypnotischen Zustand hinversetzen lässt, stößt man in »Das Turiner Pferd« auf eine tiefe Deprimiertheit, eine fast naturgewaltige Trostlosigkeit, mit der ich mich selten in einem Film konfrontiert sah. In diesem Sinne glich der Film für mich einem langsamen, aber vollkommen unaufhaltsamen Fall durch einen immer dunkleren und zuletzt ganz buchstäblich schwarzen, absolut lichtlosen Tunnel.
Ich kann nicht sagen, dass »Das Turiner Pferd« mich »begeistert« hätte, dass es mich »mitgerissen« hätte. Vielleicht würde »beeindrucken« noch am ehesten passen, aber auch dieses Wort impliziert gleichsam, dass der Film in irgendeiner Weise konkret an mich appelliert hätte. Doch genau das tat er nicht – er kümmerte sich nicht um mich und meine Seh- und Sinnfindungsgewohnheiten sondern ging stoisch seinen Weg in den Abgrund, ohne sich einmal nach mir umzuwenden. Es wird garantiert nicht der letzte Béla Tarr-Film für mich gewesen sein...
[Achtung: kann SPOILER enthalten]
»Drive« macht es dem Zuschauer nicht leicht: Es fällt schwer, sich mit dem Hauptdarsteller zu identifizeren, denn man erfährt kaum etwas von seiner Person. Er wirkt unterkühlt, jede Geste scheint bewusst und berechnet, jedes Lächeln macht die Fassade deutlich, welche erst im Laufe des Films bröckelt und kurze Blicke auf eine trostlose, isolierte Seele ermöglicht.
Stilistisch bietet »Drive« eine interessante und durchaus unkonventionelle Mischung: Obwohl Verfolgungsjagden in schnellen Karossen und brutale und dabei teils explizite Gewalt einen nicht geringen Teil der Handlung ausmachen, strahlt der Film, in direkter Verbindung zu seinem Hauptcharakter, eine ungewöhnliche und manchmal lethargische Ruhe aus: Durchweg lange Einstellungen auch zu überraschenden Zeitpunken und betont langsame Kamerafahrten dominieren die Darstellung. Spätestens nach den ersten Andeutungen des Kommenden wird diese Ruhe jedoch zu einer zermürbenden Spannung, die fortan durch den Film trägt. Und wenn schließlich die Gewalt einsetzt, tut sie dies um so effektiver.
Perfekt auf diese stilistische Konstellation abgestimmt ist der Soundtrack, der sich durch mitunter pressende Ambient-Klänge auszeichnet und immer wieder Synth-Pop-Stücke in den Vordergrund stellt, die in Verbindung mit der sonstigen optischen Kühle des Films eine tiefe Großstadtmelancholie verströmen (was mich oft seltsam an »Lost in Translation« denken ließ).
Denn die dargestellte Szenerien wirken seltsam sauber, fast steril: Jede Karosserie, jede Glasscheibe glänzt fleckenlos, die Wohnungen erinnern an IKEA-Kataloge und sind aufgeräumt, nirgendwo liegt Staub. Selbst die dreckige Autowerkstatt, in welcher der Hauptcharakter arbeitet, wirkt irgendwie unecht und künstlich.
Ebenso kühl wirken die sich vor dieser Szenerie abspielenden Handlungen: Jede Emotion wird distanziert vermittelt, oft nur angedeutet und zeichnet das Stimmungsbild einer niemals schlafenden Großstadt, in der alles nur flüchtig und vergänglich ist, in der man im Grau der sozialen Isolation nach echten Gefühlen sucht und doch nur Masken und Schleier vorfindet, hinter denen sich nicht selten Schmerz und Gewalt verbergen.
Die Charaktere (vom Hauptcharakter etwas abgesehen) wirken folglich nicht wie Individuen, viel mehr sind typische postmodern Motive anzutreffen: Stumpfe Gangster in Stripclubs und die ihnen Übergeordneten, die sich in einer Bar über ihr Geschäft streiten; die jungverheiratete Mutter, die nie von ihrem Gefängnis sitzen Mann loskam und der alte Automechaniker mit den falschen, ins Verbrechen verstrickten Bekanntschaften. Und doch ist die sich aus diesem »Baumaterial« ergebene Konstellation interessant und trägt die Spannung des Films mühelos.
»Drive« hinterlässt wahrlich keine positiven Gefühle – was nach dem »Showdown« zurückbleibt, ist keine Erlösung, weder positiv, noch negativ. Viel mehr hat man das Gefühl, einer kurzen, eher deprimierenden, nüchtern erzählten Geschichte (der Film ist tatsächlich sehr kurzweilig) um einen Hauptcharakter beigewohnt zu haben, der aus der Bedeutungslosigkeit kam und, trotz des zwischendurch aufflammenden Gefühls eines vielleicht echten Menschseins, ebenso wieder in ihr verschwindet.
Bei Tarkovskys »The Mirror« handelt es sich tatsächlich um ein sehr verschachteltes Werk – obwohl ich es kaum »verrätselt« fand. Ich habe den Film sogar als ausgesprochen zugänglich empfunden (ganz im Gegensatz zu z.B. »Nostalghia«), solange man nicht versucht, ihn von vorne bis hinten verstandesmässig erfassen zu wollen. Viel mehr vollzieht »The Mirror« eine Art spiralförmige Annäherung an seinen, wenn man so sagen möchte, Sinn.
Stilistisch vollzieht der Film dies durch ein ständiges Verweben von Wirklichkeit, Träumen und Erinnerungen der Charaktere an die Zeit während des zweiten Weltkrieges, zusammen mit historischen Aufnahmen Russlands aus dieser Zeit. Man hat das Gefühl, einer Art raum- und zeitlosem Bewusstsein beizuwohnen, dass sich frei durch die Ebenen des Films bewegt, mal klar und wach, mal traumartig, undeutlich, symbolisch.
In dieser Hinsicht hat mich »The Mirror« spontan an Mallicks »The Tree of Life« erinnert, auch wenn er im Vergleich zu diesem weit weniger schwulstig und fast schon unterkühlt zu Werke geht.
Sicherlich spart Tarkovsky auch in diesem Werk nicht mit der ihm eigenen Symbolik, aber ich hatte (wieder anders als bei »Nostalghia«) nie das Gefühl, dass mir diese Symbole und Motive in irgendeinerweise bei der Bewegung durch die Handlungs- und Sinnebenen des Films im Wege standen.
Selten hab ich bei einem Film während der gesamten Laufzeit so viele Male (zumindest gedanklich, später aber durchaus auch verbal) »Was zur Hölle?!« gerufen und das hinsichtlich sowohl kleiner Details als auch des großen Ganzen des Films.
Alles in »Possession« wirkt verwoben (oder eher verwachsen und geschwulstartig verwuchert?) zu einer albtraumhaften kleinen Welt, einer Handvoll Straßen an der Berliner Mauer. Ich habe jetzt beim ersten Schauen garnicht erst versucht, mir einen wie auch immer gearteten »Sinn« aus dem Gesehenen zusammen zu puzzeln. Dennoch wirkt nichts im Film sinnlos oder »out of place« und gerade gegen Ende hatte ich oft das Gefühl, mit mal absurden (»rosa Socke« sag ich nur), mal grimmigen, mal abgründigen Symbolen überflutet zu werden.
Das wichtigste Element des Films sind zweifelsohne die Schauspieler: Sämtliche Darsteller betreiben exzessives Overacting und es würde mich kein Bisschen wundern, wenn sie allesamt während der gesamten Drehzeit unter dem Einfluss irgendwelcher Drogen standen. Wie ist sonst nur annähernd möglich solch ausufernde, von Wahnsinn und Agonie (und oft fast ebenso von Mengen an Blut oder anderen, schwer zu deutenden Flüssigkeiten) durchtränkte Szenen zu spielen? Ich denke nur an diese eine lange, blutige Szene in der U-Bahn-Station, die ich wohl niemals vergessen werde können.
Dabei wirken die Charaktere selbst eher wie Rollen in einem kafkaesk anmutenden Theaterstück: Alles wirkt irgendwie unnatürlich, überdreht und teilweise so grotesk, dass ich immer wieder verstört lachen musste. Als prototypisch ist mir dabei sehr deutlich die erste Begegnung Marks (von einem noch erstaunlich jungen und faltenlosen Sam Neill perfekt verkörpert) mit Heinrich in Erinnerung geblieben. Mal ehrlich: »Was zum...?!«
Die teils hypnotisch wirkenden Kamerafahrten setzen die seltsamen Interaktionen perfekt in Szene und machen den Film letztendlich zu einer fast schon bewusstseinserweiternden Erfahrung.
Und dann ist da noch ein gewisser Cronenberg-artiger Ekelfaktor, der immer wieder um die Ecke schaut und mir wohl noch ein paar feine Albträume bereiten wird...
Für mich gibts da auch keinen... jeder einzelne Charakter ist entweder unerträglich naiv, arrogant oder klischeehaft einfältig. Insgesamt hab ich selten eine Serie gesehen, die solch masochistische Züge bei mir anspricht. Teilweise wirklich unerträglich, wobei die erste Staffel ja noch geht, aber wenn es dann mehr und mehr um Strombergs private Geschichten geht, wirds in jeder Hinsicht schmerzhaft und peinlich. Momentan schiebe ich den Rest der 4. Staffel vor mir her und quäle mich mit der Gewissheit, letztendlich doch nicht drumherum zu kommen, die Serie zu Ende zu schauen...
Nach Stalker und Solaris ließ mich Tarkowskis Nostalghia ein wenig ratlos zurück. Während seine beiden zuerst genannten Werke durch ihre Science-Fiction-basierten Settings für mich einen im direkten Vergleich einfachen Zugang boten, fehlte es mir hier an einem klaren Orientierungspunkt, von dem aus sich der Film für mich hätte betrachten bzw. erforschen lassen können (wobei die »Entschlüsselung« dann ja gänzlich davon verschieden sein kann).
Ich hatte oft das Gefühl, die abstrakten Symbole des Films nicht richtig ausdeuten zu können, weder rational noch emotional (zumindest nicht vollständig) und da mir viele der Motive bereits in Stalker und Solaris begegnet waren, gehe ich davon aus, dass sie auch für einen gezielten Zweck eingesetzt wurden, dass sich noch mehr davon durch das Œuvre des guten Mannes ziehen und dass mir dieser Film wohl leichter fallen wird, wenn ich mir vor dem nächten Ansehen noch ein paar weitere Filme von Tarkowski zu Gemüte führe... ;)
Schon allein stilistisch ist Nostalghia natürlich kein schlechter Film, der Einsatz von Licht, die Landschaften, die Farben, die Kamerafahrten und die allgemeine, oft rätselhafte Ruhe machen den Film in jedem Fall sehenswert. Allerdings ist es mit dem Verstehen (auf welcher Ebene dann auch immer) so eine Sache.
Allein schon aufgrund der genialen Mimik hätte ja wohl Hector Salamanca mit in die Auswahl gehört! ;)
Was solls, bleibe ich mal bei Saul, unglaublich unterhaltsamer Kerl. Ich will aber ehrlich gesagt nicht wissen, wie er in der synchronisierten Fassung klingt...
In diesem Sinne... *PingPingPing*
Was mir an »The Wire« im Rückblick am besten gefällt: Die Ruhe, die sich die Serie lässt, um sich Folge für Folge durch die Story (bzw. eher die zentralen Themenkomplexe) zu arbeiten. Wer eine Serie zum Abschalten für den Feierabend sucht, ist hier auf jedenfall fehl am Platze, denn um von den sich im Laufe der Zeit stetig vermehrenden Handlungssträngen nicht abgehängt zu werden, heißt es, aufzupassen (und sich, wenn man es im O-Ton schaut, ein kleines »Gossenvokabular« aufzubauen).
Dafür wird man mit 5 genial erzählten Staffeln belohnt, die jeweils ihre eigenen sozialen Brennpunkte mitbringen und diese mit kühlem Blick analysieren – und dabei bis in die dunkelsten Winkel der Gesellschaft vordringen. Immer wieder hat man das Gefühl, statt einer Kriminalserie eher eine Dokumentation zu sehen, die verschiedene soziale Schichten und Institutionen in den Mittelpunkt rückt und erbarmungslos und manchmal mit bissiger Ironie durchleuchtet.
So gesehen ist »The Wire« eine ziemlich deprimierende Serie: Der soziale Verfall der US-Amerikanischen Stadt Baltimore, in der sich alles abspielt, erscheint bereits am Ende der ersten Staffel sinnlos, wenn klar wird, dass der Drogenkriminalität nicht mit ein paar Verhaftungen beizukommen ist und bereits die nächste Generation von Dealern dabei ist, nachzurücken (ein Thema, das in einer späteren Staffel noch in den Vordergrund treten wird).
Fast alle Hauptcharaktere, durch deren Augen wir die Geschichte verfolgen, schlagen sich mit privaten Querelen herum: Immer wieder scheiternde Beziehungen, familiäre Sorgen, Drogensucht, Alkoholprobleme, Vergangenheitsbewältigung, Gewalt, Kriminalität – und die Tätigkeit, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienen (müssen), zerrt zusehends an ihren Nerven.
Gerade die Arbeit der Polizei wird hierbei äußerst trocken und oft mit großem Zynismus dargestellt: Jedes Mittel ist recht, die Kriminalitätsrate zu senken, damit der Vorgesetzte befriedigt ist. Wenn Politiker oder hohe Beamte in den Fokus der Drogenermittler geraten, werden letztere zurückgepfiffen – stattdessen wird lieber die Verhaftung von ein paar Kleingangstern angeordnet. Und wie eine dunkle, zähflüssige Masse durchzieht ein seelenloser bürokratischer Apparat jede Tätigkeit und droht auch die wenigen verbleibenden ehrlichen und tatkräftigen Stimmen zu ersticken.
Trotz dieser vielleicht etwas masochistisch anmutenden Konstruktion gibt es dennoch immer wieder Momente, die hoffen lassen und manchmal, ganz selten sogar, glaubt man, dass sich nun wirklich etwas ändern könnte, mit einem neuen Polizeichef, einem neuen Bürgermeister, einer neuen Herangehensweise, mit Ehrlichkeit oder mit konsequenterer Strafverfolgung. Dann aber kommt das Erwachen und die Erkenntnis, dass man (bzw. die Charaktere) wiedereinmal von der Realität eingeholt wurde...
So bleiben letztendlich nur die kleinen persönlichen Erfolge und die privaten Glücksmomente, durch die man sich zusammen mit den Akteuren für kurze Zeit die Haustür hinter sich schließen und die äußere Welt vergessen kann. Bis der nächste Tag beginnt...
Für mich in jedem Fall Desmond! Diese ganze Geschichte um seine verlorene Liebe war für mich im Rückblick das Beste an Lost, ganz besonders die eine Folge (2. oder 3. Staffel? Ich weiß es garnicht mehr) mit seiner »Zeitreise« nach der Explosion des Hatchs... genial! Außerdem mochte ich seinen Akzent ;)
Wahrscheinlich ist es etwas sinnfrei, einen solch gewaltig anmutenden Film wie Terence Mallicks »The Tree of Life« direkt nach dem ersten Anschauen zu bewerten, aber ich fühle doch gerade sehr die Enttäuschung in mir rumoren.
Der Film hat für mich schlicht und einfach ein paar Mal zu viel »zu viel«, sozusagen: Zu viele feierliche Momente, zu viele flüsternde, bedeutungsschwangere Stimmen, zu viel pseudoreligiöse Symbolik, zu viele Kamerafahrten, zu viele »amerikanische Kleinstadt in den 50ern«-Motive, zu viel vom »Vater, der seine Kinder mit harter Hand erzieht, damit sie für das Leben abgehärtet sind«, zu viele Kinder, zu viel Licht, zu viele Bäume, zu viel theatralische schöngeistige Musik, zu viel Schuld und Verzeihen und Wut und Liebe und – the list goes on...
Auf der anderen Seite finde ich aber gerade wiederum eben die sich daraus ergebende Kombination sehr vereinahmend: Nicht zuletzt eben jene religiös-emphatisch Szenen, die geradezu hypnotisch wirkenden Kamerafahrten, das allgegenwärtige Licht, diese Grundstimmung der »ewigen Suche nach Erlösung«, die Schuld und das Verzeihen, Wut und Liebe... – Nun, »The Tree of Life« ist wahrlich kein schlechter Film, weder von der Grundmotivation her und schauspielerisch und handwerklich schon garnicht.
Trotzdem komme ich über ein »naja, ganz gut« einfach nicht hinaus, wozu auch das Ende des Films beiträgt, das ein Gefühl von Unabgeschlossenheit und Unrundheit hinsichtlich des ganzen, großgeschauten Unterfangens bei mir entstehen lässt: Es ist mir zu zerfasert und hat fast etwas eilig dahingeklatschtes an sich, so als würde sich alles schon von selbst erklären, wenn man eine Handvoll Bilder aus der ersten halben Stunde zusammenschnippelt und nochmal alle Charaktere symbolisch aufeinandertreffen und damit alles zu einer Art selbstreferenziellem, sich selbst genügendem Miniuniversum werden lässt.
Was habe ich falsch gemacht? Bin ich zu stumpf für diesen Film? Es fühlt sich ganz ernsthaft gesprochen gerade so an, als hätte mich der Handkantenschlag des Geistes des Universums nur gestreift – gut möglich, dass er mich beim nächsten Mal in Gänze erwischt...
Tja, bis dahin sollte ich wohl weiter in meiner Butze hocken und leicht genervte klingende Reviews zu schreiben. Oh Herr, gib Deinem unwürdigen, ignoranten Knecht doch etwas ab von Deiner unendlichen Weisheit! Amen...
»Wenn die Gondeln Trauer tragen« (zur Abwechslung mal ein deutscher Filmtitel, der passender klingt, als das Original, »Don't Look Now«) erschafft ein System aus bedrohlichen Zeichen, aus Voraus- und Zurückdeutungen, dem man immer gebannter folgt, ohne jemals zu der Bedeutung zu gelangen, die sich hinter all den Symbolen verbirgt.
Vielmehr verweist die unheilvolle Bildersprache, all die teils seltsam handelnden, und immer letztendlich unergründlichen Charaktere auf sich selbst und bilden einen Bannkreis, eine fiebertraumartige, teils ins Kafkaeske abdriftende Zwischenwelt, in die der Hauptcharakter immer weiter hineingesogen wird, so wie seine Tochter gleich zu Beginn des Films in jener seltsamen Szene im Tümpel versinkt.
Sicherlich ist die Grundgeschichte des Films nichts wirklich Neues und die verwendeten, gerade die okkulten Motive finden sich in vielen anderen Psycho-Thrillern aus jedem Jahrzehnt wieder. Betrachtet man den Film jedoch als das, was er darstellt, nämlich als ein eigenes, verstörendes Universum, stellen diese Vorlagen nur eine Plattform für einen gänzlich eigenen, visuell und vorallem schnitttechnisch ungewöhnlichen und enorm wirkungsvollen Stil dar, der zusammen mit den großartigen Schauspielern für eine Atmosphäre sorgt, die dem Zuschauer noch einige Zeit in Form des drohenden, boshaften Lachens der beiden alten Vetteln nachhängt.