angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Englisch wie der Union Jack ist diese Verfilmung eines Romans von Nick Hornby ("All About A Boy", "High Fidelity"), der auch das Drehbuch verfasst hat. Ein Englischlehrer und hoffnungsloser Fußballfan (Colin Firth, ihm reichen hier Wuschellocken und alte Sweatshirts, um seine Figur überlebensgroß und witzig zu spielen) verliebt sich halbherzig in seine etwas zugeknöpfte Kollegin (Ruth Gemmell), aber sein wirkliches Leben spielt sich rund um das Stadion seines Vereins Arsenal London ab. Das hat enorm viel Atmo, die klebrigen Klassenzimmer, die schmuddeligen Kneipen und das eher schäbige Fußballstadion sind eingerahmt von Regen und eher schlichter Kleidung der Londoner Bevölkerung, die hier in den 80er Jahren ihr Leben lebt. Unromantisch wird sich da angeblafft, der Mann lebt Fußball (und bekommt ansonsten meist nicht viel mit), der Humor ist direkt und oft sehr schnell. Nick Hornby behält auch hier wie in seinen anderen Drehbüchern/Romanen wunderbar die Balance zwischen Alltag und Gefühl, Banalität und Romantik, Witz und Belanglosigkeit - das ist gut gelungen. Wer das Genre mag, bekommt das dauernde Schmunzeln nicht aus dem Gesicht. Dazu die Schauspielenden - Mark Strong mit etwas Bier-Bäckchen, Stephen Rea in einer feinen Nebenrolle - alles sehr gelungen.

    Meine Frau auf dem Sofa war früher beim Roman ausgestiegen ("zu viel Fußball-Slang") und dafür hier sichtlich angetan. Ein runder Film, der natürlich nur im englischen Original Sinn macht, denn der Akzent und die sprachlichen Nachlässigkeiten und Unterschiede der Protagonisten sind hier Teil des Gesamtpakets.

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      Viggo Mortensen schlägt zu mit einem leisen, sehr langsamen, meist auf die Mimik und Gestik der Darstellenden vertrauenden Spät-Western über zwei Einwandererschicksale im Goldrausch Mitte des 18. Jahrhunderts. Er Däne, sie (geniale Charakterdarstellerin: Vicky Krieps, die deutsch-luxemburgische Frau für besondere Schauspielfälle) Frankokanadierin. Liebe auf den ersten Blick. Der Rest ist sehr schwierig, vor allem, als er (warum eigentlich - diesen Twist des von einem Roman des großen Elmore Leonard inspirierten Drehbuchs habe ich nicht verstanden) als Soldat in den mexikanischen Bürgerkrieg zieht und seine Frau im Umfeld des lokalen Oberkapitalisten mit dem gewalttätigen Sohn zurück lässt. In langen Einstellungen erzählt der Film diese Geschichte, verlässt sich komplett auf die gut aufspielenden Darstellenden. Wenn Krieps mit ihrem schnöseligen Verehrer im Restaurant in SF sitzt (San Francisco war Dreh- und Angelpunkt des Goldrauschs, hier wurden Einwanderer, Arbeitssklaven und Material für das aufstrebende Kalifornien und die angrenzenden Staaten angelandet und verhökert) und vor Abscheu und Langeweile fast auf den Tisch kotzt. Wie Mortensen nach seiner Rückkehr aus dem Krieg das Kind adaptiert, in den Arm nimmt. Gesten, Blicke und viel Durcheinander in Sprachen (französisch, englisch, deutsch in der Synchro). Viele Rückblicke, die oft schwer zu enträtseln sind - diese Arthouse Manier des Films kann man auch negativ vermerken.

      Mir hats gefallen. Man sieht dem Film das Herzblut seines Hauptdarstellers, Drehbuchautors und Regisseurs (und Filmkomponisten) Mortensen an, auch wenn an einigen Stellen das geringe Budget erkennbar wird (viele Außenaufnahme wurden im Studio gedreht). In Nebenrollen ein wunderschönes Pferd mit einem besonderen, fast ballettmäßigen Gang - das habe ich zuletzt in "Heavens Gate" gesehen und das war in den 70ern! Und immer wieder Krieps, die (vergleichbar etwa mit Isabelle Huppert in ihren großen Rollen) einen komplexen, störrischen, selbstbewussten und leidenden Charakter mühelos auf die Leinwand bringt. Oscaralarm!

      Und Mortensen bekommt einen Bonuspunkt: Der Mann ist seit rund 40 Jahren im Geschäft (er spielte in Peter Weirs Meisterwerk "Der einzige Zeuge" 1985 auch einen Einwanderer), pickt sich immer interessante Rollen, bringt diese (erinnert Ihr seinen unfassbaren Ausbilder in "GI Jane" von Ridley Scott, wo er Demi Moore schleifen muss?) mit vollem Können und ohne Starallüren rüber - was für ein sanfter Riese!

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        angucker 27.11.2024, 17:33 Geändert 10.12.2024, 08:24

        Au weia, ein zwiespältiges Machwerk von Film! Positiv vermerke und bewundere ich Kamera (kreisende Fahrten, lebhafte Wechsel der Perspektiven), Locations (vor allem die lange Szene auf dem Dach eines New Yorker Wolkenkratzers - das hat Klasse und passt gut in die Geschichte), die Frisuren (spielen sogar eine Rolle im Film), Make up (wie Pacino hier ganz dezent auf "Untoter" geschminkt wurde, die etwas zu dunkel gefärbten Haare, der heftige Bartschatten von Reeves in den letzten Einstellungen) - handwerklich ein ganz guter Film. Auch das Casting ist gelungen. Pacino hält sich zurück mit seinen Mätzchen, Reeves taumelt wie ein richtiger Yuppie im Goldrausch, Nielsen zeigt Körper, viel Körper und die ganz junge Theron überzeugt durchaus mit ihrer sexy Art von Landpomeranze mit Dauerwelle, kann auch die zunehmende Hysterie glaubwürdig machen.

        Aber was für eine gottverdammte Grütze von Story/Drehbuch ist das?

        Ich wollte nach dem völlig wahnsinnigen Ausbruch von Reeves Strafverteidiger (brüllt seinen Mandanten an, er sei ein schuldiger Sexualverbrecher/Onanist vor allen Leuten) schon abschalten. Court Film ist schwierig, vor allem, wenn sich die Beteiligten auf einmal verhalten wie verrückte Berufsanfänger, die ihre Zulassung verlieren möchten. Und so geht es eigentlich am laufenden Kilometer. Da ist diese wahnsinnig reiche Anwaltskanzlei, sind die nicht näher erläuterten Geschäfte, sind die unendlich vielen dummen Frauen der Anwälte, die zwar jederzeit verfügbar sind für ihre Männer, ansonsten aber nix machen außer schön sein und Tapeten aussuchen. Und da sind vor allem diese zunehmend sexualisierten Monologe und immer expliziteren Andeutungen, dass Pacino der absolute Superhengst ist, der stundenlang auch fremde Frauen beglückt und niemals schläft. Und dann die finale Abdrift in fundamentalchristlichen Wahnsinn. Wer Halluzinationen hat, sollte zum Arzt gehen und was uns da an verquastem Gott und Teufel angeboten wird, mit Feuer, Blut und Rosemaries Baby - das ist einfach nur unappetitlicher Schmu. Eine ehrliche Hardcore Version wäre da besser gewesen - nicht nur dezent unter dem Tisch und nicht nur in verbalen Schilderungen. Und dafür dieser ganze Quatsch mit Feuer, Tod, Gott und Teufel - einfach in die Mülltonne. Was mich schon bei Werken wie "The Green Mile" oder verschwörungslastigen Filmen mit christlichen oder biblischen Narrativen bis zum Würgen stört ist hier vor allem im letzten Drittel kaum noch auszuhalten. Und dann muss der Film auch genau so enden: Opfergang! Genug gesagt, ich musste mich wirklich überwinden zuletzt.

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          angucker 26.11.2024, 08:30 Geändert 26.11.2024, 08:31

          Nichts ist so öde wie komplette Vorhersehbarkeit, Kitsch und Klischees. Leider ist hier reichlich davon vorhanden und auch die excellenten Leistungen von Imelda Staunton, Timothy Spall, Celia Imrie und John Sessions (der Biedermann selbst) können es nicht reißen. Zumal auch die Tanzeinlagen eher mittelmäßig sind und mehr in Richtung "Choreo für Rentner" gehen. Nur der immer wieder kurz aufblitzende Humor und die Darstellenden sind hier der Lichtblick. Unbedingt im englischen O-Ton sehen, sonst fehlt jegliche Atmo.

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            Unterhaltsamer Reigen von skurrilen Verwirrungen einer schriftstellernden Mittvierzigerin, die großes Drama macht, aber auch echte Probleme hat. Angerichtet von Frauenversteher Almodovar mit seinen besonderen Zutaten (ausgefallenes Farbdesign, spezielle Interieurs, die Nebendarstellerin mit der auffälligen Nase) und sehr sehr guter Musik. Doch - ein guter Film, wenn man die Art leiden kann.

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              angucker 23.11.2024, 14:49 Geändert 25.11.2024, 23:07

              Ein handwerklich über die Maßen gediegener Film von Ridley Scott, der hier in den "Frankreich-Modus" schaltet, verlassene Swimming-Pools und gammelige Gemäuer, tolles Licht und einen faustgroßen Bluterguss auf der Pobacke von Marion Cotillard (schöne Szene), einen großartig spielenden kleinen Jungen (Autistenarzt Freddie Highmore in seiner vermutlich ersten Rolle) und Russel Crowe als schauspielerische Allzweckwaffe zu einem heiteren, etwas klischeehaften Film zusammen fügt. Aber Scott kann (auch) das einfach: Jede Einstellung erzählt einen oft wortlosen Witz, ein richtiges Schnittgewitter wird entfacht, um die zahlreichen Rollen und Nebenrollen vorzustellen und es ist Humor für jede Altersgruppe, für jeden Bildungsgrad dabei. Ob das die schnelle Absage für eine Verflossene des Londoner Juppies ist ("der sucht gerade Brautkleider mit seiner Verlobten aus") oder der schnelle Seitenblick der lesbischen Assistentin zu ihrer etwas fassungslosen Freundin über einen verpeilten Anruf aus Übersee. Totale Erreichbarkeit und hemmungsloses Schummeln machen den jungen Schachspieler und späteren Börsenhändler Max Skinner zu einer Lachnummer ebenso wie unendliche Geilheit und zwanghafte Stubenhockerei seinen Onkel Henry (großartig: Albert Finney). Das Casting ist bis in die Nebenrollen erhaben gelungen, der Kampf des etwas kleinwüchsigen Crowe mit den Wänden eines Swimmingpools ist episch und nie nimmt sich der einer schlichten Formel folgende Film zu ernst. Und verdammt: In jeder Einstellung gibt es etwas zu entdecken. Und sei es nur der kleine lebhafte Hund, der hier eine perfekte Nebenrolle der komischen Art hat. Ebenso wie ein betont auffälliger, zitronengelber und ständig auf französisch quatschender Kleinwagen.

              Ich vergleiche den mal mit "Der Wein und der Wind" von Cedric Klapisch - da wird mehr auf stimmige Psychologie Wert gelegt und es gibt richtige Konflikte. Oder "Made in Italy" (2020), wo sich Liam Neeson auf ein italienisches Weingut begibt. In beiden Fällen viel schlichteres Kino, im zweiten Fall sogar beliebige Dutzendware.

              Nee, Scott kann das und mir hat der Film viel Spaß gemacht, weil ich auf perfektionistische Inszenierungen und visuelle Gags stehe.+

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                angucker 21.11.2024, 17:06 Geändert 21.11.2024, 19:03

                Damals vor mehr als 20 Jahren waren solche Filme noch nicht verbreitet. Schon überhaupt nicht in Europa. Das ist gekonnt inszeniert, spielt mit Rollenzuweisungen (Mädchen können nicht kicken) und ethnischen Zuschreibungen. Und die beiden Hauptdarstellenden begannen damit ziemlich große Karrieren. Keira Kneightly ging in die Karibik, Jonathan Rhys Meyers in das spiegelgleiche Rollenfach und alle waren zufrieden. Vor allem ist dieser Film mindenstens so britisch (auch vom Humor her) wie "High Fidelity" oder "About A Boy". Nur etwas mehr jugendorientiert.

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                  angucker 21.11.2024, 16:56 Geändert 21.11.2024, 19:04

                  Ich hatte eine Agentenserie erwartet - und dann das: Total detailverliebte (und ausstattungsseelige-) Mini-Serie über die Großmutter der Hauptdarstellerin Ruth Wilson, die mit einem ebenso charmanten wie umtriebigen Mann verheiratet war, der 1963 überraschend stirbt. Worauf sich herausstellt, dass.... <<hier dürfen keine Spoiler kommen...>>.

                  Das ist historisch genau, unglaublich perfektionistisch bei Kostümen und Ausstattung und mit durchweg überzeugenden Darstellenden inszeniert. Das ist spannend, wenn man keine Schlägereien und Schießereien erwartet. Und hat interessante Querbezüge zu wirklichen Personen aus meinem persönlichen Umfeld (es folgt ein Exkurs):

                  Meine Bekannte Sabine war 20 Jahre ihres Lebens mit einem Mann liiert, der parallel eine zweite Beziehung hatte - einschließlich Kinder und das ganze Programm.

                  Meine Eltern waren beide notorische, exzessive Lügner. Mein Vater professionell (er war Geheimagent) und daher stets auskunftsfreudig mit unwichtigen Details und sehr sparsam mit "harten" überprüfbaren Fakten. Meine Mutter hatte eine schizoide Persönlichkeitsstörung (ich weiß nicht, ob man das heute immer noch so nennt) und erfand sich und ihre persönliche Geschichte alle paar Jahre komplett neu. Einschließlich angeblicher Beziehungen zu bekannten Rockstars, überraschender "Konversion" zum jüdischen Glauben ("ich war schon immer jüdisch") und vieler schräger Anekdoten, die zum Teil auch dazu dienten, eigene Lücken in der Biographie zu füllen oder andere Menschen gegeneinander auszuspielen. Meine Mutter schaffte es sogar, für einen größeren deutschen Radiosender komplett erfundene Reiseberichte zu verfassen (ähnlich wie seinerzeit Claas-Hendrik Relotius) und war ziemlich erfolgreich damit.

                  Solches Verhalten ist für die Familie und Mitmenschen sehr fordernd. Ich wollte nur einmal andeuten, worum es hier geht. Sehenswert!

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                    über Landman

                    Wow - die erste Episode legt mächtig los: Schnelle Dialoge, interessante Story um den riesigen und brutalen Markt für fossile Brennstoffe, wenn sie denn tonnenweise aus dem Boden geholt werden. Amüsant dabei der schon in der ersten Szene effektvoll inszenierte Vergleich zum Drogenhandel. Dazu pralle Außenaufnahmen, authentische Darstellende allen voran Billy Bob Thornton, dem die Rolle des dauergestressten Krisenmanagers wirklich auf den Leib geschneidert ist. Und selbst die sittlichen Gefährdungen der 17jährigen Tochter mit ihrem Boytoy von Football-Star werden lakonisch und einfühlsam abgehandelt. Macht Spaß, hohes Niveau. Taylor Sheridan hat wieder zugeschlagen.

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                      angucker 19.11.2024, 09:09 Geändert 19.11.2024, 09:17

                      Sehr gemächlich erzählte Geschichte um einen Regisseur mit ungarischen Wurzeln, der mit seinem Schwiegervater und seiner ebenfalls in der Filmbranche tätigen sehr erfolgreichen Ehefrau sowie einem schwulen polnischen Butler in Brandenburg lebt. Sein jüngstes Filmprojekt ist abgelehnt worden, was ihn schwer in seiner männlichen Eitelkeit verletzt. Dabei hat die Kleinfamilie keine materiellen Sorgen – die Ehefrau des ungarischen Boheme verdient genug. Dann trifft der mit Herzproblemen, Alter und Langeweile kämpfende Mann zwei folgenschwere Entscheidungen: er beginnt ein Verhältnis mit einer sehr sprunghaften, deutlich jüngeren Nachbarin und er kandidiert gegen einen zwar zugereisten, aber der AfD nahestehenden Nachbarn als Bürgermeister für die kleine Samtgemeinde mit etwa 400 Wahlberechtigten.

                      Das wird in einem geradezu zeitlupenhaften, manchmal auch zu langsamem Tempo erzählt. Auch ist die Geschichte mehr als schlicht und die teilweise von Laien Darstellenden gespielten Dorfbewohner und Charaktere haben keinerlei Tiefe. Trotzdem hat dieser freundliche Film über die brandenburgische Provinz einiges zu bieten: die Dialoge haben Witz, die Hauptdarsteller wissen, was sie tun, die Filmmusik ist weit überdurchschnittlich ebenso wie die das Brandenburger Land in satte Farben tauchende Kamera und das Ganze kommt trotz der rentnermäßigen Langsamkeit sympathisch rüber. Besonders gefallen hat mir eine dramaturgisch notwendige Episode mit einem Ausflug nach Ungarn, in der es um die Familiengeschichte des Bürgermeisterkandidaten geht. Wichtig ist diese Episode, weil die österreichisch-ungarischen Wurzeln der hier gezeigten Kleinfamilie nur sehr dezent durch kaum wahrnehmbaren Dialekt erkennbar sind und der Film deutlich machen will, dass alle diese uns so vertraut und europäisch und deutsch erscheinenden Personen eigentlich Fremde im Brandenburger Land sind. Der Hauptdarsteller und Regisseur ist während der Dreharbeiten gestorben, was erst im Abspann erwähnt wird. Es gibt nicht viele Filme aus der oder über die Brandenburger Provinz. Von daher ein Sympathiepunkt obendrauf.

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                        angucker 17.11.2024, 22:29 Geändert 17.11.2024, 22:33
                        über Ghosted

                        Einheitsware mit nervtötender Werbung für diverse Apple Produkte. Der Film kommt nur sehr langsam in Gang, hat in der Mitte einige nette Screwball Dialoge über Kakteen und so, bevor es dann in einen völlig beliebigen Showdown geht, bei dem die ohnehin ausufernde Verwendung von GGI völlig aus dem Ruder läuft. Leider fehlt dem Ganzen jedes Gefühl für Rhythmus und Ana de Armas ist keine richtige Schauspielerin. Sie hätte auch gern für die Rolle etwas trainieren dürfen. Mit diesen Oberarmen sieht ein ärmelloses Abendkleid doof aus und mit diesen Armen kann niemand mehr als Kochtöpfe bewegen.

                        Da wäre mehr möglich gewesen. Ryan Reynolds hat einen witzigen kleinen Cameo Auftritt mit Augenklappe.

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                          angucker 17.11.2024, 12:16 Geändert 17.11.2024, 12:17

                          In einem Indianerreservat der Navajo in New Mexiko strebt eine Highschool Mannschaft nach der Staatsmeisterschaft. Das klingt banal, ist aber ein beeindruckend gefilmter und mit den lakonisch inszenierten knappen Dialogen, den packenden Basketball-Szenen (episch: die Niederlage der jungen Pubertiere gegen eine taktisch besser aufgestellte Frauenmannschaft) und tollen Außenaufnahmen insgesamt eine gelungene Mischung aus Wohlfühlkino, Basketballfilm, Milieustudie und Coming of Age.

                          Es kommt nicht zu kurz, dass Alkohol, Armut, Hoffnungslosigkeit und fehlende Chancen das Leben in einem Reservat bestimmen (und Glücksspiel, das die Haupteinnahmequelle der meisten Reservate ist). Durch die charmante Mischung aus authentischen LaiendarstellerInnen (man beachte etwa die unfassbar prollige Ehefrau des als Vater eigentlich zu jungen Aufbauspielers, die beinhart trinkende Mutter des Jimmy und die völlig echt wirkende Trainerin), sehr gekonnter Kamera und Inszenierung und großer Sparsamkeit auf der Gefühls- und Dialogebene ein rundum gelungener, beeindruckender Film.

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                          • Arg konventionell inszeniert, diese Seifenoper über die ersten weiblichen Polizistinnen in Mexiko City 1970. Da gehen zwei bürgerliche Schwestern und die Tochter einer Polizistenfamilie mit anderen Frauen zum Polizeidienst, werden als Mannequins in blauen Uniformen missbraucht und dürfen keine Dienstwaffe führen, sondern bekommen Trillerpfeifen und Telefongroschen sowie kniehohe Lackstiefel als Ausrüstung. Nebenher ein lahm inszenierter Serienkiller, der seine durchweg weiblichen und braunhaarigen Opfer auszieht vor der Strangulation. Lahmer geht es kaum, zumal die deutsche Sychronisation auch nicht annähernd lippensynchron ist und die Charaktere mehr als schlicht. Ist dies die neue Seifenoper für Frauen in hoffnungslosen Verhältnissen, oder was soll uns das sagen?

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                                Der von Heigl und einer Familienangehörigen produzierte Film ist zum Fremdschämen. Da funktioniert nichts - die Gags sind lahm, die Hauptdarstellerin kann weder tough noch kann sie komisch. Und alle Rollen sind vom Reißbrett so schematisch angelegt, dass selbst der Hamster im Rad unmotiviert und überflüssig rüber kommt.

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                                  angucker 15.11.2024, 19:37 Geändert 15.11.2024, 19:38

                                  Dutzendware - ein "hübsche Frau mischt alle auf" mit den üblichen Zutaten wie stylische Interieurs, unrealistische Kämpfe und Tötungen hinweg über sämtliche Gewichtsklassen, dazu ständig wechselnde Locations. Ein Film, den niemand braucht. Was bei "Atomic Blonde" durch eine gute Hauptdarstellerin und gekonnte Stunts und Fights Maßstäbe setzte, ist hier wirklich Stangenware.

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                                    Schwache Serie, die auf der Retro-Koks 80er Welle reitet. Zwar sind die modischen Details stimmig und die Ausstattung gelungen, wie etwa die in psychodelischen Mustern gestaltete Zelle des Hotelbesitzers. Aber die Kriminalstory ist lächerlich ("ich sollte doch besser einen Anwalt beauftragen") und die Handlung schematisch angelegt und extrem dünn. Es gibt keine Überraschungen und alle Charaktere sind reine Klischees. Nach 3 Episoden verließ mich das Interesse.

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                                      angucker 05.11.2024, 10:10 Geändert 12.11.2024, 10:23

                                      Manchmal verändert sich die Wahrnehmung einer Serie im Laufe der Jahre. Vor 7 Jahren hatte ich diese wohl kommerziell erfolgreichste Sitcom aller Zeiten nach einer stichprobenartigen Besichtigung einzelner Episoden aus der gesamten Laufzeit gnadenlos abgewertet. Mittlerweile bin ich im Re-Watch und kann der Serie einiges abgewinnen. Zwar sind viele Gags gnadenlos misogyn, etwa wenn es um Judith, die geschiedene Ex-Frau von Alan oder die zahlreichen Betthäschen von Charlie geht. Aber die Drehbuchschreiber haben ihren 3 männlichen Hauptdarstellern extrem viel Selbstironie mit auf den Weg gegeben und lassen diese sich regelmäßig selbst lächerlich machen. Das stellt eine halbwegs angemessene Gewichtung von Männern und Frauen durchaus sicher.

                                      Und das Gagfeuerwerk zündet durchaus, kommt immer wieder auf den Punkt. Auch dann, wenn es in vielen Fällen um Säuferwitze, Sex-Witze oder ähnliche Kaliber geht. Das liegt vor allem an den gut gecasteten Nebenrollen wie etwa der extrem derben Haushälterin oder der wirklich unausstehlichen Mutter der beiden Brüder, die in ihrer überragend kaltherzigen und narzisstischen Verblendung mich (ich darf das offen sagen) in vielen Punkten an meine inzwischen zum Glück verstorbene eigene Mutter erinnert. Auch der "Stalkerin" Rose und der gut aussehenden Intelligenzbestie Kandi kann ich etwas abgewinnen wie auch den immer wieder auftauchenden weiblichen Nebenrollen wie der Wirtschaftsprofessorin/Schwester von Judith mit ihrer selbstbewussten "erwachsenen" Herangehensweise an Charlie.

                                      Das kann durchaus Spaß machen vor allem dann, wenn die Drehbuchautoren immer wieder mit dem Klischee "raue Schale, weicher Kern" spielen, die beiden Brüder über ihre eigenen Probleme mit Frauen und der eigenen Mutter stolpern oder der Junge sich an fast allem uninteressiert zeigt, was nicht Essen oder Verdauung ist. Da werden sogar die etwas abgeschmackten Scheidungswitze und Unterhaltswitze bisweilen komisch und etwa im Vergleich zu dem rund 10 Jahre älteren Dauerbrenner "Eine schrecklich nette Familie" (Al Bundy) ist das nicht einfach nur doof und frauenfeindlich. Allerdings werde ich mir die letzten Staffeln ohne Charlie Sheen in jedem Fall ersparen. Die Serie war so kommerziell erfolgreich, dass sie buchstäblich zu Tode geritten wurde und Ashton Kutcher ist in diesem Gesamtkonzept wirklich ein Fremdkörper.

                                      Edit: Ende Re-Watch nach der 8. Staffel. Es ist zuletzt grauenhaft - method acting mit einem ständig komplett zugedröhnten Charlie Sheen und sich ständig wiederholenden Furz-, Penis- und Sexwitzen. Man erkennt die sinkende Qualität der Serie auch daran, dass bis zu 5 Personen als Autoren für die Drehbücher der Episoden verantwortlich zeichnen - das scheint, als hätte ein vom kommerziellen Erfolg der Serie begeistertes Team aus Produktion, Regie und anderen Personen sich die Dialog am Kneipentisch ausgedacht. Bis zu 6. Staffel ist die Serie (meist mit maximal 2 Drehbuchautoren, regelmäßig einer der Schöpfer dabei) gute Sitcom. Danach kommt das Grauen. Und den "Muttersöhnchen" Quatsch mit Ashton Kutcher muss man überhaupt nicht haben. Es kann nicht funktionieren, eine Serie mit einem komplett anderen Hauptdarsteller zu rebooten. Und zuletzt ging mir das schwulenfeindliche Getue des offenbar als latent homosexuell beschriebenen Jon Cryer (Alan) auch immer mehr auf den Zeiger.

                                      Fazit: Nach der 6. Staffel spätestens aufhören und nichts vermissen.

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                                        Da ich weder das Bedürfnis habe, Angelina Jolie nackt zu sehen oder minutenlang auf ihre dicken Lippen mit dem immer leicht geöffneten Mund zu starren, konnte dieser übel stereotype Film mich nicht lange fesseln. Vorgespult habe ich dann nicht mehr, da die beliebige Aneinanderreihung von gefakten Liebesakten mit einfallsloser Kamera schon nach einer halben Stunde langweilig wurde.

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                                          angucker 05.11.2024, 09:52 Geändert 07.11.2024, 12:55

                                          Aus der amüsanten Grundidee (Baby wird von dort angestellten Hippie-Eltern in einem mexikanischen Club-Resort geboren und wächst dort auf), die bereits in den ersten 5 Minuten des Films rasant den Zuschauenden hin geworfen wird macht diese französische Komödie guten Unterhaltungsdurchschnitt. Die skurrile Begegnung des dem normalen Leben entwöhnten, inzwischen erwachsen gewordenen Mannes aus dem Ferienklub mit einem eher windigen Pariser Taxifahrer auf der Suche nach der Jugendliebe zieht der Film gnadenlos durch und produziert daraus immer wieder amüsante Dialoge und brauchbare Gags. Der Regisseur/Hauptdarsteller Dany Boon, sein Kumpel Kad Merad und vor allem Charlotte Gainsbourg geben dem Affen nicht zu viel Zucker, sodass die Grenze zum schrillen oder schmerzhaften Komödienstil nie überschritten wird. Doch, das kann man angucken.

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                                            angucker 30.10.2024, 07:07 Geändert 30.10.2024, 07:51

                                            Solide gemachtes Feel-Good Movie mit dem singenden Nerd James Corden in der Hauptrolle. Der ist zwar viel größer, selbstbewusster und charismatischer als der im wirklichen Leben eher kleine und unscheinbare Paul Potts, schafft es aber, die sogar körperlich spürbare Unsicherheit des porträtierten Sängers auf die Leinwand zu bringen. Die Musik ist hörenswert, der britische Humor überall präsent und mit Darstellenden wie Julie Walters, Colm Meany und Alexandra Roach kann der Film nicht viel falsch machen. Auch wie der physische Kraftakt des Operngesangs ("Kopf hoch, Kinn locker, Zwerchfell stramm und dann volle Pumpe") hier gespielt/gezeigt wird, ist sympathisch und sehenswert. Gut gefallen haben mir die Szenen in Venedig, wenn der seine Sangeskraft testende Potts mit einer begabten italienerischen Opernschülerin balzend um die Wette singt.

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                                              angucker 27.10.2024, 10:19 Geändert 27.10.2024, 10:21

                                              Vermutlich der schlechteste Film von Tinto Brass - dem italienischen Sexfilm-Regisseur, der mit seinem unter schrillen Bedingungen entstandenen und später durch die Produzenten völlig verstümmelten Großfilm "Caligula" (1979) durchaus Filmgeschichte geschrieben hat. Brass kann Kino - keine Frage. Seine Kameraeinstellungen sind teilweise genial wie hier die in krasses Streiflicht getauchten Schwarz-Weiß Einstellungen der ersten 5 Minuten. Das erzeugt eine düstere Spannung und sieht einfach gut aus. Aber dann...

                                              Schweigen wir von den selbst für dieses Genre unterirdischen Dialogfetzen, dem frauenfeinlichen Drehbuch mit einer Hausfrau, die sich von ihrem 27 Jahre älteren Ehemann aushalten lässt wie eine Prostiuierte und dafür so richtig angetörnt wird, wenn sie (mit dem Geld Ihres Mannes) die Spielschulden des jungen Hallodri von der SS bezahlen darf. Das ist ebenso absurd wie jene völlig geschmacklose Einstellung, bei der die Kamera lange Sekunden unter dem Rock und in der Unterhose einer gerade erschossenen Frau eines Partisanen verweilt. Wozu? Völlig sinnlos! Ich musste mich (bei allem Respekt für die teileweise durchaus sehenswerten Filme von Brass) zwingen, diesen Film zu Ende zu sehen.

                                              Und ja: Die durchaus unauffällig gute Musik ist von Ennio Morricone.

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                                                angucker 26.10.2024, 11:58 Geändert 29.10.2024, 21:05

                                                Wo ist die Grenze zwischen "Gourmet" und "Gourmand"? Das wird schon im Einführungstext auf Moviepilot gnadenlos durcheinander geworfen. Wo ist die Grenze zwischen "verfeinerter Lebensart" und "absurder Völlerei"? Wo ist die Grenze zwischen "obsessiver Hingabe" und " suchthaftem Verhalten"?

                                                Dieser handwerklich überragend gut gemachte Film mit Juliette Binoche als extrem kontrollierter Köchin und Benoît Magimel als Feinschmecker und Dienstherr, später auch Liebhaber, aber auch mit gut besetzten Nebendarstellenden wie dem begabten und ernsten jungen Mädchen Pauline (Bonnie Chagneau-Ravoire) kreist (neben den grandios verfilmten Kochereien) immer auch um diese Fragen. Was ist wichtiger - Liebe oder Kochen? Gibt es noch Liebe im Herbst? Da passiert unheimlich viel unter der Haube, das schwenkt die Kamera mehrfach kreisförmig durch die nur bei jeder 360 Grad Drehung leicht veränderte Küche (die Jahreszeiten), da siezen sich beste Freunde und sogar Liebende, das ist eine perfekt geschnittene und mit einer unauffällig intimen Kamera eingefangene Huldigung an Höflichkeit, kultivierte Lebensart und bürgerliche Tugenden der hier in Form eines "eating club" auftretenden bürgerlichen Herren der aufstrebenden französischen Mittelschicht.

                                                Für Juliette Binoche schließt sich mit diesem Film ein Kreis: Sie filmte 2000 mit Lasse Hallström und Johnny Depp "Chocolat" - eine Studie über provinzielles Leben und Schokolade. Und nun dies - ein Film so gelungen und so französisch, dass es einfach nur bezaubernd ist.

                                                P.S.: Ich habe den Film im O-Ton mit Untertiteln gesehen. Geht, auf die Dialoge kommt es weniger an.

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                                                  angucker 23.10.2024, 10:38 Geändert 26.10.2024, 12:03
                                                  über Monpti

                                                  Interessanter Film: Der deutsche Regie-Star Helmut Käutner verfilmt die vermutlich im Original eher unbedeutende Romanvorlage eines ungarischen Autors mit den Ende der Fünfzigerjahre in Deutschland brandheißen Superstars Horst Buchholz und Romy Schneider. Das ist formal geradezu extravagant mit einem Erzähler (der spätere Intendant Boy Gobert) als Rahmen, absolut treffsicheren Kameraeinstellungen und zahlreichen, mit analoger Tricktechnik selbst für heutige Verhältnisse interessant gemachten Traumsequenzen, die fast die expressionistische Qualität früher Stummfilme haben. Horst Buchholz brilliert und nervt zugleich mit seiner katzenhaften Beweglichkeit. Ich frage mich immer wieder, ob der Mann ein Naturtalent war oder eine tänzerische Ausbildung hatte. Er zappelt die ganze Zeit (durchaus interessant anzusehen) herum wie eine Kreuzung aus Balletttänzer, Gene Kelley und Jackie Chan im Turbomodus. Da bekommen wir überraschende Bewegungen, komplizierte Fersendrehungen und fast akrobatische Sprünge zu sehen – der junge Schauspieler lässt seinem Bewegungsdrang völlig freien Lauf.

                                                  Was wohl dazu führte, dass er kurz darauf durch den amerikanischen Regisseur John Sturges für dessen grandiosen Western "Die glorreichen 7" gecastet wurde und dort (allerdings gezügelt durch eine routinierte und straffe Regie) seinen legendären Kurzauftritt als pantomimischer Torero bekam.

                                                  Helmut Käutner vertraut ganz und gar auf seinen männlichen Hauptdarsteller. Er lässt ihn nach Babynahrung angeln und in langen Einstellungen folgt die Kamera einfach nur den schnellen Bewegungen des jungen Mannes. Romy Schneider lässt sich nicht lumpen. Mit ihrer in meinen Ohren immer wieder sagenhaften Stimme (eine Mischung aus jungmädchenhafter Naivität und absolut verruchter Laszivität einer erwachsenen Frau) balzt und lügt sie den jungen Mann an, betört ihn immer wieder und schmiert ihm buchstäblich Honig ums Maul. Die beiden irren in der allerdings eher schlichten Handlung durch eine Vielzahl erotischer und sexueller Anspielungen rund um grüne Damenunterhosen, eine (interessante Nebenrolle) aufreizend gekleidete farbige Putzfrau, die völlig grundlos die heruntergekommenen Mietwohnungen in diesem Pariser Altbau durchstreift mit einem Staubsauger und zwischendurch sich als Nacktmodell anbietet oder auch als sexuelle Unterhaltung für den Nachbarn, dessen Frau zum sonntäglichen Kirchgang unterwegs ist. Witzig auch, wie die von hormonell gesteuerter Romantik und vielen Lügen durchsetzte Affäre der beiden jungen Leute gespiegelt wird durch die parallel laufenden Dialoge einer reichen und verheirateten Lebedame und ihres superschnöseligen (auch dies ein geniales Casting) Liebhabers. Da reden – anders als bei den beiden verliebten jungen Leuten – erwachsene Menschen miteinander und erörtern kühl die Vorzüge und Nachteile einer außerehelichen oder ehelichen Affäre. Geschickt gemacht, geschickt inszeniert und durchaus unterhaltsam.

                                                  Zwar ist der Film für heutige Verhältnisse durchaus altmodisch und kann in keiner Weise mit zeitgleich entstandenen amerikanischen Produktionen mithalten wie zum Beispiel „Ein Amerikaner in Paris“ oder eben auch „Die glorreichen 7". Zu einfach die Dekorationen und zu schlicht die Konzentration auf zwei Hauptdarstellende. Aber es ist ein handwerklich gut gemachter Film und heute schon ein Zeitdokument mit einer unbeirrbaren, gekonnten Regie und 2 zutiefst beeindruckenden deutschen Schauspiellegenden. Den Film gibt es momentan bei Amazon. Lohnt sich trotz der extrem schlechten Bildqualität (selbst für damalige Verhältnisse); der Film ist keine gute Werbung für die Firma Agfa, welche damals das Filmmaterial stellte und im Vorspann genannt wird.

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                                                    angucker 22.10.2024, 11:16 Geändert 22.10.2024, 15:20

                                                    Ich war skeptisch, da Sylvester Stallone in meinen Augen ein arg überschätzter Darsteller ist, dessen Physis noch dazu durch vorsichtig gesagt vielfältige kosmetische Veränderungen zusätzlich an Ausdruckskraft verloren hat. Und doch konnte mich diese geschickt inszenierte Serie fesseln, sodass ich jetzt mitten in der 2. Staffel bin.

                                                    Die Serie versucht, die provinzielle ländliche Umgebung von Oklahoma und Tulsa, das etwas hinterwäldlerischen Gehabe der Menschen dort, die Bahnlinien und die ländliche Landschaft in die Handlung einzubinden. Das gelingt gut. Insbesondere die Außenaufnahmen geben der manchmal etwas harmlos daherkommenden Handlung einen guten Rahmen und vor allem die bis auf die Titelfigur, Domenick Lombardozzi ("The Wire") und Neal McDonough ("Justified") weitgehend unbekannten Darstellenden machen ihre Sache bestens. Die Dialoge haben immer wieder viel Charme und Witz, wenn etwa der als Cannabis-Dealer auftretende Nerd grundlegende geschäftliche Bedenken entwickelt oder wenn innerhalb der Familie Wortgefechte ablaufen. Sinnvoll ist diese Serie nach meinem Geschmack nur im Originalton, weil sonst die von den Darstellenden gut getroffenen sprachlichen Besonderheiten und das ewige Gefluche in der Synchronisation völlig untergehen. Die Serie wurde von Taylor Sheridan, dem Macher der erfolgreichen Serie "Yellowstone" produziert und es gelingt, dass dort anzutreffende Niveau fast zu erreichen. Anders als viele Besprechungen meinen ist dies keine typische Mafia-Serie, sondern eher ein Cross-over aus "Yellowstone", "Sopranos" und "Justified" sowie einer typischen Familienserie. Viel gelernt habe ich über Machogehabe in Geschäftsverhandlungen und darüber, wie man mit albernen Gags (Stichwort: "absurde Intervention") am Rande auch schwierige Verhandlungen unter Gangsterbossen überraschend und erfolgreich gestalten kann (6. Episode 2. Staffel).

                                                    Und ehrlich gesagt fällt mir außer Sylvester Stallone auch kein anderer Darsteller ein, der hier gefahrlos die Hauptrolle hätte übernehmen können James Gandolfini ist eben leider schon von uns gegangen.

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