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Alle Kommentare von angucker
Ziemlich Al Pacino lastig (den ich subjektiv unerträglich affektiert finde), aber immer wieder interessant so ein Outing.
Fast perfektes Kino (Schauspielende, Effekte wie der "Freeze" im letzten Drittel - Erinnerungen an "Cashback" werden wach, tolle Kamera, guter Schnitt, hohes Erzähltempo) ist das. Und doch für mich persönlich (ich bin Ü60 und meine Tochter war 1 Jahr in Norwegen) grottenlangweilige Nabelschau einer letztlich uninteressanten Frau, die völlig ohne Plan von einem Studium zum nächsten- taumelt und letztlich immer nur die Männer tauscht, ohne Bewegung, ohne Persönlichkeit. Dafür aber in bestem "women's plaining" ständig allen erklärt, wie es so ist mit Kindern und der Sexualität im Allgemeinen. Dazu dieser (sagt meine Tochter, die hat es kennengelernt) typisch nordeuropäische Lifestyle im Wohlstandsland Norwegen, wo Massen von Alkohol verkonsumiert werden, gerne auch andere Drogen genommen werden und jede/r versucht, mit der täglichen Langeweile eines saturierten Lebens ohne echte Probleme oder Nöte fertig zu werden.
Nachdem mich praktisch alle Dialoge wie auch die Spurenelemente von Handlung gelangweilt und uninteressiert hinterlassen haben, kann ich nur den Kopf schütteln und feststellen, das dies eine andere Zielgruppe betrifft. Fast jeder aktuelle französische Film mit ähnlicher Thematik ist in meinen Augen interessanter und die in diesem Zusammenhang in meiner Freundesliste oft bemühten Vergleiche zum dialogorientierten französischen Kino der letzten Jahrzehnte oder gar Ingmar Bergmann lassen diesen Film für mich storytechnisch wirklich alt aussehen.
So bleibt ein wirklich gut gemachter Film, dessen Handlung und Protagonisten meine Generation komplett kalt lassen. Daher alle Punkte (bis auf die schwache, kaum erwähnenswerte Musik) für die formalen Aspekte und die beeindruckende Hauptdarstellerin. Und 0 Punkte für den Rest.
Null Spannung und viel sinnfreies Gerede bringt dieser müde Abklatsch einer Agentenserie, die zu großen Teilen im Halbdunklen spielt. Wir folgen dem von einem komplett bärtigen Jeff Bridges mit stark eingeschränkter Beweglichkeit gespielten Ex-Superagenten, der nun mit nächtlichem Harndrang und seiner undurchsichtigen Vergangenheit fertig werden muss. Das tut er, indem er ständig seine Umwelt mit sinnfreien Monologen belehrt, an eine Zufallsbekanntschaft sein halbes Vermögen verschenkt und sich dann mit dieser eher verkniffenen Darstellerin auf die finale Mission begibt. Aber erst muss er sich von seinen beiden sabbernden Kampfhunden trennen und in filmischer Dunkelheit einige gestandene junge Männer umbringen. Was verwundert, nachdem der alte Herr ansonsten kaum gerade laufen kann.
Altersheim-Action im Serienformat.
Fast noch besser, jedenfalls krawalliger als Teil 1 (was schon etwas heißen mag). Hier dreht es sich um abgestürzte Hochzeitsvorbereitungen mit peinlichen und daher zu vermeidenden (Schwieger-)eltern, eine ziemlich krasse "Zigeunerbande" aus Teil 1 wird reaktiviert und hat auch eine Braut beizusteuern, die ihre eigene Karriere als Influencerin befeuern möchte. Die Mutter des Bräutigams ist ebenso peinlich und verrückt wie sein Vater (Gérard Jugnot macht den Kriminellen ganz lässig) und alle haben ihren Spaß. Einschließlich >>Spoiler>> explodierender Hüpfburgen und Tierquälereien aller Art. Sorry, aber ich mag diese komplett übertriebenen Krawallnummern aus unserem Nachbarland. Da ist nichts politisch korrekt, da kriegt jede/r was ab und das ganze Paket wird mit Tempo serviert. Und nur für Erwachsene!
Eine erschreckend und unterhaltsam krawallige, politisch unkorrekte, auf ollen Klischees (schwuler Mann = Küchenschürze ohne Hose) herum reitende französische Komödie, bei der sogar noch mit unschuldigen kleinen weißen Hunden Bowling gespielt wird. Das gefiel mir wie eine gute Salonkomödie bestens und brachte den alten Zausel zum Lachen, obwohl schon durch die Grundanlage der möglichen Verstrickungen absehbar ist, was da kommen wird. Natürlich ist es ebenso schräg wie komisch, einen neuen Kollegen zum Chauffeur zu machen, der ebenso oft wie überraschend einschläft (Narcolepsie - das befällt mich bis heute in besonders langweiligen Sitzungen). Und natürlich musste ich mich beömmeln über die vielen, geradezu grauenhaft herzlosen Dinge, die einem kleinen weißen Hund angetan werden. Und weil sich das Ganze nie zu ernst nimmt ist es wie eine moderne Mischung aus Marx Brothers und dem handwerklich gediegenen und früher oft gespielten König des Boulevardtheaters und Broadways Neil Simon.
Eigentlich nur die Geschichte "Rambo" vom Soldaten, der in eine fiese, korrupte amerikanische Welt zurück kommt. Aber gut erzählt ist diese Story von Korruption, Rassismus und physischen Übergriffen. Denn die Dialoge bleiben an der Oberfläche, es wird nicht "erklärt", was hier eigentlich abläuft und die Achillesferse der von Don Johnson angeführten Bullen wie auch das ganze Betrugs-Schema sind glaubhaft konstruiert und erzählt. Das macht Spaß, hat viel Südstaaten Flair und trotz des erkennbar kleinen Etats ist der Film einschließlich der knapp und gut inszenierten Gewalt gelungen. Für mich der bisher beste Actionfilm 2024. Und Annasophia Robb als überbegabte Gerichtsangestellte mit persönlichen Problemen spielt wirklich hervorragend.
Eine gut gemachte Komödie nach einer wahren Begebenheit: Der Eiserne Vorhang ist gefallen und der noch amtierende, dem Westen zugeneigte und gesundheitlich stark angegriffene Präsident Boris Jelzin ist vor den nächsten Präsidentschaftswahlen der Sowjetunion so unbeliebt wie nie zuvor. Seine Zustimmungswerte liegen bei abenteuerlich niedrigen 6 %. Da tut sich eine von der russischen Wirtschaft bzw. Mafia finanzierte Gruppe von Geschäftsleuten zusammen, um diesem hoffnungslosen Kandidaten amerikanische Politikberater (Spin-Doktoren) angedeihen zu lassen mit dem Ziel, die Präsidentenwahlen doch noch zu reißen, damit die auf Verstaatlichung aller wichtigen Industrien und Wirtschaftszweige versessenen Hardliner der ehemaligen Kommunisten nicht die Macht bekommen. Das in solchen Dingen erfahrene, aber leider von Auftragsflaute geplagte Trio aus Jeff Goldblum, Liev Schreiber und Anthony Lapaglia macht sich also auf in den wilden Osten, um das dortige Wahlvolk entsprechend zu beeinflussen. Doch mit so radikalen Auftraggebern und einem so unwilligen Klienten haben die Drei nicht gerechnet.
Der Film verlässt sich ganz auf sein Thema und die beherzt aufspielenden Hauptdarstellenden, deren zynische Witze und rasanten Wortgefechte den Film mühelos am laufen halten. Interessant wird es dann, als eine als Nebenrolle gut gespielte Tochter von Boris Jelzin auftaucht, die (ich kann mir das unbedingt genauso vorstellen) ihren ständig betrunkenen Vater gegen die Außenwelt abschirmt und dessen Wahlkampf mit und gegen die Amerikaner managed. Das ist kein ganz großes Kino, aber wegen der flotten Inszenierung und guten Darsteller macht der Film Spaß und baut gegen Ende sogar noch etwas Spannung auf. Wer sich dafür interessiert, wie Wahlkampfberater amerikanischer Schule arbeiten und welche Überlegungen sie anstellen, bekommt dies hier auf unterhaltsame Weise serviert verbunden mit einem Ausflug in die jüngere Geschichte. Ähnliche Filme mit diesem Thema gibt es einige, unter anderem "The Ides of March" (2011) mit Ryan Gosling und George Clooney. Da kann dieses temporeiche und etwas dreckige Filmchen des immer auch wieder auch an politischen Fragen interessierten Regisseurs Roger Spottiswoode gut mithalten. Meines Wissens ist der Film in Europa nur im englischen Originalton zu bekommen – Spaß macht es auch so.
Ein von der Kritik hoch gelobter Film, der die Welt des "Minor League" Baseballs, also in etwa der zweiten Bundesliga, beschwört und im Wesentlichen Jugenderinnerungen des Regisseurs und Drehbuchautors Ron Shelton spiegelt. Femme Fatale, Muse und Groupie - Annie (Susan Sarandon) kennt sich aus mit Männern, Walt Whitman und Baseball. Sie macht sich an den ebenso wurfgewaltigen wie desorientierten Werfer Ebby LaLoosh (Tim Robbins) heran, der zum neuen Star der Mannschaft avanciert, aber leider selten begreift, wo vorne und hinten ist. Und dann ist da noch der ältere, erfahrenere (und sogar Bücher lesende-) "Crash" Davis (Kevin Costner), der sowohl den jungen Werfer auf Kurs bringen, als auch die Männerkonkurrenz bei Annie bestehen soll.
Das ist ein letztlich sehr kitschiger Film, der voll ist mit Klischees (alle Baseballspieler kauen und spucken ständig irgendwas, alle Frauen sind scharf auf Basballprofis, eine mittlere Überschwemmung und ein halber Zimmerbrand sind das Mindeste bei einer Vögelei in der kleinen Wohnung des Groupies) und nur selten seine Momente hat mit viel Südstaaten-Flair und bodenständiger Komik. Etwa in der langen Einleitungssequenz, in der Annie sich schön macht für ihren nächsten Auftritt und dabei - in breitestem Südstaaten-Slang - über das Leben, Baseball und Sex im Allgemeinen philosophiert. Schöne Kameraeinstellungen und supertolle Musik mit viel Gospel und Blues retten einen Film, der so richtig wohl nur Baseballfans und "echte" Amerikaner begeistern dürfte.
Susan Sarandon und Tim Robbins lernten sich bei den Dreharbeiten lieben und wurden danach lange Jahre ein Ehepaar mit mehreren Kindern. In der Tat stimmt die Chemie bei diesem Film. Die Darstellenden scheinen mit Spaß dabei zu sein.
Nach einem entspannten Re-Watch korrigiere ich meine Bewertung von 5 auf 7 Punkte. Vor immerhin 9 Jahren erschien mit der Film so:
<<Letztlich uninteressantes Drehbuch um das berühmteste Mädchencollege der Welt. Mit der üppigen Ausstattung und den gekonnt aufspielenden Darstellern wird ein verkorkstes Drehbuch gerettet, das weder Komödie, noch Drama oder Frauenfilm sein kann. Also doch ein Ausstattungsfilm mit Werbematerial aus dem teuersten Mädchencollege Amerikas?>>
Beim Wiedersehen fällt zunächst das extrem hohe technische Niveau des Films auf. In perfekter Ausleuchtung sucht und findet die Kamera immer wieder Einstellungen, die nicht nur abwechslungsreich sind sondern auch aussagekräftig. Da wird von der furchterregend bösartigen Augenpartie der von Kirsten Dunst bewundernswürdig verkörperten ultrakonservativen Schülerin herausgezoomt auf eine sinnvoll arrangierte Gruppenszene. Da wechselt die Ausleuchtung der Szenen von super romantisch (goldbraun) zu knallharten blau-weißen Einstellungen, wenn es um den Zickenkrieg der Frauen untereinander oder die Entlassung von Lehrerinnen geht.
Erlesen auch die Musik und die Tanzeinlagen. Bei einer längeren Partyszene wird nicht nur hervorragend (von Profis) getanzt, sondern auch die auf der Bühne im Hintergrund auftauchende Musik ist allererste Sahne, hat Sänger und Sängerinnen, die so fantastisch gut singen, wie man das von einem Party Event auf dem Ball der Upper Class erwarten würde. Die Kostüme sind realistisch, zeitgemäß und perfekt (man beachte zum Beispiel die erlesenen, aber etwas folkloristischen Strickjacken von Julia Roberts) und dies schafft im Zusammenhang mit den tatsächlich in dem berühmten Mädchen College gedrehten Innenaufnahmen eine sehr realistische Anmutung.
Zu loben auch die Darstellenden. Hier ist wirklich die Elite der zum damaligen Zeitpunkt 2003 verfügbaren jüngeren Schauspielerinnen am Werke, die tief in ihre Rollen eintauchen und glaubwürdig die vom Drehbuch etwas schematisch angelegten Charaktere verkörpern. Auch die Erwachsenenrollen sind mit der glaubwürdig nervös, unsicher und angespannt wirkenden Julia Roberts, Dominic West in all seiner aalglatten Männlichkeit und auch in den übrigen Rollen bestens besetzt. Das Casting besorgte Ellen Chenoweth, die mir schon mehrfach durch die subtile Auswahl auch relativ unbekannter Darstellender positiv aufgefallen ist. Das hat insgesamt ein so hohes Niveau, dass ich über die offenkundigen Mängel des Drehbuchs mit seiner formelhaften Anlage der Figuren und seinem oberflächlichen Blick auf die Fünfzigerjahre der McCarthy Ära heute eher hinweg sehe als damals vor fast 10 Jahren. Der britische Regisseur Mike Newell bewies mit diesem Film einmal mehr, dass er zu den weit überdurchschnittlichen Handwerkern der Regie gehört. Kein Wunder, dass ihm trotz des nicht immer überragenden kommerziellen Erfolgs seiner Filme nach dem berühmten "4 Hochzeiten und ein Todesfall" immer wieder auch größere Etats für Regiearbeiten anvertraut wurden. Da lohnt sich vielleicht einmal eine Werkschau.
Regie-Kino der besonderen Art: Bertrand Tavernier (immerhin ein in den USA eher nicht vorkommender französischer Regisseur) versammelt einen gediegenen Cast (Tommy Lee Jones, Peter Sarsgaard, John Goodman und die unglaublich präsente Mary Steenburggen in den Hauptrollen) und macht sich auf in die Sümpfe Louisianas, um die vor allem auf Atmo bedachte Romanvorlage "Im Schatten der Mangroven" (In the Electric Mist with Confederate Dead) von James Lee Burke aus dem Jahr 1993 zu verfilmen. Wie der Titel schon verrät, geht es um Thriller/Whodunit, die Suche nach einem Serienmörder und Triebtäter, aber auch um die Vergangenheit Louisianas, in der auch mal Farbige wie Wild geschossen wurden. Wir sehen die damals 4 Jahre alten Verwüstungen durch Hurrikan Katrina - da liegen ganze Holzhäuser auf dem Dach des früher in der Auffahrt geparkten Autos und in den Sümpfen wurden große Mangrovenbäume geknickt wie Grashalme. Tavernier ergänzt den Film mit langen inneren Monologen, halluzinativen Episoden des von Tommy Lee Jones finster intensiv gespielten trockenen Ex-Alkoholikers und Detektivs, verbreitet mit den Auftritten des von Levon Helm (eigentlich Musiker wie der hier ebenfalls beeindruckend spielende Blues Gitarrist Buddy Guy) beängstigend zerbrechlich gespielten Südstaaten Generals und traumwandlerisch sicher inszenierten Säufer-Episoden (Peter Sarsgaard spielt das perfekt) etwas Psychoterror. John Goodman macht den ekligsten Mafia Boss der neueren Filmgeschichte und das Ganze wird serviert im atemberaubend schnellen, im O-Ton immer im Südstaaten Slang dahin geschlurrten Singsang der Einheimischen. Ein Film, der trotz oder wegen seiner starken regionalen Bezüge unbedingt im Originalton gesehen gehört. Das ist sonst schon wegen der vielen skurrilen Redensarten, Anzüglichkeiten und Anspielungen völlig sinnlos. Auch wenn es selbst mit Untertiteln schwer fällt, dem schnellen Redefluss der Darstellenden zu folgen.
Der Film wird (wie auch die sehr unterschiedlichen Reaktionen hier zeigen) den Freunden des handlungsorientierten Films eher wenig gefallen. Die Story hat (fast genretypisch) einige Plotholes - die ich hier aber nicht erwähnen oder spoilern möchte. Aber was für ein geiles Kino! Jedes Detail sitzt, das ungewöhnliche Setting und die Oberklasse der Schauspielerei sowie ein toller Soundtrack fügen sich zu einem düsteren Gesamtkunstwerk von Film, der im Nebel der Sümpfe dahin gleitet wie der träge Mississippi. Nur das etwas ausglutschte Genre und die eher übersichtliche Kriminalstory verhinderten hier auf unserem Sofa Höchstnoten.
Übrigens: Eine der schönsten Frauenstimmen in meinen Ohren der letzten Jahre verbirgt sich hier in der Nebenrolle der FBI-Agentin. Justina Machado hat diese unglaubliche Mischung von Timbre und Melodie in der Stimme - das ist absolut selten und einmalig.
Schön ausgedrückt hat es mein MP-Buddy @YupYum, von dem ich leider lange nichts Neues mehr gelesen habe und den ich mal zitieren möchte:
""In The Electric Mist" ist ein Hochniveau-Crime-Drama mit etwas Geschichtslektion über Louisiana, angesiedelt nachdem gerade Sturm "Katharina" über den Bundesstaat fegte. Verrückt, dass gerade ein französischer Regisseur dieses einmalige New Orleans-Feeling so authentisch rüberbringen kann, bestimmt hat er das geslurrte Amerikanisch der Schauspieler selbst kaum verstanden. Vertiefte und beinahe philosophische Off-Comments, ein psychologisch komplexes Krimi-Rätsel, die tolle Besetzung bis in die Nebenrollen und Zutaten wie Drogenräusche, fiktive Alter-Egos und viel Atmosphäre lassen einem hier in den ruhigen Flow eintauchen."
Genug gesagt. Ab auf die Liste "Nur im O-Ton, bitte"!
Wow. Als Film eine Wucht trotz der rudimentären Handlung und obwohl/weil der Film insgesamt im träumerischen Niemandsland zwischen Pubertät und Erwachsenenleben, zwischen romantischer Jugend und (der Abspann!) harter Wirklichkeit bleibt. Bereits mit der ersten Einstellung wird die starke Atmo gesetzt - wer hier noch nicht gefesselt ist, sollte abschalten. Danach wird in witzigen kleinen Szenen, mit dramatischer Ausleuchtung und in fast durchgängigen Nacht- und Kunstlichteinstellungen die Welt einer heilen Jugend in den 60ern gezeigt. Das ist immer wieder witzig, manchmal skurril, die Charaktere werden sehr präzise entworfen einschließlich ihrer Marotten, kleinen Nöte und kleinen Sorgen. Während an der Oberfläche eigentlich nichts stattfindet als Cruising, Blödelei einschließlich Wasserballons, Autodiebstahl, Petting und Mutproben.
Dazu im Hintergrund und bei einer (allerdings eher unterdurchschnittlich gemachten) Tanzveranstaltung live die Musik der Zeit. Aber vor allem noch nie zuvor gesehene Kameraeinstellungen. Wechselnde Bildausschnitte, interessante Perspektiven und immer wieder dramatisches Kunstlicht. Für die damalige Zeit bahnbrechende und später oft imitierte Kamera und Lichtsetzung - das ist einfach der Hammer. Da strahlt das Neonlicht, da schimmern und leuchten die blondierten Haare der Mädels und in einer Szene werden sogar (absichtlich oder nicht) die riesigen Scheinwerfer mit lastwagengroßen Stromgeneratoren ins Bild gerückt, die bei einer Straßenszene das dramatische Gegenlicht schaffen. Bis zur Schlusseinstellung ein Film, den man vermutlich in jeder Regieklasse einer Filmhochschule sehen sollte. Und Harrison Ford zeigt als böser Bube in einer winzigen Nebenrolle, was ihn später zum Weltstar machen sollte.
Es beginnt hoffnungsvoll: Als ein Film über eine ziemlich desolate Familie in Tschechien mit zwei eng verbundenen Töchtern, die beide Turmspringen als Leistungssport betreiben, angefeuert von der zwanghaft ehrgeizigen Mutter und mit einem Vater, der scheinbar sehr viel Alkohol trinkt (eine kleine feine Szene, wo die eine Schwester kommentarlos eine Masse von leeren Flaschen aus der engen Küche räumt). Die ältere Schwester will mit ihrer Leistung zur Olympiade, abliefern, kämpft mit ihrem Körper einschließlich zu viel Oberweite, lässt sich von der Trainerin (gut getroffener Cast) als "zu dick" bezeichnen, entwickelt eine solide Essstörung, fängt an, gegen ihren eigenen Körper zu kämpfen und wird zur Sportinvalidin. Das ist auf den Punkt inszeniert, die abgerockten, unrenovierten Wohnungen, die kaputten Lichtschalter, die sehr heruntergekommene Schwimmhalle, die geschickt gefilmten Verbiegungen der Gelenke beim Training - ein gut gemachtes, empathisches Familien- und Sportdrama in den ersten 45 Minuten. Authentisch, interessant und gut gecastet. Leider driftet der Film danach ab.
<<Beginn Spoiler>>
Denn dies ist ein Bio-Pic nach der realen Lebensgeschichte der tschechischen Turmspringerin Andrea Absolonova, die nach Beendigung ihrer Karriere als Leistungssportlerin unter dem Pseudonym Lea De Mae in über 100 Sexfilmen mitwirkte. <<Ende Spoiler>>
Und dieser Teil des Films ist richtig bescheiden, geradezu unterirdisch inszeniert. Es taucht ein schräger Fotograf/Zuhälter auf, der die mit ihrem Selbstwertgefühl am Boden liegende Ex-Leistungsportlerin "aufbaut" und vermarktet. Aber leider fällt dem Film dazu nichts ein. Schlagartig ist sie weg, die Empathie, keine guten Kameraeinstellungen mehr, die Sex-Szenen sind unterirdisch schlecht gefilmt und der Film behandelt seine Hauptfigur wie ein beliebiges, austauschbares Klischee. Nach einigen Minuten dieser an Reality-TV erinnernden Versuche im Bereich Sexploitation und "Doku" aus dem Anfang der 90er in Prag florierenden Sex-Business war ich raus. Zu schlecht. Aber das erste Drittel des Films lohnt sich schon für alle, die sich für Leistungssport, realen Sozialismus nach der Wende oder solche Themen interessieren.
P.S.: Habe mir jetzt (widerwillig) auch den Rest gegeben. Es bleibt schwach in der 2. Hälfte. Nur die letzten 5 Minuten funktionieren wieder und (Fun Fact) die Hauptdarstellerin sieht mit kahl rasiertem Kopf fast besser aus als mit ihren sonstigen Frisuren.
Bis auf die Szenen mit dem Pferd und die wirklich gelungenen Stunts in den ersten 15 Minuten ist dies ein beliebiger, nostalgieschwerer Film von und mit einem gealterten Action-Star. Wirklich unangenehm fällt auf, dass das Hongkong Kino (dessen Aushängeschild Jackie Chan für viele Jahre war) offenbar tot ist. Der Film wurde produziert von Alibaba, einer Firma, die mittlerweile vermutlich dem chinesischen Regime gehört. Da schmückt sich ein totalitäres Regime mit den Federn eines Kino-Pioniers, der mit dem zwangsweise annektierten Hongkong und seiner lebhaften Kinoproduktion berühmt wurde.
Fehlende Chemie eines angeblichen Liebespaares ist unverzeihlich. Berry und Wahlberg gucken sich noch nicht einmal beim Filmkuss an. Möglicherweise haben sie sich während der Dreharbeiten in den CGI Filmkulissen verirrt. Seitdem in „The Tourist“ Depp und Jolie eindrucksvoll Ähnliches zeigten, habe ich kein so schlecht harmonierendes Filmpaar mehr gesehen. Überhaupt wurde hier beim Dreh zu viel gespart. Praktisch alle Kulissen kommen aus dem Computer und selbst bei Außenaufnahmen achtet die Kamera vor allem darauf, die Bildausschnitte eng zu halten. Auch die Story folgt jedem albernen Klischee. Nur ein paar wirklich spaßige Jersey Witze reißen es raus. Die Frisur von Frau Berry ist zum Fremdschämen. Offenbar wurde hier auch gespart. Ich habe es echt bereut.
P.S.: Der Film hat rund 12 Minuten Abspann und Credits. Man glaubt es nicht.
Scarlett Johannson zeigt hier (auch als Produzentin), dass moderne Unterhaltung auch ohne die kindischen Jungswitze von "Deadpool" und Co. und ohne das (für mich) hirntote Fantasy-Gewürge von "Avengers" & Co. geht: Die einfache Geschichte vom erzwungenen Marketing für eine superteuere und supergefährliche Staatsaktion, vertreten durch einen überzeugend zurückhaltenden Channing Tatum, filmisch begleitet durch einen finster mafiosen Präsidentenberater (Woody Harrelson mit einigen sehenswerten Slapstick-Einlagen) und befeuert von einem geradezu entfesselt aufspielenden Duo aus Johannson und ihrer Assistentin (Anna Garcia). Screwball Comedy 4.0 eingebettet in viele schöne Bilder (meist aus dem Computer) und gediegene Schauspielerleistungen. Hohe Gagdichte, amüsante Ironie überall und sogar etwas Geschichtsstunde für alle Jüngeren, die vom kalten Krieg und dem aberwitzigen Wettlauf im All zwischen den USA und der Sowjetunion nichts wissen. Allein schon der Pitch von Johannson bei der Autofirma ist das Anschauen wert. Qualität wohin wir guckten. Und Johannson darf mal mehr als mit dem Po wackeln für "Black Widow" - obwohl sie auch das in diesem Film gelegentlich tut. Ziemlich coole Sache das und von 6 bis 70 ist für jede/n was dabei.
SciFi altert meistens nicht gut und auch hier sind die hölzern inszenierten Schlägereien, die pathetischen Aktionen vor allem in der letzten Viertelstunde und die eher schlichten Dialoge von der Zeit überholt. Und doch ist diese radikal wie schlicht inszenierte Vision von einer technisierten und totalitär daherkommenden Freizeitwelt nicht nur dem Zeitgeist rund 10 Jahre voraus, sondern formuliert ihre Botschaft ebenso drastisch wie später „Total Recall“, macht das Thema Mensch und Maschine ebenso konsequent wie „Terminator“ und „Robocop“ zum dystopischen Showrunner, nur ist hier der Etat kleiner und die Tricktechnik noch bei weitem nicht so weit wie in den 80ern. Gefallen kann diese etwas trashig daher kommende Vorlage für ihre zahllosen Nachfolger durchaus. Und hat eine originelle, gut in die Handlung integrierte Musik.
Nur der endlose Stunt mit der menschlichen Fackel hätte nicht sein müssen. Abartig gefährlich und als Effekt irgendwie quälend. Michael Crichton machte mit diesem Erstling nicht viel falsch und war thematisch seiner Zeit voraus.
Ein dialogorientiertes Sozialdrama französischer Machart – auf den ersten Blick mit Sicherheit uninteressant für AnhängerInnen der vordergründigen Aktion und der expliziten Gefühlswallungen. Regisseur Bertrand Tavernier nimmt mit oft schwankender, scheinbar völlig spontan geführter Kamera teil am Leben eines extrem engagierten und gleichzeitig hoffnungslos überforderten Vorschul-Lehrers in einer französischen Kleinstadt, die durch das Sterben des Kohlebergbaus dem Untergang nahe ist. Die Arbeitslosigkeit liegt bei fast 40 % und die Menschen sind in Hoffnungslosigkeit versunken.
Was bleibt, sind die Kinder, die Hoffnung, menschliche Nähe und Sex. Es sind viele Kinder, die hier immer wieder bei ihren Spielen und ihrem durch den Lehrkörper liebevoll angelegten pädagogischen Handreichungen mitspielen, so lebhaft, so verträumt, so schüchtern und so verzagt wie Kinder eben sind. Während die Welt der Erwachsenen schon praktisch zusammengebrochen ist in Arbeitslosigkeit, Depression, häuslicher Gewalt und fehlender Perspektive, möchten die Kinder eigentlich nur bei jemandem auf dem Schoß sitzen, spielen, lernen und ihren eigenen Horizont erweitern. Das hört sich belanglos an, ist aber bei einem sehr hohen Erzähltempo eingebunden in einen Film, der Empathie zeigt für Menschen und eine Kleinstadt im strukturellen Wandel. Und mit einem genauestens durchgeplanten Drehbuch es auch schafft, sehr individuelle Charaktere zu entwickeln, die über den gesamten Film spannend bleiben. Da ist nicht nur der überforderte Herr Lehrer, sondern auch seine extrem lebhafte, in ihrer künstlerischen Arbeit fast schon exotische, aber bisweilen auch sehr distanzierte Freundin. Eine Italienerin, die in der Gaststätte ihres Vaters in Spitzenzeiten aushilft, selbst einen extrem schwierigen Sohn hat und auch durchaus mal schnell im Auto die Unterhose auszieht, wenn sie meint, dass dies der Stimmung mit ihrem Partner nützen könnte.
Da sind die üblichen Randfiguren, wie ein nur an der eigenen Karriere interessierter und völlig empathieloser Bürgermeister, der von einem kommunistischen Kollegen abgelöst wird, welcher seinerseits aber auch nur den finanziellen Mangel und die hohe Arbeitslosigkeit verwalten kann. Da sind Kolleginnen und Kollegen, die so detailfreudig wie beiläufig in die Handlung eingeführt werden und über volle 120 Minuten Film bei hohem Tempo glaubwürdig und interessant bleiben. Da sind viele viele Kinder, die in langen Einstellungen wortlos dem Film so etwas wie einen Rahmen geben. Da ist eine optisch und atmosphärisch sehr beeindruckende Kunstperformance, die zugleich den Abschluss und Höhepunkt des Films markiert. Und da sind auch die weniger schönen Dinge wie häusliche Gewalt, Inzest, Suizid und sogar Hunger. Was der Film spielerisch leicht und sehr gewissenhaft so in seiner Handlung integriert, dass es ein rundes, anrührendes und nachdenklich machendes Gesamtpaket wird und dabei stets unterhaltsam bleibt.
Helle Begeisterung auf unserem heimischen Fernsehsofa. Wer Filme von den Brüdern Dardenne, Ken Loach oder überhaupt Filme mag, die in einer sozialen Realität spielen und nicht in einem von Schüssen und Prügeleien durchzogenen Abenteuerland, wird hier fündig. Und als kleinen Teaser: dieser Film hat (übertroffen nur von „Love & Basketball“) eine der schönsten und romantischsten Szenen mit einem Heiratsantrag, die es im Film nach meiner Kenntnis gibt. Aber auch hier: sehr hohes Erzähltempo! In meinen Augen ein Meisterwerk, das gewisse Ähnlichkeiten mit den besseren Filmen meines Lieblingsregisseurs Robert Altmann hat.
"Kill Your Darlings" sagt eine kluge Lebensweisheit der schriftstellernden und musizierenden Branche. Habe ich mit diesem Film, den ich aus frühester Jugend (Kino) in geradezu überwältigender Erinnerung hatte. Warum ich den im Alter eines Drittklässlers so toll fand? Keine Ahnung.
Ein lahmes Musical um den netten, aber frauenlosen Erfinder mit den supersüßen Kindern (Disney lässt grüßen) und die extrem elegante, immer zu gut gekleidete Dame von Welt mit Geld. Die natürlich diesen Filou ganz bezaubernd findet und nichts unversucht lässt, um dieses leicht verpeilte Prachtstück von Mann möglichst schnell (ohne Sex vor der Ehe) zu heiraten. Das ist extrem frauenfeinlicher und zuckersüßer Kram für das konservative Gemüt.
Das ist noch viel blöder, als es sich in dieser Kurzfassung anhört. Zumal der titelgebende Song (der einzig gute- im ganzen Musical) erst nach mehr als einer Stunde überhaupt auftaucht. Davor und danach gibt es sturzlangweiliges Getue mit einigen durchschnittlichen Tanzeinlagen. Dick van Dyke im Unterforderungsmodus und nur Gerd Fröbe kann so richtig die Sau rauslassen als seefahrender gemeiner Superkapitalist. Mindestens 2 Punkte für Fröbe. Vor allem aber zünden die Songs nicht. Bis auf den zigfach wiederholten Titelsong, und der ist genau genommen auch sehr schlicht. Muss kein Kind heute noch sehen.
Nach der Zweitsichtung ein Punkt rauf: Wirklich einer der besten Spionagethriller mit diesen melancholischen Untertönen, der glühend inszenierten und doch instrumentalisierten Liebesgeschichte - keine einzige Schießerei, eine einzige Prügelei und (habe ich erst beim zweiten Sehen bemerkt) eine sparsame Filmmusik, die (ein ganz raffinierter Trick) nur aus einer einzigen Akkordprogression besteht: Die markanten, grammyprämierten Akkorde von "Have A Little Faith in Me" (John Hiatt, "Bring The Family", 1987). Ist eine sehr gefühlvolle, Spannung aufbauende Akkordfolge. Aber es ging hier wohl mehr um den Titel des Songs. Hammer - sehr subtil!
Übrigens sollte man immer die Synchronisationsfassung verwenden, wo auch russisch und englisch geredet wird. Es gibt auch eine Fassung, wo alles "eingedeutscht" ist und das nimmt dem Film viel von seinem Reiz.
Bei einem so einfachen Film, bei dem der Titel schon fast das ganze Drehbuch enthält, bei einer so letzlich vorhersehbaren Feel-Good Komödie wie hier, da geht es um die Details: Eine rasante Ausstattung, bei der vom Luxusauto bis hin zu völlig abseitigen, aber stets sehr passenden Luxusklamotten nichts ausgelassen wird. Ein guter Cast, bei dem wie hier vom stets gekonnt aufspielenden Gérard Jugnot als verschmitztem Patriarchen über die krass auf schön, reich und dumm machende Tochter (Camille Lou) bis hin zum schrägen Heiratsschwindler (Tom Leeb, der vor allem auch im Abspann zeigt, was er kann) alles vertreten ist. Und es darf schräg sein. Golfen auf den Hals einer Champagnerflasche, gehalten von einem (natürlich farbigen) vor Angst zitternden Diener. Ein weiterer schwarzer Diener, der die zu kleinen Schuhe seines Herrn eintragen muss (die genialste Geschäftsidee seit Jahrzehnten).
Das ist durch die Bank gut gemacht, die Details passen und daher machte der Film jedenfalls mir Spaß. Genau richtig für einen lauen Sommerabend und aktuell in der ZDF Mediathek.
Hübscher, sehr gleichmäßig erzählter Film im Kaurismäki Stil mit sorgfältig arrangierten, farblich genau abgestimmten Tableaus, gleichmäßigem Handlungsfluss, skurrilem Humor und vor allem sehr vielfältiger und überraschend schöner Musik von Klassik über Folklore bis finnischer Pop. Sehr witzig erzählt die Kritik an entfremdeter Arbeit, miesen Arbeitsbedingungen und Ausbeutung durch Supermarktleiter und Chefs im Maschinenbau, auf der Baustelle und im Drogencafé - es werden sogar Aspekte des Arbeitsschutzes und der Kündigungsfristen, Bezahlung gestreift. Das kommt auf die Liste <<Bei der Arbeit>>. Im Hintergrund im Radio laufen üble Meldungen aus dem Ukraine-Krieg, was den ganzen Film zu einer leicht depressiven Sache macht ebenso wie die Sauferei des Holappa und seiner männlichen Kollegen. Ein Film, der fast ohne Dialoge auskommt und der trotz aller Melancholie niemals in krassen Weltschmerz verfällt. Würden wir das von Kaurismäki nicht schon kennen, wäre es außergewöhnlich.
Ein Animationsfilm in Spielfilmlänge, der nach einer in den neunziger Jahren in Japan sehr populären Comicserie entstanden ist. Die Animationen sind teilweise sehr liebevoll von Hand gezeichnet, kommen im späteren Verlauf des Films, vor allem während des lang gezeigten Basketball-Endspiels, aus dem Computer. Die Handlung kreist um eine alleinerziehende Mutter von 2 Söhnen und einer Tochter, die nach dem Tod des ältesten Sohnes von der Insel Okinawa auf das Festland ziehen. Dort nimmt der 3 Jahre jüngere mittlere Sohn im Alter von nunmehr 17 Jahren an den landesweiten Meisterschaften im Basketball der High-Schools teil. Während des ausführlich gezeigten Finales werden in kurzen Rückblenden Anekdoten und Erlebnisse aus der Vergangenheit des Jungen, seiner Familie und der übrigen Spieler und Schulkameraden gezeigt. Diese Szenen sollen die Entwicklung und Vergangenheit der Spieler und der Familie des Jungen zeigen.
Dies ist in meinen Augen, bei allem Respekt für den etwas anderen kulturellen Hintergrund solcher Comics und Serien, ein geradezu faschistischer, gewaltverherrlichender und auch als Basketball Film außerordentlich schlechter Film. Kaum zu ertragen – ich habe den Film nur zu Ende gesehen, um ihn für meine Liste mit Basketball Film zu sichten.
Das fängt schon mit dem Narrativ an: die Erzählung des Jungen oder jungen Mannes, der mit sportlicher Leistung quasi über sich hinauswächst und zum Superhelden wird, ist hinreichend erzählt. Und doch ergeht sich der Film hier in den üblichen Klischees von großem Vorbild, Erniedrigung, hartem Training, Überwindung von Schwierigkeiten und großem Erfolg. Das ist mit Verlaub nicht nur einfallslos, sondern auch neoliberaler Mist, der vor allem Jugendlichen in gefährlicher Weise suggerieren soll, dass sie nur jede Niederlage und Erniedrigung wegstecken müssen, um irgendwann ein großer Held zu werden.
Zielt dies schon erkennbar auf jugendliche Nerds, die in der Schule gehänselt werden und im Sport schlecht sind, so ergeht sich der Film leider durchweg in einer Bodybuilder-Ästhetik, die ich im Zusammenhang mit 17-jährigen männlichen Jugendlichen einfach nur ekelhaft finde. Da turnen während des bei 2 Stunden Laufzeit recht langen Films im Basketballspiel durchweg Modellathleten mit Stiernacken und massiven Muskelpaketen durch die Gegend, die so aussehen, wie ein 30 Jahre alter Bodybuilder nach der ausreichenden Einnahme von Anabolika. Da wird ein Körperideal abgefeiert, das nicht nur für 17-jährige Jugendliche, sondern insgesamt völlig absurd ist und lediglich mit geheimen Wünschen und dem oft gestörten körperlichen Selbstbild von pubertierende Jugendlichen in unangenehmer Weise spielt. Nur ein Beispiel: der zurzeit zu den Top Basketballspielern in der Welt gehörende amerikanische Profi Kevin Durant sieht aus wie eine sportliche Bohnenstange und hat dafür sehr lange Arme. Kein Stiernacken, keine mächtigen Schultern und keine baumstammdicken Oberschenkel. Was soll dieser Scheiß und was soll das Jugendlichen bitte für ein Bild von Körpern und Sport vermitteln?
Widerlich auch die im Film ständig und auf allen Ebenen stattfindende Gewalt. Da gibt es Gewalt in der Familie, Gewalt auf dem Schulhof, Gewalt auf dem Spielfeld und vor allem überall Gewalt in der Sprache mit primitiven Kraftausdrücken, die vermutlich nicht nur der Übersetzung und Synchronisation geschuldet sind. Auch hier geriert sich der Film als Überdruckventil für frustrierte Jugendliche, die sich hier in ihrer Fantasie einmal so richtig austoben sollen.
Auch die Darstellung des Basketballs ist weit unterdurchschnittlich. Da finden irreguläre Auszeiten einer Mannschaft mitten während des Spiels mitten auf dem Spielfeld statt. Da werden Basketballer in völlig aberwitzigen Situationen gezeigt, wo zum Beispiel der jugendliche Held verzweifelt vor sich hin dribbelt umgeben von 3 gleichaltrigen Schülern, die wie Kleiderschränke aussehen sollen. Da folgt die Dramaturgie des gezeigten Finales ganz schlicht dem Schema Aufholjagd, wechselnde Führung und knappe Crunch-Time.
Aber am schlimmsten finde ich das Frauenbild des Filmes. Da ist eine als uninspiriert und wenig liebevoll vorgezeigte Mutter, ein niedliches Mädchen, das aus nicht näher bekannten Gründen neben den Spielern auf der Bank sitzt (offenbar, um diese anzuhimmeln – auch das der blanke Sexismus) und vor allem eine kleine Schwester, die während der über immerhin 3-4 Jahre laufenden Handlung des Films weder älter, noch erwachsener wird noch ihre alberne Quietsch-Stimme verliert.
Und recht unangenehm auch die Tonspur. Zwar unterbricht der Film in einigen Szenen wirkungsvoll die Tonspur, um zusätzlich Spannung aufzubauen und das Augenmerk auf die Aktionen der Spieler zu lenken. Dies aber nur, um unmittelbar danach in eine offensichtlich aus schlechten Heldenfilmen der achtziger Jahre stammende merkwürdige Musik bestehend aus Hardrock-Elementen mit Popmelodien zu verfallen, die ebenso kindisch ist wie der ganze Film.
Ich möchte mir nicht vorstellen, was so ein Film und was solche Comics in den neunziger Jahren mit japanischen Jugendlichen gemacht haben.
Die Gags zünden hier - noch mehr als im zweiten Teil. Eine einfache dramaturgische Idee (Kind ist schlauer als seine Überwachenden) mündet ein in wirklich skurrile Situationen, deren Komik von 8 bis 80 durchaus gefallen kann. Das Ganze kommt noch betont divers daher, niemand nimmt sich oder seine eigenen Rolle zu ernst und das Paket macht Spaß.
Sandra Hüller dominiert hier in jeder Minute des mit fast 3 Stunden Laufzeit leider überlangen Films. Von der 1. Szene, wo sie – mittags schon angesäuselt und mit gönnerhafter Überheblichkeit eine hübsche Literaturstudentin anbaggert, welche sie interviewen möchte bis zur letzten Szene mit dem übrigens fantastisch in seiner Rolle spielenden Blindenhund verkörpert sie eine moderne Frau in einer modernen Beziehung mit modernen Problemen. Ein Mann, der auf seiner Wolke 17 ein verhinderter Schriftsteller ist mit unabgeschlossenen Buchprojekten, die er nicht seiner eigenen fehlenden Zielstrebigkeit, sondern seiner Frau anlastet. Wirtschaftliche Probleme des Ehepaares, die Hüllers Figur mit thematisch sich offenbar wiederholenden, aber durchaus erfolgreichen Büchern in den Griff zu bekommen versucht. Und zuletzt strafrechtliche Probleme, als ihr der Mord an ihrem Mann zur Last gelegt wird, was in quälend langen und unfassbar unprofessionell wirkenden Gerichtsszenen erörtert wird.
Dass Sandra Hüller eine der großen Schauspielerinnen ihrer Generation ist wusste ich auch schon vorher und das wird durch diesen Film einmal mehr bestätigt. Aber die mit Verlaub schwachsinnige Idee, ein Ehedrama als unprofessionell inszenierter Gerichtsprozess im Stil eines Laientheaters zu präsentieren mit einem Staatsanwalt, der über mindestens 20 Minuten hinweg nur dumme Suggestivfragen stellt und aus dem schriftstellerischen Werk der Angeklagten zitiert. Mit einem Psychiater, der hemmungslos sich in Plattitüden aller Art über seinen ehemaligen Patienten, den verstorbenen schriftstellernden Hausmann und Ehegatten von Sandra Hüller ergeht. Mit einer Unfallrekonstruktion, die so laienhaft gemacht und so amateurhaft repräsentiert wird, dass es einfach nur lächerlich ist. Ich bin als Anwalt nur zivilrechtlich tätig, aber so einen Unfug habe ich im Film (Unterabteilung der Gerichtsszenen) seit „Mein Vetter Winnie" nicht mehr gesehen. Daran leidet der ganze Film, der außerdem für meinen Geschmack und dramaturgisch mehr als eine halbe Stunde zu lang ist. Man hätte die ganzen Gerichtsszenen besser weggelassen. Der Plot hätte sich intensiver und fokussierte auch ohne das entwickeln lassen.
Und so bleibt ein sehr fader Nachgeschmack. Die einzigen hier wirklich professionell agierenden Figuren sind die bezaubernde Sozialarbeiterin des Gerichts, die den aus einer verwirrten Laune heraus mit Aspirin (man höre und staune) vergifteten Blindenhund auch mitten in der Nacht zielstrebig rettet und eben Sandra Hüllers Autorin, die es mit dem falschen Mann in den falschen Teil Europas verschlagen hat. Dafür empfinde ich den Film als heftig überbewertet.
Das ist Familienkino vom Reißbrett, aber die Gags haben bei mir gezündet. Peinliche Väter, die ihre Sprösslinge vor allen Leuten abknutschen, hakennasige Analystin mit Tipps zum richtigen Zungenkuss - das ist frech, originell und immer wieder für einen Schmunzler gut. Fahrschul-Witze, Handy-Witze, "ich bin Koreaner und habe trotzdem Humor"-Witze - da ist für jede/n was dabei. Und der Film hat wirklich schöne Chor- und Filmmusik - originell, abwechslungsreich und voll ausgespielt. Ana Faris kann schrullige Charaktere und nur die Fleischklops-Erscheinung mit den vielen Tattoos von Dave Bautista ist ein kleiner Abturner. Aber der hat diese Serie gepachtet und ist quasi der Running-Gag im XXL-Format. Da gibt es in der aktuellen Produktion von Guy Ritchie und Co. viel Schlimmeres.