angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Ein schönes Beispiel von "style over function": Toll inszeniert, Kamera, Darstellende interessant (Ben Kingsley dreht für meinen Geschmack etwas zu sehr auf) und wilde Farbspielereien. Aber man muss das Nichts an Story beiseite schieben - mir war es von daher zu uninteressant.

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      Ein Film so französisch wie Baguette mit Milchkaffee und Gauloise zum Frühstück. In einem kleinen Strandhotel tauchen im Sommer immer wieder dieselben Gäste auf mit ihren Kindern. Man kennt sich, jeder baggert jede/n an und jung und alt machen eigentlich pausenlos Blödsinn und Amour. Da rauchen kleine Kinder beherzt die Filterzigaretten der Eltern, da wird bei jeder Gelegenheit Alkohol, vorzugsweise Champagner, getrunken. Da wird die Kellnerin des Hotels in den Hintern gekniffen (was diese zu Recht als Aufforderung zum baldigen Treffen versteht), da mutiert die biedere Gattin des kleinen Dicklichen zur rolligen Sex-Katze, da wird die Oma im Zug vergessen und so weiter...

      Eine sehr hohe Gagdichte trifft auf sehr präzise agierende Darstellende, wobei vor allem die Kinder (der kleine blonde Junge mit seiner "Freundin") gut mithalten können. Ich hatte teilweise schon Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten in diesem wuseligen Reigen von Schabernack - man muss schon genau aufpassen, um jede kleine Finte in den Dialogen genießen zu können. Das macht den Film sehenswert und zu einem Klassiker, zumal der Seitensprung im Hotelbett unter einer braun/grün/orangen Mustertapete natürlich ebenso 70er ist wie der Rest. Heute käme vermutlich schon bei den Dreharbeiten die Jugend-/Sittenpolizei.

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        angucker 18.01.2024, 08:32 Geändert 20.01.2024, 18:06

        Einfallslos gemachte Familienkomödie, bei der die von Kaley Cuoco gespielte Vorstadthausfrau mit Nebenberuf als Auftragsmörderin (!) ihre Familie einbeziehen und unermesslichen Gefahren aus dem fremden Deutschland aussetzen muss, als ihre Identität auffliegt. Lahme Gags, harmlose Actionszenen, die offenbar aus Gründen der Filmförderung im brandenburgischen Kiefernwald gedreht wurden und lustloses Herumgehampel auf allen Ebenen. Wie Connie Nielsen mit einer martialischen Maschinenpistole durch den Kiefernwald taumelt und dabei hilflos versucht, nicht umzufallen und die Waffe zu halten - das ist schon Slapstick. Selbst der unverwüstliche Bill Nighy kann mit seiner kleinen Nebenrolle nicht glänzen. Absolut verzichtbar.

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          angucker 17.01.2024, 09:06 Geändert 17.01.2024, 10:58

          Cecile de France ist in meinen Augen aktuell eine der interessantesten europäischen Schauspielerinnen. Hier gibt sie - mit vollem Körpereinsatz, Nacktszenen und sehr physisch mit ihrem großen Körper und den großen Muskeln eine 45jährige Frau aus Belgien, die der Liebe wegen nach Frankreich gezogen ist und mit Ihrem Ehemann als Fischerin auf einer kleinen Insel vor der französischen Atlantikküste lebt und arbeitet. Sie bekommt einen jungen Praktikanten Anfang 20 (gespielt von Felix Lefebvre), der -verzogen und verwöhnt aus einer großbürgerlichen Familie kommend - sich schnell mit der einfachen harten Arbeit der Krebsfischerei anfreundet und dann zum Sexualobjekt der älteren Frau wird. Was natürlich in einem kleinen Fischerdorf nicht unbemerkt bleibt.

          In ungekünstelten Einstellungen, ganz nah an den Darstellenden führt Regisseurin Héloïse Pelloquet die Kamera, rückt die harte Arbeit, das Meer, die raue Schönheit der Atlantikküste immer wieder ganz beiläufig ins Bild. Die sehr authentisch wirkenden Personen tun, was sie tun müssen. Es wirkt wie ein Mockumentary, hat den rauen Charme der Brüder Ardenne ("Der Junge mit dem Fahrrad" - auch dort spielte de France eine Hauptrolle) und ergreift nie Partei für oder gegen die Personen oder was diese tun. Beeindruckend und mit wunderschönen Szenen vom Fischen. -> Liste "Bei der Arbeit".

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            angucker 09.01.2024, 05:25 Geändert 25.01.2024, 16:35

            Spin-Off der „richtigen“ NCIS, jedoch in LA angesiedelt und bringt wesentlich mehr Außenaufnahmen, Schießereien und Car-Stunts im Vergleich zur Mutterserie. Positiv zu vermerken sind das hohe Produktionsniveau und die im Vergleich zur Serienmutter modernere Kamera. Es gibt hier gekonnt inszenierte Stunts, ansehnliche Außenaufnahmen und einen rasanten Schnitt. Im Vergleich dazu können die oft sehr altmodisch in immer denselben Studiokulissen gefilmten Episoden mit Leroy Jethro Gibbs und seinen KollegInnen nicht konkurrieren. Dafür wird die Handlung hier sehr schnell monoton. Es wird gefühlt in jeder Episode dieselbe Tür eingetreten und die offen rassistisch fast durchweg als arabische oder afrikanische Islamisten angelegten Bösewichter bestätigen jedes dumme Klischee vom bösen Nicht-Amerikaner, der die freie Welt sprengen oder vergasen will. Vergleichsweise schwach auch der Cast. Leading Man Chris O’Donnell blickt stets ausdruckslos und leicht verkatert, während sein heftig aufgepumpter Partner den immer gleichen freundlichen Teddybären geben muss. Das nutzt sich schnell ab und leider haben die Produzenten auch kein gutes Händchen bei der Auswahl der Nebenrollen. Was hier in jeder Episode an Randfiguren auftaucht, ist in meinen Augen zumeist die unterste Liga der Schauspielerei, zum Teil unfreiwillig komisch. Und der stets allwissende Computer-Nerd, der innerhalb von Sekunden jeden Rechner und jede Kamera anzapfen kann wird mit jeder Episode unerträglicher. Mit der dritten Staffel war für mich dann Ende.

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              angucker 29.12.2023, 05:22 Geändert 25.01.2024, 16:24

              Gefühlte 250 Entgleisungen des Drehbuchs und Logiklöcher verleideten mir diesen Klassiker der 80er. Angefangen mit der enthemmten Vögelei auf dem Rücksitz einer Limousine unter den Augen des Chauffeurs (keine Maitresse ohne Hirnschaden würde jemals dieses Risiko eingehen), über den auffälligen Zusammenbruch im Badezimmer (mit solchen Szenen spätestens ist Kevin Costner als Schauspieler überfordert) bis zu der völlig sinnlosen und später ebenso folgenlosen Auto Verfolgung - der Plot ist zum Kopfschütteln konstruiert. Niemand tut solche Sachen, niemand!

              Daran leidet der toll inszenierte Film ebenso wie an der völlig unattraktiven Darstellerin, die in den langweiligen ersten 30 Minuten die sexy Femme Fatale spielen soll.

              Dafür hat Imam (Supermodel und Ehefrau von David Bowie) einen Cameo Auftritt in Unterwäsche. Ein Film so 80s wie die ausführlich gefilmte Brustbehaarung von Kevin Costner mit dem offenen Hosenbund.

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                angucker 29.12.2023, 04:14 Geändert 29.12.2023, 04:33

                Aus diesem Drehbuch hätte man ohne permanenten Green Screen und mit einem richtigen Schauspieler in der Hauptrolle etwas machen können, nämlich eine streckenweise derbe Satire auf Politik, Action und Muskelmänner. Sozusagen "Hot Shots" reloaded. Denn der Film hat seine Momente, wenn eine äußerlich unauffällige Frau dem Helden der westlichen Welt bei der Feier einer Anwaltsfirma vor die Füße.... Oder der Präsident seinen goldenen Riesenrevolver zieht und Demos für sich selbst inszeniert. Aber so, mit diesem bescheuert und motorisch behindert wirkenden Muskelmann in der Hauptrolle und diesem ganzen Studiotrash ist es das größte filmische Unglück im Mainstreamkino 2023. Ein misslungener Film, der sich selbst zu ernst nimmt ohne Leichtigkeit, ohne gute Action und letztlich ohne Witz. Wie schön wäre es gewesen. Und wie tief will Alice Eve, die theoretisch eine gute Schauspielerin sein könnte, noch sinken?

                Und mein Tipp: Mehr Außenaufnahmen, Ralf Möller oder Michael Douglas für die Hauptrolle und John Landis für die Regie. Aber so...

                Wie schon bei seinem üblen Machwerk "Peppermint (2018)" vergeigt Kameramann Pierre Morell ein Filmprojekt bereits mit der Besetzung der Hauptrolle und scheitert grandios.

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                  Wirtschaftlich verpeilte Farmerfamilie in der amerikanischen Provinz möchte kurz vor Weihnachten 180 Acres (zu)kaufen, obwohl sie bereits die laufenden Kredite nicht bedienen kann. Und da taucht der ständig grinsende Ex-Mädchenschwarm der Kleinstadt wieder auf, um sich als zukünftiger Bräutigam für die erwachsene Tochter und als Veranstalter eines Benefiz-Konzertes (für die darbende Farmerfamilie) anzudienen. Ein Klischee jagt das nächste, die Schauspielerei ist unterirdisch, ausnahmslos alle Darstellenden haben heftig gebleichte Zähne und der angebliche Country-Star kann weder singen, noch tanzen. Nicht ein Song wird ausgespielt (weil es kein Material gab und offenbar niemand am Set singen konnte). Einen schlechteren Film habe ich lange nicht mehr gesehen.

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                    angucker 24.12.2023, 06:44 Geändert 24.12.2023, 12:34

                    Zwiespältiges Vergnügen, denn Fred Astair spielt ab dem zweiten Drittel des Films einen ehemaligen Star-Tänzer und nunmehrigen Star-Songtexter und Sänger, was ihn ohne die Gelegenheit zu körperlicher Betätigung sehr schnell an seine Grenzen als Darsteller und Sänger bringt. Entschädigt werden wir in dieser typischen Musicalproduktion der MGM Studios dafür mit absolut überragenden Tanzeinlagen von Vera-Ellen. Sie zeigt zunächst in einer absolut atemberaubenden, nicht geschnittenen Steptanznummer mit Astaire gleich zu Beginn des Films, warum sie die wohl neben Leslie Caron tänzerisch stärkste Tanzpartnerin Astaires war. Ihr extrovertierter Tanzstil, ihre technische Präzision und ihre strahlende Präsenz sind einfach unvergleichlich. Selbst in den späteren, nicht immer gelungenen Spielszenen ist es zu sehen: Wenn diese Frau nur aus einem Sessel aufsteht oder zur Tür geht, dann ist das ein Ereignis. Eine begnadete Musical-Tänzerin auf der Höhe ihres Könnens. I'm Verlauf des Films verflacht die Handlung um die zwei Songschreiber immer mehr. Zwar werden einige der weltbekannten Hits von Kalmar/Ruby ausgespielt, aber das allein kann es nicht reißen.

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                      Der 1954 entstandene Klassiker der Weihnachts-Musicals unter der Regie von Michael Curtiz ("Casablanca") ist ein Highlight trotz der für heutige Verhältnisse gemächlichen Inszenierung. Befeuert von überragend komplexer und trotzdem unterhaltsamer Musik von Irving Berlin singen und tanzen sich Bing Crosby sowie sein jüngerer Filmkollege Danny Kaye souverän durch einen knappen Plot, bei dem die Bewältigung der Vergangenheit beim Militär im II. Weltkrieg, humanitäre und humanistische Hilfe für Freunde und ehemalige Kollegen und natürlich Liebe eine Rolle spielen. Nicht eine Sekunde wird es hier religiös (was mich als überzeugten Atheisten begeistert hat), die Dialoge haben Witz und die Tanzdarbietungen vor allem auch von Kaye und seiner Filmpartnerin Vera-Ellen sind von erhabener Schönheit und Eleganz. Auch in den Massenszenen tanzt ein Ensemble von ausgebufften Profis mit einer Perfektion - es ist zum Niederknien. Vera-Ellen (die praktisch ihr ganzes Leben bis zum Verlust Ihres Kindes mit Tanzen verbracht hat) bringt eine besondere Leichtigkeit und Schönheit der Bewegung in den Film, was den manchmal etwas steifen Dialogszenen die Schwerfälligkeit nimmt. Curtiz und seinem Team gelang hier ein erfrischend weltliches, handwerklich gediegenes Musical über Weihnachten und den Wert von Freundschaft, das nicht nur wegen des von Bing Crosby beeindruckend gesungenen Welthits zeitlos und sehenswert ist.

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                        Untermalt von monotonen Moll Akkorden sitzen und stehen bildhübsche Mädchen und Frauen in grandiosen Kostümen in der Gegend herum und prostituieren sich, während eine bräsige Männerstimme aus dem Off erklärt, was gerade passiert.
                        Kunstgewerblicher Mist, den ich schon nach 15 Minuten abschalten musste. Bis zum Auftritt von Johnny Depp bin ich daher nicht mehr gekommen.

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                          angucker 14.12.2023, 20:51 Geändert 14.12.2023, 20:52

                          Mit krasser Überlänge und einem glänzend aufgelegten John Travolta in der Hauptrolle des charismatischen Präsidentschaftsbewerbers aus Arkansas wird hier ausgebreitet, wie verdorben Politik ist. Vor allem, wenn es sich zuletzt nur um Erpressung und die Vertuschung außerehelicher Affären mit Minderjährigen dreht. Unter der Regie von Mike Nichols ("Die Reifeprüfung") wird dies in aller Ausführlichkeit, jedoch sehr konventionell erzählt. Allein schon die Einleitung, mit der die verschiedenen Techniken des Händeschüttelns, des "Bonding", beschrieben werden, ist gefühlt 10 Minuten lang.

                          Ja, Bill Clinton war ein charakterliches Arxxx, aber dieser Film erzählt uns nichts wirklich Neues. Und so ließ ich mich von den ausgezeichneten Leistungen von Cathy Bates (lesbische Wahlkampfberaterin mit Cowboyhut), Emma Thompson (karrieregeile Ehefrau eines Präsidentschaftsbewerbers) und vor allem Larry Hagman (Gegenkandidat mit Anstand und dunkler Vergangenheit - Mann was war das ein toller Schauspieler) unterhalten, ohne dass der Film jemals originell oder herausragend wurde. Gutes Handwerk, aber langatmig und etwas altbacken.

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                            Hoher Kult-Faktor einschließlich Burt Reynolds, Schlaghosen, Countrymusik und vielen vielen gekonnt geschrotteten Autos. Nichts davon gefällt mir heute noch, aber dieser kommerziell enorm erfolgreiche Film begründete den unverwüstlichen Ruf von Regisseur Hal Needham als Experte für leicht anarchische Filme, in denen Auto gefahren und Auto geschrottet wird. Wer sowas mag, ist aber in meinen Augen mit John Landis "Blues Brothers" besser dran, zumal die Dialoge mit dem zeitgeistigen CB-Funk Slang nicht besonders gut gealtert sind.

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                              angucker 11.12.2023, 08:37 Geändert 11.12.2023, 08:56

                              Für das Frauenbild dieses Films ist "misogyn" noch verharmlosend. Frauen haben viel Oberweite, oft einen Bikini an, sind jederzeit verfügbar (wenn sie nicht gerade mit Spritze und Opiat auf den Helden losgehen), verführen jeden Clint Eastwood, der nicht bei 3 auf dem Baum ist und werden ansonsten nur mit einem beiläufigen Klaps auf den Hintern abgefertigt. Von der ersten bis zur letzten Szene geht das so und ist nicht schön anzusehen.

                              Ansonsten ein durchschnittlicher Actionfilm der 70er mit wirklich schön gefilmten Kletter- und Bergszenen in Yosemite und den Alpen, bei denen man einen Eindruck von den Härten der Bergsteigerei bekommt. Ob dies und der geschmackvolle Soundtrack von John Williams die Macho-Allüren und auch die Schwulenfeindlichkeit des Films erträglicher machen, muss jede/r für sich entscheiden. Bemerkenswert sind die heftigen Logiklöcher. Ich hatte als Teenager das Buch gelesen - damals in den 70ern. Schon damals fragte ich mich, wozu die etwas wirre Spionagegeschichte unbedingt an der Eiger Nordwand ihren Höhepunkt haben muss - aber der Autor "Trevanian", der auch am Drehbuch mit geschrieben hat, ist halt kein Experte für stimmige Plots.

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                                angucker 10.12.2023, 13:34 Geändert 10.12.2023, 13:39

                                Interessanter Spionagethriller, der sich in meinen Augen durchaus mit der fast zeitgleich entstandenen, ausgezeichneten Carré Verfilmung "Dame, König, As, Spion (2012)" messen kann. Erzählt wird die Geschichte einer Geheimdienst-Verschwörung, an der FSB, CIA und die bezahlten Schergen eines russischen Oligarchen/Gangsters (sehr überzeugend und zurückhaltend gespielt von Tim Roth) beteiligt sind.

                                Hauptperson ist dabei eine hyperintelligente Bankerin (Cecile de France), die in den USA Berufsverbot hat und sich in Monaco bei der Arbeit in einer Bank offensichtlich langweilt. Sie wird von Jean Dujardin und einer Truppe angeblich für die französische Finanzpolizei arbeitender Gestalten als Spionin angeworben. So richtig lebendig und bei sich wirkt diese vom Drehbuch sehr facettenreich angelegte Frau erst, wenn es hoch her geht (und beim Sex mit ihrem Auftraggeber/Kontaktmann). Schräge und zur Geldwäsche dienende Spekulationsgeschäfte mit einem Volumen von 360 Mio. Euro lassen sie kalt, aber riskante Aktionen und die Aussicht, wieder zurück in die USA zu dürfen, lassen Sie zu einer wagemutigen und risikobereiten Agentin werden.

                                Diese formal als Thriller daher kommende Handlung ist zwischendurch verwirrend, weil im Original englisch, russisch und französisch durcheinander gesprochen wird. Außerdem verwenden die Akteure oft die Decknamen der anderen Personen. Trotzdem kann man folgen, wenn man sich auf die Blickkontakte, die Aktionen der Darstellenden verlässt - es ist keine typische Geschichte über Doppelagenten, sondern es geht um die Facetten von Verrat (und Liebe). Ebenfalls vergleichbar wäre "Verräter wie wir (2016)" - ebenfalls eine atmosphärisch dichte Carré Verfilmung.

                                Höhepunkte des Films sind zwei sehr intensiv und ausführlich gefilmte Liebesszenen zwischen Dujardin und de France - zwei Orgasmen und eine Kamera, die in fast lupenhaften Einstellungen über Ohren, Münder und durch Halsbeugen schweift. So intensiv wird im Kino selten geliebt oder Sex gehabt. Zum Luftanhalten auch ein verdecktes Telefonat gegen Ende - wer aufpasst, wird dies spannender finden als eine komplizierte Prügelei mit mehreren Beteiligten. Und ebenfalls anrührend inszeniert der Schluss - hier bestätigt Cecile de France einmal mehr, warum sie nicht nur in meinen Augen eine der ganz großen Schauspielerinnen ist, eine Liga mit Nina Hoss, Sandra Hüller und den großen Charakterdarstellerinnen der englischsprachigen Welt.

                                Macht Spaß, wenn man auf verwickelte Spionagefilme steht oder auf exzellente Schauspielerei.

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                                  Der nach einem Roman entstandene Film hat zwei Probleme: Sein Protagonist Barney (Paul Giamatti) ist ein extrem unsympathischer Egoist, der grundsätzlich nur nach seinem eigenen Vorteil sucht. Und der Film folgt diesem Barney über mehr als 30 Jahre, ohne dass dies über Maske oder glaubwürdige Erzählung der mittleren 20 - 30 Jahre im Film vorkommt. Ich war völlig perplex, als Barney mit mehr als 50 und erwachsenen Kindern auf einmal der alte Mann sein sollte.

                                  Die Darstellenden geben mächtig Gas, vor allem Dustin Hoffman als prolliger Ex-Polizist sorgt bei den reichen jüdischen Schwiegereltern und bei uns Zuschauern für Schenkelklopfen. Paul Giamatti legt seine Figur mit herzhafter Egozentrik an, ist so fett, versoffen und sprunghaft - das macht immer wieder Spaß. Die Frauen sind toll besetzt: Minnie Driver als sehr fordernde, sehr jüdische erste Frau sowie Rosamunde Pike in einer ihrer stärksten Rollen - kühl, distanziert und begehrenswert. Aber alles, was dieser egozentrische Freigeist Barney erlebt, lässt mich als Zuschauer kalt und wird vom Drehbuch irgendwie so hektisch erzählt, dass es kein Interesse weckt. Trotzdem sollte man den Film schon wegen der schrägen Hochzeitsszene (die aber ebenso verhuscht inszeniert ist wie der ganze Film) mal gesehen haben.

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                                    angucker 06.12.2023, 22:14 Geändert 07.12.2023, 16:57

                                    Sehr charmante und gekonnte Autoverwüstung, Würste um die Wette essen - der Humor ist für Vorschüler, aber das Ganze hat Charme. Die zu lange Szene mit der Chorprobe hat was und der Film mit einem (!) in Endlosschleife wiederholten Song verströmt zugleich Charme und Mief der 70er Jahre. Mir ist das im Vergleich zu jedem beliebigen Film mit Adriano Celentano zu kindisch. Nur der schräge und im italienischen Original vermutlich völlig abgedrehte Gastauftritt von Donald Pleasence war für mich erwachsen, der Rest irgendwie Kinderkram.

                                    Ich kann mich beim Lesen der vielen begeisterten Besprechungen nur wundern. Ist die Brille Nostalgie, eingetönt von schönen Kindheitserinnerungen, so rosa? Jedenfalls sind in meinen Augen die Prügeleien in diesem Film nicht Weltklasse, sondern selbst für die damalige Zeit eher durchschnittlich.

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                                      Hervorragend besetzte und mit rasantem Schnitt und künstlichem Retro Vibe aufgemotzte HBO Serie über den Aufstieg der LA Lakers in den 80er Jahren. Ein Haufen Exzentriker, angeführt von dem Selfmade Man und Baulöwen Dr. Jerry Buss entwickeln sich Spieler und Trainer zu dem prägenden Team der 80er in der NBA. Als Charakterdrama angelegt, gelingt es der Serie, diese funktionierenden Verrückten glaubwürdig darzustellen. Wie etwa Sally Fields in der ersten Staffel die geschäftstüchtige und versoffene Mutter des Clubbesitzers verkörpert oder Jason Segel den neurotischen zweiten Trainer dieser Mannschaft, Paul Westhead - das ist episch.

                                      Die für die Handlung wesentlichen Spiele werden durch kurze Szenen nur angedeutet. Das tut dem Handlungsfluss sehr gut, weil der Fokus immer auf den Charakteren bleibt und nicht auf Basketball. Zum Ende hin verflacht die Handlung, weil die Abläufe sich immer wiederholen. Interessantes Konzept, dank der guten Produktion unterhaltsam auch für Zuschauende, die sich nicht für Basketball interessieren.

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                                        Ein Drehbuch wie ein Groschenroman. Zu schlicht, zu elitär, zu kitschig.

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                                          Interessantes Frühwerk von Lasse Halström. Erzählt wird das Heranwachsen eines Jungen, der von seinem älteren Bruder gequält wird und sich ständig Sorgen um die Gesundheit seiner allein erziehenden Mutter machen muss. Diese kommt dann ins Krankenhaus und der Junge allein in die schwedische Provinz zu seinem Onkel, der zwar einfühlsam und unterstützend ist, aber auch mächtig skurril. Es ist schön dargestellt, wie der schüchterne Junge im dörflichen Umfeld einer Glas-Manufaktur richtig aufblüht, im Fußballverein mit einem burschikosen Mädchen anbandelt, der üppigen blonden Dorfschönheit hinterher schmachtet und dabei langsam erwachsener wird und sich von seiner übermächtigen Mutter löst.

                                          Zu sehen gibt es außer bewusst witzig gestalteten Szenen vom Lande (Eisbaden, Scheunenboxen, Ausflüge mit seltsamen Hängebahnen) auch viele Szenen, die in der Glas-Manufaktur zwischen glühenden Glaskolben spielen. Das und der zum Teil schräge Humor halten den ansonsten handlungsarmen Film gut am Laufen. Man sieht sehr deutlich, wie präzise die Regie sich am Storyboard entlang tastet. Merkwürdige Apparate und zuletzt sogar eine Polyesterskulptur der nackten Dorfschönheit inklusive.

                                          Bei aller Harmlosigkeit ist der Film schräg und originell genug, um zeitlos zu sein. Ein Feelgood Movie mit etwas Tiefgang und sehr originell.

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                                              angucker 03.12.2023, 08:52 Geändert 03.12.2023, 09:01

                                              Überraschend, dass dieser Film trotz zwei Stunden Laufzeit und der übersichtlichen Storyline Spaß macht. Es liegt an dem breiten Raum, den die eingeschränkten Personen erhalten, die hier anders als in der deutschen Fassung dieses Films nicht als alberne Freaks, sondern als eigenwillige und starke Persönlichkeiten dargestellt werden. Die emotionalen Behinderungen der "normalen" Personen sind über die Laufzeit immer offenkundiger, was dem Film Witz und etwas Tiefe gibt. Die Basketball Szenen sind gekonnt gefilmt und die bodenständige Darstellung von Harrelson, Olsen und Cheech Marin macht einfach Freude. Die deutsche Synchro sollte man liegen lassen. Die Sprache ist einfach, das Gegrummel von Harrelson total authentisch und die Witze teilweise nicht gut übersetzbar.

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                                                Ich vergleiche diesen Film mit „Love And Basketball“. Obwohl Sam Raimi das alberne Getue um den perfekten Wurf sehr effektvoll filmt, spielt diese Schmonzette vergleichsweise in der Kreisliga. Was auch daran liegt, dass die Romanze fad ist, das Paar keine Chemie hat und Kelly Preston eine wenig glaubwürdige deutsche Synchronsprecherin. Außerdem hat der Film mindestens 45 Minuten Überlänge.

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                                                  angucker 01.12.2023, 10:15 Geändert 03.12.2023, 03:07

                                                  Es beginnt musikalisch mit dem "Tiger Rag", einem rasanten A Capella Pop Titel der Mills Brothers aus dem Jahr 1932. Wir sind im Jahr 1933, große Wirtschaftskrise und ein hübscher, etwas angestrengt wirkender Junge von etwa 12 Jahren (Jesse Bradford - besser war in so jungen Jahren als Schauspieler nur di Caprio) erzählt etwas angestrengt vor einer Schulklasse seine erfundene Geschichte von der telefonischen Begegnung mit Charles Lindbergh. Hält kurz inne, um zu überprüfen, ob sein Witz mit dem Käse und dem Senf zündet. Blickt in ausdruckslose Gesichter seiner MitschülerInnen und bringt seine Geschichte zu Ende. Der Junge kommt aus einer bettelarmen jüdischen Familie, die in einem Hotelzimmer lebt, ständig auf der Flucht vor Vaters Gläubigern und besorgt um Mutters Gesundheit. Phantasievolle Geschichten sind die Stärke des Jungen, der damit sowohl für kurze Momente der Wirklichkeit entflieht und auch versucht, den schönen Schein einer normalen Familie aufrecht zu erhalten. Aaron Kurlander (so heißt der Junge) sieht die Welt aus seiner Perspektive und erwehrt sich fast widerwillig der Avancen einiger Mädchen aus seiner Klasse, etwa der "stinkreichen" Christina (gespielt von einer blutjungen Katherine Heigl), der kränklichen Ella, sogar der Fahrstuhlführerin (Rap-Star Lauryn Hill in einer kleinen Nebenrolle). Der Junge macht seltsame Begegnungen, versucht, etwas zu essen zu bekommen und - wie wohl alle Kinder - irgendwie klar zu kommen. Zuletzt mit einem preiswert erworbenen Vorrat von etwa 30 Brötchen, welche seine einzige Nahrung geblieben sind.

                                                  Aus diesem Nichts an Story macht Regisseur Steven Soderbergh nach seinem eigenen Drehbuch einen bezaubernden filmischen Exkurs über die Schwierigkeiten des Lebens, über Armut, Hunger und vor allem über Resilienz. Über die Fähigkeit des Kindes, des Menschen, mit extrem schwierigen Bedingungen fertig zu werden und immer weiter zu leben, nicht aufzugeben, teilzunehmen an dem, was wir "Leben" nennen.

                                                  Das ist als Film brillant gemacht. Die Kamera nimmt konsequent die Kinderperspektive ein. Der widerliche Hotelpage mit den schlechten Zähnen wird von schräg unten zu einem hässlichen, übergroßen Monster. Die große gewachsene Christina überragt Aaron um einen Kopf. Der korrupte fette Polizist erscheint in fast jeder Einstellung riesig und fett. Durch die perfekte Kamera, den für Soderbergh typisch fließenden Rhythmus und den geschickten Schnitt werden die fast beiläufig arrangierten Szenen nie langweilig. Der Film entwickelt einen gnadenlosen Sog. Die erzwungene Autofahrt lässt mich den Atem anhalten. Und immer behält der Film einen beiläufigen Humor.

                                                  Die Schauspieler können es. Jeroen Krabbé als zwielichtiger, rücksichtsloser Hallodri, Adrien Brody als kerniger "bester Freund" und Beschützer. Hier ist ausnahmslos jede Rolle perfekt (und zum Teil sehr originell) besetzt. Dies ist kein typischer "Coming Of Age" Film, sondern eine charmante, niemals trübsinnige und filmisch gut gemachte Geschichte über Armut, Hunger und soziale Ausgrenzung - aus Kinderperspektive. Thematisch sehr ähnlich in meinen Augen zu Polanskis "Der Pianist". Und geiles Kino. Nur der etwas banale, hollywood-gerechte Schluss verhinderte bei mir die Höchstnote. Vielleicht ist dies der beste Film von Soderbergh. Und das will in meinen Augen schon etwas heißen.

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                                                    angucker 29.11.2023, 22:26 Geändert 30.11.2023, 03:12

                                                    Liebevoll gefilmte Locations und Unterwasserszenen auf den Bahamas, mit Don Cheadle und Naomie Harris gut besetzte Nebenrollen und eine reizende Fülle geschmackvoller Gags halten dieses belanglose Filmchen am Laufen. Im Bett mit Woody Harrelson, schräge Angelausflüge und total geschmackvolle Filmmusik von Lalo Schifrin inklusive. Aber die Story ist vorhersehbar und Selma Hayek könnte mal etwas anderes machen als immer nur ihre Brüste in die Kamera zu recken wie Pierce Brosnan seine Haartolle.

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