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Alle Kommentare von angucker
Wow. Als Film eine Wucht trotz der rudimentären Handlung und obwohl/weil der Film insgesamt im träumerischen Niemandsland zwischen Pubertät und Erwachsenenleben, zwischen romantischer Jugend und (der Abspann!) harter Wirklichkeit bleibt. Bereits mit der ersten Einstellung wird die starke Atmo gesetzt - wer hier noch nicht gefesselt ist, sollte abschalten. Danach wird in witzigen kleinen Szenen, mit dramatischer Ausleuchtung und in fast durchgängigen Nacht- und Kunstlichteinstellungen die Welt einer heilen Jugend in den 60ern gezeigt. Das ist immer wieder witzig, manchmal skurril, die Charaktere werden sehr präzise entworfen einschließlich ihrer Marotten, kleinen Nöte und kleinen Sorgen. Während an der Oberfläche eigentlich nichts stattfindet als Cruising, Blödelei einschließlich Wasserballons, Autodiebstahl, Petting und Mutproben.
Dazu im Hintergrund und bei einer (allerdings eher unterdurchschnittlich gemachten) Tanzveranstaltung live die Musik der Zeit. Aber vor allem noch nie zuvor gesehene Kameraeinstellungen. Wechselnde Bildausschnitte, interessante Perspektiven und immer wieder dramatisches Kunstlicht. Für die damalige Zeit bahnbrechende und später oft imitierte Kamera und Lichtsetzung - das ist einfach der Hammer. Da strahlt das Neonlicht, da schimmern und leuchten die blondierten Haare der Mädels und in einer Szene werden sogar (absichtlich oder nicht) die riesigen Scheinwerfer mit lastwagengroßen Stromgeneratoren ins Bild gerückt, die bei einer Straßenszene das dramatische Gegenlicht schaffen. Bis zur Schlusseinstellung ein Film, den man vermutlich in jeder Regieklasse einer Filmhochschule sehen sollte. Und Harrison Ford zeigt als böser Bube in einer winzigen Nebenrolle, was ihn später zum Weltstar machen sollte.
Es beginnt hoffnungsvoll: Als ein Film über eine ziemlich desolate Familie in Tschechien mit zwei eng verbundenen Töchtern, die beide Turmspringen als Leistungssport betreiben, angefeuert von der zwanghaft ehrgeizigen Mutter und mit einem Vater, der scheinbar sehr viel Alkohol trinkt (eine kleine feine Szene, wo die eine Schwester kommentarlos eine Masse von leeren Flaschen aus der engen Küche räumt). Die ältere Schwester will mit ihrer Leistung zur Olympiade, abliefern, kämpft mit ihrem Körper einschließlich zu viel Oberweite, lässt sich von der Trainerin (gut getroffener Cast) als "zu dick" bezeichnen, entwickelt eine solide Essstörung, fängt an, gegen ihren eigenen Körper zu kämpfen und wird zur Sportinvalidin. Das ist auf den Punkt inszeniert, die abgerockten, unrenovierten Wohnungen, die kaputten Lichtschalter, die sehr heruntergekommene Schwimmhalle, die geschickt gefilmten Verbiegungen der Gelenke beim Training - ein gut gemachtes, empathisches Familien- und Sportdrama in den ersten 45 Minuten. Authentisch, interessant und gut gecastet. Leider driftet der Film danach ab.
<<Beginn Spoiler>>
Denn dies ist ein Bio-Pic nach der realen Lebensgeschichte der tschechischen Turmspringerin Andrea Absolonova, die nach Beendigung ihrer Karriere als Leistungssportlerin unter dem Pseudonym Lea De Mae in über 100 Sexfilmen mitwirkte. <<Ende Spoiler>>
Und dieser Teil des Films ist richtig bescheiden, geradezu unterirdisch inszeniert. Es taucht ein schräger Fotograf/Zuhälter auf, der die mit ihrem Selbstwertgefühl am Boden liegende Ex-Leistungsportlerin "aufbaut" und vermarktet. Aber leider fällt dem Film dazu nichts ein. Schlagartig ist sie weg, die Empathie, keine guten Kameraeinstellungen mehr, die Sex-Szenen sind unterirdisch schlecht gefilmt und der Film behandelt seine Hauptfigur wie ein beliebiges, austauschbares Klischee. Nach einigen Minuten dieser an Reality-TV erinnernden Versuche im Bereich Sexploitation und "Doku" aus dem Anfang der 90er in Prag florierenden Sex-Business war ich raus. Zu schlecht. Aber das erste Drittel des Films lohnt sich schon für alle, die sich für Leistungssport, realen Sozialismus nach der Wende oder solche Themen interessieren.
P.S.: Habe mir jetzt (widerwillig) auch den Rest gegeben. Es bleibt schwach in der 2. Hälfte. Nur die letzten 5 Minuten funktionieren wieder und (Fun Fact) die Hauptdarstellerin sieht mit kahl rasiertem Kopf fast besser aus als mit ihren sonstigen Frisuren.
Bis auf die Szenen mit dem Pferd und die wirklich gelungenen Stunts in den ersten 15 Minuten ist dies ein beliebiger, nostalgieschwerer Film von und mit einem gealterten Action-Star. Wirklich unangenehm fällt auf, dass das Hongkong Kino (dessen Aushängeschild Jackie Chan für viele Jahre war) offenbar tot ist. Der Film wurde produziert von Alibaba, einer Firma, die mittlerweile vermutlich dem chinesischen Regime gehört. Da schmückt sich ein totalitäres Regime mit den Federn eines Kino-Pioniers, der mit dem zwangsweise annektierten Hongkong und seiner lebhaften Kinoproduktion berühmt wurde.
Fehlende Chemie eines angeblichen Liebespaares ist unverzeihlich. Berry und Wahlberg gucken sich noch nicht einmal beim Filmkuss an. Möglicherweise haben sie sich während der Dreharbeiten in den CGI Filmkulissen verirrt. Seitdem in „The Tourist“ Depp und Jolie eindrucksvoll Ähnliches zeigten, habe ich kein so schlecht harmonierendes Filmpaar mehr gesehen. Überhaupt wurde hier beim Dreh zu viel gespart. Praktisch alle Kulissen kommen aus dem Computer und selbst bei Außenaufnahmen achtet die Kamera vor allem darauf, die Bildausschnitte eng zu halten. Auch die Story folgt jedem albernen Klischee. Nur ein paar wirklich spaßige Jersey Witze reißen es raus. Die Frisur von Frau Berry ist zum Fremdschämen. Offenbar wurde hier auch gespart. Ich habe es echt bereut.
P.S.: Der Film hat rund 12 Minuten Abspann und Credits. Man glaubt es nicht.
Scarlett Johannson zeigt hier (auch als Produzentin), dass moderne Unterhaltung auch ohne die kindischen Jungswitze von "Deadpool" und Co. und ohne das (für mich) hirntote Fantasy-Gewürge von "Avengers" & Co. geht: Die einfache Geschichte vom erzwungenen Marketing für eine superteuere und supergefährliche Staatsaktion, vertreten durch einen überzeugend zurückhaltenden Channing Tatum, filmisch begleitet durch einen finster mafiosen Präsidentenberater (Woody Harrelson mit einigen sehenswerten Slapstick-Einlagen) und befeuert von einem geradezu entfesselt aufspielenden Duo aus Johannson und ihrer Assistentin (Anna Garcia). Screwball Comedy 4.0 eingebettet in viele schöne Bilder (meist aus dem Computer) und gediegene Schauspielerleistungen. Hohe Gagdichte, amüsante Ironie überall und sogar etwas Geschichtsstunde für alle Jüngeren, die vom kalten Krieg und dem aberwitzigen Wettlauf im All zwischen den USA und der Sowjetunion nichts wissen. Allein schon der Pitch von Johannson bei der Autofirma ist das Anschauen wert. Qualität wohin wir guckten. Und Johannson darf mal mehr als mit dem Po wackeln für "Black Widow" - obwohl sie auch das in diesem Film gelegentlich tut. Ziemlich coole Sache das und von 6 bis 70 ist für jede/n was dabei.
SciFi altert meistens nicht gut und auch hier sind die hölzern inszenierten Schlägereien, die pathetischen Aktionen vor allem in der letzten Viertelstunde und die eher schlichten Dialoge von der Zeit überholt. Und doch ist diese radikal wie schlicht inszenierte Vision von einer technisierten und totalitär daherkommenden Freizeitwelt nicht nur dem Zeitgeist rund 10 Jahre voraus, sondern formuliert ihre Botschaft ebenso drastisch wie später „Total Recall“, macht das Thema Mensch und Maschine ebenso konsequent wie „Terminator“ und „Robocop“ zum dystopischen Showrunner, nur ist hier der Etat kleiner und die Tricktechnik noch bei weitem nicht so weit wie in den 80ern. Gefallen kann diese etwas trashig daher kommende Vorlage für ihre zahllosen Nachfolger durchaus. Und hat eine originelle, gut in die Handlung integrierte Musik.
Nur der endlose Stunt mit der menschlichen Fackel hätte nicht sein müssen. Abartig gefährlich und als Effekt irgendwie quälend. Michael Crichton machte mit diesem Erstling nicht viel falsch und war thematisch seiner Zeit voraus.
Ein dialogorientiertes Sozialdrama französischer Machart – auf den ersten Blick mit Sicherheit uninteressant für AnhängerInnen der vordergründigen Aktion und der expliziten Gefühlswallungen. Regisseur Bertrand Tavernier nimmt mit oft schwankender, scheinbar völlig spontan geführter Kamera teil am Leben eines extrem engagierten und gleichzeitig hoffnungslos überforderten Vorschul-Lehrers in einer französischen Kleinstadt, die durch das Sterben des Kohlebergbaus dem Untergang nahe ist. Die Arbeitslosigkeit liegt bei fast 40 % und die Menschen sind in Hoffnungslosigkeit versunken.
Was bleibt, sind die Kinder, die Hoffnung, menschliche Nähe und Sex. Es sind viele Kinder, die hier immer wieder bei ihren Spielen und ihrem durch den Lehrkörper liebevoll angelegten pädagogischen Handreichungen mitspielen, so lebhaft, so verträumt, so schüchtern und so verzagt wie Kinder eben sind. Während die Welt der Erwachsenen schon praktisch zusammengebrochen ist in Arbeitslosigkeit, Depression, häuslicher Gewalt und fehlender Perspektive, möchten die Kinder eigentlich nur bei jemandem auf dem Schoß sitzen, spielen, lernen und ihren eigenen Horizont erweitern. Das hört sich belanglos an, ist aber bei einem sehr hohen Erzähltempo eingebunden in einen Film, der Empathie zeigt für Menschen und eine Kleinstadt im strukturellen Wandel. Und mit einem genauestens durchgeplanten Drehbuch es auch schafft, sehr individuelle Charaktere zu entwickeln, die über den gesamten Film spannend bleiben. Da ist nicht nur der überforderte Herr Lehrer, sondern auch seine extrem lebhafte, in ihrer künstlerischen Arbeit fast schon exotische, aber bisweilen auch sehr distanzierte Freundin. Eine Italienerin, die in der Gaststätte ihres Vaters in Spitzenzeiten aushilft, selbst einen extrem schwierigen Sohn hat und auch durchaus mal schnell im Auto die Unterhose auszieht, wenn sie meint, dass dies der Stimmung mit ihrem Partner nützen könnte.
Da sind die üblichen Randfiguren, wie ein nur an der eigenen Karriere interessierter und völlig empathieloser Bürgermeister, der von einem kommunistischen Kollegen abgelöst wird, welcher seinerseits aber auch nur den finanziellen Mangel und die hohe Arbeitslosigkeit verwalten kann. Da sind Kolleginnen und Kollegen, die so detailfreudig wie beiläufig in die Handlung eingeführt werden und über volle 120 Minuten Film bei hohem Tempo glaubwürdig und interessant bleiben. Da sind viele viele Kinder, die in langen Einstellungen wortlos dem Film so etwas wie einen Rahmen geben. Da ist eine optisch und atmosphärisch sehr beeindruckende Kunstperformance, die zugleich den Abschluss und Höhepunkt des Films markiert. Und da sind auch die weniger schönen Dinge wie häusliche Gewalt, Inzest, Suizid und sogar Hunger. Was der Film spielerisch leicht und sehr gewissenhaft so in seiner Handlung integriert, dass es ein rundes, anrührendes und nachdenklich machendes Gesamtpaket wird und dabei stets unterhaltsam bleibt.
Helle Begeisterung auf unserem heimischen Fernsehsofa. Wer Filme von den Brüdern Dardenne, Ken Loach oder überhaupt Filme mag, die in einer sozialen Realität spielen und nicht in einem von Schüssen und Prügeleien durchzogenen Abenteuerland, wird hier fündig. Und als kleinen Teaser: dieser Film hat (übertroffen nur von „Love & Basketball“) eine der schönsten und romantischsten Szenen mit einem Heiratsantrag, die es im Film nach meiner Kenntnis gibt. Aber auch hier: sehr hohes Erzähltempo! In meinen Augen ein Meisterwerk, das gewisse Ähnlichkeiten mit den besseren Filmen meines Lieblingsregisseurs Robert Altmann hat.
"Kill Your Darlings" sagt eine kluge Lebensweisheit der schriftstellernden und musizierenden Branche. Habe ich mit diesem Film, den ich aus frühester Jugend (Kino) in geradezu überwältigender Erinnerung hatte. Warum ich den im Alter eines Drittklässlers so toll fand? Keine Ahnung.
Ein lahmes Musical um den netten, aber frauenlosen Erfinder mit den supersüßen Kindern (Disney lässt grüßen) und die extrem elegante, immer zu gut gekleidete Dame von Welt mit Geld. Die natürlich diesen Filou ganz bezaubernd findet und nichts unversucht lässt, um dieses leicht verpeilte Prachtstück von Mann möglichst schnell (ohne Sex vor der Ehe) zu heiraten. Das ist extrem frauenfeinlicher und zuckersüßer Kram für das konservative Gemüt.
Das ist noch viel blöder, als es sich in dieser Kurzfassung anhört. Zumal der titelgebende Song (der einzig gute- im ganzen Musical) erst nach mehr als einer Stunde überhaupt auftaucht. Davor und danach gibt es sturzlangweiliges Getue mit einigen durchschnittlichen Tanzeinlagen. Dick van Dyke im Unterforderungsmodus und nur Gerd Fröbe kann so richtig die Sau rauslassen als seefahrender gemeiner Superkapitalist. Mindestens 2 Punkte für Fröbe. Vor allem aber zünden die Songs nicht. Bis auf den zigfach wiederholten Titelsong, und der ist genau genommen auch sehr schlicht. Muss kein Kind heute noch sehen.
Nach der Zweitsichtung ein Punkt rauf: Wirklich einer der besten Spionagethriller mit diesen melancholischen Untertönen, der glühend inszenierten und doch instrumentalisierten Liebesgeschichte - keine einzige Schießerei, eine einzige Prügelei und (habe ich erst beim zweiten Sehen bemerkt) eine sparsame Filmmusik, die (ein ganz raffinierter Trick) nur aus einer einzigen Akkordprogression besteht: Die markanten, grammyprämierten Akkorde von "Have A Little Faith in Me" (John Hiatt, "Bring The Family", 1987). Ist eine sehr gefühlvolle, Spannung aufbauende Akkordfolge. Aber es ging hier wohl mehr um den Titel des Songs. Hammer - sehr subtil!
Übrigens sollte man immer die Synchronisationsfassung verwenden, wo auch russisch und englisch geredet wird. Es gibt auch eine Fassung, wo alles "eingedeutscht" ist und das nimmt dem Film viel von seinem Reiz.
Bei einem so einfachen Film, bei dem der Titel schon fast das ganze Drehbuch enthält, bei einer so letzlich vorhersehbaren Feel-Good Komödie wie hier, da geht es um die Details: Eine rasante Ausstattung, bei der vom Luxusauto bis hin zu völlig abseitigen, aber stets sehr passenden Luxusklamotten nichts ausgelassen wird. Ein guter Cast, bei dem wie hier vom stets gekonnt aufspielenden Gérard Jugnot als verschmitztem Patriarchen über die krass auf schön, reich und dumm machende Tochter (Camille Lou) bis hin zum schrägen Heiratsschwindler (Tom Leeb, der vor allem auch im Abspann zeigt, was er kann) alles vertreten ist. Und es darf schräg sein. Golfen auf den Hals einer Champagnerflasche, gehalten von einem (natürlich farbigen) vor Angst zitternden Diener. Ein weiterer schwarzer Diener, der die zu kleinen Schuhe seines Herrn eintragen muss (die genialste Geschäftsidee seit Jahrzehnten).
Das ist durch die Bank gut gemacht, die Details passen und daher machte der Film jedenfalls mir Spaß. Genau richtig für einen lauen Sommerabend und aktuell in der ZDF Mediathek.
Hübscher, sehr gleichmäßig erzählter Film im Kaurismäki Stil mit sorgfältig arrangierten, farblich genau abgestimmten Tableaus, gleichmäßigem Handlungsfluss, skurrilem Humor und vor allem sehr vielfältiger und überraschend schöner Musik von Klassik über Folklore bis finnischer Pop. Sehr witzig erzählt die Kritik an entfremdeter Arbeit, miesen Arbeitsbedingungen und Ausbeutung durch Supermarktleiter und Chefs im Maschinenbau, auf der Baustelle und im Drogencafé - es werden sogar Aspekte des Arbeitsschutzes und der Kündigungsfristen, Bezahlung gestreift. Das kommt auf die Liste <<Bei der Arbeit>>. Im Hintergrund im Radio laufen üble Meldungen aus dem Ukraine-Krieg, was den ganzen Film zu einer leicht depressiven Sache macht ebenso wie die Sauferei des Holappa und seiner männlichen Kollegen. Ein Film, der fast ohne Dialoge auskommt und der trotz aller Melancholie niemals in krassen Weltschmerz verfällt. Würden wir das von Kaurismäki nicht schon kennen, wäre es außergewöhnlich.
Ein Animationsfilm in Spielfilmlänge, der nach einer in den neunziger Jahren in Japan sehr populären Comicserie entstanden ist. Die Animationen sind teilweise sehr liebevoll von Hand gezeichnet, kommen im späteren Verlauf des Films, vor allem während des lang gezeigten Basketball-Endspiels, aus dem Computer. Die Handlung kreist um eine alleinerziehende Mutter von 2 Söhnen und einer Tochter, die nach dem Tod des ältesten Sohnes von der Insel Okinawa auf das Festland ziehen. Dort nimmt der 3 Jahre jüngere mittlere Sohn im Alter von nunmehr 17 Jahren an den landesweiten Meisterschaften im Basketball der High-Schools teil. Während des ausführlich gezeigten Finales werden in kurzen Rückblenden Anekdoten und Erlebnisse aus der Vergangenheit des Jungen, seiner Familie und der übrigen Spieler und Schulkameraden gezeigt. Diese Szenen sollen die Entwicklung und Vergangenheit der Spieler und der Familie des Jungen zeigen.
Dies ist in meinen Augen, bei allem Respekt für den etwas anderen kulturellen Hintergrund solcher Comics und Serien, ein geradezu faschistischer, gewaltverherrlichender und auch als Basketball Film außerordentlich schlechter Film. Kaum zu ertragen – ich habe den Film nur zu Ende gesehen, um ihn für meine Liste mit Basketball Film zu sichten.
Das fängt schon mit dem Narrativ an: die Erzählung des Jungen oder jungen Mannes, der mit sportlicher Leistung quasi über sich hinauswächst und zum Superhelden wird, ist hinreichend erzählt. Und doch ergeht sich der Film hier in den üblichen Klischees von großem Vorbild, Erniedrigung, hartem Training, Überwindung von Schwierigkeiten und großem Erfolg. Das ist mit Verlaub nicht nur einfallslos, sondern auch neoliberaler Mist, der vor allem Jugendlichen in gefährlicher Weise suggerieren soll, dass sie nur jede Niederlage und Erniedrigung wegstecken müssen, um irgendwann ein großer Held zu werden.
Zielt dies schon erkennbar auf jugendliche Nerds, die in der Schule gehänselt werden und im Sport schlecht sind, so ergeht sich der Film leider durchweg in einer Bodybuilder-Ästhetik, die ich im Zusammenhang mit 17-jährigen männlichen Jugendlichen einfach nur ekelhaft finde. Da turnen während des bei 2 Stunden Laufzeit recht langen Films im Basketballspiel durchweg Modellathleten mit Stiernacken und massiven Muskelpaketen durch die Gegend, die so aussehen, wie ein 30 Jahre alter Bodybuilder nach der ausreichenden Einnahme von Anabolika. Da wird ein Körperideal abgefeiert, das nicht nur für 17-jährige Jugendliche, sondern insgesamt völlig absurd ist und lediglich mit geheimen Wünschen und dem oft gestörten körperlichen Selbstbild von pubertierende Jugendlichen in unangenehmer Weise spielt. Nur ein Beispiel: der zurzeit zu den Top Basketballspielern in der Welt gehörende amerikanische Profi Kevin Durant sieht aus wie eine sportliche Bohnenstange und hat dafür sehr lange Arme. Kein Stiernacken, keine mächtigen Schultern und keine baumstammdicken Oberschenkel. Was soll dieser Scheiß und was soll das Jugendlichen bitte für ein Bild von Körpern und Sport vermitteln?
Widerlich auch die im Film ständig und auf allen Ebenen stattfindende Gewalt. Da gibt es Gewalt in der Familie, Gewalt auf dem Schulhof, Gewalt auf dem Spielfeld und vor allem überall Gewalt in der Sprache mit primitiven Kraftausdrücken, die vermutlich nicht nur der Übersetzung und Synchronisation geschuldet sind. Auch hier geriert sich der Film als Überdruckventil für frustrierte Jugendliche, die sich hier in ihrer Fantasie einmal so richtig austoben sollen.
Auch die Darstellung des Basketballs ist weit unterdurchschnittlich. Da finden irreguläre Auszeiten einer Mannschaft mitten während des Spiels mitten auf dem Spielfeld statt. Da werden Basketballer in völlig aberwitzigen Situationen gezeigt, wo zum Beispiel der jugendliche Held verzweifelt vor sich hin dribbelt umgeben von 3 gleichaltrigen Schülern, die wie Kleiderschränke aussehen sollen. Da folgt die Dramaturgie des gezeigten Finales ganz schlicht dem Schema Aufholjagd, wechselnde Führung und knappe Crunch-Time.
Aber am schlimmsten finde ich das Frauenbild des Filmes. Da ist eine als uninspiriert und wenig liebevoll vorgezeigte Mutter, ein niedliches Mädchen, das aus nicht näher bekannten Gründen neben den Spielern auf der Bank sitzt (offenbar, um diese anzuhimmeln – auch das der blanke Sexismus) und vor allem eine kleine Schwester, die während der über immerhin 3-4 Jahre laufenden Handlung des Films weder älter, noch erwachsener wird noch ihre alberne Quietsch-Stimme verliert.
Und recht unangenehm auch die Tonspur. Zwar unterbricht der Film in einigen Szenen wirkungsvoll die Tonspur, um zusätzlich Spannung aufzubauen und das Augenmerk auf die Aktionen der Spieler zu lenken. Dies aber nur, um unmittelbar danach in eine offensichtlich aus schlechten Heldenfilmen der achtziger Jahre stammende merkwürdige Musik bestehend aus Hardrock-Elementen mit Popmelodien zu verfallen, die ebenso kindisch ist wie der ganze Film.
Ich möchte mir nicht vorstellen, was so ein Film und was solche Comics in den neunziger Jahren mit japanischen Jugendlichen gemacht haben.
Die Gags zünden hier - noch mehr als im zweiten Teil. Eine einfache dramaturgische Idee (Kind ist schlauer als seine Überwachenden) mündet ein in wirklich skurrile Situationen, deren Komik von 8 bis 80 durchaus gefallen kann. Das Ganze kommt noch betont divers daher, niemand nimmt sich oder seine eigenen Rolle zu ernst und das Paket macht Spaß.
Sandra Hüller dominiert hier in jeder Minute des mit fast 3 Stunden Laufzeit leider überlangen Films. Von der 1. Szene, wo sie – mittags schon angesäuselt und mit gönnerhafter Überheblichkeit eine hübsche Literaturstudentin anbaggert, welche sie interviewen möchte bis zur letzten Szene mit dem übrigens fantastisch in seiner Rolle spielenden Blindenhund verkörpert sie eine moderne Frau in einer modernen Beziehung mit modernen Problemen. Ein Mann, der auf seiner Wolke 17 ein verhinderter Schriftsteller ist mit unabgeschlossenen Buchprojekten, die er nicht seiner eigenen fehlenden Zielstrebigkeit, sondern seiner Frau anlastet. Wirtschaftliche Probleme des Ehepaares, die Hüllers Figur mit thematisch sich offenbar wiederholenden, aber durchaus erfolgreichen Büchern in den Griff zu bekommen versucht. Und zuletzt strafrechtliche Probleme, als ihr der Mord an ihrem Mann zur Last gelegt wird, was in quälend langen und unfassbar unprofessionell wirkenden Gerichtsszenen erörtert wird.
Dass Sandra Hüller eine der großen Schauspielerinnen ihrer Generation ist wusste ich auch schon vorher und das wird durch diesen Film einmal mehr bestätigt. Aber die mit Verlaub schwachsinnige Idee, ein Ehedrama als unprofessionell inszenierter Gerichtsprozess im Stil eines Laientheaters zu präsentieren mit einem Staatsanwalt, der über mindestens 20 Minuten hinweg nur dumme Suggestivfragen stellt und aus dem schriftstellerischen Werk der Angeklagten zitiert. Mit einem Psychiater, der hemmungslos sich in Plattitüden aller Art über seinen ehemaligen Patienten, den verstorbenen schriftstellernden Hausmann und Ehegatten von Sandra Hüller ergeht. Mit einer Unfallrekonstruktion, die so laienhaft gemacht und so amateurhaft repräsentiert wird, dass es einfach nur lächerlich ist. Ich bin als Anwalt nur zivilrechtlich tätig, aber so einen Unfug habe ich im Film (Unterabteilung der Gerichtsszenen) seit „Mein Vetter Winnie" nicht mehr gesehen. Daran leidet der ganze Film, der außerdem für meinen Geschmack und dramaturgisch mehr als eine halbe Stunde zu lang ist. Man hätte die ganzen Gerichtsszenen besser weggelassen. Der Plot hätte sich intensiver und fokussierte auch ohne das entwickeln lassen.
Und so bleibt ein sehr fader Nachgeschmack. Die einzigen hier wirklich professionell agierenden Figuren sind die bezaubernde Sozialarbeiterin des Gerichts, die den aus einer verwirrten Laune heraus mit Aspirin (man höre und staune) vergifteten Blindenhund auch mitten in der Nacht zielstrebig rettet und eben Sandra Hüllers Autorin, die es mit dem falschen Mann in den falschen Teil Europas verschlagen hat. Dafür empfinde ich den Film als heftig überbewertet.
Das ist Familienkino vom Reißbrett, aber die Gags haben bei mir gezündet. Peinliche Väter, die ihre Sprösslinge vor allen Leuten abknutschen, hakennasige Analystin mit Tipps zum richtigen Zungenkuss - das ist frech, originell und immer wieder für einen Schmunzler gut. Fahrschul-Witze, Handy-Witze, "ich bin Koreaner und habe trotzdem Humor"-Witze - da ist für jede/n was dabei. Und der Film hat wirklich schöne Chor- und Filmmusik - originell, abwechslungsreich und voll ausgespielt. Ana Faris kann schrullige Charaktere und nur die Fleischklops-Erscheinung mit den vielen Tattoos von Dave Bautista ist ein kleiner Abturner. Aber der hat diese Serie gepachtet und ist quasi der Running-Gag im XXL-Format. Da gibt es in der aktuellen Produktion von Guy Ritchie und Co. viel Schlimmeres.
So sieht wohl eine Auftragsarbeit aus: "Herr Ritchie, machen Sie einen amüsanten Actionfilm mit internationalem Cast." Darauhin zieht Ritchie die Tarantino-Karte und macht "Inglourious Basterds" noch einmal mit mehr Action und großem englischem Patriotismus. Das kann nicht so gut werden wie die Vorlage und dieser maximal englische, heroische Patriotismus und Nationalstolz, der hier mal wieder abgefeiert wird, ist in Zeiten eines vom Neoliberalismus fast zerstörten England und auch sonst mehr als unangenehm.
Dafür hat der Film einige witzige Szenen, das Duo Cavill/Ritchson funktioniert hervorragend (ich liebe die deutsche Synchronstimme von Ritchson...) und insgesamt war der Auftraggeber mit dem Produkt vermutlich zufrieden.
Diese vorhersehbare Rom-Com kommt überhaupt nicht in die Gänge, bis nach mehr als einer Stunde endlich der Titelsong gespielt wird. Mit Musik wird alles besser.
Grauenhafter Film, dessen exzessive CGI und alberne Geschichtsverdrehung im Sinne einer absurden Verschwörungstheorie rund um das Haus Sachsen-Anhalt nur durch die charmante Schauspielerei von Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Rhys Ifans und ihrer Kollegen vor der Mülltonne gerettet wird. Die durchaus ansehnlichen Fecht-Szenen sind zu lang und - wie der ganze Film - zu künstlich. Aber was mir am übelsten aufgestoßen ist, sind die ständigen Sprüche darüber, dass die aufrechten Bürger, die gefühlte Elite, den bewaffneten Aufstand suchen sollten, wenn der Staat "aus dem Ruder läuft". Solche dämlichen Sprüche hört man doch heute immer wieder aus der rechten Ecke und von besserwissenden Greisen, die es dem Rest der Welt mit Waffengewalt noch mal so richtig zeigen wollen. Widerliches Drehbuch.
Interessanter Film, den ich zum Zeitpunkt des Erscheinens im Kino verpasst hatte. Es war damals ein großer Kassenerfolg, der etwa das Zehnfache seiner Produktionskosten von rund 20 Millionen € einspielte. In meiner Freundesliste wird der Film extrem unterschiedlich bewertet. Das geht buchstäblich von 1,5-10 Punkten und meist wird dem Film angekreidet, dass die im Film dargestellten Aktionen und das Verhalten der Bären naturwidrig sei (was völlig richtig ist wie eigentlich immer, wenn Unterhaltungskunst mit dressierten Tieren unterwegs ist). Da wird zu Recht beanstandet, dass die in die Tonspur gemischten menschlichen Laute, nämlich Lautäußerungen von Keckern über Winseln bis zum behaglichen Schnurren unecht wirken. Diese Kritik ist berechtigt – das wirkt aus heutiger Sicht extrem zeitgeistig und sogar etwas kitschig. Es ist aber in meinen Augen absurd, einem Spielfilm mit Bären und Hunden fehlende Natürlichkeit, nicht artgerechtes Verhalten oder sogar (wie einige Zuschauende aus meiner Freundesliste) technisch fehlerhafte Jagdtechniken vorzuwerfen. Das ist in meinen Augen etwa so wie das Herummäkeln an einem perfekten Schuss auf eine Briefmarke über 1000 m Entfernung, wie das in modernen Actionfilmen eher die Regel ist. Der Film macht zu jeder Zeit klar, dass er als Spielfilm daher kommt. Dazu tragen etwa das in vielen Szenen großzügig verwendete Theaterblut bei und auch die originellen und witzig animierten Traumsequenzen des jungen Bären, die von verpatzten Jagdbegegnungen und zum Beispiel Fröschen mit Reißzähnen handeln.
Ansonsten ist dies aber ein unbedingt sehenswerter Film, den man aber nicht mit einer Naturdokumentation verwechseln darf. Es handelt sich um einen Spielfilm, der im Verlauf der 4-jährigen Vorbereitung und mehr als 100 Tage dauernden Dreharbeiten mit dressierten Tieren erstellt wurde, wobei der junge Bär (leicht zu erkennen im Film und notwendig wegen der langen Dreharbeiten) mehrfach ausgetauscht wurde. Lässt man das für meinen Geschmack etwas verkopfte Kritisieren der scheinbar bzw. offensichtlich fehlenden Natürlichkeit einmal beiseite, ist dies ein in der Filmgeschichte einmaliger und inhaltlich durchaus anrührende Film darüber, wie wichtig Gesellschaft, Nähe und sogar körperlicher Kontakt ist einerseits und andererseits darüber, dass Respekt und physische Überlegenheit nicht nur unter Menschen, sondern sogar im Verhältnis Mensch/Tier eine wichtige Rolle spielen können. Die auch auf Filmplakaten verwendete Szene eines durchnässten und gebückt zusammengekauerten Jägers und über ihm ein im Film minutenlang brüllender riesiger Bär ist natürlich nicht Natur, sondern eindrucksvoll inszenierte Machtdemonstration und im Film der Turning Point für den von Tchéky Karyo beeindruckend gespielten jüngeren Jäger.
Noch einmal: es ist in den meisten Fällen wenig hilfreich, einem Spielfilm seine Produktionstechniken anzukreiden. Und im Ergebnis ist dieser Film gerade wegen seiner besonderen Produktion sehenswert und originell selbst dann, wenn man die Handlung als zeitgeistig oder verfehlt empfindet.
Auch hier macht Guy Ritchie wie schon im 1. Teil Popcorn-Kino auf die spezielle Art. Englischer Humor, absurd theaterhafte Masken und Dekorationen, Sherlock Holmes im Strampelanzug (mehrfach!) - doch das hat was. Nämlich Unterhaltungswert und Massenkompatibilität ohne dabei den Charakter einzubüßen. Gutes Casting wieder. Noomi Rapace ist eine Bank als dynamische und ziganische Wahrsagerin (obwohl diese Passagen an Rassismus und überheblichen englischen Klischees wirklich nichts zu wünschen übrig lassen). Stephen Fry darf blank ziehen - hier nimmt der Film etwas das Tempo raus und Jared Harris macht einen wunderbaren Moritary. Chapeau!
Schauspielerinnenkino vom Feinsten, da wird mimisch nichts ausgelassen. Das ist auch streckenweise lustig, aber die frauenbewegte Story ist mit dem Titel schon erzählt und kann zu keiner Zeit fesseln oder gar überraschen.
Ein letztlich etwas voyeuristischer Film über zwei indigene Frauen in einem Reservat in Oklahoma (was man aber nur am Rande erfährt - Tulsa ist die nächste größere Stadt), die kleinere und größere Straftaten begehen und sich dann auf die Suche nach der Schwester/Mutter machen. Der Film verwendet sehr viel Screentime für die Charakterzeichnung - die Ältere ist lesbisch, hat eine kriminelle Karriere hinter sich und kommt sehr dominant rüber, während die Jüngere ein richtiger Teenager ist - etwas dumm, sehr wagemutig und hoch emotional.
Der Film hat seine Stärken, solange er bei seinen beiden Hauptpersonen bleibt, deren kleinen Gaunereien begleitet und nicht versucht, eine Handlung zu entwickeln. Denn alles, was hier an Handlung passiert, ist wuschig, weltfremd und passt in keinerlei Realität (ich will nicht spoilern, aber sooo funktioniert das alles nicht).
Und so blieb hier ein fader Nachgeschmack: Viel Folklore, aber die Geschichte selbst ist dünn, was auch die interessanten Darstellenden und die ganz gute Kamera nicht wett machen können. Im Vergleich zu "Frozen River" (2008) - einem Meilenstein dieses Genres - ist dies ein dünne Geschichte und sehr flach erzählt.
Hier ersparen wir uns jedes Eingehen auf die Inhalte. Der Film ist wirklich absolut unterirdisch schlecht und die Hauptdarstellerin/Produzentin/Drehbuchautorin (!) Jenny McCarthy (ein ehemaliges Playboy Model) zeigt eindrucksvoll, dass bloße Selbstzerstörung vor laufender Kamera selten wirklich lustig ist. Zwischendurch fragte ich mir immer wieder, ob dieser Film nur Vehikel sein sollte, um einige chirurgisch verbesserte Körperteile in die Kamera zu halten, kindische Zoten abzufeiern und die üblichen Waxing-Witze zu bringen. Das wurde dann abgelöst von der spannenden Frage, warum die von Hause aus brünette Hauptdarstellerin mit schlecht blond gefärbten Haaren durch den Film stolpert, so dass jede/r engagierte Friseur/in zur sofortigen Haarfärbung raten würde. Und zuletzt tauchte die Frage auf, warum die ebenfalls aus der Model-Ecke kommende Carmen Electra hier eine auf black bad-ass bitch mimende (und auch so sprechende-) Freundin spielt, die von Hause aus aber schneeweiße Durchschnittsamerikanerin ist. So skurril, dass es schon fast wieder Unterhaltungswert hat.
Regisseur Rob Reiner hat mit diesem Film sozusagen "geübt" für seinen 4 Jahre später erschienenen Kassenknüller "Harry und Sally" (1989) - eine ähnliche Geschichte, ein verstricktes Liebespaar, hohe Gagdichte und straffes Erzähltempo. Hier jedoch bekommt man in der Verpackung einer allerdings jugendfrei servierten "Teenager-Sexkomödie" eine wirklich gediegene Rom-Com mit viel Charme, extrem hoher Gagdichte und einem festen Blick auf die zweite Ebene: Was ist wichtig im Leben? Müssen wir uns anpassen? Gibt es Sex ohne Liebe? Letzteres ist auch in "Harry und Sally" ein wichtiges Thema, wird dort für meinen Geschmack aber zu sehr breitgetreten.
Die Darstellenden sind (wie auch später in "Harry und Sally") gut gecastet: John Cusack nervt zwar mit seinem anstrengenden Nerd-Gehabe und seine Angebetete (Daphne Zuniga - bestens geführt von einer straffen Regie) ist ein richtiger Backfisch mit Hang zum Kontrollzwang. Der Film entwickelt das aber charmant, leichtfüßig und mit netten visuellen Einfällen (Blankziehen auf der Straße, beherzte Sprünge ins Schwimmbecken, eine wirklich glaubwürdige Bikinischönheit) über ein Roadmovie zu einem zwar vorhersehbaren, aber dennoch charmanten Schluss.
Wirklich komisch fand ich die Anmerkungen der älteren Literaturprofessorin im Kurs "kreatives Schreiben" - so geht witzig in meinen Augen. Da wird auch mal das Pizzaessen zum Kunstobjekt und auch hier ist der Erzählton schnell, straff und immer mit einer zweiten Ebene unterlegt.
Eine Perle im Einerlei der 80er Jahre Teenagerfilme. In Nebenrollen Anthony Edwards (Emergency Room), Tim Robbins (als "Clark Gable" mit einer allerdings durchwachsenen Performance) und ich ertappte mich beim Schauen immer dabei, wie die Gags kleine Nachdenkerchen hinterließen zu den doch existentiellen Fragen, die der Film ganz beiläufig immer wieder streift. Ein Plädoyer für ein freies, selbstbestimmtes und bei aller Intellektualität spontanes Leben und ein Plädoyer für die Liebe als Zustand.
Streckenweise witzige Komödie mit einem damals noch ganz schlanken Christian Clavier und einem damals schon ziemlich dicken Jean Reno. Reno ist der Korse, alle Korsen saufen, singen komische Lieder und kennen sich mit dem Bombenbauen bestens aus. Doch, das hat etwas, nämlich Lokalkolorit, einen quasi rassistischen Witz (wir Deutschen müssten über Ostfriesen oder Niederbayern witzeln) und mit Caterina Murino eine schöne Oberkorsin, die wirklich o la la aussieht und ganz passabel spielt. Schöne Auto-Stunts auf kurvigen Straßen.