angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Unbedingt im englischen Originalton sehen. Das zickige Upperclass Englisch der hier als teuflischer Vamp erscheinenden Alice Eve und die sanfte Sprache von Scott Adkins, der harte osteuropäische Akzent der Mona machen in Verbindung mit der surrealen Atmosphäre eines Kammerspiels unter Beschuss und guten Kampfszenen einen soliden B Film. Mir gefiel auch der nette kleine Twist am Ende. Eine originelle Hommage an „Leon der Profi“.

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      Beeindruckender, sehr expressiver Schwarz-Weiß Film aus der Nachkriegszeit mit dem Hildegard Knef ihren Ruf als DIE Nachkriegsschauspielerin mühelos erwarb. In wilden Montagen, mit einer Vielzahl kleiner und großer "Filmtricks" (wie etwa Überblendungen, einer von innen beleuchteten Schublade - letzteres hat sich Hitchcock später zu eigen gemacht) erzählt der für heutigen Zeitgeschmack manchmal etwas übertrieben dramolierend daher kommende Film von Menschen in Ruinen, die vom Krieg traumatisiert und zerstört sind. Und ergeht sich dabei niemals in Weinerlichkeit oder Sentimentalität. Zugleich ein Zeitdokument zeigt der Film auch, unter welchen aberwitzigen Bedingungen damals gewohnt und gelebt wurde ("mir geht's gut, ich habe richtiges Fensterglas" sagt der Kriegsverbrecher an einer Stelle).

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        Wie @McBabs bereits bereits geschrieben hat: Eine eher schwache Story, die etwas interessanter wird durch die Darstellenden. Jennifer Anniston in ihrer ganzen (etwas prolligen) Naivität - sehr gut gemacht. Jake Gyllenhaal (den ich kaum erkannt hätte) als somnambuler Stalker - die Besessenheit vom "Fänger im Roggen" ist einer der vielen Schwachpunkte des Drehbuchs, aber er bringt das gut. Wer bessere Schauspieler mag, ist hier richtig. Alle anderen können den Film auslassen.

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          angucker 13.04.2025, 03:22 Geändert 01.05.2025, 17:19
          über G20

          Verzichtbare Dutzendware von Amazon MGM mit einer gut austrainierten Viola Davis als Retterin der freien Welt. Was mich nicht abschalten ließ, war allein die deutsche Synchronstimme von Viola Davis. Krass schöne und einmalige Altstimme mit diesem wilden Extra. Wie heißt sie?

          Martina Treger. Beeindruckend.

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            Das war eine meiner ersten Besprechungen bei MP vor rund 10 Jahren, als dies noch eine echte Community war. Da ich momentan meine alten Beiträge sichte und extrahiere (um den Rückzug vorzubereiten), stieß ich noch einmal auf dieses "Meisterwerk" mit dem damaligen Power-Couple Ben Affleck und Jennifer Lopez. Dies war vermutlich einer der größten finanziellen Flops der Filmgeschichte: 75 Mio Dollar Produktionskosten (laut TMDB) bei rund 7 Mio $ Einspielergebnis. Es ist ein Wunder, dass Ben und JLo danach überhaupt noch Filme gemacht haben. So beliebt muss man erstmal sein.

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              Läuft bei mir manchmal zur Berieselung - praktisch im Hintergrund. Sauber produzierte Polizeiserie, die vor allem europäische Großstädte als Locations benutzt und als "running gag" einen großen schwarzen Wuschelhund. Inhaltlich extrem flach, eindimensionale Handlungsstränge, klischeehafte Dialoge und nur ab und an bringt die Ostberliner Schauspielerin Christiane Paul mit ihrer Rolle die Serie etwas zum Leuchten, weil bei ihr trotz (vermutlich) Kettenrauchen und fehlenden Modelqualitäten dieses gewisse Etwas (Charme, Charisma, Präsenz) quasi mit dem Schalter angeht, wenn sie es braucht oder will.

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                angucker 31.03.2025, 08:31 Geändert 02.04.2025, 21:03

                Eine seltsame, unterhaltsame Rückblende in die 80er Jahre: Kameras so groß wie Föhne, in Rauch aufgehende Cassettenrecorder, Videorecoder im Format von Lexika, Oberlippenbärte, VokuHila Frisuren und überall hochgezüchtete Oberkörper (und sogar die Jungs verlieren häufig ihre Hemden, was wahnsinnig lustig ist) und der Rest sind C-Movie-artige Autofahrten und verpeilte Schießereien. Denn der Held kann leider keine beweglichen Ziele treffen, auch wenn seine Kanone größer ist als die von Charles Bronson. Tolle Brüste (Männer und Frauen) und gute Country Musik im Hintergrund.

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                  über Cheers

                  Eine Sitcom aus den 80ern, die erstaunlich gut gealtert ist: Keine blöden frauenfeindlichen Sprüche wie bei Al Bundy, keine ewigen Wiederholungen wie bei "Hör mal, wer da hämmert". Stattdessen werden ziemlich unterschiedliche Menschen in einer Kneipe, die durchaus alle so ihre Macken haben, immer wieder durch den Kakao gezogen. Die Charaktere erledigen das selbst, und zwar bestens: Die dümmlichen Chauvi-Sprüche des Kneipenbesitzers Sam Malone, die unfassbare Überheblichkeit seiner blonden Kellnerin und Geliebten Diane, die stoffelige Einsamkeit des Trinkers Norm, der einfach jeden Tag am Tresen hockt. Das sehr konzentrierte Drehbuch schafft immer wieder Momente und da die Figuren durchaus liebevoll und respektvoll mit ihren eigenen und fremden Schwächen umgehen, kommt das Gesamtpaket eine freundliche, kumpelhafte Art, die auch durch die Variationen und die jeweils straffe Laufzeit (eine Episode 20 Minuten) nicht langweilt.

                  Außerdem können die Schauspielenden ihre Sache gut. Sie können ihren Text, machen keine Faxen und die offenbar meist live abgedrehten Episoden haben alles, was ordentliche Komödie sehenswert machen kann. Bin jetzt am Ende der 2. Staffel und Woody Harrelson sowie die unverwüstlich gute Bebe Neuwirth kommen noch. Ich bleibe gespannt.

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                    angucker 16.03.2025, 06:18 Geändert 19.03.2025, 16:10

                    Polizistin aus Niederösterreich (Birgit Minichmayr) hat Probleme mit den Männern in ihrem Provinzkaff. Die sind Säufer (wie ihr Ex-Mann und der geheimnisvolle Religionslehrer), baggern sie ständig auf die Blöde an und brauchen dann auch schon mal ein Maß Bier in den Schritt und wenn die depperten Herren der Schöpfung nicht im Balzmodus sind, dann sind sie devot wie der einzige Untergebene und Kollege. Und dann dieser Unfall - es läuft nicht gut für Andrea. Die Frauen sind auch nicht besser: Rollige Damen erzählen ihren Bekanntschaften in der Dorfdisco von der Katzenklappe und versuchen zu tanzen - es ist insgesamt fast zum Heulen.

                    Aber es hat Witz. Wir sind im Zufallsmodus "Komödie" an diesen Film geraten und der ist gut gemacht: Statische Einstellungen im Guckkasten-Modus, gute Schauspielerei und eine Geschichte, die so auch noch nicht erzählt wurde. Und Regisseur/Drehbuchautor und Darsteller Josef Hader scheint mir in einer Szene sogar -völlig aus der Rolle fallend- über einen eigenen spontanen Witz zu lachen (die Fahrt im Auto). Ich brauchte leider Untertitel für diesen gemurmelten und gegurgelten Dialekt, aber ein sehenswerter Film.

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                      angucker 15.03.2025, 18:57 Geändert 16.03.2025, 15:21

                      Sich in die Liebe zu wagen, heißt auch immer, etwas über sich selbst zu lernen und etwas von sich selbst aufzugeben. Denn dies ist die unbedingte Voraussetzung für Liebe.

                      Ein wunderbar gefilmter, bonbon-bunter, eskapistischer Film über eine junge Frau (Pop-Jazz Sängerin Norah Jones in ihrer wohl einzigen Filmrolle), die ein Jahr fort sein muss, um bereit zu sein für Liebe. Mit teilweise fantastischen Schauspielenden dargeboten. Von einem noch ganz jungen Jude Law mit einer seltsam unbestimmten, wässrigen Ausstrahlung über einen in seiner Rolle des vom Leben enttäuschten Alkoholikers brillierenden David Strathairn ("Homeland" u.a.), der nur in Uniform noch aufrecht stehen kann und ansonsten wie eine kaputte Puppe am Tresen hockt. Über eine unfassbar intensive, extrem physische Rachel Weisz - Vampalarm! bis hin zu einer Natalie Portman, so glatt, so psychotisch und so falsch ist wie ihre Rolle das braucht. Und das alles wird gespiegelt von der (eigentlich keine schöne Rolle) immer rehäugigen, immer rotlippigen, immer sanft daher kommenden Norah Jones, die für diese Rolle nicht nur der unbedingte Wunsch des Regisseurs war, sondern auch eine gute Besetzung ist.

                      Dazu gibt es einen fantastischen Soundtrack, der mich in den letzten 20 Minuten aus dem Sofa riss, als das für alle Zeiten beste R & B Trio Ry Cooder (g), Nick Lowe (b) und Jim Keltner (dr) mit treibenden Blues-Shuffles Tempo in den etwas langsamen Fluss bringt. <<Eigenlob: Ich habe diese Musiker schon nach wenigen Takten erkannt und brauchte Wikipedia nur noch als Kontrolle.>>

                      Als kleines Bonbon gibt es extrem gute, handverlesene Songs von Norah Jones, Cassandra Wilson und anderen - stimmungsvolles, ziemlich artsy daher kommendes Kino eines Regisseurs, der es wirklich kann.

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                        angucker 09.03.2025, 09:33 Geändert 09.03.2025, 12:44

                        Großkino/Theater vom Feinsten - besser wird es nicht. Hauptdarstellerin Olivia de Havilland (*1916), aus einer französisch/britischen Schauspielerfamilie kommend, seit frühester Jugend geschult in Schauspielerei, gelangweilt von kommerziell erfolgreichen Piratenfilmen und Abenteuerfilmen als Vertragsschauspielerin mit Leinwandliebling Erol Flynn, kämpft sich mit einem spektakulären, buchstäblich die Filmwelt verändernden Prozess gegen Warner von ihrem Studio frei und geht zu Regisseur William Wyler mit einer Projektidee: "Das Haus am Washington Square" ein bereits am Broadway und in England erfolgreiches Bühnenstück nach einem Roman von Henry James auf die Leinwand bringen. Der sagt zu, man engagiert Montgomery Clift als Schönling vom Dienst, Ralph Richardson (der bereits auf der Bühne den Vater/Arzt gespielt hat) und einen großartigen Cast von Darstellenden, die offenbar ausschließlich nach Können ausgesucht wurden.

                        Und Wyler macht daraus eine bis in jedes Detail perfekte, in jeder Szene überzeugende, immer wieder packende, von überlegtem und überlegenem Schauspiel geradezu triefende Filminszenierung mit einer Ausstattung, die allein schon zum Niederknien ist (die Kleider, die großbürgerlichen Interieurs des 19ten Jahrhunderts) und mit einer Filmmusik, die nur das Wort "atemberaubend" verdient. Jede Sekunde Perfektion: Ob das die Schauspielerei ist, der elegante Rhythmus oder die präszise Art, wie hier die Bewegungen im Set koordiniert und aufeinander abgestimmt sind - perfekter wird Kino selten und dafür gab es zu Recht 4 Oscars (weibliche Hauptrolle, Kostüm, Szenenbild und Musik). In diesem Meisterwerk ist es schon fast rüpelhaft, wenn ein genervter Vater mit abgewendetem Gesicht die Augen verdreht - alles andere spielt sich in Andeutungen, zurückhaltender Mimik und perfekter Interaktion ab. Der Film nimmt nur langsam Fahrt auf, ist für heutige Verhältnisse eher langsam - aber...

                        Das wären natürlich volle 10 Punkte, wenn - das Thema ist wirklich sehr altbacken und ich konnte nur theoretisches Interesse für die Geschichte und Handlung entwickeln. Zu abseitig, zu frauenfeindlich, zu gestrig ist die nicht wirklich gut gealterte Geschichte. Aber ansonsten der perfekte Film. Einfach auf Details achten, sich von dieser überwältigenden Perfektion mitnehmen lassen - langweilig wurde es mir nie. In einer der letzten Szenen wurde der Koffer von de Havilland mit Telefonbüchern vollgepackt - sie trägt erkennbar schwer daran. So geht das!

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                          über Elyas

                          Ein thematisch nicht origineller, aber handwerklich gediegener Actionfilm. Anleihen bei John Wick, Leon der Profi und Mission Impossible sind unübersehbar, aber die Gesichter sind unverbraucht, das Casting bis in die Nebenrollen gelungen, die Prügeleien episch und Kamera sowie Locations unterhaltsam. Allein schon die Szene mit dem Swimmingpool lohnte für mich schon den Film. Besser kann man dekadenten Reichtum nicht als Location im Film bringen. Zigeuner, die auch genau so aussehen (tolles Make up), Marokko statt USA, Calais statt Washington - doch, das macht Spaß.

                          Und eine so arabisch königlich aussehende Darstellerin wie Laetitia Eido wird man in einer typischen Produktion amerikanischer Machart nicht so schnell finden.

                          Tipp: Von Anfang an deutsche Untertitel (erzwungen) einschalten. Es wird sehr viel arabisch gesprochen und das muss auch so sein.

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                            angucker 05.03.2025, 09:08 Geändert 13.03.2025, 09:38

                            Regisseurin Molly O'Brien macht einen Film über ihre Tante, die legendäre Kontrabassistin Orin O'Brien; diese ist seit den 60er Jahren erste und war lange einzige Orchestermusikerin im New York Philharmonic. Das kommt trotz der straffen Laufzeit von nur knapp 40 Minuten sehr langsam in die Gänge. Die Musikerin ist erklärtermaßen und offensichtlich nicht interessiert daran, in der Öffentlichkeit zu stehen, überhaupt Gegenstand eines filmischen Porträts zu sein. Sie verwahrt sich energisch dagegen, als "Star" oder überhaupt als Einzelperson wahgenommen zu werden. Sie begreift sich (und das wird in vielen Passagen sehr anrührend deutlich) als Ensemblemitglied - aufmerksam, diszipliniert und stets auf das Zusammenspiel, den Gesamteindruck des Orchesters bedacht.

                            Das ist eigentlich ein Film, den man besser nicht machen sollte. Zu widerspenstig, zu sehr auf Privatspähre bedacht die Musikerin und viel zu aufgeregt, mehrfach in Tränen aufgelöst die offensichtlich mit ihrem eigenen Leben unzufriedene, von Gefühlen überwältigte Filmemacherin.

                            Und doch hat der Film starke Passagen: Die Intensität, mit der die kühle, groß gewachsene alte Dame übt, mit ihren eigenen Meisterschülern musiziert, einem Lieblingsschüler sogar einen ihrer eigenen legendären historischen Kontrabässe überlässt. Die fast beiläufigen Erinnerungen, die Orin mit einer Kollegin austauscht darüber, wie unfassbar sexistisch die Berichterstattung in der Presse der 60er Jahre über ihre Anfänge im Orchester war: Das ist von "good looks" die Rede, wird wahrheitswidrig kolportiert, die von der schönen jungen Kollegin überwältigten männlichen Orchstermusiker würden ihr das Instrument tragen. Blödsinn, sagt Orin kühl - "die hatten ihre eigenen Koffer". Aus heutiger Sicht lässt sich nur erahnen, wir krass damals sexualisiert und diskriminiert wurde - ein häßliches Bild der 60er entsteht da - kurz, hart und beiläufig. Und dann ist da noch die Familiengeschichte der O'Briens - der Vater von Orin ein Filmstar, die Mutter ebenso. Der berufliche Abstieg des Vaters nach dem II. WK, die Scheidung der Eltern. Es wird unausgesprochen erkennbar, dass Tochter Orin in der Musik Zuflucht suchte und fand, was die Familie ihr nicht geben konnte. Aber das taucht wirklich nur ganz am Rande noch auf.

                            Im Vergleich zu Klassikern des Genres, wie etwa dem überragenden "20 Feet from Stardom" (Morgan Neville, 2013) ist dies ein schwacher Film, voller unreflektierter Erinnerungen und Zuschreibungen der Regisseurin, voller Pathos und mit verwackelter Handkamera und oft schlechtem Licht. Trotzdem sehenswert, wenn man sich auf diese ungewöhnliche große alte Dame und ihre Musik einlassen mag.

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                              angucker 04.03.2025, 07:53 Geändert 04.03.2025, 07:54

                              Gebt mir Falten, Gesichter, Mimik und weniger digitale Effekte, Herr Zemeckis! Bei "Forrest Gump" waren die Effekte noch gut, fast unauffällig, in den Film integriert. Aber hier wird mit komplett digital hergestellten Avataren eine recht langweilige Geschichte von der Entwicklung einer Familie und eines Hauses über mehrere Jahrhunderte erzählt. Gähn.

                              Der Guckkasten als Kunstmittel? Als Theaterstück wäre das schon etwas öde, aber mit Avataren, die aussehen wie Spielzeugfiguren konnte uns das nicht fesseln.

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                                angucker 21.02.2025, 09:28 Geändert 13.03.2025, 09:39

                                Interessantes schwarz-weiß Drama des Regie Stars Helmut Käutner. Der Film spielt 1960 im Hunsrück, wo die Amerikaner stationiert sind und die Deutschen sich anbiedern, prostituieren und versuchen, über die Runden zu kommen. Vom Wirtschaftswunder ist in dieser entlegenen Ecke Deutschlands wohl nichts angekommen.

                                Daraus entwickelt sich in einer strengen, manchmal etwas sehr gleichmäßigen Abfolge von Einstellungen eine Geschichte von Schwarzmarktgeschäften, Korruption, einer Ehefrau auf Abwegen, mehreren Autounfällen und vielen Kneipenbekanntschaften und beiläufigen sexuellen Begegnungen. Der Film ist erstaunlich freizügig in seiner Darstellung und spart nicht mit satirischer Kritik an den unschönen wirtschaftlichen und sozialen Begleiterscheinungen der amerikanischen Besatzung, allerdings ohne für irgendwen Partei zu ergreifen. Gute Schauspielerleistungen, ich habe mich sofort in die Figur des unauffälligen CIA Mannes verliebt, der aus dem Hintergrund das Geschehen beobachtet und irgendwie immer im richtigen/falschen Moment auftaucht.

                                Als Film hats mir weniger gefallen: Zu gleichmäßig das Tempo, zu explizit die Dialoge, zu dramatisch das Ganze. Sozusagen Arthouse und Film Noir deutscher Bauart. Kam bei mir manchmal so an wie ein etwas besserer Fernsehkrimi.

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                                  angucker 20.02.2025, 10:02 Geändert 20.02.2025, 10:11

                                  Sophie Marceau gehört in meinen Augen zu den völlig unterschätzten Schauspielerinnen Frankreichs. Eine sehr lange, aber nicht immer strahlende Karriere hat sie und gab ihr Filmdebüt in einer Hauptrolle mit 14 Jahren. In diesem Film ist sie – völlig untypisch – als Tänzerin und Prostituierte zu sehen, die bereits in der ersten langen Einstellung zeigt, dass sie für die Rolle der Tänzerin nicht nur 14 Tage trainiert hat. Mit unfassbar geschmeidigen Drehungen exakt zu der fantasievoll in die Handlung integrierten Filmmusik zeigt sich nicht nur schöne Beine, sondern auch Dinge, die untrainierte Tanzende besser nicht zu Hause nachmachen sollten. Das sieht gut aus, ist witzig und der Film nimmt dadurch sehr schnell Fahrt auf, zumal die junge Hauptdarstellerin kurz nach ihrer Tanzdarbietung von dem in Begeisterung entflammten Kollegen von Molière und einer reisenden Theatertruppe buchstäblich unter dem Laken ihres Freiers hinweg gecastet wird. Der Film dreht sich dann um eine historisch so nicht verbürgte Rivalität zwischen den französischen Groß-Dramatikern Molière und Racine. Der eine Spezialist für derbe Komödien und zunächst glänzend mit der neuen Tänzerin, die dem verwöhnten Hofstaat des französischen Königs ebenso den Kopf verdreht wie dem einfachen Volk. Und auf der anderen Seite der blendend aussehende (wirklich!) Racine, der düstere Komödien schreibt und natürlich ebenfalls ein Auge auf die gut aussehende junge Darstellerin geworfen hat. Die wiederum anfänglich mit extremem Lampenfieber zu kämpfen hat und dadurch fast ihren Eintritt in die Welt der sprechenden Bühnenkunst verpasst hätte.

                                  Die temporeichen und mit opulenten Kostümen an Originalschauplätzen gedrehte Handlung hat viele Qualitäten, wird jedoch vermutlich nicht allen ZuschauerInnen gefallen: es ist zum Teil extrem derbe, manchmal fast pornographisch. Nicht nur die Hauptdarstellerin zieht bis zur Hüfte blank, sondern es wird auch (das war damals aber so und ist auch durchaus witzig) in Anwesenheit des Hofstaates königlich geschissen und es werden durchaus auch einmal Einlasskontrollen mit einer schnellen und extrem zotig daherkommenden Verabredung zum Beischlaf mit dem Saalwächter umgangen. Die Regisseurin Véra Belmont ist übrigens Produzentin des sehr zeitgeistigen, weich gezeichneten Films "Tendres cousines" (1981), kommt also praktisch aus der Erotikbranche. Was man diesem Film aber nicht anmerkt - Schnitt, Kamera, Regie sind komplett gutes Handwerk und über jeden Zweifel erhaben.

                                  Die Handlung ist völlig fiktional. Insbesondere war Racine im wirklichen Leben nicht gut aussehend und eher Molière der hübsche Charmeur der beiden großen Dramatiker Frankreichs. Aber der Film behält bis zuletzt sein Tempo bei und hat (ich bin zum Fan der französischen Schauspielerei geworden über die Jahre) unter anderem mit einer mir bis dahin völlig unbekannten Nebendarstellerin (Estelle Skornik), deren blasse, blauäugige und irgendwie engelshafte Präsenz sehr gut zu dem am Ende kommenden Twist und der Handlung passt in allen Rollen gute Darstellende, viel Witz und einiges Tempo.

                                  Man sollte allerdings Theater und Tanz mögen. Anderenfalls kann man diesen Film überspringen. Die ersten 15 Minuten reichen für eine Sichtung. Wem das gefällt, wird auch am Rest des Filmes Spaß haben. Alle anderen können abschalten.

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                                    Ein klarer 6er, nämlich ein handwerklich äußerst gediegener Film, der die Atmo von Boston, die nasse Kälte, den körperlichen und geistigen Verfall des von Liam Neeson liebevoll und gekonnt gespielten Gangsters/Boxers, die Mitleidlosigkeit der "Gangsterszene" sehr schön transportiert. Tolle Ausstattung von der alten Lederjacke bis zu den abgeranzten Autos, mit Ron Perlman und dem übrigen Cast glaubwürdige Darstellende, tolle Kamera/Licht und Neeson wirkt teilweise so zerbrechlich, dass man den Krankentransporter rufen möchte.

                                    Nur die Story ist jetzt wirklich nicht neu, geradezu abgelutscht - Michael Keaton hat jüngst einen thematisch sehr ähnlichen Film gemacht (der auch nicht schlecht ist). Wozu bekommen wir diese ganzen Filmproduktionen mit sehr ähnlichen Themen, geradezu beliebig austauschbar innerhalb weniger Jahre vorgesesetzt? Spekulieren da Medienkonzerne und Abschreibungsfonds auf Zuschauerinteresse in meiner Generation (Ü60)?

                                    Egal - ich mochte den Film, seine Atmo, die Schauspielerei und Neeson sowieso. Seit dem Tod seiner Frau Natasha Richardson während der Dreharbeiten zu "Chloe" (2009) von Atom Egoyan ist mir der Mann ans Herz gewachsen. Arbeitet seitdem wie ein Verrückter mit Hang zur Trauerarbeit, war in den wenigen 2009 dann noch mit ihm damals gedrehten Szenen wie versteinert. Nicht nur ein ganz guter Schauspieler (der leider immer sehr eintönige Rollen bekommt), sondern auch ein interessanter Mensch.

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                                      angucker 12.02.2025, 22:02 Geändert 01.05.2025, 17:26

                                      Sehr stylischer 90er Film Noir, der seine etwas konventionelle Geschichte in bunten Bildern mit viel Gegenlicht und einer überdurchschnittlichen Musik gut rüber bringt. Ed Harris, Madeleine Stowe und Benicio del Toro spielen sehr auf den Punkt, bauen mit schnellen Blicken und kleinen Gesten immer wieder Spannung auf, wo eigentlich keine Spannung sein sollte: Denn die Geschichte vom verliebten Cop, der nahezu grundlos seiner neuen Geliebten ……. (hier musste ich einen Spoiler entfernen) - das ist ziemlich konstruiert. Im Ergebnis etwas zu beliebig.

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                                        über Gray

                                        Nach drei Episoden war ich raus: Eine wirre Story um eine nach 20 Jahren reaktivierte Agentin einer fiktiven Geheimdienstfirma, die einen Maulwurf in den eigenen Reihen finden soll. Die bis zur Maske mit Camouflage geschminkte Patricia Clarkson macht die Superagentin und Großmutter, zieht ab und zu bis auf die Unterwäsche blank (gute Figur - natürlich) und liefert ohne Ende redseelige Dialoge mit dem Rest der Welt ab. Wenn sie nicht einmal mehr von vornherein alles weiß, was die anderen machen oder Scherenschnitte anfertigt. Ihr alter ego Rupert Everett rennt im zu engen Hemd herum und macht den graubärtigen Mann vom Dienst.

                                        Das hat den Charme einer Vorarbendserie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und ist so konsequent auf die Zielgruppe Ü60 zugeschnitten, dass ich auch häufiger einschlafen musste. Echt öde.

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                                          angucker 12.02.2025, 12:50 Geändert 12.02.2025, 13:04

                                          Ein beliebter, eitler und sexuell aktiver Leistungsturner hat erst eine Begegnung mit dem an einer Tankstelle arbeitenden Weisen/Guru (Nick Nolte) und danach einen schweren Motorradunfall. Das kommt daher als eine bräsige Coming-Of-Age Story mit einer unfassbaren Menge an Kalendersprüchen und Weisheiten der belanglosen Art. Es freut mich, dass der (real existierende) Turner Millmann zwar dumm genug war, als Leistungsturner wie ein Wilder Motorrad zu fahren, aber auch einsichtig genug, mit Hilfe der Kalendersprüche zurück ins Leben zu finden.

                                          Als Film grottenlangweilig und manchmal unfreiwillig komisch, zum Beispiel das Schraubenschlüsselfangen.

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                                            angucker 10.02.2025, 08:34 Geändert 11.02.2025, 12:50

                                            Ein grauenhaftes, neokonservatives Machwerk von Film! Mit Schmusemusik im Hintergrund und Postkartenbildern von französischen Weinbergen wird die Geschichte einer Unternehmerinnenlegende erzählt, der "Witwe Clicquot" Anfang des 19ten Jahrhunderts. Hätte interessant sein können, aber der Film verheddert sich in schmusigen und schmalzigen Erzählungen vom (romantisch verbrämten-) Wahnsinn des verstorbenen Gatten und Erblassers, von der jungen Unternehmerin in einer Männerwelt, die über mehrere Jahre ihre Angestellten gar nicht oder mit bestickten Tischtüchern (!) bezahlt und so richtig geil wird, wenn ihr Weinhändler den ersten Deal mit den neureichen Russen in Sankt Petersburg einfädelt. Und um Weinbau oder Champagnerherstellung geht es nur ganz am Rande - und dann explodieren gleich die Flaschen serienweise in der Stellage. Was ebensowenig thematisiert oder gar erklärt wird (es ging beim Champagner vor allem auch um das Stoppen der Gärung - mit hochprozentigem Alkohol) wie die Besonderheiten des Weinbaus überhaupt. Da bleibt der Film komplett an der Oberfläche und schwelgt in belanglosen Postkartenbildern.

                                            Präsentiert wird das alles in langen Einstellungen auf das schwitzige Gesicht mit den stets feuchten Löckchen des verstorbenen Gatten (Klischee-Alarm) und die immer streng frisierte und etwas kuhäugig guckende rundwangige Witwe (Haley Bennett), die geradezu das Role-Model einer gebärfreudigen, immer sanften und streng konservativen Patriarchin verkörpert. Die dabei offen kriminell handelt (Exportverbote) und ihre Angestellten nur zahlt, wenn eben Geld da ist.

                                            So ein Mist kommt dabei heraus, wenn Amerikaner einen Film über Frankreich und eine französische Unternehmerin machen und dabei versuchen, den Kitsch-Regler bis zum Anschlag hochzuziehen. Und meines Wissens kam die russische Armee niemals bis in die Champagne. Etwas historische Begleitung oder Recherche hätte auch nicht geschadet.

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                                              Die Story passt gut in die Zeit: Eine Truppe ultrarechter "white supremacy" Typen, angeführt von dem sehr schweigsamen und sehr glaubwürdig agierenden Nicolas Hoult, spaltet sich von der Kirche des Nazi-Pfarrers ab und organisiert Banküberfälle, Waffenbeschaffung und Logistik als Vorbereitung für den (wie auch immer geplanten) großen Aufstand. Verfolgt werden sie von einem schwitzigen, dicklichen Jude Law als scheidungsgeschädigtem FBI-Agent.

                                              Das ist nicht immer großes Kino (etwas zu einfach erzählt die Geschichte), aber die Atmo, die Schauspielerei - gut gemacht und durchaus ernst zu nehmen. Zuletzt hatte der Film in meinen Augen Längen, zumal es dann doch etwas planlos pubertär erscheint, was "The Order" da macht. Aber sehr notwendig, so einen Film heute zu zeigen. Denn die Waffen und der Zugang dazu machen den Unterschied.

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                                                Trotz der eher schlichten Geschichte vom erfolglosen Schauspieler und seinen verhaltensauffälligen Knastinsassen/Theaterschülern ist dies ein runder, gut gemachter Film über Schauspielerei, Theater, Eitelkeiten und Gefängnis. Das liegt daran, dass Kamera und Schnitt sehr gekonnt und unauffällig an den Akteuren kleben. Selbst das Licht und die manchmal zum Standbild einfrierenden Einstellungen geben dem Film einen guten Rahmen. Aber vor allem ist die Schauspielerei Oberklasse.

                                                Vom wie immer unauffällig gekonnten Kad Merad als dem übellaunigen und theaterbegeisterten Regisseur über die geschickt und sehr unterschiedlich gecasteten Häftlinge, die etwas (aber nicht zu sehr) übertreiben, bis hin zu einer so unauffällig guten Darstellerin wie die der Gefängnisdirektorin: Lebhafte Mimik, genaue Interaktion und sehr lebendige Darstellung. Das macht Spaß und die teilweise in Echtzeit gefilmten Ausschnitte aus den Aufführungen sind ohne Frage ganz großes/kleines Theater. Macht Spaß und 1 Extrapunkt für diese wirklichen KönnerInnen der Schauspielerei. Momentan bei Amazon Prime.

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                                                  angucker 28.01.2025, 20:02 Geändert 31.01.2025, 16:08

                                                  Vorzuwerfen ist diesem Film, dass er nie irgendein Risiko eingeht und niemals die 100fach erprobte Formel der familientauglichen Action-Komödie mit Familienbezug verlässt. Das ist so unfassbar risikoarm, so vorhersehbar, dass man dafür an der Kinokasse sicherlich kein Geld ausgeben möchte.

                                                  Trotzdem hatte der Film seine Momente: Witzige One-Liner, zwei absolut liebenswerte und charismatische Leading Acts und durchaus gelungene Fight-Stunts. Wenn auch etwa 75 % des Films vor dem Green-Screen entstanden sein dürften.

                                                  Absolut nervig ist die Werbung für Volkswagen/Maserati/Bentley - die schütten von "Yellowstone" über "Landman" bis zu diesem Film alles zu mit Ihren Luxusautos und achten offenbar peinlich genau darauf, dass immer wieder kleine Szenen eingestreut werden, die wie aus einem Werbefilm für ein Auto gemacht sind. Ein Grund mehr, warum man diesen Film nicht im Kino sehen möchte. Aber allein schon die Grimassen von Jamie Foxx und die unverwüstliche Komödianterie von Diaz lohnen eine schnelle Sichtung auf dem heimischen Sofa.

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                                                    angucker 26.01.2025, 16:58 Geändert 26.01.2025, 17:21

                                                    Mit völlig unbekannten Darstellenden enstand hier vor 10 Jahren eine Serie, die erst jetzt über Amazon Prime in meinen Fokus gespült wurde: Eine gelungene Mischung aus Polit-Drama ("House of Cards"), Agentenserie ("The Americans") und normaler Seifenoper/Familienserie ("Modern Family"). Die von der hier völlig unbekannten Darstellerin Téa Leoni glaubwürdig verkörperte Ex-CIA Analystin und Außenministerin kämpft sich mit Charme, Härte und ihren bei der CIA erworbenen Fähigkeiten durch eine Vielzahl von durchaus realitätsnahen diplomatischen und politischen Verwicklungen, wobei die sehr chauvinistische amerikanische Weltsicht ("wir sind die Größten und das muss so bleiben") immer im Vordergrund steht.

                                                    Gefallen hat uns bisher die absolut glaubwürdige und sehr rasant vorgetragene Darstellung der politischen und diplomatischen Intrigen. Ob das die schwierigen Verhandlungen mit Bundeskanzlerin Merkel sind, die Eitelkeiten der arabischen und russischen Politiker oder auch nur völlig sauber konstruierte Geheimdienst-Episoden: Es ist schnell, es ist unterhaltsam und selbst wenn die Handlungsstränge manchmal konstruiert wirken - das ist bei der beliebten Serie "House of Cards" noch viel viel schlimmer.

                                                    Etwas schwach sind die Aspekte der Familienserie - sehr einseitige Charaktere, eine älteste Tochter, die ich schon nach 60 Serienminuten ins Erziehungslager schicken wollte und ein immer gut aussehender, immer verständnisvoller Ehemann - etwas dünn.

                                                    Die Produktion mit ihren bis auf Bebe Neuwirth (gute und erfahrene Darstellerin, welche die Assistentin der Ministerin spielt) eher unbekannten Darstellenden ist Oberklasse. Kostüme, Interieurs und auch die schauspielerischen Fähgkeiten genügen höchsten Ansprüchen. Und wer mal schnuppern möchte: Episode S02E01 zeigt auch die liebevolle Produktion und das hohe Niveau sehr schön. Da gibt es eine Gesangs-Szene, bei der drei der Assistenten (aus diplomatischen Gründen) den Song "For The Longest Time" (Billy Joel) live auf der Bühne A Cappella singen. Perfektion, die Schauspielenden geben alles, haben sicherlich wochenlang für diese 7 Minuten geübt, die Performance ist überragend und die Kamera fährt zwischendurch auf die fassungslos-begeisterten Gesichter im Publikum. Sehr sehr gutes Handwerk!

                                                    Wenn es (wie leider manchmal) später schlechter werden sollte, gebe ich Laut. Ansonsten eine sehr gut produzierte, unterhaltsame Familienserie für politikaffine Menschen.

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