angucker - Kommentare
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Alle Kommentare von angucker
Echt langweilig, wenn eine ganze Serie nur als Milieustudie aufgezogen ist. Das hat mir schon bei "True Detective" nicht gefallen und auch hier kommt der tolle Cast um Jeff Daniels und die mal wieder sehr präsente Maura Tierney nicht aus dem Knick, weil .... es einfach lahmarschig ist, über mehrere Episoden einen unmotivierten Mord in der malerisch verlassenen Fabrik zu entwickeln. Und man darf sich zu keiner Zeit fragen, warum eine offensichtlich intelligente und selbstbewusste Frau wie die von Tierney gespielte Grace sich auch nur eine Sekunde mit einem absurd übertriebenen "white trash" Provinzplayboy wie ihrem Ex abgibt oder sich von diesem öffentlich auf einer Hochzeit länger als 3 Sekunden dumm anlabern lässt. Und wtf soll dieses sinnlose Gebalze eines Polizeichefs?
"Justified" mit diesen interessanten Figuren und der verzweifelten Armut der weißen Unterschicht kann man eben nicht einfach so kopieren - nach drei Episoden war ich raus.
Verrückt ist, wer eine komplette Serie wie diese zum zweiten Mal sieht. Jetzt durchweg im Original-Ton und sofort fällt auf, dass hier viel mit Sprache gespielt wird. Die Bösewichter haben mal einen näselnd homosexuellen englischen Akzent, wie etwa "Simon", oder kommen auch mal mit südamerikanischem Slang daher (meistens Drogengangster). Es gibt Fiona Glenanne, die meist mit breitem Irisch unterwegs ist, wenn sie nicht gerade das Dummchen aus der Provinz oder die Schlampe von Nebenan für eine Undercover-Mission benötigt. Denn dann geht es auch mal mit Südstaaten Trash oder merkwürdigem "Proll-Speak" zur Sache. Dagegen sprechen die "seriösen" Figuren, insbesondere Bruce Campbell (Sam Axe) und die wunderbare Sharon Gless als "Mama Weston" absolut lupenreines, wunderbares American English. Und in der letzten Staffel taucht ein mir völlig unbekannter Schauspieler auf (John Pyper-Ferguson als "James Kendrick"), der einen aberwitzig singenden, geradezu hypnotisch sanften, einschläfernden und für einen Guru nebst Vaterfigur genau passenden Südstaaten-Singsang spricht. Mann ich würde mich dieser terroristischen Organisation sofort anschließen, nur um den Mann sprechen zu hören! Und dann auch Coby Bell, der in den späteren Staffeln zum Team stößt - ein ganz sanfter Bariton, meist unfassbar schnell sprechend - auch das macht Spaß und passt zur Rolle des Blitzdenkers. Die Beispiele ließen sich endlos fortsetzten.
Diese Serie macht trotz der übersichtlichen Rahmenbedingungen und der immer wiederkehrenden Missionen richtig Spaß und hat durchweg gute bis sehr gute Darstellende. Aber nur -> "Im Original-Ton, bitte!"
Ein schwieriger Fall: "Der Schneider von Panama" ist mit Sicherheit nicht der spannendste Roman des ohnehin mit zunehmendem Alter zu Längen neigenden Erfolgsautors John le Carré, der hier auch am Drehbuch mit geschrieben hat. Angelegt als Satire über menschliche, politische und finanzielle Korruption ist dies einfach nicht sein Genre. Zu oberflächlich kommt der Plot daher, zu offensichtlich sind die Aufschneidereien und die (nach meiner Meinung) durch virtuelle Einblendungen dritter Personen überflüssig um eine Erklärungsebene angereicherten Dialogszenen. Auch ist Pierce Brosnan zwar theoretisch für die Rolle des manipulativen, sexistischen und ständig vergewaltigenden Frauenhelden gut besetzt. Er ist aber als Schauspieler überfordert, spielt seine Rolle extrem eingleisig. Das zeigt etwa der direkte Vergleich mit dem schwitzig, gehetzt und glaubwürdig spielenden Geoffry Rush oder der ohnehin alles überstrahlenden Jamie Lee Curtis, die einmal mehr zeigen kann, was für eine große Charakterdarstellerin sie mit zunehmendem Alter geworden ist.
Gut gefallen haben mir die wackelige Handkamera, die betont fahrigen, wie unter Drogen wirkenden Schnitte und der sehr gleichmäßige Handlungsfluss.
Zerstört wird der Film in der deutschen Fassung (ZDF Meditathek - Hallo, wann lernen die endlich mal, den O-Ton mit anzubieten?) durch die abenteuerliche Synchronisationsregie. Wenn ich richtig gehört habe, waren da durchaus renommierte Schauspielende, u.a. Bruno Ganz, am Werk. Aber völlig alberne Übertreibungen, missglückte sprachliche Kunststückchen und verfehlte Parodien machten den Film streckenweise zur reinen Comedy. Die Dialogregie der deutschen Synchronisation hat hier völlig versagt. Also in jedem Fall "Liste-> Nur O-Ton, bitte !"
Der Film erzählt von einem Bergarbeiter-Orchester und der Vorbereitung auf einen landesweiten Wettbewerb. Dies ist eher konventionell, aber durch das originelle Setting (die Betriebsräume einer Kohlenzeche, die rußigen Reihenhäuser einer von Kohle geprägten Landschaft) und die originellen und glaubwürdigen Darstellenden macht es von Anfang an Spaß: Die Energie und Lebenslust von Tara Fitzpatrick, der lausbübische Charme eines ganz jungen Ewan McGregor und natürlich Pete Postlethwaite als strenger, von seinem entbehrungsreichen Arbeitsleben gezeichneter Orchesterleiter - das sind Gesichter und Menschen, die man nicht schnell vergisst.
Und die den Film tragende Blasmusik gehört zu den absoluten Highlights meiner Filmmusiksammlung. Lebendig, laut, traurig und unendlich schön in jeder Note. Keine romantische Komödie, sondern ein gut gemachtes Gesellschaftsdrama über das Sterben der britischen Kohlebergwerke mit großartiger Blasmusik.
<<Re-Write einer 9 Jahre alten Kurzbesprechung - war eine meiner ersten- bei MP.>>
Am Anfang fallen Reissäcke vom Himmel und kleine Holzkisten mit lebenden Schweinen am Fallschirm. Die Einheimischen sind nicht begeistert.
Ein richtig guter Film mal wieder: Regisseur Roger Spottiswoode macht hier eine Action-Komödie im Dschungel von Laos, verulkt einen Krieg, den es nicht gibt, mit Piloten einer Fluglinie der CIA, die Waffen nach hier und da liefern, die mit Drogengeschäften eines korrupten, sehr intelligenten und absolut neurotischen laotischen Generals bezahlt werden. Das wirkliche Leben also. Eine Geschichte wie von Ross Thomas geschrieben, etwas zeitgeistig inszeniert mit sehr viel Klamauk im amerikanischen O-Ton. Robert Downey jr. zeigt hier, was ihn später zum Weltstar machen sollte: Eine geradezu übermächtige Präsenz, für die er wenig mehr braucht als etwas Mimik und diese riesigen braunen Augen. Was den Film weit über den Durchschnitt hebt: Fantastische Stunts (so wird ein altes schrottreifes Flugzeug vor laufender Kamera so perfekt in seine Einzelteile zerlegt, dass es einfach nur Spaß macht) und die für Spottiswoode typische, absolut ökonomische, direkte Bildsprache und ein sehr gekonnter Schnitt. Ähnlich wie beim Regiekollegen John Landis bekommen wir hier viele interessante Sachen zu sehen, aber immer nur so lange, wie es unbedingt sein muss. Das kommt von der effizienten Produktion der B-Movies (jedenfalls bei Landis) und macht richtig Spaß, weil der Film nie seine Zuschauenden aus den Augen verliert und unbeirrbar temporeich seine oft rein visuellen Gags raushaut. Und wer mag keinen Film, bei dem dynamische Hausschweine und knuffige aisatische Statisten begeistert mitspielen und (auch typisch für Spottiswoode) in gekonnt gemachten Massenszenen perfekt eingesetzt werden.
Zwei Asse der Filmkunst machen einen Film in China: Roger Spottiswoode (Regie) überzeugt einmal mehr mit straffem Erzähltempo, perfekt arrangierten Massenszenen und im Ergebnis fantastischen Bildern, die von Xiaoding Zhao (Kamera, bekannt von "House of Flying Daggers") genial umgesetzt werden. Solches Licht, eine so elegante Farbgebung, so berauschende Außenaufnahmen habe ich seit Ridley Scotts Frühwerken nicht gesehen. Tiefe Empathie für Land und Leute ist erkennbar, hunderte von chinesischen Statisten werden geschickt in die Handlung integriert und all das kommt als "Film nach einer wahren Geschichte", wobei diese einen nicht vom Hocker reißen muss. Der Film ist einfach sehr gut gemacht. Ein weiterer Treffer für die Regie von Roger Spottiswoode.
Kitschig im Stil einer Vorabendserie verfilmtes Melodram um ein behindertes und ein abgetriebenes Kind aus einem kleinen Dorf hinterm Deich. Anstrengend die fast pausenlose Verwendung von künstlicher Unschärfe im Hintergrund, so dass die Gesichter der eigentlich durchgängig übermäßig angestrengt agierenden Darstellenden wie aus einem digitalen Weichzeichner-Nebel auftauchen. Auch die Dialoge bemühen sich durchweg um eingängige Originalität ("ich habe zwei Zahnbürsten" - richtiger Hinweis anderer MPs) und die Ausstattung mit einem extra prolligen VW-Golf einschließlich rosa Plüsch bringt uns auch nicht weiter. Wirrer Wahnsinn hinterm Deich und nicht sehenswert.
Richard Jenkins ist einer dieser Schauspieler, die mühelos große Nebenrollen oder auch mal eine ganze Serienepisode bestreiten können. Und "Ein Sommer in New York" ist nicht nur ein guter Film, sondern sein Meisterstück.
Richard Jenkins spielt einen Mann, der er selber sein könnte - schon immer alt gewesen, unscheinbar, etwas verkniffen, emotionsarm, versteinert. Aus der ganz einfachen Geschichte eines verwitweten Professors, der mit dem Leben eigentlich schon abgeschlossen hat und zufällig auf zwei lebhafte illegale Einwanderer trifft macht der Film mit jeder Einstellung das Beste. Ganz eigenes Tempo, tolle Kamera, die immer wieder Räume aufmacht oder sich auf Details konzentriert und Darstellende, die es können, obwohl sie fast niemand kennt. Ein Beispiel: Der irre (und kurze) Auftritt von Richard Kind als Nachbar mit Hund und Mutterkomplex im Treppenhaus. Richard Kind ist wie Jenkins ein typischer Nebendarsteller mit großen Fähigkeiten, setzt sein markantes Gesicht und seine Kunst meist in Serien ein, wo er als hinzukommender Sidekick auch mal ganze Episoden fast allein bestreitet - zuletzt von mir besichtigt in "Almost Paradise" (1x7), wo er als "Uncle Danny" einen schrägen Betrüger spielt.
Und wie bei fast allen wirklich guten Filmen lässt das Drehbuch Dinge unerledigt, deutet eine zarte Liebesgeschichte an, ohne das weiter auszuführen, kümmert sich nicht um das Happy-End. Ein bezaubernder Film.
Witwen-RomCom der unerträglichen Art. Wenn Drehbuchautoren nichts einfällt, muss es ein Hirntumor richten. Hier stirbt der von Gerald Butler mit Dauergrinsen und jedem fetten Klischee eines irischen Charmeurs gespielte Göttergatte schon vor den Titeln des Films, der sich danach in krassen Klischees ergeht: Alle Iren saufen gern und viel, sind unerschütterlich fröhlich, singen ständig laut (und schlecht) und können vor Charme kaum noch geradeaus laufen. Das ist geradezu rassistisch. Alle Frauen sind dumm und charmant, finden alle grinsenden Männer supertoll und schaffen es, bei einem einfachen Bootsausflug zuerst die Kosmetik und danach die Ruder zu versenken, damit sie gerettet werden müssen. Daraus generiert der Film haufenweise vorhersehbare Situationskomik, die ich einfach nur dämlich und diskriminierend finde, wenn beispielsweise die sexuell ausgehungerte Witwe beim Anblick eines nackten Mannes anfängt, die Rotweinflasche auf die Küchenschränke (statt ins Glas) zu entleeren oder es toll findet, vom Verstorbenen mit Briefen und kleinen Anweisungen so richtig gestalkt zu werden. Echt jetzt?
Und dass es der Film schafft, die unbestreitbar komische Lisa Kudrow als dumm-geile Dumpfbacke zu besetzen, die Darstellenden zum Fremdschämen schlecht singen zu lassen (natürlich müssen alle Iren ständig singen) und dann noch den wunderbaren Titel "Galway Girl" von Steve Earle in einer "5 Prozent müssen reichen" Lahm-Version zu präsentieren - diese unendliche Kette von Unterhaltungschrott der übelsten Art zu leiser Wohlfühlmusik im Hintergrund, dieser dahin seichtende Film ist wirklich kaum zu ertragen.
Exzellent gemachtes Road Movie mit vermutlich sehr kleinem Etat: Regisseur Roger Spottiswoode lässt (nach einem liebenswert trashig wirkenden Intro mit einem Flugzeugmodell) seinen sympathischen Hauptdarsteller (Treat Williams - eine Bank als charmanter Leichtfuß) aus dem Flugzeug abspringen und danach mit der Beute aus einer Erpressung quer durch die USA nach Mexico flüchten. Verfolgt wird der Hallodri dabei von Robert Duvall in der Rolle des ehemaligen Ausbilders und jetzt desillusionierten Versicherungsdetektivs. Begleitet wird der charmante Gangster auch von seiner Ehefrau, die trotz einiger Vorbehalte das Leben und den Sex mit ihrem unsteten Noch-Ehemann mehr schätzt als die mühevoll aufgebaute bürgerliche Existenz.
Es geht hoch her: Die zum Teil steinalten, schrottreif wirkenden Fahrzeuge werden "live" geschrottet, gesprengt und mit museumsreifen Propellermaschinen angegriffen. Da wird mit kleinen Booten über den wilden Fluss gefahren, bis der Felsen kommt - die Dreharbeiten müssen für Darstellende und Stuntleute extrem fordernd gewesen sein. Zwischendurch immer wieder derber Humor (zum Beispiel ein talentierter, aber raffgieriger Werkstattbesitzer) und insgesamt entwickelt der Film über die sympathischen Akteure einen liebenswerten Vibe: So geht B-Movie!
Erheblichen Anteil daran hat auch die enorm gut aussehende Kathryn Harrold als Ehefrau des Hallodri, die mit hemdsärmligem Charme und nicht immer nur dezentem Sex-Appeal aus einem schwitzigen Männerfilm eine charmante Familienkomödie der nicht ganz jugendfreien Art macht. Eine gute Mischung aus Action, Humor und guten Stunts - sehr unterhaltsam! Und wer möchte nicht vögelnd in Schlangenlinien in die Abendsonne fahren wie in der letzten Einstellung zu sehen?
Regisseur Roger Spottiswoode, bekannt durch einen der besseren James Bond Filme mit Pierce Brosnan („Der Morgen stirbt nie“ 1997) verfilmte hier eine englische Autobiographie, die Erzählung eines Londoner Junkies, der mit einem roten Kater und einer abgerockten Wohnung im Erdgeschoss einer Londoner Siedlung den Absprung in ein normales Leben schafft. Mit weitgehend unbekannten englischen Darstellenden, die ihren teilweise krassen Akzent einbringen, London im Regen, sorgfältig arrangierte Massenszenen – das ist alles bestes Handwerk. Allein schon die Eröffnungssequenz mit unzähligen Statisten – alles ist in Bewegung, nur der von Luke Treadaway gespielte „busker“ (Straßenmusikant) sitzt auf seiner Pappe und für ihn geht es nicht mehr weiter. Wer solche Szenen mag, Blickbeziehungen, gutes Timing, die immer wieder geschickt eingesetzte Handkamera mit eingeengten Bildausschnitten, die diese schräge Welt aus der Perspektive des Katers zeigt. Der Kanadier Spottiswoode zeigt hier bestes Kino, nimmt uns Zuschauende mit, weckt Empathie für Mann und Kater, streut liebenswürdigen Humor ein (die neu gewonnene Freundin des Musikers ist „Stufe 4 Veganerin“ und nervt diesen, der eigentlich immer Hunger hat und kein Geld mit ihren Ansprüchen an die Ernährung). Das ist ab einem gewissen Punkt natürlich Wohlfühlkino mit Happy-End. Aber ich habe lange keinen so gut gemachten, geschnittenen und britisch wirkenden Film mehr gesehen. O-Ton ist Pflicht. Und der Kater ist der Hammer. Talentierter Hauptdarsteller!
Ein belangloses Filmchen, das Jake Gyllenhaal Gelegenheit gibt, seinen krass austrainierten Oberkörper zu zeigen und UFC Champion McGregor, bei jeder Gelegenheit Popofrei oder in aufreizenden lila Höschen rumzulaufen. Ansonsten zeigt der Film nur, dass Frauen und Mädchen allein Florida am Laufen halten, während die Männer immer nur auf die Fresse hauen, alles kaputt machen und alberne One-Liner raushauen. Besonders schön bei den Untertiteln: [both grunting] - kommt recht oft. Einen Punkt für die wirklich gediegene Kneipenmucke. Sogar ein einschlägiger Titel meiner Lieblingsband "Los Lobos" wird ausgespielt.
Drehbuchautorin und Regisseurin Nicole Holofcener lebt eigentlich von Serienepisoden. Und macht wie hier in längeren Abständen Filme über die Problemchen und Instabilitäten der eher kultivierten, ständig an sich selbst verzweifelnden amerikanischen Mittelklasse. Das ist laberseelig, die um Julia Louis-Dreyfus drapierte Kleinfamilie ist sehr mit sich selbst beschäftigt. Man macht sich Geschenke, die auf Empfängerseite eher unerwünscht sind, schweigt diskret über die eigene Meinung zum neuen Buch der Ehegattin, ist irritiert über die Patienten der eigenen Psychotherapie, die wild auf ihren Therapeuten schimpfen und bleibt in der eigenen Welt. Ich finde das herzallerliebst, kann immer wieder schmunzeln und fühle mich hier wesentlich besser aufgehoben als beispielsweise bei Woody Allen. Gutes Handwerk, nichts für Zuschauende mit Gesprächsphobie.
Ein interessanter, sehr empathischer und leiser Film über Geld (zu viel/zu wenig) und Liebe. Vier Freundinnen haben sich materiell und auch ansonsten sehr weit auseinander entwickelt, bleiben jedoch in Kontakt. Drei von ihnen (Catherine Keener, Joan Cusack und Frances McDormand) haben sehr zurückgenommene, eher softe Männer und Jennifer Anniston (gut in dieser Rolle einer putzenden Ex-Lehrerin auf der ständigen Jagd nach Kosmetikpröbchen) hat Scott Caan - einen wirklich widerlichen Fitness-Coach, der sich benimmt wie ein Vorstadtzuhälter. Bei diesem fantastischen Cast war für mich die Überraschung Simon McBurney, der wunderbar, mit sanftem englischem Akzent einen sehr soften, sehr schwul anmutenden Ehemann spielt, der von den anderen ständig verhöhnt und ausgegrenzt wird ob dieses Charakters. Der aber unbeirrt weiter seine Frau (wunderbar: Frances McDormand mit ihrer Haar-Neurose und vielen aggressiven Durchbrüchen) unterstützt und für seinen Sohn ein extrem liebevoller, unterstützender Vater ist. Seine Begegnung mit "Alter Ego" Ty Burrell (Phil Dunphy aus "Modern Family", der solche Rollen wirklich gut kann) ist einer der vielen leisen kleinen Höhepunkte des Films.
Wie von Drehbuchautorin/Regisseurin Nicole Holofcener nicht anders zu erwarten ein eher zurückgenommener Film über psychische Entwicklungen, der vor allem durch die guten Schauspielenden nicht langweilig wird, sondern durchaus anrührend ist. Nur im englischen Original bekommt man die sprachlichen Feinheiten, die überlegene Sprechtechnik der Darstellenden und alle kleinen Gags richtig mit.
Woody Harrelson hat ein bisschen „Exit Through The Gift Shop“ gesehen, Woody Allen und danach gedacht, dass ein bekannter Name und einige belastbare Kameraleute mit Steady-Cams ausreichend sind für 1:30 h Film. Nur leider ist Harrelson nicht Banksy, ein Drehbuch mit weniger Harrelson und etwas Licht hätte auch nicht geschadet und das Resultat ist ein überflüssiges weinerliches Machwerk eines möglicherweise überschätzten Hollywood Stars. Grauenhaft und die deutsche Synchronisation ist noch schlechter als der Film selbst..
Dieses Prequel wurde von Jeffrey Donovan (Michael Westen) und Bruce Campbell (Sam Axe) - zu einem Zeitpunkt geplant, als die gemeinsame Serie "Burn Notice" in der 1. Staffel bereits abgedreht war und überraschend gut ankam. Der Film behandelt die "Vorgeschichte" des Frauenhelden und aufmüpfigen Marine Sam Axe (später bereits im Ruhestand) und bezieht seine Wirkung vor allem aus der guten und sympathischen Präsenz von Bruce Campbell, viel StandUp-Comedy und Slapstick sowie einer temporeich erzählten Geschichte von einem Marine, der aus eher privaten Gründen durch seinen Vorgesetzten in einen südamerikanischen Kothaufen geschickt wird auf eine Mission, die anders ist als der Auftrag. Unbekannte Darstellende, etwas viel Schießerei und das Ganze erinnert mich einschließlich der erkennbar preiswerten Produktion sehr an die B-Filme der Roger Corman Produktion von den Philippinen ("Frauen in Ketten") - aber auf die gute Art: Tempo, straffe Regie von Jeffrey Donovan und das ganze Paket macht durchaus Spaß.
Mit grafischen Animationen "aufgemotzt" folgt der Film mittels Drohnen und geschickt geschnittener Tele-Aufnahmen den Krähen. Befasst sich mit der Frage, ob Krähen wirklich so enorm intelligent sind (bleibt ungeklärt, sie sind jedenfalls schlaue Beobachter und wie intelligente Primaten in der Lage, ihre Verhaltensmuster voneinander zu "lernen" und immer wieder anzupassen). Die These des Films ist dabei, dass Krähenvögel (eigentlich opportunistische Räuber und Aasfresser) einfach nur dem größten Räuber der Welt - dem Menschen - folgen. Tun sie auch, aber nicht nur. Krähen folgen Großkatzen, der Müllabfuhr, belagern Imbissbuden und Mülltonnen überall in der Welt. Sie sind aber auch (nach jahrelangem Lernprozess) in der Lage, komplizierte Werkzeuge zu bauen, um Würmer aus Totholz zu ziehen. Gute Beobachter sind sie, extrem laut und ständig "auf der Suche". Ein längst überfälliger Film über interessante Tiere. Nur die Animationen hätten nicht sein müssen.
Außergewöhnlicher Klassiker: Wie in "African Queen" trifft ein "handsome man" - gespielt von Sidney Poitier, der zu Recht einen Oscar für diese Rolle bekam - auf (ostdeutsche!) Nonnen. Nur ist dieser unstete Vagabund schwarz und selbstbewusst. Daraus entwickelt das sehr straffe, fast theaterhafte Drehbuch eine Geschichte von Integration, Gemeinsamkeiten und kulturellen Unterschieden. Fröhlich, fast als "Feelgood-Movie" daher kommend, macht der Film dennoch nachdenklich darüber, ob nicht erst die gemeinsame Anstrengung den Menschen und sein Leben komplett macht. Nicht Gott ist hier die Lösung, sondern die gemeinsame Anstrengung. Die durchaus parodistischen Szenen, in denen die strenge und wenig empathische Gottesfürchtigkeit der Oberin geerdet und verspottet wird und die Selbstverständlichkeit, mit der hier amerikanische Einwanderer und der schwarze Mann miteinander umgehen - das ist anrührend ohne Sentimentalität.
Und was dem Film das Krönchen aufsetzt: Die Musik. Ein fantastischer, von kleinem Studioorchester mit 2 Mundharmonikas eingespielter Soundtrack, der sehr eng mit der Handlung verwoben ist, immer wieder den Rhythmus der Sprache aufnimmt. Passend wie ein perfekter Maßanzug. Und ebenso gelungen, wenn Poitier und seine Nonnen (ohne Overdubs) den Spiritual "Amen" singen - immer wieder. Man mag nicht genug davon bekommen.
Diese auf abgedroschenen Klischees aufbauende Serie, gedreht auf den Philippinen und überwiegend mit einheimischen Darstellenden hat was. Sie lebt bei aller Klischeehaftigkeit vom Kontrast zwischen dem lupenrein amerikanischen Hauptdarsteller Christian Kane mit seiner tief-heiseren Stimme, den gefärbten Haaren und dem albernen Verhalten im Vergleich zu den bodenständigen Locals, allen voran der austrainiert-charismatische Arthur Acuna. Da sprechen (im O-Ton, natürlich!) die Philippinos ihr schräges Englisch, sind pragmatisch, etwas schlicht, freundlich. Während der "Held" von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert. Herausragend gut gemacht die Fight-Scenes - hier wird viel und gekonnt von den Stuntleuten gekämpft, das sieht oft aus wie eine ambitionierte Form von Capoira. Es wird erfreulich wenig geschossen und auch viele der Nebendarsteller (zum Beispiel der betrügerische Onkel in Episode S01E07 Richard Kind) sind originell, vor allem auch die einheimischen Gangster mit wilden Tatoos und merkwürdigem Verhalten.
Die deutsche Synchro ist nicht brauchbar: Es kommen die Dialekte und sprachlichen Besonderheiten überhaupt nicht raus. Zudem ist der Hauptdarsteller Christian Kane zwar eher durchschnittlich, hat aber eine wirklich interessante, tief flüsternde Stimme. Also bitte Originalton gucken.
Macht Spaß, hat Philippino-Vibe und ist damit eine ordentliche B-Serie, die auch zeigt, dass man auf den Philippinen offenbar immer noch gut und preiswert mit einheimischen Kräften drehen kann.
Ein Film über kulturelle Unterschiede, das Gefühl als Immigrant fremd zu sein im eigenen Heimatland China und auch über die eigene Dynamik großer Familien. Ich fand die Story eher schwach und die als Hauptdarstellerin bewusst krumm gebeugt und trantütig durchs Bild schlurfende Rapperin Awkafina sorgte gleich mal für einen Punkt Abwertung. Der erzählerische Kunstgriff, nämlich eine dynamische und empathische Oma (toll gespielt von Shuzen Zhao) mit ihrer fast schon trauernden und total gehemmten Familie zu umgeben - das geht auf. Aber der bemühte Twist am Ende, die merkwürdig leiernde Musik und die betont künstlerische Inszenierung einschließlich ständig schwankender Handkamera und stets langsam zelebrierter Dialoge - all dieses etwas kitschige Getue verleidete mir den Film. Schade!
Das sollte eine nicht jugendfreie Gaunerkomödie werden mit Alkohol und Drogen in Massen, Innuendi und einem dealenden Priester. Es wurde ein zum Fremdschämen schlechtes Filmchen, das die durchweg unvorteilhaft gefilmten älteren Darstellenden (Uma Thurman mit fetten Falten, Alice Eve mit zu engen Kleidern, unter denen sich der nicht mehr so straffe Wohlstandsspeck höchst unvorteilhaft abzeichnet) mit einem lahmen Skript im Regen stehen lässt. Es ist wie eine Rentnerband beim vorletzten Auftritt zur Aufbesserung der Urlaubskasse. Die wenigen guten visuellen Einfälle (6 Arme beim Sex) und eine beiläufig solide Darstellung von Tim Roth (der aber auch die leichteste Rolle hat) verhindern die totale Katastrophe.
<<Leichte Spoiler>>: Nach 37 Episoden kann ich die Begeisterung vieler MoviepilotInnen für diese englische Serie nicht vollständig teilen. Zu konstruiert, zu künstlich, sogar aufgeblasen sind die Aktionen und sind vor allem die Motive der Beteiligten: Da wird locker die Karriere riskiert für einen Blowjob von einer offensichtlich kriminellen Baulöwin (S01). Da wird aus purem Ehrgeiz ein kompliziertes Gerüst von Dienstvergehen und Morden aufgespannt bis hin zur Selbstverstümmelung (S04). Da wird eine geradezu abstruse Familiengeschichte aus Inzest, Vergewaltigung und familiärer Unterwerfung zur dauerhaften Demutshaltung gegenüber organisiertem Verbrechen und der Polizei (S06). Pausenlose Verhöre mit hunderten von Namen in schneller Abfolge und immerzu wiederholten Formeln und Rechtsbelehrungen füllen ansonsten die rund 6 Stunden jeder Staffel. Und ständig haben Polizeikräfte Sex mit Kollegen, wichtigen Zeugen oder sogar der Gegenseite. Und die an Senilität gemahnenden Beteuerungen ("heilige Mutter Gottes - dann bekommen Sie es mit mir zu tun") und verbalen Entgleisungen ("Jungchen", "Kleine", "Freundchen") des von Adrian Dunbar gespielten Abteilungsleiters sind einfach nur monoton und unappetitlich.
Trotzdem habe ich gegen jede Gewohnheit die ganze Serie durchgehalten. Denn die schauspielerischen Leistungen der Darstellenden, die schlichte Dramatik der durch pure Schauspielkunst geadelten, aber künstlich durch das in meinen Augen schwache Drehbuch von Jed Mercurio heraufbeschworenen Konflikte sind immer wieder beeindruckend. Keely Hawes spielt die hyperintelligente schizoide Einzelgängerin so beeindruckend, dass man dem Drehbuch jeden bescheuerten Winkelzug abnehmen möchte. In der 3. Staffel verkörpert der Schauspieler so intensiv, geradezu fiebrig einen von Ehrgeiz zerfressenen, aber aus der Kindheit traumatisierten Polizisten - einfach nur großartig. Wobei auch hier die Storyline mit Verlaub einfach nur irrwitzige Effekthascherei ist. In Staffel 5 macht ein unglaublich präsenter Gast-Star/Bösewicht eine unfassbar schlechte Story glaubhaft nur durch seine Darstellung. Beeindruckend wie auch die super-sanfte Oberermittlerin, die in der 6. Staffel eingeführt wird.
Aber im Vergleich zu wirklich guten Cop-Serien wie "The Wire" oder neuerdings "The Rookie" sind die Geschichten, sind die bewusst zirkulär angelegten Handlungsstränge einfach nur schlechtes Handwerk. Zu bemüht, zu künstlich, zu viele Leichenteile in Tiefkühltruhen und albernes Forensik-BlaBla.
Juliette Binoche, französische Oscar-Preisträgerin, mittlerweile fast 60 Jahre alt, spielt in diesem low-budget Film eine Lastwagenfahrerin, die in kriminelle Machenschaften verwickelt wird. Aus dem Gefängnis heraus von ihrem Bruder erpresst soll sie eine Schmuggeltour machen, die sich als ein maximal 12-jähriges Mädchen entpuppt. Am Ende der Tour, bei der Ablieferung an den fetten und schmuddeligen alten Mann/Päderasten, der mit kleinen Mädchen handelt, geht etwas schief. Und dann beginnt eine Odyssee durch die Südstaaten der USA, wobei Binoche und das Mädchen sich sehr allmählich anfreunden. Verfolgt werden sie von Morgan Freeman (mittlerweile auch über 80 Jahre alt), der seine Nebenrolle gekonnt und reduziert anlegt, ganz auf sein Charisma und seine schöne Stimme vertraut, einen schrägen Hut in altrosa aus Plastikstroh beträgt und begleitet wird von einem schwitzigen, gequält wirkenden Jungagenten des FBI.
Aus diesem sehr schlichten Grundgerüst macht die Regisseurin ein in sich stimmiges Road-Movie voller Atmosphäre und mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen, dessen eigentliche Hauptperson Binoche und ihr riesiger alter Sattelschlepper sind. Ungeschminkt, in schmuddeligem T-Shirt, mit Bandana und 5-10 Kilo Übergewicht macht die Binoche aus ihrer Rolle eine gestrandete, arme und letztlich gescheiterte Proletarierin, deren einziger Lebensinhalt ihr Lastwagen und die Fahrten sind. Mit einer Schauspielerin von diesem Kaliber kann der Film da nicht viel falsch machen. Sicherlich wäre Melissa Leo die Idealbesetzung für diese Rolle gewesen, aber ihre dunkelhaarige französische Kollegin trägt den Film perfekt über die Runden. Ihre harte Aussprache wird dabei mühelos erklärt mit ihrer kanadischen Herkunft. Trotz einiger Längen im Mittelteil und nicht immer klischeefrei hat mir der Film schon aufgrund der gediegenen Schauspielerei gut gefallen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Morgan Freeman (übrigens ganz ähnlich wie in seinem genialen low-budget Film "10 Items Or Less") mit minimalem Aufwand seine Rolle mühelos ausfüllt und einen Charakter erschafft, der von so vermutlich noch nicht einmal im Drehbuch steht. Bis hin zu den kleinen Gags gestaltet er seine Szenen wie ein guter routinierter Schauspieler das eben kann, wobei sein jüngerer Kollege Cameron Monaghan seine Sache ebenfalls sehr gut macht.
Ebenfalls einen Glücksgriff die Jungschauspielerin Hala Finley, deren Darstellung einer verfolgten und verwahrlosten Jugendlichen etwa im Vergleich zu der Darstellung einer ähnlichen Rolle von Brooke Shields in Louis Malles Epos "Pretty Baby" gut zeigt, wie stark auch jugendliche Darstellende in den zwischen beiden Filmen liegenden rund 50 Jahren geworden sind. Die Verletzlichkeit, die immer wieder aufkeimende Hoffnung auf ein intaktes Familienleben – all dies wird hier mühelos und glaubwürdig transportiert. Sie war bei den Dreharbeiten 13 Jahre jung.
Und als der Truck über die spektakuläre Brücke von Natchez/Mississippi nach Arkansas rollt, bekommt der Film die Kurve und wird zu einem jedenfalls in sich stimmigen Charakterdrama, dessen Lücken im Drehbuch durch gute Schauspielerei mühelos zugedeckt werden.
Bei der Kritik komplett durchgefallen und sicherlich nicht weltbewegend, hat mir der Film gut gefallen. Ich empfehle die Sichtung im Originalton, denn die subtile Sprechweise der Darstellenden ist es wert. In einer winzigen Nebenrolle sehen wir (ebenfalls mit Übergewicht und leicht verwahrlost daherkommend) Veronika Ferres als Lastwagenfahrerin.
Und ich darf an dieser Stelle einmal mehr meine Bewunderung für die Binoche äußern, die sich dem hochbezahlten Mainstream-Kino amerikanischer Bauart stets verweigert hat und dafür in fast unzähligen Rollen mit geringem Budget zeigt, dass sie Spaß an der Arbeit hat und in jedem Alter in der Lage ist, auch komplexe Frauenrollen mit Leben zu erfüllen – tolle Schauspielerin!
Durch Zufall sah ich die ersten Episoden der Mutter aller Soaps "Dallas" und unmittelbar danach "The Rookie" - rund 40 Jahre Serien sind eine lange Zeit. Bei Dallas gab es statische Szenen, die oft so hölzern waren wie vom Teleprompter abgelesen, schematische Charaktere und einen rein weißen, konservativen Cast.
Und "The Rookie" - sooo geht moderne Soap: Divers mit völlig selbstverständlich integrierten lesbischen und schwulen Rollen, anti-rassistisch mit langen und beklemmenden Episoden über Alltagsrassismus in Form eines freundlichen weißen Polizisten, der Nicht-Weiße auf den Tod hasst, humanistisch und amerikanisch-demokratisch ("ich wollte für den Horror zuerst einfach eine Donald Trump Maske kaufen"). Und auch Provinz (eine von Schöpferin Alexi Hawley mit geschriebene Episode S04-E22, die komplett im Nirgendwo spielt) oder einfach nur Halloween-Trash (die Droge, welche Menschen in Zombies verwandelt) - hier ist von solider Action (die Stunts sind gekonnt gemacht, selbst die Schießereien haben hohes Nivau) bis hin zu irrem Slapstick (Piercings im Genitalbereich eines Verhafteten) alles dabei.
Ich habe mich immer wieder scheckig gelacht über die vielen kleinen und großen Gags, habe mich gefreut über das meist hohe Niveau der vielen Nebendarstellenden und es gibt eine Episode, die mir besonders nahe ging: Da kommt eine sehr männlich wirkende Ex-Soldatin, die mühelos der Star jeder Berliner Frauenkneipe wäre, zum LAPD und wird dem sehr anspruchsvollen und strengen (Hetero-) Ausbilder Bradford (Eric Winter) zugeteilt. Der merkt schnell, dass er dieser jungen Rekrutin in Sachen Aufmerksamkeit, Kampf und Schießen nichts mehr beibringen muss - die Rekrutin wirkt aber trotzdem unglücklich und verspannt. Der Ausbilder nimmt seinen Schützling mit in den Park, lässt sie in die Sonne gucken, atmen und setzt ihr einen kleinen Marienkäfer auf die Hand. Noch am selben Tag kündigt die Rekrutin. Sie hat gemerkt, dass sie in ihrer strengen Orientierung auf Leistung und Kampf todunglücklich ist. Und erst das Trauma ihrer Kampfeinsätze beim Militär überwinden, sich "locker machen" muss. Ganz typisch für die Serie. Knallharte Action, schräge Charaktere und stimmige Charaktergestaltung sorgen immer wieder für hohen Unterhaltungswert.
Die Vorbilder sind klar: "Homicide", "The Wire" und "Breaking Bad" lassen grüßen. Aber das Gesamtpaket stimmt. Und die starken Frauenrollen (Lucy Chen, Nyla Harper, Angela Lopez) sind unterhaltsam, können Karriere und halten die Show am Laufen. In der 5. Staffel kommt noch die charismatische Lisseth Chavez als Rookie Celina Juarez dazu - auch hier gute Besetzung, interessante Rolle.
Was verhindert Höchstnoten? Zu laute Dudelmusik in Dauerschleife, die ich schon bald nicht mehr hören konnte und ziemlich lahme Liebesgeschichten - am interessantesten ist noch die in der Serie immer nur zitierte Beziehung von Ausbilder Tim mit seiner am Anfang noch drogensüchtigen Ex-Ehefrau. Die übrigen Beziehungen bewegen sich im Bereich lahmer romantischer Klischees der amerikanischen Mittelschicht.