angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    angucker 13.08.2024, 15:21 Geändert 14.08.2024, 10:03

    "Kill Your Darlings" sagt eine kluge Lebensweisheit der schriftstellernden und musizierenden Branche. Habe ich mit diesem Film, den ich aus frühester Jugend (Kino) in geradezu überwältigender Erinnerung hatte. Warum ich den im Alter eines Drittklässlers so toll fand? Keine Ahnung.

    Ein lahmes Musical um den netten, aber frauenlosen Erfinder mit den supersüßen Kindern (Disney lässt grüßen) und die extrem elegante, immer zu gut gekleidete Dame von Welt mit Geld. Die natürlich diesen Filou ganz bezaubernd findet und nichts unversucht lässt, um dieses leicht verpeilte Prachtstück von Mann möglichst schnell (ohne Sex vor der Ehe) zu heiraten. Das ist extrem frauenfeinlicher und zuckersüßer Kram für das konservative Gemüt.

    Das ist noch viel blöder, als es sich in dieser Kurzfassung anhört. Zumal der titelgebende Song (der einzig gute- im ganzen Musical) erst nach mehr als einer Stunde überhaupt auftaucht. Davor und danach gibt es sturzlangweiliges Getue mit einigen durchschnittlichen Tanzeinlagen. Dick van Dyke im Unterforderungsmodus und nur Gerd Fröbe kann so richtig die Sau rauslassen als seefahrender gemeiner Superkapitalist. Mindestens 2 Punkte für Fröbe. Vor allem aber zünden die Songs nicht. Bis auf den zigfach wiederholten Titelsong, und der ist genau genommen auch sehr schlicht. Muss kein Kind heute noch sehen.

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      Nach der Zweitsichtung ein Punkt rauf: Wirklich einer der besten Spionagethriller mit diesen melancholischen Untertönen, der glühend inszenierten und doch instrumentalisierten Liebesgeschichte - keine einzige Schießerei, eine einzige Prügelei und (habe ich erst beim zweiten Sehen bemerkt) eine sparsame Filmmusik, die (ein ganz raffinierter Trick) nur aus einer einzigen Akkordprogression besteht: Die markanten, grammyprämierten Akkorde von "Have A Little Faith in Me" (John Hiatt, "Bring The Family", 1987). Ist eine sehr gefühlvolle, Spannung aufbauende Akkordfolge. Aber es ging hier wohl mehr um den Titel des Songs. Hammer - sehr subtil!

      Übrigens sollte man immer die Synchronisationsfassung verwenden, wo auch russisch und englisch geredet wird. Es gibt auch eine Fassung, wo alles "eingedeutscht" ist und das nimmt dem Film viel von seinem Reiz.

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        Bei einem so einfachen Film, bei dem der Titel schon fast das ganze Drehbuch enthält, bei einer so letzlich vorhersehbaren Feel-Good Komödie wie hier, da geht es um die Details: Eine rasante Ausstattung, bei der vom Luxusauto bis hin zu völlig abseitigen, aber stets sehr passenden Luxusklamotten nichts ausgelassen wird. Ein guter Cast, bei dem wie hier vom stets gekonnt aufspielenden Gérard Jugnot als verschmitztem Patriarchen über die krass auf schön, reich und dumm machende Tochter (Camille Lou) bis hin zum schrägen Heiratsschwindler (Tom Leeb, der vor allem auch im Abspann zeigt, was er kann) alles vertreten ist. Und es darf schräg sein. Golfen auf den Hals einer Champagnerflasche, gehalten von einem (natürlich farbigen) vor Angst zitternden Diener. Ein weiterer schwarzer Diener, der die zu kleinen Schuhe seines Herrn eintragen muss (die genialste Geschäftsidee seit Jahrzehnten).

        Das ist durch die Bank gut gemacht, die Details passen und daher machte der Film jedenfalls mir Spaß. Genau richtig für einen lauen Sommerabend und aktuell in der ZDF Mediathek.

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          Hübscher, sehr gleichmäßig erzählter Film im Kaurismäki Stil mit sorgfältig arrangierten, farblich genau abgestimmten Tableaus, gleichmäßigem Handlungsfluss, skurrilem Humor und vor allem sehr vielfältiger und überraschend schöner Musik von Klassik über Folklore bis finnischer Pop. Sehr witzig erzählt die Kritik an entfremdeter Arbeit, miesen Arbeitsbedingungen und Ausbeutung durch Supermarktleiter und Chefs im Maschinenbau, auf der Baustelle und im Drogencafé - es werden sogar Aspekte des Arbeitsschutzes und der Kündigungsfristen, Bezahlung gestreift. Das kommt auf die Liste <<Bei der Arbeit>>. Im Hintergrund im Radio laufen üble Meldungen aus dem Ukraine-Krieg, was den ganzen Film zu einer leicht depressiven Sache macht ebenso wie die Sauferei des Holappa und seiner männlichen Kollegen. Ein Film, der fast ohne Dialoge auskommt und der trotz aller Melancholie niemals in krassen Weltschmerz verfällt. Würden wir das von Kaurismäki nicht schon kennen, wäre es außergewöhnlich.

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            angucker 05.08.2024, 09:41 Geändert 14.08.2024, 16:41

            Ein Animationsfilm in Spielfilmlänge, der nach einer in den neunziger Jahren in Japan sehr populären Comicserie entstanden ist. Die Animationen sind teilweise sehr liebevoll von Hand gezeichnet, kommen im späteren Verlauf des Films, vor allem während des lang gezeigten Basketball-Endspiels, aus dem Computer. Die Handlung kreist um eine alleinerziehende Mutter von 2 Söhnen und einer Tochter, die nach dem Tod des ältesten Sohnes von der Insel Okinawa auf das Festland ziehen. Dort nimmt der 3 Jahre jüngere mittlere Sohn im Alter von nunmehr 17 Jahren an den landesweiten Meisterschaften im Basketball der High-Schools teil. Während des ausführlich gezeigten Finales werden in kurzen Rückblenden Anekdoten und Erlebnisse aus der Vergangenheit des Jungen, seiner Familie und der übrigen Spieler und Schulkameraden gezeigt. Diese Szenen sollen die Entwicklung und Vergangenheit der Spieler und der Familie des Jungen zeigen.

            Dies ist in meinen Augen, bei allem Respekt für den etwas anderen kulturellen Hintergrund solcher Comics und Serien, ein geradezu faschistischer, gewaltverherrlichender und auch als Basketball Film außerordentlich schlechter Film. Kaum zu ertragen – ich habe den Film nur zu Ende gesehen, um ihn für meine Liste mit Basketball Film zu sichten.

            Das fängt schon mit dem Narrativ an: die Erzählung des Jungen oder jungen Mannes, der mit sportlicher Leistung quasi über sich hinauswächst und zum Superhelden wird, ist hinreichend erzählt. Und doch ergeht sich der Film hier in den üblichen Klischees von großem Vorbild, Erniedrigung, hartem Training, Überwindung von Schwierigkeiten und großem Erfolg. Das ist mit Verlaub nicht nur einfallslos, sondern auch neoliberaler Mist, der vor allem Jugendlichen in gefährlicher Weise suggerieren soll, dass sie nur jede Niederlage und Erniedrigung wegstecken müssen, um irgendwann ein großer Held zu werden.

            Zielt dies schon erkennbar auf jugendliche Nerds, die in der Schule gehänselt werden und im Sport schlecht sind, so ergeht sich der Film leider durchweg in einer Bodybuilder-Ästhetik, die ich im Zusammenhang mit 17-jährigen männlichen Jugendlichen einfach nur ekelhaft finde. Da turnen während des bei 2 Stunden Laufzeit recht langen Films im Basketballspiel durchweg Modellathleten mit Stiernacken und massiven Muskelpaketen durch die Gegend, die so aussehen, wie ein 30 Jahre alter Bodybuilder nach der ausreichenden Einnahme von Anabolika. Da wird ein Körperideal abgefeiert, das nicht nur für 17-jährige Jugendliche, sondern insgesamt völlig absurd ist und lediglich mit geheimen Wünschen und dem oft gestörten körperlichen Selbstbild von pubertierende Jugendlichen in unangenehmer Weise spielt. Nur ein Beispiel: der zurzeit zu den Top Basketballspielern in der Welt gehörende amerikanische Profi Kevin Durant sieht aus wie eine sportliche Bohnenstange und hat dafür sehr lange Arme. Kein Stiernacken, keine mächtigen Schultern und keine baumstammdicken Oberschenkel. Was soll dieser Scheiß und was soll das Jugendlichen bitte für ein Bild von Körpern und Sport vermitteln?

            Widerlich auch die im Film ständig und auf allen Ebenen stattfindende Gewalt. Da gibt es Gewalt in der Familie, Gewalt auf dem Schulhof, Gewalt auf dem Spielfeld und vor allem überall Gewalt in der Sprache mit primitiven Kraftausdrücken, die vermutlich nicht nur der Übersetzung und Synchronisation geschuldet sind. Auch hier geriert sich der Film als Überdruckventil für frustrierte Jugendliche, die sich hier in ihrer Fantasie einmal so richtig austoben sollen.

            Auch die Darstellung des Basketballs ist weit unterdurchschnittlich. Da finden irreguläre Auszeiten einer Mannschaft mitten während des Spiels mitten auf dem Spielfeld statt. Da werden Basketballer in völlig aberwitzigen Situationen gezeigt, wo zum Beispiel der jugendliche Held verzweifelt vor sich hin dribbelt umgeben von 3 gleichaltrigen Schülern, die wie Kleiderschränke aussehen sollen. Da folgt die Dramaturgie des gezeigten Finales ganz schlicht dem Schema Aufholjagd, wechselnde Führung und knappe Crunch-Time.

            Aber am schlimmsten finde ich das Frauenbild des Filmes. Da ist eine als uninspiriert und wenig liebevoll vorgezeigte Mutter, ein niedliches Mädchen, das aus nicht näher bekannten Gründen neben den Spielern auf der Bank sitzt (offenbar, um diese anzuhimmeln – auch das der blanke Sexismus) und vor allem eine kleine Schwester, die während der über immerhin 3-4 Jahre laufenden Handlung des Films weder älter, noch erwachsener wird noch ihre alberne Quietsch-Stimme verliert.

            Und recht unangenehm auch die Tonspur. Zwar unterbricht der Film in einigen Szenen wirkungsvoll die Tonspur, um zusätzlich Spannung aufzubauen und das Augenmerk auf die Aktionen der Spieler zu lenken. Dies aber nur, um unmittelbar danach in eine offensichtlich aus schlechten Heldenfilmen der achtziger Jahre stammende merkwürdige Musik bestehend aus Hardrock-Elementen mit Popmelodien zu verfallen, die ebenso kindisch ist wie der ganze Film.

            Ich möchte mir nicht vorstellen, was so ein Film und was solche Comics in den neunziger Jahren mit japanischen Jugendlichen gemacht haben.

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              Die Gags zünden hier - noch mehr als im zweiten Teil. Eine einfache dramaturgische Idee (Kind ist schlauer als seine Überwachenden) mündet ein in wirklich skurrile Situationen, deren Komik von 8 bis 80 durchaus gefallen kann. Das Ganze kommt noch betont divers daher, niemand nimmt sich oder seine eigenen Rolle zu ernst und das Paket macht Spaß.

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                angucker 28.07.2024, 12:37 Geändert 14.08.2024, 08:53

                Sandra Hüller dominiert hier in jeder Minute des mit fast 3 Stunden Laufzeit leider überlangen Films. Von der 1. Szene, wo sie – mittags schon angesäuselt und mit gönnerhafter Überheblichkeit eine hübsche Literaturstudentin anbaggert, welche sie interviewen möchte bis zur letzten Szene mit dem übrigens fantastisch in seiner Rolle spielenden Blindenhund verkörpert sie eine moderne Frau in einer modernen Beziehung mit modernen Problemen. Ein Mann, der auf seiner Wolke 17 ein verhinderter Schriftsteller ist mit unabgeschlossenen Buchprojekten, die er nicht seiner eigenen fehlenden Zielstrebigkeit, sondern seiner Frau anlastet. Wirtschaftliche Probleme des Ehepaares, die Hüllers Figur mit thematisch sich offenbar wiederholenden, aber durchaus erfolgreichen Büchern in den Griff zu bekommen versucht. Und zuletzt strafrechtliche Probleme, als ihr der Mord an ihrem Mann zur Last gelegt wird, was in quälend langen und unfassbar unprofessionell wirkenden Gerichtsszenen erörtert wird.

                Dass Sandra Hüller eine der großen Schauspielerinnen ihrer Generation ist wusste ich auch schon vorher und das wird durch diesen Film einmal mehr bestätigt. Aber die mit Verlaub schwachsinnige Idee, ein Ehedrama als unprofessionell inszenierter Gerichtsprozess im Stil eines Laientheaters zu präsentieren mit einem Staatsanwalt, der über mindestens 20 Minuten hinweg nur dumme Suggestivfragen stellt und aus dem schriftstellerischen Werk der Angeklagten zitiert. Mit einem Psychiater, der hemmungslos sich in Plattitüden aller Art über seinen ehemaligen Patienten, den verstorbenen schriftstellernden Hausmann und Ehegatten von Sandra Hüller ergeht. Mit einer Unfallrekonstruktion, die so laienhaft gemacht und so amateurhaft repräsentiert wird, dass es einfach nur lächerlich ist. Ich bin als Anwalt nur zivilrechtlich tätig, aber so einen Unfug habe ich im Film (Unterabteilung der Gerichtsszenen) seit „Mein Vetter Winnie" nicht mehr gesehen. Daran leidet der ganze Film, der außerdem für meinen Geschmack und dramaturgisch mehr als eine halbe Stunde zu lang ist. Man hätte die ganzen Gerichtsszenen besser weggelassen. Der Plot hätte sich intensiver und fokussierte auch ohne das entwickeln lassen.

                Und so bleibt ein sehr fader Nachgeschmack. Die einzigen hier wirklich professionell agierenden Figuren sind die bezaubernde Sozialarbeiterin des Gerichts, die den aus einer verwirrten Laune heraus mit Aspirin (man höre und staune) vergifteten Blindenhund auch mitten in der Nacht zielstrebig rettet und eben Sandra Hüllers Autorin, die es mit dem falschen Mann in den falschen Teil Europas verschlagen hat. Dafür empfinde ich den Film als heftig überbewertet.

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                  angucker 27.07.2024, 13:33 Geändert 27.07.2024, 13:38

                  Das ist Familienkino vom Reißbrett, aber die Gags haben bei mir gezündet. Peinliche Väter, die ihre Sprösslinge vor allen Leuten abknutschen, hakennasige Analystin mit Tipps zum richtigen Zungenkuss - das ist frech, originell und immer wieder für einen Schmunzler gut. Fahrschul-Witze, Handy-Witze, "ich bin Koreaner und habe trotzdem Humor"-Witze - da ist für jede/n was dabei. Und der Film hat wirklich schöne Chor- und Filmmusik - originell, abwechslungsreich und voll ausgespielt. Ana Faris kann schrullige Charaktere und nur die Fleischklops-Erscheinung mit den vielen Tattoos von Dave Bautista ist ein kleiner Abturner. Aber der hat diese Serie gepachtet und ist quasi der Running-Gag im XXL-Format. Da gibt es in der aktuellen Produktion von Guy Ritchie und Co. viel Schlimmeres.

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                    angucker 27.07.2024, 10:22 Geändert 14.08.2024, 16:42

                    So sieht wohl eine Auftragsarbeit aus: "Herr Ritchie, machen Sie einen amüsanten Actionfilm mit internationalem Cast." Darauhin zieht Ritchie die Tarantino-Karte und macht "Inglourious Basterds" noch einmal mit mehr Action und großem englischem Patriotismus. Das kann nicht so gut werden wie die Vorlage und dieser maximal englische, heroische Patriotismus und Nationalstolz, der hier mal wieder abgefeiert wird, ist in Zeiten eines vom Neoliberalismus fast zerstörten England und auch sonst mehr als unangenehm.

                    Dafür hat der Film einige witzige Szenen, das Duo Cavill/Ritchson funktioniert hervorragend (ich liebe die deutsche Synchronstimme von Ritchson...) und insgesamt war der Auftraggeber mit dem Produkt vermutlich zufrieden.

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                      Diese vorhersehbare Rom-Com kommt überhaupt nicht in die Gänge, bis nach mehr als einer Stunde endlich der Titelsong gespielt wird. Mit Musik wird alles besser.

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                        angucker 25.07.2024, 09:02 Geändert 26.07.2024, 09:42

                        Grauenhafter Film, dessen exzessive CGI und alberne Geschichtsverdrehung im Sinne einer absurden Verschwörungstheorie rund um das Haus Sachsen-Anhalt nur durch die charmante Schauspielerei von Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Rhys Ifans und ihrer Kollegen vor der Mülltonne gerettet wird. Die durchaus ansehnlichen Fecht-Szenen sind zu lang und - wie der ganze Film - zu künstlich. Aber was mir am übelsten aufgestoßen ist, sind die ständigen Sprüche darüber, dass die aufrechten Bürger, die gefühlte Elite, den bewaffneten Aufstand suchen sollten, wenn der Staat "aus dem Ruder läuft". Solche dämlichen Sprüche hört man doch heute immer wieder aus der rechten Ecke und von besserwissenden Greisen, die es dem Rest der Welt mit Waffengewalt noch mal so richtig zeigen wollen. Widerliches Drehbuch.

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                          angucker 25.07.2024, 08:56 Geändert 27.07.2024, 13:51

                          Interessanter Film, den ich zum Zeitpunkt des Erscheinens im Kino verpasst hatte. Es war damals ein großer Kassenerfolg, der etwa das Zehnfache seiner Produktionskosten von rund 20 Millionen € einspielte. In meiner Freundesliste wird der Film extrem unterschiedlich bewertet. Das geht buchstäblich von 1,5-10 Punkten und meist wird dem Film angekreidet, dass die im Film dargestellten Aktionen und das Verhalten der Bären naturwidrig sei (was völlig richtig ist wie eigentlich immer, wenn Unterhaltungskunst mit dressierten Tieren unterwegs ist). Da wird zu Recht beanstandet, dass die in die Tonspur gemischten menschlichen Laute, nämlich Lautäußerungen von Keckern über Winseln bis zum behaglichen Schnurren unecht wirken. Diese Kritik ist berechtigt – das wirkt aus heutiger Sicht extrem zeitgeistig und sogar etwas kitschig. Es ist aber in meinen Augen absurd, einem Spielfilm mit Bären und Hunden fehlende Natürlichkeit, nicht artgerechtes Verhalten oder sogar (wie einige Zuschauende aus meiner Freundesliste) technisch fehlerhafte Jagdtechniken vorzuwerfen. Das ist in meinen Augen etwa so wie das Herummäkeln an einem perfekten Schuss auf eine Briefmarke über 1000 m Entfernung, wie das in modernen Actionfilmen eher die Regel ist. Der Film macht zu jeder Zeit klar, dass er als Spielfilm daher kommt. Dazu tragen etwa das in vielen Szenen großzügig verwendete Theaterblut bei und auch die originellen und witzig animierten Traumsequenzen des jungen Bären, die von verpatzten Jagdbegegnungen und zum Beispiel Fröschen mit Reißzähnen handeln.

                          Ansonsten ist dies aber ein unbedingt sehenswerter Film, den man aber nicht mit einer Naturdokumentation verwechseln darf. Es handelt sich um einen Spielfilm, der im Verlauf der 4-jährigen Vorbereitung und mehr als 100 Tage dauernden Dreharbeiten mit dressierten Tieren erstellt wurde, wobei der junge Bär (leicht zu erkennen im Film und notwendig wegen der langen Dreharbeiten) mehrfach ausgetauscht wurde. Lässt man das für meinen Geschmack etwas verkopfte Kritisieren der scheinbar bzw. offensichtlich fehlenden Natürlichkeit einmal beiseite, ist dies ein in der Filmgeschichte einmaliger und inhaltlich durchaus anrührende Film darüber, wie wichtig Gesellschaft, Nähe und sogar körperlicher Kontakt ist einerseits und andererseits darüber, dass Respekt und physische Überlegenheit nicht nur unter Menschen, sondern sogar im Verhältnis Mensch/Tier eine wichtige Rolle spielen können. Die auch auf Filmplakaten verwendete Szene eines durchnässten und gebückt zusammengekauerten Jägers und über ihm ein im Film minutenlang brüllender riesiger Bär ist natürlich nicht Natur, sondern eindrucksvoll inszenierte Machtdemonstration und im Film der Turning Point für den von Tchéky Karyo beeindruckend gespielten jüngeren Jäger.

                          Noch einmal: es ist in den meisten Fällen wenig hilfreich, einem Spielfilm seine Produktionstechniken anzukreiden. Und im Ergebnis ist dieser Film gerade wegen seiner besonderen Produktion sehenswert und originell selbst dann, wenn man die Handlung als zeitgeistig oder verfehlt empfindet.

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                            Auch hier macht Guy Ritchie wie schon im 1. Teil Popcorn-Kino auf die spezielle Art. Englischer Humor, absurd theaterhafte Masken und Dekorationen, Sherlock Holmes im Strampelanzug (mehrfach!) - doch das hat was. Nämlich Unterhaltungswert und Massenkompatibilität ohne dabei den Charakter einzubüßen. Gutes Casting wieder. Noomi Rapace ist eine Bank als dynamische und ziganische Wahrsagerin (obwohl diese Passagen an Rassismus und überheblichen englischen Klischees wirklich nichts zu wünschen übrig lassen). Stephen Fry darf blank ziehen - hier nimmt der Film etwas das Tempo raus und Jared Harris macht einen wunderbaren Moritary. Chapeau!

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                              Schauspielerinnenkino vom Feinsten, da wird mimisch nichts ausgelassen. Das ist auch streckenweise lustig, aber die frauenbewegte Story ist mit dem Titel schon erzählt und kann zu keiner Zeit fesseln oder gar überraschen.

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                                Ein letztlich etwas voyeuristischer Film über zwei indigene Frauen in einem Reservat in Oklahoma (was man aber nur am Rande erfährt - Tulsa ist die nächste größere Stadt), die kleinere und größere Straftaten begehen und sich dann auf die Suche nach der Schwester/Mutter machen. Der Film verwendet sehr viel Screentime für die Charakterzeichnung - die Ältere ist lesbisch, hat eine kriminelle Karriere hinter sich und kommt sehr dominant rüber, während die Jüngere ein richtiger Teenager ist - etwas dumm, sehr wagemutig und hoch emotional.

                                Der Film hat seine Stärken, solange er bei seinen beiden Hauptpersonen bleibt, deren kleinen Gaunereien begleitet und nicht versucht, eine Handlung zu entwickeln. Denn alles, was hier an Handlung passiert, ist wuschig, weltfremd und passt in keinerlei Realität (ich will nicht spoilern, aber sooo funktioniert das alles nicht).

                                Und so blieb hier ein fader Nachgeschmack: Viel Folklore, aber die Geschichte selbst ist dünn, was auch die interessanten Darstellenden und die ganz gute Kamera nicht wett machen können. Im Vergleich zu "Frozen River" (2008) - einem Meilenstein dieses Genres - ist dies ein dünne Geschichte und sehr flach erzählt.

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                                  Hier ersparen wir uns jedes Eingehen auf die Inhalte. Der Film ist wirklich absolut unterirdisch schlecht und die Hauptdarstellerin/Produzentin/Drehbuchautorin (!) Jenny McCarthy (ein ehemaliges Playboy Model) zeigt eindrucksvoll, dass bloße Selbstzerstörung vor laufender Kamera selten wirklich lustig ist. Zwischendurch fragte ich mir immer wieder, ob dieser Film nur Vehikel sein sollte, um einige chirurgisch verbesserte Körperteile in die Kamera zu halten, kindische Zoten abzufeiern und die üblichen Waxing-Witze zu bringen. Das wurde dann abgelöst von der spannenden Frage, warum die von Hause aus brünette Hauptdarstellerin mit schlecht blond gefärbten Haaren durch den Film stolpert, so dass jede/r engagierte Friseur/in zur sofortigen Haarfärbung raten würde. Und zuletzt tauchte die Frage auf, warum die ebenfalls aus der Model-Ecke kommende Carmen Electra hier eine auf black bad-ass bitch mimende (und auch so sprechende-) Freundin spielt, die von Hause aus aber schneeweiße Durchschnittsamerikanerin ist. So skurril, dass es schon fast wieder Unterhaltungswert hat.

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                                    angucker 01.07.2024, 12:03 Geändert 01.07.2024, 12:03

                                    Regisseur Rob Reiner hat mit diesem Film sozusagen "geübt" für seinen 4 Jahre später erschienenen Kassenknüller "Harry und Sally" (1989) - eine ähnliche Geschichte, ein verstricktes Liebespaar, hohe Gagdichte und straffes Erzähltempo. Hier jedoch bekommt man in der Verpackung einer allerdings jugendfrei servierten "Teenager-Sexkomödie" eine wirklich gediegene Rom-Com mit viel Charme, extrem hoher Gagdichte und einem festen Blick auf die zweite Ebene: Was ist wichtig im Leben? Müssen wir uns anpassen? Gibt es Sex ohne Liebe? Letzteres ist auch in "Harry und Sally" ein wichtiges Thema, wird dort für meinen Geschmack aber zu sehr breitgetreten.

                                    Die Darstellenden sind (wie auch später in "Harry und Sally") gut gecastet: John Cusack nervt zwar mit seinem anstrengenden Nerd-Gehabe und seine Angebetete (Daphne Zuniga - bestens geführt von einer straffen Regie) ist ein richtiger Backfisch mit Hang zum Kontrollzwang. Der Film entwickelt das aber charmant, leichtfüßig und mit netten visuellen Einfällen (Blankziehen auf der Straße, beherzte Sprünge ins Schwimmbecken, eine wirklich glaubwürdige Bikinischönheit) über ein Roadmovie zu einem zwar vorhersehbaren, aber dennoch charmanten Schluss.

                                    Wirklich komisch fand ich die Anmerkungen der älteren Literaturprofessorin im Kurs "kreatives Schreiben" - so geht witzig in meinen Augen. Da wird auch mal das Pizzaessen zum Kunstobjekt und auch hier ist der Erzählton schnell, straff und immer mit einer zweiten Ebene unterlegt.

                                    Eine Perle im Einerlei der 80er Jahre Teenagerfilme. In Nebenrollen Anthony Edwards (Emergency Room), Tim Robbins (als "Clark Gable" mit einer allerdings durchwachsenen Performance) und ich ertappte mich beim Schauen immer dabei, wie die Gags kleine Nachdenkerchen hinterließen zu den doch existentiellen Fragen, die der Film ganz beiläufig immer wieder streift. Ein Plädoyer für ein freies, selbstbestimmtes und bei aller Intellektualität spontanes Leben und ein Plädoyer für die Liebe als Zustand.

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                                      Streckenweise witzige Komödie mit einem damals noch ganz schlanken Christian Clavier und einem damals schon ziemlich dicken Jean Reno. Reno ist der Korse, alle Korsen saufen, singen komische Lieder und kennen sich mit dem Bombenbauen bestens aus. Doch, das hat etwas, nämlich Lokalkolorit, einen quasi rassistischen Witz (wir Deutschen müssten über Ostfriesen oder Niederbayern witzeln) und mit Caterina Murino eine schöne Oberkorsin, die wirklich o la la aussieht und ganz passabel spielt. Schöne Auto-Stunts auf kurvigen Straßen.

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                                        Perfekt gekleidete Männer und Frauen trinken aus Wassergläsern Whiskey, während sie sich auf den aufregenden Spionageeinsatz in Frankreich vorbereiten. Abenteuer im Wohlfühlland zu gleichförmiger Weichspülmusik. Nach einer halben Stunde musste ich aufs Klo und kam nie wieder. Oberflächlicher Quark, der mit Spionage im zweiten Weltkrieg so viel zu tun hat wie ich mit dem Klu Klux Clan.

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                                          über Tricks

                                          Eine der weniger bekannten Filme aus dem großen Gesamtwerk von Regisseur Ridley Scott ist diese in sich stimmige Kreuzung aus zeitgeistiger Gaunerkomödie und Familiendrama. Eigentlich hätte ich den Film nicht sehen dürfen, da Hauptdarsteller Nicolas Cage bei mir ebenso Hausverbot hat wie seine 2 berühmten Kollegen Robert De Niro und Al Pacino. Fast erwartungsgemäß zeigt er sich auch hier jedenfalls in meinen Augen den besonderen Anforderungen seiner Hauptrolle nicht gewachsen. Mit hemmungslosem Overacting und zuletzt pausenlosem Zucken, Zwinkern und nervösem Schluckauf mimt er den begabten Trickbetrüger mit massiver Angststörung so oberflächlich und unsubtil, dass ich zwischendurch immer mal wieder abschalten wollte. Aber der Film insgesamt ist viel zu gut, um ihn nicht zu sehen. Das liegt trotz der heftigen Längen der Story in der 1. Stunde und dem abgegriffenen Thema vor allem daran, dass Regisseur Ridley Scott mal wieder bestes Handwerk abliefert.

                                          Wie die buchstäblichen Zuckungen der Hauptperson und die nervösen Ticks durch unrhythmische schnelle Schnitte auf genommen werden und der Film dadurch schon allein durch Kamera und Schnitt eine intensive Nervosität verbreitet – das ist wirklich einmalig ebenso wie die erwartungsgemäß hervorragende Kamera und Lichtsetzung. Selbst belanglose Szenen werden durch elegante Wahl des Bildausschnitts und harmonisch in die Handlung integrierte Schnittabfolge sehenswert. Dazu kommt die für eine 14-jährige wirklich atemberaubende Darstellung von Alison Lohman, die hier die pubertierende Tochter spielt und mit einer enormen Präsenz völlig glaubwürdig in ihrer Rolle eintaucht. Das erinnert mich ganz stark an die bärenstarke Darstellung von Dakota Fanning in dem etwa zeitgleich entstandenen Film "Mann unter Feuer" von Tony Scott, dem Bruder von Ridley Scott. Der Film entwickelt seine Story sehr sorgfältig, wozu insbesondere die vom Tempo her extrem verlangsamten Szenen beim Psychiater beitragen. Auch hier zeigt sich wieder, dass gute Regie und Schauspielerführung selbst mit einem relativ schwachen Hauptdarsteller wie Nicolas Cage einen Film aufwerten kann. Wie der Arzt hier zu dem unsteten Patienten eine Beziehung aufbaut, sich der hastigen Verschreibung irgendwelcher Pillen entzieht und dabei gleichzeitig fortlaufend die Kommunikation mit seinem Patienten steuert – das passt mit Blick auf die Schluss Pointe perfekt in den Film und ist in meinen Augen auch völlig realistisch. Selbst die Filmmusik des mir wirklich verhassten Komponisten Hans Zimmer ist hier überdurchschnittlich – eine elegante Mischung aus lateinamerikanischen Rhythmen, Tango und den für diesen Komponisten leider typischen geschrubbten Moll-Akkorden. Das passt hier ganz gut.

                                          Natürlich kann ich die Begeisterung von Eudora für den Hauptdarsteller Nicolas Cage auch hier nicht teilen und finde die Story thematisch etwas abgegriffen – solche Gaunerdramen waren spätestens seit Oceans 11 damals sehr in Mode und nicht jedes dieser Drehbücher hat den Lauf der Zeit gut überstanden. Trotzdem ein sehenswerter Film, der vor allem cineastisch und mit einigen Schauspielleistungen der Oberklasse zu gefallen weiß.

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                                            angucker 24.06.2024, 16:10 Geändert 27.06.2024, 16:45

                                            Erschreckend schwacher Actioner mit Jessica Alba, die als gute Tochter zu der verlassenen Kneipe zurückkehrt, in der sie mit ihrem ermordeten Vater aufgewachsen ist. Der Plot ist unfassbar dünn und baut auf einer baulichen Konstruktion auf, die noch nicht einmal ein Dreijähriger ernst nehmen kann. Die Dialoge hölzern, die wenigen Locations erkennbar billig wie die ganze Produktion. Nur wenige originelle Hand-Kämpfe retten dieses billige Machwerk vor dem sofortigen Abschalten. Note to myself: Ein Feuerlöscher ist gut zum Draufhauen.

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                                              angucker 20.06.2024, 15:11 Geändert 20.06.2024, 15:17

                                              Es gibt eigentlich genug Revenge-Actioner, in denen der Held ein Mann im Rentenalter ist, der es der übrigen Welt noch einmal so richtig zeigt. Das gilt auch hier. Ein angeschossener Denzel Washington, inzwischen 70 Jahre alt, entdeckt einen kleinen Ort an der Amalfiküste von Italien für sich, hockt im Cafe und gerät mit einem Mafia-Clan aus dem nahe gelegenen Neapel aneinander. Auch hier agiert der Held im Wesentlichen im Dunkeln - praktisch, denn Washington ist doch ziemlich pummelig geworden und ein weites schwarzes Hemd im Halbdunkel ist da auch für die wenigen Actionszenen willkommen. Viel Blut, wenig Licht - diesem Muster folgt der Film von Anfang bis Ende und hat doch seine Momente: Wenn dramatisches Licht die kleinen weißen Häuser der Küste leuchten lässt. Wenn die offenbar sehr begeisterten Statisten eine wirklich pittoreske italienische Atmo zaubern. Das kleine Mädchen, das als Statistin einer tödlich ernsten Massenszene (immerhin wird ein ganzer Ort mit Tod und Gewalt bedroht) vor lauter Begeisterung über die aufregende Schauspielerei strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Und Washington, der dieser altbekannten, sich wiederholenden Geschichte huldvoll noch einmal sein Gesicht, seine wirkungsvollen Gesten leiht. Ein pastoraler Film, bei dem vor allem die Atmo zählt.

                                              Die wenigen Pointen haben Substanz wie etwa die Beteiligung von Dakota Fanning - ich denke sofort an die atemberaubende Darstellung Fannings als damals 12jährige Begleiterin Washingtons in "Mann unter Feuer". Ihre Rolle und ihre Anwesenheit in diesem Film sind eine Hommage an die Vergangenheit beider. Und was eigentlich zu der Gewaltorgie führte - auch das ist ansprechend erzählt und kann für diesen Film so stehen bleiben. Einen Teil 4 braucht es aber in meinen Augen dann wirklich nicht mehr.

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                                                angucker 19.06.2024, 11:41 Geändert 20.06.2024, 00:59

                                                Es gibt keinen wirklichen guten Titel für dieses Drehbuch. Das englische Original rückt diese Coming of Age Geschichte in die Nähe eines Pornofilms, was wirklich nicht passend ist. Der deutsche Titel trifft es schon besser, ist aber verquer. Insgesamt geht es hier um gelangweilte weibliche Teenager, die sich mit ihren 16-17 Jahren alterstypisch ausprobieren wollen, keinerlei Bedenken bezüglich irgendwelcher Gefahren haben und permanent in Geldschwierigkeiten sind. Das ist schon mal völlig realistisch. Daraus macht das Drehbuch dann eine sehr gradlinig erzählte Geschichte um Prostitution im weiteren Bekanntenkreis, Eifersüchteleien und – besonders interessant – Risiken und Nebenwirkungen von Zuhälterei. Das ist völlig unerotisch erzählt und die durchweg gekonnt besetzten SchauspielerInnen, insbesondere der männliche Hauptdarsteller John Leguizamo und das lange schlagfertige Mädchen (Katherine Waterston) mit dem Kontrollzwang wirken absolut glaubwürdig und machen ihre Sache richtig gut. Dadurch bekommen auch die Ungereimtheiten der Handlung und manche kleine Geschmacklosigkeiten weniger Gewicht. Auch wer lernen möchte, was eine Verdeckungsstraftat ist, kann dies mit diesem Film in einer sehr unterhaltsamen und für das kleine Budget wirklich gut inszenierten Szene leicht lernen. Mir hat es gefallen. Die Charaktere sind gut getroffen. Man merkt dem Film zwar sein geringes Budget an, aber das Gesamtpaket funktioniert.

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                                                    angucker 12.06.2024, 11:56 Geändert 12.06.2024, 11:57

                                                    Einen Film, der die Schönheit von Haute Couture, die stillen Freuden von Genuss, Selbstermächtigung und Freundschaft feiert – das werden viele Zuschauende als Wohlfühlkino empfinden. Doch dies ist ein gelungener Film. Die mit passenden digitalen Effekten immer wieder unauffällig aufgemotzte Darstellung einer Haushaltshilfe, die zufällig bei ihrer charakterlich fragwürdigen Auftraggeberin ein Kleid des Hauses Christian Dior entdeckt und sich dafür begeistert. Das ist eine Rolle, die man so oder ähnlich ("Miss Pettigrew") schon einmal gesehen hat. Aber die Hauptdarstellerin Lesley Manville macht dies mit ihrer lebhaften Mimik und mit ihrer stets sehr zurückhaltenden Körpersprache zu einer ganz eigenen Figur, die auf altmodische Weise anrührend und interessant ist. Es hilft, dass praktisch alle Haupt- und Nebenrollen gut besetzt sind. Isabelle Huppert spielt ihre Rolle einer Assistentin des Modeschöpfers (kaum zu erkennen) mit geradezu lustvoller Kratzbürstigkeit. Und ebenfalls eine Entdeckung als junges schönes Star-Mannequin ist Alba Baptista (Natascha), vor deren strahlend jugendlicher Schönheit Audrey Hepburn vergleichsweise wirken würde wie eine miesepetrige Modepuppe.

                                                    Trotz der teilweise sehr vorhersehbaren Handlung ein Film, der mit seiner positiven Ausstrahlung und Botschaft durchaus Spaß machen kann.

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