Apollyon - Kommentare
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Alle Kommentare von Apollyon
Die einzige Frage, die ich mir gerade stelle ist, wieso ich diesen genialen Film nicht schon viel früher gesehen habe? Tucker&Dale war ganz witzig, aber Cabin setzt eine Riesenportion Bissigkeit obendrauf, womit der Film nicht nur zur Sezierung des Horrorfilms, sondern auch der niemals zu befriedigenden Schaulust des Zuschauers wird. Die Metaebenen sind sauber verschachtelt und werden von einer ironischen Pointe gekrönt, ohne jemals verkopft zu wirken. Dabei liegt die Tiefgründigkeit in einzelnen Szenen oder Zeilen versteckt, so dass der Fluss des Films nicht ins stocken gerät. Ohne das Thema detailliert auszuführen, geht es in letzter Instanz um den freien Willen des Menschen. Jedenfalls ist The Cabin in the Woods einer der besten Filme des nicht mehr ganz neuen Milleniums: zeitgemäß, frisch und clever.
Den Text kannte ich ja noch gar nicht, oder ich habe ihn vergessen. D:
Hätte im Sommer natürlich über eine andere Serie geschrieben, wenn mir das bewusst gewesen wäre...
"Das Alien ist für den Zuschauer eine Reflexion dessen, was der Mensch nicht sein will..."
Ich habe den Film immer etwas anders gedeutet: das Alien ist eine Reflexion dessen, was der Mensch in Wahrheit ist. Er forscht und entwickelt Jahrhunderte, schafft es schließlich bis ins Weltall hinaus und steht am Ende dem zu Grunde liegenden Prinzip seiner Entwicklung Auge in Auge gegenüber. Wir sind das Resultat einer Kraft, die so viel bedeutender für das Leben ist, als alle Bemühungen, diese Tatsache in unserem sozialen Miteinander zu vertuschen. In dieser Erkenntnis liegt der wahre Horror; der Mensch hat sie aus dem Dunkel des Universums ans Licht gezerrt und als sie endlich sichtbar wurde, wendete er sich mit Grauen ab.
Der Androide verkörpert den Fortschritt, der uns soweit gebracht hat. Insofern bringt der Film Möglichkeiten der Evolution miteinander in einen Konflikt, aus dem der Mensch als Verlierer hervorgeht. Sein Wissensdrang lässt ihn erkennen, dass er nicht die Krone der Schöpfung ist, sondern dass die Evolution ihn rein zufällig zum Herrscher der Erde gemacht hat.
Natürlich kann man in dem Film eine implizite Wertung sehen, also ein Plädoyer für Menschlichkeit usw. Aber ich finde, das Hervorragende an ihm ist, dass er eben nicht diese Position bezieht, sondern nur das Scheitern der Gemeinschaft zeigt und letztendlich ist es die Technik, die Ripley zum Sieg verhilft, also der klug angewendete Fortschritt.
Trotzdem, der Film ist klasse und ewig aktuell.
Das alles einhundertprozentig prätentiös bis der Kopf platzt, vollkommen humorlos natürlich sowieso und in erster Linie auch immer schön langsam.
Find' ich super.
Wer war dieser Mensch? und Wie oder warum wurde er zum größten Massenmörder der jüngeren Geschichte?
Hitler war ein kaputtes Arschloch und wurde zum Massenmörder, weil er zuviel Macht bekommen hat. Hätte jetzt gerne die 15 Millionen, würde mich aber auch mit 14 zufrieden geben.
Jetzt mal ernsthaft: eine dramatische Aufbereitung seines Lebens im Serienformat kann nur schief gehen, gerade, wenn man versucht, die Zeitläufte aus dieser eingeschränkten Perspektive zu erhellen.
Das Feuilleton wird rotieren, die Quoten werden stimmen, aber schlauer ist danach niemand.
Wie lange habe ich mich gegen Serien gesträubt, weil ich nichts mehr hasse, als wie der Esel eine Mohrrübe vor die Nase gehalten zu bekommen, ohne mir sicher sein zu können, dass ich irgendwann rankomme. Irgendwann habe ich wegen der vielbesungenen Qualität der neueren Serien trotzdem damit angefangen und es nur teilweise bereut(;D). Leider hat, wie du schon geschrieben hast, Geldgier diese Erscheinung nun ins Medium Film gedrängt; dahin, wo sie eigentlich nicht hingehört, wenn man den Film als in sich geschlossenes Drama betrachtet. Allerdings setzt das auch die Akzeptanz des Publikums voraus, die natürlich durch Serien gewachsen ist. Wenn man diese Entwicklung nicht gut findet, kann man mit den Füßen abstimmen(oder Texte schreiben ;D).
Was mich persönlich besonders stört ist, dass der Abspann den Beginn der geistigen Verarbeitung des Films einleitet. Wir können das Gesehene als Ganzes betrachten, egal ob das Ende "offen" war oder nicht. Wenn wir aber nur einen Cliffhanger vorgesetzt bekommen, kreisen die Gedanken nicht um das, was gerade war, sondern um das, was folgt. Gleiches gilt für bewusst offen gelassene Fragen wie bei Prometheus. Die Reflexion wird von der Spekulation abgelöst; der Zuschauer wird durch das Versprechen auf ein richtiges Ende hingehalten; denn das ist es, was ihn letztendlich dazu verleitet, weiterzuschauen. Ich finde, das ist eine Entmündigung des Rezipienten, weil er immer darauf angewiesen ist, was ihm in Zukunft vorgesetzt wird, denn solange weitere Filme/Folgen noch ausstehen, fehlen noch Informationen.
Wow, dafür, dass ich den Text am letzten Abend und nicht mehr ganz nüchtern zusammengezimmert habe, hat er es ziemlich weit geschafft. Ein herzliches Danke an die Community und die Jury. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht (;D), nächstes Jahr bin ich wieder dabei und überlege mir etwas Kreativeres! Glückwunsch an die ersten drei; ihr habt es verdient.
Vielen Dank für die netten Kommentare und eure goldenen Herzen. Ich bin froh, dass der Text so gut angekommen ist und ich euch etwas von dem Vergnügen, das mir die Serie bereitet, vermitteln konnte. :)
das war knapp
Ich schaue gerne Kifferfilme, finde Teeniekomödien wie American Pie oder Scary Movie witzig und liebe Trickserien, etwa American Dad, kurzum kann ich über jeden Scheiß lachen. Dieser Film ist aber so ziemlich der unlustigste, den ich seit Jahren gesehen habe. Die Story steht viel zu sehr im Vordergrund und ist dabei leider so klischeehaft und vorhersehbar, dass schnell Langeweile aufkommt. Mark Wahlberg kann überhaupt nichts, die Möglichkeiten der Teddyfigur wurden nicht ansatzweise ausgeschöpft, die Frau stört in dem Film bloß. Ich glaube das kommt dabei heraus, wenn man versucht, anarchistischen Humor wie den von MacFarlane in einen konsensfähigen Film zu pressen. Ein Widerspruch in sich, denn ohne Ecken und Kanten, also Boshaftigkeiten, Tiefschläge, Anspielungen und offensichtlichen Blödsinn kann ich mir auch eine beliebige rom-com ansehen und werde dann teilweise besser unterhalten. Ich fand den Trailer ansprechend, wurde aber enttäuscht. Nur so als Warnung an jene, die sich vielleicht wiedererkennen und sich noch unschlüssig sind. Lasst es.
Ich würde sogar weiter gehen und behaupten, dass allein der Betrachter und nicht der Film die Rezeptionsrichtung bestimmt, der ist nur das Ausgangsmaterial. Es ist völlig gleich, welchen Anspruch der Streifen mit sich zu bringen scheint, entscheidend ist, was man daraus macht. Unterhaltung ist schließlich nicht auf Spannung, hervorgerufen durch einen interessanten Plot, reduzierbar, sondern manifestiert sich bei jedem Einzelnen anders. Der Irrglaube, es gäbe eine richtige Deutung oder Rezeption eines Films, die sich idealerweise mit der Intention des Regisseurs(oder des Drehbuchschreibers, des Produzenten,...?) deckt, scheint mir aber unausrottbar.
Die überhaupt nicht endgültig greifbare Intention eines Regisseurs spielt überhaupt keine Rolle für die Interpretation, denn wie du schon geschrieben hast, ist das Werk, sobald es veröffentlicht ist, autonom. Ein Künstler verbalisiert zudem nicht sämtliche Facetten seines Werks, ein Großteil des Entstehungsprozesses läuft irrational oder sogar völlig unbewusst ab.
Ich finde es zum Beispiel spannend, wenn andere einem Film neue Aspekte abgewinnen können, insofern das gut begründet ist. In "Alien" beispielsweise spricht die schiere Menge an Indizien für die sexuelle Konnotation einzelner Szenen. Bestimmte Sichtweisen pauschal abzulehnen, halte ich für engstirnig und einem grundsätzlich deutungsoffenen Werk unangemessen.
Die entscheidende Frage ist natürlich, was "gut begründet" genau bedeuten soll. Ich denke, daran scheiden sich letztendlich die Geister. Wichtig ist es vor allem, filmnah zu argumentieren, also das faktisch Gegebene zu nutzen, um eine Diskussionsbasis zu haben. Der Rest hängt prinzipiell nur vom Horizont(wertfrei!) und von den Interessen des Betrachters ab. Der Film ist ein populäres Medium und bringt deshalb eine entsprechend großes Spektrum an Rezipienten mit sich. Und das ist gut so!
Kurz gesagt, hapert es meistens an der Diskussionskultur. Wenn nur, um dem Gegenüber die Meinung zu oktroyieren, gestritten wird, dann ist von vornherein Hopfen und Malz verloren. Leider ist das meistens der Fall und infolgedessen wird auf scheinbar objektive Kriterien zurückgegriffen, um seine Position als die richtige zu untermauern. Auf der anderen Seite kann man niemandem vorschreiben, wie er einen Film zu sehen hat. Man muss akzeptieren, dass nicht jeder immer Lust hat, sich intensiv mit einem Streifen auseinanderzusetzen - ohne implizierte Wertung.
Bild und Ton sind klasse, daran gibt es keinen Zweifel, aber die Geschichte ist eher mittel. Die Figuren sind flach(außer Lisbeth höhö) und teilweise klischeehaft. Es wird verdammt viel Zeit darauf verwendet, uns mit der Familie bekannt zu machen und mit ihren Hintergründen, aber das stagniert alles auf einem Niveau, das der damit vergeudeten Zeit nicht würdig ist, zumal sich wenig als für die Story relevant erweist. Ich denke, es wäre für die Story völlig egal gewesen, ob die Protagonistin ein angeknackstes Goth-Chick ist oder nicht. Ihre vordergründige Interessantheit ist ein Versprechen, das uneingelöst bleibt, weil ihre Charakterisierung im Holzschnittartigen versumpft. Mikael dagegen ist von Beginn an nur eine Art Sherlock Holmes ohne Exzentrik - also langweilig. Aus der Begegnung beider hätte man durchaus narratives Kapital schlagen können, stattdessen verläuft ihre Zusammenarbeit ohne (geistige) Höhen und Tiefen. Ähnlich banal ist die Handlung mitsamt der Motivation ihrer Träger, die mit gutem Willen als küchenpsychologisch fundiert charakterisierbar ist. Im Prinzip ist "Verblendung" ein Krimi, wie er schon hundertmal erzählt worden ist. Gut verfilmt, muss man aber wirklich nicht gesehen haben.
Ich habe den Film gerade gesehen, deshalb ist der Text nur ein unverdauter Ersteindruck. Vorweg: in "Melancholia" sollte man nicht mit zu hohen Erwartungen gehen, die werden definitiv enttäuscht. Ein paar Spoiler sind drin, aber wer schaut sich einen Lars von Trier-Film bitte wegen der Handlung an?
Ich finde, zwei Dinge stechen im Vergleich zu "Antichrist" deutlich hervor. Erstens ist "Melancholia" atmosphärisch längst nicht so dicht. Zweitens wirkt er wesentlich fragmentarischer, unstimmiger. Nach der Eingangssequenz, die wie in "Antichrist" recht lang ausfällt und das Ende vorweg nimmt, wohnen wir mindestens eine Stunde der Hochzeit eines Paares bei, dessen weiblichen Part Kirsten Dunst übernommen hat. Sie heißt im Film Justine und hat ein psychisches Problem, unter anderem leidet sie an Depressionen. Dadurch kann und will sie des öfteren nicht den sozialen Ansprüchen folgen, die an sie gestellt werden, was zur Folge hat, dass die Heirat schrittweise zur Katastrophe wird. Die Annäherung scheitert letztendlich. Genau das Gegenteil passiert im zweiten Teil, der ihrer Schwester Claire gewidmet ist. Sie, ihr Mann und das gemeinsame Kind verbringen gemeinsam Zeit mit Justine im Schloss, in dem ihre Hochzeit stattgefunden hat. Bereits im ersten Teil entdeckte Justine einen ungewöhnlichen Stern am Himmel, der, wie nun klar wird, ein Planet ist, der sich auf Kurs zur Erde befindet. Justine geht es überhaupt nicht gut, aber auch Claire steht große Ängste durch. Sie befürchtet, "Melancholia" könne mit der Erde kollidieren, obwohl die wissenschaftlichen Prognosen etwas anderes behaupten. Ihr Mann versucht sie zu beruhigen, was ihm nur zeitweise gelingt. Erschwert wird das Warten auf den blauen Planeten durch die Konflikte mit Justine, deren Krankheit Claire mit viel Geduld begegnet. Gegen Ende vertauschen sich die Rollen und Justine wird die ruhigere von beiden, Claire reagiert hysterisch und irrational.
War ich bei "Antichrist" noch skeptisch, wenn es hieß, der Regisseur verarbeite seine psychischen Probleme in den Filmen, bin ich hier eher davon überzeugt. Von Trier gelingt es, die Melancholie und die mit ihr einhergehende Weltverdrossenheit in der Rolle von Kirsten Dunst und symbolisch in der Rahmenhandlung zu schildern. Er greift viele Aspekte auf, unter anderem den Unwillen, sich scheinbar sinnlosen Konventionen zu beugen und die Unmöglichkeit, das eigene Glück zu genießen. Ebenso zeigt er die Unfähigkeit der Mitmenschen, angemessen auf Stimmungsschwankungen zu reagieren. In einer Szene sehen wir Kirsten Dunst im blassblauen Licht des Planeten baden, womit der Genuss dieser Stimmung und die ihr innewohnende Schönheit verbildlicht wird. Am Ende kommt es so, wie es kommen musste und wie es sich Justine auch wünschte. Sie beweist psychische Stärke, wo andere, die dem ungewohnten Abgrund gegenüber stehen, in Panik geraten. In vielen einzelnen Szenen zeigt von Trier bestimmte Verhaltensmuster, die ihm selbst nicht fremd sein dürften.
Auf formaler Ebene wirkt das Werk, wie eingangs vorweggenommen, inhomogen. Lars von Trier hat einen Hang zum Pompösen und Hochdramatischen. Er schaffte es in "Antichrist", diese Szenen in den Film einzugliedern, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Handlung an die Nieren ging. In "Melancholia" ist es anders, die ganze Hochzeitsepisode plätschert ohne Spannungsbogen vor sich hin und man ist bald genauso angewidert vom Prozedere wie die Braut. Im zweiten Filmteil sind die Konflikte etwas schärfer und pointierter, manches wirkt trotzdem banal. Die beiden Episoden muten wie Füllstoff an, dem die Intensität der wirklich schönen Rahmensequenzen abgeht. Was nicht zuletzt an der fehlenden Wagner-Untermalung und der Wackelkamera liegt, die ein bisschen deplatziert wirkt. Vielleicht wollte von Trier den Pomp des Festes entschärfen und bewusst einen Kontrast schaffen, aber dennoch wirkt alles dekadent.
Es lohnt sich auf jeden Fall, den Film anzusehen, von Trier hatte schon viele gute Einfälle, damit meine ich nicht nur die spektakulären Sequenzen, aber er ist eben doch ein bisschen durcheinander.
Völliger Schwachsinn, dieses Gestammel als provokative PR-Maßnahme zu deuten. Es ist ziemlich simpel: ein Journalist kommt sich besonders kritisch vor und stellt eine ungemein bedeutende Frage zu getätigten Äußerungen von Triers, bei denen es um Nazis ging(nicht etwa um den Film). Von Trier versucht, eine sarkastische Antwort zu geben und verheddert sich in seinem eigenen Gefasel, will wieder relativieren, was ihm aber nicht mehr souverän gelingt, der Schluss soll retten, was noch zu retten ist. Er hätte eine simple, unverfängliche Antwort auf die Frage geben können, dann wäre er aber nicht Lars von Trier.
Der Journalist hat sein Ziel erreicht, Fragen zu stellen ist aber auch sein gutes Recht. Nun ist der Regisseur rausgeschmissen worden und niemand redet mehr über seinen Film, was ich stärker bedauere.
"An ihre beiden Kunstgottheiten, Apollo und Dionysus, knüpft sich unsere Erkenntnis, dass in der griechischen Welt ein ungeheurer Gegensatz, nach Ursprung und Zielen, zwischen der Kunst des Bildners, der apollinischen, und der unbildlichen Kunst der Musik, als der des Dionysus, besteht." Nietzsche legte in der "Geburt der Tragödie" seine ästhetische Weltanschauung dar und beeinflusste damit nicht nur unzählige Künstler, die ihm unmittelbar folgten, sondern auch Darren Aronofsky, der im Ballett wohl das ultimative Mittel sah, den Konflikt zwischen lichter Form und düsterem Chaos zu verfilmen. Dieses Vorhaben schlägt sich stilistisch in einem fortwährenden Hell/Dunkel nieder und spiegelt sich auch in der Figur Natalie Portmans, der als Baletttänzerin Nina die Aufgabe zukommt, Harmonie und Leidenschaft zu vereinen. Stünde ihr nur nicht der eigene Perfektionismus im Weg, der offenbar durch die kontrollsüchtige, an Hanekes Klavierspielerin erinnernde Mutter, forciert wurde. Sie ist die Gegenspielerin von Lily, der Verführerin und tänzerischen Konkurrenz von Nina. Beide Kräfte reißen an Natalie Portman, die diesen Konflikt schauspielerisch überwältigend vermittelt. Zu allem Überfluß gibt es dann noch den Lehrer, dem eigentlich nur das Baguette unterm Arm fehlt, damit er den "perfekten" Franzosen verkörpert. Seine Aufgabe besteht darin, den Leistungsdruck aufrechtzuerhalten und Nina damit keine Möglichkeit zu geben, ihre Zerrissenheit auf psychisch gesundem Wege zu verarbeiten. Es kommt, wie es kommen musste: Nina vereint sich auf die blutige Art mit ihrer dunklen Seite und dem Rauschhaften in der Kunst. Überhaupt ist Vieles in Aronofskys Film unübersehbar symbolträchtig, was auf den einen oder anderen als zu gewollt und zu direkt erscheinen mag. Aber dann gibt es noch den Aronofsky, der uns mit Wackelkamera und intimen Einstellungen die körperlichen Höhen und Tiefen der Protagonistin nahebringt und uns zum Schluss die Metamorphose ihres Leibes als Ausdruck der höheren Konflikte nachempfinden lässt. Oder, mit Nietzsches Worten: "Singend und tanzend äußert sich der Mensch als Mitglied einer höheren Gemeinsamkeit: Er hat das Gehen und das Sprechen verlernt und ist auf dem Wege, tanzend in die Lüfte emporzufliegen. Aus seinen Gebärden spricht die Verzauberung.[...]Der Mensch ist nicht mehr Künstler, er ist Kunstwerk geworden." Man kann dem Film sicher weiterhin vorwerfen, er versuche auf platte Art und Weise zu provozieren, aber dem Antichrist-gestählten Zuschauerbewusstsein entlockt solche Kritik allenfalls ein müdes Lächeln. Denn Aronofsky ist es gelungen, Form und Passion in intensiver Manier zu verknüpfen, so dass jeder Vorwurf angesichts des kulturellen Horizontes dieses Werkes kümmerlich verhallt.
Wenn der Jazz anfängt und die ersten weißen Buchstaben in einer gewissen Schriftart auf dem schwarzen Bildschirm erscheinen, befinden wir uns mit ziemlicher Sicherheit in einem Woody Allen-Film. Wahrscheinlich geht es in nächster Zeit auch um absurde Beziehungen, kollidierende Lebensentwürfe und die daraus erwachsenden Probleme. Ebenso können wir auf wenige, aber geniale Pointen und implizite Aussagen über Leben und Moral hoffen, die die häufig spannungsarme Handlung im Endeffekt doch ganz erträglich werden lassen. Nicht so beim neuesten Woody Allen, der mit dem deutschen Pendant zur Wahrsagerfloskel "You Will Meet A Tall Dark Stranger" betitelt wurde. Alldies scheint zur bloßen Formel verkommen zu sein, denn die Figuren wirken einfältig und kurzsichtig, kurzum nicht glaubwürdig genug, um wirklich interessant zu sein. Selbstverständlich war Allens Personal schon immer komisch überzeichnet, aber immer so, dass man einen Funken Wahrheit durchschimmern sah. Man möchte beinahe sagen, sie sind für niemanden repräsentativ und damit verkommt der Film von der spöttischen Analyse zur platten Komödie, die keinerlei Spuren beim Betrachter zu hinterlassen vermag. Das Übrige zeigt die gewohnte Qualität und immerhin gibt es eine Hand voll amüsanter Szenen, wie zum Beispiel die rücksichtslose Offenbarung der Künstlerin oder den Eklat zur Geisterrunde mit der allzu gläubigen Mutter.
Natürlich geht es wieder um die Bewältigung dieser Vergangenheit. Ich finde es gut, wenn filmische Auseinandersetzungen damit internationale Anerkennung finden. Das wirft ein gutes Licht auf Deutschland, das dazu beiträgt, dessen internationales Bild zu verbessern. Von heute auf morgen wird das nämlich nicht geschehen, auch wenn es der Autor gerne sähe.