BaltiCineManiac - Kommentare
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Alle Kommentare von BaltiCineManiac
Hier fehlt definitiv Jane Campions „Bright Star – Meine Liebe. Ewig.“ über die innige Beziehung des berühmten englischen Romantikdichters John Keats zu Fanny Brawne. Der Film beeindruckt mit einer zurückhaltenden, den gesellschaftlichen Sitten der Zeit entsprechenden Annäherung der beiden. Abbie Cornish bringt ganz viel Frauenpower mit ein und spielt überragend, gar oscarwürdig in diesem unsäglichen Sandra-Bullock-Jahr. Am Ende meine Damen – und, ähm, vielleicht auch Herren – wird es euch zerreißen. Versprochen! Und da wäre dann ja auch noch dieses titelgebende Gedicht ...
Das Karussell der Liebe oder vielmehr das Karussell der sich als solche schlicht tarnenden Gefühlsmechanismen aus Begehren und Eroberung, aus Verlangen und Lust, die schlussendlich zum ordinären Beischlaf führen, dreht sich im Wien des epochalen Jahres 1900 zum Walzertakt im Kreise. Antriebsmotor dafür ist das skandalträchtige Bühnenstück „Reigen“ des österreichischen Dramatikers Arthur Schnitzler mit seinen zehn erotischen Dialogen, das bei seiner Aufführung 1920 für Tumulte sorgte und anschließend verboten wurde. Zum zyklischen Tanz der Gefühle finden sich ein: eine Dirne und ein Soldat, dann eben jener Soldat und ein Stubenmädchen, das wiederum von einem jungen Herren begehrt wird, der sich auch mit einer jungen verheirateten Ehefrau eingelassen hat, deren Beziehung zu ihrem Ehegatten eher lustlos verläuft, während dieser sich mit einem süßen Mädel vergnügt, das einen Dichter begehrt, der wiederum eine Theaterschauspielerin verehrt, die von einem Grafen hofiert wird. Schlussendlich landet der Graf wieder bei der Dirne. Wie an einem vorbeifliegende Karussellfiguren, immer in Bewegung aber doch an eine Stange gebunden, folgen die zehn Hauptgestalten ihren Trieben. Der Reigen wird dabei durch alle Gesellschaftsschichten getanzt, macht nicht nur halt an dunklen Kanalufern, in Wiener Gassen und Parks, sondern auch in den Separees mondäner Etablissements, in Künstlerateliers, Theaterumkleiden und bourgeoisen Appartements.
Als Bindeglied der episodenhaften Erzählstruktur dient Max Ophüls ein von ihm extra zu den handelnden Personen des Theaterstücks hinzugefügter Erzähler, den er als roten Faden etabliert und der mit süffisanten Statements scheinbar allgegenwärtig und vor allem allwissend das Geschehen für den Zuschauer begleitet und kommentiert. Ihn benutzt der Regisseur auch dafür, um bewusst Brüche in der Handlung zu generieren und dem Zuschauer die Vergänglichkeit des Liebesreigens vor Augen zu führen, dem er gerade beiwohnt. So greift der auch schon mal zum Gesang überwechselnde Conférencier nicht nur als Kutscher oder Kellner direkt in die Handlung ein und erteilt den gerade agierenden Protagonisten unerwartet Ratschläge, sondern versucht sich auch als Beleuchter oder Cutter und wendet sich mehrmals direkt an den Zuschauer. Die (wohl gewollt) teils künstlich wirkenden Außenkulissen und Hintergründe halten immer die Erinnerung an die Theaterherkunft der vorliegenden Geschichte aufrecht, ohne im negativen Sinne befremdlich zu wirken. Neben der üppigen und zeitgemäßen Ausstattung ist auch die Kameraarbeit exquisit und überrascht mit ungewöhnlichen Blickpositionen und gleitenden Fahrten durchs Interieur. Vortrefflich eingesetztes Licht- und Schattenspiel bestreicht akzentuiert die Szenerien und Gesichter im gegenseitigen Wechsel und unterstützt die bildhafte Übermittlung der gezeigten Gefühle sowie des jeweiligen emotionalen Wesenszustands der Protagonisten. Abschließend sorgt natürlich auch die ihren Figuren und den doppelbödigen Dialogen Leben einhauchende Darstellerriege dafür, dass die filmische Umsetzung vollends geglückt ist.
Es ist zu vermuten, dass die einst zu massiven Protesten führende gesellschaftliche Brisanz des Theaterstückes sicherlich auch noch zur Mitte des 20. Jahrhunderts enorme Wirkung zeigte. Heute mag das alles nicht mehr als so außergewöhnlich angesehen werden, aber die wunderbar verpackten Kernaussagen dürften auch jetzt noch eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzen. Obwohl es Max Ophüls – ebenso wie in der Vorlage – nie zum Äußersten kommen lässt und sich geschickt von dannen stiehlt oder abblendet, wenn der finale Liebesakt ansteht, ist ihm doch ein einzigartiger, bühnenstückdiktierter Blick auf die gesellschaftlichen Zustände einer Epoche und auf Fragmente intimster zwischenmenschlicher Interaktion zur Zeit der Jahrhundertwende gelungen. Man begegnet einem außergewöhnlichen, leichtfüßigen, mit hintergründigem Humor ausgestatteten Moralstück, das dank der ungewöhnlichen Stilmittel frisch und unangepasst wirkt und anderen Filmwerken seiner Zeit weit voraus zu sein scheint. Besser als mit dem Resümee Meisterwerk kann die erste Begegnung mit Max Ophüls nicht verlaufen!
Der BR hat gecheckt, dass gerade die Internationalen Filmfestspiele von Cannes laufen, und zeigt um 23.45 Uhr mit dem von Nanni Moretti inszenierten italienischen Familiendrama „Das Zimmer meines Sohnes“ den Goldene-Palme-Gewinner von 2001. Der heutige TV-Tipp war im Übrigen auch beim gleichen Festival im offiziellen Wettbewerb und diesem Film schließlich unterlegen.
ZDFkultur zeigt heute um 20.15 Uhr die skurril-humoristische und mit Laiendarstellern inszenierte Aborigines-Sage „10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen“ (Wdh. 1.40 Uhr), die bei den Filmfestspielen von Cannes 2006 in der Sektion Un Certain Regard den Spezialpreis der Jury gewann und mit 6 Australischen Filmpreisen ausgezeichnet wurde. Danach geht um 21.45 Uhr der Film „Walkabout“ von Nicholas Roeg auf Sendung (Wdh. 0.05 Uhr), der einst auch im offiziellen Wettbewerb von Cannes lief und in dem man ebenfalls wieder auf Aborigines im australischen Outback trifft. (Persönliche Vermutung: Da sehr selten gezeigt ist das wahrscheinlich die größte Filmperle heute!)
ServusTV hat um 22.00 Uhr den niederländischen Oscar-Gewinner „Antonias Welt“ im Programm. Das Filmangebot aus dem Beneluxland wird um 0.20 Uhr in der ARD mit dem Erotikdrama „Swingers – Sex auf Bestellung“ ergänzt. Im RBB erwacht in „Home“ um 22.45 Uhr eine stillgelegte Autobahn zum Leben und treibt eine Familie in den Wahnsinn.
Nachdem Nicolas Cage um 20.15 Uhr auf „Corellis Mandoline“ seiner angebeteten Penélope Cruz etwas vorgefiedelt hat, zeigt ZDFneo um 22.00 Uhr den französischen Agententhriller „Spy Bound – Agenten im Schatten“ mit dem Pärchen Vincent Cassel und Monica Bellucci. Auf dem Muttersender ZDF wird es um 0.50 Uhr noch mal lustig in der High-School-Komödie „Dazed and Confused“ von Richard Linklater.
Die späte Nacht hält noch die Wiederholung von „Indochine“ um 1.15 Uhr auf Arte und den neorealistischen Klassiker „Fahrraddiebe“ um 2.45 Uhr auf 3sat parat.
Da muss doch dieser allseits bekannte Filmemacher aus Schwaben erst von seinem langjährigen Hollywood-Weltzerstörungstrip in sein Heimatland zurückkehren um einen seiner besten Filme und dazu noch ganz großes deutsches Kino im britisch-internationalen Gewand abzuliefern.
Der historische Verschwörungsthriller um die wahre Identität von William Shakespeare ist keine reißerische Demontage des großen englischen Dichters, sondern – wie spätestens beim Gänsehaut verursachenden Schlusssatz von Erzähler Derek Jacobi klar sein dürfte – eine tiefe Verbeugung vor der Dichtkunst, vor der Kraft des Wortes und der damit auf einer Bühne heraufbeschworenen Imagination, eine Huldigung an die darstellenden Kunst und die Anfänge des zeitgenössischen europäischen Theaters, aus dem dann viel später die Film- und Kinokultur erwachsen sollte.
Die in Babelsberg hochgezogenen Fachwerkkulissen, die Ausstattung und die Oscar-nominierten Kostüme sind geradezu prächtig und unterstreichen auf wunderbare Weise die historische Wirkung des Films. Anna Foersters Kamera fängt das alles in eindrücklichen Bildern ein und kann dabei auf die Unterstützung einer exzellenten Innenraumausleuchtung zurückgreifen. Die vor Kurzem abgeräumten sechs Deutschen Filmpreise hat das Werk des Hollywoodheimkehrers mehr als verdient.
Die vom Drehbuch eingeforderten Zeitsprünge in der Handlung und der in der Jetztzeit spielende Rahmen sind zwar anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, aber dank der stringenten Regie wird man ganz schnell in das Geschehen hineingezogen und ein spannungsgeladenes Mitfiebern stellt sich ein. Zuletzt sollte in diesem Zusammenhang auch noch dem lustvoll aufspielenden Cast Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn die nahezu ausschließlich britischen Mimen, von dem mit Ernsthaftigkeit beeindruckenden Rhys Ifans über Sebastian Armesto, Rafe Spall und David Thewlis bis hin zur Grand Dame Vanessa Redgrave und ihrer Tochter Joely Richardson, hauchen ihren Figuren Leben ein und liefern allesamt eine einnehmende Vorstellung ab.
Selten hat man nach dem Genuss eines Films so eine Lust verspürt, sich umgehend in die nächste Bibliothek zu begeben, um sich in den Versen eines von William Shakespears Werken zu verlieren. Nicht nur Roland Emmerich, sondern auch dem breit gefächerten Gesicht des Deutschen Films würde es verdammt gut tun, wenn er als Regisseur auch weiterhin hierzulande tätig sein würde.
Es ist sehr schön, hier auf MP von Eisenstein zu lesen! Das Werk des sowjetischen Montage- und Manipulationsmeisters mit seinen grandiosen Bildkompositionen sollte man sich definitiv einmal geben. :)
Ich greife mal den ersten Satz auf: Bereits fünf Tage dauern die Filmfestspiele in Cannes an und erst dieser News-Artikel hier ist der erste (Cannes-Lieblinge von einst hin oder her), der über das aktuelle Festivalgeschehen an der Cote d'Azur berichtet. Dem wohl bekanntesten und vielleicht auch wichtigsten A-Filmfestival der Welt sollte doch aus dem reinen Selbstverständnis einer Film-Community-Seite heraus mit täglicher Berichterstattung etwas mehr Aufmerksamkeit von Moviepilot geschenkt werden. Eher betrübt wegen der fehlenden Cannes-News in den letzten Tagen, war es eine Freude dann heute diesen Artikel hier zu erspähen. Ich hoffe, da kommt noch mehr ...
Dass die Filme der beiden österreichischen Regisseure positiven Anklang fanden, steigert die Spannung und macht schon mal richtig Lust auf eine Sichtung derselben. Fast noch mehr Vorfreude herrscht allerdings auf Thomas Vinterbergs neustes Werk.
Verdammt lustiges, junges und frisches Kino aus Indien, das mit seinem guten Drehbuch und den frechen, vor lauter wegpiepbaren Kraftausdrücken und sexuellen Anspielungen strotzenden Dialogen frischen Wind ins Hindi Cinema bringt. Hier wird sich eher am schwarzhumorigen Werk westlichen Filmemacher wie Kevin Smith oder Guy Ritchie orientiert, als althergebrachte Bollywood-Stereotypen wiederzukauen. In Sachen Humor wird dabei nicht jede Klischeefalle erfolgreich umschifft, aber das Timing stimmt und Slapstick und Gags funktionieren einfach so. Das allein stellt schon mal eine große Leistung im hindisprachigen Mainstreamkino dar, wo ansonsten sehr oft die Lacher vom Publikum nur durch penetrantes Overacting mit der Brechstange eingefordert werden. Zudem kann die Inszenierung auch handwerklich überzeugen, denn Kameraarbeit und Schnitt sind richtig gut.
Hinzu kommt das Hauptdarstellerensemble mit Imran Khan, Vir Das und Kunaal Roy Kapoor, die mit ihrem guten Zusammenspiel dem Losertrio ganz ohne Starmätzchen eine liebenswert-schräge Seele verpassen. Auch Poorna Jagannathan und Shenaz Treasury als weibliche Gegenparts können sich sehen lassen. Abgerundet wird das Ganze vom süffisanten Auftritt Vijay Raaz' als nervöser Gangsterboss und vom dänischen Gaststar Kim Bodnia, bekannt u.a. aus „In China essen sie Hunde“ und „Pusher“, der mit seinem anfänglichen Erscheinen erst die die ganzen Lacher auslösenden Verwicklungen in Gang bringt. Bitte mehr davon!
Vorneweg: Wer sich die sehr stark gekürzte internationale Filmschnittfassung mit ihren kläglichen 143 Minuten ansieht, ist selber schuld, denn nur im fast-5-Stunden-Zweiteiler-Marathon kann das historische Schlachtenepos dann doch im Großen und Ganzen seine von den Machern angestrebte Wirkung entfalten.
John Woo versucht alles, um mit seinem Opus Magnum, dem bisher teuersten asiatischen Film, dieser historischen, im kulturgeschichtlich essenziellen chinesischen Roman „Die Geschichte der drei Reiche“ niedergeschriebenen Zeit am Ende der Han-Dynastie mit ihren verschiedenen Persönlichkeiten und wechselseitigen Fehden, Schlachten und Bündnissen gerecht zu werden. Die Bilder der akribisch rekonstruierten Schlachtordnungen in epischer Breite sind gigantisch und trotz der teilweise überstrapazierten Anwendung von Schwenks und Zooms gut gefilmt und geschnitten. Viel Zeit wird auf Kriegstaktiken und -listen verwendet. Die vom einschlägig für seine Arbeit bekannten Corey Yuen choreografierten Actionsequenzen sind rasant und fantasievoll inszeniert. Mit Slow Motion, pfeil- und speerdurchbohrten Kriegern sowie Kunstblutspritzern wird nicht wirklich gegeizt, sodass die Bloodshed-Anforderungen an einen John-Woo-Film durchaus erfüllt werden. Wenn ein Baby auf abenteuerliche Weise im Kampfgetümmel gerettet wird, ist die Freude des geneigten Fans über eine solche Anspielung auf ein anderes epochales Werk des Regisseurs doch recht groß. Selbst die beim Actionmeister nicht wegzudenkenden Tauben sind anzutreffen und eine von ihnen bekommt ziemlich zur Mitte hin einen wunderbaren Soloauftritt spendiert. Da Wire Work in den Martial-Arts-Szenen nur sehr begrenzt zum Einsatz kommt, ist das vorliegende Werk eher dem zum Realismus tendierenden chinesischen Historienkino zuzurechnen und gehört nicht wirklich zum fantastischen Wuxia-Film mit seinen durch Baumwipfel und über Häuserdächer schwebenden Protagonisten. Die historischen Helden Zhou Yu, Zhuge Liang, Liu Bei, Guan Yu und Cao Cao, die in China jedes Kind kennt, sind aber trotzdem in bester Asia-Film-Manier überlebensgroß in Szene gesetzt worden und kämpfen schon mal alleine gegen Dutzende Feinde.
Dem Schwertergeklirre gegenüber stehen die ruhigen, fast schon kontemplativ anmutenden Sequenzen, in denen geredet, taktiert, musiziert, und sich belauert wird, wo der chinesischen Lebensart gefrönt, Weisheiten ausgetauscht, Bünde geschmiedet und zaghafte Liebesbekundungen ausgetauscht werden. Hier kann der durchaus erlesene Cast zeigen, was er auf dem Kasten hat. Allen voran begeistert Takeshi Kaneshiro als gerissener Kriegstaktiker Zhuge Liang, ganz ohne einen einzigen Kampfeinsatz. Ihm zur Seite steht in der Rolle des Oberkommandierenden Zhou Yu der allseits bekannte chinesische Schauspielstar Tony Leung Chiu-Wai, der kurz nach Ang Lees „Gefahr und Begierde“ mal wieder sowohl als begabter Kämpfer als auch Charakterdarsteller zu überzeugen weiß. Beide haben sichtlich Spaß daran, das Zweckbündnis der eigentlich verfeindeten Kriegsherren schauspielerisch zu interpretieren. Hier sitzt jede noch so kleine, unterschwellige Geste. Große Wiedersehensfreude bereitet der Auftritt von Zhang Fengyi als Premierminister Cao Cao, der schon in den Chen-Kaige-Filmen „Lebewohl, meine Konkubine“ an der Seite des leider verstorbenen Leslie Cheung und in „Der Kaiser und sein Attentäter“ schauspielerische Glanzpunkte setzte, seitdem aber eine zehnjährige Auszeit vom Film nahm. Alle anderen markanten männlichen Charaktere bekommen zwar ihren Auftritt, verblassen aber etwas hinter den genannten Herren. Nur die Damen können da noch einige Akzente setzen, Zhao Wei aus „Wächter über Himmel und Erde“ als freche, den Konventionen trotzende Kampfamazone und Lin Chiling als fatalerweise von gleich zwei verfeindeten Kriegsherren begehrtes Edelfräulein in ihrer ersten Filmrolle.
Trotzdem wird das Epos einer bei diesen Ausmaßen verständlichen Erwartungshaltung nicht vollends gerecht. Dies liegt zum einen an den doch eher dürftigen visuellen Effekten, die vor allem bei der gigantischen, den Jangtsekiang hinaufschippernden Flussarmada negativ auffallen. Bei einem Budget von 80 Mill. US-Dollar muss da definitiv mehr drin sein. Zum anderen weist das Drehbuch, dem manchmal die Fokussierung auf das gerade Wesentliche abhandenzukommen scheint, durchaus Längen und Defizite auf. Oft scheint es so, als könnte man sich bei all dem inszenatorischen Überschwang und der Hingabe nicht so recht entscheiden, wie viel Raum man denn nun den Schlachten und wie viel den eher ruhigen Dialogszenen lassen sollte, damit das Ziel, ein größtmögliches Publikum zu unterhalten, nicht verfehlt wird. Auch der eine oder andere Humorversuch in der zweiten Hälfte wirkt eher unausgegoren und platt bei der durchweg ernsten Thematik. Schlussendlich weiß man nach Sichtung dieses Mammutwerks, dass man ein großes Stück historisches Actionkino aus Asien gesehen hat, fühlt aber gleichzeitig eine gewisse Distanziertheit und bleibt von den Geschehnissen doch seltsam unberührt.
Das mit tragikomischen Tendenzen ausgestattete Jugenddrama „Der Mann, der Yngve liebte“ um 20.15 Uhr in Einsfestival (Wdh.: 0.25 Uhr), das ganz viel universelles Lebens- und Liebesgefühl aus der Zeit des Mauerfalls vermittelt, hat verdammt viel Kultfilmpotenzial (wenn es denn endlich mal mehr Leute kennen würden) und ist definitiv eine Sichtung wert. Skandinavisch, gut! In diesem Sinne: Fotzenteufelanarchiekommando … yeah ...
Wer Pedro Almodóvars wohl besten Film sehen will, sollte definitiv einschalten. Ein wunderbares Filmwerk! Im Anschluss folgt mit der Doku „Es war einmal ...“ ein Rückblick auf die Arbeit des spanischen Regisseurs an diesem Film.
Die tolle Ludivine Sagnier trifft um 0.20 Uhr in der ARD auf Charlotte Rampling in dem erotisch aufgeladenen Mystery-Psychothriller „Swimming Pool“ von François Ozon. Um 23.30 Uhr im SWR wagt ein illustres Darstellerensemble um Steve McQueen, James Garner, Richard Attenborough, Charles Bronson und James Coburn in „Gesprengte Ketten“ den Ausbruch aus einem Kriegsgefangenenlager der Nazis. Klassiker!
Die Kinemathek-Nacht im HR widmet sich heute gleich zwei Mal Roger Corman und zeigt um 23.15 Uhr den Actiontrash „Cannonball“, in dem er neben z.B. Martin Scorsese einen Gastauftritt hat, und beschert um 0.35 Uhr dem Zuschauer mit dem von ihm selbst inszenierten Film „Der Trip“ eine psychedelische Drogenerfahrung.
In der späten Nacht geben sich die Marx Brothers, eine der wohl lustigsten Komikertruppen, ein Stelldichein im SWR und treiben „... im Kaufhaus“ (2.15 Uhr) und „... im Zirkus“ (3.35 Uhr) ihr Unwesen. Und wer unbedingt seine Wissenslücken bezüglich des Schweizer Heimatfilms der 50er Jahre ausbessern will, der ist in der Nacht gleich dreifach auf 3sat richtig.
Neben den Almodóvar-Filmen auf Arte ist wohl auch noch das tschechoslowakische Besatzungs- und Kriegszeitdrama „Das höhere Prinzip“ von Jirí Krejcík (einer der besten Regisseure seines Landes) um 23.00 Uhr im MDR erwähnenswert. Vor dem Hintergrund des tödlichen Attentats auf SS-Obergruppenführer Heydrich im Jahr 1942 und den darauf folgenden tagelangen Massenerschießungen mutmaßlicher Mitwisser erzählt der Film von Unterdrückung, Gewalt, Denunziantentum, Opportunismus und Kollaboration im von den Nazis besetzten Protektorat Böhmen und Mähren, von einem engagierten, prinzipientreuen Kleinstadtlehrer und von einem Jugendstreich, der zur Tragödie wird. Einer dieser sehr selten gezeigten Filme, die es auch nicht auf DVD gibt!
Die dänische TV-Serie "Kommissarin Lund - Das Verbrechen", oder wie es auf Arte angenehmer hieß: "The Killing", ist mit das Beste, was ich je serientechnisch außerhalb des Outputs der einschlägig für Qualität bekannten US-Sender gesehen habe. Eine hochspannende, richtig gut inszenierte und gespielte Mischung aus Familiendrama, Kriminal- und Politthriller. Mit "The Killing" (US-Verison) haben die Macher von AMC ja seit 2011 ein Remake laufen. Das spricht schon Bände ...
Richtig guter Film und eines der größten Highlights des Genres, aber doofer Werbeunterbrechungssender!
Mit „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ beginnt heute um 20.15 Uhr die Pedro-Almodóvar-Reihe auf Arte. Auf dem gleichen Sender kann man sich um 21.40 Uhr mittels einer französischen Agentenkomödie in OmU davon überzeugen, wie es sich anhört, „Wenn Spione singen“.
Mit dem Thriller „Ohne Schuld“ hat das ZDF um 22.15 Uhr das französische Original zum US-amerikanischen Remake „72 Stunden – The Next Three Days“ im Programm. Für alle, die ihn gestern verpasst haben, zeigt der MDR um 23.00 Uhr noch einmal den deutschen Antikriegsfilm-Klassiker „Die Brücke“. Und zu später Stunde hält der SWR um 23.30 Uhr für alle Romantiker das Liebesdrama „P.S. - Liebe auf Anfang“ mit Laura Linney parat.
Da man schon an den Vortagen der Animationsfilmreihe auf 3sat viel Aufmerksamkeit zukommen ließ, hätte der heutige Tipp sich vielleicht mal wichtigeren Filmen des aktuellen Tagesprogramms widmen sollen! Redaktionell ist das alles eher suboptimal dirigiert.
Zum einen hätten wir da um 20.15 Uhr auf Arte Jean Gabin in dem ansonsten kaum aufzutreibenden französischen Politdrama „Der Präsident“ von Henri Verneuil (Wdh.: 12.05./ 2.30 Uhr; 16.05./ 14.15 Uhr) und zum anderen um 23.00 Uhr auf ZDFkultur mit „Bitterer Honig“ einen Klassiker des britischen Free Cinema unter der Regie von Tony Richardson. Auch das in letzter Zeit oft gezeigte deutsche Antikriegsdrama „Die Brücke“ um 23.45 Uhr im BR wäre ein würdiger Kandidat gewesen.
ZDFneo macht weiter mit seiner sonntäglichen Beziehungskomödienreihe aus den 90ern und zeigt um 22.25 Uhr „Singles – Gemeinsam einsam“. 3sat nimmt sich um 0.00 Uhr eine kurze Auszeit vom Trickfilm und setzt mit „Rendezvous mit einem Mörder“ auf australische Hochspannung. Und um 1.25 Uhr in der ARD geht einem in „Mysterious Skin“ das Schicksal eines Stricherjungen, gespielt von Joseph Gordon-Lewitt, unter die Haut.
Wer sich jetzt neben dem Tagestipp doch noch die volle Ladung Trickfilm geben will, für den hat der MDR um 14.05 Uhr den argentinischen Computeranimationsfilm „Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik“ im Programm. 3sat setzt auch um 17.15 Uhr auf die animierte B-Liga und zeigt „Sindbad: Der Herr der sieben Meere“, um dann in der Nacht die Independentperlen „Idiots and Angels“ um 1.55 Uhr und „Blood Tea and Red String“ um 4.55 Uhr zu versenden.
Manch Filmemacher braucht nur eine Tischplatte, einen Messerstiel, das aus dem Zusammentreffen dieser beiden Gerätschaften entstehende, monotone Geräusch und zwei sich gegenübersitzende Protagonisten, von denen einer, seiner Fantasie folgend, eine Geschichte über einen Raumfahrer erzählt, um einen magischen Kinomoment zu erzeugen.
Nicht zum ersten Mal im zwölften Kinojahr des 21. Jahrhunderts wird unsere Erde filmisch mit dem allzu nahen Auftauchen eines fremden Himmelskörpers konfrontiert. Doch diese Konfrontation hier ist die weitaus bessere und zeigt einmal mehr, dass man auch mit sehr kleinem Budget große Geschichten erzählen kann und der neue, durch und durch Independentluft atmende Science-Fiction-Film weiterhin lebendig in eine rosige Zukunft blickt. Dass sich der eingängige Stil- und Erzählmuster erwartende Zuschauer da schon mal vor den Kopf gestoßen fühlt, bleibt dabei nicht aus.
Mit der vorliegenden Planetenmetapher als versinnbildlichte Reflexion des seelischen Innenlebens zweier verletzter, ihres Friedens beraubter, einerseits in Schuld und Sühne, andererseits in Trauer und Rachegedanken aufgehender Individuen gelang Dokumentarfilmer Mike Cahill in seinem Spielfilmdebüt ein wunderbar atmosphärisches Gleichnis über die hypothetische, eher philosophisch zu verstehende Möglichkeit, dass der Realitätsverlauf auf dem bis ins kleinste Detail identischen Ebenbild der Erde eine andere Richtung nahm und somit folgenschwere Ereignisse, von denen man sich wünscht, sie ungeschehen machen zu können, gar nicht in ihrer fatalen Weise passierten. Das Kommunizieren und die Interaktion mit dem leibhaftigen Spiegelbild seiner selbst scheint dank des plötzlichen Aufeinandertreffens der Himmelskörper nun für jeden Menschen zumindest theoretisch möglich zu sein, was auf der persönlichen Entscheidungsebene ganz neue Wege zulässt.
Zugleich reflektiert die kosmische Unmöglichkeit der astrophysikalischen Gegenüberstellung zweier völlig identischer Erden die im kollektiven Zusammenleben nicht gerade alltägliche Annäherung von Opfer und Täter. Brit Marling, als schuldgeplagte, nach Vergebung suchende Ex-Gefängnisinsassin, die trotz Klugheit ihr Leben im Moment des Auftauchens der anderen Erde durch jugendlichen Leichtsinn verpfuschte, und William Maphoter als trauernder Witwer, dem im selben Moment vor vier Jahren alles genommen wurde, wofür er lebte, vollführen diese Annäherung ganz behutsam und psychologisch akzentuiert mit schauspielerischer Bravour. Die Hauptdarstellerin passt mit ihrer herben Physiognomie perfekt in den ihr auferlegten Rollentypus und zeigte sich auch außerhalb des Bildes engagiert, denn sie schrieb zusammen mit dem Regisseur am Drehbuch und war auch seine Co-Produzentin. In einem der vielen elektrisierenden zwischenmenschlichen Momente im Film sagt John einmal: „Wir sind hier so nah an was Besonderem.“ Das sollte man im übertragenen Sinn wörtlich nehmen, denn der Film entwickelt sich in seinem Verlauf zu etwas ganz Besonderem und beschenkt den Zuschauer mit einem unbeschreiblichen Gefühl.
Regisseur Mike Cahill, der in Personalunion auch für Bildgestaltung und Schnitt verantwortlich war, verwebt sehr gekonnt seine vorwiegend mit Handkamera aufgenommenen, oft melancholisch blaustichigen Bilder und den zu jeder Szene passenden, in erster Linie elektronischen Musikteppich der Band Fall On Your Sword zu einem eine unvergessliche Atmosphäre schaffenden Gespinst aus visuellen und akustischen Eindrücken, garniert mit feinstem Schauspiel. Dabei wagt er auch schon mal den Ausflug in stylishe Extravaganzen wie avantgardistisch-überzogene Grobkörnigkeit des Bildes und Slow-Motion-Sequenzen. Die ruhige, immer stringente Inszenierung legt weniger Wert auf die ständige Anwesenheit von Logik und Schlüssigkeit, sondern konzentriert sich ganz auf die Erschaffung eines sich mit fortschreitender Handlung einstellenden, universellen Gefühls, einer gleich auf mehreren Ebenen transportierten, unvergesslichen Erfahrung für den Zuschauer. Viele Fragen bleiben offen und schaffen Raum für eigene Interpretationen.
Es sei jedem ans Herz gelegt, dem ein entsprechender Umschlag mit Raumflugticket in die Hände fallen sollte, sich die Chance auf einen Trip zur anderen Erde nicht nehmen zu lassen, denn dieses außergewöhnliche US-amerikanische Filmkleinod mit Gänsehautgarantie ist nichts weiter als einer der besten Filme des Jahres 2011.
Schöner Tipp! Steht auch schon ewig auf der Sichtungsliste und muss endlich mal geguckt werden. Ansonsten ist auch nicht gerade wenig los ...
3sat macht um 16.15 Uhr weiter mit seiner Animationsfilmreihe und erzählt im französischen Zeichentrick „Kiriku und die wilden Tiere“ von den Abenteuern eines Jungen in Afrika. Aber Vorsicht, das ist eine Fortsetzung!
ServusTV serviert um 22.20 Uhr den südkoreanischen Psychthriller „Mother“ (Wdh. 2.05 Uhr) von Bong Joon-ho. Doch zuvor um 20.15 Uhr sind u.a. Susan Sarandon, Winona Ryder, Claire Danes und Kirsten Dunst in der x-ten „Little Women“-Verfilmung „Betty und ihre Schwestern“ zu bewundern.
Im Sozialdrama „Fish Tank“ um 21.45 Uhr auf Einsfestival versucht Katie Jarvis in ihrem tollen Schauspieldebüt der Vororttristesse per Street Dance zu entfliehen und gerät an den viel älteren Michael Fassbender (Wdh. 01.30 Uhr). Danach wird einem Brüsseler Kurierfahrer im Multikulti-Roadmovie „25 Grad im Winter“ um 23.40 Uhr ganz jahreszeituntypisch ziemlich warm.
In der beim Sundance-Filmfestival prämierten Doku „Space Tourists“ um 22.30 Uhr auf Phoenix kann man der Multimilliardärin Anousheh Ansari bei ihren Vorbereitungen als Weltraumtouristin zuschauen. „City of God“-Regisseur Fernando Meirelles nimmt in „Die Stadt der Blinden“ um 23.55 Uhr im WDR der Welt das Augenlicht. Für Robert De Niro und Jean Reno dreht sich in dem Actionthriller „Ronin“ um 0.10 Uhr im MDR alles um einen Koffer.
Um 22.30 Uhr auf ZDFneo verfolgen Lisbeth Salander in „Verdammnis“, dem zweiten Teil von Stieg Larssons Millennium-Triologie, erneut die Schatten ihrer Vergangenheit. In „Amok – He Was a Quiet Man“ um 22.25 Uhr auf ZDFkultur wird Amokläufer Christian Slater ungewollt zum Helden (Wdh. 0.15 Uhr).
Nicht nur im RBB herrscht um 23.15 Uhr Westernzeit, wenn Marlene Dietrich in Fritz Langs „Engel der Gejagten“ Verbrechern Unterschlupf gewährt, sondern auch das ZDF schickt um 0.20 Uhr in „Das Geheimnis der fünf Gräber“ und um 1.40 Uhr in „Die Uhr ist abgelaufen“ einmal Richard Widmark und einmal James Stewart in die Weiten der Prärie.
Um 1.35 Uhr in der ARD gibt es einen deutschen Filmklassiker im Director's Cut, denn „Das Boot“ U-96 bricht mit illustrer Schauspielermannschaft zur spannungsgeladen Feindfahrt im Nordatlantik auf. Im Drama „Das 11. Gebot“ um 3.05 Uhr im ZDF stillt der uneheliche Pfarrerssohn Gael García Bernal seinen Rachedurst an seinem Vater William Hurt und dessen Familie.
Doch die größte cineastische Perle des heutigen Tages kommt zum Schluss: 3sat versendet in der tiefsten Nacht um 3.15 Uhr King Vidors epochales und einflussreiches Stummfilm-Kriegsdrama „Die große Parade“, für das er schon 1925 erste Farbsequenzen verwendete.
Klasse Anime vom Regisseur von „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“, dem man anfänglich ein bisschen Zeit geben sollte, damit er seinen Zauber entfalten kann!
Was wurde ansonsten noch nicht genannt? Für die Dokufreaks sei zunächst mal „Gekaufte Wahrheit – Gentechnik im Magnetfeld des Geldes“ um 23.00 Uhr im BR über die Machenschaften von Unternehmen und deren Einflussnahme auf die Wirtschaft erwähnt.
Arte kümmert sich heute um das junge deutsche Kino und zeigt um 20.15 Uhr die Studentenkomödie „13 Semester“ und um 23.20 Uhr das Psychothrillerdrama „This Is Love“ mit Corinna Harfouch und Jürgen Vogel vom „Der freie Wille“-Regisseur.
Die Kinemathek-Nacht im HR hält heute ab 23.15 Uhr mit „Der große Coup“ und „Die schwarze Windmühle“ zwei Filme von Actionveteran Don Siegel parat. Und ServusTV hat um 22.35 Uhr mit „Der blaue Engel“ einen der ganz großen deutschen Filmklassiker im Programm.
Wer heute nicht gerade dem Maitanz frönt, sollte sich definitiv dieses seinerzeit von der Kritik ungerechtfertigterweise doch arg gebeutelte, edel fotografierte, stark inszenierte und hocherotische Epos über die Macht der Gefühle, Liebesobsessionen, Pflichterfüllung und Verrat anschauen. Neben Tony Leung Chiu-Wai liefert vor allem die Film-Debütantin Tang Wei eine der besten weiblichen Schauspielleistungen des Jahres 2007 ab und hätte dafür definitiv eine Oscarnominierung verdient, denn wie man oben lesen kann, hat sie für diese Performance mehr in Kauf nehmen müssen, als die meisten anderen.
Meister Miyazaki geht immer, aber definitiv nicht durch Werbung zerhackstückelt und abspannberaubt auf SuperRTL und auch nicht auf dem ominösen Sender SuperRTL 2. ;)
Auf Arte erlebt Großwildjäger Clark Gable um 20.15 Uhr in „Mogambo“ Abenteuer in Afrika und muss sich zwischen Ava Gardner und Grace Kelly entscheiden. Wer will ihm verübeln, dass das nicht so einfach ist. Die beiden Hollywooddiven erhielten für ihr Gezänk jeweils eine Oscarnominierung.
Die Twen-Kultkomödie „Reality Bites – Voll das Leben“ um 22.25 Uhr auf ZDFneo versprüht 90er-Jahre-Feeling u.a. mit Winona Ryder, Ethan Hawke und Ben Stiller (auch auf dem Regiestuhl). ZDFkultur zeigt um 23.00 Uhr mit „Fahrraddiebe“ (Wdh. 3.55 Uhr) einen Klassiker des Italienischen Neorealismus. Auf Richard Burton und Clint Eastwood wartet in „Agenten sterben einsam“ um 23.30 Uhr im BR ein Himmelfahrtskommando in der verschneiten Alpenregion des Kriegsjahres 1944.
In der Romanverfilmung „Drachenläufer“ um 0.05 Uhr in der ARD wird anhand des Schicksals zweier Freunde aus Kindertagen die Geschichte des von religiösen und ethnischen Konflikten, Besetzung und Krieg gebeutelten Afghanistans erzählt. Im Anschluss um 2.10 Uhr lässt die frischgebackene Oscarpreisträgerin Susanne Bier nach Dogma-Regeln in „Open Hearts – Für immer und ewig“ die scheinbar heile Welt ihrer Protagonisten zusammenbrechen.
Einsfestival zeigt um 21.45 Uhr mit der herzigen Liebestragikomödie „Sie sind ein schöner Mann!“ (Wdh. 01.20 Uhr) das wirklich einzige, was man zum Thema 'Bauer sucht Frau' gesehen haben sollte und lässt um 23.20 Uhr Christian Bale als ausgemergelten Fabrikarbeiter in „Der Maschinist“ vor Schlaflosigkeit dem Wahnsinn verfallen.
Um 22.15 Uhr auf ZDFkultur wird mit dem Erotikdrama „Intimacy“ (Wdh. 0.25 Uhr), seinerseits Gewinner des Goldenen und Silbernen Bären der Berlinale, auf intimste Weise der Verlauf einer Affäre seziert. Unter der Regie von Emir Kusturica lebt Johnny Depp um 23.15 Uhr im RBB seinen skurrilen „Arizona Dream“.
Im Politdrama „Monsieur Klein“ um 23.55 Uhr im WDR wird Antiquitätenhändler Alain Delon im von den Nazis besetzten Frankreich irrtümlicherweise für einen Juden gehalten und zeigt eine seiner eindrucksvollsten Schauspielleistungen. Wie der während eines Viehtriebs ausbrechende Vater-Sohn-Konflikt zwischen John Wayne und Montgomery Clift endet, kann man im Westernklassiker „Red River“ um 1.45 Uhr in der ARD betrachten.
Um 3.35 Uhr im ZDF erzählt der Meister des 50er-Jahre-Melodrams Douglas Sirk in „In den Wind geschrieben“ vom Niedergang eines Erdölclans. Und um 3.55 Uhr färbt sich in der ARD alles „Blutrot“, wenn Brian Cox für seinen toten Hund Gerechtigkeit einfordert.
Einsfestival zeigt um 20.15 Uhr das italienische Jugendthrillerdrama "Ich habe keine Angst" (Wiederholung um 0.35 Uhr), in dem ein Junge in den 70er Jahren während der Sommerferien im ländlichen Süditalien ein dunkles Geheimnis in einem Erdloch entdeckt. Die mit dem italienischen Filmpreis ausgezeichneten Bildkompositionen machen den flirrenden mediterranen Sommer förmlich spürbar.
Und Arte zeigt um 20.15 Uhr den 3. und 4. Teil des TV-Dramas "Gelobtes Land", das sich generationenübergreifend dem konfliktreichen jüdisch-palästinensischen Alltag im Israel von gestern und heute widmet.
Ein sehr berührendes, grandios inszeniertes und gespieltes Meisterwerk mit unvergesslichen Szenen. Die Erwähnung als TV-Tipp ist voll verdient und kein Ballspiel dieser Welt sollte vom Gucken dieses eindringlichen Dramas abhalten. Warum aber erwähnt der Autor bei seiner Preisauswahl nicht auch noch, dass der Film 14 Goyas gewonnen hat? Einmaliger Rekord beim spanischen Filmpreis!
Ansonsten zeigt 3sat um 23.10 Uhr das argentinisch-italienische Militärdiktatur-Politdrama "Junta" in OmU. Mit "Abschied von Gestern" von Alexander Kluge hält auf arte um 23.10 Uhr der Neue Deutsche Film Einzug. Das hr-fernsehen macht in der Kinemathek-Nacht weiter mit seiner John-Cassavetes-Reihe und zeigt ab 23.15 Uhr nacheinander "Gesichter" und "Schatten". Und Red-Bull-Sender ServusTV kümmer sich zum wiederholten Mal um den Italienischen Neorealismus und zeigt um 22.45 Uhr "Deutschland im Jahre Null".
In der Nacht, um 1.20 Uhr, zeigt das ZDF noch den schön versponnenen und atmosphärisch beklemmenden Psychothriller "Lemming" von Dominik Moll mit Charlotte Gainsbourg und Charlotte Rampling, in dem ein nordischer Nager die heile Welt eines Bilderbuch-Vorstadt-Paares ins Wanken bringt. Freunde von David Lynch sollten hier definitiv mal einen Blick riskieren.
Wer seine Lücken bezüglich des Italienischen Neorealismus aufbessern will, für den ist heute ServusTV die richtige Adresse. Der Sender zeigt um 22.40 Uhr Roberto Rossellinis "Paisà" (Wiederholung um 2.30 Uhr). Davor läuft übrigens "Lichtspiele", eines der besten deutschsprachigen Kinomagazine im TV.
Eine der größten Perlen des heutigen TV-Angebotes wurde hier noch gar nicht genannt! Um 20:15 Uhr zeigt ZDFkultur den russischen Film "Alisa, das Meermädchen" (Wiederholung um 00:00 Uhr), der dem oben genannten Burton-Depp-Klassiker in Unkonventionalität und Märchenhaftigkeit in nichts nachsteht, aber im Gegensatz zu diesem kaum jemandem bekannt sein dürfte. Wer "Die fabelhafte Welt der Amélie" und derart ähnliche Filme mochte, der wird diesem definitiv auch was abgewinnen können.