BenAffenleck - Kommentare

Alle Kommentare von BenAffenleck

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    Eine junge Frau (Katy O’Brian) aus Oklahoma träumt vom Gewinn einer Bodybuilding-Meisterschaft in Las Vegas und arbeitet sich von einem Kraftraum zum nächsten an ihr Ziel heran. In einer Kleinstadt in New Mexico bandelt sie mit der Betreiberin (Kristen Stewart) des Fitness-Studios an, doch deren kriminelle Familienverstrickungen (Ed Harris & Dave Franco) sowie der Gebrauch von Steroiden, mit denen sich die Bodybuilderin in Form bringen will, setzen eine Spirale aus Verderben, Kotze, Wahn und Tod in Gang…

    Das für mich schon seit längerer Zeit als Qualitätssiegel geltende Studio A24 packt mit LOVE LIES BLEEDING wieder mal alles andere als “klassisches Erzählkino" oder “leichte Kost” auf die Hantelstange. Drücken können wird das hier nicht jeder, denn Rose Glass’ zweiter Spielfilm hebt sich mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Liebes-Drama, Thriller und 80er-Jahre-Actionästhetik von üblichen Genre-Konventionen deutlich ab. THELMA & LOUISE vermischt sich mit dem düsteren Realismus eines TAXI DRIVER, visuell eindrucksvoll, mutig erzählt und mit einer ganz eigenen Atmosphäre versehen. Schauspielerisch wird das alles sehr gut rüber gebracht, der eigentliche Star ist hier allerdings Ed Harris’ Frise, die sogar Jean Claude van Damme (in HARTE ZIELE) und Nicolas Cage (in CON AIR) auf die hinteren Plätze verweist. Auch das Sounddesign war ziemlich intensiv, alles in allem mal wieder ein völlig andersartiger Thriller, irgendwo zwischen Liebe, Gewalt und alptraumhaften Visionen. Ich packe mal 3,5 Kilo auf jede Seite, nicht dass mein Keks noch nen weiteren Knacks bekommt . . .

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      BenAffenleck 28.04.2025, 07:51 Geändert 28.04.2025, 07:54
      über Havoc

      Man sollte meinen, ein Film mit einem Schwergewicht wie Tom Hardy und einem Action-Experten wie Gareth Evans könne zumindest ein Mindestmaß an Qualität garantieren. HAVOC - EIN FILMISCHES ARMUTSZEUGNIS belehrt uns eines besseren. Diese Katastrophe in Spielfilmlänge ist ein dumpfer Gewaltporno, der Hardy und Evans (und natürlich auch Netflix) gleichermaßen blamiert. Was einst (zumindest von mir) als heiß erwarteter Actionthriller gehandelt wurde, entpuppt sich als belangloser Schrott, zusammengesetzt aus müden Klischees und seelenlosen Prügeleien. Hardy stapft stoisch, murmelnd und fernab jeglicher Charakterentwicklung durch einen Plot, der so muffig riecht wie ein Trapper-Arsch im Sommer. Korrupte Cops, Drogendeals, Verschwörung – alles tausendmal gesehen, bloß hier noch langweiliger und belangloser. Die Dialoge schwanken zwischen hölzern und unfreiwillig komisch, Spannung baut sich nie auf. Endlose 100 Minuten, zäh wie Blei-Kaugummi.

      Präsentiert wird das alles in einem einzigen grau-braunen Einheitsbrei. Evans’ einst gefeierte Inszenierung und sein Gespür für kinetische Action köcheln hier nicht mal mehr auf Sparflamme. Jede Schlägerei wirkt gleichförmig, beliebig, und der hemmungslose Einsatz von Unmengen CGI-Blut, kombiniert mit wackeliger Kameraarbeit (oder gleich am Rechner generierten Autoverfolgungsjagden!) und Filmkorn-Filter, sorgt dafür, dass nichts Eindruck hinterlässt, der Kragen aber immer enger wird. Die Kulissen wirken wie eine Billigvariante von Gotham City, trist und leblos. John-Woo-Hommagen blitzen zwar immer mal auf, doch sie versinken im Morast der Belanglosigkeit. Wenn HAVOC echt seit 2021 bei Netflix auf Halde lag, hätte man ihn besser weiterhin begraben lassen sollen, anstatt ihn noch ewig mit Schnittfassungen und Nachdrehs reanimieren zu wollen. Ein durch und durch toter Film . . .

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      • 8

        TRUE DETECTIVE. Zwei, auf den ersten Blick, grundverschiedene Cops werden 2012 zu ihrem größten gemeinsamen Fall befragt. In Flashbacks wird in die Jahre 1995 und 2002 zurückgeblickt…

        Die erste Staffel von TRUE DETECTIVE gilt für viele als das Nonplusultra des Crime-Genres: düster, philosophisch, atmosphärisch dicht, mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson in Hochform. Mit ihrer Anthologie-Serie machen hier HBO mit Fernsehunterhaltung großartiges Kino, einen fast 8 stündigen Thriller, der mit sehr wenig Action auskommt und überwiegend mit der extrem dichten Erzählung sowie der anspruchsvollen Erzählstruktur bei Laune hält. Die Charakterzeichnung steht hier ganz klar im Vordergrund, der Blick in das Seelenleben der beiden Cops ist äußerst düster. Cary Fukunaga hat Nic Pizzolattos Drehbuch hervorragend verfilmt, die Drehorte, Kameraeinstellungen und Bilder sind einfach Deluxe. Ganz besonders beeindruckend ist die Plansequenz des “Undercoverjob-Finales” in der vierten Folge.

        Ich habe die Serie jetzt nach rund 10 Jahren zum zweiten Mal gesehen und würde ohne die herausragenden Leistungen der beiden Hauptdarsteller (und vielleicht noch Michelle Monaghan) nach wie vor nur 7 Punkte geben. So faszinierend die Figur des Rust Cohle (McConaughey) als nihilistischer Cop mit Hang zu existenziellen Monologen auch ist, seine Tiraden und Endlossätze über Zeit, Bewusstsein und das Elend des Menschseins wirken doch irgendwann etwas zu prätentiös und ermüdend. Da geht es mir ähnlich wie seinem Partner Marty Hart (Harrelson). Auch die Charaktere der Frauen hätte man etwas tiefgründiger zeichnen können, die hier aber oftmals nur als stereotype Rollen der Ehefrau, Geliebten oder Opfer herhalten müssen. Besonders in einer Serie, die so sehr auf psychologische Tiefe setzt, wirkt das etwas komisch, wenn die weiblichen Figuren entweder nur leiden, betrogen werden oder nackt durch Szenen stolpern. Das kann man hier so sehen, muss man aber auch nicht. Besonders schade finde ich, neben so einigen zähen Passagen, bei TRUE DETECTIVE eigentlich, dass der Plot eine Menge Rauch, aber nur wenig Feuer bietet. Die Serie wird verkauft wie ein okkulter Mindfuck – doch am Ende ist der große Bösewicht ein Wahnsinniger im Wald mit Daddy-Issues, womit die große Auflösung irgendwo zwischen matschigen Sümpfen und verschwitzten Monologen ziemlich verpufft. Nach all dem mystischen und symbolischen Aufbau doch reichlich konventionell.

        Kritiker werfen mit Superlativen um sich, Fans rezitieren Rust Cohles Monologe wie Gebete, und wer nicht sofort in kollektive Ehrfurcht verfällt, gilt als Banause. Der Hype um TRUE DETECTIVE war gigantisch, und ja, die Serie ist stark. Für mich ist sie darüber hinaus aber auch (manchmal etwas) sperrig, (ziemlich) männlich dominiert, in ihrer Symbolik (etwas) überladen und versehen mit einer Auflösung, die dem vorherigen Schaumschlagen nicht gerecht wird. Das Fernsehen hat Nic Pizzolatto hiermit nicht neu erfunden, aber ein doch mindestens sehenswertes, extrem düsteres Thriller-Drama geschaffen, das mit Atmosphäre, Erzähltempo und Struktur fordernd experimentiert. Hier und da merkt man aber auch, dass TRUE DETECTIVE und ihre Macher ein bisschen zu sehr von sich selbst begeistert sind . . .

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        • 7

          Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

          Kapitel 6.1 _ LAYER CAKE

          Nachdem Guy Ritchie aus Zeitgründen absagte, übernahm dessen Kumpel und Produzent Matthew Vaughn, der 2008 mit LAYER CAKE sein Regiedebüt ablieferte. Ein Film für zwischendurch ist der stylishe Brit-Thriller nicht geworden, hier fliegen einem reichlich Namen um die Ohren und ein paar parallele Handlungsstränge fordern die Aufmerksamkeit.

          Wirklich Neues bietet LAYER CAKE somit nicht, wie Mr. X (Daniel Craig) aber aus dem Drogengeschäft aussteigen will, für seinen Boss aber noch ein letztes großes Ding abwickeln muss und dadurch immer tiefer in Schwierigkeiten gerät, ist kein Meisterwerk, aber absolut unterhaltsam und recht raffiniert inszeniert. Dazu ein feiner Cast, cooler Soundtrack und ein überraschendes Finale, fertig ist die Gangster-Schichttorte . . .

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          • 6

            Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

            Kapitel 6.2 _ SHORTA

            Nach dem Tod eines Jugendlichen im Polizeigewahrsam kommt es in Kopenhagen zu Protesten und Ausschreitungen. Zwei Polizisten geraten während ihrer Streife in ein labyrinthartiges Vorstadt-Ghetto und müssen, nicht unverschuldet, angesichts einer aufgebrachten Menge um ihr Leben kämpfen.

            Das dänische Thriller-Drama SHORTA erzählt von Rassismus in Verbindung mit Polizeigewalt und von der Wut und der Frustration der jugendlichen Einwanderer. Dabei geht die Erzählung nicht unbedingt subtil vor und kommt auch nicht ganz ohne Klischees und stereotype Figuren aus. Tiefere Einblicke bleiben verwehrt, darüber hinaus ist das aber eine ziemlich spannende Hetzjagd, die keine klare Stellung bezieht, schon gar keine simplen Lösungen bereit hält und dabei nicht nur schwarz und weiß kennt . . .

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            • 7

              Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

              Kapitel 6.3 _ THE LEGO MOVIE

              THE LEGO MOVIE ist bunt, witzig und kreativ bis ins letzte Klötzchen – dieser Film sprüht nur so vor Einfallsreichtum und Herz. Die Mischung aus rasanter Action, cleverem Humor und liebevollen Details macht ihn zu einem Highlight für Groß und Klein. Die Charaktere sind herrlich schräg (🦇🖤Batman🖤🦇), die Animation atemberaubend, und der Soundtrack – „Everything is Awesome!“ – bleibt garantiert im Ohr. Es ist ein Film, der Spaß macht, überrascht und gleichzeitig eine schöne Botschaft über Individualität und Kreativität vermittelt. Besser kann Popkultur kaum gebaut werden, auch wenn 100 Minuten Laufzeit vielleicht etwas zu lang sind und es teils heftig wuselig zugeht . . .

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              • 6

                Auf DIE FOTOGRAFIN hatte ich mich als Kate Winslet Fan und thematisch Interessierter sehr gefreut, wobei die Vorfreude mit immer mehr mittelmäßig begeisterten Stimmen im Laufe der letzten Monate deutlich an Substanz verlor. Hier will man das Leben einer außergewöhnlichen Frau würdigen – und bleibt dabei doch hinter den eigenen Ambitionen zurück.

                Das ehemalige Fotomodell Lee Miller (Kate Winslet) ist es leid, Objekt ihrer männlichen Kollegen zu sein und konzentriert sich auf ihre eigene Arbeit als Fotografin. Mitten im Krieg geht sie als Fotoreporterin an die Front nach Frankreich und dokumentiert gemeinsam mit ihrem Kollegen David E. Scherman (Andy Samberg) über Monate die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Sie gehören zu den ersten Fotografen, die bei der Befreiung der Lager von Buchenwald und Dachau dabei sind. Lees Bilder werden zu den stärksten Zeugnissen jener entsetzlichen Verbrechen und brennen sich in die Geschichte ein – aber lassen auch Miller selbst bis an ihr Lebensende nicht mehr los…

                Winslet, die sich seit Jahren leidenschaftlich für dieses Projekt einsetzte, spielt Miller mit großer Präsenz und sichtbarem Engagement, ihre Darstellung ist zweifellos das Herzstück des Films. In den besten Momenten vermittelt sie Millers Energie, ihre Unbeirrbarkeit, aber auch ihre Verletzlichkeit. Besonders stark ist sie in den Szenen, in denen sie die Grausamkeiten des Krieges mit ihrer Kamera festhält – Bilder, die bis heute nachwirken.

                Doch das Biopic von Regie-Debütantin Ellen Kuras – eigentlich eine renommierte Kamerafrau – bleibt stilistisch und erzählerisch weitgehend konventionell. Die Inszenierung ist solide, aber uninspiriert. Die Bildsprache wirkt überraschend glatt und unpersönlich, fast schon steril. Die kühle Farbpalette unterstreicht zwar die Trostlosigkeit des Kriegs, lässt den Film aber über weite Strecken spröde und trist erscheinen. Problematisch ist auch das Drehbuch, da der Film zu viel erzählen will und dadurch stellenweise überladen und gleichzeitig unentschlossen wirkt. Wichtige Stationen in Millers Leben wie ihre Kindheit (in der sie auch sexuellen Missbrauch erlebte) oder ihre posttraumatischen Belastungen nach dem Krieg werden weitgehend ausgespart. Stattdessen konzentriert sich das Drehbuch auf die Kriegszeit, schafft es aber nicht, die vielen Facetten Millers dramaturgisch packend rüber zu bringen. Das Ensemble mit Namen wie Alexander Skarsgård, Marion Cotillard und Andy Samberg muss sich mit blass gezeichneten Figuren zufriedengeben. Zudem wirkt das Finale, das eine überraschende Wendung bringt, dramaturgisch aufgesetzt und emotional wenig glaubwürdig, geschweige denn packend.

                Unterm Strich ist DIE FOTOGRAFIN ein Film, der durch seine starke Hauptdarstellerin punktet, aber erzählerisch zu zaghaft bleibt. Lee Miller war ihrer Zeit weit voraus, da ist es sehr schade, dass so eine Persönlichkeit in einer so formelhaften Inszenierung eingefangen wurde . . .

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                • 7

                  Der zehnjährige Mo (Griffin Gluck) bewundert den siebzehnjährigen Zeke (Pete Davidson), den Freund seiner älteren Schwester Kate. Der lässige Typ nimmt den Jungen für voll, unternimmt allerlei coole Sachen mit ihm. Zeitsprung, sechs Jahre später: Zeke und Kate sind nicht mehr zusammen, aber Zeke und Mo sind immer noch die besten Kumpels — ein Umstand, den sowohl Kate als auch Mos Eltern mit Sorge sehen. Denn Zeke kifft gern, trinkt viel, baut eine Menge abgefahrenen Mist und hat alles in allem einen eher schlechten Einfluss auf den mittlerweile 16-Jährigen…

                  Regisseur und Drehbuchautor Jason Orley inszeniert eine authentische und einfühlsame Coming-of-Age-Geschichte, die sich weniger auf überdrehte Eskapaden als auf feinsinnige Charakterentwicklung konzentriert. Mo bewundert Zekes lockere Art – und ignoriert lange, dass sein Mentor nicht so souverän ist, wie er scheint. Pete Davidson beweist in seiner ersten Hauptrolle eindrucksvoll, warum er als Schauspieler mehr ist als nur ein charismatischer Comedian. Ein Jahr später schrieb er ja auch am Drehbuch zum ebenfalls starken Film THE KING OF STATEN ISLAND mit, wo er auch einiges seiner eigenen Biografie verarbeitete, da sein Vater als Feuerwehrmann in NYC am 9/11 sein Leben verlor. Aber das nur eben am Rande. Davidson spielt seine Figur in DER HARTE WEG ZUM ERWACHSENWERDEN jedenfalls äußerst überzeugend mit einer Mischung aus Coolness und unterschwelliger Traurigkeit. Ein Studienabbrecher ohne Ambitionen, aber mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein strahlt auf jeden Fall eine gewisse Faszination aus.

                  Griffin Gluck, der mir in anderen Rollen bisher noch nie auffiel, überzeugt als naiver Teenager, der sich nach Anerkennung sehnt und erst spät erkennt, dass Zeke ihn in einen gefährlichen Strudel zieht. Hier gefiel mir auch der Charakter besonders gut, da es nicht der oft in solchen Filmen dargestellte Teenager-Dummdödel ist, sondern ein durchaus cooler Vogel auf der Suche nach Freundschaft und Identität. In kleineren Rollen verdienen sich noch Jon Cryer, Sydney Sweeney und Machine Gun Kelly ein paar Dollar und etwas Anerkennung dazu.

                  Mit einem klugen Drehbuch, cleverem Humor und einer melancholischen Note gelingt BIG TIME ADOLESCENCE (OT) eine feinsinnige Reflexion über falsche Vorbilder und den oft mit Rebellion verbundenen Prozess des Erwachsenwerdens. Eine charmante und leider ziemlich unbekannte Low-Budget-Perle mit viel Herz und einem sympathischen Grundton, die mich mit ihrem bittersüßen Ende sehr zufrieden in den Abspann schickte . . .

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                  • 7

                    Paul Haggis, einer der gefragtesten Drehbuchautoren der 2000er-Jahre, legte mit IM TAL VON ELAH seinen zweiten eigenen Kinofilm vor. Das ruhig erzählte, zuweilen dennoch beklemmend intensive Drama nimmt sich mit dem Irakkrieg eines Themas an, das den amerikanischen Filmemachern immer wieder auf der Seele brennt. Für sein starkes Drama verwebt Haggis geschickt eine klassische Krimihandlung mit Bildern der traumatischen Folgen des Irakkriegs für die Soldaten und deren Familien, fernab der idealisierten Kriegsberichterstattung.

                    Tommy Lee Jones spielt den ehemaligen Militärpolizisten Hank Deerfield, der das mysteriöse Verschwinden seines Sohnes aufklären möchte, nachdem dieser nach seiner Rückkehr aus dem Irak als fahnenflüchtig gemeldet wird. Gegen den immer stärker werdenden Widerstand der Army verbündet sich dieser in Würde ergraute Patriot, der das Herz am rechten Fleck trägt, mit der Polizistin Emily Sanders (Charlize Theron) und kommt der grausamen und schmerzlichen Wahrheit unaufhaltsam näher…

                    Jones und Theron liefern dabei beeindruckende Leistungen ab, vor allem aber Jones mit seinem tief zerfurchten Gesicht und dem würdevollen Auftreten, während die Verzweiflung und Erkenntnis in seinen Augen immer mehr Platz einnimmt, bleibt hier in Erinnerung. Für unterstützende Rollen konnte man noch Josh Brolin, Jason Patric, Susan Sarandon, Jonathan Tucker und James Franco anwerben.

                    Das Skript lässt sich sicherlich als direkter Kommentar zum Folterskandal von Abu Ghraib verstehen. Paul Haggis spult hier nicht einfach ein weiteres Veteranen-Drama ab, sondern stellt essentielle Fragen zu einem Amerika, das angesichts des Krieges und seiner eigenen moralischen Dilemmata verloren wirkt, in Not geraten ist. Die Atmosphäre ist dabei durchzogen von Melancholie und einer schleichenden Dringlichkeit, dass ich einige Male einen dicken Kloß im Hals hatte, da sich Teile des Falls im Jahre 2003 so oder so ähnlich ereigneten. Ein stark gespielter, nachdenklich stimmender Film, den ich erst bei der zweiten Sichtung richtig zu schätzen wusste . . .

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                    • 7

                      A FAMILY THING (OT) ist eine ziemlich gelungene, aber weitestgehend in Vergessenheit geratene Dramödie, die mit Herz und Feingefühl die Bedeutung von Familie, Herkunft und Versöhnung erkundet. Unter der einfühlsamen Regie von Richard Pearce entfaltet sich die Geschichte von Earl Pilcher Jr. (gespielt von Robert Duvall), einem Südstaatler, der überraschend erfährt, dass seine biologische Mutter eine schwarze Frau war. Dies führt ihn nach Chicago, wo er seinem Halbbruder Ray (James Earl Jones) begegnet – einem Mann, der anfangs nichts mit ihm zu tun haben will.

                      Duvall und Jones liefern beeindruckende Performances, die den Film tragen. Ihre nuancierte Darstellung lässt die Spannungen und die vorsichtige Annäherung der Brüder authentisch und berührend wirken. Besonders James Earl Jones verleiht seiner Rolle eine kraftvolle Mischung aus Wut, Würde und stillem Schmerz. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern ist hervorragend – ihre Dynamik sorgt für zahlreiche Schmunzler und ist ganz klar der Anker des Films. Die wunderbare Irma P. Hall als Tante T. sorgt allerdings auch für einige humorvolle und weise Momente.

                      Mit stimmungsvollen Bildern, schöner Chicago-Atmosphäre und einem einfühlsamen Drehbuch (Co-Autor Billy Bob Thornton) erzählt BRÜDER WIDER WILLEN eine universelle Geschichte über Herkunft, Akzeptanz und zweite Chancen. Die angesprochene Thematik hätte gerne noch etwas tiefgehender angegangen werden können, abgesehen davon handelt es sich aber um einen durchaus sehenswerten Film, der zeigt, dass Familie manchmal unerwartete Formen annimmt . . .

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                      • 6

                        Bren Foster dürfte nicht nur hierzulande wohl kaum eine Sau kennen, tummelte er doch bisher nur in einigen späteren Kloppern des Zopfmannes herum, trat aber auch in 21 Folgen der Serie THE LAST SHIP auf. Mit seinem Regiedebüt ging er scheinbar ‘All-In’, um seinen Namen bekannter zu machen. Regie, Hauptrolle, Drehbuch und teils auch Produktion, alles trägt den Namen des fast 50-Jährigen. Herzblut ist also genug geflossen, aber macht das LIFE AFTER FIGHTING auch zu einem guten Film? Das Ergebnis kommt wohl am ehesten einem Herzensprojekt mit klaren Stärken und Schwächen nahe, unterhält als handwerklich solider, aber letztlich altbekannter Rückfall in das Kampfsport-Kino der späten 80er und frühen 90er.

                        Die Story um einen Ex-Kampfsportler, der in einen persönlichen Rachefeldzug gezogen wird, ist konventionell, aber funktional. Foster überzeugt physisch und choreografiert die Kämpfe sauber – lange Einstellungen, klare Bewegungsführung, keine hektische Schnittorgie. Die Actionszenen sind das Highlight und teils irre dynamisch, während das Drama mit klischeehaften Dialogen und überzeichneter Emotionalität etwas zu oft ins Banale abrutscht, von einigen fragwürdigen Handlungen der Charaktere mal ganz zu schweigen. Die recht ruhige erste halbe Stunde hat mir eigentlich ziemlich gut gefallen, da Foster vor der Kamera durchaus eine gewisse Ausstrahlung besitzt. Einen (zumindest bei dieser Lauflänge) unnötiger Sub-Plot um einen verlorenen Titel-Fight hätte es nicht wirklich gebraucht, und so krass-geil die Fights im Finale auch sind, bei fast 30 Minuten Keilerei wird es irgendwann repetitiv und ermüdend (dieses Phänomen nenne ich mittlerweile hinter vorgehaltener Hand den ‘THE RAID-Effekt’), dafür allerdings auch immer brutaler.

                        Insgesamt ein solides B-Actioner-Debüt, dem ich zu gerne 7 Kicks gegen die Omme verpasst hätte. Etwas zu lang und vom Drehbuch nicht immer überzeugend, dafür mit bodenständigen Fights ohne Firlefanz und einem sympathischen Hauptdarsteller. Für Liebhaber klassischer Martial-Arts-Filme eigentlich eine Pflichtkeilerei . . .

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                          über Dìdi

                          Mit DIDIhat Sean Wang einen Coming-of-Age-Film erschaffen, der mit viel Feingefühl und Authentizität vom Heranwachsen eines 13-Jährigen in einer taiwanesischen Einwandererfamilie erzählt. Basierend auf Wangs eigenen Erfahrungen nimmt der Film uns mit in die kalifornische Bay-Area des Jahres 2008, eine Zeit, in der soziale Medien noch nicht allgegenwärtig waren, Smartphones noch nicht wie eine Unterplinte zur Grundausstattung gehörten und selbst YouTube noch aussah wie eine programmierte Seite aus der digitalen Steinzeit.

                          DIDI überzeugt dabei vor allem durch seinen dokumentarischen Ansatz: Mit einer episodenhaften Erzählweise, unaufgeregten Alltagsbeobachtungen und einem Ensemble, das durchweg glaubwürdig spielt, fühlt sich der Film oft roh und unmittelbar an. Besonders die familiären Konflikte, die komplizierte Mutter-Sohn-Beziehung und die Suche nach Identität sind stark gezeichnet. Joan Chen als Mutter liefert eine herausragende Performance, und auch die jugendlichen Darsteller:innen wirken erstaunlich natürlich.

                          Gleichzeitig bleibt der Film in seiner fragmentarischen Struktur manchmal etwas unscharf. Die Handlung setzt mehr auf Atmosphäre als auf Entwicklung, und manche Themen – etwa die kulturelle Zerrissenheit des Protagonisten – hätten tiefer ausgelotet werden können. Einige wirklich packende Plot Points haben mir hier auch gefehlt, darüber hinaus erzählt die Tragikomödie aber brutal ehrlich von den hässlichen wie schönen Aspekten der aufregenden Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenwerden . . .

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                            BenAffenleck 31.03.2025, 15:05 Geändert 31.03.2025, 21:32

                            Der Scharfschütze Levi (Miles Teller) wird beauftragt, eine abgelegene Schlucht zu bewachen und sicherzustellen, dass nichts daraus entkommt. Auch die russische Agentin Drasa (Anya Taylor-Joy) hat denselben Auftrag auf der gegenüberliegenden Seite. Obwohl ihnen jeglicher Kontakt untersagt ist, nähern sie sich an und entwickeln eine enge Bindung. Doch bald werden sie mit dem erschreckenden Geheimnis der Schlucht konfrontiert – und erkennen, warum ihr Auftrag so lebenswichtig ist…

                            Scott Derrickson legt mit THE GORGE einen etwas zu langen, ansonsten aber packenden Sci-Fi-Thriller in den Apfelkorb, der Mystery, Action und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte auf gelungene Weise kombiniert. Der Film beginnt als rätselhafte Mission, entwickelt sich zu einer Romanze der etwas anderen Art und endet in einem nervenaufreibenden Überlebenskampf. Dabei wird die Geschichte stets mit hohem Tempo und intensiver Spannung vorangetrieben. Nur zu viel hinterfragen sollte man hier nicht, sonst stehen die zwei Stunden gelungene Unterhaltung lediglich auf Streichholzbeinchen, da Derrickson seine absurde Story mit aller Ernsthaftigkeit bis zum passablen Ende durchzieht. Dass es hier natürlich auch noch auf den Grund der Schlucht geht, dürfte wohl niemanden überraschen, dass dort dann aber ein Mix aus SILENT HILL und FLUCH DER KARIBIK lauert, vielleicht schon eher. Mir hat es aber sehr gefallen, da es atmosphärisch dicht inszeniert wurde und der Look ziemlich gut rüber kam.

                            Die beiden tollen Schauspieler Miles Teller und Anya Taylor-Joy überzeugen mit spürbarer Chemie, was die Beziehung ihrer Figuren glaubwürdig und emotional macht. Auch die Action kommt nicht zu kurz – Derrickson inszeniert packende Kämpfe und intensive Survival-Szenen, die keine Langeweile aufkommen lassen. Mit dem Aufwand und den Settings hätte ich mir THE GORGE auch sehr gut im Kino vorstellen können . . .

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                              November 1965. Die Krise in Vietnam droht zu eskalieren. Colonel Hal Moore (Mel Gibson) bekommt den Befehl, mit seiner 7. US-Kavallerie im La-Drang-Tal den Feind aufzuspüren und zu eliminieren. Wenig später geraten die 400 Männer in einen Hinterhalt des Vietcong. Das Blutbad nimmt seinen Lauf…

                              Nach 09/11 zog auch Hollywood 2002 erneut in den Krieg, allerdings ein weiteres Mal nach Vietnam. Wo auch sonst kann man heldenhaftes Sterben so glorifizierend darstellen, dass Uncle Sam gleich einen Tropfen auf der Spitze hat und amerikanische Hinterwäldler die Glocke über der Tür des Rekrutierungsbüros in Dauerschwingung versetzen? BRAVEHEART- und PEARL HARBOR-Autor Randall Wallace liefert eine vor Pathos triefende Militärgeschichte ab, die neben perfekt inszenierten Front-Szenen jede Menge Kitsch bietet. Alle Soldaten sind stolz, für ihr Land zu kämpfen, auch wenn sie ihr Leben für einen Krieg aushauchen, den selbst 10 Jahre später noch keiner verstehen wird. Die durch die Bank attraktiven Ehefrauen stärken ihren „Helden" natürlich den Rücken, nachdem diese im Gebet ihren Frieden gefunden haben und bereit sind, zu killen oder gekillt, in manchen Fällen sogar gegrillt zu werden.

                              Ganz furchtbare Klischees in einem Kriegsfilm, der tiefgründig sein will, aber kaum zu fesseln versteht. WIR WAREN HELDEN ist am Ende der viel zu langen und sich oft wiederholenden 138 Minuten ein lahmer Versuch, die emotionale Tiefe eines echten Anti-Kriegsfilms mit einer erschreckenden Mischung aus platten Dialogen und uninspirierten Charakteren zu füllen. Natürlich hält er auch durchaus einige berührende Momente bereit und scheiße ja, das Sounddesign dreht den Kinokeller (in Anbetracht des Veröffentlichungsjahres) auf links. Die Qualität des Hauptfilms hebt sich dadurch aber nur marginal an, denn außer Moore bleiben fast alle Charaktere profillos. Ob da ein 2nd Lt. Jack Geoghegan (Chris Klein) im Kugelhagel des Feindes auf der Strecke bleibt oder nicht, lässt mich erschreckend kalt, ebenso wie das Sterben der Vietnamesen auf der anderen Seite. Gut, dass bei jeder Todesnachricht an die guten Frauen noch eine US-Flagge durchs Bild weht und kein klagendes Wort über den Krieg zu hören ist. Stars & Stripes all over . . .

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                                Sydney Pollack verbindet man ganz gerne mit dem Thriller-Genre, mit Filmen wie DIE DREI TAGE DES CONDOR oder DIE FIRMA wurde er zu einem Synonym des Spannungs-Kinos. Dass er auch ganz anders kann, bewies er in einer Reihe von Dramen. Eines davon wurde 1985 zu einem absoluten Kassenschlager und Oscar-Magneten, sorgte am Ende der Safari aber für gemischte Kritiken. Ein Blick in meine Freundesliste unterstreicht das noch mal.

                                Nachdem mein Buddy ‘Krisroxx80’ hier schon vor einiger Zeit nach der ersten Sichtung sein Herz verloren hat, wollte ich diesen Klassiker auch unbedingt nachholen. Ich war mir auch nicht mehr ganz sicher, ob ich den Film damals schon mal irgendwann angefangen und dann abgebrochen hatte, einiges kam mir jedenfalls ziemlich vertraut vor.

                                Wie dem auch sei, JENSEITS VON AFRIKA ist ein bildgewaltiges Melodram, das mit großem Aufwand inszeniert wurde. Die Geschichte der dänischen Schriftstellerin Karen Blixen, gespielt von einer überzeugenden Meryl Streep, entfaltet sich inmitten atemberaubender afrikanischer Landschaften, die von Kameramann David Watkin meisterhaft eingefangen wurden.
                                Der Film lebt vor allem von seiner eindrucksvollen Optik und der hochkarätigen Besetzung. Robert Redford überzeugt als charismatischer Abenteurer, während Streep die innere Zerrissenheit ihrer Figur nuanciert darstellt. Doch trotz der emotionalen Tiefe einzelner Momente bleibt das Werk oft an der Oberfläche. Historische und gesellschaftliche Hintergründe werden zugunsten einer romantisierten Erzählweise weitgehend ausgeblendet.

                                So bleibt JENSEITS VON AFRIKA ein klassisches Hollywood-Epos – opulent, gefühlvoll, aber auch etwas glattgebügelt. Wer sich von der malerischen Inszenierung und dem ruhigen Erzählstil mitreißen lassen kann, wird belohnt. Mir wurde das einfach zu spannungsarm vorgetragen, bei der üppigen Laufzeit fast schon ein Todesstoß. Allerdings gibt es diese eine herausragende Szene mit dem Flug im Doppeldecker, die Weite Afrikas und dazu John Barrys erhabener Score. Das war pure Kinomagie, auf mehr als 5,0 Kerben in der Armlehne komme ich aber trotzdem nicht . . .

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                                  Am 22. Juli 2011 zündete der norwegische Rechtsradikale Anders Behring Breivik im Regierungsviertel von Oslo eine Bombe und richtete anschließend auf der Insel Utøya in einem Jugendcamp ein Massaker an.

                                  Die chronologisch strukturierte Fiktionalisierung des Attentats rückt das Schicksal eines Jugendlichen und dessen Familie ins Zentrum, spart aber auch den Täter und seine Motive sowie die Reaktionen von Politik und Polizei nicht aus. Paul Greengrass nimmt sich weit über zwei Stunden Zeit, um die Ereignisse detailliert nachzuzeichnen – von Breiviks Planungen und dem Tag vor dem Anschlag bis hin zu seinem Urteilsspruch. Der erschütternde Amoklauf nimmt dabei allerdings nur rund 15 Minuten ein, was aber auch wirklich reicht. 22. JULI geht über die reine Chronologie hinaus und beleuchtet besonders das Schicksal eines schwer verletzten Überlebenden. Dabei bezieht er eine klare Haltung gegen Rechtsextremismus und Täter wie Breivik. Zwar werden dessen Hintergrund, Ideologie und Kindheit angerissen, doch der Film lässt glücklicherweise keinerlei Mitleid oder Verständnis für ihn aufkommen. Im Gegenteil: 22. JULI stellt die mutigen Opfer und Überlebenden in den Mittelpunkt, deren Stärke all den Hass und die Bosheit Breiviks verblassen lässt.

                                  Im weiteren Verlauf bedient sich Greengrass zwar der etwas plakativen Hollywood-Dramaturgie, ich weiß aber auch nicht, wie man es hätte besser machen können. Die perfekte Balance ist bei so einem schwierigen Thema sicherlich nicht einfach, bei der üppigen Laufzeit ergaben sich aber doch einige Durchhänger.

                                  Hervorzuheben ist noch die starke Leistung der Jungdarsteller, die die Opfer und Überlebenden des Anschlags darstellen. Auch die Darstellung Breiviks ist intensiv und überzeugend – eine schauspielerische Leistung, die Mut erfordert. Interessant ist auch die immer wieder gestellte Frage, ob so ein Monster vor Gericht die gleichen Grundrechte wie jeder andere Mensch genießen sollte. Irgendwann, mit ganz viel Mut in den Taschen, wage ich mich noch mal an das norwegische Gegenstück UTOYA, 22. JULI ran, der als beklemmendes und ungemein verstörendes One-Shot-Drama aus der Sicht der Jugendlichen stilistisch scheinbar kaum unterschiedlicher sein könnte. Die Version von Regisseur und Drehbuchautor Paul Greengrass ist jedenfalls ein solider Film zu einer unvorstellbaren Tat und kranken Ideologien, die ja überall weiterhin auf dem Vormarsch sind. Ein klares Zeichen gegen Terror und Hass, immer wieder. Faust hoch . . .

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                                    BenAffenleck 24.03.2025, 18:00 Geändert 25.03.2025, 16:01

                                    Obwohl AMERIKANISCHE FIKTION 5 Oscar-Nominierungen erhielt, wurde er in Deutschland lediglich bei ‘Prime Video’ kurz vor der Oscar-Veranstaltung im kostenlosen Stream zur Verfügung gestellt. Ich kann es fast verstehen, denn bei dem Film handelt es sich um ziemlich “amerikanische Kost”, durchaus etwas speziell, aber nicht minder interessant.

                                    In seinem Spielfilmdebüt erzählt Cord Jefferson nach eigenem Drehbuch (aber basierend auf dem Roman ‘Ausradiert’ von Percival Everett) von einem schwarzen Romanautor (Jeffrey Wright), der sich darüber ärgert, dass sich Bücher mit stereotypen Darstellungen der afroamerikanischen Community besser als seine anspruchsvollen Erzählungen verkaufen. Eher als Witz gedacht, schreibt er unter Pseudonym einen provokativen Trash-Roman voller Ghetto-Klischees und Vorurteile. Doch er erreicht damit das Gegenteil, weil das Buch als sozial-realistische Offenbarung gehypt und zum Bestseller wird.

                                    Der geniale Kniff an AMERIKANISCHE FIKTION ist, wie sich hier Buch und Film vermischen, denn natürlich geht es auch im Film um das Leben afroamerikanischer Menschen. Jedoch eben nicht das Leben, wie es in Filmen oft gezeigt wird, die von dem großen Leid erzählen, von systematischer Unterdrückung, Gewalt und Perspektivlosigkeit. Stattdessen führen der Protagonist und sein Umfeld ein gehobenes Leben, verkehren in besseren und intellektuellen Kreisen, müssen nicht mit Drogen handeln, werden nicht von der Polizei verprügelt. Das sind natürlich allgegenwärtige und leider zeitlose Themen, die der Film nicht bestreiten will, sich aber darüber lustig macht, wie Schwarze oftmals auf ein solches Leben reduziert werden. Somit folgen wir also dem zweifelnden und immer mehr genervten Schriftsteller, der die Kontrolle über seine Schöpfung verliert, dabei aber auch noch gleichzeitig mit seinem normalen Leben inklusive einiger schwieriger Familienangelegenheiten jonglieren muss.

                                    Warum ich vorerst mit 7 Punkten leicht am hadern war, ist die etwas unfokussierte Erzählweise und das man auf emotionaler Ebene zu viel ungenutzt liegen lässt. Der hintergründige und niveauvolle Humor und die Leistungen der Darsteller konnten mich aber voll und ganz überzeugen. Jeffrey Wright und Sterling K. Brown, beide für ihre Rollen Oscar nominiert, liefern richtig gut ab. Auf der letzten Seite der AMERIKANISCHE(n) FIKTION somit eine absolut sehenswerte Satire mit Drama-Elementen, die die vertrauten Sehgewohnheiten etwas aufmischt . . .

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                                      CHIEF OF STATION ist ein uninspirierter Action-Thriller, den man nicht mal mehr ins B-Genre lügen kann. Aaron Eckhart stolpert lustlos durch eine generische Spionage-Handlung voller abgedroschener Klischees, hanebüchener Wendungen, liebloser Dialoge, und sieht dabei immer so verkniffen aus, als ob er gerade eine Ananas aus seinem Arsch presst. Die Action ist lahm, die Inszenierung billig, und die Charaktere sind so eindimensional wie ein Pappaufsteller. Statt eines soliden Agenten-Films bekommt man eine müde Direct-to-Video-Produktion, die nicht mal als Schlafmittel taugt, da man sich hier aufgrund der Dummheiten, kläglich choreographierten Kämpfe und Anschlussfehler so dermaßen fremdschämt, dass man danach erstmal ne Pulle ‘Klosterfrau Melissengeist’ aus dem Medikamentenschränkchen wegknallen muss, um wieder klar zu kommen.

                                      Das war seit langer Zeit mal wieder ein Film, dessen Sichtung ich “aus dem Bauch heraus” entschieden habe, was ich sonst eigentlich nie mache. Dafür gab es völlig verdient was auf die Fresse und Veilchen wie bei einem Waschbären. Ein Rohrkrepierer allererster Güteklasse, CHIEF OF MÜLLTONNE . . .

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                                        In dem kleinen Südstaaten-Kaff Cold Mountain verlieben sich die mächtig steife Pfarrerstochter Ada Monroe (Nicole Kidman) und Handwerker Inman (Jude Law), kurz bevor er eingezogen wird. Inman erlebt jahrelang, wie auf dem Schlachtfeld seine Freunde sterben und beschließt, zu desertieren. Während die Pfarrerstochter Ada daraufhin nur mit Hilfe der resoluten Ruby (Renée Zellweger) die folgenden mageren Kriegsjahre überlebt, kämpft sich der an der Front verwundete Inman hunderte beschwerliche Meilen nach Hause zurück, und streift dabei viele andere Leben einer durch den Krieg ausgebluteten Nation…

                                        Nach dem damaligen Kinobesuch hätte ich Anthony Minghellas UNTERWEGS NACH COLD MOUNTAIN am liebsten vom Winde verweht gesehen. Trotzdem traute ich mich mit einigen Jahren Abstand noch zwei weitere Male an den Film, wo er mir jedes Mal etwas besser gefiel. Bei der jetzigen vierten Sichtung umwehte mich auch der Hauch der Gewissheit, dass solches Kino heutzutage kaum bis gar nicht mehr gemacht wird, auch wenn ich persönlich da manchmal richtig Bock drauf hätte. Sicherlich muss man hier einige kleinere Abstriche machen, Inmans Reise wirkt zum Beispiel fast episodenhaft, etwas zu gestelzte Dialoge (die damals aber natürlich durchaus so denkbar waren) und bei der amtlichen Laufzeit einige fast unumgängliche kleinere Längen. Unterm Strich bleibt COLD MOUNTAIN aber ein grandios inszeniertes und bebildertes Epos, mit prachtvollen und detailreichen Kostümen und Sets, Musik die den Ohren schmeichelt, als Film süßlich verkitscht und gleichzeitig düster pessimistisch. Der Wahnsinn ist natürlich auch der Cast in den Nebenrollen, denn hier darf man Namen wie Donald Sutherland, Natalie Portman, Philip Seymour Hoffman, Brendan Gleeson, Giovanni Ribisi, Ray Winstone, Charlie Hunnam, Cillian Murphy und Jack White regelrecht runterbeten.

                                        Trotzdem ist COLD MOUNTAIN ein wenig in Vergessenheit geraten, für die einen war es zu wenig Krieg, für die anderen zu wenig Romantik, für alle aber wohl deutlich zu viele Minuten auf der Uhr. Und vielleicht will Minghella nach seinen beiden erfolgreichen Romanverfilmungen DER TALENTIERTE MR. RIPLEY und dem Oscar-Abräumer DER ENGLISCHE PATIENT für eine dritte Literaturverfilmung auch generell von allem etwas zu viel, was das Kinopublikum überforderte. Von den sieben Oscar-Nominierungen konnte nur Renée Zellweger den Goldjungen für die beste weibliche Nebenrolle einsacken. Sie spielt hier auch ziemlich gut, vor allem auch etwas außerhalb ihrer Komfortzone, wirkt aber auch ein klein wenig bewusst auf schräg-prollig getrimmt. Im Roman war Ruby übrigens eine Afro-Amerikanerin, wodurch etliche Leute durchaus berechtigte Probleme mit Zellwegers Besetzung hatten. Rubys freche Schnauze tut aber immer wieder gut, denn harten Tobak und einige Gewaltszenen gibt es natürlich auch bei so einer Thematik. Mit den Grausamkeiten durch die allgegenwärtigen Folgen des Bürgerkrieges geizt COLD MOUNTAIN nicht, vor allem bei der episch eingefangenen Schlacht zu Beginn schnürt sich einem ganz schnell der Hals zu. Wo kurz vorher noch die unbändige Vorfreude herrschte, endlich in den Krieg zu ziehen, herrscht nur der blanke Irrsinn am Rande der Hölle. Heftig, brutal und intensiv.

                                        Krieg und Liebe mit grandiosen Schauwerten, wunderbaren Darstellern und präsentiert in zumindest handwerklicher Perfektion. Hier und da zwickt es zwar etwas, 7 Punkte erscheinen mir aber mittlerweile doch etwas zu niedrig . . .

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                                        Hier geht's zum Wild Wild West : : :
                                        https://www.moviepilot.de/liste/wild-wild-west-benaffenleck

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                                          THE WITCH - SUBVERSION braucht ewig, um seine Figuren in Position zu bringen, hat dabei aber auch kaum Neues zu erzählen. Nach rund einer Stunde bekommt man als Zuschauer langsam mal eine ungefähre Ahnung, worum es hier geht. Experimente an Kindern, Superkräfte, ein Kind flieht und taucht bei einem kinderlosen älteren Ehepaar unter. Alles schon zig mal so oder so ähnlich gesehen, vermischt mit Coming-of-Age, X-MEN und HANNA. Für das Finale schmeißt man dann aber doch noch eine Handvoll Chilipulver in den Wok und sorgt für ordentlich rot-spratzelnden Zunder.

                                          Die junge Hauptdarstellerin macht ihre Sache zudem ziemlich gut, um sie herum wuselt aber der typisch asiatische Touch zwischen Hui und Pfui. In Südkorea konnte man damit das immerhin Fünffache des Budgets im Kino einspielen, die Fortsetzung THE OTHER ONE ist schon veröffentlicht, der letzte Teil der Trilogie lässt noch auf sich warten. Ich lasse mal mit Ach und Krach 6,0 Punkte für diese nicht ganz stimmig-gewürzte Yukgaejang auf dem Tresen liegen . . .

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                                          Hier geht's zum Wok : : : https://www.moviepilot.de/liste/gruesse-aus-dem-wok-benaffenleck

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                                            Bei ‘Stop-Loss’ handelt es sich um eine einseitige Vertragsverlängerung (aufgrund einer Klausel) beim US-Militär. Somit müssen die ausgewählten Männer wieder in den Krieg zurück – ob sie nun wollen oder nicht. Ich war mir bisher nicht darüber im Klaren, dass die neueren US-Kriege zum Teil von Soldaten geführt werden, die keine andere Wahl haben.

                                            Paramount und MTV presents … ließ mich erst mal etwas mit der Nase rümpfen, obwohl ich über den Film schon einiges Gutes vernommen hatte. Die Zweifel wurden nach nicht einmal 10 Minuten in einem knallhart abgefilmten Hinterhalt regelrecht zerschossen, wenn Gliedmaßen wie Träume zerplatzen, Frauen und Kinder als Kollateralschäden akzeptiert werden, die Kameraden fallen wie die Fliegen und man Stoff für das baldige PTBS mit jedem gierigen Luftzug inhaliert.

                                            Nach dem niederschmetternden Anfang fokussiert sich STOP-LOSS auf die zurückgekehrten Soldaten, die in ihrem Heimatkaff als Helden gefeiert werden, ihre Traumata aber kaum verarbeiten können und nur schwer in ein normales Leben zurückfinden. Der labile Tommy (Joseph Gordon-Levitt) der nicht mehr ohne den Krieg leben kann und seinen Kummer im Alkohol ersäuft, der brillante Schütze Eric (Channing Tatum) der die Army mehr liebt als seine Freundin und zu guter letzt Brandon (Ryan Phillippe), der zentrale Punkt von STOP-LOSS, der in seiner aktiven Kriegszeit einfach zu viel gesehen und miterlebt hat und kurzerhand desertiert, um nicht zurück in den Irak zu müssen.

                                            Nach ihrem spektakulären Regie-Debüt BOYS DON’T CRY (1999) sollte es neun Jahre dauern, bis sich Kimberly Peirce zurück meldete. Auch in ihrem zweiten Film geht es ihr vorrangig um die Message, nicht um die Dollar. Als sich ihr Bruder 18-jährig freiwillig für den Kriegsdienst im Irak meldet, nutzt sie dies als Anstoß, um ausgerüstet mit einer Videokamera um die Welt zu reisen und junge Soldaten zu interviewen. Dieses Material diente ihr als Recherche und Grundlage zu STOP-LOSS. Emotional und tiefgründig stellt Peirce die post-traumatischen Erfahrungen und ihre Auswirkungen auf das soziale Umfeld der Soldaten heraus. Der Krieg wird hier nicht beschönigt und die Regierung und das System werden durchaus kritisiert, einige Szenen gehen auf jeden Fall unter die Haut. Dabei wird erst im Laufe der Handlung klar, dass der harte Anfang nur ein kleiner Ausschnitt des Grauens war, und man den psychologischen Druck der Soldaten gar nicht richtig erfassen kann. Die Machtlosigkeit der Soldaten angesichts der militärischen Selbstbestimmung wirkt dann natürlich noch schwerer als ohnehin schon.

                                            Zwischenzeitlich gibt es immer mal wieder dramatisch ungeschickte Brüche im Spannungsbogen, und die Charaktere sowie ihr Drumherum wirken schon etwas klischeebeladen. Unterlegt mit melancholischen Klängen und einer ansonsten eher stilarmen Inszenierung, sowie dem ordentlichen Cast baut Peirce aber zunehmend Dramatik auf und zeigt ein gutes Auge für emotionale und bewegende Aufnahmen, die in ihren besten Momenten auch von Familie, Freunden, Loyalität und Kameradschaft erzählen. Der ganz große Wurf ist STOP-LOSS zwar nicht geworden, hält aber einige Denkanstöße über die End-Credits hinaus bereit . . .

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                                              Die Geschichte dreht sich um die Familie Tenenbaum, deren hochbegabte Mitglieder mit psychischen Problemen, emotionalen Störungen und ungelösten Konflikten belastet sind. Die Ursache für all das Übel liegt in der unglücklichen Erziehung durch den Familienvater Royal Tenenbaum (Gene Hackman), ein egozentrischer und manipulativer Patriarch. Seine Rückkehr ins Leben seiner Kinder nach Jahren der Abstinenz von jeglicher väterlicher Verantwortung und Unterstützung ist ebenso ein verzweifelter wie ungeschickter Versuch, verlorene Zeit zurückzugewinnen. Aber die Narben der Vergangenheit sind zu tief, um sie einfach zu heilen, und eine Versöhnung scheint fast unmöglich…
                                              DIE ROYAL TENENBAUMS war mein erster Film von Wes Anderson, damals zuerst durchgequält, dann Jahre später doch zu schätzen gelernt und mittlerweile fühlt man sich auch schon im echten Leben als ein weiterer Spross von Royal (Gene Hackman) und Etheline (Anjelica Huston), mit ähnlich vielen Spleens aber fehlender Genialität.

                                              Andersons Film ist ein wahrhaft zauberhaftes und einzigartiges Filmjuwel, das mit seiner charmanten Erzählweise und den skurrilen Charakteren köstlich unterhält. Jeder Raum und jede Szene ist sorgfältig inszeniert, on top ist die Dynamik zwischen Royal und seinen Kindern herzzerreißend und oft urkomisch. Anderson gelingt es, eine Welt zu erschaffen, die sowohl nostalgisch als auch zeitlos ist und den Zuschauer in die komplexe Dynamik einer dysfunktionalen Familie eintauchen lässt. Die visuelle Ästhetik, die Anderson so meisterhaft beherrscht, sorgt in Kombination mit einem wunderbaren Soundtrack für eine ganz besondere Atmosphäre. DIE ROYAL TENENBAUMS ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man auf brillante Weise Humor und Melancholie vereinen kann. Es ist eine Geschichte über das Scheitern und die Zerbrochenheit von Familien, aber auch eine Geschichte über die Bemühungen, sich zu verändern, selbst wenn das Leben und die Beziehungen bereits zu stark beschädigt sind.

                                              Besonders hervorzuheben ist die brillante Leistung von Gene Hackman, der den komplexen Patriarchen mit einer Mischung aus Charme und Verletzlichkeit zum Leben erweckt, die es dem Publikum ermöglicht, sowohl seine Fehler als auch seine Sehnsüchte nachzuvollziehen. Hackman bringt eine Tiefe in die Rolle, die den Film emotional verankert und am Ende vielleicht sogar ein Tränchen wert ist. Neben Gene Hackman brillieren auch Anjelica Huston, Gwyneth Paltrow, Ben Stiller, Luke Wilson, Owen Wilson, Danny Glover und Bill Murray. Jeder der Charaktere hat seine Eigenheiten, jeder ist auf seine Weise kaputt und doch liebenswert. Owen Wilson schrieb hier übrigens wie schon bei RUSHMORE zusammen mit Anderson das Drehbuch und wurde dafür Oscar nominiert.

                                              Völlig zurecht zählt DIE ROYAL TENENBAUMS heute zu den Meisterwerken des modernen Kinos, der so herzlich aufzeigt, wie wir alle auf unsere eigene Weise kaputt und doch irgendwie gut sind. Und es ist die Rolle von Gene Hackman, an die ich denken musste, als ich von seinem Tod erfuhr, der sich im Nachhinein ja als extrem tragisch herausstellte. R.I.P., Eugene Allen Hackman. Vielen Dank für den Royal Tenenbaum, unzählige andere Helden und ambivalente Bösewichte.

                                              "Died tragically rescuing his family from the wreckage of a destroyed sinking battleship." Kloß im Hals und verschwommene Buchstaben . . .

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                                                Im Mittelpunkt der Handlung steht die 16-jährige Afroamerikanerin Starr Carter (Amandla Stenberg), die mit ihrer Familie in dem fiktiven Problembezirk Garden Heights lebt. Aus Sicherheitsgründen gehen Starr und ihr Bruder Seven (Lamar Johnson) auf die Williamson Privatschule, wo sie sich hauptsächlich zwischen Schülern der weißen Oberschicht wiederfinden. Dadurch sieht sich Starr gezwungen, ihre Verhaltensweise je nach Umfeld zu verändern, um sich besser integrieren zu können. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt, als ihr erster Schwarm Khalil (Algee Smith) während einer Polizeikontrolle unbewaffnet erschossen wird und sie die einzige Zeugin ist. Starr findet sich in einem Kreislauf aus Gewalt, illegalen Drogengeschäften und sozialer Ungerechtigkeit wieder.

                                                Der gesellschaftskritische Jugendroman wurde 2017 das meistverkaufte Buch der USA und mit zahlreichen Auszeichnungen geadelt. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen zur Verfilmung THE HATE U GIVE, denen der Film aber nicht gerecht werden konnte. Polizeigewalt gegenüber Afroamerikanern ist leider ein immer noch aktuelles und brisantes Thema, dem sich Regisseur George Tillman Jr. in seinem Drama ausgiebig widmet. Hier wird allerdings so dermaßen viel in einen Topf geworfen, dass die Milch überkocht und stinkt. Sehr gute und packende Momente gibt es natürlich auch, aber alles, wirklich alles wirkt hier aufgesetzt und konstruiert, um die Message auch ja vermitteln zu können. An der Thematik bin ich grundsätzlich massiv interessiert, aber die Umsetzung konnte mich nicht immer so packen, wie ich es erhofft hatte. Dass ich hier noch 6,0 Punkte springen lasse, liegt hauptsächlich an der äußerst überzeugenden Leistung von Amandla Stenberg, die vor einigen Jahren die kleine Rue in DIE TRIBUTE VON PANEM spielte. Ansonsten für mich doch ein etwas enttäuschender Beitrag zum Thema Rassismus . . .

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                                                  Nach einem Autounfall besitzt Frank Bannister (Michael J. Fox) paranormale Fähigkeiten. Mit drei Freunden aus dem Jenseits inszeniert er fingierte Geisteraustreibungen. Doch dann geschieht eine Reihe von Morden und Frank hat es scheinbar mit dem Sensenmann persönlich zu tun…

                                                  Dass man Erfolg nur selten vorausschauend planen kann, zeigt auch Peter Jacksons erster Versuch, beim Mainstream-Publikum Fuß zu fassen. Dabei kann die spaßige Gruselkomödie mit jeder Menge extravaganten Einfällen, Wortwitz, Abwechslung und Action aufwarten, was den Kinogängern 1996 aber ziemlich schnuppe war. Heute erfreut sich THE FRIGHTENERS einer großen Fangemeinde, und das auch völlig zu Recht.

                                                  Das Drehbuch schrieb Jackson wieder mit seiner Partnerin Fran Walsh und erlangte damit schnell die Aufmerksamkeit von Filmemacher und Produzent Robert Zemeckis, der es ursprünglich auch selbst inszenieren wollte. Ein Segen, dass Jackson hier selbst inszenieren durfte, denn sein Look, vor allem diese völlig losgelöste und ungemein experimentierfreudige Kameraführung, ist einfach herrlich. Für seinen Film nahm er ja offensichtlich diverse Elemente aus Filmen wie zum Beispiel POLTERGEIST, GHOSTBUSTERS und BEETLEJUICE, formte daraus letztlich aber doch etwas völlig Eigenständiges mit enormem Unterhaltungswert. Dafür hatte Jackson 30 Millionen Dollar zur Verfügung, die hervorragend investiert wurden. Die damaligen Computereffekte von WETA sehen auch heutzutage noch solide bis klasse aus und wirken äußerst charmant. Oder die Szenen in der abgefahrenen Geistervilla, die dank Ausleuchtung, Interieur und vor allem dem Zusammenspiel von Kamera und Danny Elfmans Score absolut spuktakulär ist. Auch das verfallene Krankenhaus mit seinem Gothic-Look ist ein sehr schönes und detailreiches Set. Hier macht das Zusehen einfach Spaß.

                                                  Die Geschichte an sich holpert zwar ab und an im Standby, und hätte ruhig noch etwas frecher sein dürfen, einige überraschende Wendungen hält der Plot trotzdem bereit. Seine Stärken hat THE FRIGHTENERS, neben der schönen Inszenierung, eher in den Charakteren und im Wortwitz, sowie Peter Jacksons kreativer Ideenvielfalt. Der damals ewig junge Michael J. Fox ist natürlich auch ein prima Fang für die Hauptrolle, die er solide auszufüllen versteht. Beömmeln kann ich mich aber jedes Mal über die Rolle des durchgeknallten FBI-Agenten, der sich undercover schon durch die verschiedensten Sekten gearbeitet hat, was “kaum” Spuren bei ihm hinterließ. Jeffrey Combs Performance ist so derbe drüber, macht aber richtig Laune. In weiteren Rollen geben sich noch Julianna McCarthy als bösartige Mutter, Dee Wallace-Stone und Jake Busey als irres Psycho-Duo die ektoplasmische Ehre. Als geisterhaftes Bonbon muss man aber R. Lee Ermey nennen, der auf dem Friedhof seine Drill-Instructor-Rolle aus FULL METAL JACKET wieder aufleben lassen darf.

                                                  Die interessante Mixtur aus verschiedenen Elementen und Filmgattungen bleibt einem im Gedächtnis und ist wohl eine der besten Grusel-Komödien überhaupt. Nach der Sichtung von THE FRIGHTENERS weiß man auch, wo sich Peter Jackson für das Design der Nazgûl bedient hat. Bei sich selbst, es kann so einfach sein . . .

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                                                    Tyler Hawkins (Robert Pattinson) ist ein leiser Rebell, ein junger Mann auf der Suche nach seinem Platz in dieser Welt. Das Verhältnis zu seinem Vater (Pierce Brosnan), der seine Karriere als Staranwalt immer vor die Interessen der Familie gestellt hat, ist mehr als angespannt. Nach einer Schlägerei wird er von dem Cop Neil (Chris Cooper) festgenommen, der alles andere als zimperlich mit dem jungen Mann umgeht. Aus Rache schmeißt sich Tyler an die Tochter (Emilie de Ravin) des Polizisten: klarmachen und abservieren ist der Plan…

                                                    REMEMBER ME war 2010 der erste Anlauf von Robert Pattinson, sich nicht nur auf die Darstellung eines schmachtend dreinblickenden Vampirs beschränken zu lassen, selbst als das finale TWILIGHT-Doppel noch ausstand. Unter der souveränen Regie des vor allem Serien erprobten Allen Coulter darf er sich in einer dankbaren Rolle in klassischer James-Dean-Tradition austoben, ein echter 'Rebel without a cause’. Obwohl die Geschichte in manchen Szenen arg konstruiert erscheint, entwickelt der Film einen Sog und eine Kraft, die lange nachhallt. Der Plot läuft gewollt langsam an, um den Charakteren genug Zeit zur Entfaltung zu bieten, den Zuschauer aber noch im Ungewissen zu lassen, wo man erzählerisch eigentlich hin will. Ja, REMEMBER ME ist ein mit grobem Besteck herausgearbeitetes Liebes- und Familiendrama, aber auch ein klasse gespielter Film über Wut, Zorn, Vergessen und Vergebung. Der Film funktioniert aber vor allem so wunderbar, weil Pattinson und die bezaubernde Emilie de Ravin eine hervorragende Chemie vor der Kamera haben und auch überzeugende Darstellungen abliefern. Stark war auch die kleine Ruby Jerins, die hier Tylers junge Schwester spielt. In Nebenrollen solche Namen wie Pierce Brosnan, Chris Cooper und Lena Olin verpflichten zu können, ist natürlich auch immer ein echter Gewinn.

                                                    Gerade die Kritiker-Garde war dem Film nicht gut gesonnen, und rieb sich vor allem am kontroversen Schluss auf. Mich hat er damals bei Erstsichtung eiskalt erwischt und massiv aufgewühlt. Auch nach der jetzigen dritten oder vierten Sichtung bietet REMEMBER ME aber so viel mehr als diesen Paukenschlag am Ende, den man sicherlich niemals vergisst. Ein wirklich bewegendes Drama über den Verlust geliebter Menschen, junge Liebe und alten Zorn, dem man sich nur schwer entziehen kann . . .

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