BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
‘Dabei sein ist alles’ [olympischer Gedanke]
Noch vor seinem (nachdem er Bryan Singer während der Dreharbeiten ablöste) riesigen Erfolg mit dem zurecht gebogenen ‘Queen’-Biopic BOHEMIAN RHAPSODY verfilmte der britische Schauspieler und Regisseur Dexter Fletcher die sportliche Karriere des Briten Michael „Eddie“ Edwards (Taron Egerton), der sich als unterprivilegierter und wenig talentierter Hobbysportler seinen Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen erfüllte: Er trat allen Widerständen (durch das Olympia-Komitee, Teamkollegen und Eltern) zum Trotz bei der Winterolympiade 1988 in Calgary als Skispringer für das Vereinigte Königreich an.
Die Winterspiele ‘88 waren eh die Zeit der noch heute berühmten Außenseiter, denn auch eine gewisse jamaikanische Bobmannschaft trat an, um dem olympischen Geist Tribut zu zollen und zu einer Mediensensation zu werden. Diese Außenseiter-Geschichte wurde bekanntlich bereits 1993 durch den wunderbaren COOL RUNNINGS verewigt, und ist der Bruder im Geiste von EDDIE THE EAGLE. Wenn man genau aufpasst, kann man im Film von Dexter Fletcher sogar kurz das jamaikanische Bobteam während einer Übertragung im Fernsehen entdecken. Ein schönes Gimmick.
Das Drehbuch kommt (wie fast immer bei solchen Biopics) nicht ohne Hinzudichtungen aus, folgt dadurch aber dann überaus packend und unterhaltsam, mit einem nahezu perfekten Gespür für Timing und auf weitestgehend unkitschige Weise den Regeln des sportlichen Underdog-Feel-Good-Kinos. Taron Egerton wurde hier schön gegen sein schickes KINGSMAN-Image besetzt und kann mit vorgestrecktem Unterkiefer, Brille und Schnauzer voll überzeugen. Hugh Jackman ist eh immer ein Gewinn und macht auch als unkonventioneller Trainer eine gute Figur. Iris Berben und der legendäre Christopher Walken besetzen hier allerdings nur kleinere Nebenrollen. Passend zum Jahrzehnt komponierte Matthew Margeson eine schöne, sich variierend durch den Film ziehende Synthesizer-Melodie, die mir richtig gut gefiel. Und zu Eddies größtem Sprung dürfen natürlich auch nicht Van Halen mit ‘Jump’ fehlen.
EDDIE THE EAGLE springt souverän am Fremdschämen vorbei und präsentiert die sympathische und herzerwärmende Geschichte eines Losers, der sich seinen Traum erfüllt. So was zieht nicht nur die Zuschauer der damaligen Ereignisse, sondern sorgt auch im heimischen Kinosessel noch für Jubel und feuchte Augen . . .
Der Regisseur und Drehbuchautor Jeff Nichols lieferte bisher äußerst interessante Filme ab, gerade TAKE SHELTER und MUD haben es mir ja richtig angetan. Auch sein neuestes Werk ist ziemlich gelungen, auch wenn emotionaler Tiefgang oder dramatische Höhepunkte eher Zucker im Tank haben. SONS OF ANARCHY-Action und Härte gibt es hier zwar nicht, aber auch Nichols zeichnet den Aufstieg und schleichenden Niedergang eines Motorradclubs nach, hier allerdings in den 1960ern und der damit verbundenen Zeit des Umbruchs. Der Autorenfilmer ließ sich für THE BIKERIDERS von einem Fotobuch von Danny Lyon über den ‘Chicago Outlaws Motorcycle Club’ zu dieser nostalgischen, aber auch humorvollen Würdigung einer amerikanischen Subkultur inspirieren.
Jodie Comers Figur einer jungen Biker-Ehefrau hält aus dem Off kluge und auf unbestechliche Weise schnippische Erzählungen über Benny und die anderen Männer bereit, worauf dann die Handlung in Rückblenden erfolgt. Ein durchaus wirkungsvoller und etwas augenzwinkernder Kontrast zur hartgesottenen Männerwelt, der auch als Verbindung der einzelnen “Episoden” dient, die von den Machtkämpfen zwischen den Bikern, amtlichen Partys, ihrem Lebensdurst, unausweichlichen Tragödien und dem anschließenden Kollaps erzählen.
Jodie Comer, die ich bisher nur aus FREE GUY kenne, spielt durchaus überzeugend. Austin Butler ist für mich allerdings wie ein Autounfall am Straßenrand, an dem man im Schritttempo vorbei fährt: man findet das eigentlich richtig scheiße, ist aber doch fasziniert und muss hingaffen. Butler ist wahrscheinlich die coolste leere Darsteller-Hülle der neueren Schauspieler-Garde, spricht wenig, ist unfassbar cool und guckt meist nur unter der Tolle hervor. Ich konnte mich bis heute nicht entscheiden, ob ich das gut oder kacke fand. Natural born cool ist hingegen Tom Hardy, der den Club-Anführer Johnny mit ungeheurer Präsenz spielt und seine Autorität notfalls mit den Fäusten oder dem Messer verteidigt. Dieser Johnny sieht im Fernsehen DER WILDE mit Brando und ergreift plötzlich die Chance, seinem uniformen Vorstadtleben mit Haus und Familie zu entfliehen. Ein interessanter Charakter, dem ich auch gerne in einer Miniserie zugesehen hätte. In kleineren Rollen gibt es noch Michael Shannon (wie in jedem Nichols-Film), Mike Faist (CHALLENGERS) und Norman Reedus zu entdecken.
Jeff Nichols kleine Ballade ans Außenseitertum ist somit kein Nägelkauer, entfacht aber trotz eines gemächlichen Pacing einen starken Sog. THE BIKERIDERS ist ein (so weit ich das beurteilen kann) authentisches, atmosphärisch inszeniertes und bodenständiges Zeitdokument über die Anfangszeit der Motorrad-Clubs in Amerika. Vielleicht runde ich irgendwann noch mal auf 7 Punkte auf . . .
Who killed Rosie Larsen?
Auf dem heimischen Bildschirm ist ‘Mord’ im Laufe der letzten Dekaden oftmals zur Trivialität verkommen. Unzählige fiktionale Ermittlerteams aller Herren Länder beschäftigen sich Woche für Woche mit am Fließband produzierten Film/Serien-Leichen, um die Zuschauer zu unterhalten. Das im verregneten Seattle angesiedelte US-Remake der gefeierten dänischen Serie KOMMISSARIN LUND: DAS VERBRECHEN nimmt sich nicht eine, sondern ganze zwei Staffeln Zeit, um den Mord an der siebzehnjährigen Schülerin Rosie Larsen aufzuklären. Zudem zeigt THE KILLING, was der gewaltsame Tod eines einzelnen Menschen mit der Gesellschaft anrichtet, in der er gelebt hat. Nicht nur folgt die Serie der Spurensuche von Detective Sarah Linden (Mireille Enos) und ihres unkonventionellen Partners Stephen Holder (Joel Kinnaman). Als Zuschauer erleben wir auch, wie die Beziehung von Rosies Eltern zu zerbrechen droht, ihre Schulfreunde das Trauma verarbeiten und Lokalpolitiker versuchen, das grausame Schicksal des Mädchens für ihre Zwecke zu missbrauchen. Kein leichter Tobak also. Und gerade deshalb in jeder Minute ungemein fesselnd.
Bis es zum Finale am Ende von Staffel 2 kommt, wird das Publikum durch einen Irrgarten von falschen Spuren geführt. Dadurch entsteht eine spürbare Grundspannung, die alleine durch das oft graue und verregnete Seattle-Setting einen düsteren Touch erhält. Dass die Charaktere allesamt Tiefgang haben und dieser immer wieder in den Fokus gerückt wird, ist eine weitere Stärke von THE KILLING. Vor allem Sarah Linden (Mireille Enos) und ihr Partner Stephen Holder (Joel Kinnaman) sind ungemein fesselnd gezeichnet und fantastisch gespielt. Mireille Enos habe ich ja schon durch die gleichfalls starke Serie HANNA kennen und sehr zu schätzen gelernt, aber Joel Kinnaman ist hier dann die echte Überraschung, den ich bisher meist nur in irgendwelchen Pröddel-Rollen (SUICIDE SQUAD oder ROBOCOP) gesehen habe. Eine ganz starke Leistung der beiden Darsteller, deren Charaktere immer mehr auseinanderzubrechen drohen. Im weiteren Verlauf der Serie stoßen noch Elias Koteas, Gregg Henry, Peter Sarsgaard und Joan Allen zur Besetzung hinzu, aber auch abseits bekannterer Namen bietet THE KILLING fantastisches Schauspiel aller Beteiligten.
Nach dem Ende von Staffel 2 und dem Abgrasen der Wahlbüros sowie der Arbeiterklasse beginnt Staffel 3 dann mit einem neuen Fall, der sich um unzählige verschwundene obdachlose Straßenkinder dreht. Mit einem parallel verlaufenden Handlungsstrang aus einem Todestrakt greift die Staffel allerdings auch noch lose Fäden aus den vorherigen Staffeln auf und endet mit einem massiven Kloß im Hals. Die abschließende Staffel 4 dreht sich in nur noch 6 Folgen um die brutale Ermordung der reichen Familie Stansbury, deren überlebender Sohn Kadett an einer privaten Militärakademie ist. Mal mehr, mal weniger gemeinsam haben alle Staffeln, dass Teenager aus zerrütteten Familien die Opfer sind und das Ermittlerduo aus eigenen Erfahrungen weiß, dass die Kinder nicht von allein auf die schiefe Bahn geraten sind. Es sind die Sünden der Väter und Mütter, die sie ihr Leben lang mit sich herumtragen.
Nach 44 Episoden voller Düsternis, Gewalt und innerer Dämonen der Protagonisten wird THE KILLING zu einem runden Ende gebracht, das ich persönlich sehr schön fand. Die zweite Hälfte der Serie kann nicht mehr ganz das immens hohe Niveau der Vorangegangenen halten, ist aber trotzdem noch starkes Entertainment mit einer atmosphärischen Inszenierung, zahlreichen ineinander verwobenen Handlungsfäden und vielschichtigen Charakteren. Eine facettenreiche, tiefgründige und oft ergreifende Serie . . .
Cassandra (Carey Mulligan) war einst eine vielversprechende Medizinstudentin. Doch jetzt mit Anfang 30 wohnt sie bei ihren Eltern, hat das Studium aufgrund eines traumatischen Ereignisses abgebrochen, arbeitet stattdessen in einem Café und wirkt ziellos und verloren. Des nachts allerdings schleppt sie unter vorgespielter Trunkenheit Männer ab, um sie psychisch zu foltern und zu demütigen. Als sie neue Details über die Vergangenheit erfährt, schmiedet sie einen neuen Plan…
Mit PROMISING YOUNG WOMAN gibt die jahrelang als Schauspielerin tätige Emerald Fennell ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin, womit sie unter anderem gleich den Oscar für das beste Originaldrehbuch einsacken konnte und einen interessanten, eigenwilligen Beitrag zur Debatte um #MeToo und den Missbrauch von Frauen abliefert, der wahrscheinlich schon seit Hunderten von Jahren als kleiner Ausrutscher oder Kavaliersdelikt im großen Buch des Stillschweigens vermerkt wird.
Emerald Fennell lässt in ihrem doppelbödigen Rape-and-Revenge-Drama aber nicht eine Frau ihre Peiniger gnadenlos niedermetzeln, sondern geht hier viel subtiler vor. Die Männer sind keine brutalen, schmutzigen Proletarier, die mit Gewalt über Frauen herfallen. Stattdessen handelt es sich um vermeintlich nette, anständige Typen in respektablen Jobs, die sich selbst auch als gute Menschen ansehen würden. Typen, denen aufgrund ihres Umfelds niemand etwas anhaben kann, zumal den weiblichen Opfern männlicher Gewalt ja eh immer noch gerne eine Mitschuld zugeschrieben wird. Cassandras Revenge zielt vor allem darauf ab, Männer durch die umgekehrte Täter-Opfer-Rolle einmal das Gefühl von Schwäche und hilfloser Ohnmacht durchleben zu lassen. Das verleitet sicherlich schnell zu einem streng erhobenen moralischen Zeigefinger, stattdessen setzt Fennell lieber auf einen gesteigerten Unterhaltungsfaktor, der auch mal gerne etwas schwarzen Humor mit sich bringt. Dafür überspitzt, konterkariert oder unterläuft die frische Filmemacherin mit ihrem brillant durchkomponierten Drehbuch immer wieder die üblichen Genre-Konventionen, packt die Bilder in regelrechte Candy Colors und unterlegt das ganze noch mit einem böse augenzwinkernden Soundtrack. Interessant fand ich auch, dass sowohl in Bezug auf Cassies Vorgeschichte als auch hinsichtlich ihrer abgründigen Taten bewusst Leerstellen gelassen werden, die, wenn überhaupt, nur spärlich gefüllt werden.
Mich hat PROMISING YOUNG WOMAN inhaltlich und formal schwer beeindruckt, die unzähligen Preise und Nominierungen kann ich absolut nachvollziehen. Carey Mulligan fügt ihrer Vita mit einer ebenso eiskalten wie tragischen Figur, die selbst jedes Gleichgewicht verloren hat, eine weitere herausragende Rolle hinzu. Nach wie vor eine der besten Darstellerinnen des neuen Jahrtausends, die uns wohl noch oft begeistern wird.
Ein ganz starkes Regiedebüt, ruhig und auf den Punkt inszeniert, dazu noch bitterböse und geradezu brillant geschrieben. Schade, dass da SALTBURN scheinbar nicht mithalten kann . . .
Die junge Biologin Rona (Saoirse Ronan) lebt in London. Nachdem die Exzesse ihrer Alkoholsucht zu extrem wurden, unterzieht sie sich einer Entziehungskur, an deren Ende sie trotz schwieriger Verhältnisse zu ihren Eltern und einem Gefühl der Isolation in die Heimat der Cockney-Inseln nördlich von Schottland zieht. Dort kämpft sie weiter gegen sich selbst, ihre Vergangenheit, familiäre Schatten und die Sucht…
“Einfach wird es nie, es wird nur weniger schwer.” [trockener Alkoholiker]
Alkohol. So schön, wenn er nur als Genussmittel herhalten muss. Die Hölle, wenn man von einer gesellschaftsfähigen, 24/7 käuflich erwerbbaren Droge abhängig ist, für die man sich oft rechtfertigen muss, wenn man sie nicht ‘konsumiert’. Irgendwann im Film sagt Rona, dass sie ohne Alkohol kein Glück empfinden kann, eine Aussage die echt sitzt, wenn man diesbezüglich selbst zwischen den beiden Extremen Genie und Wahnsinn wankt. Für Rona ist es ein langer Weg, bis sie erkennt, dass ihre Aussage vielleicht nur ein Gespenst der Sucht ist, und man Glück an den unmöglichsten Orten und in den unglaublichsten Momenten finden kann, wenn Augen und Verstand geöffnet sind. Ronas Gefühle und der Versuch, gleichzeitig innere Dämonen zu bekämpfen, alte Gespenster zu akzeptieren und eine mögliche bessere Zukunft zu finden, lassen sich in der überwältigenden und rauen Einsamkeit der oft sturmgepeitschten Heimat nur mit den wummernden Bässen aus den Kopfhörern ertragen. Das ist absolut intensiv und mündet in einer naturgewaltigen Szene, die mich mit wundervollen Bildern und irrer Lautstärke völlig überwältigte.
THE OUTRUN basiert auf dem autobiografischen und preisgekrönten Buch ‘Nachtlichter’ von der schottischen Journalistin Amy Liptrot. Die Regisseurin Nora Fingscheidt, die ja mit ihrem auch selbst geschriebenen SYSTEMSPRENGER für regelrechte Begeisterungsstürme sorgte, schrieb hier auch wieder am Drehbuch mit. Die Erzählung im Film ist nicht chronologisch und springt konstant durch die Zeit, wirkt dabei aber nie unübersichtlich und hält die Story in einem guten Fluss. Saoirse Ronan spielt sich hier facettenreich und kraftvoll auf Oscar-Kurs und unterstreicht ein weiteres Mal ihre große schauspielerische Klasse. In Verbindung mit den unfassbar schönen Landschaftsaufnahmen und einer ganz eigenen Atmosphäre ergibt sich hier ein bewegender und herausfordernder Film über das Ringen mit Abhängigkeit. Ganz stark, auch im Nachhall . . .
OFFICE CHRISTMAS PARTY ist die passende chaotische Weihnachtssause, wenn im Januar noch 3 Pullen Glühwein und 1 Pulle Eiertot weg müssen. Total bescheuert, aber einige Szenen waren grandios drüber . . .
Die wenigen Regiearbeiten der neuseeländischen Filmemacherin Niki Caro hatte ich immer als inhaltlich gehaltvoll abgespeichert, zumindest vom Hörensagen. Gerade WHALE RIDER muss ich nämlich noch unbedingt nachholen, KALTES LAND ist aber ein herausragender Film von ihr, formell klasse umgesetzt, stark gespielt und inhaltlich harter Tobak. Mit MULAN ging sie für Disney schon in eine etwas andere Richtung, obwohl sie die Emanzipationsgeschichte sicherlich geködert hat. Der Schritt zu Netflix und einem weiteren beachtlichen Scheck war dann nicht mehr weit, und Jennifer Lopez als toughe und um ihr Kind kämpfende Söldner-Muddi in Szene zu setzen, hatte vielleicht auch seinen Reiz. Ist ja eh normal, dass immer mehr Darstellerinnen ihren eigenen Actioner bekommen.
Über die übliche Netflix Stangenware kommt THE MOTHER auch nicht hinaus, präsentiert seine Heldin aber passend wortkarg, humorlos, schlagkräftig und natürlich perfekt gestylt in top Form. Das Drehbuch wurde so oder so ähnlich schon dutzende Mal verfilmt, aber mal abgesehen davon, dass hier 10 Minuten weniger mal wieder ein Gewinn gewesen wären, fühlte ich mich doch überaus solide unterhalten. Von einem Action-Brett kann hier zwar keine Rede sein, aber wenn es mal kracht, dann ist die Action zumindest gut inszeniert. Mir gefiel natürlich auch das kanadische Schnee-Setting überaus gut, dafür bin ich ja immer zu haben, und als Alaska-Double lässt sich das so durchwinken.
Etwas mehr Feintuning am Drehbuch und ein paar Überraschungsmomente hätten hier nicht geschadet. Als sicherlich nicht klein-budgetierter B-Actioner sorgt THE MOTHER aber durchaus für einen netten Filmabend . . .
“Wann ist ein Mann ein Mann?” [Herr Bert Grönemeyer]
THE PACKAGE dreht sich rund 94 Minuten um einen abgetrennten Penis und 5 Teenager-Klöten, denen auf einem Wanderausflug in der Wildnis während eines Besäufnisses das Klappmesser zu locker sitzt. Um die großräumige Beschneidung rückgängig zu machen, bleiben nur wenige Stunden Zeit, wobei ihnen die Natur, das Karma und sie sich selbst etliche Beinchen stellen. Der abgetrennte Penis in teils jämmerlichen Zustand lässt wahrscheinlich jeden männlichen Zuschauer bedröppelt aus der Wäsche gucken, ist aber auch für jede Menge Schabernack zu gebrauchen. Eine Handvoll Gags schafft es dabei sogar ins Ziel, der Rest landet im Taschentuch oder vertrocknet in der Sportsocke. Mitunter driftet THE PACKAGE auch schon ins Groteske ab, was sicherlich nicht jedermanns Fall ist, dabei aber schon wieder so weit drüber ist, dass es (irgendwie) unterhält.
Trotzdem hätte man hier selbst für einen Netflix-Film wesentlich mehr rausholen können, denn die Jungdarsteller sind zwar erfrischend unverbraucht und teils schräg, bei den Charakterzeichnungen gibt es aber nix zu holen. Für diesen bekloppten Klamauk tunke ich das Wiener Würstchen 5 Mal in den Senf. Mehr wäre fast schon schlechter Geschmack . . .
Von Sean Baker habe ich keinen seiner bisherigen 7 Filme gesehen, zumindest THE FLORIDA PROJECT tummelt sich aber schon seit einiger Zeit auf der Vormerke. Angeblich soll er gut mit Charakteren können und Sex (in welcher Form auch immer) eine große Rolle spielen. Die beiden Punkte kann man auch bei ANORA mit grünen Häkchen versehen, wenn sich eine Stripperin und ein mit Dollars um sich werfender russischer Oligarchen-Bubi in einem Traum verlieren, ohne wirklich zu merken, was da geschieht. Die beiden heiraten spontan in Vegas, was den Oligarchen-Eltern (mitsamt ihren Schlägern und dem Pastor) mal so gar nicht in den Kram passt.
Die „PRETTY-WOMAN-Antithese“ kommt etwas schwer aus dem Startblock, lässt danach aber ihre teils gut geschriebenen Figuren von einem Chaos ins nächste taumeln. Nach gut der Hälfte der fast 140 Minuten hatte ich eigentlich wohl erwartet, dass ANORA komplett Richtung Thriller kippt, bleibt aber doch eher Dramedy mit einigen echt spaßigen Situationen. Durchaus ein interessanter Genre-Mix mit unterschiedlichen Tonalitäten, der mich dann aber gerade im Schlussakt nicht emotional catchen konnte. Mikey Madison dürfte hiermit als titelgebende ANORA ihre Breakout-Performance haben, denn sie spielt wirklich großartig. Bisher kannte ich sie nur aus einer kleinen Nebenrolle in ONCE UPON A TIME … IN HOLLYWOOD, aber von ihr kann und darf man sicherlich in den nächsten Jahren noch so einiges erwarten. Auch Yura Borisov als anfangs schweigsamer Igor war hier für mich eine kleine Entdeckung.
Ich schiebe ANORA erstmal etwas zu geizige 6 Scheine unter das seitliche Gummi ihres Slips, könnte mir aber irgendwann auf jeden Fall noch einen weiteren vorstellen . . .
Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal
Kapitel 3.1 _ CORRUPTOR - IM ZEICHEN DER KORRUPTION
Den knallharten US-Cop-Thriller CORRUPTOR, der mit einer ordentlichen Portion Heroic-Bloodshed-Kino gestreckt wurde, schaue ich mir alle paar Jahre ganz gerne an. Das routinierte Drehbuch kommt zwar von der Stange, bedient etliche Genre-Klischees, hält aber auch einige unerwartete Wendungen in der Hinterhand parat.
Mit dem damals einfach sau-coolen Chow Yun-Fat und einem noch recht jungen Mark Wahlberg hat die 110-minütige Streife durch New York’s Chinatown zudem ein ordentliches Hauptdarsteller-Gespann zu bieten, das in einigen Shootouts für ausgiebig umher spritzende rote Soße sorgt. Leider ist die Show hier 10 Minuten zu lang, trotzdem bleibt CORRUPTOR für mich der unterhaltsamere IM JAHR DES DRACHEN . . .
Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal
Kapitel 3.2 _ THE DEVIL ALL THE TIME
Bedingt durch einige äußerst euphorische Stimmen rutschte der viel zu lange Netflix-Spacken THE DEVIL ALL THE TIME schon vor einiger Zeit auf meine Watchlist. Natürlich machte mich auch das Ensemble vor der Kamera äußerst neugierig. Genüßlich gafft der Film durchweg in menschliche Abgründe, ist dabei vollgepackt mit Charakteren, deren Wege sich in einer Dekaden umspannenden “Handlung” im ländlichen Nirgendwo der USA mal mehr, mal weniger kreuzen. Die Darsteller sind toll, die Atmosphäre sowieso, der Film sieht klasse aus, trotzdem fand ich hier kaum einen Anknüpfungspunkt, geschweige denn eine sinnvolle Botschaft. Religion, Fanatismus und Menschen sind scheiße? Sorry, das wusste ich schon vorher . . .
Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal
Kapitel 3.3 _ RENTIERBABY
RENTIERBABY ist die auf wahren Ereignissen basierende Geschichte eines Barkeepers und „Comedian“ in London, dessen ziemliches Loserleben durch eine ungewöhnliche und sehr anhängliche Verehrerin auf den Kopf gestellt wird. Nach eigenen Erlebnissen wandelte Richard Gadd sein Bühnenstück zum Drehbuch um, produzierte die 7-teilige Mini-Serie gleich mit und übernahm auch noch die Hauptrolle. Die Erzählstruktur ist äußerst interessant und nicht linear, thematisch geht RENTIERBABY dahin wo es richtig fies wird: Stalking, Missbrauch, Depressionen und Selbsthass. Ein ungefilterter Seelenstriptease und eine brutale Abwärtsspirale auf der sich die hervorragend geschriebenen und vielschichtigen Charaktere befinden. Verdammt mutiges Kino von den Netflixern…
"Mein Name ist Earl und ich bin süchtig!" [Earl Brooks]
Was in dem Kreis der Suchtkranken allerdings niemand ahnt, giert dem erfolgreichen Geschäftsmann und Familienvater MR. BROOKS (Kevin Costner) nicht nach Alkohol, Drogen oder Pornos, sondern danach, Menschen zu töten. Sein mörderisches Alter Ego Marshall (William Hurt) treibt ihn immer wieder dazu, obwohl Mr. Brooks versucht, ihn zum Verstummen zu bringen. Er wird aber von einem jungen Mann (Dane Cook), der den letzten Mord dokumentiert hat und selbst den Nervenkitzel des Mordens erfahren möchte, zu einem weiteren Verbrechen gezwungen. Ihnen auf der Spur ist die toughe Ermittlerin Tracy Atwood (Demi Moore)...
Mal abgesehen davon, dass das Drehbuch etliche (nicht uninteressante) Nebenschauplätze aufmacht und somit keinen zentralen Fokus hat, handelt es sich bei MR. BROOKS um einen durchweg soliden Thriller, den ich erst bei der jetzigen Zweitsichtung mehr zu schätzen wusste. Der besondere Ansatz, dass Earl und sein mörderisches zweites Ich von zwei verschiedenen Darstellern gespielt werden, ist ein gut funktionierender erzählerischer Trick, der zudem etliche interessante Dialoge inklusive schwarzhumoriger Spitzen bereithält.
Der hintersinnig-abgründige Thriller von Regisseur und Drehbuchautor Bruce A. Evans kommt im kalt und bedrohlich düster wirkenden Neo-Noir-Look daher, hat zudem ein gutes Timing und hält einige gewitzte Überraschungen parat. Die Kameraarbeit ist zudem hervorragend, und die teils absurden Nebenstränge halten zumindest den Entertainment-Faktor hoch. Ein großer Spaß ist natürlich auch, dass Kevin Costner hier klar gegen sein Image des perfekten Durchschnitts-Amerikaners besetzt wurde, obwohl er das hier ja dann irgendwie auch doch wieder ist. Sehr lustig, wie die Grenzen hier verschwimmen. William Hurt bedankt sich gleichfalls mit großer Spielfreude, und auch Demi Moore, die ja zu der Zeit fast in der Versenkung zu verschwinden drohte, liefert solide ab.
Zu der angedachten Trilogie kam es leider nie, was man allerdings nicht der Qualität des Films ankreiden kann. Ich fühlte mich rund 2 Stunden lang rabenschwarz und bestens unterhalten . . .
Mit dem Home-Invasion-Reißer THE STRANGERS startete Regisseur und Drehbuchautor Bryan Bertino 2008 ordentlich durch, auch wenn ich nur müde, vielleicht nicht ganz faire 4 Punkte zücken konnte. In THE DARK AND THE WICKED, seinem mittlerweile vierten Film, veranlasst die schwere Krankheit des Vaters ein Geschwisterpaar, nach langer Zeit und gegen den Willen der Mutter auf die elterliche Farm zurückzukehren, um nach dem Rechten zu sehen. Dort zeigt sich, dass die Mutter die Warnung nicht ohne Grund geäußert und sich eine böse übersinnliche Macht auf der Farm eingenistet hat, die mit der vorherrschenden Verbitterung, Trauer und massiven Kommunikationsproblemen einen gut gedüngten Nährboden vorfindet.
THE DARK AND THE WICKED ist eine Mischung aus Horrorfilm und Drama. Bryan Bertino beweist sein Gefühl für Atmosphäre und stimmungsvolle Bilder in einer Geschichte, die seine Zuschauer eigentlich bis zum Abspann im Unklaren lässt, woher der Schrecken eigentlich kommt und ob nicht gar die Figuren selbst diesen verursachen. Auf größere Erklärungen wird hier leider verzichtet, was mir wieder mal nicht so richtig schmecken wollte, seine Punkte holt der Film aber auf anderem Territorium. Die grandios-düstere Stimmung entfaltet sich vor allem durch die suggestive Kameraarbeit und aus dem Familienanwesen und dessen abgeschiedener Umgebung. Untermalt wird das ganze mit einer Filmmusik, die direkt im Keller der Hölle komponiert wurde und “Angst” mit jeder schiefen Note in den Nacken des Zuschauers haucht.
Essentiell ist bei so einem Film natürlich auch immer, wie, wann und wo man ihn schaut. Abends im dunklen Kellerkino mit aufgedrehter Anlage war ich selbst nach dem Abspann noch mächtig angespannt und war froh, als ich im warmen und sicheren Bettchen lag, die Ernie-Wärmpulle fest umschlungen. Kleine fiese Sau von Film . . .
Der junge Michael (David Kross) wird als 15-Jähriger im Nachkriegsdeutschland der 1950er Jahre von der älteren Hanna (Kate Winslet) verführt und verliebt sich in sie. Eines Tages verschwindet sie plötzlich. Erst Jahre später sieht er sie während seines Jurastudiums wieder - als Angeklagte in einem Prozess gegen ehemalige KZ-Wärterinnen…
Rund 10 Jahre lang wurde die Konkretisierung einer Verfilmung von Bernhard Schlinks Bestseller DER VORLESER immer wieder über den Haufen geworfen, bis sich schließlich Stephen Daldry der Sache annahm. Der fast komplett in Deutschland gedrehte Film gibt seine großen Geheimnisse immer nur Stück für Stück und sehr zurückhaltend preis. Die schlichte Inszenierung passt perfekt zu einer Geschichte, die einen immer mehr packt und jede Menge moralische Fragen über Scham, Schuld, Liebe und Vergebung bereithält, deren Beantwortung dem Zuschauer überwiegend selbst überlassen wird und dabei weder gefühlsduselig noch moralisierend wirkt. DER VORLESER verzichtet auch komplett auf Rückblenden oder Schnipsel davon, sondern formt die Bilder der schrecklichen Verbrechen, die Hanna zur Last gelegt werden, einzig mit der Kraft der Worte vor dem geistigen Auge des Zuschauers.
Ohne die großartigen schauspielerischen Leistungen von Kate Winslet und David Kross würde dem Film aber vielleicht doch die besondere Würze fehlen. Für die Rolle der ambivalenten Hanna, die sich für ihren Analphabetismus mehr zu schämen scheint als für ihre Taten als KZ-Wärterin, war der Hauptrollen-Oscar absolut nachvollziehbar und nicht bloß Formsache, weil Winslet bisher so oft übergangen wurde. Die Intensität, mit der sie ihre Figur spielt, sucht wie so oft ihresgleichen. In den Sexszenen äußerst freizügig, vor Gericht später ängstlich und unterwürfig, verkörpert sie die seelisch zerrissene Hanna mit einer atemberaubenden Leinwandpräsenz, der man in jeder einzelnen Szene gebannt zuschaut. Anerkennung verdient auch der sympathische, damals gerade einmal 18 Jahre alte David Kross, der mit seinem fein-sensiblen Spiel durchaus neben Kate Winslet bestehen kann. Zudem gebührt ihm, genau wie Winslet, Lob für die Absolvierung einiger für die Handlung durchaus zweckdienlicher Nacktszenen, die alles andere als anstößig sind, aber gerade in den United States of Doppelmoral für einiges an Gegenwind sorgten. Auch die Nebenrollen sind mit Ralph Fiennes, Bruno Ganz, Karoline Herfurth und Lena Olin hochkarätig besetzt, können aber gegen die beiden Hauptrollen kaum Akzente setzen.
Oscar-Nominierungen gab es im Übrigen noch in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch und Beste Kamera. Kate Winslet lieferte im gleichen Jahr übrigens noch mal im überragenden REVOLUTIONARY ROAD von Sam Mendes genauso hochwertig ab. Für mich nach wie vor die beste Schauspielerin der letzten 30 Jahre, natürlich betrachtet durch die Augen eines ewiglich verknallten Fanboys . . .
Mit einer souveränen Inszenierung von Walter Hill, guten Darstellern und tollen, aber oft komisch farbgefilterten Landschaftsbildern erzählt GERONIMO von den letzten Monaten vor der Kapitulation des stolzen Apachen-Anführers im August 1886. Dass ausgerechnet der sonst gern reaktionäre John Milius hier ein Drehbuch abliefert, dass bei so einer Thematik auf s/w-Malerei verzichtet, hätte man so auch nicht unbedingt erwartet. Die von vornherein zum Scheitern verurteilte Taktik (Zwangsumsiedlung) der amerikanischen Politik als Farce darzustellen, hat mir sehr gut gefallen, obwohl man hier generell noch etwas mutiger hätte sein können. Die Lügen und falschen Versprechungen der Regierung gegenüber den Indianern, deren verzweifelter und doch so hoffnungsloser Widerstand gegen das Rad der Zeit, das sich längst nicht mehr zurückdrehen ließ und keinen Platz für die Ureinwohner mehr vorsah, wird aber durchaus thematisiert.
GERONIMO liefert inhaltlich einen zusammenfassenden Abriss der wichtigsten Momente dieses dunklen Kapitels amerikanischer Geschichte, noch mehr Impact und Laufzeit hätten dem Western-Drama aber sicherlich gut getan und die Erzählung nicht so holprig wirken lassen. Die Figuren sagen zwar etliche gut geschriebene und gehaltvolle Dialogzeilen auf, bleiben aber doch nur relativ flach. Der überzeugende Cast ist mit Jason Patric, Gene Hackman, Robert Duvall, Wes Studi und Matt Damon aber klasse besetzt, und ganz ohne Action muss man hier auch nicht auskommen, die Walter Hill für einen FSK 12er-Film von 1993 recht blutig servieren durfte. Seine Produktionskosten von recht beachtlichen 50 Millionen Dollar konnte GERONIMO in den Kinos nicht wieder einspielen, war aber auch kein grandioser Flop. Vielleicht hätte man hier etwas größer denken müssen, wie 3 Jahre zuvor Kevin Costner mit seinem tanzenden Wolf. Trotzdem für Genre-Freunde durchaus eine Sichtung wert . . .
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Hier geht's zum Wild Wild West : : :
https://www.moviepilot.de/liste/wild-wild-west-benaffenleck
Der mit einem Frachter auf eine unbewohnte Insel abgestürzte, aber unbeschädigte Serviceroboter ‘Rozzum 7134’ sucht nach einer Aufgabe. Als er dabei zufällig ein verwaistes Gänseküken findet, welches die Maschine irrtümlich für seine Mutter hält, ist ‘Roz’ fest entschlossen, den neuen Kunden zufriedenzustellen…
Bis auf KUNG FU PANDA waren die letzten Filme von DreamWorks Animation an den Kinokassen weit entfernt von den ganz großen Erfolgen vergangener Tage. Somit wurde ein weiteres Mal Chris Sanders beauftragt, der mit DRACHENZÄHMEN einen hervorragenden und überaus erfolgreichen Film für das Studio schuf, sich um die Adaption von Peter Browns Roman DER WILDE ROBOTER zu kümmern. Die Reihe umfasst mittlerweile 3 Bücher und bietet somit bei Erfolg genug Stoff für ein weiteres Franchise.
Das Science-Fiction-Abenteuer richtet sich klugerweise an ein junges wie auch erwachsenes Publikum und pendelt sich geschickt zwischen Humor und Herz ein. Während der ersten Hälfte kommen etliche ‘Fish-out-of-Water-Momente’ zum Einsatz, wenn sich der Roboter als Gänsemama beweisen, und dabei mit der Logik einer Maschine das Konzept der Familie lernen muss. Dabei bietet DER WILDE ROBOTER leichte Lektionen über Diversität, Gemeinschaftlichkeit, Ökologie und den ewigen Circle of Life, bevor es dann etwas ernster wird und mehr Action in die Geschichte kommt. Besonders der Look des Films ist schon besonders, hier werden ein naturalistisches Setting und technische Brillanz perfekt verbunden, etliche Shot möchte man sich am liebsten ausdrucken lassen und gleich an der Kinokasse mitnehmen. Auch der mächtige Score hat mir sehr gut gefallen, audio/visuell bekommt man hier wirklich das volle Brett. Am Ende wird die Geschichte relativ zügig abgewickelt, trotzdem kann ich mir noch nicht so ganz erklären, warum sich nach dem Kinobesuch die letzten anderthalb Stunden lediglich “ganz gut” anfühlten. Vielleicht muss ich auch meine Programmierung neu überschreiben, um so was Schönes wieder richtig genießen zu können . . .
Bei STONE COLD handelt es sich um einen Testosteron getränkten Actioner der Klasse A/B, der strunzdoof daherkommt und die Klischees in Reihe mit den Ärschen wackeln oder den Muskeln protzen lässt, dem aber dank Michael Douglas als Produzent 25 Millionen Dollar Budget zur Verfügung standen. Der gegen Schauspieltalent allergische Ex-Football-Profi Brian Bosworth “performt” hier einen Undercover-Agenten mit fieser Vokuhila, der die Rockergang ‘Die Bruderschaft’ infiltrieren soll.
Lance Henriksen gibt als Anführer der Gang einen recht charismatischen Fiesling ab, bekommt dabei auch noch routinierte Unterstützung von einem herrlich schmierigen William Forsythe. Dank der rasanten Inszenierung und der überdurchschnittlichen Kameraarbeit wird einem hier ein ausgesprochen unterhaltsamer Actionspacken in die Fresse geklatscht, der mit den handgemachten Stunts, Ballereien und Explosionen jeden Kerleabend retten sollte. Insbesondere das bombastische Finale zeigt noch mal wieder auf, wie geil das Action-Kino der späten 80er und frühen 90er sein konnte. Ohne Sinn und Verstand, aber durchweg unterhaltsam. An den Kinokassen spielte STONE COLD übrigens keine 10 Millionen Dollar ein und versank kurz nach Veröffentlichung auch gleich im Index-Treibsand. Als 15-jähriger Sputti habe ich im Kino jedenfalls derbe gefeiert, für ein solides Grinsen reicht es hier anno 2024 aber auch noch . . .
BenAffenleck als verwegener Nahkampf-Experte mit Fernbedienung und der Lizenz zum Gähnen. Bourne to raise hell…
2016 - JASON BOURNE
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„Ich habe keine Ahnung, wieso er zurückgekehrt ist.“ [Robert Dewey, dargestellt von Tommy Lee Jones]
Neun Jahre nach dem wunderbar stimmigen Abschluss DAS BOURNE ULTIMATUM - und vier Jahre nach dem wenigstens soliden Spin-Off DAS BOURNE VERMÄCHTNIS mit Jeremy Renner - schlüpft Matt Damon unter der Regie von Paul Greengrass wieder in seine Paraderolle des getriebenen Jason Bourne. Und wieder ist er auf der verzweifelten Suche nach seiner Erinnerung und Identität. Konnte DIE BOURNE IDENTITÄT 2002 etwas frischen Wind ins Genre bringen und mit bodenständigen Action-Spitzen begeistern, die nicht nur dem Selbstzweck dienten, wirkt JASON BOURNE im Jahre 2016 nur noch repetitiv.
Das bekannte Konzept wird recht innovationslos runtergerattert, die Bilder wirken gehetzt und die eh fragwürdige Kunst der wackligen und ständig wechselnden Kameraeinstellungen hat hier ihren Zenit schon längst überschritten. Die BOURNE-Reihe wird ja auch oft als Action-Fest angepriesen, was ich aber immer anders empfunden habe. Die Filme waren immer durch die vielen Schnitte und die treibende Musik “schnell”, aber die feine handgemachte Action war doch eher rar gesät. Da wirkt das krachige Finale von JASON BOURNE auf dem Las Vegas Boulevard schon fast ein wenig als Zugeständnis an das Big-Budget-Action-Kino und seiner ungemeinen Zerstörungswut. Viele empfanden das aber als unpassend, mir hat es gefallen und ist wohl das Einzige, was mir von dem fünften Teil wirklich in Erinnerung bleiben wird. Das wäre bei einem gut geschriebenen Crossover mit Jason Bourne und Aaron Cross sicherlich anders gewesen. Geschenkt . . .
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! ! ! Achtung _ Laber-Rhabarber ! ! !
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Mein Vater war mit Anfang 20 von 1968 bis 1970 von der Bundeswehr aus knapp 3 Jahre in Texas (ich glaube bei der Air Force) stationiert und hatte dort sicherlich die Zeit seines Lebens. Die Wochenende waren vollgestopft mit Roadtrips, Leben, Lieben und Konzerten in der für mich besten Zeit des Rock ‘n’ Roll. Zwei der schönsten Anekdoten waren für uns als Kids natürlich immer, dass er ‘ZZ Top’ in ihrer Anfangsphase noch ohne Bärte gesehen hat und in seinem VW Käfer mal eine Sanddüne mit mehreren Überschlägen runtergerollt ist. Natürlich wurden auch unzählige Platten gekauft, die dann immer nach Deutschland geschickt wurden und hier zu einer amtlichen Plattensammlung anwuchsen. Die wurde natürlich von meinem etwas älteren Bruder und mir immer als heiliger Gral bewundert, als wir älter wurden durften wir sogar immer mal wieder eine davon auflegen, natürlich mit ehrfürchtig angehaltenem Atem und vorsichtig wie bei einem Kartenhaus, das man auf einem Brett transportiert. Selbst später, als die Kohle mit großem Haus, 3 Kindern und einer immer öfter kranken Frau knapp wurde, ging Musik kaufen immer und diente sicherlich auch als eine Art Eskapismus und wärmende Decke, als das Leben oft kalt wurde. Somit sog ich eigentlich von Kindesbeinen an all diese fantastische Musik mit unzähligen damit verbundenen Geschichten und Legenden auf und erweiterte mein Wissen darüber und meinen eigenen musikalischen Horizont mit Einsetzen der Pubertät. Nachdem ich 1995 mit (erst) 19 Jahren mein erstes Konzert besuchte, (Fury In The Slaughterhouse, The Hooters, Selig und The Bates) löste sich ein Knoten, und Konzerte und Open Airs im Umkreis von 300 Kilometern wurden alle 4-6 Wochen abgeklappert. In den Zwanzigern waren meine Jungs und ich mit unserem persönlichen, nicht ganz uneigennützigen Taxi-Driver (meinem Dad) bei den Stones, Kiss, Bryan Adams, Bon Jovi, AC/DC, Clapton, Black Sabbath, The Who, Page & Plant, Springsteen, Joe Cocker und Paul McCartney. Hinzu mischten sich aber auch massig Grunge, Hardcore, Punk- und Alternative Konzerte, die wir dann allerdings ohne Taxi besuchen mussten. Während der Zeit gründete ich selber 3 Bands und verbrachte unzählige Stunden in Proberäumen mit Gleichgesinnten, spielte kleinere und noch kleinere Gigs, landete aber auch mal ab und an auf etwas größeren Bühnen. Sicherlich fast nicht mehr als eine Spinnerei, aber doch ein großer Teil gelebter Leidenschaft. Auch mit 48 Jahren, Haus und 2 Kids bin das immer noch ich, und das lässt sich nicht einfach ablegen, da es nie wie bei einigen in meinem Umfeld nur eine Verkleidung war, aus der man irgendwann herauswächst. Die Chancen stehen gut, dass ich irgendwann in Chucks und Bandshirt mit 2 Münzen über den geschlossenen Augen aus dem Moshpit getragen werde, was mehr als fair wäre, wenn es schon irgendwann und irgendwo enden muss. Den großen Konzerten mit all den Konzerttouristen kehre ich heutzutage eher den Rücken, und spüre lieber die Leidenschaft und pure Energie der kleineren U-2000er Locations. Aber sobald man wieder zur Ruhe kommt oder die Seele nach Streicheleinheiten verlangt, läuft die Musik, die ich mit der Plattensammlung meines Vaters lieben gelernt habe: The Doors, The Beatles, Simon & Garfunkel, Bob Dylan, The Eagles, Mountain, Tom Petty, Alice Cooper, Led Zeppelin, The Byrds und all die anderen Stimmen und Klänge der Vergangenheit.
Wer also wie ich schon immer auf eine Serie gewartet hat, die den kalifornischen Lifestyle des “Endless Summer” widerspiegelt und den Geist der Westcoast-Rockmusik längst vergangener Tage mit jeder Folge so überzeugend rüber bringt, dass etliche Minuten der 10-teiligen Serie nur extrem verschwommen geschaut wurden, wird mit DAISY JONES AND THE SIX ein Teil einer unfassbar schönen und emotionalen Zeitreise sein.
"Ich wollte dieses Leben seit meinem 14. Lebensjahr. Warum also sind wir beide so unglücklich?" [Daisy Jones]
Es ist die große Zeit des Sunset Strip in Hollywood, die dortige Rockszene fasziniert die 15-Jährige Daisy (Riley Keough), doch auch mit dessen dunkler Seite kommt sie schnell in Kontakt. Diese Ereignisse und ein wohlhabendes, aber kaltes Elternhaus lassen sie einige Zeit lang ziemlich verloren durch die Welt irren. Gesegnet ist sie allerdings mit einer fantastischen Stimme und großem Songwriting-Talent. Dasselbe gilt für Billy Dunne (Sam Claflin), in dessen Band ‘The Six’ sie sich hineindrängt – und damit auch in sein nicht weniger kompliziertes Leben. Sie feuern sich gegenseitig zu Hits an, straucheln im Drogenrausch, versuchen ihre psychischen Probleme zu betäuben anstatt zu lösen, lieben und hassen sich und scheitern vor allem immer wieder an ihren krankhaft großen Egos. Toxische Zwillinge, wie man sie über Dekaden in zig Rockbands vorfand und teils noch vorfindet.
Taylor Jenkins-Reid tat gut daran, ihren Roman DAISY JONES AND THE SIX zu großen Teilen auch selbst zum Drehbuch umzuarbeiten, nachdem Reese Witherspoon von der Hommage an die große Zeit des Rock 'n' Roll mit all ihren Tragödien und Triumphen begeistert war, und als Produzentin einstieg. Die nach der Band benannte Serie über den Aufstieg und Fall eben selbiger hat allerdings einiges mehr zu bieten als fiktive Rock ‘n’ Roll-Geschichten aus dem Legenden-Baukasten. Hier wird dem Zuschauer ein popkulturelles Panorama der 70er-Jahre geboten, in denen die Rockmusik zu einer Industrie und Egos zu Giganten wurden, während sich mit Disco und Punk oppositionelle Subkulturen entwickelten.
Bemerkenswert fand ich, dass die Serie vor allem von 4 starken Frauenrollen lebt und somit auch mal zumindest etwas andere Blickwinkel auf das von Männern dominierte Musik-Business wirft. Camila Morrone als fast unerschütterliche Ehefrau, Suki Waterhouse als willensstarke Keyboarderin und Nabiyah Be als toughe und gleichzeitig verängstigte Disco-Queen, die nach den Sternen greift, sind schon mal toll besetzte und gespielte Nebenrollen. Vor allem ist es aber Riley Keough, die hier in der Hauptrolle eine atemberaubende Performance abliefert: Die Enkelin von Elvis Presley spielt die wütende, selbstzerstörerische, lebensfrohe und leidenschaftliche Daisy, die so viel mehr auf dem Kasten hat, als ihr das Musikbusiness am Anfang zugestehen will. Wenn sie hinfällt, steht sie auf. Wenn sie scheitert, kommt sie noch stärker zurück. Sie ist frech, sagt, was sie denkt und hat eine Bühnenpräsenz, von der etliche reale Superstars nicht mal zu träumen wagen. Sorry, ich bin absolut verzaubert und verliebt. Natürlich muss man auch Sam Claflin in der zweiten Hauptrolle erwähnen, einen Schauspieler, den ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Gleichfalls eine absolut ausdrucksstarke, vielschichtige und beeindruckende Performance, die er hier abliefert. Hier spielen übrigens alle Schauspieler ihre Instrumente selbst und singen auch, was noch mehr zur Authentizität beiträgt. Gerade der Gesang ist absolut beeindruckend, aber Singen ist ja in Schauspielausbildungen auch oft ein Teil des Lernprozesses.
Bei DAISY JONES AND THE SIX handelt es sich um die beste Band der Welt, die es nie gab. Das hier allerdings ‘Fleetwood Mac’ als Vorbild herhalten musste, fällt spätestens bei der Bühnenperformance von Daisy Jones auf, die sehr an Stevie Nicks erinnert. Ihr Erfolgsalbum ‘Rumors’ veröffentlichten sie 1977, während des Schreibens befanden sich alle 5 Bandmitglieder (2 Paare innerhalb der Band) im Trennungsprozess, wodurch sie jeweils gegenseitig Songs über sich schrieben. Und genau das bringt die Serie hervorragend rüber, Liebe in einer Band, die toxisch wird und wirkt, vermischt mit Drogen aber gleichzeitig zu Höchstleistungen antreibt, bis alles implodiert. ‘Rumors’ wurde übrigens mit bisher 40 Millionen verkauften Exemplaren zu einem der meistverkauften Alben der Musikgeschichte und bietet mit ‘Don’t Stop’, ‘Go Your Own Way’ und ‘The Chain’ einige unkaputtbare Klassiker der Rockmusik.
10 Punkte, ein Herz und immer noch nicht endendes Geschwafel reichen nicht aus, um zu beschreiben, wie wunderschön, in Ausformulierung einer so toxischen Liebe aber auch bewegend diese Serie für mich war. Gerade in der letzten Folge bekommt die Erzählung noch einen kleinen Twist, der sich eigentlich anbahnte, den ich aber trotzdem nicht habe kommen sehen und mich somit emotional eiskalt erwischt hat . . .
My my, hey hey
Rock and roll is here to stay [Neil Young]
BenAffenleck als verwegener Nahkampf-Experte mit Fernbedienung und der Lizenz zum Gähnen. Bourne to raise hell…
2012 - DAS BOURNE VERMÄCHTNIS
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Ich weiß gar nicht, was das damalige Rumgeheule zu DAS BOURNE VERMÄCHTNIS eigentlich sollte. Der vierte Teil reiht sich nahtlos in das Bourne-Universum ein, da er mehr oder weniger parallel zu der Story mit Jason Bourne läuft. Allerdings wird hier ein anderer Aspekt der Geschichte beleuchtet: Kampfmaschine durch Drogen und genetische Modifikationen.
Der herangezüchtete Superagent Aaron Cross wird hier sehr überzeugend von Jeremy Renner verkörpert, teils verletzlich, aber meistens sehr tough. Die Geschichte bietet all das, was auch die anderen Teile so sehenswert machte, vielleicht wurde hier und da etwas zu viel erklärt, was manchmal die Geschwindigkeit raus nimmt. 135 Minuten sind dann doch schon eine amtliche Laufzeit, dafür gibt es aber wie gehabt den krachenden Bourne-Cocktail: ein paar Shootouts, einige Fights, Explosionen, eine geile Hochgeschwindigkeits-Verfolgung und die klassische Jagd über die Kontinente.
Rachel Weisz und Edward Norton bleiben allerdings etwas hinter den Erwartungen zurück, was aber vielleicht auch am schwächeren Drehbuch liegt. Ein kluger Schachzug war es, hier wenigstens noch ein paar Gesichter aus den alten Filmen zu platzieren, wie zum Beispiel Joan Allen, Scott Glenn und David Strathairn. So hat man eine stärkere Bindung an die vorherigen Teile.
Mag sein, dass mit DAS BOURNE VERMÄCHTNIS nur auf die rasche ein paar Dollar gemacht werden wollten, denn zur Matt Damon Reihe fällt er definitiv etwas ab. Mich hat er trotzdem gut unterhalten, bis auf das viel zu abrupte Ende. Ich war auch immer gespannt, wie es mit Aaron Cross weitergehen würde, aber scheinbar wurde er in den Schläfer-Modus versetzt . . .
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BenAffenleck als verwegener Nahkampf-Experte mit Fernbedienung und der Lizenz zum Gähnen. Bourne to raise hell…
2007 - DAS BOURNE ULTIMATUM
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Die Ein-Mann-Eliteeinheit Jason Bourne ist in DAS BOURNE ULTIMATUM nun vollends von der Leine gelassen. Einen Martini braucht er immer noch nicht auf der Suche nach seiner Identität und seiner Vergangenheit. Seine Recherchen führen ihn wieder um den halben Globus. Nur legt er sich dieses Mal mit der Speerspitze der amerikanischen Verteidigung an, einer Agency die meint, niemandem Antworten zu schulden, und somit machen kann, was sie will.
Der dritte Teil knüpft nahtlos an den zweiten an. Und das wurde dazu noch sehr raffiniert gemacht, denn zeitlich gesehen ist das Ende von Teil 2 (Bournes Rückkehr nach New York) erst in der Mitte des dritten Films der weitere Handlungsverlauf. Das ist mir auch erst jetzt klar geworden, nachdem ich die Reihe mal am Stück gesehen habe. Sehr stark fand ich auch den moralischen Aspekt, sagte doch der sterbende Clive Owen im ersten Teil zu Bourne:“...sieh dir an, was sie aus uns gemacht haben“. Genau diesen Spruch wendet Bourne hier nun selbst an.
DAS BOURNE ULTIMATUM ist nach dem gleichen Prinzip aufgebaut, wie die beiden Vorgänger auch. Spannung, knallharte Schlägereien und rasante Verfolgungsjagden bekommt man auch hier. Gerade die Prügelei zwischen Bourne und dem Killer Desh war zu der Zeit ein happening, mittlerweile hat man da aber schon so viel besseres auch ohne 3 Schnitte pro Sekunde gesehen. Nichtsdestotrotz ein starker Abgang der alten Trilogie, der löblicherweise diverse offene Handlungsstränge der vorherigen Filme dank eines gelungenen Drehbuchs sauber verknüpfen kann . . .
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DIE SCHRILLEN VIER (BenAffenleck, RolfMuller, pischti, Der_Ryan_M) … vergessen sich nicht
#6 _ VERGISS MEIN NICHT!
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Die Erinnerung an einen Menschen geht nie verloren, wenn man ihn im Herzen behält. [Sprichwort]
Jede Erinnerung ist kostbar. Sie formen und prägen uns, und sollten sie verloren gehen, was bleibt dann noch von uns? Schöne Erinnerungen sind der Zuckerguss des Lebens, schmerzliche Erinnerungen lassen uns aus Fehlern lernen und erinnern uns daran, Sachen zu verarbeiten. Auch in dem rührenden wie spannenden Memory-Mikado VERGISS MEIN NICHT! geht es um jene schmerzlichen Erinnerungen, die ein gescheitertes Paar mit einem neuartigen Verfahren aus ihren Köpfen gelöscht bekommt. Dabei verschwinden allerdings auch die guten Erinnerungen, eigentlich wird die komplette Existenz der Beziehung ausgelöscht. Nachdem das bei der impulsiv-quirligen Clementine (Kate Winslet) hervorragend klappte, läuft beim introvertierten Joel (Jim Carrey) etwas schief, und er fängt während des Löschprozesses an, um diese kostbaren Erinnerungen und die bisherige Liebe seines Lebens zu kämpfen.
Wenn uns wie durch Zauberhand über Nacht der ganze Schmerz genommen werden könnte, weggewischt wie ein böser Traum, der mit dem Erwachen nach einem tiefen Schlaf maximal nur noch ein verblasstes, irreales Gefühl ist, das wir nicht mehr einordnen können, ist natürlich technische Utopie, regt aber auch ungemein zu “was-wäre-wenn”-Gedanken an. Verlust und der Umgang damit gehören aber einfach dazu, sind wichtig, sogar unabdingbar und formen uns.
Aus dieser Thematik hat Ausnahme-Autor Charlie Kaufman ein brillant konstruiertes Drehbuch entworfen, das von Michel Gondry technisch sehr innovativ verfilmt wurde. Nach dem zuerst mal etwas verwirrenden aber nicht uninteressanten Einstieg in die Materie, besteht die weitere Handlung von ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND im Grunde nur aus Flashbacks - Versatzstücke aus einer Beziehung zweier Menschen, die eigentlich überhaupt nicht zusammenpassen und doch irgendwie einen Weg zueinander gefunden haben, bis es letztendlich für beide zu schwer wurde. Aufgrund der vielen Zeitsprünge und Versatzstücke meint man teilweise, etwas den Überblick über das Geschehen zu verlieren, allerdings fügen sich die verschiedenen narrativen Ebenen nach und nach doch zu einem überschaubaren Konstrukt zusammen, das durch seine innovative Struktur fesselt und fasziniert.
Die zunehmende Vermischung der realen Ebene mit Joels Vorstellungswelt wurde absolut genial und mit ideenreichen Tricks (z.B. schnelle Kostümwechsel während einer Szene) umgesetzt. Gleichfalls fantastisch fand ich auch die verblüffenden visuellen Einfällen, wenn mit dem Vergessen Menschen aus Bahnhofshallen verschwinden, Gesichter verschwimmen, Strandhäuser zusammenstürzen oder Buchtitel unleserlich werden. Ein wirklich bunt gemischter Blumenstrauß an erstklassigen Ideen, der von der Cutterin Valdís Oskarsdóttir und Kamerafrau Ellen Kuras auch visuell spektakulär dargeboten wird und zudem noch mit einem wunderbaren sowie melancholischen Soundtrack untermalt ist.
Jim Carrey wurde mit dieser sehr nachdenklichen Rolle konsequent gegen sein Image gecastet, obwohl er sich hierfür zu dem Zeitpunkt ja auch schon durch einige ernste Rollen empfohlen hatte. Ich mag ihn ja unheimlich gerne, und darstellerisch agiert er hier auf höchstem Niveau. Kate Winslet ist natürlich immer eine erstklassige Wahl für die weibliche Hauptrolle, und sie in so einer quirligen Rolle zu sehen ist auch mal sehr schön. Der weitere Cast hält mit Kirsten Dunst, Elijah Wood, Tom Wilkinson und Mark Ruffalo auch noch einige bekannte Namen parat.
Dieses faszinierende und innovative Kopfkino ist sicherlich einer der besten Filme aus dem Jahre 2004. Ich bin begeistert und schon gespannt, was man noch bei weiten Sichtungen entdeckt, wenn einem die Rahmenhandlung schon bekannt ist. Ein lohnenswerter Ausflug der Schrillen Vier, den man eigentlich unmöglich vergessen kann . . .
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Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal
Kapitel 2.1 _ BANANAS
Der total bananige Fielding Mellish (Woody Allen) ist Produkttester für einen amerikanischen Großkonzern. Eines Tages lernt er die junge politische Aktivistin Nancy (Louise Lasser) kennen und schließt sich, um ihr zu imponieren, einer Rebellengruppe in der lateinamerikanischen Republik San Marcos an.
Bei BANANAS handelt es sich um eine skurrile und augenzwinkernde, thematisch zusammengehaltene Sketch-Show, die ich von Woody Allen so nicht wirklich erwartet hätte. Da bin ich von dem Großstadtneurotiker anderes gewöhnt, wobei ich ja noch nicht so viel von diesem umtriebigen Filmemacher gesehen habe. Hier herrscht jedenfalls reichlich Zucker’iges DIE NACKTE KANONE-Feeling. Mal sau doof, mal urkomisch . . .
Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal
Kapitel 2.2 _ WER IST DADDY?
In WER IST DADDY? begeben sich zweieiige Zwillinge (Owen Wilson & Ed Helms) auf den Roadtrip ihres Lebens, um ihren leiblichen Erzeuger zu finden. Das gestaltet sich als relativ schwierig, denn ihre Mom (Glenn Close) hat sich amtlich durch die 70er gevögelt.
In eindeutig zu langen fast 2 Stunden gibt es eine Aneinanderreihung chaotischer und absurder Momente, die durchaus einige Lacher parat halten. Gerade die teils skurrilen Vater-Figuren sorgen für gute Laune, und wurden mit u.a. J.K. Williams und Christopher Walken klasse besetzt. Etwas uninspirierte aber nette Unterhaltung, die mit “Miau Tse Tung” den geilsten Katzennamen ever bietet . . .