BenAffenleck - Kommentare

Alle Kommentare von BenAffenleck

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    Henry Young (Kevin Bacon) wird in den 30ern als Gefangener nach Alcatraz gebracht, um den Knast aufzufüllen, da es einfach zu wenig Gangster vom Kaliber eines 'Al Capone' oder eines 'Machine Gun Kelly' gibt. Young landete dort, weil er fünf Dollar stahl, um sich und seine hungrige kleine Schwester über die Runden zu bringen – jedoch aus einem Laden, der als Postamt galt und er so eines Bundesverbrechens für schuldig befunden wurde. Auf Alcatraz scheitert er bei einem Ausbruchsversuch, woraufhin man ihn nicht für die erlaubten 19 Tage, sondern für 3 Jahre in eine dunkle Isolationszelle im Kerker der alten Festung steckt. Die lange Zeit über wird Young vom sadistischen Gefängnisdirektor (Gary Oldman) seelisch und körperlich zum totalen Krüppel gemacht. Nachdem er wieder im normalen Verzug ist, tötet er seinen Verräter, woraufhin ihm die Todesstrafe droht. Im folgenden Prozeß liegt es nun an dem unerfahrenen Anwalt James Stamphill (Christian Slater), nachzuweisen, dass in Alcatraz menschenunwürdige Zustände herrschen. Eine Wahrheit, die niemand hören will…

    MURDER IN THE FIRST ist alles andere als angenehme Kost. Die physischen und psychischen Folterungen werden zwar nicht zu detailliert gezeigt, aber dieses unglaubliche Unrecht überhaupt zu ertragen, empfand ich als nicht so leicht. Zusehen zu müssen, wie Leute ihre sichere Machtposition grausamst ausnutzen, sorgt bei mir immer für eine Menge Wut im Bauch und einen trockenen Kloß im Hals, vor allem wenn das Gezeigte auch noch auf (angeblich) wahren Begebenheiten beruht. Der Mix aus Gefängnis-Drama und Gerichtsfilm präsentiert sich zwar gefühlt etwas faserig, und obwohl Kevin Bacon darstellerisch das volle Pfund reinlegt, habe ich wie so oft mit bekannten Darstellern meine Probleme, wenn sie solche ‘gehandicapten’ Charaktere spielen. Nicht weil es zwangsläufig scheiße ist, sondern weil ich es nicht immer zu 100% abkaufen kann, was auch hier der Fall ist. Das ist aber auch nur eine rein subjektive Empfindung.

    Ansonsten gibt es zu MURDER IN THE FIRST auch nicht allzu viel zu sagen, da das Drehbuch weder im Gefängnis noch vor Gericht wirklich Innovatives zu bieten hat. Christian Slater spielt solide und im Rahmen seiner Möglichkeiten, Gary Oldman mimt mal wieder eine fiese Charaktersau und in kleineren Rollen darf man sich noch an Brad Dourif, William H. Macy und R. Lee Ermey erfreuen. Als Plädoyer für die Menschlichkeit handelt es sich hier aber natürlich um ein sehenswertes Drama im faszinierenden Alcatraz-Setting, was man natürlich auch nur so sagen kann, wenn man zu Hause im gemütlichen Fernsehsessel sitzt . . .

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    • 5

      Nach unzähligen Videospiel-Adaptionen versuchte sich Regisseur Uwe Boll mit RAMPAGE an einem originalen Stoff, der aus seiner eigenen Feder stammt, verewigt auf einem gelben Post-It.

      Ein junger Mann läuft im gepanzerten Kampfanzug Amok und erschießt unzählige Menschen. Sein Motiv ist aufgestaute Wut über eine Gesellschaft, in der sich die Menschen nicht mehr füreinander interessieren. Dabei scheitert Boll natürlich grandios, das Seelenleben eines jungen Amokläufers etwas genauer auszuleuchten. Die erste Hälfte des improvisiert gedreht wirkenden Films hat kaum etwas zu sagen, eiert ewig lange rum und nervt mit beschissener Wackelkamera. Letzten Endes läuft es hier wieder auf die altbekannte Schock-Methode hinaus. Für mich schon ziemlich harter Scheiß, da einfach zu nah an der Realität, und ich habe nur die um rund 5 Minuten geschnittene Fassung gesehen. Teilweise ist das Gesehene auch einfach hanebüchen doof, wenn zu so einem riesigen Amoklauf lediglich 2-3 Polizeiautos aus dem Nachbarkaff als Verstärkung auflaufen, anstatt eines 150 Mann-starken S.W.A.T.-Teams.

      Brendan Fletcher spielt die Hauptfigur aber ziemlich solide, und prinzipiell ist das Konzept sicherlich auch nicht uninteressant, aber halt nicht richtig zu Ende gedacht. Hier bleibt Boll einfach die Axt im Walde, ohne jegliches Fingerspitzengefühl. War jedenfalls mein letzter Boll-Film, auf so billigen Schock-Krams habe ich einfach keinen Bock . . .

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      • 7

        Ein ehemaliger Hauptmann erbittet im 18. Jahrhundert von der dänischen Krone die Erlaubnis, ein Stück Heide in Jütland urbar machen zu dürfen und die Gründung einer Kolonie vorzubereiten. Vor Ort wird er nicht nur mit den harschen Lebensbedingungen konfrontiert, sondern gerät auch mit einem adligen Gutsherrn aneinander…

        Das Historiendrama KING’S LAND, welches auch massig Western-Elemente bereit hält und als dänischer Oscar-Beitrag ins Rennen ging, ist im Kern die Reifungsgeschichte eines spröden Protagonisten, der erst durch die menschliche Wärme einer Ersatzfamilie seinen Blick auf das Leben verändert, als sich immer mehr ausgestoßene Charaktere in sein schützendes Umfeld begeben. Diesbezüglich hat mich der Film von Regisseur Nikolaj Arcel sehr an den hervorragenden DER TEXANER von und mit Clint Eastwood erinnert. Es braucht schon eine Weile, bis die Geschichte mal wirklich Fahrt aufnimmt, Langeweile bietet BASTARDEN (der dänische OT) allerdings zu keiner Minute, da es hier immer was zu sehen gibt. Neben den eindrucksvollen Landschaftsbildern und der starken Kameraarbeit hält der Film auch eine gewisse Faszination für die harten Lebensumstände in der dänischen Festland-Provinz bereit. Eine kuschelige Decke ist hier bei einer Sichtung fast die Grundvoraussetzung.

        Das überaus authentische Set-und Kostümdesign gibt sich auch keinerlei Blöße, vor allem ist es aber Mads Mikkelsen zu verdanken, dass KING’S LAND noch ein extra Pünktchen obenauf bekommt. Als Hauptdarsteller beweist er sich ein weiteres Mal als eine absolut sichere Bank. Sein Wandel vom ambivalenten Eigenbrötler, der nur seinem Ziel verpflichtet ist, nämlich dem Aufbau einer Kolonie und seinem gesellschaftlichen weiteren Aufstieg, zum Vorkämpfer für die Rechte von Unterdrückten, ist einfach großartig gespielt, auch ohne die ganz großen Gesten. Was er hier mit den Augen und der Mimik bringt, ist wirklich beeindruckend. Das schaffen andere etablierte Darsteller nicht einmal mit vollstem Körpereinsatz. Unterstützung erfährt er durch ein tolles Co-Ensemble, das einige richtig gut gespielte und starke weibliche Hauptrollen bereithält. Einzig der Antagonist wirkt in seiner Überheblichkeit und Grausamkeit mal wieder etwas überzeichnet und stereotypisch, steigert somit aber auch den Entertainment-Faktor.

        Am Ende des Kartoffelfeldes also ein sehenswerter Genrebastard aus Dänemark, der audiovisuell und darstellerisch voll überzeugt und auch einige harte Szenen zu bieten hat. Klassische Unterhaltung und ein weiterer gelungener Ausflug in längst vergangene Jahrhunderte . . .

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        • 10
          über Drive

          „Sie nennen mir Zeitpunkt und Ort. Ich gebe Ihnen ein Zeitfenster von fünf Minuten. Wenn innerhalb dieser fünf Minuten was schiefgeht, gehöre ich Ihnen. Ohne Wenn und Aber." [Driver]

          Keiner kennt seinen Namen. Als Fluchtwagenfahrer hat der Driver (Ryan Gosling) in der Unterwelt von L.A. einen unschlagbaren Ruf, bis er einen Fehler macht: Aus Liebe zu seiner Nachbarin Irene (Carey Mulligan), deren frisch aus dem Knast entlassener Mann (Oscar Isaac) von Mafiaboss Nino (Ron Perlman) bedroht wird, beteiligt er sich an einem Überfall - der in einem mörderischen Chaos endet! Mit eiskalter Wut startet Driver einen Rachefeldzug…

          In Refns Neo-Noir-Film DRIVE spielt Ryan Gosling den geheimnisvollen Protagonisten, der schlicht ‘Driver’ genannt wird. Tagsüber ist er Mechaniker und Stuntman, nachts Chauffeur bei Überfällen. Seine einsame, wortkarge Existenz in den schillernden, pulsierenden Straßen von Los Angeles ändert sich schlagartig, als er sich mit seiner Nachbarin Irene und ihrem kleinen Sohn anfreundet. Diese zarte, stumme Romanze, die von den wunderbar harmonierenden Gosling und Mulligan fast ausschließlich über Mimik und Blicke rübergebracht wird, entwickelt sich zu einem hypnotischen Mix aus Romantik, Spannung und heftiger Brutalität, die mich vom Eskalationslevel her immer wieder an den gleichfalls starken A HISTORY OF VIOLENCE erinnert. Die berühmte Szene im Fahrstuhl, wenn die Hoffnung auf ein neues Leben aufkeimt, nur um Sekunden später schon wieder zu verblühen, bietet schon fast surreale Gewalt und schockiert mit ihrem krassen Stimmungswechsel innerhalb weniger Augenblicke immer wieder aufs Neue. Das zentrale Leinwandpaar Gosling-Mulligan wird zudem von Charakterdarstellern unterstützt, die trotz mäßiger Vorgaben Überraschendes leisten. Da sind alle festen Größen des typischen Film Noir aufgeboten: der väterliche Mentor (Bryan Cranston), der schießwütige Gauner (Ron Perlman) oder der Gangster Bernie Rose (gespielt von dem phantastischen Albert Brooks).

          Es war wohl ein besonderes Glück, dass Ryan Gosling nach der Vertragsunterschrift die freie Wahl des Regisseurs gewährt wurde, und er schon 2010 ein Fan des stilistisch eigenwilligen dänischen Filmemachers Nicolas Winding Refn war. Zusammen erschufen sie ein kühles, kompromissloses und unglaublich atmosphärisches Werk - das es als Kultfilm schnell auf die Überholspur ähnlich gelagerter Werke schaffte. Von der nächtlichen Verfolgungsjagd in den ersten zehn Minuten bis zum knallharten Showdown wechselt Regisseur Refn perfekt zwischen Höllentempo und intensiver Ruhe. Und Gosling wandelt als wortkarger Einzelgänger mit ultimativer Coolness durch eine hypnotische 80er-Jahre- Atmosphäre aus Synthie-Sounds (von Cliff Martinez) und Neonfarben. In jeder Sekunde des eleganten Noir-Thrillers ist zu spüren, dass wahre Kino-Liebhaber ohne kreative Kompromisse ihre Vision auf die Leinwand gebannt haben. Und diese Vision ist brillant, wahrhaft meisterlich bebildert, sorgte für einen der besten Filme der 2010er-Jahre und zeigte auf atemberaubende Art und Weise, was wirklich fast and furious heißt . . .

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          • 6

            Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

            Kapitel 5.1 _ DER WERWOLF VON TARKER MILLS

            In einem kleinen US-Nest häufen sich bestialische Morde. Ein Junge im Rollstuhl ahnt, dass hier ein Werwolf seine scharfen Klauen im Spiel haben könnte. DER WERWOLF VON TARKER MILLS (basierend auf Stephen Kings Kurzgeschichte) wäre Mitte der 80er perfektes Horror-Einstiegsmaterial für junge Teenager gewesen, die noch Dekaden von THE WALKING DEAD entfernt lebten. Neben einigen wenigen, aber gelungenen blutigen Effekten setzt man auf atmosphärischen Grusel, bei dem auch augenzwinkernder Humor nicht zu kurz kommt.

            Vor allem handwerklich solider und unterhaltsamer Streifen, der mit seinem guten Cast das typische 80er-Jahre Flair mit jeder Menge Charme serviert. Schade, dass das Geheimnis um den Werwolf schon recht früh gelöst wird und dem Finale etwas Biss fehlt . . .

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            • 6

              Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

              Kapitel 5.2 _ THE CONVERT

              THE CONVERT beeindruckt mit seiner authentischen Darstellung des Neuseelands der 1830er Jahre. Regisseur Lee Tamahori inszeniert die Geschichte des ehemaligen Soldaten und jetzigen Laienpredigers Thomas Munro (Guy Pearce), der zwischen die Fronten rivalisierender Māori-Stämme gerät, während britische Händler dadurch als Kriegstreiber abkassieren und sich in einer Win-Win-Situation wiederfinden, wenn sich die “Wilden” gegenseitig abschlachten.

              Die Charaktere wirken etwas zu oberflächlich und auch der klassische White-Savior-Stereotyp ist bei so einer Kolonialismus-Thematik durchaus naserümpfend hinzunehmen, aber zumindest an detailgetreuen Kostümen und beeindruckenden Landschaftsaufnahmen mangelt es hier nicht. Trotz kleinerer Schwächen und ein wenig fehlender Tiefe ist THE CONVERT mal ein etwas anderes Filmerlebnis, von dem man sich trotzdem durchaus was mitnehmen kann . . .

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              • 6
                über Becky

                Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

                Kapitel 5.3 _ BECKY

                Das BECKY gar nicht mal wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde, können sich wohl die Regisseure Jonathan Milott und Cary Murnion auf die Fahne schreiben. Inhaltlich ist das hier “nur” gut passende Genre-Stangenware, den gutmütigen Comedy-Blob Kevin James als glatzköpfigen, langbärtigen und volltätowierten Neonazi auf eine Familie loszulassen, ließ allerdings die Leute aufhorchen. Anders als einst ‘Die Feuchten Banditen’ kommen die entflohenen Sträflinge hier auch nicht mit ein paar Blessuren davon, denn BECKY (ALLEIN IM WALD) ist ein mächtig angepisstes und scheinbar leicht gestörtes Pubertier, bei der einem das Auge aus dem Kopf fällt. Nicht durchweg überzeugend, aber doch ein nettes Splatter-Späßchen für zwischendurch . . .

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                • 4

                  DIE SCHRILLEN VIER (BenAffenleck, RolfMuller, pischti, Der_Ryan_M) … bimmeln sich durchs Fest!

                  #7 _ JESSY - DIE TREPPE IN DEN TOD (BLACK CHRISTMAS)

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                  Auf dem Dachboden eines Schwesternhauses hat sich zu Weihnachten unbemerkt ein perverser Serienkiller eingenistet. Fortan kommt es zu mehreren Vermissten und mysteriösen Todesfällen und trotzdem kommt niemand auf die Idee, dort zu suchen, wo man normalerweise als erstes nachsieht…

                  Bob Clarks Früh-Schlitzer aus dem Jahre 1974 war dann genau der Film, den ich befürchtet, aber nicht erhofft hatte. 3 Wochen später ist von dem Film kaum noch was hängen geblieben, von daher nur eine recht knackige Rezi mit einigen kläglichen Eindrücken. Wie die restlichen Schrillen Drei hier noch nach Monaten ne Rezi zusammen braten wollen, sorgt für eine gewisse Grunderheiterung meinerseits.

                  Die Vorreiterrolle im Genre kann man BLACK CHRISTMAS kaum streitig machen, trotzdem gibt es sicherlich dutzende Slasher allein schon zwischen HALLOWEEN (1978) und SCREAM (1996), die wesentlich besser unterhalten können. Dabei hat mir der Anfang von BLACK CHRISTMAS echt noch gut gefallen, der erste Kill (oder schon der zweite?) mit subjektiv verzerrten Weitwinkel bzw. Fischaugenoptik, generell die bedrohliche Ego-Perspektive und die Atmosphäre des Hauses ließen mich hier vorerst auf gute Unterhaltung hoffen, da konnten selbst die eher lächerlich-obszönen Anrufe nichts dran ändern. Das der Killer dann tatsächlich auf dem Dachboden des Studentenhauses lebt (daher wohl der bescheuerte deutsche Titel JESSY - TREPPE IN DEN TOD), die Leichen scheinbar mit einem Flaschenzug hinauf befördert ohne das es jemand merkt, und auch die Polizei es nicht für nötig hält, auch nur ein Mal das Haus auf den Kopf zu stellen, machte mir dann allerdings schwer zu schaffen. Auch der eingestreute Humor und die klischeebehafteten Nebencharaktere waren nicht mein Fall. Da ich auch das Ende total scheiße fand, kann ich unmöglich mehr als 4,0 Punkte zücken.

                  Für mich bisher der mit Abstand mieseste Film unserer Schrillen Vier. Gähnende Langeweile, scharfe Fragezeichen und ein komischer Muff aus der Mottenkiste sorgten bei mir für tränende Augen. Mal sehen, was die anderen Telefohnstöner zu berichten haben . . .

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                  Hier geht’s zur schrillen Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/die-schrillen-vier-benaffenleck

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                  • 7

                    DARK BLUE ist ein düsterer Cop-Thriller, der einen kritischen Blick auf Machtmissbrauch, Korruption und Brutalität innerhalb der Polizei wirft. Die ursprüngliche Vorlage von James Ellroy befasste sich mit den Rassenunruhen des Jahres 1965, bevor es von David Ayer umgeschrieben wurde und somit 1992 in Los Angeles spielt, als die Stadt rund um den Rodney-King-Prozess’ einem Pulverfass glich.

                    Der erfahrene Polizist Eldon Perry (Kurt Russell), ein Mann mit zweifelhaften Methoden, nimmt den jungen und idealistischen Bobby Keough (Scott Speedman) unter seine Fittiche. Gemeinsam untersuchen sie einen brutalen Raubüberfall. Perry, dessen moralische Grenzen zunehmend verschwimmen, gerät in einen Konflikt mit seinem jungen Kollegen, als dieser die Korruption in den eigenen Reihen erkennt…

                    Der übermäßig kritisch aufgenommene Film von Ron Shelton erfand das Cop-Genre zwar nicht neu, ist aber dank der tollen Darsteller und der spannenden Inszenierung eine Entdeckung wert. Das wirklich dramatische an DARK BLUE ist die fortwährende Aktualität des Themas, denn der Blick auf Klassenunterschiede, Korruption und Rassismus muss immer wieder nachgeschärft werden, da es sich bei Fällen wie denen von Rodney King keinesfalls um einen Einzelfall handelt, sondern um ein Teilstück eines viel größeren Phänomens, welches bis heute den Alltag in vielen Orten der USA prägt. Zudem stellt Ayer in seinem Drehbuch auch gekonnt die Frage, wo die Grenze zwischen Recht und Ordnung liegt und was es bedeutet, ein guter Polizist zu sein. Klischeefrei wird das ganze zwar nicht serviert, aber eine gewisse Tiefgründigkeit kann man dem geradlinig inszenierten DARK BLUE nicht abstreiten. Darüber hinaus werden aber auch einige kleinere Actionszenen geboten, die hart und schonungslos sind.

                    Kurt Russell war eine wirklich hervorragende Wahl für die Hauptrolle, die er mit genügend Starpower und intensivem Spiel ausfüllen kann. Seine von über Generationen weitergereichten Rassismus bis hin zu tiefen Zweifeln und Gewissensbissen geprägte Figur bringt er absolut glaubwürdig rüber und liefert hiermit sicherlich eine seiner besten Leistungen in seiner langen Karriere. Scott Speedman hat allerdings auch hier die Ausstrahlung eines alten WC-Steins in der Pissrinne des L.A. Police Departments, wird aber halbwegs von den guten Leistungen des restlichen Cast, u.a. bestehend aus Ving Rhames, Brendan Gleeson und Michael Michele Williams, mitgezogen.

                    Richtig guter und spannender Cop-Thriller, dem lediglich ein wirklich großartiges Finale verwehrt blieb . . .

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                    • 7
                      BenAffenleck 12.02.2025, 10:16 Geändert 12.02.2025, 16:59

                      Anfang der 80er-Jahre lässt sich der körperlich ziemlich runter gerockte FBI-Agent Terry Husk (Jude Law), der bereits mit dem Ku-Klux-Klan und der Cosa Nostra zu tun hatte, in ein kleines Kaff im wunderschönen Nordwesten der USA versetzen. In der Gegend baut aber auch der charismatische Rechtsextremist Bob Matthews (Nicholas Hoult) eine bewaffnete Terrormiliz auf, für die der in den 70er-Jahren erstmals publizierte Roman ‘Die Turner-Tagebücher’ als Blaupause für eine Revolution der weißen Rasse gilt, die den Sturz der Regierung und den finalen ‘Tag des Stricks’ zum Ziel hat. Zusammen mit dem jungen Deputy Jamie Bowen (Tye Sheridan) geht der abgehalfterte FBI-Agent der Sache nach und sticht in ein tiefbraunes Wespennest, dessen Bewohner sich radikal zu wehren wissen…

                      Den Trailer zu THE ORDER habe ich eher zufällig vor einigen Monaten gesehen und war derbe angefixt. Eigentlich hatte ich auf den Kinostart gewartet, der aber Monat um Monat nicht veröffentlicht wurde, bis Justin Kurzels gnadenlos-intensiver Genre-Thriller überraschend bei Prime-Video im kostenlosen Stream verfügbar war. Ohne Werbung, ohne Tam-Tam, vielleicht inhaltlich zu nah am aktuellen Puls der Zeit, obwohl die wahren Ereignisse um den Menschenfänger Bob Matthews schon vor Dekaden stattfanden, als der amerikanische Traum zumindest noch nicht überall ein kodierter Hilfeschrei war. Den einseitig moralischen Zeigefinger schenkt man sich klugerweise, sondern möchte lieber zum Hinterfragen anregen und kommt ziemlich schnell auf die Antwort, warum es THE ORDER nur in einige wenige US-Kinos geschafft hat: zum einen die seit vielen Jahren wieder aufkeimende Neonazi-Szene, Milizgruppen und weißen Nationalisten (siehe ‘Sturm auf das Kapitol’), zum anderen eine Staatsführung, die Terroristen begnadigt, rechtschaffene FBI-Agenten verfolgt und die Gräben in einem gespaltenen Land noch tiefer aushebt um sie mit noch mehr Hass gegen Minderheiten auszufüllen. Aktuelle Ereignisse lassen sich hier leicht hineininterpretieren, THE ORDER funktioniert aber auch als reines Spannungs-Kino mit erstklassiger Besetzung und einigen stark inszenierten Action-Momenten.

                      Die sensationell schönen Schauplätze ermöglichen es Kurzel und seinem Chef-Kameramann Adam Arkapaw (auch Kamera bei der ersten Staffel von TRUE DETECTIVE), atemberaubende Natur-Shots in einen derben Kontrast zu der grausamen Ideologie der Nazis zu stellen. Gedreht wurde allerdings, wie so oft, im kanadischen Alberta. Inszeniert als spannendes Katz-und-Maus-Spiel erinnert THE ORDER bisweilen sogar ein klein wenig an HEAT, halt nur ohne Los Angeles und zwei der besten Schauspieler der Welt. Jude Law, den ich erst langsam zu schätzen lerne, spielt für mich allerdings auch absolut überragend den fiktiven FBI-Ermittler, der seinen Körper kaputt geschunden und seine Familie von sich gestoßen hat, um Verbrecher zur Strecke bringen zu können. Eine wahnsinnig charismatische Vorstellung, gegen die aber auch Nicholas Hoult nicht verblasst. Seine Reden sind voller Feuer und Überzeugung für seine Sache, dass man ihm den Menschenfänger ohne weiteres abnimmt. Tye Sheridan hat mir als Deputy auch richtig gut gefallen. Die unterschwellig so bedrohlich-faszinierende Musik stammt von Kurzels älterem Bruder Jed.

                      Somit handelt es sich bei THE ORDER um eine spannende Geschichtsstunde und einen beklemmenden Action-Thriller, der gekonnt Brücken ins Hier und Jetzt schlägt. Inszenatorisch rundum allererste Güte und ganz stark gespielt. Der wird in den nächsten Jahren bestimmt noch öfter bei mir laufen . . .

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                      • 7

                        Der junge Nachwuchs-Polizist Cooper (Ryan Kwanten) lässt sich ins nicht gerade liebenswerte Kaff ‘Red Hill’ im australischen Nirgendwo versetzen, da seine schwangere Frau Ruhe und gute Luft braucht. Doch gleich der erste Tag wird ein Trip Richtung Hölle, als der entflohene Häftling Jimmy Conway (Tom E. Lewis) in seine Heimatstadt einfällt, Mobilfunkmast und Telefonleitung kappt, um ungestört ein gnadenloses Blutbad anzurichten…

                        Mit Regie, Drehbuch, Produktion und Schnitt war Patrick Hughes mit seinem ersten Langfilm ein beschäftigter Mann, der später auch noch THE EXPENDABLES 3 und beide KILLER’S BODYGUARD drehen würde. Sein Debüt ist ein atmosphärisch zum Schneiden dichter Neo-Western-Thriller mit leichten Horror-Anleihen, der geschickt verschiedene Stimmungen und starke Bilder mit einer Story verknüpft, die durchaus etwas mehr Tiefe als zuerst vermutet bereit hält. Der äußerst wortkarge Killer ist ein Aborigine, wodurch RED HILL hinter seiner Fassade auch von Rassismus und kolonialistischer Gewalt und Unterdrückung erzählt, die nur mit brutalen Mitteln gesprengt werden kann. Der Twist kommt für Filmkenner natürlich nicht unbedingt überraschend, sorgt aber insgesamt für einen kraftvoll ausklingenden Ton am Ende einer ruhigen und kompakten Inszenierung, die zudem ohne Überlänge auskommt und auch bei den wenigen Shoot-Outs äußerst realistisch (nachladen, Austrittswunden, Streuwirkung usw.) rüberkommt.

                        Mit unverbrauchten Darstellern und schmalem Budget hat Patrick Hughes hier eine blutgetränkte Hommage an den Revenge-Western weitab üblicher Hollywood-Ästhetik gedreht. Nur die metaphorische Analogie zwischen dem Killer und einem herumstreunenden Panther hätte es nicht unbedingt gebraucht . . .

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                          BenAffenleck 06.02.2025, 17:44 Geändert 06.02.2025, 17:46

                          Nachdem Felix' Tanknadel als erstes im tiefroten Bereich war und die schnuckelige Gas Station mitsamt Diner in Yuma County ansteuern musste, fuhren nach und nach auch der MullerRolf mit Cabrio und wehendem Wischmop an die trockene Zapfsäule, gefolgt von einem lässig hinterm Lenkrad hängenden Smarti...

                          🔪 🔫🍰☕️🔪 🔫🍰☕️🔪 🔫🍰☕️🔪 🔫🍰☕️

                          Five loaded guns.
                          Four empty tanks.
                          One bag of money

                          The fuel truck is running late. [Text auf dem Filmposter]

                          Viel treffender kann man den Inhalt von Francis Galluppis Film-Debut gar nicht wiedergeben, um nicht in spoilerbehaftetes Geschwafel zu verfallen. THE LAST STOP IN YUMA COUNTY macht eine Menge richtig, auch wenn der schwarzhumorige Thriller nicht gerade neue Wege im dialoglastigen One-Location-Setting einschlägt. Man merkt dem Film aber in jeder Einstellung das Herzblut an, dass Galluppi in sein Werk gepumpt hat. Er führte hier ja nicht nur die Regie, sonder zeichnete sich auch für das Drehbuch, den Schnitt und teils auch die Kamera verantwortlich, und verkaufte nach mühsamen 4 Jahren des Klinkenputzens sein Haus, um doch endlich die Finanzierung für YUMA COUNTY auf die Reihe zu bekommen. Im Kino erfuhr der Film zwar keine große Auswertung, begeisterte aber Kritiker und Publikum auf etlichen Filmfestivals. Kein Wunder, denn die Prämisse, dass hier eine Reihe sehr unterschiedlicher Charaktere in einem heruntergekommenen Diner in der Wüste Arizonas folgenreich aufeinandertreffen, hätte auch den Coens oder Tarantino sehr gut gestanden. Das versucht man auch gar nicht, irgendwie zu verschleiern, ganz im Gegenteil. Galluppi (was für ein geiler Name…) hat seiner Story, den Charakteren und Bildern sämtliches Fett von den Rippen geschnitten, und rockt dieses Teil dann in oldschooligen 90 Minuten runter. Das Pacing ist wirklich gelungen, da die Spannung kontinuierlich steigt und man nie weiß, was wirklich als nächstes passieren wird. Als Erstlingswerk ist das alles geradezu unverschämt gut konstruiert und erzählt, von der hervorragenden technischen Umsetzung mal ganz zu schweigen. Vor allem fragt man sich im späteren Verlauf des Films auch immer wieder, wie man angesichts so leichter Beute selbst gehandelt hätte. Somit ist YUMA COUNTY auch ein kleiner, fieser Kläffer über die ewige Gier des Menschen.

                          Von den Darstellern kannte ich niemanden mit Namen, etliche Fratzen waren mir aber durchaus aus anderen Filmen oder Serien bekannt. Der Cast ist jedenfalls klasse gewählt und hängt sich ordentlich rein, vor allem Jim Cummings und Richard Brake sind jetzt auch mit Namen auf meinem Radar.

                          Mit diesem Rhabarberkuchen-Standoff hat Francis Galluppi auf jeden Fall eine amtliche Visitenkarte vorgelegt, die ihm einige Türen öffnen wird. Mal sehen, ob er wirklich den siebten Teil des EVIL DEAD-Franchise schreiben und drehen darf, wie vor einigen Monaten gemunkelt wurde. Ich bin schon gespannt, wie er dort Rhabarberkuchen und Kaffee unterbringt . . .

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                          • 7

                            “Die Leute, die Entscheidungen treffen, sind völlig unkreativ, die haben keine neuen Ideen mehr. Und jetzt fällt ihnen nichts Besseres ein, als den alten Müll zu recyceln und zu hoffen, dass das niemandem von uns auffällt.” [Captain Hardy]

                            Ein richtiges Remake zur angestaubten 80er-Jahre-Serie 21 JUMP STREET ist der Film definitiv nicht, unterhaltsame Parodie trifft es hier wohl eher. Jonah Hill und Channing Tatum geben jedoch so granatenstarke Donnerbuddies ab und arbeiten sich durch so viele irrwitzige Einfälle und abgedroschene Klischees, dass hier auch nach der Drittsichtung noch ein sehr kurzweiliger Spaß zustande kommt, über den ich immer noch lachen kann.

                            Mir gefällt besonders, dass sich die Rollen von Schmidt (Hill) & Jenko (Tatum) im Undercover-Einsatz langsam komplett ins Gegenteil ihrer eigentlichen Charaktere verwandeln. Eine sehr gute Idee, die Michael Bacall und Jonah Hill in ihr Drehbuch packten.

                            Dass dieser Streifzug durch Buddy-Movie, Polizeifilm und High-School-Komödie allerdings in einer etwas unpassend blutigen Schießerei im Tarantino-Style enden muss, ist schon etwas schräg, bedient aber auch noch die Action-Freunde. Beängstigend, dass sowas vor über 10 Jahren mit einem FSK 12-Flatschen durchkam . . .

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                              Never change a winning team! Channing Tatum und Jonah Hill machen sich als ungleiche Undercover-Cops erneut zum Affen. Im Namen der 22 JUMP STREET verschlägt es Jenko & Schmidt dieses Mal allerdings ans College, wo sie die Hintermänner einer neuen Designer-Droge überführen sollen.

                              Die Macher kopieren dabei völlig gnadenlos den Vorgänger, ziehen diesen und die 80er-Jahre Serie durch den Kakao, machen sich aber eigentlich über Actionfilme, Klischees und die gesamte Filmindustrie generell lustig. Ein köstliches Späßchen mit einigen grandiosen Gags und etlichen kleineren Schenkelklopfern. Nicht nur der psychedelische Drogenrausch ist zum schimmelig lachen, alles schaltet noch einen Gang hoch. Vor allem sorgen aber Channing Tatum und Jonah Hill mit ihrer glänzenden Chemie für durchgehend gute Laune. Eine spaßig-selbstironische Actionkomödie, die man immer wieder anstellen kann . . .

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                                Der hitzige High-School Lehrer Rick Latimer (James Belushi) wird als Direktor an die ‘Brandel High’ versetzt, eine Problemschule mit Gangs, Drogenhandel und desillusionierten Lehrkräften. Zusammen mit dem abgeklärten Security-Hausmeister Jake Phillips (Louis Gossett Jr.) will DER PRINZIPAL die Bildungs-Kloake ausräuchern, trifft dabei aber schnell auf ziemlich hart gesottenes Ungeziefer…

                                Ende der 80er mauserte sich DER PRINZIPAL - EINER GEGEN ALLE bei uns im Freundeskreis recht schnell zu einem kleinen Kultfilm. Das schnörkellos inszenierte und durchaus atmosphärische Schuldrama, das ganz auf Effekte oder ausufernde Actionszenen verzichtet, zeichnet seine Charaktere und die Story nicht mit dem Fineliner. Überzogene Klischees und Stereotypen gibt es hier mit massig 80s-Flair zu einer prächtigen Entertainment-Tüte gerollt, die es schon für 5 Bucks auf der verqualmten Damentoilette abzuholen gibt.

                                Sicherlich wird hier durchaus das Faustrecht propagiert, aber die Schüler können schon froh sein, dass der Zopfmann oder Charlie Bronson nicht ins Direktorenzimmer eingezogen sind. Die Hauptfigur darf hier natürlich auch auf der kompletten Klaviatur des ‘einsamen Helden’ spielen, inklusive gebrochenem Herz, saurer Milch im Kühlschrank, einsamen Motorradfahrten zu Powerballaden und kurzer Zündschnur in heiklen Situationen. Richtig zum Schmunzeln ist auch, dass die ‘Brandel High’ scheinbar die einzige High-School der USA war, in der nur 22-30-jährige zugelassen wurden. Wie auch immer, der Film macht selbst heutzutage noch Spaß, da James Belushi und Louis Gossett Jr. bestens aufgelegt sind und auch das ein oder andere Späßchen nicht zu kurz kommt. Deswegen sollte man hier jetzt auch nicht unbedingt eine sozialkritische Verfilmung des Themas erwarten, welches hier lediglich als Rahmen für die Unterhaltung dient.

                                DER PRINZIPAL will nur unterhalten, und das macht er bestens, selbst wenn er dafür mal mit einem Motorrad durch die Gänge und über die Treppen der Schule schmettern muss. “Nein, fuck Y-O-U” . . .

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                                  Jesse V. Johnson lässt es im B-Action-Heimkino gerne dreckig und wuchtig scheppern, und hat vor allem mit Scott Adkins schon einige derbe Klopper abgedreht. Für WHITE ELEPHANT hat er “nur” Michael Rooker zur Verfügung, der hier als betagter Ex-Marine seit Jahren die Drecksarbeit für den örtlichen Mafiaboss (Bruce Willis) erledigt. Als sein heißblütiger Nachfolger einen Job versaut und Cops als Zeugen hinterlässt, stapeln sich schon bald die Leichen auf den Straßen und er selbst gerät zwischen die Fronten.

                                  Mit einfachen, aber effektiven Erzählmitteln bringt Johnson seine grantigen Protagonisten in Position, um letztlich mit einigen Kugelsalven und expliziten Kills ein dreckiges Revenge-Action-Feuerwerk abzubrennen, in dem auch noch die schussgeile Olga Kurylenko mitmischen darf. Bruce Willis und John Malkovich dienen hier allerdings nur als Stichwortgeber. Obwohl der Gewaltpegel echt amtlich ist und die Action gut gemacht, hindern mich so einige nicht ganz zu Ende gedachte Sachen und Dialoge daran, 6 Mal mit dem Magazin auf den Tisch zu klopfen. Für unter der Woche aber durchaus empfehlenswert, wenn einem nach Blut und Pulvergeruch aus der B-Schmiede ist . . .

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                                    über Goliath

                                    GOLIATH ist eine mittlerweile abgeschlossene Serie der Amazon-Studios, die in 4x8 Folgen den klassischen Kampf von David gegen Goliath, eines einzelnen aufrechten Mannes gegen einen schier überstarken Gegner, thematisiert. Dieser David ist hier der heruntergekommene Rechtsbeistand Billy McBride (Billy Bob Thornton), der einst einer der besten seines Fachs war, nach einer tragischen Fehlentscheidung aber erst zum Alkoholiker und dann aus seiner eigenen Kanzlei geworfen wurde. Seine Mandanten empfängt er mittlerweile in einer Bar und beschäftigt eine hauptberufliche Prostituierte als Assistentin (Tania Raymonde). In der ganz starken ersten Staffel bittet ihn die reichlich schräge Anwaltskollegin Patty (Nina Arianda) um Hilfe im aussichtslosen Kampf gegen einen Waffenkonzern, der (natürlich) von Billys ehemaliger Kanzlei ‘Cooperman & McBride’ vertreten wird.

                                    Für die zweite Staffel ändert GOLIATH drastisch seinen Ton, wo sich viele 'Otto Normal-Gucker' dran aufrieben, ich aber äußerst unterhaltsam fand. Hier bekommen es Billy & Patty mit der mexikanischen Mafia zu tun, geraten aber auch in ein politisches (Love-)Komplott und ecken mit einem Baulöwen an. Generell gibt es hier einige derbe Gewaltspitzen, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Steht vom Entertainment-Faktor her der ersten Staffel aber in nichts nach.

                                    Staffel 3 verschlägt Billy ins kalifornische Hinterland und auf die Abschussliste eines wassergierigen Großgrundbesitzers, der sein Umland skrupellos austrocknen lässt. Das war mMn die schwächste Staffel, die auch so komische mystische Elemente enthält, die eigentlich keine Sau brauchte.

                                    Mit der finalen Staffel kann man sich dann aber nochmal aufschwingen und verlegt die Handlung nach San Francisco. Thematisch kreist man hier um die immer noch um sich wütende Opioid-Krise und ärgert sich mit den Pharmakonzernen herum.

                                    Das sind natürlich nur die Handlungs-Basics, denn auch privat ist bei den Hauptcharakteren ordentlich was los. Gerade schauspielerisch kann die Serie aus dem Vollen schöpfen, hielt aber auch einige Neuentdeckungen für mich bereit. Die großartig aufspielenden Billy Bob Thornton und Nina Arianda sind die Anker von GOLIATH und bilden ein fantastisches Team mit viel sarkastischem Humor. Quasi eine liebevolle Beziehung zwischen zwei Beziehungsgestörten mit jeweils einzigartigen Fähigkeiten, um es gegen übermächtige Gegenspieler aufzunehmen. Ich hätte ihnen gerne noch 2 weitere Staffeln zugeschaut, wenn man sich drehbuchmäßig noch zu Höchstleistungen hätte pushen können. Weitere Rollen wurden mit William Hurt, Mario Bello, Olivia Thirlby, Amy Brenneman, Dennis Quaid, J.K. Simmons, Bruce Dern und Jena Malone besetzt. Echt ein Wahnsinns-Ensemble. Es war auch ein schönes Späßchen, dass die Bösewichte (gerade in den ersten beiden Staffeln) so völlig 'over the top' waren, dass sie auch in einen Bond-Film gepasst hätten. Inszenatorisch gibt es etliche Bilder und Kameraeinstellungen zum Dahinschmelzen, öfters werden auch einfach interessante kreative Stilmittel benutzt, um etwas Pfiff rein zu bringen.

                                    Generell bringt GOLIATH nicht viel Neues, kann aber durchaus mit der hochkarätigen Besetzung und einigen tollen Figuren an den Bildschirm fesseln. Der Humor ist teils großartig, einige Shocks und Wendungen sitzen, und der Kampf gegen zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit ist doch immer ein Anliegen, dem man viel zu gerne im gemütlichen Fernsehsessel mit einer Tüte Kartoffelchips und einer kühl-schaumigen Blondine beiwohnt. Dafür etwas nach oben aufgerundete 8 Punkte . . .

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                                      Mark Wahlberg spielt in ARTHUR DER GROSSE einen in die Jahre gekommenen Athleten, der sich noch ein letztes Mal aufbäumt und der Welt zeigen will, dass er es nach all den Jahren noch in sich hat und mit seinem Team in einem letzten ‘Adventure Racing Wettbewerb’ in der dominikanischen Republik den Sieg holen kann. Dort angekommen treffen sie auf einen ganz besonderen Hund, und der interessierte Zuschauer auf ein auf wahren Begebenheiten beruhendes Sport-Hunde-Abenteuer, das mit einigen schönen Panoramen und verschiedenen Arten des Outdoor-Sports durchaus unterhalten kann.

                                      Die emotionale Falltiefe der am Reißbrett entstandenen Charaktere ist zwar gering und irgendwie bedient das ganze Paket sämtliche Klischees, die man bereits aus ähnlichen Filmen kennt, aber das kann auf einem kaputten Sonntag Nachmittag auch mal genau das Richtige sein. Nur Überraschungen sollte man hier nicht erwarten . . .

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                                        Der Auftragskiller Jeffrey (Chow Yun Fat) verletzt bei einem Auftrag versehentlich die Nachtclubsängerin Jennie, die durch das Mündungsfeuer seiner Waffe so gut wie erblindet. Jeffrey verliebt sich in sie und will ihr eine teure Operation ermöglichen, mit der sie ihr Augenlicht wieder erlangen könnte. Sein letzter Job soll ihm das nötige Geld einbringen, bringt Jeffrey tatsächlich aber vor allem gleich zwei Nachteile: Zum einen heftet sich der kompromisslose Polizist Li (Danny Lee) an seine Fersen, zum anderen wollen ihn seine Auftraggeber tot sehen…

                                        Vor Hongkongs postmoderner Stadtkulisse, mit glänzenden Wolkenkratzern und pulsierendem Nachtleben im Neonlicht, zementierte John Woo mit THE KILLER 1989 seinen Ruf als einer der bedeutendsten Actionfilm-Regisseure weltweit, nachdem er kurze Zeit vorher schon mit A BETTER TOMORROW 1&2 dem Heroic-Bloodshed-Kino erste Lebensfunken einhauchte. Aber erst der internationale Erfolg von THE KILLER etablierte das Action-Kino aus Hongkong als Markenzeichen, und ließ viele US-Regisseure als auch unzählige Filmfans in Begeisterungsstürme ausbrechen, obwohl Woo auch nur fleißig seine großen Vorbilder wie Jean-Pierre Melville, Sam Peckinpah und Martin Scorsese zitierte. Der Einfluss dieses melancholischen Action-Meilensteins auf die Filmkunst, speziell im Action- und Thriller-Genre der folgenden 90er Jahre, könnte größer nicht sein. Immer wieder tauchten Stilelemente des asiatischen Todesreigen in großen US-Produktionen auf, egal ob die Regisseure Rodriguez, Tarantino oder Wachowski hießen, um nur ein paar offensichtliche zu nennen. Woo jedenfalls mischte Elemente seiner Vorbilder mit der Filmkunst des ostasiatischen Kinos, setzte rhythmische Schnitte, nutzte intensive Nahaufnahmen und dramatische Szenen in Zeitlupe, um in ihrem Zusammenwirken ein äußerst stilisiertes und präzise choreographiertes “Ballist Ballett" zu entfalten, bei dem sich die durchsiebten Körper stapelten.

                                        Wenn man die alten John Woo Filme heutzutage sieht, muss man natürlich auch manchmal etwas Grinsen, da diese Gewaltballaden schon extrem pathetisch sind und ab und an auch trotz aller Härte etwas zu melancholischem Kitsch neigen. Als ich Anfang der 90er nach dem Genuß des ungeschnittenen HARDBOILED vom Heroic-Bloodshed regelrecht infiziert wurde, und mir nur mühsam andere Werke in teils haarsträubender Qualität auf Filmbörsen zu horrenden Preisen besorgen konnte, war das einfach unendlich cooler Scheiß, vergleichbares gab es zu der Zeit nicht. Mir hat auch schon damals immer sehr gefallen, dass John Woos Drehbuchvorlagen solide Charakterisierungen nicht schuldig blieben und seine Figuren nicht auf die eindimensionalen Kategorien von ‘gut’ und ‘böse’ reduziert wurden. THE KILLER und auch die anderen HK-Knarrenwerke erzählen von Freundschaft, Opferbereitschaft, Loyalität und Vertrauen, aber auch von Verrat, Hass, Egoismus und Feigheit. Besonders angetan hatte es mir diesbezüglich damals BULLET IN THE HEAD, aber dazu hatte ich mich ja schon vor einigen Monaten ausgelassen.

                                        Die Feuergefechte in diesem Film revolutionierten jedenfalls das Genre, und Chow Yun Fat zeigte auf beeindruckende Art, dass man selbst in den 80ern kein angeberischer, eindimensionaler Macho sein muss, um sich als Actionheld etablieren zu können. Trenchcoat, lässig eine Fluppe im Maul und beidhändig die Knarren abfeuern, reichte aus, um eine der coolsten Action-Socken der damaligen Zeit zu werden.

                                        THE KILLER sei jedem Cineasten ans Herz gelegt, für Fans des Action-Kinos ist dieser Meilenstein eh eine Pflichtkür. Wie diese Filme allerdings heutzutage auf den Nachwuchs wirken mögen, wäre mal wirklich interessant zu erfahren. Da die Verfügbare Version bei Prime-Channels (Asiatic) extrem ruckelig lief, habe ich mir dann doch die (recht teure) BluRay bestellt. Scheißt der Hund drauf. Der Gott des Action-Kinos wird es mir irgendwann danken . . .

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                                          Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

                                          Kapitel 4.1 _ GLADIATOR II

                                          Letzten Endes habe ich auch keine Ahnung, wie man es hätte besser machen können, eine uninspirierte 1:1 Kopie des spektakulären Originals hätte man sich allerdings von vornherein schenken können. So einen Minimalanspruch hätte ich der Legende Ridley Scott auch nicht zugetraut, bei dem mit etwas über Mitte 80 nun mal auch jede Regiearbeit die letzte sein könnte. Ich kann jetzt auch nicht behaupten, dass mich GLADIATOR II nicht unterhalten konnte. Das Spektakel wird hier durchaus gekonnt zelebriert, darüber hinaus ist diese Fortsetzung aber völlig belanglos, da tiefgehende Emotionen, packende Charaktere und gnadenlos überzeugende Darsteller fehlen. Dafür gibt es CGI-Affen, CGI-Haie und CGI-Nashörner . . .

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                                            Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

                                            Kapitel 4.2 _ GAME NIGHT

                                            GAME NIGHT ist quasi David Finchers THE GAME in Komödienform. Einige Gimmicks sind wirklich klasse. So sehen zum Beispiel Landschaften oder auch Wohnviertel bei Totalaufnahmen immer mal wieder wie Spielbretter oder Modellbau-Landschaften aus, bei Auto-Verfolgungsjagden bewegt sich die Kamera mit den Bewegungen der Autos im Stile von GTA mit, usw. Wirklich sehr cool gemacht.

                                            Ansonsten bekommt man hier eine relativ abgefahrene Komödie mit einigen doppelten Böden, etwas Action und soliden Lachern. Jason Bateman und Rachel McAdams spielen das auf einer Arschbacke runter, der Knaller ist Jesse Plemons als "unheimlicher Nachbar". Spooky!

                                            Schöner Feierabend + 2 Bier-Film . . .

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                                              Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

                                              Kapitel 4.3 _ LOVE & OTHER DRUGS

                                              Ein aalglatter Vertreter der Pharmaindustrie und eine junge Frau, die an Parkinson im Frühstadium leidet, beginnen eine Affäre. Trotz der festen Absicht, die Liaison im Unverbindlichen zu belassen, erwächst daraus (selbstverständlich) bald mehr. Basierend auf einem autobiografischen Roman eines scheinbar bekannten Viagra-Pharmaverkäufers klatschte Edward Zwick LOVE & OTHER DRUGS zusammen. Das schablonenhafte Skript aus (etwas) Satire, (zuviel) Klamotte und (öde) sentimentalem Melodram kann nur mühsam zusammengehalten werden. Anne Hathaway und Jake Gyllenhaal überzeugen zwar durch Chemie und Spiellust, können aber diese unstimmige Dramedy auch nicht retten. Und so oft wie die zuckersüße Hathaway hier ihre Hupen in die Kamera halten musste, war das den Filmemachern von vornherein bekannt . . .

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                                                BenAffenleck im röhrenden V8 Richtung Mülltonne und Action-Overkill…

                                                2024 - FURIOSA: A MAD MAX SAGA

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                                                Die hohen Erwartungen nach dem immensen Überraschungserfolg von MAD MAX: FURY ROAD kann die als Prequel und Origins-Story angelegte Fortsetzung FURIOSA: A MAD MAX SAGA nicht erfüllen, wobei dieser Gedanke mMn schon von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Dementsprechend locker ging ich an den Film heran und wurde mit zweieinhalb fantastisch unterhaltsamen Stunden in den ‘Wastelands’ belohnt. Mir hat es sehr gefallen, dass George Miller bei der in fünf Kapitel unterteilten Story mehr Wert auf das Erzählen der Vorgeschichte rund um die titelgebende ‘Furiosa’ legt, deren Flucht aus der von ‘Immortan Joe’ geführten Kolonie ‘Zitadelle’ Teil des letzten Films war. Dabei wird auch die postapokalyptische Gesellschaft mehr ins Zentrum gestellt, die Welt der ‘Wastelands’ bekommt mehr Fundament, was ich sehr interessant fand und auch bei einem Neueinstieg in die Reihe problemlos funktionieren sollte.

                                                Bestand FURY ROAD im Grunde aus einer langen Verfolgungsjagd, so reihen sich hier mehrere Hetzjagden, Verfolgungen und motorisierte Überfälle nahezu nahtlos aneinander, das große Herzstück ist allerdings die Actionsequenz mit einem Lebensmittel-Truck, die optisch wie akustisch geradezu überwältigend umgesetzt wurde. Die unglaublichen Stunts und Action auf, neben und unter dem chromglänzenden Tanklaster suchen dank Millers untrüglichen Gefühl für Raum, Bewegung und Physikalität ihresgleichen. Unterlegt mit einer Klangkulisse, bei der sowohl bei der Musik als auch den Motorengeräuschen fast die Bierpulle vom Tisch rappelt, schraubt sich der Entertainment-Faktor mit 16.000 rpm fast durch die Betondecke. Da fällt es zumindest für mich auch kaum ins Gewicht, dass FURIOSA deutlich CGI-lastiger über die Straßen und durch den Sand schmettert, denn den zeitgenössischen CGI-Boliden zeigt FURIOSA immer noch lässig den Mittelfinger im Rückspiegel.

                                                Als Reiterin der Apokalypse liefert Anya Taylor-Joy hier auf ganzer Linie ab, obwohl sie während des gesamten Films nicht gerade viel Dialog hat. Sie steht auch der physischen Performance eines Tom Hardy in nichts nach, was man von ihr aufgrund bisher völlig anderer Rollen so auch nicht unbedingt erwartet hätte. Aber das funktionierte ja gut 10 Jahre zuvor mit Charlize Theron ebenfalls wunderbar. Jedenfalls eine sehr mitreißende Performance. Chris Hemsworth verkörpert den Antagonisten Dr. Dementus, der ständig zwischen Prophet, Cäsar und einem Wahnsinnigen pendelt. Ist zwar irgendwie etwas schräg, aber Hemsworth hatte hier sichtlich Spaß, was sich auch auf den Zuschauer überträgt. Auch Tom Burke als Mentor und Max-Ersatz sowie Alya Browne als junge Furiosa konnten mich voll überzeugen.

                                                Insgesamt bietet FURIOSA ein Actionspektakel für die Sinne, das mittlerweile leider vom Aussterben bedroht ist. So ist es äußerst bedauerlich, dass man trotz des überwältigenden Aufwandes an den Kinokassen weltweit gerade mal das Budget von rund 170 Millionen Dollar wieder einspielen konnte. Somit wird wohl beim dritten Teil irgendein Streamingdienst einen Großteil der Kosten wuppen, was hoffentlich nicht die begnadeten Visionen dieses exzellenten Filmemachers trüben wird . . .

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                                                Hier geht's zur Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/werkschau-mad-max-benaffenleck

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                                                  Die Entführung einer seiner Schülerinnen weckt bei Wrestling-Coach Harry Summer (Dermot Mulroney) schmerzhafte Erinnerungen an seine vor wenigen Jahren nach einem Rape-Date ermordete Tochter. Entgegen der Warnung der Polizei nimmt er die Suche nach der verschleppten Catia (Melissa Diaz) in die eigene Hand und stößt dabei auf einen brutalen Menschenhändlerring.

                                                  Mit einem gewissen Fetisch für brechende Arm- und Fingerknochen wird in RUTHLESS - GNADENLOS nicht lange gefackelt, was den Ausbruch der Gewalt angeht. Da hätte Steven Seagal zu seinen besten Zeiten auch Freude dran gehabt. Zu viel hinterfragen sollte man allerdings auch nicht, vieles entspringt halt der generischen und seichten B-Actionfilm-Logik. Dermot Mulroney verkörpert den auf Rache gebürsteten Wrestling Coach aber sehr glaubwürdig, und auch Jeff Fahey hat eine überzeugende, wenn auch kleinere Rolle. Die handgemachte Action konzentriert sich vornehmlich auf wuchtig choreografierte Faustkämpfe, Action-Drama in EIN MANN SIEHT ROT-Manier trifft es daher vielleicht am besten. Kann man so mal machen . . .

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                                                    BenAffenleck im röhrenden V8 Richtung Mülltonne und Action-Overkill…

                                                    2015 - MAD MAX: FURY ROAD

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                                                    Noch während die End-Credits laufen, hole ich den Staubsauger, um mich des herein gewehten Wüstensandes zügig zu entledigen. Dann die qualitativ grandiose BluRay aus dem Player holen (diesmal die 3D), die Kappe wieder auf die Dose Silberspray schrauben, Beamer abkühlen lassen und ein weiteres kaltes Bier holen. So eine völlig sinnfreie Verfolgungsjagd durch die namibische Wüstenlandschaft von Punkt A nach B und wieder zurück kann einen schon mal an den Rand einer Dehydration katapultieren. Bier öffnen, Computer hochfahren, merken, dass die Maus und die Tastatur schon bei der Passworteingabe komisch knirschen … hell yeah … egal, keine Zeit mehr für Sperenzchen.

                                                    Nach einem viertel Jahrhundert des schmorens in Hollywoods Entwicklungshölle schaffte es George Miller endlich, seine eigene Kult-Reihe nicht nur komplett in den Schatten zu stellen, sondern auch gleich einen Großteil des Action-Kinos des neuen Jahrtausends. Vor spektakulärer namibischer Kulisse gibt es eine fast ununterbrochene Verfolgungsjagd zu bewundern, die man so noch nie gesehen hat und auch niemals vergessen wird. Ein großer Fan der alten MAD MAX Filme bin ich ja bisher nie gewesen, wobei mir Teil 1 mittlerweile aber doch immer besser gefällt. Wie dem auch sei, MAD MAX: FURY ROAD drückt einen jedenfalls so brutal in den Sessel und man hat nicht mal die Gelegenheit, sich selbst zu fragen, wie einen so ein Film, dessen Drehbuch eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung 3500 skizzierter Szenen besteht, doch flashen kann. Die Bilder sind furios stilisiert, kunstvoll durchkomponiert und fangen die atemberaubende Action und die wunderschöne Wüstenlandschaft in Perfektion ein. Und dann diese Action, handgemacht und völlig roh. Ein Fest für jeden Action-Junkie.

                                                    Der Bullenmann Tom Hardy spielt einen perfekt passenden Max Rockatansky. Einen, der seine Sprache, seine Worte und seinen Sinn erst im Lauf der Geschichte wiederfindet. Stoisch, wie Hardy immer spielt. Aber dieses Schauspiel mit den Augen, die Widersprüchlichkeiten, die darin miteinander kämpfen. Das hat er so dermaßen drauf. Charlize Theron hat hier als furiose Furiosa trotzdem einige stärkere schauspielerische Momente, und reißt den Film sogar einige Male komplett an sich. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass Hollywoods schönste Frau selbst mit Armstumpf und Marine-Corps-Frisur immer noch zum Ansabbern aussieht, oder?

                                                    Nach der etwas enttäuschenden Erstsichtung bin ich auf der FURY ROAD mittlerweile längst frontal unter die Räder gekommen. Und ich freue mich darüber, denn so ein bombastisches Blockbuster-Kino bekommt man heute nicht mehr oft. Ein visuelles und vor Kraft strotzendes Monster, gezeugt im heißen Sand von Irrsinn und Wahnsinn. Hierfür streckte selbst die Academy 6 Goldjungs ins Scheinwerferlicht . . .

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                                                    Hier geht's zur Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/werkschau-mad-max-benaffenleck

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