BenAffenleck - Kommentare

Alle Kommentare von BenAffenleck

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    “Die Leute, die Entscheidungen treffen, sind völlig unkreativ, die haben keine neuen Ideen mehr. Und jetzt fällt ihnen nichts Besseres ein, als den alten Müll zu recyceln und zu hoffen, dass das niemandem von uns auffällt.” [Captain Hardy]

    Ein richtiges Remake zur angestaubten 80er-Jahre-Serie 21 JUMP STREET ist der Film definitiv nicht, unterhaltsame Parodie trifft es hier wohl eher. Jonah Hill und Channing Tatum geben jedoch so granatenstarke Donnerbuddies ab und arbeiten sich durch so viele irrwitzige Einfälle und abgedroschene Klischees, dass hier auch nach der Drittsichtung noch ein sehr kurzweiliger Spaß zustande kommt, über den ich immer noch lachen kann.

    Mir gefällt besonders, dass sich die Rollen von Schmidt (Hill) & Jenko (Tatum) im Undercover-Einsatz langsam komplett ins Gegenteil ihrer eigentlichen Charaktere verwandeln. Eine sehr gute Idee, die Michael Bacall und Jonah Hill in ihr Drehbuch packten.

    Dass dieser Streifzug durch Buddy-Movie, Polizeifilm und High-School-Komödie allerdings in einer etwas unpassend blutigen Schießerei im Tarantino-Style enden muss, ist schon etwas schräg, bedient aber auch noch die Action-Freunde. Beängstigend, dass sowas vor über 10 Jahren mit einem FSK 12-Flatschen durchkam . . .

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    • 7

      Never change a winning team! Channing Tatum und Jonah Hill machen sich als ungleiche Undercover-Cops erneut zum Affen. Im Namen der 22 JUMP STREET verschlägt es Jenko & Schmidt dieses Mal allerdings ans College, wo sie die Hintermänner einer neuen Designer-Droge überführen sollen.

      Die Macher kopieren dabei völlig gnadenlos den Vorgänger, ziehen diesen und die 80er-Jahre Serie durch den Kakao, machen sich aber eigentlich über Actionfilme, Klischees und die gesamte Filmindustrie generell lustig. Ein köstliches Späßchen mit einigen grandiosen Gags und etlichen kleineren Schenkelklopfern. Nicht nur der psychedelische Drogenrausch ist zum schimmelig lachen, alles schaltet noch einen Gang hoch. Vor allem sorgen aber Channing Tatum und Jonah Hill mit ihrer glänzenden Chemie für durchgehend gute Laune. Eine spaßig-selbstironische Actionkomödie, die man immer wieder anstellen kann . . .

      12
      • 7

        Der hitzige High-School Lehrer Rick Latimer (James Belushi) wird als Direktor an die ‘Brandel High’ versetzt, eine Problemschule mit Gangs, Drogenhandel und desillusionierten Lehrkräften. Zusammen mit dem abgeklärten Security-Hausmeister Jake Phillips (Louis Gossett Jr.) will DER PRINZIPAL die Bildungs-Kloake ausräuchern, trifft dabei aber schnell auf ziemlich hart gesottenes Ungeziefer…

        Ende der 80er mauserte sich DER PRINZIPAL - EINER GEGEN ALLE bei uns im Freundeskreis recht schnell zu einem kleinen Kultfilm. Das schnörkellos inszenierte und durchaus atmosphärische Schuldrama, das ganz auf Effekte oder ausufernde Actionszenen verzichtet, zeichnet seine Charaktere und die Story nicht mit dem Fineliner. Überzogene Klischees und Stereotypen gibt es hier mit massig 80s-Flair zu einer prächtigen Entertainment-Tüte gerollt, die es schon für 5 Bucks auf der verqualmten Damentoilette abzuholen gibt.

        Sicherlich wird hier durchaus das Faustrecht propagiert, aber die Schüler können schon froh sein, dass der Zopfmann oder Charlie Bronson nicht ins Direktorenzimmer eingezogen sind. Die Hauptfigur darf hier natürlich auch auf der kompletten Klaviatur des ‘einsamen Helden’ spielen, inklusive gebrochenem Herz, saurer Milch im Kühlschrank, einsamen Motorradfahrten zu Powerballaden und kurzer Zündschnur in heiklen Situationen. Richtig zum Schmunzeln ist auch, dass die ‘Brandel High’ scheinbar die einzige High-School der USA war, in der nur 22-30-jährige zugelassen wurden. Wie auch immer, der Film macht selbst heutzutage noch Spaß, da James Belushi und Louis Gossett Jr. bestens aufgelegt sind und auch das ein oder andere Späßchen nicht zu kurz kommt. Deswegen sollte man hier jetzt auch nicht unbedingt eine sozialkritische Verfilmung des Themas erwarten, welches hier lediglich als Rahmen für die Unterhaltung dient.

        DER PRINZIPAL will nur unterhalten, und das macht er bestens, selbst wenn er dafür mal mit einem Motorrad durch die Gänge und über die Treppen der Schule schmettern muss. “Nein, fuck Y-O-U” . . .

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        • 5

          Jesse V. Johnson lässt es im B-Action-Heimkino gerne dreckig und wuchtig scheppern, und hat vor allem mit Scott Adkins schon einige derbe Klopper abgedreht. Für WHITE ELEPHANT hat er “nur” Michael Rooker zur Verfügung, der hier als betagter Ex-Marine seit Jahren die Drecksarbeit für den örtlichen Mafiaboss (Bruce Willis) erledigt. Als sein heißblütiger Nachfolger einen Job versaut und Cops als Zeugen hinterlässt, stapeln sich schon bald die Leichen auf den Straßen und er selbst gerät zwischen die Fronten.

          Mit einfachen, aber effektiven Erzählmitteln bringt Johnson seine grantigen Protagonisten in Position, um letztlich mit einigen Kugelsalven und expliziten Kills ein dreckiges Revenge-Action-Feuerwerk abzubrennen, in dem auch noch die schussgeile Olga Kurylenko mitmischen darf. Bruce Willis und John Malkovich dienen hier allerdings nur als Stichwortgeber. Obwohl der Gewaltpegel echt amtlich ist und die Action gut gemacht, hindern mich so einige nicht ganz zu Ende gedachte Sachen und Dialoge daran, 6 Mal mit dem Magazin auf den Tisch zu klopfen. Für unter der Woche aber durchaus empfehlenswert, wenn einem nach Blut und Pulvergeruch aus der B-Schmiede ist . . .

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          • 8
            über Goliath

            GOLIATH ist eine mittlerweile abgeschlossene Serie der Amazon-Studios, die in 4x8 Folgen den klassischen Kampf von David gegen Goliath, eines einzelnen aufrechten Mannes gegen einen schier überstarken Gegner, thematisiert. Dieser David ist hier der heruntergekommene Rechtsbeistand Billy McBride (Billy Bob Thornton), der einst einer der besten seines Fachs war, nach einer tragischen Fehlentscheidung aber erst zum Alkoholiker und dann aus seiner eigenen Kanzlei geworfen wurde. Seine Mandanten empfängt er mittlerweile in einer Bar und beschäftigt eine hauptberufliche Prostituierte als Assistentin (Tania Raymonde). In der ganz starken ersten Staffel bittet ihn die reichlich schräge Anwaltskollegin Patty (Nina Arianda) um Hilfe im aussichtslosen Kampf gegen einen Waffenkonzern, der (natürlich) von Billys ehemaliger Kanzlei ‘Cooperman & McBride’ vertreten wird.

            Für die zweite Staffel ändert GOLIATH drastisch seinen Ton, wo sich viele 'Otto Normal-Gucker' dran aufrieben, ich aber äußerst unterhaltsam fand. Hier bekommen es Billy & Patty mit der mexikanischen Mafia zu tun, geraten aber auch in ein politisches (Love-)Komplott und ecken mit einem Baulöwen an. Generell gibt es hier einige derbe Gewaltspitzen, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Steht vom Entertainment-Faktor her der ersten Staffel aber in nichts nach.

            Staffel 3 verschlägt Billy ins kalifornische Hinterland und auf die Abschussliste eines wassergierigen Großgrundbesitzers, der sein Umland skrupellos austrocknen lässt. Das war mMn die schwächste Staffel, die auch so komische mystische Elemente enthält, die eigentlich keine Sau brauchte.

            Mit der finalen Staffel kann man sich dann aber nochmal aufschwingen und verlegt die Handlung nach San Francisco. Thematisch kreist man hier um die immer noch um sich wütende Opioid-Krise und ärgert sich mit den Pharmakonzernen herum.

            Das sind natürlich nur die Handlungs-Basics, denn auch privat ist bei den Hauptcharakteren ordentlich was los. Gerade schauspielerisch kann die Serie aus dem Vollen schöpfen, hielt aber auch einige Neuentdeckungen für mich bereit. Die großartig aufspielenden Billy Bob Thornton und Nina Arianda sind die Anker von GOLIATH und bilden ein fantastisches Team mit viel sarkastischem Humor. Quasi eine liebevolle Beziehung zwischen zwei Beziehungsgestörten mit jeweils einzigartigen Fähigkeiten, um es gegen übermächtige Gegenspieler aufzunehmen. Ich hätte ihnen gerne noch 2 weitere Staffeln zugeschaut, wenn man sich drehbuchmäßig noch zu Höchstleistungen hätte pushen können. Weitere Rollen wurden mit William Hurt, Mario Bello, Olivia Thirlby, Amy Brenneman, Dennis Quaid, J.K. Simmons, Bruce Dern und Jena Malone besetzt. Echt ein Wahnsinns-Ensemble. Es war auch ein schönes Späßchen, dass die Bösewichte (gerade in den ersten beiden Staffeln) so völlig 'over the top' waren, dass sie auch in einen Bond-Film gepasst hätten. Inszenatorisch gibt es etliche Bilder und Kameraeinstellungen zum Dahinschmelzen, öfters werden auch einfach interessante kreative Stilmittel benutzt, um etwas Pfiff rein zu bringen.

            Generell bringt GOLIATH nicht viel Neues, kann aber durchaus mit der hochkarätigen Besetzung und einigen tollen Figuren an den Bildschirm fesseln. Der Humor ist teils großartig, einige Shocks und Wendungen sitzen, und der Kampf gegen zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit ist doch immer ein Anliegen, dem man viel zu gerne im gemütlichen Fernsehsessel mit einer Tüte Kartoffelchips und einer kühl-schaumigen Blondine beiwohnt. Dafür etwas nach oben aufgerundete 8 Punkte . . .

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            • 6

              Mark Wahlberg spielt in ARTHUR DER GROSSE einen in die Jahre gekommenen Athleten, der sich noch ein letztes Mal aufbäumt und der Welt zeigen will, dass er es nach all den Jahren noch in sich hat und mit seinem Team in einem letzten ‘Adventure Racing Wettbewerb’ in der dominikanischen Republik den Sieg holen kann. Dort angekommen treffen sie auf einen ganz besonderen Hund, und der interessierte Zuschauer auf ein auf wahren Begebenheiten beruhendes Sport-Hunde-Abenteuer, das mit einigen schönen Panoramen und verschiedenen Arten des Outdoor-Sports durchaus unterhalten kann.

              Die emotionale Falltiefe der am Reißbrett entstandenen Charaktere ist zwar gering und irgendwie bedient das ganze Paket sämtliche Klischees, die man bereits aus ähnlichen Filmen kennt, aber das kann auf einem kaputten Sonntag Nachmittag auch mal genau das Richtige sein. Nur Überraschungen sollte man hier nicht erwarten . . .

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              • 8

                Der Auftragskiller Jeffrey (Chow Yun Fat) verletzt bei einem Auftrag versehentlich die Nachtclubsängerin Jennie, die durch das Mündungsfeuer seiner Waffe so gut wie erblindet. Jeffrey verliebt sich in sie und will ihr eine teure Operation ermöglichen, mit der sie ihr Augenlicht wieder erlangen könnte. Sein letzter Job soll ihm das nötige Geld einbringen, bringt Jeffrey tatsächlich aber vor allem gleich zwei Nachteile: Zum einen heftet sich der kompromisslose Polizist Li (Danny Lee) an seine Fersen, zum anderen wollen ihn seine Auftraggeber tot sehen…

                Vor Hongkongs postmoderner Stadtkulisse, mit glänzenden Wolkenkratzern und pulsierendem Nachtleben im Neonlicht, zementierte John Woo mit THE KILLER 1989 seinen Ruf als einer der bedeutendsten Actionfilm-Regisseure weltweit, nachdem er kurze Zeit vorher schon mit A BETTER TOMORROW 1&2 dem Heroic-Bloodshed-Kino erste Lebensfunken einhauchte. Aber erst der internationale Erfolg von THE KILLER etablierte das Action-Kino aus Hongkong als Markenzeichen, und ließ viele US-Regisseure als auch unzählige Filmfans in Begeisterungsstürme ausbrechen, obwohl Woo auch nur fleißig seine großen Vorbilder wie Jean-Pierre Melville, Sam Peckinpah und Martin Scorsese zitierte. Der Einfluss dieses melancholischen Action-Meilensteins auf die Filmkunst, speziell im Action- und Thriller-Genre der folgenden 90er Jahre, könnte größer nicht sein. Immer wieder tauchten Stilelemente des asiatischen Todesreigen in großen US-Produktionen auf, egal ob die Regisseure Rodriguez, Tarantino oder Wachowski hießen, um nur ein paar offensichtliche zu nennen. Woo jedenfalls mischte Elemente seiner Vorbilder mit der Filmkunst des ostasiatischen Kinos, setzte rhythmische Schnitte, nutzte intensive Nahaufnahmen und dramatische Szenen in Zeitlupe, um in ihrem Zusammenwirken ein äußerst stilisiertes und präzise choreographiertes “Ballist Ballett" zu entfalten, bei dem sich die durchsiebten Körper stapelten.

                Wenn man die alten John Woo Filme heutzutage sieht, muss man natürlich auch manchmal etwas Grinsen, da diese Gewaltballaden schon extrem pathetisch sind und ab und an auch trotz aller Härte etwas zu melancholischem Kitsch neigen. Als ich Anfang der 90er nach dem Genuß des ungeschnittenen HARDBOILED vom Heroic-Bloodshed regelrecht infiziert wurde, und mir nur mühsam andere Werke in teils haarsträubender Qualität auf Filmbörsen zu horrenden Preisen besorgen konnte, war das einfach unendlich cooler Scheiß, vergleichbares gab es zu der Zeit nicht. Mir hat auch schon damals immer sehr gefallen, dass John Woos Drehbuchvorlagen solide Charakterisierungen nicht schuldig blieben und seine Figuren nicht auf die eindimensionalen Kategorien von ‘gut’ und ‘böse’ reduziert wurden. THE KILLER und auch die anderen HK-Knarrenwerke erzählen von Freundschaft, Opferbereitschaft, Loyalität und Vertrauen, aber auch von Verrat, Hass, Egoismus und Feigheit. Besonders angetan hatte es mir diesbezüglich damals BULLET IN THE HEAD, aber dazu hatte ich mich ja schon vor einigen Monaten ausgelassen.

                Die Feuergefechte in diesem Film revolutionierten jedenfalls das Genre, und Chow Yun Fat zeigte auf beeindruckende Art, dass man selbst in den 80ern kein angeberischer, eindimensionaler Macho sein muss, um sich als Actionheld etablieren zu können. Trenchcoat, lässig eine Fluppe im Maul und beidhändig die Knarren abfeuern, reichte aus, um eine der coolsten Action-Socken der damaligen Zeit zu werden.

                THE KILLER sei jedem Cineasten ans Herz gelegt, für Fans des Action-Kinos ist dieser Meilenstein eh eine Pflichtkür. Wie diese Filme allerdings heutzutage auf den Nachwuchs wirken mögen, wäre mal wirklich interessant zu erfahren. Da die Verfügbare Version bei Prime-Channels (Asiatic) extrem ruckelig lief, habe ich mir dann doch die (recht teure) BluRay bestellt. Scheißt der Hund drauf. Der Gott des Action-Kinos wird es mir irgendwann danken . . .

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                • 6

                  Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

                  Kapitel 4.1 _ GLADIATOR II

                  Letzten Endes habe ich auch keine Ahnung, wie man es hätte besser machen können, eine uninspirierte 1:1 Kopie des spektakulären Originals hätte man sich allerdings von vornherein schenken können. So einen Minimalanspruch hätte ich der Legende Ridley Scott auch nicht zugetraut, bei dem mit etwas über Mitte 80 nun mal auch jede Regiearbeit die letzte sein könnte. Ich kann jetzt auch nicht behaupten, dass mich GLADIATOR II nicht unterhalten konnte. Das Spektakel wird hier durchaus gekonnt zelebriert, darüber hinaus ist diese Fortsetzung aber völlig belanglos, da tiefgehende Emotionen, packende Charaktere und gnadenlos überzeugende Darsteller fehlen. Dafür gibt es CGI-Affen, CGI-Haie und CGI-Nashörner . . .

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                  • 6

                    Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

                    Kapitel 4.2 _ GAME NIGHT

                    GAME NIGHT ist quasi David Finchers THE GAME in Komödienform. Einige Gimmicks sind wirklich klasse. So sehen zum Beispiel Landschaften oder auch Wohnviertel bei Totalaufnahmen immer mal wieder wie Spielbretter oder Modellbau-Landschaften aus, bei Auto-Verfolgungsjagden bewegt sich die Kamera mit den Bewegungen der Autos im Stile von GTA mit, usw. Wirklich sehr cool gemacht.

                    Ansonsten bekommt man hier eine relativ abgefahrene Komödie mit einigen doppelten Böden, etwas Action und soliden Lachern. Jason Bateman und Rachel McAdams spielen das auf einer Arschbacke runter, der Knaller ist Jesse Plemons als "unheimlicher Nachbar". Spooky!

                    Schöner Feierabend + 2 Bier-Film . . .

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                    • 5

                      Der flotte Dreier. 3 x Filme, 3 x 100 Wörter maximal

                      Kapitel 4.3 _ LOVE & OTHER DRUGS

                      Ein aalglatter Vertreter der Pharmaindustrie und eine junge Frau, die an Parkinson im Frühstadium leidet, beginnen eine Affäre. Trotz der festen Absicht, die Liaison im Unverbindlichen zu belassen, erwächst daraus (selbstverständlich) bald mehr. Basierend auf einem autobiografischen Roman eines scheinbar bekannten Viagra-Pharmaverkäufers klatschte Edward Zwick LOVE & OTHER DRUGS zusammen. Das schablonenhafte Skript aus (etwas) Satire, (zuviel) Klamotte und (öde) sentimentalem Melodram kann nur mühsam zusammengehalten werden. Anne Hathaway und Jake Gyllenhaal überzeugen zwar durch Chemie und Spiellust, können aber diese unstimmige Dramedy auch nicht retten. Und so oft wie die zuckersüße Hathaway hier ihre Hupen in die Kamera halten musste, war das den Filmemachern von vornherein bekannt . . .

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                      • 8

                        BenAffenleck im röhrenden V8 Richtung Mülltonne und Action-Overkill…

                        2024 - FURIOSA: A MAD MAX SAGA

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                        Die hohen Erwartungen nach dem immensen Überraschungserfolg von MAD MAX: FURY ROAD kann die als Prequel und Origins-Story angelegte Fortsetzung FURIOSA: A MAD MAX SAGA nicht erfüllen, wobei dieser Gedanke mMn schon von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Dementsprechend locker ging ich an den Film heran und wurde mit zweieinhalb fantastisch unterhaltsamen Stunden in den ‘Wastelands’ belohnt. Mir hat es sehr gefallen, dass George Miller bei der in fünf Kapitel unterteilten Story mehr Wert auf das Erzählen der Vorgeschichte rund um die titelgebende ‘Furiosa’ legt, deren Flucht aus der von ‘Immortan Joe’ geführten Kolonie ‘Zitadelle’ Teil des letzten Films war. Dabei wird auch die postapokalyptische Gesellschaft mehr ins Zentrum gestellt, die Welt der ‘Wastelands’ bekommt mehr Fundament, was ich sehr interessant fand und auch bei einem Neueinstieg in die Reihe problemlos funktionieren sollte.

                        Bestand FURY ROAD im Grunde aus einer langen Verfolgungsjagd, so reihen sich hier mehrere Hetzjagden, Verfolgungen und motorisierte Überfälle nahezu nahtlos aneinander, das große Herzstück ist allerdings die Actionsequenz mit einem Lebensmittel-Truck, die optisch wie akustisch geradezu überwältigend umgesetzt wurde. Die unglaublichen Stunts und Action auf, neben und unter dem chromglänzenden Tanklaster suchen dank Millers untrüglichen Gefühl für Raum, Bewegung und Physikalität ihresgleichen. Unterlegt mit einer Klangkulisse, bei der sowohl bei der Musik als auch den Motorengeräuschen fast die Bierpulle vom Tisch rappelt, schraubt sich der Entertainment-Faktor mit 16.000 rpm fast durch die Betondecke. Da fällt es zumindest für mich auch kaum ins Gewicht, dass FURIOSA deutlich CGI-lastiger über die Straßen und durch den Sand schmettert, denn den zeitgenössischen CGI-Boliden zeigt FURIOSA immer noch lässig den Mittelfinger im Rückspiegel.

                        Als Reiterin der Apokalypse liefert Anya Taylor-Joy hier auf ganzer Linie ab, obwohl sie während des gesamten Films nicht gerade viel Dialog hat. Sie steht auch der physischen Performance eines Tom Hardy in nichts nach, was man von ihr aufgrund bisher völlig anderer Rollen so auch nicht unbedingt erwartet hätte. Aber das funktionierte ja gut 10 Jahre zuvor mit Charlize Theron ebenfalls wunderbar. Jedenfalls eine sehr mitreißende Performance. Chris Hemsworth verkörpert den Antagonisten Dr. Dementus, der ständig zwischen Prophet, Cäsar und einem Wahnsinnigen pendelt. Ist zwar irgendwie etwas schräg, aber Hemsworth hatte hier sichtlich Spaß, was sich auch auf den Zuschauer überträgt. Auch Tom Burke als Mentor und Max-Ersatz sowie Alya Browne als junge Furiosa konnten mich voll überzeugen.

                        Insgesamt bietet FURIOSA ein Actionspektakel für die Sinne, das mittlerweile leider vom Aussterben bedroht ist. So ist es äußerst bedauerlich, dass man trotz des überwältigenden Aufwandes an den Kinokassen weltweit gerade mal das Budget von rund 170 Millionen Dollar wieder einspielen konnte. Somit wird wohl beim dritten Teil irgendein Streamingdienst einen Großteil der Kosten wuppen, was hoffentlich nicht die begnadeten Visionen dieses exzellenten Filmemachers trüben wird . . .

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                        • 5

                          Die Entführung einer seiner Schülerinnen weckt bei Wrestling-Coach Harry Summer (Dermot Mulroney) schmerzhafte Erinnerungen an seine vor wenigen Jahren nach einem Rape-Date ermordete Tochter. Entgegen der Warnung der Polizei nimmt er die Suche nach der verschleppten Catia (Melissa Diaz) in die eigene Hand und stößt dabei auf einen brutalen Menschenhändlerring.

                          Mit einem gewissen Fetisch für brechende Arm- und Fingerknochen wird in RUTHLESS - GNADENLOS nicht lange gefackelt, was den Ausbruch der Gewalt angeht. Da hätte Steven Seagal zu seinen besten Zeiten auch Freude dran gehabt. Zu viel hinterfragen sollte man allerdings auch nicht, vieles entspringt halt der generischen und seichten B-Actionfilm-Logik. Dermot Mulroney verkörpert den auf Rache gebürsteten Wrestling Coach aber sehr glaubwürdig, und auch Jeff Fahey hat eine überzeugende, wenn auch kleinere Rolle. Die handgemachte Action konzentriert sich vornehmlich auf wuchtig choreografierte Faustkämpfe, Action-Drama in EIN MANN SIEHT ROT-Manier trifft es daher vielleicht am besten. Kann man so mal machen . . .

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                          • 10

                            BenAffenleck im röhrenden V8 Richtung Mülltonne und Action-Overkill…

                            2015 - MAD MAX: FURY ROAD

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                            Noch während die End-Credits laufen, hole ich den Staubsauger, um mich des herein gewehten Wüstensandes zügig zu entledigen. Dann die qualitativ grandiose BluRay aus dem Player holen (diesmal die 3D), die Kappe wieder auf die Dose Silberspray schrauben, Beamer abkühlen lassen und ein weiteres kaltes Bier holen. So eine völlig sinnfreie Verfolgungsjagd durch die namibische Wüstenlandschaft von Punkt A nach B und wieder zurück kann einen schon mal an den Rand einer Dehydration katapultieren. Bier öffnen, Computer hochfahren, merken, dass die Maus und die Tastatur schon bei der Passworteingabe komisch knirschen … hell yeah … egal, keine Zeit mehr für Sperenzchen.

                            Nach einem viertel Jahrhundert des schmorens in Hollywoods Entwicklungshölle schaffte es George Miller endlich, seine eigene Kult-Reihe nicht nur komplett in den Schatten zu stellen, sondern auch gleich einen Großteil des Action-Kinos des neuen Jahrtausends. Vor spektakulärer namibischer Kulisse gibt es eine fast ununterbrochene Verfolgungsjagd zu bewundern, die man so noch nie gesehen hat und auch niemals vergessen wird. Ein großer Fan der alten MAD MAX Filme bin ich ja bisher nie gewesen, wobei mir Teil 1 mittlerweile aber doch immer besser gefällt. Wie dem auch sei, MAD MAX: FURY ROAD drückt einen jedenfalls so brutal in den Sessel und man hat nicht mal die Gelegenheit, sich selbst zu fragen, wie einen so ein Film, dessen Drehbuch eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung 3500 skizzierter Szenen besteht, doch flashen kann. Die Bilder sind furios stilisiert, kunstvoll durchkomponiert und fangen die atemberaubende Action und die wunderschöne Wüstenlandschaft in Perfektion ein. Und dann diese Action, handgemacht und völlig roh. Ein Fest für jeden Action-Junkie.

                            Der Bullenmann Tom Hardy spielt einen perfekt passenden Max Rockatansky. Einen, der seine Sprache, seine Worte und seinen Sinn erst im Lauf der Geschichte wiederfindet. Stoisch, wie Hardy immer spielt. Aber dieses Schauspiel mit den Augen, die Widersprüchlichkeiten, die darin miteinander kämpfen. Das hat er so dermaßen drauf. Charlize Theron hat hier als furiose Furiosa trotzdem einige stärkere schauspielerische Momente, und reißt den Film sogar einige Male komplett an sich. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass Hollywoods schönste Frau selbst mit Armstumpf und Marine-Corps-Frisur immer noch zum Ansabbern aussieht, oder?

                            Nach der etwas enttäuschenden Erstsichtung bin ich auf der FURY ROAD mittlerweile längst frontal unter die Räder gekommen. Und ich freue mich darüber, denn so ein bombastisches Blockbuster-Kino bekommt man heute nicht mehr oft. Ein visuelles und vor Kraft strotzendes Monster, gezeugt im heißen Sand von Irrsinn und Wahnsinn. Hierfür streckte selbst die Academy 6 Goldjungs ins Scheinwerferlicht . . .

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                            • 5

                              BenAffenleck im röhrenden V8 Richtung Mülltonne und Action-Overkill…

                              1985 - MAD MAX - JENSEITS DER DONNERKUPPEL

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                              Mit einem erneuten Abstand von rund 3 Jahren erschien 1985 die zweite Fortsetzung des postapokalyptischen Franchise, welche abermals von George Miller inszeniert wurde und erneut Mel Gibson in der Rolle des Ex-Cops ‘Max’ auf ein weiteres Abenteuer schickte. Dieses Mal gab man Miller sogar 10 Millionen Dollar Budget in die Hand, um einen weiteren riesigen Hit an den Kinokassen zu landen. Für eine Nebenrolle konnte man Tina Turner von den Konzertbühnen der Welt herunterzerren, zudem verwässerte man die MAD MAX-DNA, um massenkompatibler zu werden und ein PG-13 an den Kinokassen zu bekommen. Dementsprechend war es durchaus eine Genugtuung, dass MAD MAX - JENSEITS DER DONNERKUPPEL an den Kinokassen alles andere als floppte, aber nicht das Dutzendfache des geringen Budgets wie die Vorgänger einspielte. Nicht alles lässt sich berechnen und in die Hollywood-Form pressen.

                              Aufgrund des höheren Budgets wurde George Miller hier von Studioseite sicherlich auch ins Lenkrad gegriffen, da während der Suche nach geeigneten Drehorten auch Millers Freund und Mad Max-Produzent Byron Kennedy bei einem Helikopterunfall verstarb. MAD MAX 3 bekam jedenfalls einen viel zu leichten Ton verpasst und wechselt im Mittelteil eher zu einem Jugendabenteuer mit kitschigen Erlöser-Ambitionen. Den Sets und Kostümen in ‘Bartertown’ kann man das höhere Budget natürlich ansehen, richtig düstere Apokalypse-Stimmung will aber nicht aufkommen, da auch der Score wesentlich poppiger ist. Erst zum Ende hin wird man mit einer rasanten und halsbrecherischen Verfolgungsjagd belohnt, die es allerdings auch nicht mit der in DER VOLLSTRECKER aufnehmen kann.

                              Budget hochgeschraubt, Gewalt heruntergeschraubt = ein äußerst mittelmäßiges Sequel mit vielen vertanen Chancen und nur wenigen starken Momenten. Kein Wunder, dass es noch 30 Jahre dauern sollte, bis George Miller den Sand des ‘Wastelands’ wieder aufwirbeln würde . . .

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                              • 6

                                BenAffenleck im röhrenden V8 Richtung Mülltonne und Action-Overkill…

                                1981 - MAD MAX II - DER VOLLSTRECKER

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                                Nachdem Max am Ende des ersten Teils zur gefühlskalten Maschine wurde und die Blutwurst eiskalt servierte, lässt die Fortsetzung MAD MAX II - DER VOLLSTRECKER seinen titelgebenden Helden während der Suche nach Benzin auf ein kleines Camp im Nirgendwo der Endzeit-Wüstenlandschaft stoßen. Dieses Camp ist glücklicherweise eine alte, aber funktionstüchtige Raffinerie, die allerdings von marodierenden Punks unter der Leitung des despotischen Humungus belagert wird…

                                Die Faszination für MAD MAX II kann ich halbwegs nachvollziehen, als Teenager in den glorreichen 80ern übergoß mich diese Fortsetzung auch mit Treibstoff, ließ danach das Streichholz gnadenlos am rauen Rücken des Video 2000-Tapes entlanggleiten und mich in Feuer und Flamme aufgehen. Zwei weitere Sichtungen in späteren Dekaden konnten aber keine Funken mehr schlagen, wobei ich aber auch erwähnen muss, dass mich diese Endzeit-Settings fast immer absolut anöden. Und da bietet DER VOLLSTRECKER natürlich genug Nahrung für meine Antipathie, gibt es hier doch massig dreckige Bekloppte in (handmade) zerschlissenen Penner-Outfits, dazu noch ein grunzendes Dschungelkind mit einem Metallbumerang und einen lächerlichen Bösewicht, dessen Maske nach Abschluss der Dreharbeiten scheinbar an Jason Vorhees vererbt wurde. Kann ich leider überhaupt nicht ernst nehmen, zudem dann auch noch die komplette Exposition kaum mehr zu bieten hat und der Film als Highlight nur die brachiale und wirklich sensationelle Explosion der Anlage und den darauf folgenden Straßenkrieg mit dem Tanklastzug ins Rennen um den Titel als ‘Mutter der Actionfilme’ schicken kann.

                                Mir sagte hier der minimalistische und raue Stil des Vorgängers einfach mehr zu, Schnitt und Kameraführung fand ich da auch noch etwas besser. Nach der jetzigen Sichtung wundert es mich nach wie vor, dass ich das Quasi-Remake FURY ROAD so hart abfeiern kann. Für DER VOLLSTRECKER tippe ich 6 Mal leicht auf das Gaspedal, wobei er die mMn nicht mal ganz verdient hat. Aber die letzte halbe Stunde und die ganzen handgemachten Stunts und gelungene Action hat doch schon was . . .

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                                  über Mad Max

                                  BenAffenleck im röhrenden V8 Richtung Mülltonne und Action-Overkill…

                                  1979 - MAD MAX

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                                  „Ein Alptraum aus Gewalt, Blut, Schrott und Grauen.“ [Der Katholische Filmdienst]

                                  Mit so einer Werbung (oder Ähnlichen) im Rücken ist der Kultfaktor meist nicht weit, der Zuschauer weltweit in die Kinos strömen und Filmkritiker verdutzt die Augen reiben und Nasen rümpfen lässt. In MAD MAX führte George Miller zum ersten Mal seine Höllenvision eines von Banden kontrollierten australischen Kontinents vor, musste sich aber bei etlichen Ideen selbst limitieren, da das Budget von schlappen 300.000 Dollar vieles einfach nicht hergab. Sogar seinen eigenen Wohnwagen ließ er am Anfang des Films vor laufender Kamera von einem durchpreschenden Wagen zerlegen, um seiner Vision möglichst nahe zu kommen.

                                  Die kleine und zunächst unbedeutend wirkende australische Produktion hatte einen enormen Einfluss auf das Kino und die Filmemacher der nachfolgenden Dekaden, obwohl es nicht mal ein sonderlich guter Film ist, der seine inhaltlichen Schwächen nicht immer zu überdecken vermag. Allerdings folgt dieser Kracher seinem ganz eigenen Flow, ist mit dem Budget im Rücken bemerkenswert gut gefilmt, hat einige rasante Verfolgungsjagden und eine durchaus zynische Aufbereitung der Gewalt zu bieten. Mit Max Rockatansky hält MAD MAX allerdings auch noch zusätzlich einen charismatischen Helden bereit, der vom damals unbekannten 23-jährigen Mel Gibson glaubhaft verkörpert wurde. Mit Ledermontur, Sonnenbrille und einem schwarz lackierten Ford Falcon, dessen V8-Motor mörderisch brüllt, jagt Gibson seiner Rache über die endlosen Highways von Australien hinterher. Dieser Max Rockatansky versucht sich frühzeitig von der brutalen Welt der Straße zu distanzieren, kann dem unentrinnbaren Teufelskreis der Gewalt damit aber auch nicht entkommen und funktioniert am Ende nur noch wie eine Maschine, fernab von jeglichem Gefühl der Reue.

                                  Seinerzeit als sinnlose Gewaltorgie verschrien, konnte MAD MAX an den Kinokassen weltweit knapp 100 Millionen Dollar einspielen, gilt des weiteren als Urknall des australischen Kinos und war bis 1999 und dem Erscheinen der Hexe von Blair der bis dahin profitabelster Film aller Zeiten. Uncut wurde er 1983 auf den Index gesetzt und bekam nach 25 Jahren sogar noch die Folgeindizierung, bevor er 2015 dann endlich befreit wurde. Tatsächlich ist der Film in Sachen Gewalt alles andere als zimperlich, aber so ganz wird der Film seinem knallharten Ruf mittlerweile nicht mehr gerecht, von daher geht die uncut Fassung mit einer FSK ab 16 auch absolut in Ordnung.

                                  Ein Stück Action-Geschichte, der Beginn zweier großer Karrieren und verdientermaßen weltweit zum Kulthit erhoben. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal so akzeptieren würde . . .

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                                    ‘Dabei sein ist alles’ [olympischer Gedanke]

                                    Noch vor seinem (nachdem er Bryan Singer während der Dreharbeiten ablöste) riesigen Erfolg mit dem zurecht gebogenen ‘Queen’-Biopic BOHEMIAN RHAPSODY verfilmte der britische Schauspieler und Regisseur Dexter Fletcher die sportliche Karriere des Briten Michael „Eddie“ Edwards (Taron Egerton), der sich als unterprivilegierter und wenig talentierter Hobbysportler seinen Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen erfüllte: Er trat allen Widerständen (durch das Olympia-Komitee, Teamkollegen und Eltern) zum Trotz bei der Winterolympiade 1988 in Calgary als Skispringer für das Vereinigte Königreich an.

                                    Die Winterspiele ‘88 waren eh die Zeit der noch heute berühmten Außenseiter, denn auch eine gewisse jamaikanische Bobmannschaft trat an, um dem olympischen Geist Tribut zu zollen und zu einer Mediensensation zu werden. Diese Außenseiter-Geschichte wurde bekanntlich bereits 1993 durch den wunderbaren COOL RUNNINGS verewigt, und ist der Bruder im Geiste von EDDIE THE EAGLE. Wenn man genau aufpasst, kann man im Film von Dexter Fletcher sogar kurz das jamaikanische Bobteam während einer Übertragung im Fernsehen entdecken. Ein schönes Gimmick.

                                    Das Drehbuch kommt (wie fast immer bei solchen Biopics) nicht ohne Hinzudichtungen aus, folgt dadurch aber dann überaus packend und unterhaltsam, mit einem nahezu perfekten Gespür für Timing und auf weitestgehend unkitschige Weise den Regeln des sportlichen Underdog-Feel-Good-Kinos. Taron Egerton wurde hier schön gegen sein schickes KINGSMAN-Image besetzt und kann mit vorgestrecktem Unterkiefer, Brille und Schnauzer voll überzeugen. Hugh Jackman ist eh immer ein Gewinn und macht auch als unkonventioneller Trainer eine gute Figur. Iris Berben und der legendäre Christopher Walken besetzen hier allerdings nur kleinere Nebenrollen. Passend zum Jahrzehnt komponierte Matthew Margeson eine schöne, sich variierend durch den Film ziehende Synthesizer-Melodie, die mir richtig gut gefiel. Und zu Eddies größtem Sprung dürfen natürlich auch nicht Van Halen mit ‘Jump’ fehlen.

                                    EDDIE THE EAGLE springt souverän am Fremdschämen vorbei und präsentiert die sympathische und herzerwärmende Geschichte eines Losers, der sich seinen Traum erfüllt. So was zieht nicht nur die Zuschauer der damaligen Ereignisse, sondern sorgt auch im heimischen Kinosessel noch für Jubel und feuchte Augen . . .

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                                      Der Regisseur und Drehbuchautor Jeff Nichols lieferte bisher äußerst interessante Filme ab, gerade TAKE SHELTER und MUD haben es mir ja richtig angetan. Auch sein neuestes Werk ist ziemlich gelungen, auch wenn emotionaler Tiefgang oder dramatische Höhepunkte eher Zucker im Tank haben. SONS OF ANARCHY-Action und Härte gibt es hier zwar nicht, aber auch Nichols zeichnet den Aufstieg und schleichenden Niedergang eines Motorradclubs nach, hier allerdings in den 1960ern und der damit verbundenen Zeit des Umbruchs. Der Autorenfilmer ließ sich für THE BIKERIDERS von einem Fotobuch von Danny Lyon über den ‘Chicago Outlaws Motorcycle Club’ zu dieser nostalgischen, aber auch humorvollen Würdigung einer amerikanischen Subkultur inspirieren.

                                      Jodie Comers Figur einer jungen Biker-Ehefrau hält aus dem Off kluge und auf unbestechliche Weise schnippische Erzählungen über Benny und die anderen Männer bereit, worauf dann die Handlung in Rückblenden erfolgt. Ein durchaus wirkungsvoller und etwas augenzwinkernder Kontrast zur hartgesottenen Männerwelt, der auch als Verbindung der einzelnen “Episoden” dient, die von den Machtkämpfen zwischen den Bikern, amtlichen Partys, ihrem Lebensdurst, unausweichlichen Tragödien und dem anschließenden Kollaps erzählen.

                                      Jodie Comer, die ich bisher nur aus FREE GUY kenne, spielt durchaus überzeugend. Austin Butler ist für mich allerdings wie ein Autounfall am Straßenrand, an dem man im Schritttempo vorbei fährt: man findet das eigentlich richtig scheiße, ist aber doch fasziniert und muss hingaffen. Butler ist wahrscheinlich die coolste leere Darsteller-Hülle der neueren Schauspieler-Garde, spricht wenig, ist unfassbar cool und guckt meist nur unter der Tolle hervor. Ich konnte mich bis heute nicht entscheiden, ob ich das gut oder kacke fand. Natural born cool ist hingegen Tom Hardy, der den Club-Anführer Johnny mit ungeheurer Präsenz spielt und seine Autorität notfalls mit den Fäusten oder dem Messer verteidigt. Dieser Johnny sieht im Fernsehen DER WILDE mit Brando und ergreift plötzlich die Chance, seinem uniformen Vorstadtleben mit Haus und Familie zu entfliehen. Ein interessanter Charakter, dem ich auch gerne in einer Miniserie zugesehen hätte. In kleineren Rollen gibt es noch Michael Shannon (wie in jedem Nichols-Film), Mike Faist (CHALLENGERS) und Norman Reedus zu entdecken.

                                      Jeff Nichols kleine Ballade ans Außenseitertum ist somit kein Nägelkauer, entfacht aber trotz eines gemächlichen Pacing einen starken Sog. THE BIKERIDERS ist ein (so weit ich das beurteilen kann) authentisches, atmosphärisch inszeniertes und bodenständiges Zeitdokument über die Anfangszeit der Motorrad-Clubs in Amerika. Vielleicht runde ich irgendwann noch mal auf 7 Punkte auf . . .

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                                        Who killed Rosie Larsen?

                                        Auf dem heimischen Bildschirm ist ‘Mord’ im Laufe der letzten Dekaden oftmals zur Trivialität verkommen. Unzählige fiktionale Ermittlerteams aller Herren Länder beschäftigen sich Woche für Woche mit am Fließband produzierten Film/Serien-Leichen, um die Zuschauer zu unterhalten. Das im verregneten Seattle angesiedelte US-Remake der gefeierten dänischen Serie KOMMISSARIN LUND: DAS VERBRECHEN nimmt sich nicht eine, sondern ganze zwei Staffeln Zeit, um den Mord an der siebzehnjährigen Schülerin Rosie Larsen aufzuklären. Zudem zeigt THE KILLING, was der gewaltsame Tod eines einzelnen Menschen mit der Gesellschaft anrichtet, in der er gelebt hat. Nicht nur folgt die Serie der Spurensuche von Detective Sarah Linden (Mireille Enos) und ihres unkonventionellen Partners Stephen Holder (Joel Kinnaman). Als Zuschauer erleben wir auch, wie die Beziehung von Rosies Eltern zu zerbrechen droht, ihre Schulfreunde das Trauma verarbeiten und Lokalpolitiker versuchen, das grausame Schicksal des Mädchens für ihre Zwecke zu missbrauchen. Kein leichter Tobak also. Und gerade deshalb in jeder Minute ungemein fesselnd.

                                        Bis es zum Finale am Ende von Staffel 2 kommt, wird das Publikum durch einen Irrgarten von falschen Spuren geführt. Dadurch entsteht eine spürbare Grundspannung, die alleine durch das oft graue und verregnete Seattle-Setting einen düsteren Touch erhält. Dass die Charaktere allesamt Tiefgang haben und dieser immer wieder in den Fokus gerückt wird, ist eine weitere Stärke von THE KILLING. Vor allem Sarah Linden (Mireille Enos) und ihr Partner Stephen Holder (Joel Kinnaman) sind ungemein fesselnd gezeichnet und fantastisch gespielt. Mireille Enos habe ich ja schon durch die gleichfalls starke Serie HANNA kennen und sehr zu schätzen gelernt, aber Joel Kinnaman ist hier dann die echte Überraschung, den ich bisher meist nur in irgendwelchen Pröddel-Rollen (SUICIDE SQUAD oder ROBOCOP) gesehen habe. Eine ganz starke Leistung der beiden Darsteller, deren Charaktere immer mehr auseinanderzubrechen drohen. Im weiteren Verlauf der Serie stoßen noch Elias Koteas, Gregg Henry, Peter Sarsgaard und Joan Allen zur Besetzung hinzu, aber auch abseits bekannterer Namen bietet THE KILLING fantastisches Schauspiel aller Beteiligten.

                                        Nach dem Ende von Staffel 2 und dem Abgrasen der Wahlbüros sowie der Arbeiterklasse beginnt Staffel 3 dann mit einem neuen Fall, der sich um unzählige verschwundene obdachlose Straßenkinder dreht. Mit einem parallel verlaufenden Handlungsstrang aus einem Todestrakt greift die Staffel allerdings auch noch lose Fäden aus den vorherigen Staffeln auf und endet mit einem massiven Kloß im Hals. Die abschließende Staffel 4 dreht sich in nur noch 6 Folgen um die brutale Ermordung der reichen Familie Stansbury, deren überlebender Sohn Kadett an einer privaten Militärakademie ist. Mal mehr, mal weniger gemeinsam haben alle Staffeln, dass Teenager aus zerrütteten Familien die Opfer sind und das Ermittlerduo aus eigenen Erfahrungen weiß, dass die Kinder nicht von allein auf die schiefe Bahn geraten sind. Es sind die Sünden der Väter und Mütter, die sie ihr Leben lang mit sich herumtragen.

                                        Nach 44 Episoden voller Düsternis, Gewalt und innerer Dämonen der Protagonisten wird THE KILLING zu einem runden Ende gebracht, das ich persönlich sehr schön fand. Die zweite Hälfte der Serie kann nicht mehr ganz das immens hohe Niveau der Vorangegangenen halten, ist aber trotzdem noch starkes Entertainment mit einer atmosphärischen Inszenierung, zahlreichen ineinander verwobenen Handlungsfäden und vielschichtigen Charakteren. Eine facettenreiche, tiefgründige und oft ergreifende Serie . . .

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                                          Cassandra (Carey Mulligan) war einst eine vielversprechende Medizinstudentin. Doch jetzt mit Anfang 30 wohnt sie bei ihren Eltern, hat das Studium aufgrund eines traumatischen Ereignisses abgebrochen, arbeitet stattdessen in einem Café und wirkt ziellos und verloren. Des nachts allerdings schleppt sie unter vorgespielter Trunkenheit Männer ab, um sie psychisch zu foltern und zu demütigen. Als sie neue Details über die Vergangenheit erfährt, schmiedet sie einen neuen Plan…

                                          Mit PROMISING YOUNG WOMAN gibt die jahrelang als Schauspielerin tätige Emerald Fennell ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin, womit sie unter anderem gleich den Oscar für das beste Originaldrehbuch einsacken konnte und einen interessanten, eigenwilligen Beitrag zur Debatte um #MeToo und den Missbrauch von Frauen abliefert, der wahrscheinlich schon seit Hunderten von Jahren als kleiner Ausrutscher oder Kavaliersdelikt im großen Buch des Stillschweigens vermerkt wird.

                                          Emerald Fennell lässt in ihrem doppelbödigen Rape-and-Revenge-Drama aber nicht eine Frau ihre Peiniger gnadenlos niedermetzeln, sondern geht hier viel subtiler vor. Die Männer sind keine brutalen, schmutzigen Proletarier, die mit Gewalt über Frauen herfallen. Stattdessen handelt es sich um vermeintlich nette, anständige Typen in respektablen Jobs, die sich selbst auch als gute Menschen ansehen würden. Typen, denen aufgrund ihres Umfelds niemand etwas anhaben kann, zumal den weiblichen Opfern männlicher Gewalt ja eh immer noch gerne eine Mitschuld zugeschrieben wird. Cassandras Revenge zielt vor allem darauf ab, Männer durch die umgekehrte Täter-Opfer-Rolle einmal das Gefühl von Schwäche und hilfloser Ohnmacht durchleben zu lassen. Das verleitet sicherlich schnell zu einem streng erhobenen moralischen Zeigefinger, stattdessen setzt Fennell lieber auf einen gesteigerten Unterhaltungsfaktor, der auch mal gerne etwas schwarzen Humor mit sich bringt. Dafür überspitzt, konterkariert oder unterläuft die frische Filmemacherin mit ihrem brillant durchkomponierten Drehbuch immer wieder die üblichen Genre-Konventionen, packt die Bilder in regelrechte Candy Colors und unterlegt das ganze noch mit einem böse augenzwinkernden Soundtrack. Interessant fand ich auch, dass sowohl in Bezug auf Cassies Vorgeschichte als auch hinsichtlich ihrer abgründigen Taten bewusst Leerstellen gelassen werden, die, wenn überhaupt, nur spärlich gefüllt werden.

                                          Mich hat PROMISING YOUNG WOMAN inhaltlich und formal schwer beeindruckt, die unzähligen Preise und Nominierungen kann ich absolut nachvollziehen. Carey Mulligan fügt ihrer Vita mit einer ebenso eiskalten wie tragischen Figur, die selbst jedes Gleichgewicht verloren hat, eine weitere herausragende Rolle hinzu. Nach wie vor eine der besten Darstellerinnen des neuen Jahrtausends, die uns wohl noch oft begeistern wird.

                                          Ein ganz starkes Regiedebüt, ruhig und auf den Punkt inszeniert, dazu noch bitterböse und geradezu brillant geschrieben. Schade, dass da SALTBURN scheinbar nicht mithalten kann . . .

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                                            Die junge Biologin Rona (Saoirse Ronan) lebt in London. Nachdem die Exzesse ihrer Alkoholsucht zu extrem wurden, unterzieht sie sich einer Entziehungskur, an deren Ende sie trotz schwieriger Verhältnisse zu ihren Eltern und einem Gefühl der Isolation in die Heimat der Cockney-Inseln nördlich von Schottland zieht. Dort kämpft sie weiter gegen sich selbst, ihre Vergangenheit, familiäre Schatten und die Sucht…

                                            “Einfach wird es nie, es wird nur weniger schwer.” [trockener Alkoholiker]

                                            Alkohol. So schön, wenn er nur als Genussmittel herhalten muss. Die Hölle, wenn man von einer gesellschaftsfähigen, 24/7 käuflich erwerbbaren Droge abhängig ist, für die man sich oft rechtfertigen muss, wenn man sie nicht ‘konsumiert’. Irgendwann im Film sagt Rona, dass sie ohne Alkohol kein Glück empfinden kann, eine Aussage die echt sitzt, wenn man diesbezüglich selbst zwischen den beiden Extremen Genie und Wahnsinn wankt. Für Rona ist es ein langer Weg, bis sie erkennt, dass ihre Aussage vielleicht nur ein Gespenst der Sucht ist, und man Glück an den unmöglichsten Orten und in den unglaublichsten Momenten finden kann, wenn Augen und Verstand geöffnet sind. Ronas Gefühle und der Versuch, gleichzeitig innere Dämonen zu bekämpfen, alte Gespenster zu akzeptieren und eine mögliche bessere Zukunft zu finden, lassen sich in der überwältigenden und rauen Einsamkeit der oft sturmgepeitschten Heimat nur mit den wummernden Bässen aus den Kopfhörern ertragen. Das ist absolut intensiv und mündet in einer naturgewaltigen Szene, die mich mit wundervollen Bildern und irrer Lautstärke völlig überwältigte.

                                            THE OUTRUN basiert auf dem autobiografischen und preisgekrönten Buch ‘Nachtlichter’ von der schottischen Journalistin Amy Liptrot. Die Regisseurin Nora Fingscheidt, die ja mit ihrem auch selbst geschriebenen SYSTEMSPRENGER für regelrechte Begeisterungsstürme sorgte, schrieb hier auch wieder am Drehbuch mit. Die Erzählung im Film ist nicht chronologisch und springt konstant durch die Zeit, wirkt dabei aber nie unübersichtlich und hält die Story in einem guten Fluss. Saoirse Ronan spielt sich hier facettenreich und kraftvoll auf Oscar-Kurs und unterstreicht ein weiteres Mal ihre große schauspielerische Klasse. In Verbindung mit den unfassbar schönen Landschaftsaufnahmen und einer ganz eigenen Atmosphäre ergibt sich hier ein bewegender und herausfordernder Film über das Ringen mit Abhängigkeit. Ganz stark, auch im Nachhall . . .

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                                              BenAffenleck 24.12.2024, 11:24 Geändert 05.01.2025, 14:43

                                              OFFICE CHRISTMAS PARTY ist die passende chaotische Weihnachtssause, wenn im Januar noch 3 Pullen Glühwein und 1 Pulle Eiertot weg müssen. Total bescheuert, aber einige Szenen waren grandios drüber . . .

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                                                Über die übliche Netflix Stangenware kommt THE MOTHER auch nicht hinaus, präsentiert seine Heldin aber passend wortkarg, humorlos, schlagkräftig und natürlich perfekt gestylt in top Form. Das Drehbuch wurde so oder so ähnlich schon dutzende Mal verfilmt, aber mal abgesehen davon, dass hier 10 Minuten weniger mal wieder ein Gewinn gewesen wären, fühlte ich mich doch überaus solide unterhalten. Von einem Action-Brett kann hier zwar keine Rede sein, aber wenn es mal kracht, dann ist die Action zumindest gut inszeniert. Mir gefiel natürlich auch das kanadische Schnee-Setting überaus gut, dafür bin ich ja immer zu haben, und als Alaska-Double lässt sich das so durchwinken.

                                                Etwas mehr Feintuning am Drehbuch und ein paar Überraschungsmomente hätten hier nicht geschadet. Als sicherlich nicht klein-budgetierter B-Actioner sorgt THE MOTHER aber durchaus für einen netten Filmabend . . .

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                                                  BenAffenleck 21.12.2024, 11:24 Geändert 21.12.2024, 12:26

                                                  “Wann ist ein Mann ein Mann?” [Herr Bert Grönemeyer]

                                                  THE PACKAGE dreht sich rund 94 Minuten um einen abgetrennten Penis und 5 Teenager-Klöten, denen auf einem Wanderausflug in der Wildnis während eines Besäufnisses das Klappmesser zu locker sitzt. Um die großräumige Beschneidung rückgängig zu machen, bleiben nur wenige Stunden Zeit, wobei ihnen die Natur, das Karma und sie sich selbst etliche Beinchen stellen. Der abgetrennte Penis in teils jämmerlichen Zustand lässt wahrscheinlich jeden männlichen Zuschauer bedröppelt aus der Wäsche gucken, ist aber auch für jede Menge Schabernack zu gebrauchen. Eine Handvoll Gags schafft es dabei sogar ins Ziel, der Rest landet im Taschentuch oder vertrocknet in der Sportsocke. Mitunter driftet THE PACKAGE auch schon ins Groteske ab, was sicherlich nicht jedermanns Fall ist, dabei aber schon wieder so weit drüber ist, dass es (irgendwie) unterhält.

                                                  Trotzdem hätte man hier selbst für einen Netflix-Film wesentlich mehr rausholen können, denn die Jungdarsteller sind zwar erfrischend unverbraucht und teils schräg, bei den Charakterzeichnungen gibt es aber nix zu holen. Für diesen bekloppten Klamauk tunke ich das Wiener Würstchen 5 Mal in den Senf. Mehr wäre fast schon schlechter Geschmack . . .

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                                                    über Anora

                                                    Von Sean Baker habe ich keinen seiner bisherigen 7 Filme gesehen, zumindest THE FLORIDA PROJECT tummelt sich aber schon seit einiger Zeit auf der Vormerke. Angeblich soll er gut mit Charakteren können und Sex (in welcher Form auch immer) eine große Rolle spielen. Die beiden Punkte kann man auch bei ANORA mit grünen Häkchen versehen, wenn sich eine Stripperin und ein mit Dollars um sich werfender russischer Oligarchen-Bubi in einem Traum verlieren, ohne wirklich zu merken, was da geschieht. Die beiden heiraten spontan in Vegas, was den Oligarchen-Eltern (mitsamt ihren Schlägern und dem Pastor) mal so gar nicht in den Kram passt.

                                                    Die „PRETTY-WOMAN-Antithese“ kommt etwas schwer aus dem Startblock, lässt danach aber ihre teils gut geschriebenen Figuren von einem Chaos ins nächste taumeln. Nach gut der Hälfte der fast 140 Minuten hatte ich eigentlich wohl erwartet, dass ANORA komplett Richtung Thriller kippt, bleibt aber doch eher Dramedy mit einigen echt spaßigen Situationen. Durchaus ein interessanter Genre-Mix mit unterschiedlichen Tonalitäten, der mich dann aber gerade im Schlussakt nicht emotional catchen konnte. Mikey Madison dürfte hiermit als titelgebende ANORA ihre Breakout-Performance haben, denn sie spielt wirklich großartig. Bisher kannte ich sie nur aus einer kleinen Nebenrolle in ONCE UPON A TIME … IN HOLLYWOOD, aber von ihr kann und darf man sicherlich in den nächsten Jahren noch so einiges erwarten. Auch Yura Borisov als anfangs schweigsamer Igor war hier für mich eine kleine Entdeckung.

                                                    Ich schiebe ANORA erstmal etwas zu geizige 6 Scheine unter das seitliche Gummi ihres Slips, könnte mir aber irgendwann auf jeden Fall noch einen weiteren vorstellen . . .

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