Cineast_Driver - Kommentare
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Alle Kommentare von Cineast_Driver
Ryan Coogler löst sich erstmals seit seinem „Fruitvale Station“ aus der eigens kreierten Franchise-Hölle und liefert nicht weniger als den originellsten und besten Film seiner Karriere ab!
„Sinners“ ist ein herausragend inszeniertes IMAX Spektakel voll eigener Identität sprießend und Genre-mix verankernder, umwerfender allegorischer Stärke.
Es beginnt als Südstaaten Gangster-Drama zweier Zwillinge, die ihrer Vergangenheit im Mississippi und ihrem Aufenthalt in Chicago entfliehen wollen und so nach Hause kehren und eine alte Mühle für eine große, Blues-orientierte Party kaufen und aufpäppeln. Michael B. Jordan läuft zur Top-Form auf und spielt seine beiden Zwillinge herrlich divers und mit ihren ganz eigenen Macken und Konturen und Hailee Steinfeld verdreht dem Zuschauer regelrecht den Kopf (verdammt sexy Performance).
Wie zuletzt Ross in seinem „Nickel Boys“ findet auch Coogler anders als bei seinen in meinen Augen ideologisch höchst zweifelhaften Black Panther Werken eine ungeheuer starke thematische Intensität in seinem Kampf gegen den Rassismus (namentlich Ku-Kux-Klan) und divergiert sein Gangster-Milieu in einer waghalsigen zweiten Hälfte zu einem allegorischen Vampir-Horror.
Durchtrieben wird der gesamte Film dabei stets mit der Strahlkraft des Blues und der Bedeutung von Musik für die ehemalige Sklaverei abwärts des Mississippi. Der 2-fache Oscargewinner Ludwig Göransson (Black Panther, Oppenheimer) liefert einen elektrisierenden Original Soundtrack ab. Auch Meisterregisseur Christopher Nolan und seine Ehefrau Emma Thompson haben Coogler bei seinem Vorhaben unterstützt.
Grandiose Cinematography, ein brillantes und eigenständiges Drehbuch entführen in einen herausragenden amerikanischen Südstaaten Genre-Mix, der komplett gegen die Franchise Trends eine höchst eigene und stringent klare Vision an den Tag legt.
Das Ergebnis ist meisterhafte Unterhaltung, wundervoll bebildert, inszeniert, musikalisch untermalt, gespielt und erzählt. Ein Testament für das Black Cinema, den Blues und ein Power-Akt gegen den Rassismus und für die schwarze Emanzipation.
Ich kann‘s kaum abwarten den nochmal im Original zu sehen und bis dahin:
„Tanz mit dem Teufel“
Gestern war es also endlich soweit, meine Vorfreude stieg ins Unermessliche. Zum ersten Mal Andrzej Żuławskis surreal, hypnotisches Beziehungsdrama auf der Leinwand in der neuen 4k Restaurierung.
Umso spektakulärer waren die unerwarteten, äußeren Umstände meiner Vorstellung. Im sogenannten KizKino, im Filmshop Kassel, sollte die Vorstellung von „Possession“ stattfinden (übrigens die älteste Videothek der Welt), doch bevor es dazu kam (die Vorstellung war um 20 Uhr), bin ich zufälligerweise in einen Filmstammtisch von Randfilm e.V. reingestolpert. Da der Filmshop sein 60-jähriges Bestehen feiert, war jemand vom HR-Fernsehen für den Dreh des Stammtisches vor Ort und so saß ich, auf Einladung des Filmshop Betreibers, mitten in der Runde. Als die Kamera lief tauschten wir uns über die Liebe zum Film aus: zwischen Coppolas Apocalypse Now und Megalopolis, Tarkovsky und Paul Verhoeven, Randfilm Festival und natürlich Possession wurden unsere cineastischen Ergüsse aufgenommen. Der Beitrag wird vermutlich diesen Sonntag im HR Fernsehen zu sehen sein; die überrumpelnd, leicht nervöse Art meinerseits werde ich vermutlich auch zu sehen bekommen aber es war für mich natürlich auch eine spontane Situation.
Etwa eine Stunde des Stammtisches später, nahm ich dann meinen Platz ein; der überwältigenden Vorfreude wegen hatte ich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht und dann ging es los:
Andrzej Korzyńskis fabelhaft virtuoser Score ertönt, Bilder von der Berliner Mauer, die Kamera fährt an dieser entlang und macht die Aufschrift deutlich: die Mauer muss weg. Diese trennte bis zum 09. November 1989 West- von Ostdeutschland. Ein gespaltenes Volk, welches unter der Paranoia der Isolation im Osten litt. Das ist der Schauplatz von Zulawskis Beziehungshorror, im westlichen Teil Berlins, zwischen Gesundbrunnen, Wedding, Neuköln und weiteren Locations.
Durch seinen Schauplatz sind die Aufnahmen in Possession ein Zeitzeugnis des geteilten Berlins und für Zulawski hat diese Mauer gezwungenermaßen eine politische Bedeutung. Aus seinem Heimatland Polen wurde er verjagt und hat diese politischen Repressionen am eigenen Leib zu spüren bekommen. Sein zwischenzeitliches Projekt „Der silberne Planet“ konnte/durfte er nicht mehr fertigstellen (erst 88 wurde es vollendet; ebenfalls ein Meisterwerk von einem Film, der Germans „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ vorwegnimmt), dabei sollte es die teuerste polnische Produktion aller Zeiten werden. Doch der Autorenfilmer hat in seinem Science Fiction Epos regimekritische Parabeln und Allegorien verbaut, sodass die totalitäre „Vereinigte Polnische Arbeiterpartei“ die Dreharbeiten stoppen ließ und Zulawski ins Exil musste.
Gleichzeitig befand sich der polnische Autorenfilmer in einem Scheidungsprozess und so wird Berlin und die Mauer zur Metapher einer komplizierten Beziehung aus Anziehung und Denunzierung, Liebe und Hass, Freiheit und das Leben in einem Käfig, die Wunschvorstellung des Seins gegenüber und der assoziativen Realität im Umgang mit unseren Partnern.
Nach der Exposition des räumlichen folgt die des Charakter- und Beziehungsgeflechts: Mark kommt von seinem Einsatz als westlicher Spion/Geheimagent zurück nach Hause zu seiner Frau Anna und dem gemeinsamen Kind Bob. Die längst vereinsamte Ehefrau will die Scheidung, es gäbe einen anderen Mann, namens Heinrich. Mark, erst akzeptierend, wird zunehmend eifersüchtig und will Anna nicht hergeben. Zudem hat sie das eigene Kind zunehmend vernachlässigt, es gibt sogar Anzeichen von Missbrauch.
Es folgen hysterische Auseinandersetzungen mit Schreien und übertheatralischen Gesten. Man beschimpft sich, schlägt sich und tut dem anderen physisch und psychisch auf jegliche erdenkliche Art weh.
Zulawski und sein Kameramann Bruno Nuytten fangen die Paranoia eines streitenden, sich scheidenden Paares mit enormer Nähe ein. Immer wieder wird mit Close-Ups oder Positionen der Protagonisten im Bild das Gefühl der destruktiven Isolation voneinander deutlich. In einer besonders in meinem Kopf eingebrannten Szene eskaliert mal wieder der Streit zwischen Mark und Anna ins Unerträgliche und Anna schlägt Mark ins Gesicht, der darauf erwidert, sie solle es noch einmal tun. Die Kamera ist nach dem Schlag nur auf den Gesichtern von Mark und Anna und es ist Annas in die Kamera blickender, wild atmender und verharrende Ausdruck, der in Gelächter übergeht. Eine unglaublich faszinierende gar elektrisierende Wirkung in diesem Moment.
Heinrich: „There is nothing to fear except God, whatever that means to you.“ Mark: „For me, God is a disease.“ Heinrich: „That's why through the disease we can reach God.“
Mark findet raus, wer die Affäre von seiner Frau ist und stattet jenem Heinrich einen Besuch ab. Dieser ist ein sehr spezieller Kerl, der offensichtlich einen starken religiösen Bezug zu haben scheint und Mark erstmal verprügelt. Zulawski war Atheist und dennoch spielt Religion in vielen seiner Werken eine große Rolle, allen voran die psychische Erfahrung des Glaubens wider Willen. So ist Heinrich konträr zu Mark - ein ideologischer Dualismus aus fanatischem Glauben und unterkühltem Pragmatismus.
Noch bevor David Lynch mit seinen zentralisierten Doppelgänger Motiven surreale Kunstwerke schuf, hat Zulawski dieses Doppelgänger Leitmotiv genutzt für die idealistischen Vorstellungen, die wir als Menschen voneinander haben. So begegnet Mark der Lehrerin seines Sohnes, die erstaunlicherweise genauso aussieht wie seine Frau, nur halt die wahr gewordene Idealvorstellung seiner Frau: sie kümmert sich um den Haushalt und den gemeinsamen Sohn, steht am Herd und ist jederzeit offen für sexuelle Handlungen mit ihm. Wie wir wünschten einander zu sehen und was unsere Realität ausmacht, das ist etwas, was Possession immer wieder verstörend komponiert und da ist sie wieder die Berliner Mauer; was ein idealistisch, politisches Bild eines gemeinsames Volkes ausmacht und wie dieses unentwegt voneinander getrennt ist. Mit Annas Idealvorstellung von ihrem Mann beginnt Possession in einen kontextualisierten Body-Horror abzudriften. Das von der italienischen Legende Carlo Rambaldi (Alien, E.T.) designte Tentakelmonster ist ein personifizierter Ekel der paranoiden Anna und das idealistische Phantasma ihres Mannes.
Anna: „I can't exist by myself because I'm afraid of myself, because I'm the maker of my own evil.“
Für seine filmisch anstrengende und faszinierende Grenzüberschreitung benötigte er natürlich auch entsprechende Schauspieler und die Wahl auf Sam Neil und Isabelle Adjani ist ein Glücksgriff für ihn, seinen Film und die Filmgeschichte. Dieses psychotisch, toxische Beziehungs(macht-)spiel wird von den beiden herausragend intensiv und völlig furchtlos getragen. Sam Neil war niemals besser zuvor noch danach und Isabelle Adjani spielt sich schlichtweg die Seele aus dem Leib. Diesen Film hat sie teuer zu zahlen bekommen samt diverser Therapiestunden und sogar kurz vor einem Selbstmordversuch soll sie gestanden haben, wie Zulawski später selber zugab. Adjani hat dafür in Cannes die Auszeichnung als Beste Darstellerin und einen Cesar als Beste Hauptdarstellerin gewonnen und für mich persönlich ist es die wagemutigste, furchtloseste und brillanteste Darstellerleistung aller Zeiten von einer weiblichen Actrice. Allein die heute berühmt, berüchtigte U-Bahn Szene lässt mich wieder Deja Vus meiner Gänsehaut erleben. Unzählige Male wurde diese Szene gerade in jüngster Vergangenheit rezitiert. Adjanis Performance wird im aktuellen Horrorkino immer öfter erwähnt und sich an diese angelehnt, zuletzt u.a. Nell Tiger Free in „Das erste Omen“ und Lily-Rose Depp in „Nosferatu“ (2024)
„Possession“ hat schon fast eine wörtliche Vereinnahmung auf mich, ich hab‘ den Film seit meiner Erstsichtung vor Jahren etliche Male gesehen, diverse Texte und Kommentare zu diesem Film gelesen und immer wieder schaue ich mir Szenen daraus an und bin dann schon immer gewillt direkt den ganzen Film zu schauen.
Was bleibt abschliessend zu Zulawskis Opus Magnum zu sagen? Wie sehr er verstört und fasziniert zugleich? Wie er Berlin ein filmisches Zeitkolorit schenkt? Wie kein Film zuvor der Aufgabe vor der man bei einer Scheidung stehen muss, einen philosohischen und psychoanalytischen Blick schenkt? Oder das selbst Bergmans „Szenen einer Ehe“ nicht mit diesem enigmatischen Irrsinn und der allegorischen Stärke seines Schauplatzes mithalten kann?
Es gibt Tage, da ist Possession der beste Film aller Zeiten für mich. Tage, an denen ich mich regelrecht mehrere Stunden vertiefe in Abhandlungen über das Werk und anderen namhaften Regisseuren wie Cronenberg, Noe und Eggers über ihre Liebe zu diesem Mysterium zuhöre. Ich glaube, ich belasse es mit den Worten eines Kritikers, der ohnehin jedem Cineasten bekannt ist:
„Possession verbleibt als eines der erschütterndsten, kraftvollsten und überwältigendsten Kinoerlebnisse, die Sie in Ihrem Leben je haben werden." - Roger Ebert
Jane Schoenbruns Fantasy Coming of Age Drama ist ein in Pink getränktes und an Buffy angelehntes 90er Jahre Lebensgefühl, bei dem die Realität mit der TV Serie „The Pink Opaque“ immer weiter verschwimmt. Aus dieser Liebe zu einer TV Show entsteht ein über fast 3 Jahrzehnte eskapistisches Porträt von Einsamkeit und Identitätsverlust, welches abermals in einer neuen Art des Gender Cocktails die Transgeschlechtlichkeit über das physische Gefängnis hinweg mehr als eine psychische Fessel ansieht.
Bezaubernd hypnotisches Neon-Pink wechselt sich mit an VHS angelehnten rauschenden Röhrenbildern ab samt Formatspielereien, die ausnahmsweise endlich mal wieder Sinn ergeben.
Vermutlich mal wieder einer dieser Sorte Film, die man entweder fühlt und auf den Vibe aufsteigt oder kopfschüttelnd für Müll empfindet.
Ruhe in Frieden Alain Delon, du Schauspiellegende. Für immer die coolste Performance der Filmgeschichte ❤️
„Wind … Sand … Sand … Wind … gestern … morgen … für immer.“
Ein Wahnsinnswerk für die Stummfilmära! Was Sjöström hier mit seiner Regie und phänomenalen Inszenierung abliefert, gehört zum besten, was ich an Stummfilmen gesehen habe. Der Wind fegt über das Bild in derart brillanter Komposition (8 gigantische Propeller wurden hierfür verwendet!), in der Mitte des Films gibt es fantastische Shots eines Tornados, der Teile eines Hauses abträgt oder die Montagen der weißen Pferde. Die 2. Hälfte von The Wind steckt generell voller inszenatorischer Magie!
Und dann ist da noch Lillian Gishs letzte Stummfilm Performance und es ist eine für die Ewigkeit und wirklich eine der herausragendsten Leistungen des Stummfilms. Es ist fast schon schade, dass der Tonfilm in dieser Zeit für eine gezwungene Zäsur gesorgt hat. Man hat mit Werken wie diesem hier das Gefühl, dass der Stummfilm noch weitere Grenzen überschritten hätte; einen weiteren Schritt des Mediums hätte gehen können.
Auch die Erzählung (welche auf dem gleichnamigen Roman von Dorothy Scarborough basiert) findet sich zu einem wunderbaren Zusammenspiel mit dem Kampf einer jungen Frau, die wahnsinnig wird und eine psychosexuelle Metapher mit Wind und Sand darstellt zwischen Zwangsehen, Neid und Selbstzerstörung.
Schade empfand ich hier im Grunde nur, dass man sich auf Grund der damaligen Studiobosse auf ein versöhnliches Happy End geeinigt hat, während die Romanvorlage einen für mich etwas passenderen Ausgang bereithält.
Nichtsdestotrotz ist das hier relativ schnell zum eindrucksvollsten Stummfilm Erlebnis überhaupt für mich geworden und ist ein weiterer Meilenstein diesen Monat, der überwiegend im Zeichen des Deutschen Expressionismus für mich stand. Eine Filmströmung, die ich sehr schätze und mit der ich mich seit Anfang Mai abermals beschäftige.
PS: Ich kann übrigens auch ein Double Feature aus Der Wind und Die Nacht des Jägers sehr ans Herz legen! Das ergänzt sich so wundervoll von der Stimmung und der expressionistischen Bildgestaltung und Thematik.
An dieser Stelle bin ich auch dankbar für diesen fantastischen Tipp von Künstler Joe Coleman, der auf dem kürzlich erschienen UHD Mediabook zu Die Nacht des Jägers das Special „Hing, häng, hang“ begleitet und etwas zur Symbolik des Films liefert und obendrein „The Wind“ empfiehlt!
Die 1. Serienverfilmung von Patricia Highsmiths meisterhaften Roman ist bereits jetzt die vermutlich brillanteste Serie des Jahres für mich. Unter der Regie und dem Drehbuch von Steven Zaillian (Schindlers Liste, American Gangster und The Irishman) entsteht eine düstere und eisig kalte Welt eines Psychopathen und manischen Hochstaplers in überragend prächtigem Monochrom Schwarz und Weiß (ernsthaft, das ist die schönste Netflix-Serie jemals und vermutlich die bestaussehende Serie der letzten Jahre).
Überragend und mit einer mir immer wieder eiskalt den Rücken herunterlaufenden Performance überzeugt der erneut sensationelle Andrew Scott in der Hauptrolle (Sherlock, All of Us Strangers), der bereits in meinem aktuellen Lieblingsfilm 2024 eine der nuanciertesten und herzzerreißendsten Performances der Dekade gab. Sein erneutes Spiel mit Blicken, seinem beängstigenden Lächeln und seiner stoischen, fast schon völlig emotionslosen Ruhe; das alles zeigt Scotts ungeheuer große Schauspielkunst.
Highsmiths Vorlage ist ein hochkomplexes Spiel mit Identitäten & Sexualität und ein perfides Psychogramm eines Schwindlers und Mörders. Diesem Werk hat sich Steven Zaillian auf gnadenlos gute Art genähert und ist mit Rene Clements Verfilmung aus den 60er (Nur die Sonne war Zeuge) vermutlich die brillanteste Adaption seither. Auch wenn hier einige kleinere Änderungen zum Roman gemacht wurden, so gliedern sich diese ganz natürlich in das Gesamtwerk ein.
Am Ende muss man aber auch sagen, dass es sicherlich nicht wenige geben wird, die diesem perfiden Spiel aus Intrigen nicht folgen werden können und das wirklich entschleunigte Pacing wird sicherlich ebenfalls einige vor den Kopf stoßen.
Allein für die schier überragende Performance von Andrew Scott, bei dem ich in jeder Szene förmlich am Bildschirm klebte, lohnt sich dieser betörend inszenierte Thriller.
Hannah Arendts philosophischen Grundsatz ihrer anthropologischen Auseinandersetzung mit dem Nazi Regime hat noch niemand ein solches Denkmal gesetzt wie es nun Glazer mit seinem neuen Kunstwerk getan hat:
“Die Banalität des Bösen.“
Lange Zeit bleibt die Leinwand dunkel nachdem der Filmtitel langsam verblasst und Mica Levis markerschütternden Klänge ertönen und uns nach minutenlangem Schwarzbild fortan mit statisch platzierten Kameras die Familie Höss, die an der Grenze zu Auschwitz wohnte, bei ihrem alltäglichen Leben gezeigt. Rudolf Höss, der liebevolle Familienvater und arbeitstüchtige Mensch repräsentiert das bürgerliche Ideal eines gestandenen Mannes, während seine Frau Hedwig sich um ihren prachtvollen Garten kümmert und froh ist den Lebensraum im Osten mit ihrer Familie erschlossen zu haben.
Ich habe schon lange keinen Film mehr gesehen, der eine solche Herausforderung darstellt und einen mit seinem schieren Unbehagen derart verstört wie Glazers Film. Dabei völlig wahnsinnig brillant ist das Sounddesign (für welches man unbedingt ins Kino sollte). Es herrscht durchgehend eine dissonante Trennung aus gesehenem Bild banaler Alltäglichkeiten und den Bildern, die im Kopf durch das Sounddesign entstehen (Schüsse, das Bellen der Hunde, das Schreien von KZ-Häftlingen, die einfahrenden Züge) aber auch die generelle Bildgestaltung ist atemberaubend, wo viele Bildelemente scheinbar hintergründlich eine Vision des Schreckens offenbaren.
Immer wieder bricht Glazer seinen entlarvenden Alltagshorror mit einer zweiten Handlungsebene über ein polnisches Mädchen in thermaler Fotografie und schenkt damit einer wahren Heldin des Auschwitz-Horrors die Anerkennung, die sie verdient. Er wird den Film noch einmal kurz vor dem Abspann mit einem fulminanten narrativen Kniff aufbrechen und hält dem Publikum damit dieselbe Banalität eines vergangen Zeitalters entgegen sowie ein Denkmal gegen das Vergessen.
Glazer ist hiermit der wichtigste und beste „Holocaust“ Film aller Zeiten gelungen, da er ganz tief in die menschliche Seele blickt und dem Zuschauer ohne falschen Kitsch, ohne ablenkende klassische Dramaturgie den Albtraum der dunkelsten Epoche der europäischen Menschheitsgeschichte in audiovisuell atemberaubend effektiver Form näher bringt. Und dass ohne auch nur jemals ein Verbrechen der Nazis zu zeigen, hier wird sprichwörtlich Kopfkino der nächsten Dimension erzeugt.
Glazer und Nolan haben uns mit ihren beiden letzten Werken damit die essentiellsten Filme unserer Zeit geschenkt über die wir noch lange reden werden.
„Was wäre, wenn du damals in Südkorea geblieben wärst? Solche Gedanken gehen mir ständig durch den Kopf. Wären wir ein Paar geworden? Hätten wir Kinder und wären wir gemeinsam alt geworden? Wären wir glücklich?“
Nach dem meisterhaften Regie-Debüt Aftersun ist vor Celine Songs ebenfalls meisterhaften Past Lives.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht genau weis, was ich zu einem der wundervollsten, beglückendsten und ehrlichsten Filme der letzten Jahre schreiben soll.
Das Gedankenkarussell rund um verpasste Chancen und schicksalshafte Momente ist einfach ein aus dem Leben gegriffener, autobiographischer Film über Menschen, die sich verbunden fühlen und versuchen den Schmerz zu überwinden, was hätte sein können.
Song inszeniert so völlig unaufgeregt, feinfühlig und sensibel lebensnahe Charaktere, die alle 3 von herausragenden Darstellungen getragen werden.
Hier ist zu keinem Zeitpunkt eine falsche Hollywood Dramaturgie oder Überhöhung zu sehen, sondern teils bittersüße Momente der Stille, Traurigkeit und kollektiver Sehnsucht nach dem Leben.
Bereits der Einstieg, wir sehen unsere 3 Protagonisten und fragen uns, wie wohl deren Beziehung untereinander funktioniert. Aus dem Off heraus fungieren 2 weitere Personen und versuchen sich dieses Beziehungsgeflecht zu erläutern. Ein magisches Filmrätsel, welches Song uns in den Film als Prolog serviert und fortan diesen unbedingten Stilwillen aufweist, der bereits Aftersun mit jeder weiteren Minute zu einem bröckelnden Epos der Gefühle machte.
Überhaupt haben beide Filme viele Gemeinsamkeiten, eventuell ist das hier sogar das brillanteste Double Feature mit dem Titel „LEBEN“ und wie wir Menschen ticken.
Das liest sich jetzt ein wenig verschroben aber ich bin irgendwann, ähnlich Aftersun, immer wieder den Tränen nahe gewesen und auch Past Lives endet schlichtweg auf der perfekten Note.
Besser wird Filmdrama in Modern Cinema nicht mehr. Song und Wells sind dringend im Auge zu behalten, allerdings bergen ihre majestätisch schönen Dramen auch die Gefahr des Nachfolgewerkes. Dies spielt aber vorerst keine Rolle.
Wer das Leben auf so intelligente Art und auf so bewegende Weise seziert, fantasiert und realisiert, dem gehört vorerst absolut der Griff nach der Filmkrone.
“Nora: Es gibt da dieses Wort im Koreanischen. In-Yun. Es bedeutet Vorsehung. Oder Schicksal.
Arthur: Glaubst du daran?
Nora: Das ist nur etwas, womit Koreaner versuchen jemanden anzumachen.“
Unglaublich! 10 Jahre nach seinem wundervollen „Was bleibt“ gibt‘s endlich wieder einen neuen Hans-Christian Schmid Film! Vorfreude ist enorm!
Meine Lieblinge bisher:
1. Licorice Pizza
2. Der schlimmste Mensch der Welt
3. Everything Everywhere All At Once
4. Scream
5. The Batman
6. Come on, Come on
7. The Innocents
1. Shadow of the Colossus
2. NieR Replicant & NieR Automata
3. The Last of Us Part I & The Last of Us Part II
4. Dark Souls & Elden Ring
5. Final Fantasy VII
6. The Legend of Zelda: Breath of the Wild
7. Ōkami
8. BioShock & BioShock: Infinite
9. Persona 4 Golden & Persona 5 Royal
10. The World Ends with You & NEO: The World Ends with You
Omg wie geil! Der Fremde am See war so großartig! Bin wahnsinnig auf den hier gespannt, scheint die Berlinale auch ordentlich aufzumischen!
Dieser Moment, wenn man dieses ewige Ultrakunst-Meisterwerk und Lieblingsfilm am 01. Februar auf großer Leinwand sieht und vor Glück kurz davor ist zu platzen ❤️
„ Silencio...“
Meisterwerk, ohne Wenn und Aber ❤️
Wann verdammt nochmal kann ich den Film endlich sehen?! Noch immer nichts von einem deutschen Vertriebsweg bekannt.
Dominik Graf hat 7 Jahren nach seinem herausragenden „Die Geliebten Schwestern“ wieder einen Kinofilm gedreht? Und dann auch noch mit Albrecht Schuch, der deutschen Schauspielhoffnung? Direkt Must-See neben Vinterbergs „Another Round“.
Wenn denn die Kinos endlich wieder öffnen würden, die Depression nimmt allmählich widerliche Züge an.
Die Serie ist insgesamt große Klasse und hat einen wundervollen Cast und eine brillante Hauptdarstellerin aber Gott verdammt, die letzte Szene hat mich ebenfalls fassungslos zurückgelassen.
Diese suizidale Romantisierung am Ende ist so unfassbar gefährlich und pervers, gerade weil das Ziel-Publikum immer noch Teenager darstellen.
Millie Bobby Brown ist wirklich fantastisch und die 1. Hälfte des Films hat ein exzellentes Pacing, jedoch wurde hier beim Schnitt in der 2. Hälfte wie auch Drehbuch verpennt dieses Pacing beizubehalten. Vieles verläuft sich in Nichtigkeiten und mehrfachen erzählerischen Nebensträngen, die immer lustloser werden. Einer herausragenden Hauptdarstellerin ist es zu verdanken, dass sich das Gesamtwerk dann nicht noch völlig selbst denunziert.
Was Jakob Cedergren hier abliefert ist atemberaubend. Jedes Zucken, jede sprachliche Intonation, das mal dezente, mal offensive Neigen seines Kopfes oder der Blick in seine Augen; kaum zu fassen wie er dieses stark geschriebene Kammerspiel regelrecht zu einer Sensation macht.
Hab‘ mich zudem dabei ertappt wie mir wahrlich die Spucke wegblieb bei dem moralischen Doppel-Looping zum Schluss.
Fantastisk!
Pattinson ist ein kleines Wunder seit seiner Abkehr von Twilight.
Mittlerweile hat der nicht nur mit wundervollen Autorenfilmern gedreht sondern bescherte mir eine der charismatischsten und liebevollsten Charaktere im Blockbuster-Kino vergangener Jahre.
Sein Neil ist eine so umwerfend liebevolle und treue Seele und ganz klar; ohne Pattinson‘s on-point Darstellung würde das Finale diesen kleinen aber feinen melancholischen Touch nicht besitzen.
Und erneut, wie auch deine Beiträge zu Tenet, gebe ich dir auch hier Recht.
Ein wahrer Kaufman Rausch von einem Film und seine mMn beste Regiearbeit bisher ❤️
Joker - faszinierende Figur, allen voran wie Ledger und Phoenix diese interpretiert haben im Filmmedium.
Ich kotze im Strahl. Ist die Welt denn völlig bescheuert wegen dieses gefi***** Corona Blödsinns geworden? Eine Panikmache, die ihresgleichen sucht ...
Hatte mich so wahnsinnig auf den neuen Bond gefreut .... unfassbar.
Reichardt ist Top und bisher waren alle ihre Filme etwas ganz besonderes im amerikanischen Indie-Bereich.
Freue mich schon auf die Heilige Kuh! :)
Die Zweitsichtung hat es mir angetan. Da hatte der Film mich dann vollends ❤️