r3sortiane - Kommentare

Alle Kommentare von r3sortiane

  • In Zwiebel Jack hat Terance Hill mitgespielt - sehen sich allerdings sehr ähnlich die beiden.

    • 6 .5

      Ansatz:
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      Ein Bruderpaar eineiiger Zwillinge die seit jeher den Anspruch allumfassender Gleichheit an sich stellen: Sie sehen identisch aus, sie haben die gleichen intellektuellen Fähigkeiten, sie denken und fühlen gleich und sie empfinden die gleichen Motive, Bedürfnisse und Wünsche in ihrem Leben. Aber ist das wirklich möglich? Nein, natürlich nicht. Erst eine besondere, unter den vielen zuvor schon von den Brüdern geteilten Frauen, erzwingt die Gewahrwerdung dieser für die beiden schockierenden Erkenntnis: "Ich denke ihr seid euch noch nie darüber klar geworden, was da mit euch passiert." Und doch gab es natürlich Anzeichen der Unterschiedlichkeit der beiden: "Ich komme mit den Anständigen nicht klar. Und ich komme mit den Frivolen nicht klar.".
      Zuspitzung:
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      Mehr und mehr wird deutlich, wie gravierend die charakterlichen Unterschiede und wie unvereinbar die daraus folgenden Eigenheiten in der Lebensführung eigentlich sind. Und mehr und mehr leiden die beiden unter dieser ungewohnten Andersartigkeit. Der eine dominant, egozentrisch, aktiv und selbstbestimmt, ein wenig zu selbstverliebt und eigensinnig. Der andere zweiflerisch, unsicher, feingeistig und passiv. Und beide in ständiger Konfrontation mit dem sich mehr und mehr wandelnden Spiegelbild. Aus Verunsicherung wird Angst, aus Überforderung Dekompensation, aus einer professionellen Hilfsmedikation eine drogeninduzierte Psychose. Und hinter allem steckt der scheinbar unauflösbarer Ablösungskonflikt: Die Individualität des anderen anzuerkennen, sich voneinander zu lösen und wieder glücklich werden zu können hieße auch, einen Teil von sich selbst freizugeben, den anderen ein Stück weit zu verlieren und niemals wieder so harmonisch, eng und unzertrennlich sein zu können.
      Mein Fazit:
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      Oh ja, ein Film, der in seiner Idee und seiner Geschichte absolut meinem Geschmack entspricht. Weniger ein Horrfilm als vielmehr ein wirklicher Psychothriller, der in einer Szene z.B. mit "Jacob's Ladder" vergleichbar ist. Ein hervorragendes Schauspiel von Jeremy Irons, wobei es über weite Strecken des Films schwer ist, die beiden Brüder voneinander zu unterscheiden. Ein Effekt der zwar inhaltlich nachvollziehbar, filmisch aber störend wirkt. Offenbar liegt dies auch an der deutschen Synchronisation, welche beiden Brüdern dieselbe Stimme verlieh. Leichte subjektive Schwächen in der Besetzung der "Claire Niveau". Stimmungstechnisch sehr gelungen. Leider im Verlauf immer wieder zu langatmig und spannungsarm. Die inhaltlich erstklassige Progressivität habe ich leider emotional nicht nachempfinden können.

      2
      • 5

        Düstere, kalte Berglandschaften. Schmutzige Hünen in zerschlissener, roher Kleidung - einige frei, andere gefangen in groben, hölzernen Verschlägen. Marzialische Waffen, Ketten, Erdpflöcke. Ein kleines Kind. Ein bestialischer Kampf. Keine Worte, keine Musik. Wenige Geräusche. Sättigungsarme Farben, kontrastreiche Weite. Eine genutzte Chance, blutige Vergeltung. Eine neue Aufgabe, Orientierungslosigkeit, ein fremdes Land. Verwirrung und Bestürzung. Glaubensfragen und brutaler Realismus.
        Beschreibung:
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        Roh, barbarisch, drastisch - irgendwie authentisch. Sehr wort- und erlebniskarg. Bildlich episch, wenngleich inhaltlich angesichts einer fehlenden fesselnden Handlung nicht wirklich atmosphärisch. Viele sehr langsame, einfach nur zeigende Inszenierungen. Fast jedes Pause-Standbild ergibt ein potentielles Wallpaper, sei es durch atemberaubende, kontrastreich und lichttechnisch bearbeitete Landschaften, durch wabernde grell-gefärbte halluzinatorische Visionen oder durch nebulöse, diffuse, sepiagefärbte Nahaufnahmen. Wir sehen Figuren, aber wir empfinden keine Charaktere - jede Person ist austauschbar, wir wissen über niemanden mehr als das, was uns soeben gezeigt wurde. Die Handlung tröpfelt so gemächlich und vorhersehbar dahin wie ein langsam stockendes Gerinnsal von Blut. Irgendwie fad, irgendwie sinnlos, irgendwie nicht richtig packend.
        Fazit:
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        "Walhalla Rising" hat mir nicht so richtig gefallen. Zu langatmig-atmosphärisch, zu gewollt-episch, zu handlungs- und erlebnisarm, inhaltlich zu vage und charakterlich zu informationsarm. Ein Film, der scheinbar allein von seiner visuellen Inszenierung leben möchte. Zugegeben, wirklich beeindruckende Bilder aus den bergigen Weiten Schottlands, erstklassig eingefangen, bearbeitet und mit ein paar marzialischen Gestalten gepaart. Es fehlte mir nicht an Aktion, es fehlte mir auch nicht an Worten und auch die Ursprungsidee gefiel mir. Was mir fehlte war ein wenig mehr Handlung: Spannungs- oder wenigstens interessegenerierende, inhaltlichen Fragestellungen, Zielverfolgung durch die Figuren, Auflösungen, Wendungen - irgendeine Form der Klimax. Vielleicht funktioniert "Walhalla Rising" ja wirklich besser, wenn man ihn mit Kopfhörern, hoher Lautstärke, nah vor dem Fernseher oder allein im Kino, vielleicht mit einem Bier oder besser noch einem Glas Absinth einfach nur auf sich wirken lässt. Wer es probieren möchte, sollte auf jeden Fall auf eine gute Bildqualität (bestenfalls HD) achten, um wenigstens die tollen Wallpaper genießen zu können.

        1
        • 6 .5

          Entlarvung von us-amerikanischer ...
          ... pathetischer Floskelei, unerträglicher Dummschwätzerei, Doppelmoral unter einer Larve biederen Spießbürgerkonservatismus, Panikmache, geldgierig-egozentrischer und unmoralischer Verzerrung und Beeinflussung von Gesetzen und leider viel zu beeinflussbaren unmündigen Individuen.
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          Provokation von ...
          ... unbändigen Ärgers über die systemischen und gesellschaftlichen Idiotien des "großen Amerikas und seiner unschlagbaren Wirtschaftskraft", Fremdscham über das geistige Diarrhoe einiger Involvierter.
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          Dokumentarische bzw. filmische Mankos einer ...
          ... zeitweisen Pathetik, amerikatypischen kurzfristig-orientierten Aktivismusabnötigung, verzerrenden faktischen Darstellung.
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          Unterhaltende Stärken der ...
          ... "mockumentary-like escalation of facts", schwarzhumorigen Veräppelung vieler einschlägiger Personen, sarkastischen musikalischen Untermalung, zynisch-sokratischen Interviewführung.

          • 7 .5

            Ed Crane
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            Trocken, passiv, emotionslos, freudlos, ja tatsächlich irgendwie leblos wirkt dieser Ed Crane - und doch, an seinen Gedanken aus dem Off erkennt man, dass sehr wohl Leben in ihm steckt. Ein Mann, der nicht viel Nähe braucht und der sich im Beisein Fremder eher unwohl als unterhalten fühlt. Wahrlich kein Gesellschaftstier, vielmehr ein Einzelgänger. Und doch möchte er nicht völlig allein sein. Er ist kein Eigenbrötler, kein verschrobener Eremit oder wunderlicher Außenseiter. Er wünscht sich sehr wohl, sein genügsames Leben mit jemandem teilen zu können. Aber nicht, indem er alles bespricht oder alles gemeinsam erlebt, sondern vielmehr im Sinne einer stillen, synergetischen Verbindung. Ed Crane ist ein ruhiger Mensch, der sich wünscht, aus dem Vertrauen auf wenige stabile, enge und unbedingte Bindungen heraus, mit sich allein sein zu dürfen - und er ist auch bereit Anderen das nötige Vertrauen, eine bedingungslose Loyalität und den nötigen Freiraum einer solchen wortlosen, immanenten Verbindung entgegenzubringen. Es scheint, aber darüber konnte ich mir im Film keine ganz sichere Meinung bilden, als sei er sogar bereit, einmalige Fehltritte seines Partners zu verzeihen. Es scheint im Grunde nicht viel zu sein, was dieser Mensch vom Leben erwartet. Eine abgesicherte finanzielle Situation ohne besonderen Luxus. Eine gewisse Autonomie, und damit die Möglichkeit, die geringen Erwartungen, die er hat, auch zu realisieren. Eine Person, auf die er sich im Grunde verlassen kann und die sich auch auf ihn verlassen darf.
            Handlungsbasis
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            Mit dieser durchaus legitimen, bodenständigen und nachvollziehbaren Vorstellung vom Leben entscheidet sich Ed Crane, ein berufliches und persönliches Risiko einzugehen: Er möchte in eine Geschäftsidee investieren und sich an deren Profit beteiligen. Alles was er dazu braucht, ist ein angemessenes Startkapital - und er hat auch schon eine geschickte Idee, wie er sich dieses verschaffen könnte.
            Coen-Stärken in der Waagschale
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            Erneut punkten die Coen-Brüder mit einer herausragenden Passung zw. Rollen und Akteuren. Billy Bob Thornton erinnerte mich als Ed Crane ziemlich stark an seine Rolle in "Monster's Ball". Seine phlegmatische Gemütsruhe, die lethargische Gleichgültigkeit, die grenzenlos entnervte Mimik im Angesicht logorrhoisch-plappernder Zeitgenossen und das permanente, begierig-nervöse Inhalieren der Zigarette. Aber nicht nur Thornton oder die anderen Hauptpersonen des Films passen in ihre Rollen, ausnahmslos alle Schauspieler haben etwas Besonderes, zeigen irgendeine differenzierte Form von Charakter, wirken echt und authentisch und hinterlassen, sei ihr Auftritt im Film auch noch so klein, einen kurzen Eindruck bei mir. Sie es die apathisch-entrückte Ann Nirdlinger, die an UFO's glaubt. Seien es die zwei empathisch anmutenden Polizisten, die im Grunde weniger den bemitleidenswerten Adressaten als vielmehr sich selbst, als die unsäglichen Überbringer einer schlechten Nachricht, bedauern. Oder sei es der gutartige Pathologe, der sich ohne Not und nur aus sozialem Altruismus heraus eine schwerwiegende Entscheidung auflädt und damit leider voll in die Nesseln greift. "The man who wasn't there" entbehrt aufgrund seiner erzähltechnischen Gemächlichkeit und Ruhe ein wenig der Coen-typischen bissigen Inszenierung. Nicht jedoch ohne trotzdem perfektionistisch korrekt, stylistisch sicher und alles in allem hauchfein durchkomponiert zu sein - was im Übrigen auch für den Soundtrack gilt.
            Fazit
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            "The man who wasn't there" hat mich zwar weniger gefesselt, fasziniert und nachhaltig beeinflusst als beispielsweise "Blood Simple" oder "No Country for old man", jedoch liegt dies eher an meiner Begeisterung für die Coen-eigene grauenhafte Authentizität von Gewaltinszenierungen, die hier nur in einer Szene auflodert. Dieser Film traf mich eher als die tragische, dramatische Geschichte eines im Grunde guten Menschen mit ehrbaren Motiven und einem besonderen, speziellen Charakter, der sich am Ende seiner Erzählung eingestehen muss, dass von ihm wohl nicht viel mehr als ein "Gespenst" geblieben ist.

            2
            • 8

              Intro
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              "Boulevard der Dämmerung" flackerte in verstaubtem und farbfreiem Gewand über meinen Fernseher und strömte mit jedem Dialog, mit jeder Figur und mit jedem Bild eine altmodische, nostalgische und ja auch antiquierte Wirkung aus. Wir sehen prunkvolle Oldtimer, taddellose Anzüge und manierliche Kleidchen, zierliche Hüte und gepflegte Frisuren. Aus dem Off erzählt uns die Hauptfigur des Films, dessen tragisches Ende zu Beginn vorweggenommen wird, seine Geschichte. Ein Drehbuchautor mit bisher einmaligem Erfolg. Schwierigkeiten, in der rasanten Filmwelt dieser Zeit wirklich Fuß zu fassen und sich finanziell über Wasser zu halten. Ein Zufall, der ihn auf ein scheinbar verlassenes Anwesen und in die beängstigende Szenerie der Bestattung eines geliebten Ersatzmenschen führt. Der Beginn einer Dreiecksbeziehung aus bedrängender Abhängigkeit, obsessiver Liebe, bedingungsloser Loyalität und wahrhaftigem Mitleid.
              Wirkung und Figuren
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              "Boulevard der Dämmerung", der in diesem altertümlichen Gewand daher kommt, versteht es, gleich mehrere zeitlose Konflikte zu kreieren und erzählt diese auf teils obskure, furiose und spannende, teils auch nüchterne, rationale und zynische Art und Weise. Eben diese Wirkung ist geradezu meisterhaft an den akuten Personenfoklus geknüpft. Da ist auf der einen Seite der sachliche, leicht resignierte, liberale und prosaische Joe Gillis, der an seiner einstigen beruflichen Leidenschaft schon gescheitert zu sein scheint. Und da ist auf der anderen Seite die hysterisch-histrionische, leidenschaftliche, fiebrig-reizbare und ungezügelt-stürmische Norma Desmond, die nur mittels machtvoller Verdrängungsmechanismen ihre größte Angst aus dem Bewusstsein zu verbannen weiß. Ein suspekter Diener der seiner Herrin unbedingt hörig zu sein scheint, zieht wie ein düsterer Puppenspieler im Hintergrund seine mephistophelisch wirkenden Fäden und wirkt dabei immer mehr so, als sei er gar nicht der gedankenlose, form- und steuerbare Klotz, als der er sich uns zu Beginn dargestellt hat.
              Hintergrund
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              Dieser schon sehr alte und berühmte Film, der sich zweifellos zu den Meisterwerken der Filmgeschichte etabliert hat, beschäftigt sich im Kern mit der künstlichen Scheinwelt des Filmgeschäfts im frühen Hollywood. Er zeigt, wie untrennbar das praktische Handwerk, die filmische Technik und die harte Arbeit des Filmgeschäfts mit dem maskierenden Glamour, der mediengesteuerten Verherrlichung und der unbewussten Steuerung des Individuums durch die mürbende Laudatio der Massen zusammenhängen können. Schon der Titel "Boulevard der Dämmerung" deutet auf das sich unausweichlich abzeichnende Ende des überbordenden medialen Erfolges hin. Wer sich allzu sehr an die äußeren Scheinwerfer dieses Boulevards gewöhnt, der wird sich, wenn diese abgeschaltet werden, schnell in völliger Dunkelheit wiederfinden und vielleicht nicht mehr wissen, welchen Weg er einschlagen muss um wieder ins Licht zu gelangen. So scheint es Norma Desmond ergangen zu sein, die von Gloria Swanson absolut grandios verkörpert und in ihren innewohnenden Konflikten porträtiert wird. Eine Gestik, die es in dieser histrionischen Ausdrucksstärke (natürlich auch aufgrund der heutigen Tendenz zur Dezenz) vielleicht niemals wieder geben wird und die ein gewaltiges emotionales Spektrum zu transportieren weiß. Auch über Diener Max und Gigolo Joe ließe sich ellenlang debattieren, worauf ich an dieser Stelle jedoch verzichten möchte.
              Zeitliche Einordnung
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              Schon allein an Wilders' Vertuschungen und Geheimniskrämereien bei der Entstehung des Films und der Implementierung des gewagten Drehbuchs ist zu erkennen, welche Brisanz hinter einem solchen Film zur damaligen Zeit gesteckt haben muss. Ich glaube nicht, mir da heutzutage noch ein angemessenes Bild machen zu können. Ohne seine Popularität und der damit verbundenen "blinden Autonomie", die im von den Paramount Studios eingeräumt wurde, wäre dieser Film vermutlich niemals zustande gekommen.
              Kritik
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              Ein Film, der mich zwar angesichts seiner Hauptdarstellerin, seiner Thematik und vielmals auch aufgrund seiner Stimmung durchaus begeisterte, der aber für mich auch gewisse subjektive Schwächen aufwies. In meinen Augen konnten die Rollen von Jeo und Betty, aber auch die schauspielerischen Leistungen der beiden Akteure William Holden und Nancy Olsen der Präsenz von Gloria Swanson (Norma) und Erich von Stroheim (Diener Max) in ihren beiden Rollen nicht ganz standhalten. Insbesondere Betty, die in der Dramaturgie einen Gegenpart und Kontrast zu Norma Desmond darstellen sollte, verbleibt für mich ein wenig flach und pathetisch. Ihre Oskarnominierung für die Rolle indes zeigt, dass dies möglicherweise auch ein zeitlich verzerrter Eindruck ist. Auf mich wirkten all jene Szenen, in denen Swanson und Stroheim nicht zugegen waren, ungleich trivialer, langwieriger und seicht. Immer dann, wenn es für Joe zurück in den ungeliebten goldenen Käfig ging, nahm der Film für mich wieder an Fahrt auf.
              Fazit
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              Sich auf einen goldenen alten Schinken einrichten, zurücklehnen und selber ein Bild machen!

              3
              • 6 .5

                Figuren
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                David Rasche (der legendäre Sledge Hammer) und J.K. Simmons (Mr. Jameson aus "Spider-Man" oder "Juno") als entlarvend sinnfrei fädenziehende CIA-Schreibtischtäter. Frances McDormand als fanatisch-naive, egozentrisch-neurotische Hobby-Kollaborateurin. Brad Pitt in einer maßgeschneidert anmutenden Rolle als einfältiger, grenzdebiler aber gutgelaunter Fitness-Flippie. John Malkovich als resigniert-melancholischer, vergrämt-cholerischer Gesellschaftsverstoßener. George Clooney, intrigant-lüstern, treulos und paranoid. Tilda Swinton als seelenlos-hartherzige, "kinderfressende" Pädiaterin.
                Hört sich erstmal gut an!?
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                Ja, so gesehen ein prima Film. Ich fand die Rollen, die Schauspieler und die kleinen Anekdoten, die sich mehr oder weniger miteinander überschneiden, auch wirklich unterhaltsam und Coen-typisch schwarzhumorig und skurril angelegt sowie inszeniert. Da macht den beiden wirklich kaum einer was vor. Leider reicht es für "Burn after reading" meines Gefühls nach trotzdem nicht zum richtigen Spitzenfilm. Das liegt meiner Ansicht nach daran, dass die Handlung insgesamt doch ziemlich konfus und gleichzeitig sinnfrei daher kommt. Klar, am Ende versteht man warum, aber dennoch mindert es den Filmgenuss. Die tollen schauspielerischen Passagen und die skurrilen, kleinen und auch feinen Witzigkeiten genügten mir meistens nur, die immer wieder aufflackernde Tristesse aufzuspalten und hielten mich so am Ball. Mehr war da leider nicht - zu wenig Mitfiebern, zu wenig In-mich-hinein-gackern, kaum andauerndes grinsendes Kopfschütteln mit dem Gedanken "Wie kommen die nur auf sowas?".
                Fazit
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                Prima Schauspieler, die erstklassig für ihre Rollen ausgewählt wurden. Coen-Skurrilität und schwarzhumorige Wendungen. Herrliche Nebenrollen mit z.B. Rasche und Simmons. Eine konfuse, zwar abwechslungsreiche aber irgendwie auch unspektakulär dahinplätschernde Handlung, die sich immer wieder an die Grenze zur Tristesse begibt. Eine wirklich clever erklärende, spottende aber zugleich cineastisch-ernüchternde Pointe im letzten Dialog.

                1
                • 7 .5

                  Einleitung:
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                  Ein jiddisches Haus in irgendeiner Einöde? Eine Ehepaar das sich in einer Parodie der deutschen Sprache (zumindest laut "Zug des Lebens") darüber streitet, ob der späte Gast ein "Dibbuk", offenbar ein jüdischer Totengeist, ist ... bin ich im richtigen Film?!
                  Einstieg:
                  ========
                  Nach der offenbar allegorischen Einstiegsszene lernen wir schnell den sehr korrekten, fähigen, klugen und auch recht attraktiven Professor Gopnik kennen, der trotz seiner eigentlich durchaus erfolgversprechenden Eigenschaften von seinem gesamten sozialen Umfeld, beabsichtigt oder latent, zum Würstchen degradiert wird. Dabei liefert er doch, mal abgesehen von seiner peinlichen Hochwasserhose, gar keinen Anlass ihn herumzuschubsen und auszunutzen. Eine skurrile und klassisch Coen-typische schwarzhumorige Situation folgt der nächsten und ich als Zuschauer wurde einerseits immer wütender auf den offensichtlich begabtesten Nutznießer "Sy Ableman" und die anderweitige Armee von Schmarotzern, Parasiten und Nassauern die unserer Hauptfigur das Leben schwer machen. Gleichzeitig aber auch indigniert und empört über die stoische Contenance und Selbstbeherrschung des eine Wange nach der anderen hinhaltenden Gopnik, fühlte ich mich hin und hergerissen zwischen Mitleid, Abscheu, Scham und wieder Mitleid.
                  Details:
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                  Wieder einmal ein Film voller absolut stimmiger inszenatorischer Details die den Betrachter wie den Akteur unnachgiebig in die gewünschte Richtung der Regisseure treiben. Ich konnte mich der offensichtlich forcierten Wirkung gar nicht entziehen, die einem ins Gesicht schreiende Botschaft des Films gar nicht hinterfragen: "Lass um Himmels Willen nicht alles mit dir machen!" Permanent werden wir gekitzelt, provoziert, gestichelt und geärgert, nicht nur indem wir sehen, welch scheußliche Dinge dem Protagonisten da wiederfahren sondern vor allem indem wir tatenlos zusehen müssen, wie der arme Kerl sich noch von "Sy" befingern und umarmen lässt, dem Kontrahenten bei der Begattung der eigenen Frau quasi noch eigens den Gummi überstülpt und von Versager zu Versager in einem leeren dreckigen Pool dem Bruder diejenigen Trostesworte zuspricht, die er sich eigentlich selbst zu Herzen nehmen müsste.
                  Fazit:
                  =====
                  Herrliche Nebenrollen bieten sich in den Serienhelden Richard Kind (Paul Lassiter aus "Chaos City") als Onkel Arthur und Simon Helberg (Howard Wolowitz aus "The Big Bang Theory") als Junior Rabbi. Urskurrile, schwarzhumorige Situationskomik, eingebettet in eine ernste Handlung und mehrere kleine Nebenschauplätze. Aus meiner Sicht ein gewisser Mangel an Entwicklung und Progressivität im Verlauf des Films, der dadurch phasenweise ein wenig abflacht.

                  2
                  • 7

                    "Prometheus" prometheisch? Eine Frage, die meiner Ansicht nach eindeutig vom Fokus des Betrachters abhängt. Je nachdem, was man sich von diesem Film verspricht, mit welchem Anspruch man in diesen Film geht und über welche "Vorbildung" man verfügt, ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild.
                    Betrachtet man "Prometheus" als Sci-Fi-Fan, Blockbuster-Maniac, Effekt-Hascher und Phantasie-An- sowie Kopf-Aus-Schalter, so wird man sich von diesem Film vermutlich erstklassig unterhalten fühlen. Im Wesentlichen erging es mir genau auf diese Art und Weise. Ist man jedoch ein Vollblut-Fan der Alien-Reihe, erinnert sich stets nur mit Gänsehaut und Ehrfurcht an die episch-visionäre Atmosphäre, den Schauder, die Authentizität und die Aussagekraft der klassischen Alien-Filme, so erwartet man wahrscheinlich ein wenig zu viel vom neuen Machwerk des alten Meisters Scott. Nicht zuletzt könnten sich angesichts des kreationistischen Filmansatzes auch klassisch-religiöse oder eklatant-darwinistische Zeitgenossen auf den Schlips getreten fühlen ;-) Um eine günstige Prädisposition zum Film zu gewährleisten, mein persönlicher Versuch einer Auflistung der Stärken und Schwächen ...
                    Pro:
                    ====
                    +++ Eine sehr überzeugende Noomi Rapace, phasenweise ähnlich stark wie Sigourney Weaver +++ Wirklich phantastische audio-visuelle Effekte, Szenen und Eindrücke, die mich immer wieder beeindruckt und begeistert in die prometheische Welt eintauchen ließen und durch gelungene 3D-Effekte unterstützt wurden +++ Ein starker Michael Fassbender in der Rolle eines herrlich ambivalenten und latent verdächtigen Androiden +++ Klassische Horror-Elemente, die einem durchaus mal eine Gänsehaut bereiten können +++ Eine herrlich kaltblütige, wenngleich insgesamt etwas blass angelegte Rolle von Charlize Theron +++ Einige Handlungswendungen, die den Zuschauer bei Laune halten, wenngleich sie nicht wirklich als originell zu bezeichnen sind
                    Contra:
                    =======
                    --- In den Nebenrollen undifferenziert angelegte Figuren, die in ihren schlaffen Stereotypen tatsächlich störend wirken --- Eine weitgehend geradlinige, wenig ausgeklügelte oder fordernde Handlung, die diverse Verständnis-Lücken offenbart und epische Fragen zwar aufwirft, gleichsam dem Zuschauer aber nicht den Rahmen für eine wirkliche Auseinandersetzung bietet --- Wenig respektvolle bzw. "unwürdige" Querverweise zum alten Mythos "Alien", die angesichts der über Jahrzehnte gewachsenen Leidenschaft vieler Fans vielleicht mit mehr Fingerspitzengefühl hätten ausgeklügelt werden müssen
                    Fazit:
                    =====
                    Ein inszenatorisch atemberaubender, effektgeladener Film der wahrlich als Science-Fiction-Blockbuster zu bezeichnen ist. Ein leider großes Spektrum an schauspielerischer und personaler Qualität. Eine relativ einfache, wissenschaftlich zum Teil arg schwächelnde und in ihren Details nicht an hohen Massstäben messbare Handlung, die sich die Verknüpfung zum alten Alien-Mythos unangenehm einfach macht. Insgesamt ein schöner Unterhaltungsfilm, der aber meiner Ansicht nach in seinem Einfluss und seiner Langlebigkeit nicht mit den klassischen Alien-Filmen mithalten können wird.

                    3
                    • 9 .5

                      "Wehe, wenn Sie das Gewicht meiner Persönlichkeit unterschätzt haben!"
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                      Thematik
                      =========
                      Ein herzkrankes, despotisches und unverbesserliches, im Kern aber sympathisches Anwaltsurgestein, eigentlich längst im krankheitsbedingten Ruhestand und stets umsorgt durch eine pflichtbewusste Pflegerin, übernimmt aus beruflicher Passion die Verteidigung in einem Mordfall. Der Angeklagte soll ein Verbrechen aus Gier begangen haben, erscheint in seiner charismatischen Art jedoch so ganz und gar nicht wie ein berechnender Mörder. Die Ehefrau, die ihm ein Alibi bezeugen kann, ist von einer emotionalen Kälte umgeben, die auf ein folgenschweres Geheimnis vermuten lässt. Wir finden uns also in einem Gerichtssal wieder, der von Perückenträgern dominiert wird welche strikten juristischen Regeln und Kniffen folgen und dennoch auf charmant-witzige, erfrischende und bezaubernd höfliche Art und Weise miteinander und mit den anderen Beteiligten wechselwirken.
                      Atmosphäre
                      ==========
                      So einfach und schlicht die Thematik, so geschickt, unterhaltsam und wendungsreich die Umsetung. Die Charaktere des Films sind zwar einerseits deutlich bestimmten Rollen zugeschrieben, entwickeln sich aber allesamt im Laufe des Films weiter und zeigen neue, bis dato verborgene Seiten ihrer Persönlichkeit. Keine der wichtigen Figuren stagniert in ihrem Stereotyp. Dies macht den Film, vor allem schlussendlich, wirklich rund. Darüber hinaus trumpft "Zeugin der Anklage" immer wieder mit herzlichen, aus heutiger Sicht amüsant manierlichen und trotzdem äußerst witzigen kleinen Seitenhieben, Neckereien oder Kavaliersprovokationen auf. Die Befürchtung, ein alter Film könne heutzutage nicht mehr ebenbürtig unterhalten, kehrt sich angesichts der herzerfrischenden Raffinesse der Dialoge eindeutig ins Gegenteil und entlarvt den modernen, häufig retortenhaften Massen-, Fäkal- oder Abwertungshumor als synthetisch, stupide und einfallslos.
                      Fazit
                      =====
                      Ein absolut sympathischer, witziger und zugleich spannender Film mit einem hervorragenden Finale. Ein schauspielerisch beschlagener, wandlungsreicher Charles Laughton in der Rolle eines infantil-unverbesserlichen und zugleich hochprofessionellen Anwalts. Ein charakterlich gewinnender, unbefleckt und ungerecht behandelt wirkender Angeklagter (Tyrone Power) und eine eiskalte, intrigenumwitterte und ruchlos anmutende Marlene Dietrich. Nicht zuletzt auch meine heimliche Lieblingsfigur der sympathisch-süffisante, fidele Francis Compton als Richter.

                      4
                      • 8 .5

                        "Ich halte Dich für eine hinterfotzige Psychopathin und eines Tages wirst Du mich umbringen - aber schön zu hören, dass ich Dir am Herzen liege!"
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                        It's a good day! Ja, aber nur, wenn man sich nicht auf einem "U-Turn" unausweichlich von einem Fettnapf in den anderen und von einer Fehlentscheidung zur nächsten manövriert, eigentlich ein toller Hecht sein möchte aber stattdessen von allen nur herumgeschubst, ausgelacht, nicht ernst genommen und untergebuddert wird. So ungefähr ergeht es Bobby Cooper, der sowieso schon jede Menge Probleme hat, zu allem Überfluss in einem gottverlassenen Kaff mit dem Auto verreckt, an einen arglistigen Hinterwäldler-Mechaniker gerät und sich fortan immer mehr Ärger einhandelt. Dabei wollte er doch eigentlich so schnell wie möglich allem Ärger aus der Vergangenheit entrücken und etwas für sein angekratztes Selbstbewusstsein tun.
                        DIE FIGUREN
                        Jede Menge absolut skurrile Typen! Ein unsympathischer Möchtegern-Checker, der wahrscheinlich immer schon ein Hanswurst gewesen ist (Sean Penn). Eine verlockende, aber intrigant-manipulierende, irgendwie masochistisch veranlagte Hillbilly-Schönheit (Jennifer Lopez). Ein dreckiger, scheinbar dümmlicher, insgeheim aber arglistig-cleverer Mechaniker (Billy Bob Thornton). Ein cholerischer, resigniert-chaotischer, alternder Cowboy-Ehemann (Nick Nolte). Ein philosophierender, blind-verwahrloster Bettelindianer (Jon Voight). Eine pubertierende Dorf-Göre (Claire Danes) und ein TNT-Pulverfass (Joaquin Phoenix) ... sowie viele weitere kleine Schätze.
                        DER CHARME
                        "U-Turn" ist ein Film voller Road-Movie-Atmosphäre, Route-66-Flavour und Hinterwäldler-Steppen-Charme. Absolut erstklassige Musik, die zuweilen wie die Faust auf's Auge, zuweilen wie ein herzlicher Lacher im Angesicht des Todes zu passen scheint. Eine enorm interessante und abwechslungsreiche Kameraführung, die immer wieder kleine Details fokussiert, anzoomt, streift und dadurch geradezu einfängt. Alle vorkommenden Personen scheinen stets nur von der Hand in den Mund zu leben - jeder scheint zu nehmen, was ihm der Weg gerade anbietet ... und jeder scheint sich mit dieser kurzfristigen Perspektive irgendwie ständig ins nächste kleine Unheil zu manövrieren. Am stärksten trifft dies freilich auf die Hauptpersonen zu. Man weiß nie, wer gerade wen manipuliert - wer gerade wem ein verlockendes Angeboit macht und wer am Ende profitieren wird. Oder profitiert am Ende keiner?!
                        EIN FAZIT
                        "U-Turn" hat mir im Wesentlichen sehr gut gefallen. Toller Soundtrack mit Anleihen aus vielen der schönsten amerikanischen Musik-Ären (Jazz, Rock'n'Roll, Country, ...) und einem Spitzen-Aufhänger von Peggy Lee (It's a good day). Hochklassige Kameraarbeit - gute schauspielerische Leistungen, hervorragender Cast und witzige weil zumeist unbedeutende kleine Gastauftritte (z.B. Liv Tyler). Einzig die Handlung hat mich nicht vollends überzeugt - das jedoch schon auf einem hohen Niveau. Bei dieser fehlte es mir ein wenig an "Zugzwang", Spannung und letztlicher Abrundung. Vielleicht hätte man die Geschichte einfach noch ein wenig mehr kürzen und fokussieren sollen - aber das ist wie üblich reine Geschmackssache :-)

                        4
                        • 9

                          "Wenn's doch einmal im echten Leben so laufen würde!"
                          --------------------------------------------------------------------------
                          DIE HAUPTPERSON
                          "Der Stadtneurotiker" Alvy Singer ist ein herrlich verquerer Zeitgenosse, der ständig mit sich und dem Leben hadert. Er ist paranoid, selbstzweiflerisch, querulantisch, zwanghaft und auch ein wenig narzisstisch, um nur einige Merkmale zu nennen. Dieser skurrile Typ, der es angesichts seines sarkastischen Humors jedoch zu einer gewissen Popularität geschafft hat, erzählt uns in diesem Film seine Geschichte und lässt uns an seiner Weltsicht hautnah teilhaben. Es scheint dabei fast so, als würde er auf lange Sicht mit niemandem, und schon gar nicht mit sich selbst, auskommen können, weil ihn ständig irgendetwas zu stören oder in der neurotischen Auslebung seiner Spleens zu behindern scheint.
                          DER FILM
                          Wer hatte nicht schon einmal das Gefühl, in seinem eigenen kleinen Mikrokosmos, mit all den zurechtgelegten kleinen Eigenheiten, prima zu funktionieren, jedoch in der intimen Konfrontation mit anderen Menschen plötzlich gar nicht mehr zurechtzukommen. Da werden kleine Wünsche nicht verstanden und ignoriert, nur leicht abergläubische Routinen hinterfragt und verlacht oder winzige Macken kritisiert und verurteilt. Und unweigerlich kommt man sich, in seinem doch eigentlich ausgeklügelten System plötzlich wie ein Freak vor, der sich dafür auch noch entschuldigen muss. Woody Allen erzählt eine wahrlich aus dem Leben stammende Geschichte von den absonderlichen Eigenheiten der Menschen und schafft es in deren kreativer Entlarvung immer wieder, äußerst komisch zu sein. Es ist schön zu sehen, dass es eigentlich allen Menschen so geht und nicht nur man selbst davon betroffen ist. In "Der Stadtneurotiker" sind eigentlich alle Figuren auf ihre ganz individuelle Art und Weise neurotisch - und einzig jenen, die in trauter Zweisamkeit "einfältig und oberflächlich" sind, scheint ein glückliches und sorgenfreies Leben beschienen zu sein. Herrlich!
                          FAZIT
                          Ein sehr sehenswerter und witziger Film der auf skurrile, sarkastische und scharfsinnig-spitzzüngige Weise das Zusammenleben von uns Menschen karikiert. Ein Klassiker der gesellschaftlichen Komödie, den man wahrscheinlich zwei oder drei Mal ansehen muss, um alle doppeldeutigen und verschmitzten Seitenhiebe verstehen zu können.

                          2
                          • 7 .5

                            Zu Beginn angesichts der Thematik eine befremdlich heitere, volkstümliche Musik, die uns schnell in die Vergangenheit zieht. Ein sehr minimalistischer Vorspann aus schwarzem Hintergrund und weißen Lettern - ein DVD-Menü wie aus einem Bestattungshaus. Und dann befinden wir uns auch schon mitten im Verhör ...
                            Der Täter:
                            =========
                            Götz George spielt den extrem vielschichtigen, schwer fassbaren Täter tatsächlich ziemlich authentisch. Manchmal hat man den Eindruck, das Schauspiel wirke aufgesetzt, aber bei genauerem Hinsehen ist es genau das, was den Charakter Haarmanns so verwirrend, ungreifbar und astereotyp macht. Mehr und mehr verschmilzt das bekannte Gesicht Georges mit dieser uns präsentierten Täterfigur und irgendwann fiel es mir schwer, die altbekannten Gesichtszüge des Schauspielers in dieser Rolle wiederzuentdecken. Haarmann schwankt zwischen Infantilität, Debilität und infernalischer Desorganisation. Mal scheint er sich nur an persönlich relevante Geschehnisse seines Lebens zu erinnern, mal kann er aber auch andere Fakten abrufen. Mal wirkt er zerbrechlich und verletzbar wie ein Kind, mal kalt und gewissenlos wie ein Tier. Mal scheint er ein fühlendes, denkendes Wesen und mal ein fast spielerisch mordender, amoralischer "Idiot" zu sein.
                            Der Psychiater:
                            ============
                            Jürgen Hentsch verkörpert den historischen, objektiven und klassisch-analytischen Psychiater aus meiner Sicht auf sehr gekonnte Art und Weise. Obwohl er sichtlich zwischen Abscheu, Verwirrung und Mitgefühl schwankt, gelingt es ihm weitestgehend, in seiner beruflichen Rolle professionell zu bleiben. Trotzdem bleibt er angesichts der abscheulichen Taten seines Gegenüber auch ein Mensch, den ab und zu auch seine Gefühle übermannen. Zudem wird deutlich, wie sich in einem derartig engen therapeutischen Kontakt selbst zu einem "abstoßenden Monster" eine vorsichtige persönliche Beziehung entwickeln kann. Prof. Schultze sieht eben nicht nur die oberflächlichen Taten, sondern auch den zerbrechlichen und psychisch schwer verletzten Menschen dahinter.
                            Fazit:
                            =====
                            Eine sehr differenzierte Studie über einen psychisch kranken Schwerverbrecher und die interaktionelle Entwicklung während einer juristisch-psychiatrischen Anamnese. George gibt im wahrsten Sinne des Wortes einen "Totmacher", auch wenn sich diese Bezeichnung eigentlich auf einen anderen Serienmörder (Rudolf Pleil) bezog. Punktabzug gibt es von mir für die Homogenität des Films, die ihn doch an manchen Stellen etwas langwierig gestaltete. Auch wenn die Interaktion wirklich spannend und fesselnd ist, hätten für meinen Geschmack ein paar sehr minimalistische, kurz gehaltene szenische Darstellungen des Lebens Haarmanns und der Ereignisse vor dem Prozess dem Film gut getan. Das jedoch ist Geschmackssache. Ingsgesamt durchaus zu empfehlen. Übrigens lohnt sich auch der Artikel bei Wikipedia zu "Fritz Haarmann". Er wartet mit sehr interessanten Informationen zur Person Haarmanns und zu den damaligen Verhörmethoden auf.

                            3
                            • 6 .5

                              Inhaltliches Telegramm:
                              ==================
                              Selbstzweiflerischer Midlife-Crise-Professor findet Wunderkind aus der "Gosse" und möchte dieses zu einem besseren "Selbst" formen. Holt einen befreundeten Therapeuten zu Hilfe, der dem Jungen die Flausen austreiben soll. Das triadische Beziehungsgeflecht löst in allen die unterschiedlichsten heftigen Emotionen aus und bedarf auf allen Seiten großer Anpassungsleistungen.
                              Mein Eindruck:
                              ============
                              Ein in den Dialogen, den Beziehungen und den Charakterzeichnungen sehr "amerikanischer" Film, der mir erst mit der beginnenden therapeutischen Beziehung zw. Damon und Williams richtig zu gefallen begann. Letzterer wirkt authentisch und menschlich und färbt im Film irgendwie auch auf Damon ab, der fortan stärker agiert. Die zweite Hälfte des Films ist deutlich besser, reicht aber aufgrund der nicht eben neuen Thematik und der doch nur mäßig differenzierten Darstellung auch nicht über eine wohlwollende "8er"-Wertung hinaus. Zusammen mit der laschen "5", die ich der ersten Hälfte geben würde, ergibt sich in meinen Augen eine verdiente "6,5".
                              Die Gründe:
                              ==========
                              Die beginnende Darstellung des Charakters unseres jungen Genius ist ziemlich überzeichnet, klischeehaft und auch filmisch nicht wirklich authentisch umgesetzt (z.B. Prügelszene). Die Prä-Williams-Therapeuten sind eine einzige Beleidigung und eine Farce: Viel zu überspitzt, stereotyp und in ihrem Scheitern vorhersehbar. Auch die Rollendiskrepanz zw. "Akademikern" und "Straßenkindern" ist ziemlich vorurteilsgeleitet. Dem Zuschauer werden die Botschaften des Films doch recht plump serviert. Mit der Figur Robin Williams gewinnt der Film an Tiefe und Ehrlichkeit, vor allem auch an Authentizität. Trotzdem bleibt der verhaltensleitende Abwehrmechanismus ein relativ "alter Hut". Zugegeben, 1997 hätte mir der Film vermutlich auch noch besser gefallen.

                              • 8

                                ================
                                Das Fazit vorneweg
                                ================
                                Mit den Hintergründen, dass es sich gleichzeitig um eine "Science-Fiction-Parodie" als auch um eine "2001: Odyssee im Weltraum - Hommage" (beides Wiki-Zitate) handeln soll und dass es sich um ein gemeinsames Studentenprojekt von Carpenter (zu Beginn 22) und O'Bannon (zu Beginn 24) handelt, ein echt witziger und alberner, zugleich aber wunderbar stoisch ernst verkaufter Trash-Film!
                                Abhottende Astronauten-Hippies auf einer kolonialisierungsvorbereitenden Mission zur Tilgung instabiler Planeten, die sich mit der Tristesse, dem gegenseitigen Mobbing, der Anspannung und dem skurrilem Zeitvertreib einer 20jährigen Monotonie im Weltraum auseinandersetzen müssen. Diverse kleinere und größere Zuspitzungen, einige etwas langweilige Passagen und ein wirklich nettes Ende.
                                ============================================
                                Appetithäppchen (könnten als SPOILER empfunden werden)
                                ============================================
                                Absolut dilettantisch anmutende Weltraumszenen --- fröhlich blubbernde Piepsgeräusche vom hintergründigen "High-Tech"-Computer --- eine freundlich-säuselnde Bordcomputerstimme ("Danke für die Beachtung aller Sicherheitsmaßnahmen."), die höflich mit den störrischen Bomben über die Befehlsgewalt diskutiert: "Trotzdem habe ich das Einsatzsignal!", "Notfallkommando geht in diesem Fall aber vor." --- butterbrotgroße Disketten --- ein Wasserball mit Füßen, vorwitzig und frech wie eine junge Katze: "Wie kann es leben und dabei nur mit Gas gefüllt sein?!" --- und existentiell-philosophische Exkurse über das Innenleben von "Bombe 20".

                                5
                                • 7 .5

                                  Einstieg
                                  =======
                                  Ein mulmiger Vorspann aus verdrehten Lettern, rotierenden und fallenden Texten, unterlegt mit dumpfem, monotonem, hämmerndem Bass. Ein düsterer, dreckiger Underground-Club, der sich uns mit jedem aufgezwungenen, flackernden Bildeindruck immer mehr als abstoßender Sündenpfuhl bizarrer homosexuell-sadomasochistischer Auswüchse aufdrängt. Die Kamera ein Wechsel aus Ich- und Beobachterperspektive, stets wie auf einem albtraumhaften Drogentrip, gewährt uns unfreiwillige Einblicke auf nackte Körperteile, Genitalien, maskierte Schänder und absonderliche sexuelle Praktiken. Eine aggressiv höchst aufgeladene, verzweifelte Suche, gleich dem Stochern in einem Hornissennest und letztlich ... unkontrollierte, bestialische Gewalt.
                                  Chronologie
                                  ==========
                                  Schnell merkt man, dass sich "Irreversible" szenenweise rückwärts bewegt. Mit jeder vorwärts ablaufenden Szene erhalten wir den vorherigen Ereignisbaustein. Aber nicht nur der Inhalt, auch die Progressivität des Films bewegt sich umgekehrt. In den ersten gefühlt 45 min des Films hämmern Bilder, Töne, Licht und Aktion nahezu unerträglich verstörend, erschreckend, grausam und vertiert auf uns ein, beruhigen sich dann aber Schritt für Schritt und lassen uns nach und nach wieder zu Atem kommen. Alles was fortan passiert, wird durch den dunklen Schleier der anfänglichen Grausamkeiten überschattet, und durchtränkt die vorangegangene (im Film erst noch folgende) relativ nüchterne Entwicklung mit einem schmerzlichen und bitteren Beigeschmack.
                                  Wirkung
                                  =======
                                  "Irreversible" ist ein anfangs wahrlich bestialisch-verstörender, konfuser und anstrengender Film, der die Schmerzgrenze des Zuschauers permanent missachtet, den Finger in die Wunde legt, zudrückt und sich fast schon am Leid des Betrachters zu weiden scheint. Nur so erklärt sich mir, wie ausdauernd und schamlos die Gewaltszenen und Misshandlungen in diesem Film vorgeführt werden. Hat man die abscheulichen Höhepunkte erst einmal überstanden, so klärt sich langsam der Blick für die Geschichte, wobei ich das mulmige Gefühl erst nach dem Ende des Films und einigen langen Minuten des Sacken lassens wirklich loswurde. Was bleibt ist eine zwar grausame, dennoch aber nicht wirklich "ausgebuffte" oder überraschende Ereignisfolge, die fast schon allein aufgrund der aggressiven Inszenierung zu provozieren weiß. Obwohl, auch die zwei glänzenden Schauspieler in den Hauptrollen (Bellucci und Cassel) wissen sowohl optisch als auch schauspielerisch absolut zu überzeugen und tun der zweiten, doch recht "faden" Hälfte des Films wahrlich gut.
                                  Ein Film, der absolut schmerzhaft und beschämend, gleichzeitig auch ein wenig sinnarm unter die Haut geht und dadurch masslos provoziert. Insbesondere die darstellerische Authentizität des Gezeigten hat mich schockiert. Sehenswert ja, abweichend ja, nachhaltig ja, schön nein.

                                  1
                                  • 6 .5

                                    Grundlage
                                    =========
                                    Nachdem ich nach dem Schauens des Films einige sehr kritische aber interessante Rezensionen gelesen habe, hat sich mein ursprüngliches Bild noch etwas gewandelt. Unterstellt man dem Film die Absicht, zwischen Schwarz und Weiß zu trennen, die entsprechenden Milieus charakterisieren und zwei die Reaktion zweier Stellvertreter im Angesicht persönlicher Katastrophen darstellen zu wollen, so muss man sicherlich zugeben, dass dies nicht wirklich authentisch gelungen ist. Halle Berry ist hierfür tatsächlich einfach zu "mainstream-hollywoodtauglich" bzw. "geleckt" (was ich aber angesichts einiger dominanter Filmszenen alles andere als wörtlich meine) und passt sowohl optisch als auch schauspielerisch nicht zu ihrer Filmfigur. Da ich mich jedoch zu wenig mit "Milieustudien" auskenne ist mir diese Diskrepanz beim Schauen nicht so sehr ins Auge gesprungen. Ich habe mich weniger auf die "ethnische Grundgesamtheit" denn auf die individuellen Schicksale konzentriert - und dabei gefiel mir der Film eigentlich recht gut.
                                    Inhalt
                                    =========
                                    "Monster's Ball" lässt zwei Menschen aufeinander treffen, die Tragisches erlebt haben. Ein Gefängniswärter der sich des transgenerational-implementierten Einflusses seines rassistischen, vergrämten und cholerischen Vaters nicht recht entziehen kann, die gleichen Eigenschaften immer wieder schmerzlich an seinem Sohn auslässt und diesen damit letztlich in den Suizid treibt. Eine Mutter, die den kriminellen Vater ihres binge-eating-gestörten Sohnes an die Todesstrafe verliert und mit der Erziehung des stark übergewichtigen Jungen bei aller zu ihm empfundenen Liebe völlig überfordert ist. Ohne die zufällige Überschneidung ihrer beiden Schicksale zu kennen, treffen diese Hauptpersonen aufeinander und erfahren unerwarteten Halt und Sinn in ihren Leben.
                                    Umsetzung
                                    ==========
                                    Die eigentlich dramatische Filmidee wurde für meinen Geschmack grenzwertig ruhig und langsam umgesetzt. Obwohl es immer wieder sehr fesselnde, emotionale und wachrüttelnde Szenen gibt, verlaufen die Zwischenräume doch relativ stockend und nüchtern. Die Dialoge erscheinen so, als ob sie besonders authentisch sein sollen, wirken dabei aber manchmal ein wenig arg "kunst-lich". Als Stärke des Films empfand ich, dass er dramatische Szenen wenig dramatisch darzustellen vermochte - ganz so, wie es auch im echten Leben passieren könnte: Ersteinmal passiert da einfach nur irgendetwas - ohne viel Pomp, Trara und Schock. Erst im Nachhinein zeigt sich häufig das Ausmaß des Vorfalls.
                                    Wertung
                                    ========
                                    Eine optisch sehr ansprechende Halle Berry, die in diesem Film gerade angesichts dieser hervorstechenden Eigenschaft ein wenig fremdkörperhaft wirkt. Ansonsten erstklassig besetzte Figuren mit differenzierten Charakterzeichnungen. Eine dramatische, tiefgreifende Geschichte die sehr ruhig und authentisch erzählt wird. Ein Film, der als Milieustudie von Leuten die es besser als ich beurteilen können, relativ scharf kritisiert wird. Individuell jedoch fesselnde Schicksale.

                                    2
                                    • 8 .5

                                      Grundlage
                                      ==========
                                      Als absoluter Fan von Psychothrillern und nachdem ich ungefähr die zweite Hälfte des Films schon vor Jahren einmal gesehen habe, ging ich voller Euphorie und Vorfreude in die neuerliche Sichtung.
                                      Der Anwalt
                                      ==========
                                      Obwohl der Film sich eigentlich auf einen Mord und den anschließenden Gerichtsprozess konzentriert, stand für mich doch eigentlich die Figur des "Martin Vail", durch Richard Gere verkörperter Star-Anwalt, im Fokus. Dieser wird in seinem Wesen sehr differenziert dargestellt: Ein skrupelloser, kompromissloser Verteidiger, der einzig an die eigens erschaffende Illusion der Wahrheit glaubt: "Ich bin Ihr Anwalt - Ich bin Ihre Mutter, Ihr Vater, Ihr bester Freund, Ihr Priester!" Ein selbstüberzeugter und amoralischer Narzisst: "Alle Beweise deuten auf Ihn und Sie [er] wollen sie sich nicht einmal sehen!" Ein juristisch trickreicher, hocheffizienter und das Rechtssystem für seine Zwecke ausnutzender Aufsteiger: "Herrgott! Du machst deinen Job - das sind doch keine Freunde ... naja, 'n paar sind Freunde."
                                      Der Angeklagte
                                      =============
                                      Ein junger Edward Norton, aber schauspielerisch schon so bewandert und fesselnd, wie man ihn aus späteren Filmen wie "Fight Club" oder "American History X" kennt. Ein schüchterner Junge, verstört, unselbständig, ängstlich und scheinbar harmlos. Wenn er nicht ab und zu "die Zeit verlieren" würde ...
                                      Subjektive Bewertung
                                      ==================
                                      Recht langsam und ruhig beginnend, ein wenig schleppend zugegeben, manchmal ein wenig langwierig und z.T. auch leicht vorhersehbar. In den Gegenspielern vielleicht ein wenig überspitzt, spannungstechnisch immer wieder ein wenig abflauend ... und doch, irgendwann eine fesselnde Zuspitzung, eine Überraschung, eine erschreckende Veränderung. Der Film gewinnt an Fahrt, um sich wenig später aber wieder ein wenig auszubremsen. Letzten Endes ein erstes gutes und ein zweites wirklich großes Finale ... Das zweifache Ende des Films ist seine große Stärke. Ich, der es dieses Mal schon kannte, lebte über weite Strecken von der Vorfreude. Auch angesichts dessen, dass die inhaltliche Zuspitzung heutzutage nicht mehr so vollends neuartig und anders ist, als wir sie aus anderen Psychothrillern kennen. Edward Norton spielt seine Rolle hervorragend und auch Richard Gere passt charakterlich gut in die seine: Ein alternder Schönling, der meint, sich über jede Moral und jeden juristischen Grundsatz stellen zu können.
                                      [[SPOILER]]
                                      ===========
                                      Mir gefiel die Schadenfreude Roys dafür, den achso selbstherrlichen und "allwissenden" Star-Verteidiger gegen dessen Wissen und unter schamloser Ausnutzung dessen vermeintlicher großer Stärken als "juristische Schlampe" funktionalisiert und ausgenutzt zu haben. Der Schock darüber war für mich in Geres alias Vails Gesicht deutlich zu lesen. Es wurde förmlich greifbar, wie dessen juristische und moralische Philosophie als Kartenhaus in sich zusammenfiel und wie er diese und auch sich selbst in diesem Moment erstmals zu hinterfragen begann.
                                      Ein wahrlich tolles (zweites) Finale, welches sich von der psychologischen und juristischen Geschichte des Angeklagten abwendet und zum Charakter des Anwalts zurückkehrt.

                                      3
                                      • 6 .5

                                        Filmidee
                                        =========
                                        Die Nazis haben sich in einen geheimen Stützpunkt zurückgezogen und planen, von dort aus ihren neuerlichen Versuch, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Diese irrwitzig anmutende Filmidee basiert auf echten Behauptungen bzw. Mythen der Nachkriegszeit und hat sich in manchem schrägen Kopf bis heute gehalten. Die tatsächliche Attacke der Nazis muss nun durch die führenden Weltmächte und die gemeinsame Sicherheitspolitik abgewehrt werden.
                                        Subjektiver Eindruck
                                        =================
                                        Zunächst mal handelt es sich um einen optisch sehr ansprechenden Film: Tolle, überzeugende und episch anmutende Weltraumszenen. Atmosphärische, sättigungsarme Bilder und Farben, immer wieder durchkomponierte Bilder und Kamerafahrten, unterlegt mit passender, z.T. persiflierender Musik. Handlungstechnisch schwächelte der Film aus meiner Sicht ein wenig. Zu viele Spannungsflauten, zu viel niveaureduzierender Klamauk. Letztlich leider zu wenig von den seltenen treffsicheren und aktualpolitischen Seitenhieben.
                                        Anspielungen
                                        ============
                                        Eine echte Stärke des Films sind die zahlreichen spottenden oder veralbernden Anspielungen auf reale historische oder vergangene filmische Erlebnisse. Da werden Filmszenen extremisiert oder entstellt nachgespielt (z.B. "Der Untergang"), Kameraeinstellungen bzw. szenische Umsetzungen abgekupfert (z.B. "Star Trek" und "2001: Odyssee im Weltraum") oder klassische Filmaussagen nacherzählt (z.B. "Dr. Seltsam". Hitlers Vorliebe für Richard Wagner und Rollenklischees wie Albert Einstein sowie aktuelle politische Entwicklungen werden zugespitzt. Viele im Film auftauchenden Figuren sind Anspielungen auf reale Figuren der Gegenwart oder Vergangenheit oder persiflieren gängige Klischees.
                                        Fazit
                                        ======
                                        Überall da, wo mir derartige Anspielungen bewusst wurden, gefiel mir "Iron Sky". Leider fehlt es dem Film diesbezüglich stellenweise ein wenig an "Treffsicherheit" und Prägnanz, was dazu führt, dass die gesamtheitliche Durschlagskraft dieser satirischen Komödie doch etwas leidet.

                                        3
                                        • 8

                                          Ein feingeistiges Wesen mit einer transsexuellen Geschlechtsidentitätsstörung und ein Junge mit völlig zerrütteter Vergangenheit. Beide haben Geheimnisse, beide haben Ängste. Beide gehen sie auf ihre ganz eigene verschrobene Art und Weise damit um ...
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                                          < Das Thema >
                                          Das anfangs befremdliche Thema des Transsexualismus wird in diesem Film so einfühlsam und empatisch behandelt, dass es mich nach und nach immer mehr interessierte und ich mich letztlich wirklich in die Hauptfigur einfühlen konnte. Jedoch ist "Transamerica" kein eindimensionaler Film, der sich allein mit diesem Thema beschäftigt. Vielmehr wird eine alltägliche, wenngleich ausgesprochen tragische und differenzierte Geschichte in dieses fundamentale Lebensthema der Hauptperson eingebettet. Auch die gute "Bree" merkt nach und nach, dass ihre egozentrische Fokussierung auf das eigene Geschlecht den Problemen des wahren Lebens nicht gerecht wird.
                                          < Die Schauspieler >
                                          Felicity Huffman liefert eine wahnsinnig gute Leistung ab ... sie ist zwanghaft, sie ist etepetete, sie ist fein-distinguiert und sie will um keinen Preis mehr ein Mann sein, irgendetwas männliches in sich entdecken geschweige denn sich dabei zu ertappen es vielleicht sogar ein wenig zu mögen. Huffmann setzt den neurotischen Charakter absolut sehenswert authentisch um und bewegt sich dabei immer auf der Grenzlinie zwischen Humor, Mitleid, Abscheu und Sympathie. Auch die anderen Schauspieler agieren erstklassig und verleihen den skurril-angelegten Charakteren des Films eine agemessene Tiefe. Eine Figur ist krasser als die andere ...
                                          < Fazit >
                                          Ein Film, der mich als Zuschauer immer mehr in seinen Bann riss und mir die latente Berührungsangst mit diesem intimen Thema vielfältig auf sensible, manchmal auch auf brachiale Art und Weise zu nehmen wusste. Klassische Road-Movie-Elemente und abwechslungsreiche, wohlselektierte Musik mit Country-Atmosphäre. Tolle Entwicklungen der beiden Hauptcharaktere und erstklassige schauspielerische Leistungen. Insgesamt ein sehr sehenswerter Film.

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                                          • 9

                                            "Wir gehörten nicht zu diesen glücklosen Menschen, denen grundlos Schlimmes passiert."
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                                            < Perspektiven >
                                            "In meinem Himmel" ist ein Film über den grausamen Missbrauchs-Mord an einem jungen Mädchen. Er beleuchtet drei Perspektiven und die jeweiligen Konsequenzen der Tat:
                                            1) Die Hinterbliebenen: der Riss, der durch das eigene Leben geht, der unsagbare Schmerz, verzweifelte Bewältigungsversuche und die obsessive Suche nach Aufklärung und Vergeltung
                                            2) Der Mörder: Vorgeschichte und Tathergang, psychopathologisches Profil, Vertuschungsaktivität und Wiederholungsdrang
                                            3) Das Opfer (Antizipation dessen, was ein derart junges Mordopfer empfinden könnte): Das Gefühl, um das eigene Leben und die Liebe betrogen worden zu sein, Hass auf den Täter, Mitleid mit den hinterbliebenen Angehörigen, Integration des Abschieds
                                            < Das Trauma >
                                            Insbesondere die verstörende erste halbe Stunde des Films gefiel mir ausgesprochen gut: Der süßlich-larvierte Tathergang - die Erkenntnis des Opfers - die Manifestation des Traumas. Unheimlich nahe Momentaufnahmen und Kameraeinstellungen, plötzliche progressive Momente mit Gänsehaut-Faktor, Kontrastierung des Unfassbaren mit dem Alltäglichen. Psychothrill allererster Güte mit gleichzeitiger emotionaler Betroffenheit und Tiefe.
                                            < Die Bewältigung >
                                            Peter Jackson gelingt es ausgesprochen gut, die einzelnen Perspektiven eindrücklich, einfühlsam und differenziert darzustellen. Jede für sich ist nachvollziehbar, authentisch und bewegend - positiv wie auch negativ. Die Umsetzung der "Zwischenwelt" ist sicherlich eine Geschmacksfrage: Herrliche, paradiesische Landschaften und Bilder, satte Farben und Eindrücke, ein wenig Kitsch und Pathos. Gleichzeitig aber auch die immer wieder auflodernde Traumatisierung, das Aufreißen einer nur oberflächlich vernarbten psychischen Verwundung.
                                            < Eine seichte Kritik >
                                            Neben glänzender schauspielerischer Leistungen, insbesondere der Tuccis', und erstklassiger Inszenierung, ist mir der Film einzig ein wenig zu lang geworden. Aus meiner Sicht ließ die Prägnanz und Progressivität des ersten Filmdrittels nachfolgend ein wenig nach. Möglicherweise ein Kompromiss, der dem leicht philospohisch-esoterischen Ansatz geschuldet ist und letztlich auch nur aufgrund meiner Psychothrill-Affinität zu einem vorsichtigen Punktabzug führt. Fazit: Unbedingt anschauen!

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                                            • 8

                                              "So wie ein Kind die feste Hand des Vaters, braucht ein Soldat Disziplin."
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                                              Höhnisch fast schon erscheint es in der Retrospektive, dass im Vorspann ehrerbietig die energetisierend-beschwingte, unverdrossene und selbstbewusste französische Nationalhymne gespielt wird.
                                              << Inhaltlicher Ausblick >>
                                              Eine in Aussicht stehende Beförderung - eine aussichtslose Operation - Rückzug im Angesicht der Niederlage - ein Exempel am eigenen Heer - eine Farce von Kriegsgericht.
                                              << Atmosphäre >>
                                              Kaltblütig, distanzierte Befehlshaber, die ganz wie bei einem strategischen Brettspiel die menschlichen Verluste einer Kriegsoperation veranschlagen. Soldaten, die keine Angst (mehr) vor dem Tod, sondern nur noch vor der grausamsten Todesursache haben. Hintergründig heulende Mörser, einschlagende Granaten, spliternde Schrapnelle und die vordergründig ewig trillernden Motivierungspfiffe der Vorgesetzten.
                                              << Wertung >>
                                              "Wege zum Ruhm" zeigt eine weitere bizarre Facette des Wahnwitzes von Kriegen. Was tun, wenn meine Soldaten den Gehorsam verweigern? Wo beginnt Fahnenflucht und Befehlsverweigerung? Kann Todesangst überhaupt willentlich beeinflusst werden? Auch der folgendschwere Kontrast zwischen führenden und ausführenden Personen wird aufgezeigt. "Wege zum Ruhm" ist ein bewegender, kurzweiliger und in seiner Länge sehr knackiger, gerade angemessener Film, der auch heute noch Wirkung erzielt. Er ist angenehm abwechslungsreich, da er sich nicht nur auf den Schützengraben beschränkt, sondern auch kriegspolitische Entscheidungen und Vorgänge miteinbezieht. Die minimalistisch-effektvolle musikalische und technische Ausgestaltung gefiel mir sehr.

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                                              • 4

                                                "Man will nicht wahrhaben, wie viel im Leben vom Glück abhängt."
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                                                < Inhalt >
                                                Ein Ex-Tennisprofi aus der Unterschicht erhält durch seine neue Anstellung als Tennislehrer und über die Beziehung zur Schwester eines Tennisschülers Zugang zur High-Society von London. Schnell wird er in die Familie der beiden aufgenommen und verstrickt sich in eine angenehm-luxuriöse und gleichsam einengende Abhängigkeit. Die Beziehung beginnt schnell ihn zu langweilen, nicht zuletzt aufgrund der sinnlich-verlockenden Freundin seines "Schwagers". Es kommt zu einer verhängnisvollen Affaire und er muss sich entscheiden: Liebe und Lust oder Luxus und Stabilität.
                                                < Wertung >
                                                Ein langgezogener schleppender Beginn mit leicht pathetischen Dialogen, den ich angesichts meiner Neugier durch die guten allgemeinen Kritiken des Films noch gut verkraften konnte. Opernmusik im Hintergrund. Eine wenig überraschende, langgezogene Handlung mit relativ klischeehaften Figuren. Eine Hauptperson, die in ihren Beweggründen, Entscheidungen, Entwicklungen und Motiven wenig stringent und plausibel aufgebaut ist.
                                                < Mein Fazit >
                                                Die ewige Hinhalterei seiner Affaire Nola durch Chris konnte ich nachfühlen, fühlte ich mich doch von diesem Film ähnlich ausgebremst und auf das Abstellgleis verfrachtet. Auch wenn das Finale ein wenig stärker daher kommt, verbleibt es gleichsam auf einem recht geringen Niveau. Vor allem jedoch, entschädigt es nicht annähernd für die zähe und langwierige Vorgeschichte. Wenig Kreativität, kaum Überraschungen, selten wirkliche Spannung. Ein weitestgehend langweiliger Film, den auch die solide Leistung Scarlett Johanssons nicht aufhübschen kann. Meiner Ansicht nach hätte man das Finale des Films mit der anfangs aufgeworfenen Botschaft "Zufälle bestimmen unser Leben" viel mehr in den Fokus nehmen sollen. Man hätte es zudem auch geschickter und weniger vorhersehbar inszenieren müssen.

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                                                • 9

                                                  "Du irrst Dich - ICH bin Champagner und DU bist Scheiße!"
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                                                  < Inhalt >
                                                  Drei unterschiedliche Schwestern und ihre Eltern. Vier verschiedene Lebensgeschichten. Ganz individuelle Rezepte zum Glücklichwerden: Karriere und Familie, Liebe, Sex und Einsamkeit, Loyalität und Trennung, Echtheit und Fassade, Trieb und Verzicht.
                                                  < Schwärze >
                                                  "Happiness" ist ein Film voller tiefschwarzer, boshaft ehrlicher, und fies-peinlicher Gemeinheiten über die Verwirklichung tiefster menschlicher Bedürfnisse - sogar die pathologischen. Der Film beschäftigt sich mit Vorkommnissen, die so krank, so böse, so peinlich, so eklig, so traurig oder so abstoßend sind, dass man sie vielleicht nicht einmal seinem besten Freund, seinem seelenverwandten Partner, seinen unbedingt wertschätzenden Eltern oder seinem schweigeverpflichteten Therapeuten anzuvertrauen vermag.
                                                  < Humor >
                                                  Obwohl "Happiness" keineswegs harmlos oder albern ist, sind viele Stellen einfach so auf den Punkt gebracht und überzeichnet, dass es schon wieder irrsinnig komisch ist. Vielmals wusste ich als Zuschauer nicht, ob ich mich nun vor Schauder wegdrehen, mir die Augen zuhalten, weiterhin energisch den Kopf schütteln oder aber einfach die Skurrilität des Moments auskosten und herzlich lachen soll. Zumeist folgt wie automatisch das eine auf das andere. "Happiness" nimmt die innersten Befindlichkeiten, Wünsche, Sorgen, Träume, Unsicherheiten und verborgenen Abgründe der Menschen auf's Korn und kennt keine Schonung. Der Film bewertet nicht, er lässt uns werten.
                                                  < Fazit >
                                                  Gegen einige eklige und kranke Deutlichkeiten rüsten, anschauen und selber urteilen!

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                                                  • 8 .5
                                                    über Gattaca

                                                    "Ich glaube nicht nur, dass wir an Mutter Natur herumpfuschen werden, sondern ich glaube auch, dass Mutter Natur es will."
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                                                    << GRUNDKONFLIKT >>
                                                    So provozierend das einleitende Zitat von "Gattaca" doch auf den ersten Blick klingt, so tiefsinnig ist es doch angesichts der "naturgegebenen" menschlichen Intelligenz und der daraus resultierenden Konsequenzen für die Evolution. Das "Survival of the fittest" ist nicht mehr allein Folge einer günstigen angeborenen Konstitution, sondern ergibt sich vielmehr aus der gelungensten individuellen und subjektiven Kompensation der eigenen Defizite. Was denn aber, wenn diese Kompensation aausschließlich in streng objektiver Prävention besteht? Dieser Frage widmet sich "Gattaca" auf höchst intelligente, kreative und differenzierte Art und Weise ...
                                                    << INHALTLICHER AUSBLICK >>
                                                    In einer "nicht allzu fernen Zukunft" gibt es gentechnisch geprüfte Kinder aus dem Labor. Die optimale Kombination der elterlichen Erbanlagen fördert nur noch die "wertvollsten" Menschen zu tage. "Liebeskinder", die auf natürlichem Weg gezeugt wurden, finden sich angesichts dieser "validen" Konkurrenz kaum noch. Vincent Freeman (Ethan Hawke) ist ein solcher "De-Generierter" und lebt von klein auf als "invalides Ich in einer validen Welt." Das Etikett der Unvollkommenheit schwebt über seinem Leben und wird besonders im Vergleich mit seinem "Retorten-Bruder" deutlich. "Genoismus" (die moderne, genbasierte Diskriminierung) schlägt ihm allgegenwärtig entgegen. Und doch hat er einen Traum ...
                                                    << ATMOSPHÄRE >>
                                                    Eine angenehm kluge, nicht zu pathetische Erzählstimme aus dem Off. Eine simple und doch differenzierte Handlung. Sehr solide, zum Teil fesselnde schauspielerische Leistungen. Paranoid-bedrohliche allgegenwärtige Spurenverwischung, Gentests und Gentest-Maipulationen wie bei Olympia. Und eine herrlich altmodische Zukunftsvision. Retro wohin man schaut: Alte Musik, alte Kleidung, alte Autos mit neuer Technik, alte Frisuren, ein alter Rollstuhl und sogar noch ab und an Zigaretten ...
                                                    << TIEFGANG >>
                                                    "Gattaca" gelingt es, unter dem Deckmantel eines hochmodernen und brisanten Themas ein absolut grundlegendes menschliches Problem anzusprechen: Den Zweifel am eigenen Wert - und der Versuch der Objektivierung im Vergleich: "Bist du nur dann erfolgreich, wenn du siehst wie ich scheitere?!" Im Film wird ungemein deutlich, dass auch ein lupenreiner genetischer Beweis keine Garantie für ein stabiles Selbstwertgefühl bedeutet.
                                                    << MEIN FAZIT >>
                                                    Ein sehr, sehr schöner, ruhig erzählter, intelligenter Film, der mit vielen kleinen cleveren Raffinessen aufwartet, die einem gar nicht so einfach auffallen, um nur eine zu nennen (Quelle: Wiki): Eugene (griech.) = "gute Gene"

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