r3sortiane - Kommentare
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Alle Kommentare von r3sortiane
Hier nochmal mein Kommentar zu "Wall Street", weil er thematisch auch an diese Stelle passt:
Wie kann es "Inside Job" und "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" und "Wall Street" und "Let's make money" und "The Yes Men" und "Food Inc." und "Super Size Me" und "Food Fight" und "The Oil Crash" die vielen anderen konzern- und kapitalismuskritischen Machwerke geben und sich gleichzeitig überhaupt nichts ändern?!
Meinem Gefühl nach sind die Probleme vollkommen bekannt, die Verbrecher öffentlich enttarnt, die Systeme als korrupt, unmoralisch, unsozial und langfristig defekt entlarvt und trotzdem bleibt scheinbar alles beim Alten. Niemand von "den Großen" wird bestraft, es werden keine handfesten Konsequenzen gezogen, es wird niemand entschädigt und alles wird weitgehend totgeschwiegen.
Ja leben wir denn im Mittelalter, in dem sich die Adligen einfach alles erlauben konnten? Besteht der einzige Unterschied zwischen damals und heute darin, dass der Großteil der (stimmberechtigten) Bevölkerung durch ein Minimum an sozialer Versorgung und Bedürfnisbefriedigung mundtot gemacht und der (stimmlose) ärmste "Abschaum" der Menschheit hinter vorgehaltener Hand trotzdem noch nach Strich und Faden ausgebeutet werden darf?
Wenn ich solche Filme und Dokumentationen sehe, kommt mir wirklich die Galle hoch. Jedoch empfinde ich diese Wut zu einem Großteil zu Unrecht, denn auch ich bin Teil dieses Unrechtssystems. Auch ich lebe und profitiere von dem Ungleichverhältnis der Mächte. Eine Gesellschaft, in der 1 % der Menschen über 99 % des Reichtums verfügt, spottet jeder Vernunft. Was würden die alten Philosophen der Aufklärung sagen, wenn sie die heutige Ausübung und Auslegung ihrer Gedanken erleben müssten. Nein, der "normale Mensch" ist kein mündiger Bürger. Wir müssen endlich aufhören zu erwarten, dass sich unsere Gesellschaft von allein repariert und jede so oder so geartete Entwicklung völlig automatisch auch eine gleichstarke Gegenbewegung nach sich zieht. Macht und Geld korrumpieren die Menschen - das liegt in der Natur der Sache und der Menschen. Wenn die Gesellschaft funktionieren soll brauchen wir unabhängige, soziale und vernunftbegabte Regulations-, oder anders formuliert, Kontroll- und Führungsinstanzen. Aber wie zum Teufel soll das ohne "tabula rasa" jetzt noch funktionieren?! Irgendwie sehe ich schwarz ... zum Glück geht es uns Industrienationen so gut, so dass wir uns nicht all zu oft darüber Gedanken machen müssen ...
Wie kann es "Wall Street" und "Inside Job" und "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" und "Let's make money" und "The Yes Men" und "Food Inc." und "Super Size Me" und "Food Fight" und "The Oil Crash" die vielen anderen konzern- und kapitalismuskritischen Machwerke geben und sich gleichzeitig überhaupt nichts ändern?!
Meinem Gefühl nach sind die Probleme vollkommen bekannt, die Verbrecher öffentlich enttarnt, die Systeme als korrupt, unmoralisch, unsozial und langfristig defekt entlarvt und trotzdem bleibt scheinbar alles beim Alten. Niemand von "den Großen" wird bestraft, es werden keine handfesten Konsequenzen gezogen, es wird niemand entschädigt und alles wird weitgehend totgeschwiegen.
Ja leben wir denn im Mittelalter, in dem sich die Adligen einfach alles erlauben konnten? Besteht der einzige Unterschied zwischen damals und heute darin, dass der Großteil der (stimmberechtigten) Bevölkerung durch ein Minimum an sozialer Versorgung und Bedürfnisbefriedigung mundtot gemacht und der (stimmlose) ärmste "Abschaum" der Menschheit hinter vorgehaltener Hand trotzdem noch nach Strich und Faden ausgebeutet werden darf?
Wenn ich solche Filme und Dokumentationen sehe, kommt mir wirklich die Galle hoch. Jedoch empfinde ich diese Wut zu einem Großteil zu Unrecht, denn auch ich bin Teil dieses Unrechtssystems. Auch ich lebe und profitiere von dem Ungleichverhältnis der Mächte. Eine Gesellschaft, in der 1 % der Menschen über 99 % des Reichtums verfügt, spottet jeder Vernunft. Was würden die alten Philosophen der Aufklärung sagen, wenn sie die heutige Ausübung und Auslegung ihrer Gedanken erleben müssten. Nein, der "normale Mensch" ist kein mündiger Bürger. Wir müssen endlich aufhören zu erwarten, dass sich unsere Gesellschaft von allein repariert und jede so oder so geartete Entwicklung völlig automatisch auch eine gleichstarke Gegenbewegung nach sich zieht. Macht und Geld korrumpieren die Menschen - das liegt in der Natur der Sache und der Menschen. Wenn die Gesellschaft funktionieren soll brauchen wir unabhängige, soziale und vernunftbegabte Regulations-, oder anders formuliert, Kontroll- und Führungsinstanzen. Aber wie zum Teufel soll das ohne "tabula rasa" jetzt noch funktionieren?! Irgendwie sehe ich schwarz ... zum Glück geht es uns Industrienationen so gut, so dass wir uns nicht all zu oft darüber Gedanken machen müssen ...
Fazit vorneweg: Ich habe mir viel mehr versprochen und empfinde den Film als ein gutes Beispiel für geschichtsverfälschende filmische Zerrbilder! Natürlich zeigt "Sieben Jahre in Tibet" einige tolle Landschaften, eine fremdartige Kultur und ein paar atemberaubende "natur-kulturelle" Szenarien. Natürlich handelt es sich handwerklich um einen professionellen und auch stimmigen Film, der optisch und schauspielerisch durchaus zu überzeugen weiß. Warum aber brüstet sich dieser Film mit einer histroischen Vorlage, weicht dabei aber in den allermeisten Details und sogar in den grundlegenden Handlungssträngen so himmelweit von der tatsächlichen Geschichte ab? Die historische Vorlage bot hier so viel - und es wurde so wenig daraus gemacht. Nicht nur, dass gerade die interessanten Aspekte der Vorlage weitgehend weggelassen wurden, sie wurden zudem auch noch durch stereotype und triviale Lückenfüller ersetzt. Das dieser Film eine Verbindung zu der historischen Vorlage herstellt empfinde ich als impertinente Geschichtsverzerrung, insbesondere deshalb, weil es sich um eine Geschichte handelt, die leider (im Gegensatz zu dem Film) viel zu wenig bekannt ist. Das was in den Köpfen der Menschen hängengeblieben ist und hängenbleiben wird, ist das verfälschende, völlig realitätsfremde Zerrbild und nicht die tatsächliche Realität.
Auch wenn die Verzerrungen und Abweichungen in diesem Film nicht eben als gefährlich oder bedenklich einzustufen sind, so empfinde ich sie dennoch als völlig unangebracht und störend, implizieren sie doch, dass die tatsächliche Geschichte nicht spannend, schlüssig oder emotional genug wäre. Harrer als jugendlicher Rebell, als egozentrischer Selbstsüchtling, als oberflächlicher Macho, der auf seiner Reise eine Läuterung erfährt. Nicht nur, dass das Wesen des filmischen Protagonisten dem wahren Heinrich Harrer nicht entspricht, es ist auch in sich nicht stimmig und zudem extrem nervend. Als zentrales Thema wird die Sehnsucht nach dem unbekannten Sohn stilisiert, die jedoch mit dem vorherigen Charakter des Film-Harrers gar nicht zu vereinbaren ist. Es scheint als brauche Hollywood unbedingt zwei extreme Pole, um die Botschaft des Films verkaufen zu können. Es reicht nicht aus, dass ein ohnehin schon naturverbundener Europäer nach Tibet kommt, nein, er muss schon in seiner eigenen Kultur ein Sonderling und Außenseiter sein - aber natürlich heroisch und bildschön. Reicht es denn nicht aus, eine außergewöhnliche Geschichte einfach nur zu dokumentieren und als Medium Film einem größerem Publikum vorzulegen? Wozu diese tausendmal dagewesenen Klischees? Warum die Erfüllung des habituellen Schubladendenkens? Wieso die künstliche Extremisierung der Handlung?
Zunächst wichtig: Es handelt sich hier NICHT um die Verfilmung des ausgezeichneten Buches "In eisige Höhen" von Jon Krakauer. Da ich die Dokumentation in diesem Glauben bestellte, war ich schon zum ersten Mal enttäuscht als ich merkte, dass ich in dieser Hinsicht falsch lag. Das allerdings, kann man dem Film wohl nicht anlasten, auch wenn die Produktbeschreibung in vielerlei Hinsicht impliziert, es würde sich eben um die Verfilmung des Karkauer-Buches handeln.
Vorfreude kam auf, als ich in einem der Protagonisten den Sohn Tenzing Norgays, eines der Erstbesteiger des Mount Everests, erkannte. Leider wurde diese Freude im folgenden nicht bestätigt. Die noch einigermaßen ausführliche Einleitung ging sehr schnell in einen stiefkindlich behandelten Mini-Abriss der parallel stattfindenden Katastrophe am Everest (eben jene, die Krakauer so dramatisch beschreibt) über und gipfelte schon nach einer knappen halben Stunde ... ja nun, auf dem Gipfel. Die Laufzeit von 45 min empfinde ich als viel zu kurz. Da hilft auch das ausführliche Bonusmaterial mit einigen DVD-Texten zur Historie des Everests nichts. Qualitativ gibt es im Prinzip nicht viel zu meckern, aber es wird einem rein quantitativ viel zu wenig geboten. Eine extrem sparsame Geschichte mit wenig Tiefe und kaum Zuschauerbindung. Einfach zu wenig für einen spannenden Dokumentationsabend.
Nachdem ich ihn im Online-Versandhandel seit gut zwei Jahren schmerzlich vermisste, habe ich nun euphorisch festgestellt, dass man den kompletten Film "Der Berg ruft" frei bei YouTube ansehen kann (http://www.youtube.com/watch?v=_PESNeEwDwA&feature=player_detailpage). Meine Neugier auf den Film resultierte daraus, dass mein Großvater das Matterhorn um 1930 herum bestiegen hat und ich vor zwei Jahren selbst in der Region Zermatt und im Monte Rosa Massiv gewandert und geklettert bin. Wer diesen gewaltigen und einschüchternden Berg einmal mit eigenen Augen gesehen und sich ein wenig mit den Bedingungen seiner Besteigung und der alpinistischen Geschichte beschäftigt hat, wird nahezu unweigerlich von der bedrohlich-verlockenden Aura des Viertausenders gepackt. Wer zusätzlich einmal in Zermatt an dem kleinen Bergsteigerfriedhof die Inschriften der Grabsteine gelesen hat, dem wird bewusst, welch gefährliche Faszination das Matterhorn schon immer auf die Menschen ausgeübt haben muss.
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Nachdem Trenker vormals schon einen Stummfilm über die Erstbesteigung des Matterhorns gedreht hatte, mit diesem aber angesichts einer zu großen Abweichung von der wahren Geschichte unzufrieden war, drehte er 1938 nochmals eine Zweitfassung. Der Film orientiert sich relativ eng an der historischen Vorlage, dem um 1865 stattfindenden Wettlauf des italienischen Bergführers Antonio Carrel und des englischen Bergsteigers Edward Whymper und ihrer zugehörigen Expeditionen um die Erstbesteigung des legendären Matterhorns (4.478 m), der beim Abstieg stattgefundenen Katastrophe bei der vier Menschen in den Tod stürzten und dem folgenden umstrittenen Gerichtsprozess gegen Whymper.
Interessanterweise schildert Trenker die Geschehnisse vor allem aus der Sicht des italienischen Zweitbesteigers Carrel, der in der Historie die weitaus geringere Aufmerksamkeit erlangte. Carrel, gespielt durch Trenker selbst, ist ein sympathisches Urgestein, das dem Film ein angemessenes Zugpferd wird. Die wahre Geschichte ist an einigen Stellen dramaturgisch ein wenig ausgeschmückt und um ein paar emotionale Spitzen erweitert. Obwohl es die historische Vorlage nicht eben nötig hat, tut dies dem Filmgenuss und der Spannung gut und rundet die Geschehnisse ab. Was in der Realität dissonant unaufgelöst verbleibt, wird im Film zu einem logischen Ende geführt. Die faszinierende Natur des Matterhorns und das dramatische bergsteigerische Geschehen wird in atemberaubenden und sehr realistisch anmutenden Bildern und Seqenzen eingefangen - absolut erstaunlich für einen Film von 1938. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen verleihen dem Film zwar einerseits einen nostalgischen Heimatfilm-Flair, reduzieren aber andererseits auch ein wenig die ansonsten vermutlich noch gewaltigere Wirkung der Naturaufnahmen (v.a. wegen geringerer Tiefe und Kontrastfülle). Aus meiner Sicht ein einziger Kritikpunkt ist die ein wenig zu homogene und stellenweise unangemessen beschwingte musikalische Untermalung des Films.
Alles in allem ein absolut sehenswertes filmisches Dokument über eine absolut wissenswerte historische Geschichte!
Eigentlich ein Film, der genau meinem "Beuteschema" entspricht: Eastwood-Western, gute Besetzung (Eastwood, Free- & Hackman), ausgezeichnete Kritiken. Trotzdem sprang der Funke auf mich nicht vollends über ... möglicherweise sogar allein durch das Fehlen eines genialen Soundtracks.
Bei "Erbarmungslos" handelt es sich um einen frühen "Ruhestandsfilm" von Clint Eastwood (vgl. Gran Torino). Schon 1992 spielt er hier einen abgehalfterten, geläuterten, reuigen ehemaligen Revolverhelden. Hochinteressant ist der Fokus des Films, die sogenannten Heldentaten des wilden Westens von zwei Seiten zu beleuchten: Da gibt es einerseits die glorifizierend-idealisierende und zumeist verharmlosende Legende und andererseits die brutale, schonungslose und hässliche Realität. Hierin gefiel mir "Erbarmungslos" wirklich erstklassig. Die meisten Legenden werden dabei enttarnt und was übrig bleibt ist ein brutales, kriminelles, seelenloses Geschäft. Hierin kann nur bestehen, wer unter den besten Mördern und den schlechtesten Menschen ist. Doch "Erbarmungslos" zeigt auch, das niemand in Gänze "gut" oder "schlecht" ist - es sind vor allem die Lebensbedingungen, die einen solchen Zustand erzeugen.
Die Schauspielerriege reicht von erstklassig bis gut, hier gibt es von mir keine Abzüge. Was mir jedoch wirklich zum Spitzenfilm fehlte, war eine passende, stimmungsstützende Filmmusik - gerade im Vergleich zu den legendären Latino-Western Eastwoods. Natürlich handelt es sich um eine ganz andere Art von Film und natürlich hätte es sich um eine andere Art von Soundtrack handeln müssen. Das Filmende passt aus meiner Sicht nicht wirklich gut zur vorherigen Aussage des Films. Hier hätte ich mir mehr Konsequenz und Einfallsreichtum gewünscht. Obwohl atmosphärisch stimmig und inszenatorisch wirklich sehenswert, unterminiert dieses Filmende den zuvor mühsam erwirkten Paradigmenwechsel. Schade.
Ein gefühlvoller, liebevoller und sympathischer Film über die Wiederentdeckung der Filme des frühen Filmemachers Georges Méliès und seine dadurch ermöglichte Rekonvaleszenz. Scorsese gelingt eine angenehme Mixtur aus wahrer Geschichte und phantasievoller Auskleidung. Ich muss zugeben, dass ich Méliès und seine Werke vor diesem Film gar nicht kannte und ich nehme an, dass es nicht wenigen so geht wie mir. Insofern auch ein wertvoller Beitrag zur filmkulturellen Bildung - und das eingebettet in eine wahrhaft phantastisch anmutende Szenerie des Paris der 30er Jahre. Ich glaube "Hugo Cabret" kann sowohl ein Abenteuerfilm für Kinder als auch ein Kindheitstraum für Erwachsene sein. Ben Kingsley gefiel mir, wie fast immer, ausgesprochen gut - wer sich einmal den Artikel zu Georges Méliès bei Wikipedia anschaut wird sehen, dass beide tatsächlich eine große Ähnlichkeit aufweisen. Auch Sacha Baron Cohen (alias Borat, alias Ali G) machte seine Sache in dieser für ihn so untypisch humorlosen Rolle gut. In Nebenrollen tauchen viele bekannte Gesichter (z.B. Emily Mortimer, Christopher Lee, Jude Law) auf - allesamt wohl auserkoren und passend. Über die Auswahl und Leistung der beiden Jungdarsteller lässt sich sicherlich ein wenig streiten. Obwohl mir die leuchtend blauen Augen des kleinen Asa Butterfield als Hugo ein wenig aufstießen, gefiel er mir überwiegend gut in seiner Rolle. Chloë Grace Moretz (Isabelle) die ich in "Kick Ass" liebte, spielte hier in angemessener Weise wenig vordergründig. Die traurige Geschichte des Hugo wurde mir an manchen Stellen ein wenig zu emotional und tränendrüsenbelastend aufgearbeitet. Aber das ist Geschmackssache. Alles in allem ein Film zum Eintachen in eine phantasievolle Traumwelt von Abenteuer und Drama - aufgewertet durch die Verarbeitung einer wahren, wichtigen und unangemessen vernachlässigten Geschichte.
Insbesondere der mich absolut infizierende Soundtrack von dem schottischen Zwillingsduo "The Proclaimers" mit "I'm gonna be (500 miles)" macht die tolle Atmosphäre dieses Films aus: Irgendwie Folk, irgendwie British, irgendwie Rock und irgendwie 80's - auf jeden Fall aber stampfend, eingängig, innervierend und ansteckend. Der Film selbst ist sympathisch und durch die skurrile Person des "Sam" (Johnny Depp) und die Interaktionen des Protagonistentrios in seinem Unterhaltungswert auch reichlich überdurchschnittlich. Allerdings bleibt er doch ein wenig hinter der Güteklasse des Intros mit diesem Spitzensong (den ich vorher noch gar nicht kannte) zurück. Dazu empfand ich die Geschichte als doch ein wenig zu simpel, stellenweise ein wenig zur Ödness neigend. Aidan Quinn (als Benny) passt zwar gut in diese leicht spießig und rigide angelegte Rolle, jedoch unterhält diese Figur mit ihrem inneren Konflikt nicht so gut wie Johnny Depp. Mary Stuart Masterson macht ihre Sache als Joon zwar recht gut, jedoch gefiel mir die Darstellung des Krankheitsbildes ihrer Figur und die entsprechenden Konsequenzen für die Handlung des Films nicht so gut - dies jedoch ist sicher auch ein wenig expertisenabhängig. Ansonsten gibt es eine ganze Menge kurzweilige Schmankerl wie beispielsweise die Pokerrunden um Alltagsbesitztümer oder lästige Pflichten und die clownhaften Entertainerqualitäten des Sam. Ein emotionaler und liebenswürdiger Film, der den Schrecknissen des Alltags mit Phantasie, Kreativität und filigraner Empathie begegnet.
Vorgeschichte zu mir und Stephen King:
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Als ich vor kurzem des Hörbuch "Der Musterschüler" von Stephen King hörte, dachte ich ständig, wie gut man das doch verfilmen könnte. Erst seit kurzem habe ich verstanden, was für ein genialer Autor Stephen King doch ist. Ich wusste, dass "Shining" und "Es" auf seinen Büchern beruhen, habe diese aber leider noch nicht gelesen oder gehört. Mir war jedoch nicht bekannt, dass auch die erstklassigen Filme "Die Verurteilten" und "Stand by me - Das Geheimnis eines Sommers" aus seinen Büchern hervorgingen. Vor kurzem nun habe ich zuerst "Das Mädchen", dann "Die Verurteilten", "Der Musterschüler" und nun aktuell "Die Leiche" (Stand by me) aufgesogen und war absolut begeistert. King versteht es einfach einmalig, spannende, einfache und doch unkonventionelle, kreative Geschichten mit differenzierten Charakterschilderungen und tiefgehendem Verständnis der menschlichen Motive zu verknüpfen. Genau dies war es auch, was mir an "Der Musterschüler" so ausnehmend gut gefiel.
Das Buch "Der Musterschüler"
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Im Buch schafft es King, den Leser (oder in meinem Falle den Hörer) permanent zwischen Mitgefühl und Abscheu für BEIDE Protagonisten gratwandern zu lassen. Hier haben wir auf der einen Seite ein Scheusal und auf der anderen ein hilfloses Opfer. Aber wer ist wer? Klar, der persönlichen Historie zufolge ist die Zuordnung fraglos. Aber je weiter die Geschichte foranschreitet, desto unklarer wird, wen es mehr zu verurteilen gilt. King fokussiert sich dabei weniger auf die reinen Taten, als vielmehr auf die psychische "Verdorbenheit". Hierin nehmen sich die beiden Hauptfiguren kaum etwas. Meisterlich gelingt es dem Autor dadurch, von der so oft praktizierten mystifizierten Vorverurteilung des typischen Nazis als "unmenschliches Monster" Abstand zu nehmen um stattdessen das dem Menschen innewohnende, allegegenwärtige Potential zum Bösen zu beleuchten. Einmal ganz davon abgesehen, dass King in seine Geschichte an mehreren Stellen auch eine filigrane Kritik am us-amerikanischen Selbstverständnis einfließen lässt, sucht die Schilderung der inter- und intrapersonellen psychischen Entwicklung in diesem Buch ihresgleichen.
Nun aber zum Film:
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Natürlich fragt man sich bei dem Gedanken an eine Verfilmung des Buches unweigerlich nach der besten Besetzung für die beiden Protogonisten. Insbesondere für Dussander kamen mir hierbei mehrere, meiner Meinung nach erstklassig passende, Kandidaten in den Sinn - allen voran hätte ich mir den gealterten Clint Eastwood (a la Gran Torino) hervorragend in dieser Rolle vorstellen können. Auch einen Ed Harris habe ich vor meinem inneren Auge gesehen. Als ich nun sah, dass der Film mit Ian McKellen als Dussander aka Denker produziert wurde, war ich zunächst überrascht, gleichzeitig aber auch von begeisterter Vorfreude. Leider muss ich im Nachhinein sagen, dass McKellen in dieser Rolle doch ein wenig hinter seinem Potential zurückbleibt. Auch wenn er sein schauspielerisches Talent durchaus in die Wagschale wirft, bleibt er mir über die gesamte Zeit hinweg doch zu brav, zu freundlich großväterlich, zu "echt-empathisch" und zu wenig militarisiert. Sicherlich spielen dabei die sonstigen Rollen, aus denen ich ihn kenne, eine große Rolle. Zudem war mir die Figur des Dussander im Film zu wenig resigniert, heruntergekommen und abgehalftert angelegt. Ich habe vor allem vermisst, so wie im Buch zu spüren, dass es sich hier um eine "zerstörte" Persönlichkeit handelt, die einzig aufgrund machtvoller Verdrängungsmechanismen noch am Rande der Gesellschaft existieren kann. Brad Renfro als Todd Bowden hat mir leider noch sehr viel weniger gefallen. Sein schauspielerisches Geschick genügt meiner Meinung nach dem Anspruch dieser differenzierten, interessanten Person nicht annähernd. Renfro verbleibt auf einem sehr oberflächlichen, mal übertrieben-intensiven, mal ausdruckslos-maskenhaften Niveau. Die tiefgreifenden Entwicklungsdefizite des pubertären Todd und die Verstrickungen dieser faszinierend-verstörenden Hassliebe zu dem alten Nazi kommen nicht annähernd so intensiv zur Geltung wie im Buch. Zu guter Letzt möchte ich auch die inhaltlichen Veränderungen kritisieren, die bei der Adaption des Drehbuchs vorgenommen wurden. Natürlich ist mir klar, dass ein einzelner Spielfilm dem langen Roman Kings nicht 1zu1 gerecht werden kann, jedoch zeigen andere Romanverfilmungen (z.B. "Die Verurteilten"), dass dies deutlich besser zu realisieren ist. Alles in allem hätte ich mir sehr viel mehr Atmosphäre und Stimmung erhofft - das ist es, wovon das Buch so eindrucksvoll lebt. Die Filmszene in der Dusche der Sportumkleide hätte ein Ansatz sein können. All die schauerlichen Bilder und ambivalenten Fragen, die King in seinem Buch entstehen lässt, kommen im Film meiner Meinung nach viel zu kurz.
"Komm und sieh" erzählt eine dieser vielen ungeheuerlichen, monströsen, schier unglaublichen Kriegsepisoden. Das Besondere an diesem Film ist dabei für mich, dass er dies restlos aus der Perspektive eines kleinen Jungen tut. Ich finde es ist für das Verständnis und für die Wirkung des Films unheimlich wichtig, dies vorher schon zu wissen. Wenn man es nicht weiß, wirken viele Szenen und Abschnitte doch recht ziellos, verwirrend und auch merkwürdig verzerrt. Führt man sich jedoch die besondere Perspektive des Films vor Augen, so erklären sich die meisten dieser filmischen "Ungewöhnlichkeiten".
"Komm und sieh" verfolgt beispielsweise keine wirklich führende, strukturierende Handlung, wie man es aus anderen Filmen gewohnt ist. Die Geschehnisse nehmen einfach ihren Verlauf und üben ihre verstörende Wirkung auf den Protagonisten aus. Viele Erfahrungen des Jungen und somit die meisten Szenen des Films wirkten auf mich (oberflächlich betrachtet) unverständlich (z.B. die Interaktionen mit Glasha im Wald). Jedoch zeigen sie, dass auch Florya vieles des Geschehenen nicht unmittelbar begreifen oder einordnen kann. Stellenweise gibt es wenig Anknüpfungspunkte zwischen den Handlungsabschnitten oder scheinbar "nutzlose" Passagen, welche die Handlung nicht wirklich voran treiben. Manche Erlebnisse wirken merkwürdig farb- und orientierungslos, auch ziel- und hilflos, so dass man sich fragt, warum uns das nun gerade gezeigt wird.
Aber genau das spiegelt das Erleben dieses fassungslosen Menschen in einer nicht zu begreifenden Welt wieder. Im Nachhinein, und mit dem Wissen um die gewollt kindliche, naive und umso mehr verletzliche Perspektive dieses Films, gewinnt "Komm und sieh" für mich noch einmal gewaltig. Sie erklärt für mich auch einen Kritikpunkt, der mir nach dem Film durch den Kopf ging: Die Authentizität des Gezeigten. Natürlich gibt es Fakten und Augenzeugenberichte. Aber bei einem Film wie diesem, frage ich mich dennoch, wie es um die Objektivität und die Authentizität der Darstellung des Gezeigten bestellt ist. Konkret möchte ich z.B. auf das dargestellte Verhalten der Nazis gegen Filmende hinaus. In einem kritischen Kommentar las ich darüber in etwa: "Der Film stellt das Morden der Nazis wie eine große, exzessive Party dar." Ein wenig hatte ich auch diesen Eindruck und fragte mich, ob es damals wirklich so gewesen ist. Nicht das es einen nachhaltig bedeutenden Unterschied macht, WIE diese Greueltaten begangen wurden, denn DAS sie begangen wurden, ist ja belegt. Trotzdem halte ich es prinzipiell für wichtig, die Mechanismen bei der Entstehung solcher Monstrositäten ebenfalls realistisch aufzuarbeiten und zu betrachten: Verantwortungsdiffusion, kollektive Abstraktion des Gegners/Opfers zum "Ding" aus Selbstschutz, Todesangst vor Strafe? "Komm und sieh" stellt diese Frage nicht. Die deutsche Armee wird stattdessen sozusagen geschlossen als abgrundtief böse, satanisch und psychopathisch verrückt (dem Grauen auch noch Freude abgewinnend) dargestellt.
Im Nachhinein kann ich diesen Kritikpunkt für mich jedoch ruhen lassen, da ich verstanden habe, dass er hier völlig fehl am Platze ist. Es geht Klimow nicht um eine derartige Aufarbeitung - es geht ihm einzig und allein um das rein subjektive Erleben des Einzelnen. Dieses Erleben ist NATÜRLICH nicht objektiv. Es befindet sich NATÜRLICH nicht auf einer Metaebene. Es steht dem Grauen direkt gegenüber - Auge in Auge. Jede potentielle Metaebene wird im Angesicht dieses Grauens unweigerlich zerfetzt und aufgefressen, so dass diesem Erleben gar nichts anderes übrig bleibt, als jeder unwirklichen Verzerrung und dem unsagbaren Trauma ihren Lauf zu lassen.
"Komm und sieh" ist in dieser Hinsicht ein Ausnahmefilm den man unbedingt gesehen haben sollte!
Extrem kurz: Erste Hälfte ganz okay, zweite Hälfte ziemlich schwach.
1. Hälfte:
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Die Zukunftsvision ist noch einigermaßen differenziert, dafür jedoch ziemlich unterhaltsam ausgestaltet - eine recht ansprechende Mischung aus Tim Burtons "Alice im Wunderland" und "1984". Die Hauptdarsteller weckten in diesem Stadium des Films zumindest noch einige Neugier bei mir. Coole Nebenrollen für Woody Harrelson (z.B. "Weiße Jungs bringen's nicht" oder "Kingpin") und Lenny Kravitz. Die Story, schon in ihrer Grundidee nicht besonders neuartig, schaffte es von Anfang an nicht, mich wirklich mitzureißen - dazu wird sie viel zu stiefkindlich aufgebaut.
2. Hälfte:
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Mit dem Einzug in den Wettkampf lässt der Film dann aber doch ziemlich stark nach und verfällt schnell in die Trivialität. Der Überlebenskampf ist doch sehr oberflächlich und eher reißerisch als mitreißend dargestellt. Jegliche Emotionalität erschien mir eher gewollt und pathetisch als wirklich echt. Zudem bleibt nun auch die Story mehr und mehr auf der Strecke.
Fazit:
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Alles in allem ein mittelprächtiger Blockbuster den man nicht gesehen haben muss. Eine wenig kreative Story, durch die Bank mäßige Darsteller, wenige mitreißende Szenen. Irgendwie ist mir, wenn ihc jetzt so zurückschaue, nur wenig im Gedächtnis geblieben: Die histrionische District-Chefin, Woody Harrelson, ein Mädchen mit Bogen im Wald.
"2:37" skizziert die Persönlichkeiten mehrerer sehr unterschiedlicher Jugendlicher und ihrer ganz eigenen Probleme. Der Film zeigt das Geschehen an einem Schultag vom Morgen bis um 14:37 Uhr. Allerdings erfahren wir weit mehr über das Leben der einzelnen Protagonisten - was sind das für Menschen? Was ist ihnen wichtig? Was macht sie aus? Was wünschen sie sich und was belastet sie? Die Handlung, die aus den unterschiedlichen Perspektiven erzählt und manchmal auch zeitlich versetzt dargestellt wird, wird immer wieder durch kurze, dokumentarische Nahaufnahmen mit Statements der Darsteller unterbrochen. Darin erfahren wir am meisten darüber, was sie denken und warum sie so handeln, wie sie es tun.
Obwohl ich die Thematik und den Ansatz des Films mit den kommentierenden Aussagen der Jugendlichen durchaus interessant fand, gefiel mir der Film insgesamt nicht wirklich gut. Am meisten störte mch, dass die Charaktere absolut überspitzt und klischeehaft wirken. Da gibt es auch wirklich alle üblichen Verdächtigen: den Schönling, den Außenseiter, das Spottopfer, die Essgestörte, den Streber, etc. Immer wieder wird der Film sowohl verbal als auch bildlich sehr explizit und deutlich - nicht immer nötig, manchmal unangebracht, wie ich finde. Zudem nervte mich die fortwährende musikalisceh Stimmungsmache. Viele Szenen sind arg in die Länge gezogen und werden nur durch eine Mitleid heischende, tranige Melodie begleitet. Die Probleme der Jugendlichen sind zwar als solche nicht unrealistisch, leider jedoch nicht wirklich realistisch dargestellt bzw. verkörpert und zudem nicht eben neu und wiederum sehr stereotyp. An vielen Stellen sind die Reaktionsweisen bzw. die Problemlösungsansätze einfach sehr unrealistisch. Zu guter Letzt befriedigte mich auch das Filmende nicht besonders. Zugunsten einer gewollt starken Aussage wird auf einen abrundenden, logischen bzw. auflösenden Ausklang verzichtet.
*HA* Hab ich's doch gewusst, dass James Hurley aus "Twin Peaks" der eine Angeklagte aus "Eine Frage der Ehre" ist!! *HA*
Beides echt begeisternde Machwerke, wobei mir Marshall als etwas "minderbemittelter", abhängig-strukturierter "Ich-tu-was-man-mir-sagt-Soldat" besser gefiel. In Twin Peaks stellte die Romanze zwischen ihm und Donna sowie seine ewige Hin-und-Hergerissenheit für mich doch eher einen kleinen Schwachpunkt dar.
Hehe ... ist das Absicht, dass hier in der obigen Inhaltsangabe im Namen Henry einmal das "r" und das "n" vertauscht sind und somit englisch gesprochen sowas ähnliches wie Hirny rauskommt ... gut, ist schon bissl konstruiert, aber ich musste trotzdem lachen als ich es las ;-)
Puh - ein per Globalmaß schwer zu charakterisierendes Werk. "Models" hat wirklich große Stärken, leider aber auch ziemlich störende Schwächen. Das Thema ist enorm wichtig, der filmische Ansatz genau richtig, die letztendliche Umsetzung im Detail über mehrere Phasen hinweg aber ein wenig zu "konsequent". Dies mindert leider den Unterhaltungswert ein wenig. Alles in allem dennoch ein absolut wichtiger und sehenswerter dokumentarischer Beitrag.
>> Stärken <<
Ich fand es unheimlich beeindruckend, wie diese Doku-Spielfilm-Mischung es schafft, die so gefährliche, mediensuggerierte Hochglanz-Scheinwelt der "Beauty-Industrie" zu enttarnen. Der klischeehafte Einstieg (Bulimie, Drogen) überraschte mich zunächst ein wenig negativ - da hatte ich mehr Tiefgang erwartet. Als ich aber langsam verstand, dass die unterschiedlichen Models offenbar unterschiedliche Stadien der potentiellen Negativentwicklung in diesem Beruf symbolisieren, wandelte sich dieser erste Eindruck doch recht schnell. Ich glaube (oder hoffe?) Seidl versucht nicht, die Modelbranche im Allgemeinen, sondern eher Beispiele für die Gefahren dieses Berufes aufzuzeigen. Es gelingt ihm dabei mit den verstreichenden Minuten, immer weiter über das offensichtliche Klischee hinauszugehen und immer mehr die frappierenden Einstellungen, Denk- und Verhaltensweisen seiner "Models" darzustellen - teilweise so tragisch, dass mir der Mund offen stehen blieb. Angesichts der heutzutage absolut gebräuchlichen Verzerrungen bei der Konstruktion des modernen Schönheitsideals (z.B. Photomontage, Make-Up, versteckte Beauty-Tricks) und den resultierenden Verzerrungen im Denken des formbaren jugendlichen Geistes, ist es nicht nur legitim, sondern vielleicht sogar schon notwendig, sich der Thematik nicht auf eine möglichst "diplomatische" und realitätsnahe Weise anzunähern, sondern vielmehr die grässlichen Entartungen dieses Berufs, dieser Branche und der Auswirkungen auf die allgemeine Gesellschaft darzustellen. Seidl zeigt schonungslos genau das, was die Mode- und Beautybranche um jeden Preis zu verbergen sucht: Hinter all der suggerierten materiellen Perfektion der "Modepüppchen" stecken brachiale, pathologische und irgendwie auch perverse Mechanismen. Es scheint fast so, als würde die wirtschaftliche Maschinerie, der man in dieser Branche ausgesetzt ist, keine gesunden, normalen Menschen dulden. Wer mithalten will, muss sich gnadenlos anpassen. Wer etwas darstellen will, der muss die "Illusion der Machbarkeit", die einem suggeriert, man könne seinen Körper grenzenlos formen, manipulieren und gestalten, verinnerlichen. Wie in so vielen Sparten der westlichen Gesellschaft führt die allgegenwärtige Extremisierung dazu, dass es schon lange nicht mehr darum geht, gegebene Schönheit zu ZEIGEN, sondern immer neue, immer "perfektere", immer brilliantere und letztlich immer übersteigertere Motive zu VERKAUFEN. Dass dies unweigerlich eine klaffende Furche zwischen der echten und der mediensuggerierten Realität und dadurch eine leidvolle und selbstwertaufzehrende Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung und dem von außen auferlegten, nach und nach verinnerlichten Eigenanspruch heraufbeschwört, scheint dabei niemanden zu kümmern. Seidl beschränkt sich jedoch nicht allein auf den "Körperkult" der Branche. Er dokumentiert zudem einige praktisch-soziale Konsequenzen des Berufes: Vereinsamung, thematische Einengung auf das Thema Schönheit, Funktionalisierung des eigenen Körpers, Beziehungsunfähigkeit, etc.
>> Schwäche <<
Der Film ist insgesamt leider deutlich zu lang. Seidl wählte hier, und das bewerte ich noch als sehr positiv, einen Ansatz, der uns am Leben seiner Models in unmittelbarer Weise teilnehmen lässt. Wir sind bei allem dabei: Bei den Shootings, den Auswertungen danach, den Castings, dem "Werben" um den Fotografen - beim exzessiven Sport, der bulimischen Kompensation der Nahrungsaufnahme, der medizinischen Manipulation des Körpers - aber insbesondere auch bei all den eindrücklichen, trivialen Dingen dazwischen: Gespräche über Ängste und Sorgen, exzessives Feiern in der Nacht, private Zwiegespräche auf dem Klo, Körperpflege unter der Dusche, Frauengespräche auf der Diskotoilette und Bettgeflüster beim One-Night-Stand. Erst durch diesen Ansatz gelingt es Seidl so eindrücklich, den Mythos der Leichtigkeit, der Schönheit und der Perfektion geradezu niederzureißen. Mir war er in der Ausübung des Ansatzes jedoch ein ganzes Stück zu "konsequent". Was am Anfang noch interessant, skurril, witzig oder befremdlich wirkt, wird irgendwann einfach ein wenig trivial, trist und auch nervtötend. Ich glaube, Seidl hätte die gleiche Wirkung auch mit einem wohldosierteren Umgang in der Darstellung der Banalitäten und Monstrositäten des Privatlebens seiner "Models" erreichen können.
>> Ton <<
Nicht nur angesichts des Dialekts sondern auch aufgrund der teilweise etwas schwächelnden Tonqualität empfehle ich dem Nicht-Österreicher die Verwendung der deutschen Untertitel. Die Zoten der Figuren sind teilweise unheimlich "leiwand" und wären mir sicherlich durch die Lappen gegangen, wenn ich sie nicht hätte mitlesen könnnen.
Skepsis:
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Auch für mich so ein typischer Film, zu dem ich mich merkwürdigerweise erst ein wenig überwinden muss. Das liegt sicherlich vor allem an dem künstlerischen Hauch, der ihn umweht: Kein Ton, keine Farbe, eine vergangene Ära, die Kunst selbst als primäres Thema? Hier - im Unterschied zu den tatsächlich alten Filmen, bei denen es mir sonst so geht - handelt es sich nun aber bekannterweise um einen eigentlich topaktuellen, modernen Film, der einfach nur im Retro-Look und absichtlich historisch daherkommt. Interessant also allemal ...
Inhalt:
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Der inhaltliche Ansatz bedarf nicht vieler Worte: Ganz so wie bei dem alten Klassiker "Boulevard der Dämmerung" geht es um einen Star der Stummfilmära, der mit der Entstehung des Tonfilms aus dem Rampenlicht gedrängt wird und in eine tiefe Schaffens- und Sinnkrise stürzt. Die Beziehung zu einem aufstrebenden jungen Starlet wird zur besonderen Herausforderung, ist sie doch einerseits wirklich sehr charmant, herzlich und auch würdigend, gleichzeitig andererseits aber auch die Verkörperung der konkurrierenden und antagonistischen Jugend.
Bewertung:
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Der Film, getragen durch die beiden charmanten Hauptdarsteller und die tolle alte Musik, verbreitet von vorne bis hinten einen energetisierenden Flair. Alles wirkte auf mich stimmig wie in einem echten alten "Schinken" und die Ähnlichkeiten zu "Boulevard der Dämmerung" kamen mir tatsächlich des Öfteren in den Sinn. "The Artist" vermochte es durchaus, mich sehr kurzweilig zu unterhalten und litt zu keiner Zeit an seiner fehlenden Stimme. Ganz im Gegenteil macht es einen besonderen Reiz aus, gedanklich vorwegzunehmen, was wohl gerade im Kopf der Akteure vorgeht. Die stummfilmtypischen "Sprechtafeln" sind zumeist gut und prägnant gewählt. Einige kreative inszenatorische Überraschungen machen den Film zudem abwechslungsreich.
Allerdings - und das ist es auch, was meine Punktabzüge erklärt - kann ich bei aller Sympathie, die ich für diesen Film empfinde, nicht behaupten, dass sich "The Artist" auf exemplarische Art und Weise von seiner Konkurrenz abhebt. Sieht man einmal davon ab, dass er diesen markanten, historisch-retrospektiven Ansatz verfolgt und insofern heutzutage natürlich wenig Konkurrenz zu fürchten hat, bleibt Weniges, was ich als wirklich neuartig, originell, überdurchschnittlich geistreich oder hervorragend unterhaltend einschätzen würde. Alles in allem ein schöner, charmanter, unterhaltender Ausflug in die Vergangenheit - aber meines Erachtens nach nicht unbedingt ein Meisterwerk.
Wow! Welch ein schöner, sinnhafter, kluger, sympathischer und wertvoller Film. So interessant, dass ich nicht umhin konnte, in der Nacht nach dem Kinobesuch um 00:44 Uhr nochmal aus dem Bett zu steigen um zu versuchen, meine sprudelnden Gedanken in Worte zu fassen ...
BASIS:
"Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger" wird natürlich erst durch seine vielbeschriebene Bildgewalt, den wirklich aufwertenden Einsatz der 3D-Technik, die gelungene Balance aus Ruhe und Aktion, die Auflockerung der Handlung durch die rückblickende Erzählstruktur aus dem Jetzt, die hervorragenden Tieraufnahmen, den unheimlich mitreißend aufspielenden jungen Protagonisten und nicht zu vergessen der herrlich zwiespältigen gemeinsamen, abenteuerlichen Odyssee dieses Jungen mit seinem Tiger zu einem unterhaltenden und spannenden Kinoerlebnis. Die Bilder sind gestochen scharf und unheimlich farbenfroh. Die Tiere sind so realistisch, putzig, erschreckend oder exotisch, dass ich tatsächlich nicht sicher erkennen konnte, ob die Szenen nun animiert oder real gefilmt sind. Die Nähe zu Richard Parker ist im Kino stellenweise so beeindruckend, dass man das Gefühl hat, selbst mit auf dem Boot zu sein. Manche Szenen sind derart künstlerisch und anmutig, dass sie einigen sicher schon fast ein wenig kitschig vorkommen könnten. Die Geschichte wird sinnvoll aufgebaut (Kindheit und erste gedankliche Auseinandersetzungen mit dem Thema), nahtlos vorangetrieben (Jugend, Schiffbrüchigkeit) und progressiv zu Ende gebracht (Bezug zum Jetzt, inhaltlicher Twist). Das alles würde schon einen sehenswerten Film ausmachen. "Life of Pi" bietet zudem aber auch eine außergewöhnlich schöne Aussage ...
KERN:
Was seine wirkliche Stärke für mich ausmacht, ist die wunderschöne, sowohl rationale als auch romantische und spirituelle Geschichte. Für mich hat diese Erzählung nichts Esoterisches oder übertrieben-verschroben-fanatisch Religiöses. Gerade die Nachvollziehbarkeit und Bodenständigkeit des gedanklichen Ansatzes und auch der Implikationen, die uns der Film gen Ende bietet, haben mich begeistert. Ich mochte den sehr wohldosierten und angenehmen, weil stets ausschließlich ich-bezogen hedonistisch motivierten und unbedingt freiwilligen, Umgang mit dem Thema der Religion. Als besonders gelungen empfand ich die Benutzung des Gleichnisses zwischen dem (oftmals unbewussten) schützenden Abwehrmechanismus bei der Traumabewältigung und der (bestenfalls bewussten) trost- und sinnstiftenden Öffnung gegenüber dem (religiösen) Glauben in Konfrontation mit dem rational nicht Bewältigbaren. "Warum sollen wir nicht an etwas Irrationales glauben dürfen, wenn es uns damit doch einfach besser geht?" Und wichtig: Dafür benötigen wir keiner institutionalisierten Religionsrichtung (vielleicht behindert sie uns dabei sogar) - wir brauchen "nur" einen offenen, unbefangenen und toleranten Geist.
DAS ENDE:
Die sehr klare, fast schonungslose Gegenüberstellung der Strategien durch den Interviewer Yann gegen Ende des Films wirkte auf mich zunächst unsensibel und überflüssig, ermöglicht es jedoch Pi erst deutlich zu machen, dass er sich völlig bewusst für die eine der beiden Varianten entschieden hat. Genau das ist das Besondere daran. Im Gegensatz zur unfreiwilligen Abwehr (z.B. bei der Entstehung oder im Verlauf von psychischen Erkrankungen) stellt dies einen absolut gesunden, hilfreichen und funktionalen Mechanismus der Verarbeitung intensiven Leids dar. Und genauso im Gegensatz zur institutionalisierten, regelgebundenen und verallgemeinerten Religionsausübung, kann ein persönlich hilfreicher Glaube, und sei er noch so unwissenschaftlich, unermesslich hilfreich und stützend sein.
DIE IMPLIKATION:
Macht man sich die Bedeutung des Filmendes für das vorher erlebte Abenteuer klar, so strömen einem die Interpretationsansätze geradezu durch den Kopf, ganz so wie fliegende Fische über den Ozean. Und genau in diesem Moment verstehen wir auch, dass es in "Life of Pi" lange nicht nur um ein Abenteuer, lange nicht nur um Religion geht. Vielmehr ist dieser Film ein komplexes Gleichnis über das menschliche Verhalten und Erleben, hier veranschaulicht anhand einer Extremsituationen - wobei z.B. auch das Wissen um die unausweichliche Endlichkeit unseres Daseins eine solche Extremsituation sein kann. "Life of Pi" zeigt uns, dass wir letztlich allein darüber entscheiden können, wie wir mit dem Nicht-Bewältigbaren umgehen. Jeder muss und kann für sich allein herausfinden, was ihm dabei hilft und ob er diese Strategie wirklich anwenden möchte. Der Glaube ist, wenn man es zugespitzt betrachtet, in dieser Funktion vielleicht (nur) ein (weiterer) Bewältigungsmechanismus, der es dem Menschen ermöglicht, sich seinem innewohnenden Bedürfnis nach Erfüllung anzunähern.
ANSATZ:
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"Paris, je t'aime" ist ein filmisches Konglomerat mehr oder weniger gelungener Kurzfilme der unterschiedlichsten Regisseure (z.B. Coen-Brüder, Tom Tykwer, Wes Craven) mit vielen sehr bekannten und auch neuen Gesichtern der Schauspielszene (z.B. Natalie Portman, Gérard Depardieu, Maggie Gyllenhaal, Willem Dafoe, Nick Nolte).
EINSCHÄTZUNG:
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Die kleinen Geschichten, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, erzählen auf mal heitere, mal tragische, mal dramatische, mal skurrile, alles in allem aber stets sehr sympathische Art und Weise stellvertretend von der erquickenden Diversität einer Großstadt wie Paris. Vielleicht wollen sie aber auch gerade die Besonderheit dieser einen Metropole herausarbeiten - um dies zu begreifen kenne ich Paris nicht gut genug. Die Filme sind in ihrem Ansatz und in ihrer Wirkung tatsächlich sehr unterschiedlich und sprachen mich daher auch untrerschiedlich positiv an. Während einige unheimlich komisch, tiefgründig oder abgefahren daherkommen, wirkten andere auf mich ein wenig unbedeutend, trivial oder verwirrend. Dies tut angesichts der Kürze der einzelnen Beitrage dem Ganzen aber keinen wirklichen Abbruch. Nach jedem "Spot" ist man neugierig, was da wohl als nächstes auf einen zukommen wird. Der typische Kurzfilmnacht-Effekt als. Zudem gibt es immer dann ein Aha-Erlebnis, wenn wir einen Regisseur oder Schauspieler wiedererkennen. Ich habe mich in diesen Momenten immer wieder neu gefragt, ob ich wohl altbekannte Eigenarten in ihrer/seiner Arbeit wiederfinde oder ob sich die-/derjenige einmal ganz neu erfunden hat. Sowohl das eine als auch das andere, insgesamt angenehm ausbalanciert, kommt vor.
FAZIT:
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Eine liebevolle, interessante und nicht selten tiefgründige Ode an die kulturelle und menschliche Diversität der Großstadt. Nicht immer auf höchstem Niveau aber dafür unheimlich abwechslungsreich, variabel und immer von neuem reizvoll. Empfehlenswert, insbesondere für Kurzfilm-, Paris und Großstadtfans!
GRUNDLAGE:
Ein filmgeschichtlicher Meilenstein aus der Übergangszeit vom Stumm- zum Tonfilm. Damalig wegweisende neue, kreative technische und inszenatorische Ideen. Eine aufwändige und erfolgreiche inhaltliche Recherche Fritz Langs. Spielfilm mit Berichterstattungs- bzw. Dokumentationscharakter. Ein extrem polarisierendes Thema das noch heute brandaktuell ist und genau die gleichen zwiegespaltenen Reaktionen des Publikums hervorruft.
LOB:
Meine DVD-Version begann mit einem kurzen Filmtechnik-Exkurs zur aufwändig restaurierten Ur-Fassung nach Fritz Lang. Dies gab mir einen interessanten zusätzlichen Filmhintergrund. Bedenkt man, dass zur Zeit des Erscheinens des Films tatsächlich mehrere Serienmörder ihr Unheil trieben (so dass der Film in anderen Ländern sogar mit anderem Städtenamen ausgestrahlt wurde um einen Zusammenhang herzustellen), wirkt der historische Kontext noch gewaltiger. In Reaktion auf mehrere schauerliche und spurenlose Kindermorde beschreibt "M" zunächst die Aufnahme der Ermittlungen, die aufkeimende Medienpräsenz des "Phantoms" und eine resultierende gesellschaftliche Kettenreaktion wie sie heute in dieser Form kaum noch denkbar ist. Nicht, weil wir heute weniger zu Verleumdung, falscher Verdächtigung und Selbstjustiz neigen, sondern wahrscheinlich eher deshalb, weil den meisten Menschen heutzutage der Antrieb zu einer ordentlichen Mob-Bildung fehlt ;-) In "M" beschäftigt sich nicht nur die Polizei mit der Verfolgung des schaurigen Mörders, sondern, wenngleich einzig aus egoistischen Motiven, auch das organisierte Verbrechen - und letztlich fast die ganze Stadt. Überall scheinen offene Augen auf vermeintliche Täter zu lauern. Eine interessante zweigleisige Verfolgungsjagd setzt ein - lange Zeit ohne echte Hinweise auf den Mörder.
Der Film wurde für mich in der zweiten Hälfte bzw. im letzten Drittel besonders gut. Erst hier kam richtige Spannung auf und erst hier fühlte ich mich so richtig vom Geschehen gefesselt. Das lag zuallererst an der nun größeren Präsenz des fantastisch aufspielenden Peter Lorre. Was dieser Mann (mit seinem manchmal fast schon debilen Gesicht selbst ab und zu an ein Kind erinnernd) mit seinen überquellenden Augen, seinem starren, bizarren Blick, seinen wurstigen Fingern, seiner ruhigen bis völlig schrillen, überschnappenden Stimme und seiner aufrechten bis eingezogen gebückten Haltung alles an Stimmungen zu provozieren vermag, ist schon absolut erstaunlich. Ähnlich wie z.B. ein Pruitt Taylor Vince (bspw. "Identität" oder "Jacobs Ladder") oder auch ein technisch unterstützter Andy Serkis als "Gollum" kann er seine kleine anatomische Besonderheit so geschickt in die Waagschale werfen und dadurch beim Beobachter extreme Gänsehaut hervorrufen. Ich muss unbedingt noch mehr Filme mit Peter Lorre sehen :-) Auch der dramaturgische Ablauf des letzten Drittels des Films hat mich begeistert. Das was vorher noch relativ einheitlich vor sich ging, wird hier durch mehrere interessante Wendungen flexibilisiert und zugespitzt. Inhaltlich werden moralische Grundsätze diskutiert, die auch heute noch uneingeschränkt polarisieren: "Mit dem Eingeständnis des Zwangs zu morden hat der Täter sein Todesurteil ausgesprochen." oder aber "Gerade der unkontrollierbare Zwang enthebt den Mörder der bewussten Verantwortung." und "Der Schutz des Gesetzes muss auch einem Verbrecher zugestanden werden."
FAZIT:
Ein Film der zu Beginn eher aus historischer spätestens ab der zweiten Hälfte aber auch aus inhaltlichen Aspekten heraus durchaus heute noch zu begeistern weiß. Überwiegend solide Schauspieler und ein geradezu fantastischer Peter Lorre. Zeitweise eine grandiose atmosphärische Gestaltung mit rauchüberquellenden Besprechungsräumen, sättigungslosen Gassen und leerstehenden Häusern, menschenüberfluteten Lynchmobs und den direkt unter die Haut gehenden Ballonaugen Peter Lorres. Absolut sehenswert. Trotz allem Lob sollte man alten Filmen wenigstens ein bisschen offen gegenüberstehen.
ÄHNLICHE MODERNE FILME:
"M" hat mich zu Beginn ein wenig an "Zodiac - Die Spur des Killers" erinnert. Allerdings ändert sich der inhaltliche Fokus ca. zur Hälfte des Films. "Zodiac" zielt dabei stärker auf die Folgen der jahrzehntelangen Jagd nach dem Mörder bei den Verfolgern ab. "M" behandelt nachfolgend eher Themen, die in noch intensiverer und gezielterer Form zum Beispiel auch in "Der freie Wille" aufgegriffen werden. In seiner Gesamtheit fiel mir auch "Der Totmacher" mit Götz George wieder ein. Alle drei Filme kann ich sehr empfehlen.
Thematik:
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Ein kurzer, leicht anzüglicher Chat - ein Treffen zwischen einem etwa 30-jährigen Mann und einem 14-jährigen Mädchen - ein langer, erwachsener, fast ebenbürtiger Dialog. Sie fährt mit zu ihm nach Hause. Neugier und Fragen des Mädchens - Zuspitzung der Intimität - eine plötzliche, krasse Wendung im Geschehen. Mehr und mehr fragt man sich, wer hier Opfer und wer Täter ist, wer Strafe und Mitleid verdient, wer Recht und wer Unrecht handelt ...
Bewertung:
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Ellen Page brilliert darin, mal naiv-kindlich, mal nüchtern-erwachsen, mal eiskalt-professionell aufzutreten. Sie variiert ihr äußerliches Alter äußerst effektvoll allein durch Mimik, Gestik und Sprache. Sie schafft es, sowohl fröhlich, ausgelassen und lustig als auch todernst, soziopathisch emotionslos und furchterregend sadistisch zu wirken. Auch ihr Gegenüber, Patrick Wilson, liefert ein gutes, variables, wenngleich weniger vordergründiges Schauspiel ab und blieb mir vor allem durch die sehr authentisch dargestellte Entblößung seiner völlig ausgelieferten Person im Gedächtnis. Seine Veränderung vom selbstbewussten, einfühlsamen, erfolgreichen Modefotograf zum völlig verängstigten, ertappten und verzweifelnden Spielball war eindrucksvoll. Die Grund-Thematik des Films ist absolut spannend ("Wenn ein Mädchen weiß, wie man eine Frau imitiert, heißt das noch lange nicht, dass sie so weit ist!"), das selbstjustiziarische Vorgehen Hayleys angenehm einfach und effektiv, gleichsam natürlich moralisch ebenso deviant wie das Verhalten Geoffs und dadurch insgesamt wunderbar polarisierend. Ihre Methoden sind die pure Folter, seine Reaktion die bloße, todesangstgetriebene Abwehrkaskade über aufbegehrendes "den Spieß umdrehen wollen", Gewalt, Mitleidserzeugung und letztlich bedingungslose Unterwerfung.
Fazit:
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Ein thematisch interessanter, inszenatorisch sehr gelungener, weitgehend spannender Film mit zwei tollen Darstellern. Die prägnante, schnittige Spannung vieler Phasen leidet an mehreren Stellen, in denen der Film mir doch deutlich zu lang und dadurch etwas behäbig wurde. Das Ende ein wenig unplausibel und stiefkindlich ausgearbeitet. Insgesamt durchaus sehenswert!
INHALTLICHER ANSATZ:
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Theo Stoer (Jürgen Vogel), ein im Massregelvollzug therapierter Sexualstraftäter, versucht sich nach über neun Jahren wieder in die Gesellschaft zu resozialisieren. Das alte Problem wird mehr und mehr zur erneuten Herausforderung. Nettie Engelbrecht (Sabine Timoteo) versucht sich von ihrem Vater zu emanzipieren, der die Vater-Tochter-Bindung über Jahrzehnte hinweg zur Kompensation seiner eigenen psychischen Labilität ausgenutzt und sie damit emotional intensiv beschädigt hat. Die beiden Protagonisten, beide in ihrer Vertrauens- und Bindungsfähigkeit noch äußerst verletzlich, treffen aufeinander und nähern sich einander vorsichtig an.
VORWORTE:
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Zu allererst möchte ich klarstellen, dass "Der freie Wille" für mich nur auf den ersten Blick ein Film über einen "Vergewaltiger" war. Vielmehr handelt es sich dabei um die komplexe Darstellung psychischer Verletzung und der Versuche, trotz der persönlichen schweren seelischen Narben im alltäglichen Leben Fuß zu fassen. Um die Qualität des Films in seiner Gänze zu erleben ist es wohl notwendig, sich von dem polarisierenden Thema der sexualisierten Gewalt und der fortwährenden Verurteilung dieses "abscheulichen Vergewaltigers" zu lösen und eine offenere, hintergründigere Perspektive einzunehmen. "Der freie Wille" versucht, einem dies zu ermöglichen, ohne dabei jedoch die Abscheulichkeit und die gravierenden Konsequenzen der Taten dieses Mannes zu beschönigen oder auszusparen - ganz im Gegenteil. Und trotz allem Abscheu und Greuel den Theo Stoer in einem auszulösen vermag, ermöglicht uns "Der freie Wille" doch auch einen Blick auf den schwer gestraften und hilflosen Menschen hinter dem großen Thema der "Vergewaltigung". Natürlich schießen einem als Zuschauer immer wieder generalisierende Gedanken durch den Kopf ("Nützt der Massregelvollzug überhaupt etwas - sind Sexualstraftäter resozialisierbar?") aber ich denke, diese sind an dieser Stelle (wie auch sonst zumeist) völlig fehl am Platz. Hier geht es einzig und allein um das Schicksal ZWEIER individueller Menschen, nicht um DEN stellvertretenden "Vergewaltiger" oder DIE "Borderlinerin".
EINSCHÄTZUNG:
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"Der freie Wille" ist ein stellenweise zu 100 % expliziter Film, der sowohl schöne als auch abscheuliche Momente auf intensivste Weise darzustellen weiß. Er beschränkt sich ausschließlich darauf, Geschehnisse und Interaktionen zu zeigen - bewertet, verurteilt und beeinflusst dabei zu keiner Zeit. Das was gezeigt wird jedoch, ist weitestgehend hervorragend ausgewählt. Nicht selten wissen die dargestellten Szenen mit all ihren minimalistischen Nuancen weit mehr zu erzählen als noch so viele oberflächliche Dialoge. Auch gibt es keine stimmungskreierende oder lenkende Filmmusik. Der Beobachter wird in der Wirkung ganz sich und seinen eigenen Eindrücken überlassen. Es handelt sich um einen sehr langen und ausführlichen Film, der in vielen Passagen auch auf alltägliche oder scheinbar unbedeutende Abläufe Bezug nimmt. Nachts um 2 Uhr gab es dann doch einige Phasen, in denen ich mir ein wenig mehr Beschränktheit und Kürze gewünscht hätte, jedoch würde ich für diesen müden Wunsch auch nicht auf nur einen einzelnen mitreißenden Moment verzichten wollen. Ich weiß nicht, ob eine kürzerere Version eine ebenso intensive Bindung zu den beiden Protagonisten ermöglicht hätte. Die zweite Hauptperson Nettie wird vergleichsweise spät hinzugezogen, verleiht dem Film meiner Ansicht nach aber erst diejenige Vielfalt, Differenziertheit und Tiefe, die ihn zum absoluten Spitzenfilm macht. Was sich am Anfang noch als thematisch eindimensionaler Film über die interne und externe Resozialisierung eines Sexualstraftäters darstellt wird durch die zweite Hauptperson zu einer nachhaltig zermürbenden Geschichte über die authentisch ambivalente, hin- und hergerissene, verzweifelt mutige und immerwährend zwiegespaltene Gratwanderung zweier strauchelnder Seelen auf der Suche nach Stabilität, Sicherheit und Geborgenheit. Vogel und Timoteo spielen absolut ausgezeichnet - insbesondere Nettie ist unheimlich authentisch und mitreißend dargestellt - eine so realistische Darstellung psychopathologischen Erlebens und Fühlens habe ich in Filmen bisher selten gesehen. Alles in allem ein aufzehrender, erschütternder aber vor allem ausgezeichnet authentischer Film, der dem Zuschauer auf empathische Art und Weise den so wichtigen Perspektivenwandel ermöglicht, den es braucht, um hinter die Fassade menschlicher Abscheulichkeiten zu sehen.
Grundlage:
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Interessant, wie sich doch meine zwiegespaltenen Gedanken zum "Hobbit" in den Kommentaren der Community wiederfinden - es scheint doch vielen so gegangen zu sein. Zunächst möchte ich mich zum Hintergrund als absolut leidenschaftlicher "Herr der Ringe"-Bewunderer zu erkennen geben. Und zur Erklärung, ich meine sowohl Tolkiens Buch als auch Peter Jacksons Umsetzung als Film-Trilogie. Neben dem Silmarillion habe ich auch den Hobbit bisher nur als Hörbuch gehört (nicht aber selbst gelesen) - und nun eben als Film gesehen. Ich habe beim Herrn der Ringe schon damals den Eindruck gehabt, dass es durchaus gravierende Unterschiede zwischen Buch und Film gibt - v.a. in ihrer Wirkung - dass es sich aber bei beiden um absolut grandiose Meisterwerke handelt. Beide schaffen es auf ihre Weise, den Zuschauer vollends in ihre Welt zu holen, ihn eintauchen und darin aufgehen, mitfiebern und sich den Charakteren verbunden fühlen zu lassen. Jetzt, nachdem ich den Hobbit gesehen habe, merke ich um so mehr, wie viel Anteil daran, der unheimlich guten Geschichte Tolkiens beizumessen ist. Nun aber zum Hobbit: Ich war, wie viele innbrünstige Liebhaber des HdR, vor dem Erscheinen des Hobbits sehr skeptisch. Ich habe mich von dem ganzen Trubel weitestgehend ferngehalten und wusste die ganze Zeit doch nicht so ganz, woher meine Zurückhaltung denn eigentlich kommt. Vermutlich habe ich insgeheim befürchtet, dass der Film, ist er doch im gleichen phantastischen Universum angesiedelt, irgendetwas an der Magie der ersten drei Filme zerstören oder aber meiner Leidenschaft nicht gerecht werden könnte. Nun, angesichts der Liebe zum Detail, die auch Peter Jacksons neues Werk ausstrahlt, kann ich unmöglich so harte Töne anschlagen ... wenngleich ein Fünkchen Wahrheit daran wäre.
Konzeption als Prequel:
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Soweit meine Kenntnisse reichen ist der Herr der Ringe eigentlich eine nur winzig kleine Erzählung aus den Weiten der Tolkien-Phantastik. Der Großteil dessen wird im Silmarillion erzählt und bietet eine schier unendliche Fülle für spannende und bedeutsame Einzelabenteuer. Die Geschichte des Hobbits stellt eine derartige, im Vergleich zum Herrn der Ringe noch viel kleinere Geschichte dar. Sie ist die Erzählung der ersten Reise Bilbos und spielt im Gesamtgeschehen eigentlich nur deshalb eine größere Rolle, weil Bilbo hier zufällig den Meister-Ring findet. Dies ist die einzige Überschneidung zum Herrn der Ringe - wovon man in dieser Geschichte allerdings noch nichts ahnt. Im Film ist dies anders. Jackson hat vielerlei Überschneidungen, Vorahnungen, Omen und vorbereitende Geschehnisse eingeflochten. Ich muss sagen, dass bei aller Liebe zu jedem Detail, das an den Herrn der Ringe erinnert, ein Großteil der Tiefe der Tolkien-Erzählungen verloren geht. Ich kann verstehen, dass ein Zusammenhang es dem Kinogänger leichter macht, aber der Hobbit wird in dieser Hinsicht sowohl seiner Vorgänger-Trilogie als auch den Büchern Tolkiens nicht ganz gerecht. Zudem gibt es eine ganze Reihe anderer Ausschmückungen, die die Geschichte des Hobbits zwar länger und ausschweifender, nicht aber stimmiger, komplexer oder "epischer" machen. Ich habe insgesamt den Eindruck erlangt, dass man hier versucht hat, die epische Gewalt des Herrn der Ringe nachzubilden - jedoch ist die Geschichte des Hobbits dafür letztlich einfach nicht geeignet. Ich weiß nicht, ob "Der Hobbit" für mich (noch) besser funktioniert hätte, wenn man auf diese "notgedrungen" wirkenden Querverbindungen verzichtet hätte.
HFR 3D:
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Irgendjemand hat die neue Bildtechnologie hier schon als "Fluch und Segen zugleich" bezeichnet. Dem kann ich mich im Wesentlichen anschließen. Es ist schon unglaublich, wie gestochen scharf und realistisch dieser Film daherkommt. Die 3D-Effekte haben mir ausnehmend gut gefallen und in vielen Szenen glaubte man, wirklich den Regen vor sich in den Matsch prasseln zu sehen. Es gibt bisher wohl keinen Film, der eine vergleichbare Bildqualität bietet. Allerdings, und damit kommen wir zur Kehrseite der Medaille, ist dies auch reichlich ungewohnt und es führt zu einer ganze Menge merkwürdiger Nebeneffekte. Viele Szenen wirkten auf mich, ähnlich wie in einem Theater, irgendwie künstlich und fast schon ein wenig gestellt. Insbesondere im Orkstollen wirkten manche Sets sehr kulissenhaft, ein wenig "hölzern" und es ergab sich für mich ein wenig der Eindruck, vielmehr beim Dreh des Films und nicht beim fertigen Produkt dabei zu sein. Obwohl dadurch die filmische Leistung beeindruckend sichtbar wird, störte es mir doch stellenweise den Filmgenuss. Irgendwie riss es mich ein wenig aus meiner Phantasie. Außerdem wirkten manche Masken, Kostüme oder Animationen wirklich ein wenig künstlicher, als sie es z.B. im Herrn der Ringe taten. Zu guter Letzt störte mich ein wenig, dass im Film fast vollends auf Blut, Verletzungen und Kampfesverwundungen verzichtet wird. Die Schlachten wirken dadurch, wiederum im Vergleich zum HdR, weniger echt und episch.
Mein Fazit:
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Nun habe ich also vieles kritisiert und vieles ein wenig zerpflückt. Ich möchte dennoch betonen, dass auch mir, als kritischem Fan, "Der Hobbit" insgesamt ziemlich gut gefallen hat. Das Hauptproblem besteht wohl darin, dass man diesen Film ganz automatisch mit dem legendären Herrn der Ringe vergleicht - es geht ja auch gar nicht anders. Diesem Vergleich jedoch, kann "Der Hobbit" schon allein angesichts seiner Ausgangsgeschichte nach Tolkien keinesfalls standhalten - auch nicht mithilfe der zusätzlich geschaffenen Querverbindungen und Prequel-Avancen. Und ich muss zugeben, dass ich ein wneig allergisch auf diejenigen (aus meiner Sicht) "oberflächlichen" Meinungen reagiere, die beide Filme leichthin auf eine Ebene stellen oder als ebenbürtig bezeichnen. Der "Herr der Ringe" ist (für mich) ungleich komplexer, tiefgründiger, differenzierter, epischer, bedeutender und mitreißender. "Der Hobbit" dagegen ist ein vergleichsweise "kleines" Abenteuer. Wir erfahren viel weniger über die beteiligten Personen, über die Hintergründe, die leidenschaft sowie die individuelle Brisanz und Wichtigkeit der Unternehmung für die einzelnen handelnden Personen. Ob es nun von Peter Jackson so gewollt oder nur ein Effekt der riesigen Medienmaschinerie oder auch nur eine allergische Reaktion meinerseits ist ... der Versuch, den Hobbit mit dem Herrn der Ringe auf eine Stufe zu stellen, ist meiner Meinung nach unangebracht und auch nicht gerade geschickt - er kann diesem Vergleich höchstens im Auge eines "Popcorn-Kinogängers" oder "Tolkien-Oberflächlers" standhalten.
Rezensions-Kurzfassung im Vergleich zum Buch:
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Pro:
+++ Geschehnisse wirken im Bild fast noch abscheulicher als im geschriebenen Wort
+++ viele sehr gelungene, schockierende inszenatorische Umsetzungen
+++ zermürbend realistische Darstellung des sozialen Milieus
+++ Darstellung der Vielfalt menschlichen Versagens in allen Figuren
+++ Täterfigur weicht zwar vom Buch ab, gefiel mir aber gut
+++ schockierendes, gut getroffenes Ende
+++ Buchatmosphäre ganz gut getroffen, v.a. in Person Wallanders
Neutral:
~~~ Film weniger direkt aus der Sicht Wallanders, eher noch aus der Sicht des Täters
Contra:
--- Film schafft es nicht, den geschickten Aufbau des Buches nachzubilden
--- oftmals Wirkung einer übergangslosen Zusammensetzung von Indizien
--- mäßige schauspielerische Leistungen
--- Figur des Psychologen fehlt bzw. wurde lose auf andere Personen verteilt
--- reicht insgesamt qualitativ nicht an Buchvorlage heran
"Hass" erscheint mir wie eine Mischung aus Spielfilm-Drama und Dokumentation. Vieles in diesem Werk weicht von meiner Laienerwartung eines klassischen Unterhaltungsfilms ab. Es gibt zwar eine Handlung, aber es handelt sich eigentlich mehr um ein dominantes Hintergrundwissen. Der Rest dessen, was passiert, folgt immer wieder nur spontanen Eingebungen und keinem gradlinigen Verlauf. Der Film stellt die Geschehnisse so dar, wie sie die drei Hauptdarsteller auch erleben: Unheimlich hektisch, unheimlich zerfahren, unheimlich anstrengend, stressig und temporeich. Alles was passiert, geschieht aus einer schwelenden Mischung aus latenter Anspannung und Aggression. Ständig ist eine Eskalation vorprogrammiert. Jede noch so unbedeutende Situation taugt potenziell dazu, dieses brodelnde Fass aus gefährlicher Emotion überlaufen zu lassen. Die so entstehende Authentizität dieses Gesellschaftsportraits ist meiner Meinung nach der große Trumph des Films. Daneben brilliert Vincent Cassell einmal mehr. Obwohl er auf mich anfangs ein wenig alt für seine Rolle wirkte, taucht er doch nahtlos in diese Figur und schafft es scheinbar problemlos, mit ihr zu verschmelzen. Eine wirklich eindrückliche schauspielerische Leistung.
Was mir nicht so gut gefallen hat ist die Kehrseite der Medaille. Aufgrund der beschriebenen Darstellungsform verfolgt "Hass" nicht gerade eine direkte Spannungskurve und zieht sich in seiner Handlung doch an einigen Stellen ganz schön in die Länge. Es ist nicht immer leicht, dem fahrigen, impulsiven und überstürzten Leben der Protagonisten zu folgen. Vieles scheint trivial, übertrieben, sinnlos oder einfach nur dumm. Das Ende dieses Films hingegen, ist alles andere als trivial. Es lohnt sich, dran zu bleiben.
"Wow, ist das wirklich Mickey Rourke?" ... "Und, und warte mal, der andere ist doch DeNiro!!"
Ein abgehalftert wirkender Schmalspurdetektiv, zwischen selbstkritischem Realismus und professioneller Coolness schwankend, übernimmt einen Fall, der eigentlich ein ganzes Ende zu groß für ihn ist. Der Auftraggeber, ein unheimlicher, merkwürdig skurriler Geldmann mit geschliffenen Fingernägeln, instruiert ihn mit lauter Rätseln und duldet keinen Widerspruch. Nach einem kurzen Vorgeplenkel baut der Film Spannung auf und bietet dem Zuschauer so einen gelungenen Zugang zur Story. Die düstere, morbide Atmosphäre ist das große Plus des Films. Rourke, aus heutiger Sicht kaum bis gar nicht mehr erkennbar, spielt seine Rolle ausgezeichnet und verhilft dem Zuschauer durch seine Unsicherheit und zeitweilige Hilflosigkeit, sich mit dem Ganzen zu identifizieren. Der Film wird langsam immer intensiver, steigert sich über die gefährlichen Ermittlungen des Detektivs, erste Mordfälle und heidnische, orgiastische Kulte bis hin zu satanischen Auswüchsen. Die Handlung war für mich lange Zeit nicht vorhersehbar und verblieb dadurch spannend. Auch Lisa Bonet macht in ihrer Rolle eine gute Figur ;-)
Ein spannender, progressiver Psychothriller mit stimmiger, düsterer, z.T. auch jazziger Musik. Erinnerte mich in Handlung, Atmosphäre und Schauspiel doch stark an "Jacob's Ladder". Kein absoluter Spitzenfilm aber dennoch sehr sehenswert.