r3sortiane - Kommentare

Alle Kommentare von r3sortiane

  • 5 .5

    << STÄRKEN >>
    Old-School Comic-Verfilmung. Fetzige Kulissen und Silhouetten. Cooler Underground-Flair. Allgegenwärtige Kriminalität, verkommene Subjekte, Drogen, Dreck, Matsch und Abschaum. Atmosphäre. Bizarre Figuren. Gute Menschen in der Unterzahl. Gothic-Lifestyle. Einschießende Erinnerungen aus einer glücklichen Vergangenheit. Resignation, Rache, Hass. "Sie sind alle tot - sie wissen es nur noch nicht."
    << SCHWÄCHEN >>
    Platte, recht pathetische Sprüche. Unausgewogene Heldenfigur, mal emotionsloser Rächer, mal empathischer Samariter. Unkreative, extrem vorhersehbare Story. In den meisten Rollen, so auch in der Hauptfigur eher schwach geschauspielert. Histrionisch-emotional ohne Tiefgang. Langeweile.
    << FAZIT >>
    Sehr leichte Unterhaltung mit Phasen der Langeweile. Für Gothic-Fans sicherlich Kult, für Comic-Liebhaber möglicherweise interessant, für Cineasten mit einigen konkurrierenden Filmerfahrungen im Kopf aber eher schwach. Die Geschichte zu vorhersehbar, die Hauptfigur zu unausgegoren angelegt und zu eindimensional verkörpert, die Atmosphäre ganz ansehnlich, der Flair recht ordentlich. Insgesamt aber ein eher schwacher Film, den man wirklich nicht gesehen haben muss.

    1
    • 9

      "Endlich ... Mulholland Drive!"
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      Wieder einmal ein Film von Lynch, den ich mit irrer Vorfreude erwartete:
      - Was kommt da auf dich zu?
      - Wirst du dich am Ende ärgern, weil der Film keinen Sinn ergibt?
      - Wird es ein Augenöffner?
      - Wirst du eine ganz neue Filmerfahrung machen?
      - Oder ist es einer von diesen Filmen, die um jeden Preis besonders sein wollen?
      Wie heißt es heute so oft (das man es schon kaum noch hören kann): Ist das Kunst oder kann das weg?
      << INHALT >>
      Ein aufstrebendes Starlet in Hollywood - eine gedächtnislose Fremde - eine beginnende Liebschaft - ein junger, impulsiver Regisseur - Eifersucht und Betrug - ein Auftrags-Mord - und hinter allem ein äußerst bedrohliches Gefühl latent wirkender Abgründe der menschlichen Seele.
      << FILMANSATZ > >
      "Mulholland Drive" ist ein "essayistischer" Film, will meinen, dass er sich aus vorerst unzusammenhängenden Szenen zusammensetzt: Immer wieder neue Personen - plötzliche Ausschnitte aus deren Leben, die nicht eingeleitet werden und in keine Beziehung gebracht werden können. Rückgriffe auf vorherige Szenen, die aber nicht richtig zu diesen passen. Nach 2/3 des Films ein scheinbar unverständlicher Bruch ...
      << ATMOSPHÄRE >>
      Der Lynch-Klassiker ist ein detailverliebter Film mit sehr sparsamer Musik. Viele Szenen sind äußerst skurril und äußerst verwirrend. Die Desorganisation der Handlung und die z.>T. schaurigen Episoden bewirken ein permanentes Gefühl der Bedrohung, des Schauders und einer unangenehmen Hilflosigkeit. Wir können uns nicht gedanklich vorbereiten auf das, was möglicherweise kommen kann - wir können keine Alternativen vorwegnehmen - keine Handlungsausgänge antizipieren. Alles erscheint denkbar - und somit haben wir nichts in der Hand. Viele Einzel-Szenen sind extrem packend, prickelnd oder wiederum bedrohlich - jedenfalls dann, wenn wir uns auf jede Szene neu einlassen können.
      << FINALE WIRKUNG >>
      Natürlich werden wir als Zusacheur mit vielen Fragezeichen hinterlassen. Und natürlich erzeugt das auch ein gewisses Ausmaß an Dissonanz:
      - Warum keine Auflösung?
      - Warum keine Erklärungen?
      - Warum keine Deutungshinweise?
      - Soll ich den jetzt nochmal schauen?
      - Soll ich mich jetzt erst noch schlau machen, was gemeint sein könnte?
      Das mag nicht für jeden etwas sein. "Mulholland Drive" ist kein Film, für "einen" Filmabend. Ein Genuss dieses Films bedarf eigentlich einer gewissen Vor- und Nachbereitung. Dazu muss man irgendwie auch erst einmal bereit sein - oder sich derart fesseln lassen, dass die Bereitschaft nach dem Film entsteht. Jedenfalls wirkt "Mulholland Drive" nicht, wenn man ihn an sich vorbeiziehen lässt und ihn als "merkwürdig und unfertig" abtut.
      << NACHBEREITUNG >>
      Ich habe der Nachbereitung dieses Films ungefähr 2 Stunden gewidmet und sie fast ebenso sehr genossen, wie den Film selbst. Ich habe mich über Lynch selbst und die Entstehungsbedingungen des Films informiert. Ich habe die Schauspieler nachrecherchiert. Und natürlich habe ich mich mit Interpretationsansätzen beschäftigt, die im Netz nicht schwer zu finden sind.
      Interessant finde ich (A):
      Die zehn kryptischen Hinweise von Lynch zur Rezeption des Films:
      (01) Schenken Sie dem Anfang des Films besondere Aufmerksamkeit: Zwei wichtige Hinweise finden sich bereits vor dem Eröffnungstitel.
      (02) Beobachten Sie, wann und wo rote Lampenschirme eine Rolle spielen.
      (03) Achten Sie darauf, wie der Titel des Films heißt, für den sich Adam Kesher Schauspielerinnen anhört und ansieht. Wird dieser Titel an anderer Stelle wiederholt?
      (04) Ein Unfall ist ein schreckliches Ereignis … Beachten Sie genau den Ort des Unfalls.
      (05) Wer gibt wem einen Schlüssel – und warum?
      (06) Achten Sie genau auf die Kleidung, den Aschenbecher, die Tasse Kaffee.
      (07) Was wird im Club Silencio gefühlt, beobachtet und gewonnen?
      (08) Hilft Camilla allein ihre Begabung?
      (09) Beobachten Sie genau die Vorkommnisse im Umfeld des Mannes hinter Winkie's.
      (10) Wo ist „Tante Ruth“?
      Und (B) die folgende sehr ausführliche Analyse des Films (die aber Spoiler enthält):
      "http://kino-tv-und-co.blogspot.de/2008/09/mulholland-drive-der-versuch-einer.html"
      << MEIN FAZIT >>
      "Mulholland Drive" ist ein sehr atmosphärischer, spannender, psychologisch-interessanter und nicht zuletzt erotisch-prickelnder Film, der einem als Zuschauer sehr viel abverlangt. Ein Film, der an Komplexität kaum zu überbieten und daher auch sehr anstrengend ist. "Mulholland Drive" ist gleichzeitig auch ein filmisch höchst interessanter, technisch anspruchsvoller und ausgesprochen abwechslungsreicher Film mit erstklassigen Schauspielern und viel, viel Interpretationsspielraum. Wer sich der Anstrengung interpretativer Gedanken nicht verwehrt, der wird ganz bestimmt ziemlich begeistert sein ...

      3
      • 10

        "Schieflaufen kann immer was - aber hier, bei uns in Texas, ist jeder auf sich selbst gestellt."
        < EINSTIEG >
        Nach dem verheißungsvollen Statement zu Beginn eine düster-stimmungsvolle und perfekt komponierte Anfangsszene: Düstere "Akte-X"-Musik ... Zwei Silhouetten in einem Auto ... völlige Dunkelheit ... Starkregen ... ab und zu gleißendes Licht von entgegenkommenden Autos ... ein inhaltlich-explosiver und doch irgendwie trockener Dialog.
        < STÄRKEN >
        Wie der Beginn, so auch der Rest des Films: Sehr minimalistische, äußerst detailverliebte und durchkomponierte, erstklassige Inszenierung der einzelnen Schauplätze und Akte, abscheuliche Missverständnisse, brutal-böse weil extrem authentisch inszenierte Greueltaten, spannungsgeladene Klaviermusik mit einem erstklassigen, sich wiederholenden Thema. "Blood Simple" überzeugt darin, die Abscheulichkeit und die daraus folgende gewaltige Überwindung bei der Tötung eines Menschen, und sei er noch so schlecht, darzustellen. Das Opfer hilflos, verelendet und gebrochen, vertiert und sich mit letzter Kraft und intuitiv-kompromisslos wehrend. Der "Vollstrecker" konfrontiert mit all seiner verbliebenen Moral, mit allem Ekel, Abscheu und Skrupel und nicht zuletzt auch mit der mechanisch-technischen Hürde des Tötungsvorgangs.
        < MEIN FAZIT >
        "Blood Simple" ist ein außerordentlich ruhig, detailliert und sparsam erzählter Film: Wenige Dialoge, wenige Figuren, eine einfache Handlung und ein ökonomischer Einsatz von Hintergrundmusik. Der Film konzentriert sich auf die einzelnen szenischen Segmente. Immer wieder reißt er uns in Momente, die uns absolut fesseln und packen, uns das Blut in den Adern gefrieren lassen - und uns erst wieder loslassen, wenn die Szene langsam ausklingt. Die extrem grausame und filmisch gleichzeitig extrem faszinierende "Fenster-Szene" gegen Ende des Films ist für mich in ihrer atmosphärischen Druckkraft z.B. vergleichbar mit der finalen Erhebung des Jigsaw-Killers in SAW 1. Was bei SAW v.a. über den genialen Soundtrack erreicht wird, inszenieren die Coen-Brüder durch ihr minimalistisches Spiel mit Licht und Schatten. "Blood Simple" ist ein packender, wenngleich über weite Strecken ein wenig karger, inhaltlich boshafter Film, der mich v.a durch seine emotionale Wucht und die authentischen, detailverliebt-durchkomponierten greulichen Szenen überzeugte.

        3
        • 8

          Eine familiäre Tragödie - die Flucht in den Krieg - ein neues Leben. So ungefähr stellt sich Jacob Singers Vergangenheit der letzten Jahre dar. Von einer Bewältigung des Erlebten kann keine Rede sein. Mehr und mehr drängen sich Erinnerungen, Ängste, Verwirrungen, Visionen und Albträume in sein Leben und drohen, alles aus den Fugen geraten zu lassen. Als auch andere Veteranen von derartigen Erfahrungen berichten, entwickelt sich ein grausamer Verdacht ...
          < ATMOSPHÄRE >
          "Jacob's Ladder" ist ein erstklassiger Atmosphärenfilm. Die Bilder düster, schmutzig und trist. Die Stimmung bedrohlich und ambivalent. Erschreckend realistische Albträume mischen sich mit der Realität. Bizarre, grausame und obszöne Visionen überfallen das Bewusstsein. Prägnante Erinnerungen an den Krieg schießen ein wie Intrusionen eines Traumatisierten. Dämonische Fratzen flackern auf. Umwelten voller Blut und zerstückelter Körper erwecken den Eindruck eines Höllenpfuhls. Metallische Apparaturen. Augenlose Behandler. Und inmitten dessen eine einfache Seele, die sich zu orientieren sucht: Was geschieht in dieser Welt? Was ist noch real? Wem kann ich noch vertrauen? Werde ich langsam verrückt?
          < TENOR >
          "Jacob's Ladder" ist kein grenzenlos ängstigender Horrorfilm. Vielmehr handelt es sich um einen bedrückenden, phasenweise sehr atmosphärischen und realistisch gehaltenen Psychothriller, dem es sehr gut gelingt, das paranoid-psychotische Erleben zwischen Realität und Wahn zu verdeutlichen. Nicht alles ist grausam, nicht alles ist falsch. Zumeist handelt es sich um eine schaurige Mixtur aus echten und phantasierten Sinneseindrücken: Bewusste und unbewusste Erinnerungen vermischen sich mit aktuell Erlebtem. Ängste und sozial-unterdrückte Triebe werden zu Halluzinationen. Gedanken werden Realität und es kann nicht mehr zwischen beidem unterschieden werden.
          < FINALE >
          Was sich am Anfang noch völlig uneinsichtig darstellt, fügt sich mehr und mehr zu einem stimmigen Bild und letzten Endes ... sind wir dennoch überrascht. Für Psychothriller-Fans kein absolut neuartiges oder undenkbares, aber dennoch kreatives und stimmiges Ende mit interpretativem und philospohischem Freiraum.
          < MEIN FAZIT >
          "Jacob's Ladder" beruht im Kern auf echten Gerüchten, deren Wahrheitsgehalt aber nicht belegt und weitgehend verleugnet ist. Der Film beschäftigt sich auch weniger mit der informativen Aufarbeitung einer Geschichte, sondern vielmehr mit der Schilderung des Erlebens seiner Hauptfigur. In letzterem besteht die große Stärke dieses Films - in ersterem schwächelt er leider ein wenig. Frage ich mich, warum ich in "Jacob's Ladder" keinen absoluten Spitzenfilm gesehen habe, so kann ich mir nur antworten: Für meinen Geschmack fehlte es dem Film manchmal ein wenig an Geschwindigkeit und Dichte, um noch ein wenig mehr "Thrill" herauszukitzeln. Die stellenweise absolut hervorragend-apokalyptische Stimmung flaut oftmals ein wenig ab und lässt den Betrachter zu Atem kommen. Sicherlich spielt dabei auch eine Rolle, dass wir heutzutage doch deutlich mehr "Splatter", "nackte Haut" und auch offiziell tabuisierte Verwebungen von Erotik und Gewalt gewöhnt sind als dies noch 1990 zur Erstausstrahlung von "Jacob's Ladder" der Fall gewesen ist. Insgesamt ein sehr sehenswerter, unterhaltender und nachhaltiger Filmgenuss.

          1
          • 9

            Ein starkes Statement zu Beginn, sinngemäß:
            "Früher war es für Männer leichter, ein Mann zu sein. Seit die Rechtsstaatlichkeit uns unserer naturgegebenen, aggressionsgesteuerten Vergeltungsmöglichkeiten beraubt hat und die Emanzipationsbewegung Gleichberechtigung nicht etwa durch eine Aufwertung der Frauen, sondern vielmehr durch die Kastration der Männer umzusetzen erstrebte, leben wir in einer kranken Welt."
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            < Ausgangspunkt >
            Ein stark neurotischer, prodromal-schizophrener Schreibtisch-("Fließband")-Malocher in moderner Büro-Käfighaltung - eine feindliche Arbeitsumwelt mit neureichen Möchtegern-Leitern a la Stromberg, echt-reichen High-Society-Gutmenschen, die einen Kontakt zur Basis nicht mal mehr erahnen können, zahnlosen Drückebergern - und jeder Menge latent vor sich hin schwehlender Aggression ...
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            < Die Hauptperson >
            Von Christian Slater unheimlich authentisch verkörpert, siecht Bob Maconel in seinem Leben nur noch so dahin ... ein Job frei von jeglicher Verantwortung, Kreativität, Weiterentwicklung oder Selbstbestimmung - ein Arbeitsteam von Menschen, die er abgrundtief hasst weil sie ihn als Person entweder überhaupt nicht wahrnehmen oder aber ihn wie Humankapital behandeln, herumkommandieren und verhöhnen. Er kann sich mit niemandem austauschen - niemand erkennt seine pathogene Unzufriedenheit auch nur ansatzweise und niemand partizipiert in irgendeiner Form an seinen innersten Bedürfnissen. Ein Privatleben, gekennzeichnet durch Tristesse, grenzenlose Monotonie und bittere Einsamkeit - alles begleitet durch die wahnhaften Symptome einer latenten Schizophrenie: Halluzinierte Stimmen seines Goldfisches, Aggressive Eingebungen in Form obsessiv-wiederholter Handlungsanweisungen oder quälender Gedanken. Einzig die unausweichlich-festgelegte Verwendung der sechsten Kugel vermag Maconal noch im Status der "tickenden Zeitbombe" zu binden ...
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            < Ein unerwarteter Vorfall >
            Offenbar ist Maconel nicht der einzige, der in dieser Ödness den Verstand zu verlieren drohte ... Eines Tages vollendet ein anderer Niemand, was Maconel bis dahin nicht zu Leisten im Stande war: Er läuft im Büro Amok ... eigentlich ganz im Sinne Maconels', jedoch wird auch eine Frau verletzt, die eigentlich keinen Hass auf sich gezogen hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen, scheint sie es nicht verdient zu haben. Maconel, der mit seiner Waffe in der Hand, gerade den eigenen Amokphantasieen nachgehangen hatte, erschießt kurzerhand den Täter ... und wird zum Held.
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            < Ein neues Thema >
            Statt als Rettung erlebt das junge Opfer das Überleben als Qual: Sie ist querschnittsgelähmt. Maconel soll sie von ihrem Leid erlösen ...
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            < Mein Fazit >
            "Amok - He was a quiet man." ist ein absolut sehenswerter Film. Zwei hervorragende Hauptdarsteller, Slater mit grandios-überzeugender Leistung. Extrem gute, kreative Kameraführung mit vielen abwechslungsreichen Momentaufnahmen. Sehr stimmungsvolle, passend-abgestimmte Musik. Musik- und Filmtechnik erinnern stellenweise sogar ein wenig an die emotionale Achterbahn in "REQUIEM FOR A DREAM" (wobei aber der Soundtrack von Amok atmosphärisch nicht ganz mithalten kann). Eine hoch-brisante Thematik, liebevoll, differenziert und vielschichtig umgesetzt. Wahnsinnige Kehrtwendungen in der Handlung. Einige spitze, schwarzhumorige Pointen.
            Insgesamt eine außerordentliche Charakterstudie eines schizophren-neurotischen Menschen in einer krankenden Arbeitswelt.

            3
            • 8
              über Heat

              "Heat" bot mir ...
              - vielschichtige, differenzierte Nebenhandlungen
              - starke Schauspieler, 2 hervorragende Zugpferden
              - professionelle, intelligente, emotionale Charaktere
              - brisant zustoßende, dennoch wohldosierte Action
              - brutal-realistische, authentisch inszenierte Gewalt
              - minimalistische, sehr passende und spannungsgeladene Musik
              - differenzierte Beschreibungen vieler einzelner Charaktere
              - unvorhersehbare Beziehungsstudien mit fesselnden Entwicklungen
              - ein sehr starkes, druckvolles Finale
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              "Heat" schwächelte für mich in ...
              - der eher simplen, weniger mitreißenden Hauptstory
              - einigen zu cool-abgebrühten, fremdkörper-artig kalten Szenen Pacinos
              - seiner Länge: Die Spannung kann nicht komplett hochgehalten werden
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              IN SÄTZEN ...
              "Ist doch klar - an Ihrem Ende der Leitung spricht ne Leiche!" Robert DeNiro gefiel mir in diesem Film wieder einmal erstklassig. Minimalistisches Schauspiel, sympathische Rolle, hochprofessionell. Al Pacino hingegen erschien mir persönlich, wie häufiger in seinen etwas späteren Filmen, arg abgebrüht, kalt, cool und narzisstisch. In "Heat" ist mir dies zwar nach wie vor ein wenig unsympathisch, passt jedoch erstklassig in die Rolle (die dadurch jedoch ein wenig klischeehaft daher kommt). "Heat" thematisiert diese Eigenschaften und verarbeitet sie im Rahmen der Handlung.
              "Heat" ist ein Actionfilm, der weitgehend ohne reißerische Effekte und Actionspektakel auskommt. Der Film lebte für mich von den differenzierten Nebenhandlungen. Hier beschreibt "Heat" die unterschiedlich belasteten Beziehungen der Protagonisten und bezieht auch die Partnerinnen (allesamt stark gespielt) mit ein.
              Ein sehenswerter Film, der für meinen Geschmack aber ein klein wenig zu lang gehalten ist ...

              3
              • 7 .5

                "Endlich mal wieder ein Psychothriller!"
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                Das war mein Gedanke, als ich diesen Film gestern in den DVD-Player steckte. Zudem eine Prima-Besetzung: John Cusack, der mir natürlich aus dem grandiosen "High Fidelity" bekannt ist. Ray Liotta, den ich erst vor wenigen Tagen in "Good Fellas" überzeugen sah. Alfred Molina, mir in guter Erinnerung aus "Frida". John McGinley - der legendäre Dr. Cox aus Scrubs. Auch Jake Busey nicht zu verachten, dessen Psycho-Gesicht mir noch aus "Starship Troopers" im Gedächtnis spukte ... sehr, sehr vielversprechend!
                < DIE ERSTE STUNDE >
                Nach einem aufheizenden und Lust machenden "Psycho-Vorspann" startet der Film auch recht vielversprechend: Mehrere Schicksale, die sich lose überschneiden - düstere Atmosphäre, Unwetter, Unfälle. Ein gut aufspielender John Cusack, mehr und mehr interessante, wenn auch nicht wirklich neuartig-kreative Personen. Leider flachen Handlung sowie Psycho-Thrill dann doch merklich ab und der Film entwickelt sich eher zu einem mittelmäßigen Horror-Streifen, der nur ab und zu durch kurze Ausschnitte einer juristisch-psychiatrischen Diskussion in einem Gerichts-Besprechungssaal unterbrochen wird. Ray Liotta kam mir, sicherlich noch unter dem Eindruck von "Good Fellas", sehr alt geworden vor und spielte seine Rolle auch ein wenig hölzern. Cusack überzeugte mich weiterhin. Die Nebenrollen verblieben dagegen relativ schwach. Ausgenommen McGinley - Coxi macht seine Sache als neurotischer, zwanghafter Stiefvater wirklich gut und passt so gar nicht zu seinem Scrubs-Charakter.
                < DIE LETZTE HALBE STUNDE >
                Mit dem Auftritt von Pruitt Taylor Vince alias "Malcolm Rivers" gewinnt der Film schlagartig wieder an Format. Die Fassade der ersten Stunde gerät mächtig ins Wanken und wir ahnen, was hier vor sich gehen könnte. Vince spielt des dissoziativ identitätsgestörten Patienten hervorragend und gruselt mit seinen bizarren Blicken und den ruhelosen Augen. Jetzt kommt auch Molina mehr zur Geltung, der bis dato nur selten zu sehen war. Die Progressivität dieser letzten 30 Filmminuten ist erstaunlich und entschädigte mich durchaus für die mäßige erste Stunde. Die Handlung wartet noch mit einigen bedeutsamen, geschickten und kreativen Wendungen auf.
                < MEIN FAZIT >
                Insgesamt ein guter und sehenswerter Film, der im Aufbau aber leider einige deutliche Schwächen aufweist. Aus der kreativen Geschichte und der guten Besetzung hätte man vielleicht doch etwas mehr machen können. Nach dem anspruchsvollen Ende bin ich aber nicht enttäuscht. Dieses ist schon fast mit Filmen wie "Sieben" oder auch "K-Pax" (meiner Meinung nach weitgehend unterbewertet) vergleichbar.

                2
                • 8

                  < FAZIT >
                  Extrem authentisch wirkende, sehr unterhaltsame und abwechslungsreishe "Mafia-Dokumentation" von der Kindheit bis zur Krone. 'Good Fellas' ist ein sehr ausführlicher, spannender, phasenweise bestialisch-grausamer Film, der aber stets diese bizarre "Normalität der Gewalt" im Mafia-Geschäft transportiert. Parallel zur Beleuchtung der kriminellen Machenschaften erzählt der Film aber auch sehr differenziert die persönliche Entwicklung der Hauptperson im Kontakt zu seiner Ehefrau, zu mehreren Geliebten, zu seinen Mafia-Kollegen und zur Macht.
                  < INHALT >
                  "Es war eine glorreiche Zeit!" 'Good Fellas' erzählt retrospektiv den auf einer wahren Geschichte beruhenden Aufstieg eines kleinen mafiabegeisterten Jungen in eine Riege von Mafiosi und letztlich fast bis an die Spitze der Macht. Der Film geht dabei sowohl auf die Hintergründe und Netzwerke der Gaunerorganisation als auch auf die Entwicklung des Lebens und insbesondere die Verstrickungen zwischen "Privatleben" und organisiertem Verbrechen des jungen Zöglings ein. In einem progressiven Verlauf spitzt sich der Film immer weiter zu, zeigt Höhen und Tiefen des Mafia-Geschäfts und gipfelt schließlich in einem wahrhaftigen wie auch juristischen Kampf ums nackte Überleben.
                  < THEMEN >
                  Respekt durch Verbrechen - Gaunerleidenschaft - Organisierte Kriminalität als trivialer Beruf: "Leute zu erschießen war für uns eine normale Sache." - Aufstieg in und Fall aus dem finanziellen Olymp - Trennung zw. krimineller Allmacht und interpersoneller Moralität - Leben ohne Rechenschaft, vor niemandem, nicht vor dem Gesetz, nicht vor sich selbst, nicht einmal vor der eigenen Ehefrau: "... wie eine Lizenz, alles tun zu dürfen." - skrupellose Brutalität, Gewissenlosigkeit, Unmenschlichkeit - Mord als Sekundenentscheidung
                  < AUSSCHNITTE >
                  DeNiro mit Aschenbecher-Lesebrille: Herrlich! Mafiosi-Männerwirtschaft im Knast: Ein tolles Knoblauch-Rezept! Brutale Entledigung seiner Mitwisser: Traumatisierte Müllmänner.
                  < DEFIZITE >
                  Obwohl der Film mit prima Schauspielern, einem sehr guten Drehbuch, toller Kameraführung, sehr viel Abwechslung, überraschenden Wendungen, Spannung, vielen Hintergründen und einem unerwarteten Ende aufwartet, fehlte ihm für meinen Geschmack noch irgendetwas zum absoluten Lieblingsfilm. Vielleicht weil ich vorher schon "Casino" gesehen habe und "Good Fellas" daher weniger "neu" daherkam, vielleicht weil ich auch "Der Pate" schon kannte, vielleicht weil ich einfach kein absoluter Mafiosi-Filmfan bin ... ich weiß es selbst nicht so ganz genau. Es gibt nicht wirklich etwas zu kritisieren - letztlich vermutlich einfach die gute alte Geschmackssache ;-)

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                  • 9 .5

                    < Mein Fazit zu Beginn >

                    Ein erstklassiger und fesselnder Film, der sich im Allgemeinen mit Moral und im Speziellen mit der Frage, wieviel Respekt die Gesellschaft einem potenziellen Straftäter und seiner Geschichte schuldig ist, beschäftigt. Ein Film über die Vorverurteilung in den Köpfen, über Schubladendenken, über Unmündigkeit und über "den einfachen Weg". Eine Ode an die Vernunft und an die Macht der Abwägung ...

                    < Zum Inhalt >

                    "Die zwölf Geschworenen" spielt, abgesehen von einer kurzen Anfangs- und Endszene, ausschließlich im Hinterzimmer eines Gerichts. Hier sind zwölf zufällige Menschen dazu angehalten, über das Schicksal eines jungen Mannes zu entscheiden, der seinen Vater ermordet haben soll.
                    Der bereits abgeschlossene Prozess hat elf der Geschworenen zu einem eindeutigen Urteil kommen lassen: Schuldig! Obwohl einer schnellen Verurteilung nichts im Wege zu stehen scheint, sträubt sich ein Letzter gegen den einstimmigen Schuldspruch: Das Todesurteil für den Jungen nicht ohne kritische Prüfung des Falls!
                    Diese Verzögerung stößt auf die arge Gegenwehr vieler Mit-Geschworener, ist sie doch gleichbedeutend mit unnötiger Anstrengung, Zeitverzögerung und vor allem einem schweißtreibenden Nachmittag an diesem heißen Sommertag. Eine umstrittene und emotionale Diskussion entbrennt ...

                    < Facetten >

                    Ein Film über Zivilcourage: "Schuldig ist er auf alle Fälle - wir könnten schon längst fertig sein." und "Ihr guten Menschen seid doch alle gleich!"
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                    Ein Film über Vorurteile und voreilige Schlüsse: "Ich war von Anfang an der Meinung, dass der Junge schuldig ist!"
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                    Ein Film auch über selektive Wahrnehmung: "Kinder! Die können einem Leid antun."
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                    Und nicht zuletzt ein Film, über die persönlichen Tiefen der (unpersönlichen) Entscheidungsfindung: "Wo immer man auf sie stößt verdunkeln Vorurteile die Wahrnehmung."

                    < Meine Gründe >

                    Ich mochte diesen Film, weil er eine Lanze für die Macht der Vernunft bricht. Klar und schnörkellos verdeutlicht dieser Film, wie leicht man sich eine Entscheidung machen kann und wie viel man dabei vergessen oder verzerren kann. Ein Film über die Notwendigkeit der kritischen Abwägung von oberflächlich eindeutigen Fakten. Zudem wird deutlich, wie schwer es sein kann, die Wirkung verborgener Stereotype und auch persönlicher, emotional-provozierter Wahrnehmungsverzerrungen aufzubrechen. Bei aller Moralität, die diesen Film ausmacht, verspürt man nur selten den "erhobenen Zeigefinger" und versteht auch, warum Menschen oberflächlich handeln und denken. Hinter jedem oberflächlichen Eindruck steckt eine wirkungsvolle Grundüberzeugung ...

                    3
                    • 8 .5

                      Unterhaltungs-Action-Spektakel mit kreativer Situationskomik
                      --------------------------------------------------------------------------------------
                      < GRUNDLAGE >
                      Ich bin kein Experte für Marvel-Comix, aber ich habe früher sehr gern den Spider-Man-Trickfilm gesehen - daher verfüge ich doch über eine gewisse "Vorbildung", was die ursprünglichen Charaktere betrifft. Von den Neu-Verfilmungen habe ich nicht alle gesehen: Mir fehlen v.a. Thor und Captain America. Diese habe ich mangels guter Kritiken nicht angeschaut. Die beiden Iron Man Teile, die Spider-Man-Filme und den 2008er Hulk mit Edward Norton habe ich gesehen.

                      < HELDEN ÜBER HELDEN >
                      Angesichts meiner mittelprächtigen Vorkenntnis war ich doch etwas überrascht, über die vorkommenden Helden: Iron Man und Captain America ... natürlich. Hulk ... okay, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Aber Thor?! Der war mir in den alten Trickfilmen irgendwie gar nicht untergekommen. Und dann noch zwei "ganz normale" Menschen mit besonderen agentischen Fähigkeiten, aber Superkräfte? Wo zum Teufel ist Spider-Man?? Wo sind die Fantastic Four? Wo die X-Men? Mit denen hätte ich weitaus mehr gerechnet.

                      < RECHERCHE >
                      Ich habe mich nach dem Film also noch einmal kurz schlau gemacht und erfahren, dass zu den Gründungsmitgliedern der Avengers eigentlich Iron Man, Thor, Ant-Man, Wasp und tatsächlich auch der Hulk gehörten - erst etwas später in Heft 4 stieß Captain America dazu. Hier weicht der Film also recht deutlich von der Comic-Vorlage ab. Natalia Romanov, eine dieser beiden heroischen Agenten, ist als "Black Widow" ebenfalls eine Marvel-Heldin. Der andere Agent ist "Hawkeye", der ebenfalls nicht über Superkräfte, dafür jedoch über spezielle Ausbildung und besondere Pfeile verfügt. By the way ... Wahnsinn, wie komplex die Superhelden- und Superschurken-Dynastie von Marvel in ihrer Gesamtheit ist ;-) Da kann noch einiges auf uns zukommen ...

                      < ZUM FILM SELBST >
                      "Marvel's The Avengers" war mir mit sehr guten Kritiken angekündigt und ich habe mir so einiges erwartet. Im Nachhinein kann ich sagen, dass der Film nur leicht hinter diesem hohen Anspruch zurückgeblieben ist: Im Kern bleibt es (natürlich) ein riesenhafter Action-Klamauk ;-) Aber, und das macht den Unterschied, der Film ist in Sachen Humor und Überraschung deutlich kreativer als mancher Vorgänger. Die Mischung aus atemberaubenden Spezialeffekten (die hier auch nur manchmal in unverständlich rasendem Tempo ablaufen, ansonsten aber gut verfolgbar bleiben), tollem 3-D-Effekt (ein Genuss, über den gesamten Film hinweg), sehr unterschiedlichen Superhelden (die in ihrem Charakter und ihrem Helden-Ansatz durchaus als ein wenig differenziert gestaltet beschrieben werden können) und witzigen Slapstick- bzw. Überraschungskomik sowie kernigen Sprüchen und heroischem Gerangel ist bei mir sehr gut angekommen. Amerikanischer Patriotismus und gefühlsduselige Flach-Dialoge kommen kaum vor. Und ach ja ... der Hulk ... einfach herrlich ;-)

                      < EINBETTUNG IN ANDERE MARVEL VERFILMUNGEN >
                      "Marvel's The Avengers" kann weitgehend für sich allein stehen und bedarf nicht unbedingt der Kenntnis seiner Vorgänger-Verfilmungen. Allerdings, und so geht es mir persönlich, dürfte sich der Genuss im Film dadurch noch ein wenig steigern. Insbesondere "Captain America" interessiert mich.

                      < PERSÖNLICHE KRITIK >
                      Generall gibt es aus meiner Sicht wenig zu kritisieren: Natürlich gibt es Action-Szenen, die man in ähnlicher Form schon einmal gesehen hat. Natürlich gibt es ab und an flache Sprüche oder inhaltlsleere Floskeln. Und natürlich lebt der Film v.a. von der persönlichen Begeisterung für die einzelnen Superhelden - dessen muss man sich auch bei diesem Film klar sein.
                      Ich persönlich - und das soll keine allgemeine Kritik sein - kann mich mit Thor und Loki in diesem Kontext irgendwie nicht so richtig anfreunden - aber das ist ja etwas subjektives und nicht dem Film, sondern eher Marvels Grundlage anzulasten. Gleichsam hätte ich mir eine weniger außerirdische, als vielmehr eine weltlich schurkische Bedrohung von eher düsterem und verstrickterem Charakter gewünscht - ich denke das basiert auf meiner begeisterten Rezeption der Spider-Man-Trickfilme, wo Red Skull eine eher "nazihafte" und "reale" Bedrohung darstellte. Auch das etwas subjektives.
                      Um so mehr bin ich gespannt auf den Nachfolger "The Avengers II" und die darin möglicherweise auftauchenden Helden und Schurken :-)

                      < FAZIT >
                      Ein Film, der für das Kino gemacht ist - hier schmerzt sogar der sündhaft teure 3D-Eintrittspreis ein bisschen weniger, als bei anderen Filmen. Man spürt förmlich den Wind in den Haaren und riecht geradezu die Abgase des MARK 7 ;-)
                      Im TV bzw. auf DVD dürfte ein wenig an Dynamik verloren gehen - was bleibt ist trotzdem ein "Marvel's The Avengers", der sehr gut unterhält, wenn man Marvels Superhelden mag und der mit vielen witzigen Situationen und auch ziemlich guten Schauspielern (z.B. Mark Ruffalo) aufwartet. Ein starker Action-Klamauk :-)

                      < SPOILER !!! (Nicht weiterlesen, wer den Film noch nicht gesehen hat) >
                      Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass das merkwürdige "außerirdische Wesen", mit dem Loki zu verkehren scheint und das im Abspann des Films noch ein paar bedrohliche Worte an die Menschheit richtet, offenbar der legendäre "Red-Skull" sein soll. (Nein, wie ich jetzt gelernt habe, handelts es sich dabei um "Thanos" - siehe Kommentare)

                      • 9

                        Oberflächlich betrachted oberflächlich, differenziert betrachtet differenziert :-)
                        ---------------------------------------------------------------------------------------------------
                        < EINDRUCK >
                        Harte Kerle, derbe Sprüche ... "Schätzchen, du machst mich ganz geil! --- Sicher das ich das bin und nicht das ganze Gerede über schnuppern lassen und in Ärsche kriechen?" ... ein brutal-intensiver Film mit vielen Facetten und Tiefe in den Charakteren ... "Ihre Sensibilität bringt mich ziemlich aus der Fassung - ist sie echt?" ... einer progressiven, spannenden und abwechslungsreichen Handlung ... "Die Suche nach der Ratte auf beiden Seiten." ... immer wieder Sprüchen ... "Eine Ehe ist wichtig für die Karriere - zeigt den Leuten, dass man nicht schwul ist!" ... und erstklassigen Schauspielern.

                        < HANDLUNG >
                        Zwei parallele Polizeikarrieren ... ein mieser, hemmungsloser Gangsterboss ... eine Polizeistation ... und eine Frau. Korruption und Verrat allgegenwärtig ... guter Bulle, böser Bulle ... Insider und eine Welt voller Choleriker.

                        < MEIN FAZIT >
                        Ein extrem unterhaltsamer, variabler, witziger, witzig-schockierender, schockierender und vor allem spannender Film. Sehr gute Schauspieler in prima differenziert angelegten Rollen. Oberflächlich harte Kerle, die insgeheim eigentlich nur eins wollen: Raus aus dem Sumpf. Ein Spitzen-Mark-Wahlberg. Ein Spitzen-Jack-Nicholson. Ein Spitzen-Team von Nebendarstellern. Eine Spitzen-Inszenierung!
                        Geschmackssache ... na klar. Dem einen oder anderen vielleicht doch "einen Hauch zu" ordinär, versaut, abgebrüht, cool, hart, amerikanisch, kess oder stereotyp. Mir nicht - ich fand ihn klasse.

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                        • 8 .5

                          < GRUNDLAGE >
                          Wieder einmal ein alter Film, der sich bei vielen Zuschauern zw. Liebe und Hass bewegt. Gleichzeitig ein Kubrick-Film und daher, nach dem Genuss von "Uhrwerk Orange" oder "Dr. Seltsam" schon per se interessant. Ein Kubrick-Film verheißt für mich, dass er sich vom Mainstream lossagt und besonders, bizarr oder einfach nur anders ist. Das ist nicht immer beste Unterhaltung, aber stets sehenswert und nachhaltig. So auch hier ...

                          < EINLEITUNG >
                          Die Einleitung "The Dawn of Men" ist trefflich gewählt, auch wenn sie merkwürdig dokumentarisch daher kommt und vorerst irgendwie gar nicht zum erwarteten Science-Fiction-Film passt. Die recht klare Positionierung zugunsten der Evolutionstheorie stellt die Entdeckung des Werkzeugs und die Nutzung desselben als Waffe ins Zentrum der früh-menschlichen Entwicklung. Es folgt ein extrem-kontrastierter Übergang in eine fortschrittliche Zeit, in der die Menschheit, in Verfolgung des eingeschlagenen Weges, scheinbar zur Krone der Schöpfung aufgestiegen ist.

                          < TECHNIK >
                          Angesichts der Entstehungszeit des Films und auch weit darüber hinaus, ist die Inszenierung der zukünftigen Technik und die damit verbundene Bildgewalt wirklich sehr beeindruckend. Die Kulissen, die Raumgleiter, die Bilder des Weltraums - alles wirkt sehr modern und lässt auch aus heutiger Sicht kaum etwas vermissen. Im Vergleich zu modernen Blockbustern zeigt uns dieser Film alles sehr gemächlich, langsam und detailliert - anstatt sich vor Effekten und Geschwindigkeit fast schon zu überschlagen (wie z.B. bei "Transformers").

                          < MUSIK UND TON >
                          Klassische Musik spielt nicht nur als Hintergrunduntermalung im Film eine große Rolle, sondern wird zeitweise sogar stark in den Mittelpunkt gestellt. Immer wieder werden einfache (Zukunfts-) Alltagsabläufe, Weltraumaktivitäten oder technische Abläufe minutenlang einfach nur dargestellt - unterlegt von ruhiger oder fesselnder klassischer Musik. Daneben spielen aber auch bizarre oder einfache, metallische oder Krach-ähnliche Klang-Elemente eine große Rolle bei der Gestaltung der Atmosphäre.

                          < THEMATIK >
                          Das meiner Meinung nach zentrale Thema des Films, hat mich vom Ansatz her an die (natürlich später erschienene) Terminator-Reihe erinnert. Auch hier geht es um menschgemachte "Supercomputer" oder "Technische Gehirne" und ihre potenzielle Autonomie. Anders als bei den wohlbekannten Actionfilmen wird eher die grundlegende Thematik als ihre brisanten Konsequenzen betrachtet - irgendwie auch aus der Sicht der "Künstlichen Intelligenz" selbst: Sehr einfühlsam und differenziert, auch heute noch neuartig, ausgesprochen interessant und z.T. durchaus ergreifend. Im Angesicht der Erschaffung einer artifiziellen Intelligenz werden völlig neuartige moralische Fragen aufgeworfen ...

                          < MEIN FAZIT >
                          "2001 - Odyssee im Weltraum" ist ein sehr ruhig erzählter, wenig reißerischer, emotionaler und gewichtig von klassischer Musik unterlegter Film. Letzteres sollte man mögen oder zumindest nicht ablehnen, wenn man sich nicht langweilen möchte. Technisch brilliant gestaltet, klanglich sehr atmosphärisch durch (modern anmutende) Noise-Elemente unterstützt und inhaltlich mehrdeutig sowie "Fragen aufwerfend". Gemessen an seiner Entwicklungszeit ein wirkliches Meisterwerk - aus heutiger Sicht ein Film, der abseits des Mainstreams fraglos sehenswert ist.

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                          • 7 .5

                            < GRUNDLAGE >
                            Ein Film, der sowohl von professionellen Kritikern als auch von Hobby-Cineasten sehr empfohlen wird. Nun muss ich zugeben, dass ich Andy Kaufmann vor diesem Film nicht kannte. Was jedoch ein guter Film-Liebhaber ist, der informiert sich erstmal ;-) Ich habe also die skurrile und letztlich tragische Lebensgeschichte dieses Exzentrikers nachgelesen und mir ein, zugegebenermaßen recht unscharfes Bild machen können.

                            < ZUM FILM >
                            "Der Mondmann" beginnt mit Kaufmanns Versuch, all die "verständnislosen Crétins" herauszuekeln, die den Film mutmaßlich nicht nachvollziehen, verstehen oder schätzen würden. In der Folge wird das Leben Andy Kaufmanns verfolgt - ein kurzer Ausschnitt aus seiner Kindheit, erste Auftritte als Laien-Künstler, der Durchbruch, die Zuspitzung seiner "Kunst", der unaufgelöste Tragik seiner Person.

                            < DIE PERSON >
                            Kaufmann scheint unendlich genervt, von immer gleichen, stupiden, immer vorhersehbaren und immer irgendwie zensierten Sketchen und Witzen. Er selbst möchte sich um jeden Preis davon distanzieren, sich dem Maintream widersetzen und gerät dabei in einen immer extremer werdenden Strudel bizarrer Aktionen, stets an der Grenze zur niederträchtigen Veralberung seiner Mitmenschen. Manchmal wirkt es fast so, als würde er nicht mehr den Zuschauer, sondern eigentlich das (leicht neurotische) Kind in sich selbst belustigen: "Weil du ihnen nicht den geringsten Hinweis gibst, dass das eine Parodie sein soll." Gleichzeitig steht er pausenlos vor der Herausforderung, einerseits auf der großen Bühne erfolgreich sein zu wollen/müssen und andererseits, seiner skurrilen Humor-Linie treu zu bleiben.

                            < DIE SCHAUSPIELER >
                            Jim Carrey spielt seine Rolle unumstritten stark - wobei dies für mich, der Kaufmann nicht richtig miterlebt hat (abgesehen von You Tube), natürlich nur bedingt einschätzbar ist. Aber auch die anderen Schauspieler machen ihre Sache sehr gut - insbesondere von DeVito war ich, angesichts sehr schwacher anderer Filme mit ihm (z.B. "Blendende Weihnachten"), positiv überrascht.

                            < Das Ende >
                            Ein filmisch sehr gutes, realistisch gesehen tragisches, berührendes und trotzdem interessant mystisches weil offenes, unklares Ende: "Du bist von dem umgeben, was du erschaffen hast."

                            < MEIN FAZIT >
                            Ein sehr sehenswerter Film für alle diejenigen, welche die Lebensgeschichte von Andy Kaufmann kennen oder sich für dessen skurriles und fasznierend unglaubliches Leben interessieren. Für alle anderen vielleicht nur mäßig unterhaltsam. Jim Carrey Fans kommen jedenfalls, obwohl dieser einen anderen spielt, auf ihre Kosten.

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                            • 7

                              GRUNDLAGE
                              Ich habe sowohl die HdR-Bücher als auch die neuere Verfilmung mit großer Begeisterung und Leidenschaft rezipiert. Nun endlich bin ich dazu gekommen, mir diese erste Verfilmung auch noch anzusehen.

                              STÄRKEN
                              Aus meiner Sicht besteht eine große Stärke dieses schon ziemlich alten Trickfilms in seiner variablen Zeichentechnik: Einige Figuren und Bilder sind eher zeichentrick-üblich bildhaft, andere vielmehr verschleiert, naturalistisch oder wie ich jetzt gelernt habe "rotoskopiert" gehalten. Das ist zwar anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig, später aber sehr interessant und atmosphärisch. Zudem merkt man auch bei diesem Trickfilm, dass viel Liebe im Detail steckt und dass die Macher vielleicht ebenso große Tolkien-Fans gewesen sind, wie ich selbst. Die Geschichte ist geschickt zusammengefasst und verkürzt. Interessant fand ich auch, dass man in der modernen Verfilmung einige Bilder oder Szenen ziemlich genau wiedererkennt. Offensichtlich hat sich das Team um Peter Jackson hier einige Male inspirieren lassen: Man denke z.B. an die Szene, in der sich die Hobbits zu Beginn ihrer Reise unter der großen Baumwurzel vor dem ersten schwarzen Reiter verstecken.

                              SCHWÄCHEN
                              Einige Schwächen sehe ich in der deutschen Synchronisation (z.B. Aussprache der Namen) sowie in der Gestaltung einiger Einzelfiguren. Samweis beispielsweise wirkt doch eher tollpatschig und weinerlich und wenig leidenschaftlich-freundschaftlich, wie man ihn aus Buch und Film kennt. Auch Aragorn (sieht eher indianisch oder wie prinz eisenherz aus) und Gimli (fast ebenso groß wie Aragorn) sind rein äußerlich ein wenig gewöhnungsbedürftig. Natürlich, und das ist eigentlich nicht als Schwäche anzukreiden, ist der Trickfilm weit weniger komplex als Buch und Jackson-Film.

                              MOGELPACKUNG [Spoiler]
                              Was letzten Endes wirklich ernüchtert ist, dass der Trickfilm schon nach der Schlacht um Helms Klamm völlig abrupt endet. Damit habe ich nicht gerechnet. Wie ich jetzt lese, gab es nur in den USA eine minderwertige Fortsetzung. Hier werden wir also mit unserer Geschichte allein gelassen - obwohl der Titel doch "Herr der Ringe" und nicht etwa "Buch 1 und Teile von 2 des Herrn der Ringe" lautet ;-)

                              FAZIT
                              Ein liebevoller Trickfilm für junge, jugendliche und erwachsene Fans vom Herrn der Ringe. Für kleine Kinder eher nicht geeignet, da doch viele Kämpfe und Schlachten recht detailliert und auch blutig dargestellt werden. Zudem eine packende und zum Teil düstere Atmosphäre. Für echte Fans eine interessante Umsetzung der schönen Geschichte, für alle anderen nicht unbedingt besonders zu empfehlen. Man muss eben auch zugeben, dass wenn die Neugier auf die zeichnerische Umsetzung erstmal verflogen und die Geschichte einem nicht mehr neu ist, nun einmal nur ein mittelmäßig guter Trickfilm übrig bleibt.

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                              • 8 .5

                                INHALTLICHER AUSBLICK
                                "Tödliches Kommando" deutet auf einen recht isolierten Ausschnitt des Irak-Krieges: Das Aufspüren und den Versuch der Beseitigung von Sprengfallen, versteckten Ladungen und Bomben. Der Film dokumentiert unterschiedliche Bedrohungsszenarien des Räumkommandos und zeigt gleichzeitig, wie sehr die soldatische Verarbeitung des Krieges durch den individuellen Charakter des Einzelnen geprägt ist. So zeigt der Film unterschiedliche Perspektiven auf die Extremsituationen, in die der Krieg Menschen (insbesondere die Soldaten) bringt. Einer erduldet sie, ein anderer versucht sie durch Disziplin und Vorsicht zu kontrollieren, wieder andere erleben sie vielleicht sogar als Herausforderung: "Es ist ein Glücksspiel - und du kommst damit klar."

                                ATMOSPHÄRE
                                Der Film kommt fast ohne Hintergrundmusik daher - dafür fallen die sparsam eingesetzten, untermalenden Noise-Elemente atmosphärisch um so mehr ins Gewicht. Insgesamt gelingt es "Tödliches Kommando" glücklicherweise, nüchtern und eher effektarm, auch wenig reißerisch zu berichten: Der behandelte Inhalt bedarf ja auch keiner weiteren Aufheizung. Nicht selten ergibt sich der Eindruck, mit am Ort des Geschehens oder wenigstens per Live-Schaltung aktuell dabei zu sein. So spürt man als Zuschauer auch das permanente Gefühl der Bedrohung, dass im Film fast allgegenwärtig ist.

                                AUTHENTIZITÄT
                                "Verdammt geile Scheiße.": Obwohl auch "coole Sprüche" und "unangemessene Prollo-Spielchen" vorkommen, bleibt es doch meistens beim Gefühl, dass es genau das ist, was dort im Krieg tatsächlich passiert: So oder so - irgendwie muss man ja mit dem Erlebten klar kommen, und sei es, indem man es machomäßig überspielt oder heroisch darüber zu stehen versucht. Zudem fehlt bei "Tödliches Kommando" nicht, wie in manch anderem Film, die andere Seite der Medaillie: Angst, Überforderung und Regression. Insgesamt versucht der Film realistisch zu bleiben: Nichtige Zwischenschritte auf dem Weg zur Entschärfung der Bombe, Fehlschüsse und Feueranweisungen bei einem Feuergefecht, Situationen der Besinnung und der Erholung.

                                KRIEG IST EINE DROGE
                                Die Botschaft des Films steht zu Beginn. Jedoch wird uns von der Handlung erst spät vermittelt, was hier gemeint ist. Die persönliche Entzündung einer Art Besessenheit - einer obsessiven Abhängigkeit vom Extremen - das völlige Aufgehen in dieser besonderen adrenalin-provozierenden Rolle und die gleichzeitige Unfähigkeit, in das Normale zurückzukehren. Wohingegen der Großteil der einsatzerprobten Soldaten mit dem letzten Anteil des Satzes große Schwierigkeiten hat, ist die Entwicklung hin zum ersten Abschnitt wohl deutlich seltener: Dies schafft "Tödliches Kommando" deutlich zu machen. Wo ich beim Film Schwächen sehe, ist die Beschreibung der Folgen dieser obsessiven "Kriegssucht des Einzelnen": Zu leichtsinnig und gleichzeitig erfolgreich, zu professionell und gleichzeitig heroisch, zu cool und gleichzeitig vernünftig sowie zu soldatisch und gleichzeitig disziplinlos ist die Hauptfigur dieses Films dargestellt. Eigentlich fragt man sich die ganze Zeit: "Irgendwann muss sich dieser Leichtsinn doch rächen?" Und just in dem Moment hört man einen Vorgesetzten sagen: "So spricht nur ein richtig wilder Mann."

                                FAZIT
                                Insgesamt ein sehr gelungener, kritischer und auch differenzierter Film. Und trotzdem: Bei mir hat die Hauptfigur und die diesbezügliche Botschaft eine nicht unwesentliche Dissonanz erzeugt: Warum so erfolgreich? Ist das noch realistisch? Würde so jemand überleben: Nicht nur die Bedrohungen des Krieges sondern auch die disziplinarischen Konsequenzen seiner Handlungen. Ich weiß es nicht. "Tödliches Kommando" jedenfalls, regt zum Nachdenken an.

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                                • 5 .5

                                  WÜRDIGUNG
                                  Ein filmischer Meilenstein der 50er Jahre, der die damalige jugendliche Sehnsucht nach Führung, nach Halt und nach handfesten Vorbildern mit aller Macht herausschreit. Ein Aufruf an selbstgefällige, inkonsequente und verweichlichte Eltern, ihren pubertär-orientierungslosen Kindern einen Weg vorzugeben und bei der Überwindung des "Hasenfuß-Komplexes" beizusetehen: "Vater, ich will das du mich verteidigst! Vater steh auf - sei ein Mann!"
                                  Konfrontiert mit dem ohnmächtigen Egozentrismus der Eltern suchen die Jugendlichen dieser Generation ihr Heil in der Clique und rebellieren gegen die Welt. Um sich jedoch einer solchen haltgebenden Gemeinschaft anschließen zu können, bedarf es der Ausfechtung einer "Hackordnung", die nur dem Starken einen festen Platz gewährt.
                                  Im Streben nach Überwindung der konservativen Schein-Gesellschaft auch eine Hommage an den offenen Ausdruck von Gefühlen in partnerschaftlichen wie auch familiären und freundschaftlichen Beziehungen.

                                  KRITIK AUS HEUTIGER SICHT
                                  Zweifellos ein Film, der zu seiner Zeit gleich mehrere Tabus überschritt und dadurch provozieren konnte. Heute jedoch, wo viele der damaligen Forderungen theoretisch völlig etabliert sind, wenngleich praktisch nach wie vor häufig vernachlässigt werden, ist einiges an filmischer Provokation verpufft.
                                  Übrig bleiben zu häufig pathetische und "verkopfte" (i.S.v. theoretisch-philosophische) Dia- und Monologe, die irgendwie kitschig, drehbuchhaft und viel zu erwachsen vorgetragen werden: "Du bist mein Freund Plato. Das Wort Freund bedeutet etwas für mich. Du kannst auf mich schießen." Kein Wunder - werden doch alle 16-jährigen Filmfiguren von etwa 25-jährigen Schauspielern verkörpert. Da geraten Vater-Sohn-Beziehungen schnell einmal zur versehentlichen Farce. Der Tabubruch wirkt aus heutiger Sicht an einigen stellen ein wenig albern, die Geschichte letztlich eher oberflächlich.

                                  ZEITLOSE STÄRKEN
                                  Es gelingt dem Film, die unterschiedliche Bewältigung und Nicht-Bewältigung des Eltern-Konfliktes anzureißen: Da gibt es diejenigen, die sich über Ansehen in der peer-group eine Kompensation schaffen (z.B. Buzz). Es gibt jene, die sich stetig unterordnen, mitreißen lassen, mit dem Strom schwimmen und so ein gewisses Maß an Stabilität erreichen (z.B. Judy). Und es gibt noch deutlich seltenere Phänomene: Diejenigen, die irgendwie resigniert über allem thronen und dadurch eine maßlose rebellische Anziehungskraft erlangen (z.B. Jim) und jene, die angesichts des Konflikts zerbrechen und ins Abseits geraten (z.B. Plato).
                                  Zudem transportiert "... denn sie wissen nicht was sie tun." historisch bedeutsam das Lebensgefühl und die Probleme der amerikanischen 50-er Jahre: Musik, Klamotten, Autos, Liebe und natürlich die legendären "Hasenfuß-Rennen" ...

                                  MEIN FAZIT
                                  Ein Film, den Cineasten aus historischer Sicht unbedingt gesehen haben sollten. Für Unterhaltungsfans nicht unbedingt das richtige: Das Thema ist inzwischen vielverarbeitet und insofern nicht mehr wirklich mitreißend, die Dialoge recht pathetisch und amerikanisch-kitschig, Umsetzung und Atmosphäre mäßig. Die Schauspieler liefern ebenfalls mittelmäßige Leistungen ab - wenn man einmal von der Ausstrahlung eines James Dean absieht. Gerade diese Ausstrahlung jedoch ist es, die ihm in diesem Film ein wenig zum Verhängnis wird: Sie passt einfach nicht recht in die jung und verzweifelt angelegte Rolle.

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                                  • 4 .5

                                    GRUNDLAGE
                                    "Das siebente Siegel" wurde mir von Moviepilot mit 9 "Erwarungs-" Punkten angepriesen - auch die Kritiker- und Community-Wertungen machten mich extrem neugierig. Nun wusste ich natürlich, dass es sich um einen Schwarzweiß-Film von '57 handelt und war daher mit meinen Erwartungen entsprechend vorsichtig. Bei solch alten Filmen heißt es für mich häufig: Schafft es dieser Film, allein durch seine filmische und inhaltliche Rafinesse den technischen und ressourcenbasierten Vorsprung neuerer Filme auszugleichen? "Das siebente Siegel" schien eindeutig das Potenzial dazu zu haben und so war ich gespannt, auf einen weiteren Meilenstein der Filmgeschichte ...

                                    THEMA
                                    In "Das siebente Siegel" geht es im Wesentlichen um religiöse und weltliche Sinnfragen. Angesichts einer dahinsiechenden Heimat hinterfragt der melancholische und resignierte Protagonist seinen Gott, dem er viele Jahre mit all seiner Kraft gedient hat: "Warum lebt Gott gegen meinen Willen weiter in mir?" Er greift dabei auf viele recht schwülstige und episch-kitschig anmutende Fragestellungen und Formulierungen zurück. Die wütende Pest wird als Strafgericht Gottes, er selbst als ein rachsüchtiger Herrscher diskutiert. Der "niedere Pöbel" versucht, sich dieser Buße irgendwie zu entziehen: Flucht, Resignation und Selbstkasteiung regieren das Land. Aber auch Profitgier macht sich breit: "Alles was nach Tod riecht, zieht mehr als nackte Frauenzimmer." Letztlich ist es vielerorts v.a. die Menschlichkeit, die auf der Strecke bleibt: "Ich muss sterben. Hat denn niemand für mich ein tröstendes Wort?"

                                    TOD UND TEUFEL
                                    Der zynische, resigniert-humorvolle Knappe ("Wie man sich auch dreht, der Arsch bleibt immer hinten.") sowie die Figur des Todes haben mir ganz gut gefallen. Letzterer glänzt durch seine schaurige Erscheinung (wenngleich ein wenig an einen Tele-Tubby erinnernd) sowie durch seine szenisch hervorragenden Auftritte. Leider spielt er eine, für mich, zu untergeordnete Rolle im Film. Ersterer ist zwar relativ lustig, gleichzeitig aber sehr untypisch und irgendwie zu neuzeitlich für die zeitliche Epoche, in der der Film spielt. Zudem passen die flappsigen Sprüche wenig zum Rest des Films.

                                    ERNÜCHTERUNG
                                    Selbst angesichts der großen Vorschuss-Lorbeeren, die ich angesichts des Alters und der tollen Kritiken des Films zu gewähren bereit war, und obgleich die Thematik als potenziell zeitlos anzunehmen wäre, gelang es dem Film nicht, mich wirklich in seinen Bann zu ziehen. Zu kitschig-philosophisch die Dialoge, zu plump die Kostüme, zu langweilig die Geschichte und zu inkonsequent die Gesamtumsetzung. Es gibt wenige Szenen, die mich wirklich fesselten und leider viele, die mich ein wenig langweilten. Letztlich für mich leider ein Film, der seinem großen vorausgehenden Schatten, gemessen an der Konkurrenz der letzten 20 Jahre, nicht mehr völlig gerecht wird - auch wenn ich damit seine historische Bedeutung nicht schmälern möchte.

                                    3
                                    • 7 .5

                                      INHALTLICHER AUSBLICK
                                      "Delicatessen" spielt in einer entbehrungsreichen und sehr düsteren (Nachkriegs- ?) Welt, die scheinbar allein durch ihre skurrilen Bewohner mit Leben gefüllt wird. Überhaupt spielt der Film fast ausschließlich in einem Mehrfamilienhaus und zeigt die grotesken und bizarren (Inter-) Aktionen der Mieter. In dieser vernebelten und zerstörten Welt, in der es an allem mangelt, haben sich diverse Abnormalitäten entwickelt: "Es fehlt den Menschen eben an alles - im Grunde sind es aber anständige Leute."
                                      Nachdem wir in einem sehr atmosphärischen und durchkomponierten Vorspann erfahren, was dem alten Hausmeister wiederfahren ist, ziehen wir als Zuschauer sozusagen gemeinsam mit dem Nachfolger, einem ehemaligen Clown und lebensfrohen "Tausendsassa", in dieses zwielichtige Haus. Im Gegensatz zu eben diesem, erfahren wir als Betrachter sehr schnell, zu welchem Zweck er eingestellt worden ist. Einzig die schüchterne Tochter des Hausbesitzers scheint ihm wohlgesonnen ...

                                      MUSIK, TON UND BILD
                                      Der Film besticht insbesondere durch die sehr gelungene gegenseitige Abstimmung verschiedener filmischer Elemente: Musik, Töne des Hauses, Geräusche der Menschen, Bewegungen der Figuren, Kettenreaktionen - alles passt haargenau zueinander und lockt einem Schmunzler auf Schmunzler aufs Gesicht.

                                      MEIN FAZIT
                                      "Delicatessen" besticht durch viele sehr atmosphärische, insbesondere humorvolle, skurril auf die Spitze getriebene Kompositionen aus schauspielerischer Rafinesse, abgestimmter Akustik, variabler Kameraführung mit erstklassigen Bildern und witzig-schwarzmalerischer Situationskomik. Angesichts dieser Aneinanderreihung von gelungenen Kurzfilmen zu einer Gesamtgeschichte treten die gelegentlichen kurzen Spannungsflauten eher in den Hintergrund.

                                      • 8 .5

                                        WIRKUNG
                                        "Stand by me" ist ein unheimlich wirkungsvoller Film - das wird schon daran deutlich, dass ungefähr jeder zweite Kommentar, der sich damit beschäftigt, unheimlich ergriffen und lobend von "Abenteuergeist", von der "Sehnsucht zurück in die Jugend", von der "kindheitsbezogenen Sentimentalität" und auch von der "kindischen Intensität des Erlebens" schwärmt. Auch ich liebe solche Filme und erinnere mich nur zu gern, an die kleinen großen Abenteuer, die sich früher aus dieser ganz eigenen Mischung aus Realität und Phantasie ergeben konnten.

                                        THEMEN
                                        Obwohl dieser abenteuerliche Film vier junge "Bengel" begleitet, ist er keineswegs ein Film für Kinder. Vielmehr ist es ein Film über sie, der uns zeigt, was unser erwachsenes Verhalten mit Ihnen machen kann und in ihnen auslöst. "Stand by me" thematisiert in erster Linie verschiedene Beziehungen zwischen Vater und Sohn aus der Sicht des Kindes. Er beschäftigt sich darüber hinaus aber auch mit gesellschaftlichen und persönlichen Vorurteilen, mit Rollenerwartungen und dem persönlichen Umgang damit. Die alles überschattenden Themen jedoch sind Freundschaft und Beistand.

                                        DETAILS
                                        Der Film fängt die Atmosphäre der 60er Jahre in vielen Details ein: Die erstklassige Musik (Marke "Lollipop"), das Rebellentum der Jugend, die autoritäre Erziehung. Immer wieder werden witzige Kommentare ausgepackt, die trotz teils abgewetzter Komik immmer wieder sympathisch und lustig sind. "Es geht doch nichts über eine Zigarette nach dem Essen. Ja, ich schätze diese Momente." Ein Klassiker auch, wie sich der Film über die frühen Wett-Fressen der USA lustig macht: "Riesenarsch" mit einer Risenverarsche!

                                        FAZIT
                                        "Stand by me" ist ein wunderbar abwechslungsreicher Abenteuerfilm über ein paar wunderbar sympathisch-naive, Dummheiten ausheckende und gleichzeitig sehr tiefgründig fühlende Jungen, die sich mittels ihres kindlich-freundschaftlichen Zusammenhalts gegenseitig über die Probleme ihres jungen Lebens hinweg helfen. Dabei werden viele witzige Eigenheiten dieser Entwicklungsphase aufgegriffen. Manchmal sicherlich ein wenig "verkopft" bzw. in "erwachsenem Gewand", sind die Dialoge alles in allem sehr anrührend und tief, nur selten abgegriffen. Jeder der vier unterschiedlichen Charaktere, versucht auf seine Weise einen Platz im Leben zu ergattern.

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                                        • 6 .5

                                          PERSÖNLICHE GRUNDLAGE
                                          Von Lars von Trier habe ich bisher "Antichrist" und "Melancholia" gesehen. Obwohl beide Filme sehr speziell, emotional sowie polarisierend deshalb auch sehr sehenswert sind, haben sie noch eine zusätzliche Gemeinsamkeit: Sie erwachsen unübersehbar aus Lars von Triers ganz eigener neurotischer Einstellung zum Leben - Allgegenwärtiges Schwarz-Weiß-Denken, permanente Ungerechtigkeit, grenzenlose Schwarzmalerei und indisputable Niedertracht unserer Welt. Beide Filme trieften meines Gefühls nach geradezu vor psychischer Dysfunktionalität und ich möchte ihm zurufen: So schlecht, wie Du sie machen willst, ist unsere Welt doch gar nicht!

                                          DER BEGINN DES FILMS
                                          "Dancer in the Dark" verfolgt ein sehr ruhiges Erzähltempo, verbleibt stets extrem authentisch und vielmehr beobachtend als wertend. Der Auftakt des Films erschien mir sehr schlicht, ein wenig öde und geradezu nichtig. Die Kameraführung ist L.v.T.-typisch realistisch gehalten - nah und echt, manchmal etwas hektisch. Die Stimmung im Film ist weniger düster und depressiv als bei den anderen beiden genannten Filmen des Regisseurs. Das liegt vor allem an der charakterlich starken und auch lebensfrohen Protagonstin. Nur sehr langsam baut sich ein wenig mehr Emotion auf. Auf einem sehr niedrigen Aktivierungsniveau fühlt man sich als Zuschauer überwiegend besorgt und irgendwie unangenehm bedroht durch das, was unserer offensichtlich verletzlichen Hauptperson da wiederfährt.

                                          DIE PROGRESSIVITÄT
                                          Irgendwann ein erster frappierender Übergang zu einer Musical-Szene - der Film gewinnt an Interesse und lockert ein wenig die Ödness der ersten 20 min auf. Mehr und mehr verstehen wir etwas von der Geschichte, die uns hier erzählt wird ... und mehr und mehr weicht die Farbe aus dem Leben der Hauptfigur. Mit jedem surreal-musikalischen Tagtraum scheint ein wenig Freude aus ihrem Leben zu fließen und die positive Scheinwelt Lars von Triers wandelt sich zu seiner ach so grausamen Realität. Nur noch die Phantasie kann uns retten, "weil in Musicals niemals etwas Schreckliches passiert." Alle Kraft, alle Freundschaft, alle Liebe scheint nichts dagegen ausrichten zu können ... wie ein abwärtsgerichteter Strudel zieht es uns immer tiefer in die depressogenen Grundannahmen unseres Filmemachers. Irgendwann wünschen wir, dass die Initiierung der rettenden Traumwelt doch endlich gelingen möge ... "I just did, what I had to do." Der tragische Ausgang ist unausweichlich. Der Film gipfelt in einer extrem realistisch vorgeführten und zugleich schwer ertragbaren Ungerechtigkeit ...

                                          BJÖRK UND IHRE MUSIK
                                          Die Musikerin und Schauspielerin Björk liefert in diesem Film eine hervorragende und ganz eigene Leistung ab. Sie passt einzigartig in ihre Rolle und verkörpert diese mit einer Hingebung, die ihresgleichen sucht. Auch sie ist jedoch dem Schaffen des Regisseurs und dem lebensverneinenden Drehbuch untergeordnet. Die Musik ist vielseitig und erinnert stark an die moderne Künstlerin "Dillon" (kausal betrachtet wohl eher ein umgekehrter Zusammenhang). Die Musical-Szenen sind tänzerisch toll, musikalisch, für Nicht-Kenner, manchmal ein wenig langatmig. Jedoch verkörpern sie erstklassig die ungefährliche Phantasie, in der man der brutalen Realität des Lebens entkommen kann.

                                          MEIN FAZIT
                                          Ein starker Film, der ohne Zweifel vielmals spürbar unter die Haut geht. Leider ist auch "Dancer in the Dark" wie verseucht von Lars von Triers psychologisch-dysfunktionalen Schwarzmalereien: Da stoßen dir Freunde das Messer in den Rücken, da gibt es niemals gangbare Alternativen, da wirst du misshandelt, verlassen, belogen und betrogen ... und allem stehst du nur mit deinem Rucksack voller aufopferungsvoller Konsequenz entgegen. Dies entspricht nicht meinem Naturell und es ist an vielen Stellen im Film schwer aushaltbar. Zu oft möchte man die Betroffenen angesichts ihrer resignativen Ohnmacht schütteln oder das nihilistische Schicksal in Frage stellen.
                                          Nüchtern betrachtet ist "Dancer in the Dark" an vielen Stellen zu lang und auch oftmals ein wenig langweilig. Die Progressivität der Handlung ist mächtig und das Ende unheimlich intensiv. Wem der Trier-Virus in der Geschichte nichts ausmacht, kann hierin einen sehr guten, wenngleich sehr ruhig erzählten Film erwarten.

                                          2
                                          • 7

                                            INHALT
                                            "Serengeti" beschäftigt sich vorrangig mit der Tierwelt der gleichnamigen Savanne. Es wird insbesondere auf die Anpassung der Fauna an den Jahreszeitenwechsel und die damit verbundenen aufwendigen Wanderungen der Tierwelt eingegangen. Im Detail geht es also um folgende Wechselwirkungen: Geologie und Flora, jahreszeitlicher Flora-Wandel und Pflanzenfresser sowie Beute- und Raubtier. "Serengeti" ist eher eine klassische (i.S.v. wertfreie) Dokumentation als eine moderne Inszenierung der "naturgegebenen Schätze der Erde" mit verbundener Gesellschaftskritik (wie z.B. "Home").

                                            STÄRKEN
                                            Eine unheimliche Stärke des Films besteht in den Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen. Diese sind immer wieder wie epische Momente inszeniert und in die sonstige Handlung eingeflochten. Die Bilder sind insgesamt wirklich sehr schön. Die Zusammenstellung ist vielseitig und abwechslungsreich. Einige Szenen könnten dem einen oder anderen Doku-Freund jedoch auch schon bekannt sein.

                                            SCHWÄCHEN
                                            Eine Schwäche besteht meines Geschmacks nach in der verbalen Begleitung der Bilder. Der Kommentator beschreibt eher, was sich vor der Kamera abspielt - informiert dabei aber nur wenig und erklärt auch wenig von dem, was wir sehen. Die Beschreibungen sind in der klassischen Dokumentationstradition ein wenig schwulstig und vor allem relativ sinnlos, denn was passiert, sieht man ja selbst und braucht es nicht noch einmal formuliert zu bekommen. Vielmehr dürstet es einen an vielen Stellen nach einer Erklärung des Warums, nach Hintergründen oder Zusatzinformationen.

                                            FAZIT
                                            "Serengeti" schafft es, die Schönheit der Savannenlandschaft und ihrer Bewohner einzufangen - hier überzeugt der Film. Angesichts moderner Konkurrenz gefiel mir jedoch die klassische, beschreibende und sehr wertfreie Kommentierung nicht ganz so gut. "Serengeti" lässt sich erst ganz zum Schluss zu einer kurzen "Warnung" hinreißen, dass dieses einmalig schönen Biotops nicht als selbstverständlich hinzunehmen ist. Wer den appellierenden Charakter kritischer Dokumentationen, wie beispielsweise "Home" oder "We feed the World", nicht mag, der wird die diesbezüglich sparsame Anwendung in "Serengeti" sicher mögen. Ich hingegen bin der Meinung, dass es heutzutage nicht mehr ausreicht, die Schönheit unseres Planeten auf einer Schaubühne vorzuführen ohne gleichzeitig kritisch aufzuzeigen, welche Gefahren ihr drohen: Nicht destruktiv, nicht reißerisch, nicht pathetisch - aber objektiv und ehrlich.

                                            • 4 .5

                                              GRUNDLAGE
                                              Zunächst: Ich bin nicht vom Bau. Aber immerhin kenne ich ein paar Leute, die vom Bau sind ;-) Zudem bin ich nicht unbedingt Fan deutscher Filme. Wobei ich die Klassifikation nach der Herkunft eigentlich auch gänzlich ablehne - Filme sollten nur nach ihrer Qualität und dem Unterhaltungsfaktor bewertet werden. Leider haben mir auch in meiner cineastischen Vergangenheit viele deutsche Filme nicht so gut gefallen - insbesondere deutsche Komödien ...

                                              INHALT
                                              Ein Architekturstudent gerät versehentlich in eine prollige Baukolonne - zwei Brüder vom Bau fechten einen ewig währenden Streit - nebenbei ein wenig Liebesgeplenkel. Die Geschichte ist insgesamt (auf sehr niedrigem inhaltlich-qualitativen Niveau) ganz stimmig und auch ein wenig abwechslungsreich.

                                              DIE FIGUREN
                                              Die "Baubuden-Rülpse" sind ganz lustig überzeichnet und bringen ein paar recht kernige Sprüche daher, die einem auch ab und zu ein Lächeln abringen. Insgesamt hätte ich mir dabei jedoch deutlich mehr Kreativität (die es auf dem Bau definitiv gibt) gewünscht. Da wurde ich etwas enttäuscht. Die anderen Figuren sind ebenfalls ganz okay - der Student angenehm zurückhaltend, die Tochter stereotyp rebellisch und verführerisch. Die meisten Figuren verkörpern typische Vorurteile. Vor allem die Nebenfiguren sind zumeist sehr überzeichnet.

                                              DIE LACHER
                                              Nun ja ... da das Ganze nicht wirklich neu ist, fällt es auch schwer, sich so richtig zu amüsieren. Wie angedeutet, sind einige Szenen, Sprüche oder Reaktionen ganz witzig - jedoch handelt es sich hierbei eher um Ausnahmen. Insgesamt ist der Humor platt, die Sprüche prollig und die Handlung recht einfallslos.

                                              FAZIT
                                              Ein sehr einfacher, recht unkreativer und vorurteilsbasierter Film. Bedürfnisse nach platten Lachern werden bedient. Vom absolut schwachen Film unterscheidet ihn, dass die Schauspieler ihre Rollen bei aller Überzeichnung doch recht authentisch vertreten. Zudem ist die Geschichte nicht so völlig vorhersehbar - einige Wendungen gibt es. Auch die Gestaltung der Charaktere geht einige Male über die absolute Eindimensionalität hinaus.

                                              • 7 .5

                                                INDIVIDUELLE BASIS
                                                Generell stehe ich gezeichneten Filmen vorab meist eher kritisch gegenüber - irgendwie reizen mich richtige Schauspieler mehr. Andererseits habe ich auch schon einige sehr gute "Trick"-Filme gesehen, die mich dann sehr ordentlich unterhalten haben (z.B. "Mary & Max"). Die Comics auf denen "Persepolis" basiert, kenne ich nicht. Auch bzgl. des politischen Hintergrunds des Films halte ich mich für alles andere, als einen Spezialisten. Ich möchte hier also mehr den Unterhaltungsfaktor des Films als den Wert seiner Botschaft bewerten. Einige Kommentare werde ich mir aber erlauben ...

                                                DIE GESTALTUNG
                                                Die Zeichnungen im Film fand ich sehr angenehm: Alles ist minimalistisch gehalten, wenig komplexe Animation, fokussiert auf die wichtigen Aspekte der Szenen. Ein wichtiges und sehr eindrucksvolles Mittel sind reine Schattenrisse. Der Film erzählt die überwiegend zurückliegenden Ereignisse in schwarz-weiß und kontrastiert die wenigen Szenen der Gegenwart, indem er sie farbig darstellt. Unterstützt werden die oft sehr niedlichen und lustigen Zeichnungen durch gut ausgesuchte musikalische Passagen und Effekte - es entstehen zeitweise wirklich sehr atmosphärische und emotionale Szenen. Der gestalterische Ansatz ist insgesamt sehr konsequent durchgehalten.

                                                DER INHALT
                                                "Persepolis" beschäftigt sich mit der politische, gesellschaftliche und biographische Aspekte in der Geschichte des Irans seit 1978. Zensur und Kontrolle, Krieg und Unterdrückung, Religion und Geschichte werden angerissen. Ein wichtiges Thema stellt auch die Emanzipation der Frauen dar. Neben diesen übergeordneten "großen" Problemen erzählt der Film aber auch von vielen "kleinen" individuellen Lebensproblemen. Es geht hier beispielsweise um Integration, Liebe, Freundschaft und Alltagsbewältigung.

                                                STÄRKEN
                                                Eine große Stärke des Films ist, dass er immer wieder in Kontrasten arbeitet: Er kontrastiert politische Themen, indem sie einerseits aus der Sicht der erwachsenen Betroffenen und andererseits, in völliger Verkennung der Ernsthaftigkeit und Brisanz, aus den Augen eines unschuldigen, naiven, idealistischen Kindes erzählt werden. Er kontrastiert seine Aussage, indem er zwischen bedrückenden und erschütternden politischen Themen, sowie alltäglichen, allgegenwärtigen und persönlichen "Problemchen" schwankt. Ansatzweise kontrastiert er auch Einstellungen und Verhaltensweisen von Menschen, indem er unterschiedlichen Generationen, unterschiedlichen Charakteren und Prägungen unterschiedlicher politischer Systeme Wort verleiht: "Durch [Figur] entdeckte ich die Lässigkeit, das Konzept des aufgesetzten Nihilismus und die Wiener Subkultur." Die Kontrastierung geschieht nicht nur auf inhaltlicher, sondern auch auf gestalterischer Ebene: Schwarz-Weiß, Schatten-Licht, Beschränkung auf Karikatur. Eine weitere Stärke besteht in der Verknüpfung des westlich geprägten Zuschauers mit dem roten Faden des Films (z.B. über das Studium der Hauptfigur in Österreich und die typischen Probleme junger Leute). Auch ist "Persepolis" herrlich witzig, sarkastisch und ironisch ... bestes Beispiel hierfür ist die köstliche Diffamierung des Ex-Freundes Markus :-)

                                                SCHWÄCHEN
                                                Für meinen Geschmack hätte der Film an mehreren Stellen ein wenig deutlicher und intensiv-tiefgreifender sein können. Viele Aspekte werden angerissen, aber dann nicht weiter vertieft. So verbleibt der Film in seinen Aussagen vielmals ein wenig trivial, fast banal - denn die grundlegenden Probleme sind ja durchaus schon bekannt: "Der Nationalismus & die Religion sind das Einzige, was das Land zusammenhalten." Zudem werden viele Themenbereiche ein wenig zu simplifiziert erzählt - das macht es zwar leichter, zu folgen, aber es wird eben auch weniger Botschaft transportiert. Und das, wo es im Film durchaus Momente gibt, wo es ihm gelingt, unter die Haut zu gehen - davon hätte ich mir noch ein wenig mehr gewünscht. Auch finde ich, dass die klassisch-kontroversen Themen wie Traditionen, Riten, Religion, Rechte und Pflichten ein wenig eindimensional, wenig differenziert und "veralbernd" dargestellt werden. Insbesondere fehlen mir historisch-hintergründige Informationen zu deren Entstehung und Einordnung und gleichsam zur Herausbildung der diesbezüglichen Einstellung der Hauptfigur und ihrer Familie.

                                                FAZIT
                                                Ein sehr liebevoller und ansprechend illustrierter Film, der viel Sympathie hervorzurufen vermag. Unterhaltsame, keineswegs so schwere Kost, wie es die Thematik vielleicht verheißen würde. Insgesamt inhaltlich ein wenig zu eindimensional und auch leicht oberflächlich. Eine interessante und individuell-emotionale Biographie.

                                                3
                                                • 6 .5
                                                  über [REC]

                                                  PERSÖNLICHE GRUNDLAGE
                                                  Ich mag schaurige Geschichten, Spannung und atmosphärische Splatter. Filme, die mir während des Sehens permanent Angst einjagen, sind nicht so sehr mein Fall - ich bin also kein Hardcore Horror-Fan, dem es gar nicht gruselig genug sein kann. Jedoch finde ich, dass Grusel sehr subjektiv und vor allem individuell themenabhängig ist. Ich bin eher empfindlich, wenn es um Aberglaube, Geister, Dämonen, Besessenheit etc. geht. "Realistische" Bedrohungen kann ich besser ertragen und gruselige mich dabei weniger.

                                                  ANSATZ DES FILMS
                                                  [rec] zeigt seine Handlung aus der Sicht eines Kameramanns, der die Moderatorin einer Real-Life-Doku begleitet. Die Kamera läuft, einzig unterbrochen durch einige wenige Schnitte, die meiste Zeit und dokumentiert dabei einerseits die Echtzeit-Ereignisse als auch die Interviews und kurzen Reportagen der Moderatorin. Neben den beiden Protagonisten spielen viele mehr oder weniger wichtige weitere Personen eine Rolle, die durch die Ereignisse betroffen sind.

                                                  STÄRKEN
                                                  Eine große Stärke des Films [rec] ist seine Progressivität. Innerhalb der kurzen Spieldauer von nur 75 min nimmt die Spannung doch deutlich zu. Was anfangs noch wie bei den Hintergründen zu "Die Sendung mit der Maus" oder "Willi will's wissen" (vielleicht kennt es ja der eine oder andere) wirkt, spitzt sich nach einigem Vorgeplenkel recht schnell zu einem beunruhigenden Seuchen- und Zombie-Splatterfilm zu und wächst sich erst in der finalen Phase zu einem wahren Horrorfilm aus. [rec] ist kein Film, der einem vor Angst keine Luft zum Atmen lässt. Er variiert Phasen der Aufregung und des Schocks mit beruhigenden Passagen von zusammenfassender (durch die Moderatorin) oder irrelevanter Handlung. Jederzeit kann es jedoch zu überraschenden Zuspitzungen der Bedrohung kommen. Das Finale des Films ist sehr gut gelungen: Erst jetzt fühlt man sich als Zuschauer mittendrin. Der Fokus der Angst wird auf interessante Art und Weise moduliert.

                                                  SCHWÄCHEN
                                                  [rec] baut sich trotz seiner Kürze relativ langsam auf und plätschert dabei in den ersten 30 - 40 min ein wenig vor sich hin. An mehreren Stellen wirkt der Real-Life-Ansatz ein wenig übertrieben unprofessionell: Dem Film-Duo unterlaufen irgendwelche Fehler, sie albern herum, irrelevante Dialoge oder Bagatellinformationen erweckten bei mir weniger den Eindruck, hautnah dabei zu sein als ein Gefühl von: "Was soll das jetzt? Warum zeigt ihr uns das?" Zudem ist die Bildqualität und vor allem das Wackeln der Kamera zuweilen schon sehr störend und nervig. Das ist aber sicher auch ein wenig Geschmackssache. Bei mir bewirkt dieser Ansatz nicht, dass ich mich mehr mit der Handlung identifiziere. Die schauspielerische Qualität würde ich als mäßig beschreiben: Sie tut dem Film keinem Abbruch, besticht aber auch nicht durch Authentizität. Einige Schockmomente sind leicht vorhersehbar und wirken dadurch etwas platt.

                                                  FAZIT
                                                  Der Film gefiel mir vor allem da, wo er stärker von seinem Doku-Real-Life-Ansatz ablässt. Die Progressivität des Films ist gut gelungen, fordert aber vom Zuschauer zu Beginn eine gewisse Geduld. Zudem entwickelt sich die Handlung und die "Bedrohung" im Film immer weiter - sie verändert sich. Man merkt förmlich, wie sich der Fokus des Grusels in einem verändert. Die Abschlussszene (ca. letzte 20 min) allein hätte eine höhere Wertung von mir erhalten. Insgesamt hat der Film mich, glücklicherweise ;-) nicht so furchtbar gegruselt, wie ich es nach meinen Vorkenntnissen zum Film erwartet hätte.

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                                                  • 8 .5

                                                    Endlich also habe ich den legendären "Citizen Kane" gesehen - nicht zuletzt motiviert durch den kürzlichen Genuss von "Ed Wood" (von Tim Burton, mit Johnny Depp), über den gleichnamigen riesigen Fan und erfolglosen Nacheiferer Orson Welles'.

                                                    GRUNDLAGE
                                                    Ein Film der immer wieder als "bester Film aller Zeiten" und "Meilenstein der Filmgeschichte" diskutiert wird. Ein Film, der sich inzwischen einer mehr als 70-jährigen (potentiellen) Konkurrenz erwehren muss. Ein Film also, den ich mit großer Spannung, Neugier und hohen Erwartungen, aber auch mit einer gehörigen Portion Skepsis auf mich zukommen ließ. Meine hauptsächliche Frage lautete wohl: "Was hat diesen Film so berühmt gemacht und lässt er sich auch heute noch an diesem Maßstab messen?"

                                                    INHALTLICHER HINTERGRUND
                                                    "Citizen Kane" erzählt die kontroverse Lebensgeschichte von Charles Foster Kane, einem jungreichen Medienmogul, dem scheinbar unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten offenstehen. Um ihm ein erfolgreiches und glückliches Leben zu ermöglichen entzieht seine Mutter ihn seinem (mutmaßlich) gewalttätigem Vater sowie der isolierten Heimat-Region und gibt ihn in die Obhut eines fremden "Verwalters".
                                                    Der Film basiert zu großen Teilen auf dem Leben William Randolph Hearsts', einem realen amerikanischen Verleger und Zeitungsmagnaten der Jahrhundertwende, der die Vermarktung des Films auch stark torpedierte und dessen Entstehung zu verhindern suchte.

                                                    WÜRDIGUNG
                                                    "Citizen Kane" ist die großartige und zeitlose Charakterstudie eines medial-machtvollen Egozentrikers auf der Suche nach unbedingter Wertschätzung in Verarbeitung einer emotional-defizitären Kindheit. Ich möchte nur ein paar, der sehr treffenden und zeitlosen Zitate auflisten:
                                                    - "Auf die Liebe wie ich sie sehe - es hat ja jeder nur eine: Seine."
                                                    - "Du redest von der Bevölkerung, als ob sie Dein wäre!"
                                                    - "Du sagst, dass Du Deine Mitmenschen liebst - aber nur dafür, dass sie Dich lieben!"
                                                    - "Er war enttäuscht von der Welt, und hat sich seine eigene gebaut."

                                                    STÄRKEN
                                                    - Ein z.T. vor allem zu Beginn komödiantischer, vor allem im Verlauf auch sehr kritischer, jedoch stets unterhaltsamer Film mit erstklassigen Schauspielern auch in den Nebenrollen, unterhaltsamer Musik und einer enorm starken (wenn auch sehr zusammengefassten) Darstellung der Entwicklung seiner Hauptperson.
                                                    - Mehrere Schauspieler werden zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens gezeigt und v.a. im Falle Orson Welles' ist die Verwandlung des jungen, hin zum alten gebrechlichen "Kane" fantastisch realistisch. Nicht nur die Maske, sondern auch der Schauspieler leistet hier beachtliches. Dem 70 Jahre alten Film gelingt dies besser als manchem modernen "Blockbuster".
                                                    - Die Verwendung beachtlicher (einfacher aber wirkungsvoller) filmischer Rafinessen gestaltet den Film kurzweilig und fesselnd. Unter Ausnutzung mehrerer unterschiedlicher Erzählperspektiven wird das "Puzzle" des Leben Kanes weiter und weiter zusammengesetzt - seine Lebenskonflikte mit der Zeit immer deutlicher.

                                                    FAZIT
                                                    Klar ist meiner Meinung nach, dass man sich auf einen so alten Film anders einlassen muss, als auf einen modernen Streifen. Insofern scheitert die Suche nach dem "besten Film" schon per se an der mangelnden Vergleichbarkeit. "Citizen Kane" ist meiner Meinung nach auch an heutigen Maßstäben gemessen ein filmisch-professioneller, unterhaltsamer, abwechslungsreicher und fesselnder Film. Er nutzt viele cineastische Mittel, um dem Zuschauer zu gefallen (Spezialeffekte, episch-anmutende Bilder, Tanz und Gesang, künstliche Alterung, etc.).
                                                    Das Produkt ist eine zeitlose Botschaft über den begrenzten Wert von Geld und Macht für einen im Herzen unglücklichen Menschen. Ich freue mich, diesen Film nun endlich gesehen zu haben.

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