Simbod - Kommentare
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Alle Kommentare von Simbod
Die Tatsache, dass Guardians aktuell auf Platz 1 ist (oder überhaupt in dieser Liste hier) ist amüsanter als der gesamte Film.
Nachdem sich in den letzten Jahren ein stetiger Abwärtstrend in der Qualität der South Park Staffeln abgezeichnet hatte, konnte auch Staffel 18 diesen nicht stoppen. Wo South Park früher seinen Reiz aus der Verbindung harter, aber cleverer Satire, fantastischer Stimmarbeit und zahlreichen erinnerungswürdigen Momenten zog, die nicht zufällig innerhalb kürzester Zeit weltweit zitiert wurden (man bedenke, dass einige der populären Internetmemes auf South Park Szenen basieren), werden heute in enormer Geschwindigkeit der Aktualität wegen mittelmäßige Episoden auf den Markt geworfen.
Immer das aktuelle Tages- bzw. Wochengeschehen kommentierend, gelingt es Parker und Stone dabei zunehmend seltener, über das bloße Zitieren ebendieser aktuellen Ereignisse hinweg etwas wirklich Bedeutendes darüber zu sagen. Ihre Satire und Gesellschaftskritik bleibt flach und überraschend aussagelos. Zwar finden sich, wie auch in der Staffeln davor, vereinzelt Episoden und Momente, die in ihrem Witz und Cleverness an die großartigen früheren Episoden anknüpfen können, so z.B. die spaßigen Episoden "Freemium isn't Free", "The Magic Bush", "Handicar" oder die absurd verrückte "Grounded Vindaloop", demgegenüber stehen aber mindestens genausoviele mittelmäßige, teils sogar misslungene Episoden, wie die peinliche One-Gag-Episode "Cock Magic", die völlig belanglose "Go Fund Yourself" oder die mäßig unterhaltsamen letzten beiden Episoden. Ebenso bezeichnend ist es, dass gerade die gelungenen Episoden und Gags fast ausnahmslos nur frühere Einfälle aufgreifen.
Auch Parkers und Stones Idee, die Episoden über einzelne Running Gags (Randy als Lorde, Gluten etc.) zu verbinden, mag anfangs noch akzeptabel sein, nervt aber nach einiger Zeit nur noch.
Was bleibt ist eine Staffel, die wieder einige sehr tolle, aber leider auch viele schwache Ideen vereint. Weil das ganze dennoch zumindest unterhaltsam ist, lässt sich die Staffel ganz gut als netter Zeitvertreib nebenbei schauen. An die vielen grandiosen Episoden vergangener Jahre können aber Parker und Stone auch dieses mal nicht anknüpfen. Schade. Vielleicht sollten sich die beiden doch mal mehr Zeit für ihr Skript nehmen, anstatt immer auf Biegen und Brechen aktuell zu sein. Eines steht jedenfalls fest:
#dasgehtbesser
Die Story klingt ja revolutionär! Ich frag mich, welche ausgefallenen Ideen noch so in dem Film stecken! Vielleicht gewinnt er ja am Ende seine Freundin zurück?! Das wärs doch! Wie kommen die nur immer auf so geniales Zeug...!?
Nachdem die gleichnamige Romanvorlage "The Fault in Our Stars" von Jugendbuchautor John Green vor gerade einmal zwei Jahren erschienen war, sich aber allgemein großer Beliebtheit und fast durchgehend positiver Kritiken erfreuen konnte, war eine zeitnahe Verfilmung abzusehen. Die Geschichte zweier krebskranker Teenager, die sich mit viel schwarzem Humor konsequent gegen jegliche Art von Selbstmitleid wehren und sich im Laufe der Geschichte ineinander verlieben, wurde für die Kinoleinwand von Josh Boone umgesetzt. Nun ist es gerade bei solchen Geschichten, die für viele Jugendliche wohl von großer persönlicher Bedeutung ist, schwierig, einen adäquaten Mittelweg zwischen typischer 1:1-Übertragung als Fanservice und tatsächlich kreativer, künstlerischer Verarbeitung der Vorlage zu finden. Man merkt, dass Boone versucht hat diesen Mittelweg zu finden, doch das ist ihm leider nicht immer gelungen.
Hazel Grace Lancaster (umwerfend gut gespielt von Shailene Woodley) hat Lungenkrebs, an dem sie einmal bereits fast gestorben war, sich dann aber doch wieder aufgerappelt hatte und nun mit einigermaßen stabilem Zustand wieder ein halbwegs normales Leben führen kann. Gegen ihren Willen, aber auf Raten der Ärztin und ihrer fürsorglichen Mutter (ebenfalls großartig: Laura Dern) besucht sie eine Selbsthilfegruppe aus Krebspatienten, der sie aber nichts abgewinnen kann, bis sie dort eines Tages Augustus Waters (arg unbeholfen: Ansel Elgort) begegnet, welcher durch seine aufgeweckte und sarkastische Art ihr sehr ähnlich ist und sich sofort in sie verliebt. Hazel, die aus Angst vor ihrem plötzlichen Tod den engen Kontakt zu Menschen meidet, sieht sich daher nun hin- und hergerissen zwischen ebendieser Angst und ihrer Zuneigung zu Augustus.
Wenn man ehrlich ist, lügt der Film den Zuschauer bereits in den ersten Sekunden an. Hazel erklärt unterm Sternenhimmel liegend, dass sie ihre Geschichte gerne schön und positiv erzählen würde - dies sei nur einfach nicht die Wahrheit. Anders als die ausgezeichnete Buchvorlage, die sich an dieses Versprechen tatsächlich hält, schafft es Boone in seinem Film jedoch nicht, gekonnt jeglichem Kitsch auszuweichen. Zu sehr scheint er der emotionalen Wirkung der Vorlage zu misstrauen und hinterlegt fast jede Szene mit seltsam unpassendem Indie Pop, um die entsprechende Wirkung besonders hervorzuheben. Ein weiterer großer Fehler, den er dabei begeht, ist die anfangs erwähnte 1:1-Übertragung. Wo beispielsweise Stephen Chbosky seinen meisterlichen Roman "The Perks of Being a Wallflower" selbständig ebenso fehlerfrei auf die Leinwand übertragen hatte, indem er gekonnt die Stärken des Buches so veränderte, dass sie auf der Leinwand ebenso gut wirken, da versteht Boone oftmals nicht, dass Buch und Film zwei unterschiedlich funktionierende Medien sind. Viele der grandiosen Dialoge aus dem Roman funktionieren von echten Menschen in einem Film ausgesprochen einfach nicht. Zu kitschig, zu seltsam unwirklich klingen diese, vor allem wenn sie durch den offensichtlich vollkommen überforderten Ansel Elgort vorgetragen werden, der leider zu keiner Sekunde weiß, wie er die komplexe Figur des Augustus Waters auf die Leinwand bringen soll und ihn daher als fast schon gruseligen, dauergrinsenden Schleimbeutel darstellt. Das ist Schade, denn Woodley auf der anderen Seite hat ihre Figur mit all ihren Charakterzügen, Hoffnungen und Ängsten vollständig begriffen und großartig auf die Leinwand übertragen.
Was den Plot angeht, versucht Boone hauptsächlich die meisten Stationen des Romans abzuklappern. Das erfreut natürlich vor allem die Leser des Buches, führt aber gerade in der ersten Hälfte zu einem viel zu hektischen Tempo, bei dem auch die nachvollziehbare Charakterentwicklung der Figuren ein wenig auf der Strecke bleibt, auch wenn zumindest der schwarze Humor der Vorlage durch die begabte Woodley gut umsetzt wird. In der zweiten Hälfte drosselt er merklich das Tempo, was dem Film sehr gut tut. Hier liegt der Fokus auf dem komplexen Innenleben, den Ängsten und Bewältigungsstrategien der Protagonisten. Trotzdem hätte es ab und zu einiger Kürzungen und Straffungen bedurft. Die gibt es zwar auch, aber leider manchmal eher unglücklich gewählt. So lässt der Film beispielsweise Augustus' ehemalige feste Freundin weg, die an Krebs verstarb. Dieser Subplot wäre dem im Film sowieso eher platt gehaltenen Charakter zugutegekommen. Zudem traut sich Boone oftmals nicht die unangenehmen Momente des Buches in den Film mit aufzunehmen, sondern lässt sie, wenn überhaupt, nur beiläufig von Hazel erwähnen. Das ist schade, hätten genau diese der filmischen Umsetzung geholfen, nicht allzusehr in den Kitsch hineinzusteuern.
Bei all der Kritik muss man aber auch sagen, dass der Film dank der starken Vorlage trotz allem größtenteils noch wunderbar funktioniert und daher sehenswert ist. Er schafft es, die schönen Momente des Buches, ebenso wie die tragischen, einfühlsam an den Zuschauer heranzutragen und begegnet seinen Figuren ebenfalls auf Augenhöhe, anstatt sie für billiges Tearjerking auszubeuten. Selten wurde bei einem Film das Innenleben todkranker Menschen so treffend analysiert, und auch der Film schafft es, Mitgefühl und Verständnis beim Zuschauer zu wecken. Man kann sich "The Fault in Our Stars" durchaus anschauen, denn auch wenn er den 1:1-Vergleich mit dem Buch verliert, ist es dennoch wohl eine der emotionalsten Kinoerfahrungen des Jahres.
Sehr schön, Billy Wilder, 2x P.T. Anderson und das gerechtfertigte Austeilen gegen Refn und The Big Bang Theory. Kann ich alles sehr gut nachvollziehen. :))
Was sich im Trailer schon angekündigt hat, wird im Film selbst bestätigt: "Guardians of the Galaxy" ist der alberne, irrelevante und nervige kleine Bruder von "The Avengers".
Nach einem katastrophal misslungenen Einstieg, der unter anderem mit krebskranker, sterbender Mutter und Alienentführung samt Traktorstrahl bereits mindestens zehn Klischees bedient bevor überhaupt der Filmtitel erscheint, wird dem Zuschauer der "Held" des Films (mäßig gespielt vom eigentlich zumindest komödiantisch talentierten Chris Pratt) vorgestellt. Diese alberne Szene gibt allgemein den Ton des Films vor, wer hier schon die Dance-Moves des "Star Lord" mit Augenverdrehen kommentiert, der sollte sich überlegen den Film zu verlassen, denn viel besser wird es nicht mehr.
Das große Problem des Films ist, dass er sich nie ganz entscheiden kann, ob er nun eine völlig überzogene Space-Comedy sein will, oder ein ernstzunehmendes Comic-Action-Spektakel. Wo "The Avengers" noch gekonnt die Balance zwischen augenzwinkerndem Humor und tatsächlich bedrohlicher Atmosphäre halten konnte, da fühlt sich "Guardians of the Galaxy" wie der unbeholfene Trittbrettfahrer an. Da hilft es auch nicht, dass viele Gags gleich mehrfach wiederholt werden. So ist die Tatsache, dass Groot nur "I am Groot!" sagen kann, beim ersten Mal noch ganz witzig, beim zweiten Mal vielleicht auch noch, beim 14. Mal dann aber wirklich nicht mehr, dennoch versucht "Guardians of the Galaxy" jedesmal daraus noch einen lustigen Moment herauszuholen.
Das alles wäre jedoch verkraftbar, wenn wenigstens der restliche Film interessant genug wäre. Aber auch hier kränkelt er: Die Figuren bewegen sich zwischen nervig (Star Lord, Rocket), albern (Groot, Drax) oder schlicht vollkommen uninteressant (Gamora). Der Bösewicht ist sowieso komplett egal für den Film, so denn er überhaupt mal auftaucht und ansonsten fühlt sich der Plot wie "The Avengers" 2.0 in langweiliger, unbeholfener und sinnloser an.
Klar, ab und zu zünden dann auch mal ein paar Gags, und kurzweilig ist das ganze seltsamerweise auch, aber dennoch stolpert der Film von einer misslungenen Szene zur nächsten und versucht seine offensichtlichen Schwächen mit kecken Sprüchen und dem Tollpatschhumor von Chris Pratt zu überspielen, was leider eher selten klappt. Am schlimmsten ist der Film, wenn er versucht emotional zu sein. In diesen Momenten wird der Kitsch-Regler auf Anschlag gedreht und sämtliche Ironie aus dem Film verbannt. Schließlich will man ja auch irgendwo Anspruch haben. Wo kämen wir denn hin, wenn ein Film NUR Spaß machen würde und man kein Mitleid für den armen Helden hat, wenn er mit Tränen in den Augen das Mixtape seiner toten Mutter hört?
Man kann sagen, dass "Guardians of the Galaxy" grob sein Ziel erreicht: Er schafft es, über die zwei Stunden Laufzeit hinweg zu unterhalten und den Zuschauer wenigstens ab und zu zum Lachen zu bringen. Wer mehr erwartet, der wird vom Film aber enttäuscht sein. Dann lieber nochmal "The Avengers" einlegen und auf den zweiten Teil warten.
Einfach total simpel alphabetisch.
Genresortierungen find ich bescheuert, da ich viele Filme nicht eindeutig zuordnen könnte.
Sortierung nach Regisseur funktioniert nur solange ich weiß, von welchem Regisseur jeder Film ist. Das klappt bei Filmen von bekannteren Regisseuren wie Tim Burton und Steven Spielberg gut, aber bei so manchem kleineren, unbekannteren Film dann überhaupt nicht mehr, das kann ich mir nicht merken, Filmtitel dagegen schon.
Wenn man den zahlreichen hellauf begeisterten Kritiken und der weitestgehenden Einigkeit schwärmender Kinobesucher Glauben schenkt, hat man mit "Drive" einen der besten Filme der letzten Jahre vor sich liegen. Verwundern tut das nicht, schließlich vereint "Drive" alle Merkmale für einen Kultfilm: Hippe Mucke, glattgebürstete Hochglanzbilder, vermeintlich tiefsinnige Dialoge und stylische Gewaltsequenzen. Dass diese Mixtur eine unfassbare Blendwirkung entfaltet kann man sich gut vorstellen. Tatsächlich ist der Film aber ein einziges Ärgernis.
In der ersten Hälfte passiert erstmal lange Zeit gar nichts. Und dieses "gar nichts" dient, anders als in vergleichbaren Filmen, nicht einmal dem Aufbau von Atmosphäre oder dem Einführen der Charaktere, es ist nur reines Zeittotschlagen. Damit das Ganze dann auch schön gestreckt wird, glotzen die Charaktere (allesamt katastrophal blass gespielt, allen voran die Pfeife Gosling) minutenlang bedeutungsschwanger in die Leere. Da brauchen dann selbst simple Fragen wie "möchtest du ein Glas Wasser?" gefühlt 2 Minuten In-die-Leere-Blicken, bis dann mal eine Antwort erfolgt. Zwischendrin gibt's dann noch die anfangs erwähnten Fahrszenen mit tighter Musik im Hintergrund. Warum? Besser nicht fragen, mit "warum" kommt man bei diesem Film nicht weit. Das alles jedoch wäre verkraftbar, es wäre ja nicht der erste langweilige Streifen, den man zu Gesicht bekommt. Doch das richtige Ärgernis erfolgt im zweiten Teil.
Etwa ab der Hälfte kippt der Film komplett um: Eine widerliche Gewaltszene jagt die nächste. Die zunächst verwunderlich erscheinende Kritik - schließlich haben sehr viele Filme Gewaltszenen - begründet sich in der Machart dieser Gewaltausbrüche: Refn zelebriert genüsslich jedes blutige Bild. Den ärgerlichen Höhepunkt findet der Film gleich zu Beginn des brutalen Abschnitts, bei dem ein Kopf in einer Slow-Motion-Aufnahme zerschossen wird, auf die ein Zack Snyder stolz wäre. Selbst das Aufschlitzen von Armen muss bildlich gezeigt werden. Jeder Gewaltausbruch wird cool und stylisch in Szene gesetzt und so lange wie möglich ausgekostet. Einen tieferen Sinn, und sei es nur eine simple Baukastenfunktion für den Film, besitzen die vollkommen ironiefreien Gewaltspitzen nicht. Refn findet es eben nur geil, möglichst viele brutale und nahezu unerträglich anzusehende Bilder der Gewalt aneinanderzureihen. Und so findet man sich etwa ab der Hälfte in einem menschenverachtenden Werk des puren Zynismus wieder. Ein sinnloses, schwer durchzustehendes Spektakel, das wohl nur noch einzig dazu dienen soll, seine eigenen stylischen Bilder zu feiern.
Ach ja, irgendwo so ab der Hälfte startet dann tatsächlich so eine Art "Plot", dieser ist jedoch wirr, in erster Linie ist er jedoch schlicht und ergreifend maximal egal für den Film und wirkt nur wie eine Rechtfertigung für seine Gewaltszenen. Die Story verliert den Zuschauer ohnehin nach nur kurzer Zeit, da diese schon unzählige Male besser und cleverer umgesetzt wurde.
"Drive" ist ein katastrophaler Fehlschlag. Es ist ein grausames, sinnentleertes, menschenverachtendes und gewaltverherrlichendes (ein adjektiv, das auch heutzutage noch viel zu oft verwendet wird, hier jedoch trifft es zu) Stück Komplettmist. Das erstaunt angesichts der Tatsache, dass Refn zuvor mit den "Pusher"-Filmen und "Valhalla Rising" zwar auch brutale, jedoch tatsächlich sehenswerte, interessante Filme ablieferte. Hier aber verliert er sich im Feiern seiner eigenen Bilder und beschert dem Kinojahr 2012 einen der miserabelsten Filme.
Persönliche Bemerkung am Rande: "Drive" war der erste Film, bei dem ich ernsthaft in Betracht gezogen habe, das Kino vorzeitig zu verlassen - mehrmals. Ebenso ging es meinen zwei Begleitern.
Im Grunde kann man John Carpenters "The Thing" vorwerfen, bloß eine 3 Jahre später erschienene Alternativversion von Ridley Scotts "Alien" in anderer Umgebung (Antarktis statt Raumschiff) zu sein. Dies wäre auch völlig korrekt. Auch hier dezimiert ein überlegener Alienorganismus das Team und pflanzt sich munter in ihnen fort.
Im Gegensatz zum ebenfalls grandiosen "Alien", schafft Carpenter es allerdings noch ein sehr interessantes und spannendes Element in seine Version einfließen zu lassen. Wo in "Alien" die Suche nach dem einen mordenden Alien im Mittelpunkt steht, da herrscht in "The Thing" immer die Ungewissheit ob, wer und wie viele vom Alien besetzt wurden. Selbst wenn ein Mensch, der sich das Alien eingefangen hat, verbrannt wird, können noch beliebig viele andere infiziert sein. Dies steigert die Spannung nochmal deutlich.
Zudem begeht Carpenter in "The Thing" nicht den Fehler, den Scott in "Alien" seinerzeit beging, nämlich die Crew als irrational handelnden Haufen zu inszenieren. "Alien" vermasselte sich einige potentiell spannende Szenen, indem die Crew plötzlich auf die "brillante" Idee kam, sie müsse sich jetzt in Einzelpersonen aufteilen. Abgesehen von diesem völlig abwegigen Entschluss wusste man auch sofort, dass das Alien nun munter zuschlagen konnte. In "The Thing" jedoch verhält sich die Crew genau so, wie man es selbst tun würde. Die Ideen, das Alien auszurotten, erscheinen logisch und durchdacht. Carpenter schafft es dadurch, einen ununterbrochenen Spannungsbogen konsequent aufrecht zu erhalten und macht seine Geschichte somit weit weniger vorhersehbar. Man weiß nie, wann das Alien wieder ausbricht.
Unbedingt erwähnenswert sind auch die Effekte, mit denen das Alien zum Leben erweckt wird. Wenn das sich stets transformierende Alien als zuckender, um sich schlagender und peitschender Fleischhaufen mit eingebauten Körperteilen seiner bisherigen Opfer angreift, klappt einem angesichts der unfassbar real wirkenden Kreatur der Unterkiefer herunter. Was Carpenter mit seinem Special-Effects-Team hier geleistet hat, ist nicht weniger als meisterhaft. Bis heute ist es mit der beste Beweis, dass CGI im Horror niemals Handwerkseffekte ersetzen werden kann. Kein animiertes Monster der Welt erreicht einen solchen Grusel und Grauen wie Carpenters garstiges Transformer-Alien.
Carpenter hat mit "The Thing" zeitloses Horrorkino geschaffen, das auch über 30 Jahre nach seiner Entstehung noch Ekel und Grusel auslöst. Ein unfassbarer Film, einer der besten, vielleicht sogar der beste Horrorfilm aller Zeiten.
Glückwunsch an alle, auf die dieser Zusammenschnitt zusammenhangsloser Traumbilder eine Wirkung hatte, was auch immer das für eine Wirkung sein mag, egal ob Faszination, Ekel, intellektuelle Stimulation oder Sonstiges. Ich konnte damit nichts anfangen. Weniger als nichts. Für mich waren das 16 verschwendete Minuten.
Vielleicht noch am ehesten empfehlenswert für Fans von David Lynch.
Alternativtitel: "Küchenpsychologie - Der Film"
Wer bei "Rubber" einen locker-leichten Trashfilm für zwischendurch erwartet, der liegt völlig daneben. Auch wenn die Inhaltsbeschreibung eines umherrollenden, mordenden Autoreifens nach viel absurd dämlichem Spaß klingt, "Rubber" ist mehr ein sich selbst unheimlich clever findender Film über das Filmemachen und über die Erwartungshaltung seines Publikums.
So wird gleich am Anfang, leider bereits dem Höhepunkt des Films, erklärt, warum das, was in den nächsten 80 Minuten im Film zu sehen ist, passieren wird: aus reiner Willkür.
Quentin Dupieux hat sich entschieden, mit in den Film integrierten Zuschauern, die das Geschehen wie einen Film ansehen, eine zusätzliche Ebene zu schaffen. Diese Idee wirkt anfangs ganz nett, nervt aber schon nach kurzer Zeit, wenn immer wieder die Handlung unterbrochen wird, um die Reaktionen der Zuschauer zu zeigen.
Was folgt ist deutlich weniger interessant als erwartet. Endlos quälend langweilige Minuten lang sieht man dem Autoreifen bei seinen ersten Rollversuchen zu, wie er die Umwelt erkundet und dann "endlich" seine ersten Morde begeht. Die sind dann allerdings weitaus uninteressanter inszeniert als erhofft, fast schon klinisch emotionslos.
Die eigentlich Story des Films im Film ist nicht der Rede wert. Reifen mordet - Polizei verfolgt. Im Wesentlichen konzentriert der Film sich darauf, möglichst viele wtf-Momente zu erzeugen, indem beispielsweise die Zuschauer vergiftet werden (welch geistreiche Metapher), indem der Hauptcharakter gleichzeitig scheinbar auch Strippenzieher des ganzen Films ist, indem es lange Zeit unklar ist, ob das, was der Reifen da anstellt, tatsächlich real ist oder mit Spezialeffekten zum Film im Film gehört, oder indem am tatsächlich absurden, einen Lacher erzeugenden Ende durch eine maximal bescheuerte Idee auch noch der letzte Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes abgeschossen wird.
"Rubber" macht leider selten Spaß. Wer den Film sehen will, muss sich darauf einstellen, Veralberungen von Kinokonventionen zu sehen, die eher selten mal ein Schmunzeln hervorrufen, aber auch ab und zu wirklich ganz clever eingebaut sind. Wie so oft bei Filmen, die auf solche Momente abzielen, vergisst jedoch auch "Rubber", dass reines Sich-selbst-auf-die-Schulter-klopfen nicht reicht, um das Interesse des Zuschauers aufrecht zu erhalten.
So bleibt am Ende Enttäuschung über einen Film, der so viel mehr hätte sein können, wenn er sich nicht nur auf das simple Brechen von Konventionen verkrampft hätte.
"Don't Look Now" oder: Nicolas Roeg und die Holzhammersymbolik.
Über weite Strecken sehr langatmig inszeniertes Psychodrama, welches seine unheimliche Atmosphäre in Abschnitten frei von Handlung anzusiedeln versucht. Das klappt oftmals ganz gut, manchmal aber auch weniger. Am stärksten ist der atmosphärisch gut gelunge Einstieg und das erschreckende, unerwartete Ende, die mit den Bildern wirkliches Grauen erzeugen. Dazwischen deutet Roeg viel an, lässt den Mann, John Baxter, hilflos in Ereignissen umherirren, die er nicht begreift und zu deuten weiß. Dabei spielen Sutherland und Christie ihre Charaktere als Ehepaar solide.
Leider vertraut Roeg oftmals nicht auf die Auffassungsgabe seines Publikums. Immer wieder schneidet er mit Rückblenden entsprechende Szenen ein, die mit dem aktuellen Ereignis verbunden sind, damit auch der letzte Mensch ganz sicher noch die Verbindung versteht. Leider tut er das so oft, dass es mehrmals gewaltig stört, anstatt den Zuschauer die wirklich nicht schweren Aufgaben übernehmen zu lassen, die Verbindung von beispielsweise einer umherrhüpfenden Gestalt in roter Jacke zu dem anfangs ertrunkenen Kind in ebenfalls roter Jacke herzustellen. Die verwendeten Symbole und Metaphern werden überstrapaziert und verlieren damit an Aussage-, vor allem aber Wirkungskraft.
Die oftmals behauptete philosophische Ebene, die Frage, ob das Gesehene wirklich immer der Wahrheit entspricht, ob man also seinen Augen trauen kann, all das handelt der Film recht platt und willkürlich ab.
So bleibt ein Film, der oftmals zwischen gelungenen (die ungewöhnlich geschnittene Sexszene) und weniger gelungenen Momenten hin- und herpendelt und dabei sehr bemüht wirkt.
Kann man gucken, muss man aber nicht. Lohnenswerter sind da der thematisch semiähnliche "Antichrist" von Lars von Trier oder Polanski's atmosphärisch vergleichbarer "Rosemary's Baby".
Klassikerstatus: zumindest fragwürdig.
Es gibt Arztserien, Krimiserien, Comedyserien, Fantasyserien, Politikserien... und es gibt "Six Feet Under". Eine eigene Kategorie für dieses Meisterwerk zu finden, würde der Serie nicht gerecht werden. In "Six Feet Under" geht es um alles, es geht um das Leben.
5 Staffeln lang begleitet man die Familie Fisher durch gute und schlechte Zeiten, durch Freude, durch Selbstfindung, durch Liebe, durch Beziehungen, durch psychische Krankheiten, durch Trauer, durch Schmerz, durch Verlust, durch ihre Entwicklung in 5 Jahren, durch das Leben und durch den Tod. Man freut sich mit ihnen, man lacht mit ihnen, man leidet mit ihnen, man weint mit ihnen.
Was "Six Feet Under" zu einer absoluten Ausnahmeserie macht, ist die unglaubliche Realitätsnähe, mit denen wir die Familie und ihr gesamtes Umfeld präsentiert bekommen. Es bedarf hier keiner offensichtlichen Drehbuchkniffe oder Charakterschablonen, um das Interesse des Zuschauers zu wecken. Jeder Charakter in dieser Serie ist ein durch und durch real wirkender Mensch, jedes Wesen wird ernstgenommen mit all seinen Charakterzügen, mit seinen Interessen und seiner Psyche. Es gibt keine Vorurteile, kein leichtfertiges Abstempeln. "Six Feet Under" versteht und präsentiert das Leben, wie es ist. Ungeschönt, aber auch ohne überflüssigen Pessimismus. Die Serie birgt so vieles, was man für sein eigenes Leben mitnehmen kann, sie auf eine Aussage herunterzubrechen wäre ein unmögliches und falsches Ziel.
Einfühlsam ergründet sie, was in diesen Menschen, was in allen Menschen vorgeht. Die Themen sind so zahlreich wie das Leben selbst. Das Erwachsenwerden, Liebe, Sexualität, Beziehungen, Philosophie, Selbstfindung, Krankheit, Angst, Diskriminierung, psychische Probleme, und natürlich das vielleicht zentralste Thema: der Tod.
Der Tod ist allgegenwärtig, jedoch verteufelt ihn die Serie nicht. Der Tod gehört zum Leben dazu, ob man es akzeptieren will oder nicht. Und früher oder später muss sich jeder damit auseinandersetzen. Doch bis es so weit ist, wartet ein Leben mit vielen schmerzvollen, aber auch vielen glücklichen Momenten.
Auch für Akzeptanz und Toleranz plädiert die Serie. Wie sie mit schwierigen und leider immer noch tabuisierten Themen wie Homosexualität, Rassismus und psychischen Problemen, mit Depressionen, Inzest, Sucht und Religion umgeht ist meisterhaft. Es gibt kein Vereinfachen, kein Ausweichen vor Komplexität. Stattdessen sieht man eine realistische, vorurteilsfreie Auseinandersetzung, die sicher viele Leute zum Nachdenken anregen wird.
Die Darsteller sind durch die Reihe absolut brillant. Alle verkörpern ihre Figuren, als wären sie nie jemand anderes gewesen. Man hat tatsächlich das Gefühl realen Charakteren zuzusehen.
Am Ende der Serie erwartet einen das vielleicht großartigste und bewegendste Serienfinale, das es jemals geben wird. Ich selbst saß die letzten paar Episoden mit Tränen in den Augen vor dem Bildschirm. Als es vorbei war, fühlte ich mich erst sehr leer, dann jedoch wurde mir bewusst, wie viel mir diese Serie für mein eigenes Leben gebracht hat. Es hat meine Sichtweise auf viele Dinge geschärft, manches sogar aufgerüttelt, sodass ich es hinterfragen musste. Ich habe viele Stunden über die Themen der Serie nachgedacht. Und auch wenn das eine gewagte These ist, aber ich denke, wenn jeder Mensch diese Serie sehen würde, dann wäre die Welt auf jeden Fall ein besserer Ort.
Ich jedenfalls bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Und ich kann nur jedem empfehlen, diese Serie ebenfalls zu sehen.
Bei Spider-Man 3 hab ich immer das Gefühl, dass der massiv unterbewertet wird. Die ersten beiden kamen ja (zurecht!) ziemlich gut an, aber den dritten mag irgendwie keiner, dabei ist der mindestens genauso toll!
Hyperaktiv, hektisch und nervös inszenierte Kinderversion von TKKG meets Indiana Jones, die leider nie deren Unterhaltungswert erreicht. Sieben herumkreischende Kinder mit Nervfaktor auf Anschlag, eine Gangsterbande, die sich wie die letzten Idioten anstellt und nur für billigen Slapstick dient und eine unfassbar unfokussierte und spannungsarme Inszenierung machen diesen mit knapp zwei Stunden Spielzeit deutlich zu langen Kultfilm zu einer Nerventortur. Durch einige für Kinder zu extreme Einschübe (beinahes Zerhäckseln der Hand eines Kindes als Verhörmethode, ein misshandelter, im Keller angeketteter Sohn mit schweren körperlichen Fehlbildungen) scheint der Film dann ab und zu auch nicht zu wissen, ob er Kinder oder Erwachsene als Zielpublikum möchte.
So oder so, der Film funktioniert bis auf vereinzelte Szenen nicht. Nachdem beim siebten oder achten Skelett auf dem Weg der Kinder immer noch hysterische Schreie von diesen losgelassen werden, möchte man nur noch augenverdrehend ausschalten.
je mehr Material ich davon sehe, desto eher beschleicht mich das Gefühl, dass das Ganze als Film bei weitem nicht so gut funktionieren wird wie als Buch. Aber mal abwarten.
Nach dem nervig-klischeehaften "The Fighter" und dem dagegen unfassbar guten "Silver Linings Playbook" weiß man nicht so recht, wo sich David O. Russells neuer Film "American Hustle" qualitativ ansiedeln wird.
Tatsächlich tut er es in etwa zwischen den beiden: Russell scheint inzwischen (glücklicherweise) gelernt zu haben, die Finger von todernsten Tränendrüsen-Dramen zu lassen und hat sich für eine Art ulkigen Over-the-Top-Krimi entschieden. Das funktioniert auch soweit ganz gut - leider jedoch erst nach einem guten Drittel der Spielzeit. Davor tritt der Film wieder und wieder auf der Stelle, Dialoge werden in veränderter Form wiederholt und auch handlungstechnisch will der Film nicht so richtig in Fahrt kommen. Erst mit dem wieder einmal fantastischen Auftritt von Jennifer Lawrence kommt dann Schwung in den Film: Als durchgedrehte Ehefrau mischt sie mit ihrem hysterischen Schauspiel den restlichen Cast ziemlich auf und verleiht der Story dann endlich ein paar interessante Elemente.
Aber auch Bale, Adams und Cooper gehen in ihren Rollen geradezu auf, auch wenn sie von Lawrence locker an die Wand gespielt werden. Tatsächlich scheinen die Darsteller aber mehr Spaß am Film zu haben als der Zuschauer. Immer wieder muss man sich durch die uninteressant inszenierten Betrügereien und gestellten Fallen der Truppe quälen, bevor der Film wieder zu seiner eigentlichen Stärke, dem Aufeinandertreffen der Charaktere und ihrer Macken, zurückkehrt.
Durch ein gelungenes Ende und dem absolut spaßigen Acting der Darsteller fühlt man sich dann zwar am Ende doch gut unterhalten, wird aber trotzdem das Gefühl nicht los, dass da viel mehr dringewesen wäre, wenn der Film sich auf seine Stärken konzentriert hätte und die lästigen Gaunereien eher in den Hintergrund gedrängt hätte.
Ich frage mich echt, wie man es schaffen kann, diese Geschichte, die im Buch stimmungsmäßig zwischen bösem, schwarzem Humor und abgrundtiefer Traurigkeit und Schockiertheit hin- und herpendelt und dabei jeglichem Kitsch gekonnt ausweicht, so dermaßen extrem nach einer cheesy 08/15-Teenieromanze aussehen zu lassen, bzw. was der Sinn dahinter sein soll. Das führt doch dann bloß dazu, dass Leute mit der falschen Erwartungshaltung oder viele dann sicher auch gar nicht in solche Filme gehen, siehe z.B. Where the Wild Things Are, oder "The Perks of Being a Wallflower". Aber mal abwarten, trotz der unpassenden Trailer waren dann besagte Filme trotzdem großartig, gerade weil sie dann komplett anders waren, als es im Trailer suggeriert wurde. Das hoffe ich bei dem hier natürlich auch. Ich lasse mich überraschen. Die Besetzung der beiden Hauptfiguren finde ich auf jeden Fall schon mal gelungen.
Echt jetzt? Weniger Mr. Vincent Vega?
Warum nicht mehr Mr. Vincent Vega...? :(
Seine Texte sind doch hier mit Abstand die spannendsten und am besten geschriebenen. Ich freue mich jedes mal, wenn ich in den News einen neuen Artikel von ihm sehe.
Was sonst so hier über Filme geschrieben wird ist doch meistens nur das 100. Wiederkäuen von Konsensmeinung, die man sowieso schon kennt, er dagegen schafft es immer Aspekte über Filme einzubringen, über die man vorher vielleicht noch gar nicht nachgedacht hat (und ja, auch bei den TV-Kritiken über TV-Filme die sich angeblich ja eh keiner ansieht) und bringt des öfteren auch mal Filmtipps abseits des Mainstreams, was sich ja laut Umfrage viele Leute wünschen.
Finde ich jedenfalls schade, genauso wie das mit FilmoSophie, deren Texte ich auch zu den besseren auf dieser Seite zählen würde.
Es reagieren offensichtlich viel zu viele Leute beleidigt, wenn hier nicht genau das über Filme geschrieben wird, was ihrer eigenen Meinung entspricht.
Visuell in etwa die fantasievollere und kreativere Umsetzung von "Inception", auf der Handlungsebene aber wirr, mysteriös und vorhersehbar zugleich. Der Kritik am Verwischen der Grenzen zwischen Öffentlichkeit und dem wohl privatesten Bereich des Menschen, den Träumen, kann "Paprika" aber auch nicht mehr hinzufügen, als es schon andere Filme mit diesem Thema getan haben.
Aufgrund der umwerfenden Einfälle in der visuellen Verarbeitung und der stimmig atmosphärischen Inszenierung einiger Szenen ist der Film aber unbedingt sehenswert.
Nett und auch nicht unsympathisch, aber vollkommen mut- und ideenlos inszeniert. Aufgrund der Belanglosigkeit taugt der Film nur zum einmaligen Anschauen.
Wenn sich ein deutscher Film an einer ernsten und schwierigen Thematik versucht, erzeugt das von vornherein eine gewisse Skepsis. In "Vincent will meer" wird eine Art Roadmovie inszeniert, das von drei jungen Menschen handelt, die aus der Psychiatrie ausbrechen und nach Italien ans Meer fahren wollen.
Vincent, der am Tourette-Snydrom leidet und gerade erst seine Mutter verloren hat, wird von seinem Vater, der seinen Sohn für einen Versager hält, in eine Klinik eingeliefert. Dort lernt er die an Anorexie leidende Marie und den zwangsneurotischen Alexander kennen. Vincent, der seine verstorbene Mutter in einer Dose aufbewahrt, möchte ihren letzten Wunsch erfüllen und mit ihr ans Meer fahren, und so brechen die drei nachts aus der Klinik aus, klauen das Auto ihrer Therapeutin Dr. Rose und fahren damit Richtung Italien. Verfolgt werden sie Dr. Rose und Vincents Vater.
Was nach einer potentiell sehr interessanten Grundvorlage klingt, wird in typisch deutscher Manier bisweilen geradezu ärgerlich umgesetzt. Der Film interessiert sich in erster Linie nur für Vincent (gut gespielt von Florian David Fitz) und sein Innenleben. Die Tics werden recht realistisch dargestellt, auch wenn sie seltsamerweise viel zu selten auftauchen, nämlich immer dann, wenn sie gerade drehbuchtauglich sind, was dann leider dazu führt, dass man über weite Teile des Films vergisst, dass Vincent überhaupt Tourette hat. Das ist schade, denn damit tauscht man für den Film wichtigen Realismus gegen typische Hauptfigurensympathie ein, die Vincents Charakter eigentlich nicht nötig gehabt hätte.
Marie (ebenfalls gut: Karoline Herfurth) bleibt bis zum Ende ein ungeklärtes Rätsel. Ihr psychologischer Hintergrund, warum sie also diese Essstörung entwickelte, wird größtenteils außen vorgelassen. In einer Szene im Film fragt Vincent sie, warum sie denn nichts esse, er selbst habe ja einfach ein kaputtes Gehirn, aber sie müsse ja einfach nur etwas essen. Und so eine richtige Antwort darauf scheint Marie auch nicht zu haben, nur ein paar fadenscheinige Ausreden, so als hätte Vincent im Grunde genommen Recht. Das erzeugt unverständliches Kopfschütteln, ist doch Anorexie auch eine ernstzunehmende psychische Erkrankung. Das ganze findet seinen ärgerlichen Höhepunkt, wenn Marie am Ende ins Krankenhaus eingeliefert wird und Vincent erkennt, dass Marie nur eine suizidale, beziehungsunfähige und selbstsüchtige Frau ist und diese daraufhin in der Klinik verlässt.
Alexander (nervtötend überzogen gespielt von Johannes Allmayer) wird sogar nur als wandelnde Witzfigur dargestellt, der zwischendurch mit seinen Neurosen immer wieder für ein paar billige Lacher sorgen soll. Seine Figur wird zu keiner Sekunde ernst genommen und für den Hintergrund seiner Störung interessiert sich der Film kein Stück.
Die größte Blamage ist aber die Ärztin, Dr. Rose, die wohl eine der am schlechtesten geschriebenen und ausgearbeiteten Figuren seit Langem ist. Wie ein so von vorne bis hinten inkompetentes Wesen eine Stelle als Ärztin in einer Psychiatrie bekommen konnte, sollte jedem Zuschauer ein Rätsel sein. Sie handelt in jeder Situation vollkommen falsch, verhält sich so unprofessionell wie nur möglich und dient generell nur dazu, einen Streitpartner für Vincents mürrischen Vater bereitzustellen, damit auch auf Seite der Verfolger für Lacher gesorgt wird. Irgendwann gegen Ende macht sich Dr. Rose zum Vorwurf, dass sie eine furchtbare Therapeutin sei, und in diesem Moment möchte man ihr einfach nur lauthals zustimmen.
Aber trotz all dieser ärgerlichen Mängel schafft es der Film dann ab und zu trotzdem den richtigen Ton zu treffen. Die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Vincent und Marie ist sehr feinfühlig ausgearbeitet. Zudem ist es schön den Dreien zuzusehen, wenn sie sich geradezu therapeutisch gegenseitig helfen und Kraft geben. In diesen Momenten ist der Film am stärksten und überrascht durch erstaunliches Einfühlungsvermögen. Auch verzichtet der Film auf ein klassisches deutsches Happy End, abgesehen davon, dass sich der mürrische Vater mehr und mehr zum liebevollen, verständnisvollen Vater entwickelt, was leider sehr unglaubwürdig erscheint.
Am Ende bleibt das Gefühl, dass es ja schon irgendwo ehrenwert ist, wenn sich der Film nicht allzutrocken und melodramatisch an einer schwierigen Thematik versucht, aber leider stolpert er immer wieder über typisch deutsche Inszenierungsschwächen, und so bleibt am Ende nur ein Film, der ganz ok ist. Aber zugegeben: Das ist dann doch immer noch mehr, als man anfangs erwartet hat.
The Master, aber nachdem der nicht dabei ist, teilen sich Django Unchained und Silver Linings Playbook für mich den ersten Platz.
Unter Metal-Fans gibt es das Trinkspiel, bei dem man jedesmal etwas trinkt, wenn der Name einer (Black-)Metal Band fällt. Was auch gut funktioniert, da sich sehr viele Bands nach Begriffen aus Herr der Ringe benannt haben :D