Simbod - Kommentare

Alle Kommentare von Simbod

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    Simbod 26.12.2018, 20:06 Geändert 04.01.2019, 08:50

    Mag sein, dass Reggio aus seinem Experimentalfilm noch das Maximum herausgeholt hat, das man bei einem solchen Thema in dieser Form überhaupt herausholen kann. Die Bildsequenzen haben durchaus ihre faszinierende Wirkung. Der meisterhafte Score von Philip Glass (der im übrigen Hans Zimmer mit Sicherheit für seine eigene, großartige Interstellar-Filmmusik als Inspirationsquelle gedient haben dürfte) untermalt die Bilder nicht nur passend, sondern ist überhaupt erst der Grund dafür, dass sie einen derart starken Eindruck hinterlassen.
    Nichtsdestotrotz bleibt der Film auf der inhaltlichen Ebene stets im Bereich der esoterischen, undifferenzierten und dadurch leider letztlich platten Fortschrittskritik. Wer ästhetische Landschaftsaufnahmen an Atombombenexplosionen reiht und allen ernstes Wurstfabriklaufbänder in einer Lebensmittelproduktion mit Menschen auf Rolltreppen in einen Zusammenhang setzen will, um ein Statement zu machen, wandelt damit leider im Bereich von reaktionären "die Menschheit ist voll doof"-Sprüchen, die für komplexe und absolut wichtige Themen wie Umweltzerstörung, ethische Bedenken bei wissenschaftlichem Fortschritt und Zivilisationsentfremdung schlicht zu oberflächlich sind. In etwa das Arthouse-Film-Pendant zu gesellschaftskritischen Facebookbildchen, unter denen sich zahlreiche Kommentatoren treffen, um sich gegenseitig zu bestätigen, wie verblendet die Menschen doch sind und sich für diese wahrlich einzigartige Erkenntnisfähigkeit gegenseitig auf die Schulter zu klopfen.
    Kann man sich des audiovisuellen Erlebnisses wegen auf jeden Fall mal anschauen. Die clevere Zivilisationskritik, zu der der Film aufgebauscht wurde, ist "Koyaanisqatsi" aber leider nicht.

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      Simbod 03.12.2018, 09:43 Geändert 30.10.2019, 23:29

      Ein Remake von Argentos Klassiker "Suspiria" dürfte wohl eines der Dinge sein, auf die die Filmwelt so überhaupt nicht gewartet hat. Tatsächlich war die Ankündigung, dass Luca Guadagnino, der zuletzt den wundervoll einfühlsamen "Call Me by Your Name" gedreht hatte, die Regie übernehmen würde, der einzige Aspekt, der bei der ganzen Angelegenheit neugierig machte. Und in der Tat erwies sich die Entscheidung, Guadagnino den Job zu überlassen, als die bestmögliche. Sein SUSPIRIA ist kein Remake, wie man es unter diesem Begriff versteht. Vielmehr ist es eine gänzlich neue Vision, die sich manche Elemente aus Argentos Original borgt, um eine eigene Geschichte zu entwerfen.
      Die wohl relevanteste und nennenswerteste Änderung gegenüber Argentos Film ist, dass Guadagninos Film im Grunde Fragen wie Schuld und Machtmissbrauch verhandelt, für die er sich den Holocaust als Beispiel gewählt hat. Während Filme, die sich ernsthaft mit dem Holocaust und seinen Folgen auseinandersetzen möchten, allerdings zu gefühlt 98% in die Hose gehen, weil sie die hochkomplexe Thematik oft gut gemeint, aber letztlich zu oberflächlich betrachten, sodass sie unfreiwillig relativierend bis sogar revisionistisch wirken, ist Guadagninos Aufarbeitung dagegen äußerst klug und gelungen.

      Folgt der Film in der ersten Hälfte noch grob der aus dem Original bekannten Geschichte um eine Tanzschülerin namens Susie, die an einer gefragten Tanzakademie bei Madame Blanc ihre Lehre beginnt, wechselt die Perspektive im Verlauf des Films immer weiter zu einem anfangs als Nebencharakter eingeführten Psychotherapeuten namens Josef Klemperer, der Patricia, eine der Schülerinnen, behandelt. Wie im Laufe des Films klar wird, stellt Klemperer die eigentliche Hauptfigur des Films dar, denn die Tanzschule und die düsteren Machenschaften in ihr können als ein tiefenpsychologischer Umgang mit seinen eigenen Schuldgefühlen verstanden werden. In der Vergangenheit verlor Klemperer seine Frau zur Zeit des Holocaust aus den Augen, hoffte aber, dass sie vielleicht noch am Leben sein könnte und irgendwo ein neues Leben angefangen haben könnte. Wie sich am Ende in einer bestürzenden Szene herausstellt, wurde sie jedoch ins KZ Theresienstadt gebracht, wo sie während einer Misshandlung durch die Aufseher getötet wurde.

      Was aber hat nun die Geschichte um eine von Hexen geführten Tanzschule mit der Holocaust-Vergangenheit Klemperers zu tun? Der Film nimmt sich ziemlich lange Zeit, um diese beiden Handlungsstränge zu verbinden. Je weiter SUSPIRIA fortschreitet, desto mehr offenbaren sich Parallelen, die Guadagnino zwischen der Tanzakademie und dem Naziregime zieht. Konkret geht es vor allem um Machtmissbrauch, um Täuschung, Vertuschung und Manipulation. Die Leiterin der Schule, Helena Markos, braucht einen neuen Körper, um zu überleben. Nach ein paar gescheiterten Versuchen mit vorherigen Schülerinnen scheint Susie nun die geeignete Kandidatin zu sein. Während die Schülerinnen glauben, lediglich das Tanzen zu lernen, werden sie von den Leiterinnen der Akademie nach und nach dahingehend manipuliert, dass sie das dafür nötige Ritual aufführen. Natürlich bleibt dies nicht gänzlich unbemerkt. Die anfangs bei Klemperer vollkommen verstört auftauchende Schülerin Patricia berichtet von diesen Vorgängen. Auch Olga, eine andere Schülerin, kommt der Sache auf die Spur und wird in einer der virtuos-grausamsten Szenen des Films indirekt von Susie als Gefahr eliminiert, nachdem Blanc eine Verbindung zwischen Olga und ihr herstellt, die zur Folge hat, dass jede Tanzbewegung Susies eine grotesk-brutale Verrenkung von Olgas Körper zur Folge hat.

      Zur gleichen Zeit kommt Klemperer, der Patricias Verhalten anfangs noch als Wahn interpretierte, den finsteren Machenschaften nach und nach auf die Spur und versucht eines der Mädchen, Sara, zu warnen. Doch auch Sara wird von den Hexen gefangen und zu den anderen verschwundenen Mädchen gebracht, aus deren Energie Markos sich ernährt, um am Leben zu bleiben. Im letzten Drittel treffen dann die beiden Welten aufeinander. Klemperer, der seit dem Verschwinden seiner Frau von Schuldgefühlen geplagt wird, wird von den Hexen getäuscht und als "Zeuge" des Rituals in die Akademie gelockt. Spätestens ab hier wird der Film sehr symbolisch und metaphorisch. Die Hexen verkörpern Klemperers toxische Schuldgefühle, die bei traumatischen Ereignissen - wie eben dem Verlust einer geliebten Person - häufig auftreten. Obwohl Klemperer natürlich keinerlei tatsächliche Schuld am Tod seiner Frau trifft (was hätte er als Opfer und eben nicht nur wegschauender Unbeteiligter, so wie die Hexen es ihm vorwerfen, auch machen sollen?), reden die Hexen auf ihn ein, dass er Schuld habe. Nicht nur daran, sondern er hätte auch die zu ihm kommende Patricia nicht ernst genommen, als diese von bösen Mächten in der Akademie erzählte. Freilich ist es ein konfrontativer und zunächst verwirrender Moment, in dem Klemperers mächtiger Schuldgefühlkomplex auf die noch immer in ihm wohnende, aber in den Hintergrund verdrängte Vernunft trifft. Geradezu hilflos gekrümmt und nackt muss diese daliegen und um Anhörung flehen, während die Hexen ihr Ritual beginnen. Erneut ist Klemperer also hilfloser Zeuge bei einem Verbrechen an Menschen.

      Wer dem Film vorwirft, er würde Klemperer von der Opfer in eine Täterrolle drängen und sich damit einer nötigen Differenzierung verweigern, muss sich bis zum Schluss gedulden. Denn erst im intimen, fast schon liebevollen Schlussdialog, nachdem sich die wahre Mother Suspiriorum zu erkennen gegeben hat und in einem ästhetisch absolut unfassbaren und blutigen Finale die Kontrolle über die Akademie zurückerlangt, erfährt Klemperer seine Aufklärung und "Behandlung". Es sind vor allem die Worte, die Mother Suspiriorum zu ihm spricht, die Nachhallen: Schuld- und Schamgefühle sind wichtig für die Menschen, als innewohnendes Korrektiv der eigenen Handlungen. Doch nicht Klemperer ist es, der im Falle seiner Frau und dem Naziregime diese Gefühle verspüren muss und sollte. Denn er war eben nicht Täter, nicht einmal Untätiger. Er war das Opfer grausamer, abscheulicher Verbrechen, die tiefe seelische Narben in ihm hinterlassen haben. Narben, die sich im Laufe des Films an die Oberfläche gedrängt hatten. Es hat also etwas kathartisches, wie die Mutter am Ende neben ihm auf dem Bett sitzt und ihm den jahrelangen Schmerz des Bangens, Verlustes und eben auch der Schuld nimmt.
      SUSPIRIA ist damit nicht nur einfacher Okkulthorror über einen Hexenclan. SUSPIRIA erzählt über Opfer unmenschlicher Verbrechen und Misshandlungen; wie sie sich ihren Gefühlen stellen und verstehen, welche Anteile zu ihnen gehören und welche eben nicht. Im Grunde ist SUSPIRIA also Klemperers eigene Therapie, nachdem er jahrelang selbst Therapeut für andere in Not war. Ein wahrlich schönes Bild.

      Sicherlich, Guadagninos Version von SUSPIRIA ist schon allein aufgrund seiner teilweise extrem verstörenden Szenen kein leicht zu verdauendes, sondern ein vielschichtes Werk, über das man schier endlos diskutieren und sprechen könnte. Neben dem hier angesprochenen Schuld-Thema befasst er sich noch mit diversen anderen Aspekten, die selbst ähnlich ausführliche Besprechungen rechtfertigen würden. Etwa die Verlagerung der Geschichte ins Berlin zur Zeit des RAF-Terrors, die Auswirkungen missbräuchlicher Mutter-Tochter-Beziehungen, die psychischen Folgen von Demütigung, Täuschung und Manipulation. Doch gerade die Entscheidung, Parallelen zum Holocaust zu ziehen, dürfte die umstrittenste darstellen, die sicher nicht jeder gutheißt und über die man auch kritisch sprechen sollte und muss. Guadagninos absolut respektvoller und letztlich eben auch kluger Umgang damit sowie die einzigartige, seines gleichen suchende Inszenierung des Films, die vor allem gegen Schluss absolut infernale Bilder heraufbeschwört, wie man sie selbst im Horrorkino selten zu sehen bekommt, dürfte ihn aber zu einem der spannendsten Kinofilme der letzten Jahre machen. Ein Meisterwerk, das im Grunde auch mehrere Durchläufe verlangt, um seinen gewaltigen Ambitionen gerechtwerden zu können. Wenn man schon Remakes macht, dann bitte genau so.

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        Simbod 12.11.2018, 13:10 Geändert 12.11.2018, 17:43
        über Mandy

        Dass Cages Schauspiel sonst so faszinierend ist, liegt unter anderem ja daran, dass er oft das von einer Rolle erwartete Verhalten größtenteils ignoriert und seine eigene, einzigartige Interpretation der Charaktere durchdrückt, die vom Publikum häufig als "Overacting" verstanden wird. "Mandy" dagegen ist von Anfang bis Ende auf jene Cage-Madness zugeschnitten und durchkalkuliert. Jede Nahaufnahme von Cages Gesicht, jeder Wutausbruch, jeder gesprochene Satz spiegelt Cosmatos wieder, wie er Cage vermutlich von hinter der Kamera aus zur ultimativen Spinnerperformance anfeuert. Das führt nicht nur zu Vorhersehbarkeit, sondern macht die Angelegenheit auch recht langweilig und ermüdend. Ansonsten bedient sich Cosmatos stilistisch munter beim Repertoir Zombies, Tarantinos, von Triers, Lynchs und Refns sowie bei Heavy Metal, vermag seiner seltsam unspektakulären, irgendwo zwischen Trash und Prätention umgesetzten Geschichte über einen Rachefeldzug gegen einen Religionsfanatiker mit Gottkomplex und dessen Sektenanhänger nichts wirklich Nennenswertes hinzuzufügen.
        Wofür Cosmatos definitiv ein Händchen hat, sind schöne Bildkompositionen (v.a. mit Farben spielt er offensichtlich gerne) und Musikauswahl. Vielleicht wäre er daher im Bereich Musikvideos besser aufgehoben. Gerade Metal-Bands dürften an Cosmatos' Ästhetikgespür im Bereich stilvoller Blutrünstigkeit großen Gefallen finden.

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        • Simbod 26.10.2018, 10:29 Geändert 26.10.2018, 10:31

          So sehr ich Ti West und "The Innkeepers" z.B. auch mag, wundert es mich trotzdem, wie du die dort zwar nicht so inflationär eingesetzten, aber durchaus vorhandenen Jumpscares ausklammerst (Klavierszene, zufallende Tür). Umgekehrt habe ich "It" nicht als den Jump-Scare-verseuchten Film empfunden, als den ihn viele bezeichnen. Es stimmt, dass Muschietti leider dazu neigt, ein paar (auch bei weitem nicht alle) Begegnungen mit Pennywise oder seinen Erscheinungsformen mit doofen Jump-Scares aufzulösen - so z.B. die oben als Bild eingefügte Szene im Clownspuppenraum oder die wirklich peinliche "Pennywise sprintet aus dem Wasser"-Szene, die eher zum Lachen als zum Gruseln oder Erschrecken ist. Dennoch gab es für mich einige Momente, in denen ich wirklich jenes Unbehagen gespürt habe, das ich von Horrorfilmen seit einiger Zeit nicht mehr bekommen habe. So z.B. im Mittelteil des Films, als die Jungs dem Wesen im Haus begegnen und es sie gleichzeitig "bearbeitet". Da waren Bilder dabei, die mich schon in den Kinosessel gedrückt und mich meine Fingernägel in die Armlehne haben bohren lassen und die man nicht in jedem beliebigen Horrors-Streifen zu sehen bekommt. Oder die Projektorszene, die ich eben nicht als billigen Jump-Scare bezeichnen würde, weil sie dafür viel zu lang ist und sich ja auch ganz anders aufbaut und entlädt. Und die fand ich in gewissen Punkten sogar mit dem Finale von "The Innkeepers" vergleichbar. Zumindest in dem Sinne, dass eine bedrohliche Kreatur unaufhaltsam auf einen zukommt und man keinen Ausweg findet. Obwohl natürlich "The Innkeepers" diese Momente besser umsetzt und auch alles in allem der bessere Film ist, wundert es mich schon, wie du da derart riesige Unterschiede machst. Unter all den unzähligen Horrorfilmen (insbesondere natürlich Haunted-House-Filme), die sich in den letzten Jahren nur noch ausschließlich auf Jumpscares verlassen, empfand ich "It" sogar vergleichsweise als angenehm Jump-Scare-arm und eben dafür doch in vielen Momenten sehr effektiv, was seine Schreckensbilder angeht. Allerdings gehört da wohl auch immer eine individuelle Veranlagung dazu. Vielleicht haben ein paar der Bilder bei mir Ängste getriggert, die bei dir und bei anderen einfach kein Thema sind. Würde mich jedenfalls interessieren, wie du zu den Jump-Scare-Momenten in "The Innkeepers" und dem Vergleich Projektor-Szene vs. Kellerszene im "The Innkeepers"-Finale stehst, da das ja (so wie ich das mitbekommen habe) für dich einer deiner Lieblingshorrorfilme ist.

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            Lukas Feigelfeld hat vor seinem Filmhochschulabschlussfilm wohl viel von Lars von Trier gesehen. Anders lassen sich die handwerklichen wie auch inhaltlichen Parallelen zu “Antichrist” oder “Melancholia” kaum erklären. Der ultralangsam aufgebaute Film fordert extrem viel Geduld, wenn immer wieder stimmungsvoll mit dissonanter Ambientmusik unterlegte Landschaftsaufnahmen einen großen Teil des Films einnehmen oder sich alles in Zeitlupe bewegt. In vier Akten erzählt Feigelfeld die Geschichte der österreichischen Ziegenhirtin Albrun, die von der Dorfgemeinde für eine Hexe gehalten wird. Nach und nach scheint sie isoliert in ihrer Berghütte den Verstand zu verlieren und die Grenzen zwischen Aberglaube und Realität verschwimmen. Das verstörende Finale dreht einem dann eindgültig den Magen um, so die subtil nonstop Unbehagen auslösende Stimmung das nicht schon zuvor erledigt hat. Ein Film, der die Bezeichnung “Horror” wahrlich verdient. Trotzdem hätte man das alles mindestens eine halbe Stunde kürzer halten können. Denn trotz einer Laufzeit von gerade einmal 102 Minuten fühlt sich der Film am Ende an, als wäre er 3 Stunden gelaufen.

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              Simbod 23.05.2018, 19:05 Geändert 23.05.2018, 19:19

              Die Entstehungsgeschichte zu "The Room" hätte fantastische Möglichkeiten für ein Biopic geboten. Stattdessen begnügt James Franco sich mit einer Quasiverfilmung des entsprechenden Wikipediaeintrags. Die Gags des Films beschränken sich auf das checklistenartige Benennen der Peinlichkeiten in "The Room", die "Fun (Nicht-)Facts" zu Wiseaus Person sowie das unoriginelle Nachstellen der skurrilsten Szenen und die Reaktionen der Beteiligten darauf (also im Prinzip genau das, was man bekommt, wenn man sich stattdessen einfach gleich "The Room" mit ein paar Freunden anschaut), von denen lediglich die trockenen, sarkastischen Kommentare des Script Supervisors (Seth Rogen) für ein paar Lacher und einen unterhaltsamen Mittelteil sorgen. Darüber hinaus nervt "The Disaster Artist" mit langweiligem 08/15-Drama und Francos sicherlich gut gemachten, aber trotzdem anstrengenden Wiseau-Imitation. Welchen Mehrwert "The Disaster Artist" genau haben soll, erschließt sich leider über die gesamte Spielzeit hinweg nicht. Natürlich ist es im Vergleich zu "The Room" der handwerklich um Welten bessere Film. Clever macht ihn das nur leider noch lange nicht. Verschenkt.

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              • Simbod 07.04.2018, 16:26 Geändert 07.04.2018, 16:28

                Platz 5 - Die Dudleys.

                Wer kennt sie nicht, die drei Dudleys: Dudley Dudley, Dudley Dudley und natürlich der Schlimmste von allen: Dudley Dudley!

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                • Zufällig gestern L'avenir gesehen. Toller Film, tolle Schauspielerin. In Elle war sie nicht weniger stark.

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                  • 7 .5

                    Überraschender- (weil typische Oscar-Erfolgskriterien ignorierend) und erfreulicherweise für den “Best Picture”-Oscar nominiert und mit dem Oscar für das beste adaptierte Drehbuch ausgezeichnet. Die Romanverfilmung erzählt die Geschichte des 17-jährigen Elio (großartig: Timothée Chalamet), der im Laufe seines Sommeraufenthalts in Italien mit Oliver (Armie Hammer), der 24 Jahre alten, selbstsicheren, temporären Hilfskraft seines Vaters (Archäologieprofessor), eine kurze Affäre hat, obwohl er bisher nur auf Mädchen stand. Entgegen der Erwartungen erzählt der Film keine - wie sonst bei Filmen über Homo-/Bisexualität übliche - von gesellschaftlichen Schwierigkeiten geprägte Problemgeschichte, sondern lässt die unbeschwerte Romanze in einem liberalen, reibungsfreien Umfeld gemächlich erblühen. Auch wenn Guadagnino sich in der arg verquatschten ersten Hälfte etwas zu viel Zeit für die Charaktereinführung und -entwicklung nimmt, zeigt “Call Me By Your Name” mit sehr viel Feingefühl die aufregende Schönheit, aber auch die Schwierigkeiten jugendlicher, sexueller Identitätsfindung und letztlich auch die Bitterkeit von Trennungsschmerz. Neben diverser umwerfender Momente bleibt vor allem der brillante Schlussmonolog des Vaters in Erinnerung, der wohl schon jetzt zu den ergreifendsten Momenten des Kinojahres gezählt werden muss. Ein durch und durch toller Film, allerdings allein schon aufgrund des untypisch unaufgeregten Umgangs mit seinen Konflikten und seines kulturell etwas prätentiös anmutenden Milieus, in dem die Geschichte spielt, wohl nicht jedermanns Sache.

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                    • 7

                      Der voraussichtlich letzte Film mit Daniel Day Lewis, in dem er den neurotisch-perfektionistischen Modedesigner Reynolds Woodcock in den 1950ern spielt. Dieser sucht sich Frauen, lässt sie bei sich wohnen und arbeiten bis sie ihn stören und lässt sie dann von seiner nie von seiner Seite weichenden Schwester rauswerfen. Erst die Kellnerin Alma (wahnsinnig gut: Vicky Krieps) scheint einen langfristigeren Draht zu ihm zu finden, muss sich aber dafür mit einer Beziehung arrangieren, in der liebevolle Zuwendung und Spontanität dank Woodcocks stressiger Arbeit nur selten Platz haben. In der deshalb immer giftiger werdenden Beziehung müssen die beiden einen Weg finden, wie Almas Bedürfnis nach Liebe und Woodcocks Bedürfnis nach Ruhe, Gehorsam und einem durchgetakteten Tagesablauf sich nicht in die Quere kommen.
                      Paul Thomas Anderson hat einen wahnsinnig schönen, ästhetischen und trotz aller kühlen Distanz seines Hauptcharakters auch auf besondere Art und Weise zärtlichen Film gedreht, der allerdings leider inszenatorisch nicht annähernd an Meisterwerke wie “Magnolia” oder “There Will Be Blood” heranreicht. Nicht zuletzt aufgrund einer seltsam deplatzierten und vergeigten Schlusspointe.

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                        über Split

                        Schon blöd, wenn Jordan Peele im gleichen Jahr mit “Get Out” den besseren Shyamalan-Film gedreht hat als Shyamalan selbst. “Split” ist für eine gewisse Zeit nicht zuletzt wegen des unheimlichen Spiels James McAvoys äußerst effektiv, verliert sich aber zunehmend in Psychologiemurks mit den üblichen, doofen Klischees über dissoziative Identitätsstörungen und endet in einem wie üblich superhohlen Horror-Fantasy-Finale. Mal wieder classic Shyamalan also. Man bekommt, was man erwartet. Besonders schade, nachdem er mit "The Visit" so ein gelungenes Comeback hinlegte und Hoffnungen auf mehr derartigen Spaß machte.

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                        • 6

                          Ein interessanter, undurchsichter Film über die Wahrnehmung einer Kleiderverkäuferin (stark: Amanda Fuller), deren Beziehung in die Brüche geht, als ihr Partner sie plötzlich mit einer Kollegin betrügt. Nachdem sie sich auf einen reichen, aber merkwürdigen jungen Mann (schmierig weird: Six-Feet-Under-Darsteller Eric Balfour) einlässt, folgt ein psychotischer Fiebertraum aus nächtlichen Clubbesuchen, teurer Kleidersucht, Alpträumen, Sex und lebensgefährlichen Spielen mit Fremden, in dessen Verlauf die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung immer weiter verschwimmen. Leider nervt der unangenehm wacklig und grobkörnig gedrehte Film ab und zu mit betont stylischen audiovisuellen Einfällen und auch auf der psychologischen Ebene bleibt er streckenweise schwächer, als er potentiell sein könnte. Dennoch: irgendwie faszinierend.

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                          • 6 .5

                            "Manchester by the Sea" erzählt von einem Mann, dessen Bruder verstorben ist und der nun zum Vormund dessen Sohnes erklärt wurde, obwohl er selbst sein Leben nicht auf die Reihe bekommt und erweist sich dabei als fast schon penetrant tragisches Drama. Casey Affleck, der leider nur exakt einen Rollentyp halbwegs überzeugend spielen kann, wird von der vielfach stärkeren Michelle Williams problemlos an die Wand gespielt. Ein angenehm unaufgeregt erzählter Film, der vor allem mit seiner tristen Inszenierung gebrochener Persönlichkeiten beeindruckt, letztlich aber irgendwo auch gegenstandslos bleibt.

                            • 7 .5

                              Ein mysteriöser, unkonventioneller Film über eine junge Frau, die auf ein vereinbartes Zeichen ihres verstorbenen Zwillingsbruders aus dem Jenseits wartet. Anstatt sich klar zu positionieren, wandelt “Personal Shopper” auf einem schmalen Grat zwischen realistischem Psychodrama und fantastischem Geisterfilm. Assayas weigert sich dabei, den Zuschauer mit einer befriedigenden Erklärung des ambivalenten Geschehens zu erlösen. So bleibt die Geschichte, die hauptsächlich viel über die Unruhe und Unerträglichkeit eines fehlenden Abschlusses bei derartigen Todesfällen erzählt, auch nach der letzten Einstellung und dem letzten gesprochenen Wort hinaus noch offen für Interpretationen. Gleichzeitig ein weiterer eindrucksvoller Beweis für das großartige Schauspieltalent der leider nach wie vor wegen der “Twilight”-Filmreihe massiv unterschätzten Kristen Stewart.

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                              • 8
                                über Silence

                                Mit "Silence" liefert Martin Scorsese ein erschütterndes und beklemmendes Historiendrama über zwei portugiesische Jesuiten (Andrew Garfield und Adam Driver) ab, die im buddhistischen, Christen verfolgenden Japan zur Zeit des Shimabara-Aufstandes nach ihrem gefangengenommenen, angeblich vom Glauben abgefallenen Mentor (Liam Neeson) suchen. Der Film nimmt sich fast drei Stunden Zeit, um über die Rolle von Religion zu sinnieren. In manch grausamer, aber nie exploitativer Folter- und Exekutionsszene wirkt der Film als Plädoyer für die Wichtigkeit von Religionsfreiheit, obgleich er dabei dem Christentum wie dem Buddhismus recht neutral, bisweilen auch kritisch gegenübersteht. Wenn Sebastião Rodrigues (Garfield) nach dem erlebten Leid im bitteren Dialog mit dem Inquisitor und letztlich seinem Mentor an die Grenzen seines Glaubens gelangt, beweist Scorsese ein weiteres Mal, warum er auch nach über 40 Jahren immer noch zu den besten Regisseuren aller Zeiten gezählt werden muss. Dass der Film im Vergleich zu seinen letzten Werken beim Publikum so unterging lässt sich lediglich durch die schwierige Thematik erklären. Inszenatorisch zeigt er sich hier jedenfalls so stark wie eh und je.

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                                • 8

                                  Der inzwischen 100. (!) Film der japanischen Regie-Legende Takashi Miike ist die Verfilmung des gleichnamigen Mangas über den Samurai Manji, der von einer Hexe Blutwürmer einverleibt bekommt, die jegliche Wunden sofort verschließen und ihn dadurch unsterblich machen. Als eine Gruppe von Schwertmeistern alle in ihren Augen unwürdigen Schwertkampflehrer niedermetzeln, um eine neue Schule nach ihren eigenen Vorstellung aufbauen zu können, wird dabei auch der Vater eines kleinen Mädchens getötet, welches anschließend Manji um Hilfe bei einem Rachefeldzug bittet.
                                  Miike inszeniert die Geschichte als gleichermaßen stilvolles, tragisches, humorvolles, blutiges und schlicht wundervoll erzähltes 2,5-Stunden-Rache-Epos. Damit stellt "Mugen no jūnin" zweifellos einen würdigen 100. Film für sein Schaffenswerk dar. In Deutschland kam der Film leider nicht regulär ins Kino, wurde aber auf DVD veröffentlicht. Dass er dadurch im Vergleich zu thematisch ähnlichen, aber größeren und prominenteren Produktionen weitestgehend unbeachtet bleiben wird, ist jammerschade.

                                  • Ich bin im Vergleich zu den letzten Jahren sehr positiv überrascht, was die Zuschauerwahlen angeht. Die ganzen interessanten Charaktere (Matthias, Daniele, Tina <3, Jenny) sind bis zum Schluss bzw. kurz davor drin geblieben und die uninteressanten wurden so ziemlich in der Reihenfolge rausgewählt, wie ich das auch gemacht hätte. Bzw. Ansgar hat das Camp ja freiwillig verlassen. Dass erst Natascha und dann auch noch gestern David rausgewählt wurde, hätte ich nie erwartet. Die hatte ich schon von Anfang an als feste Finalisten, vielleicht sogar Gewinner gesehen. Sehr schön das alles!

                                    Auch wenn sie wahrscheinlich nicht gewinnen wird: #TeamTina <3

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                                      Simbod 29.01.2018, 11:30 Geändert 29.01.2018, 11:39

                                      Jeder Mensch hat Schwächen und oft sind es gerade diejenigen, die diese Schwächen nicht sehen können oder sie nicht als solche empfinden, zu denen wir uns hingezogen fühlen. Elisa (wundervoll: Sally Hawkins) ist stumm. Sie selbst kommt damit problemlos klar, dennoch sehen sie ihre Mitmenschen als eine bemitleidenswerte, gehandicappte Frau. Eine funktionierende sexuelle Beziehung kann sie nicht aufbauen, stattdessen masturbiert sie jeden morgen in der Badewanne. Ausgerechnet eine namenlose Wasserkreatur, die von der Regierungsorganisation, für die sie arbeitet, als Versuchsobjekt gefangen und letztlich getötet werden soll, nimmt sie als das wahr, was sie ist: ein normaler, liebevoller, verletzlicher Mensch. Umgekehrt scheint sie die einzige Person in einer kaltherzigen Umgebung zu sein, die das Wesen nicht als primitive Versuchsspezies, sondern als gefühls- und verständnisfähiges Wesen erkennt.
                                      Wie in jedem Märchen gibt es auch in "The Shape of Water" einen klassischen Antagonisten, hier von Michael Shannon gespielt. Richard Stricklang, der sadistische Chef von Elisa, verlor in einem Zusammentreffen mit der Wasserkreatur zwei Finger und macht es sich fortan zur Aufgabe, das Wesen zu foltern und bei seinen Vorgesetzten dessen Tod zu erwirken. Als Elisa die Kreatur zusammen mit ihrem Freund Giles (großartig: "Six-Feet-Under"-Patriarch Richard Jenkins) und einem russischen Spion entführt, verlieben sich die beiden.
                                      Del Toro stellt hier, ähnlich wie zuletzt der im Vergleich bemüht bedeutungsschwangere, aber letztlich weniger intelligente "Blade Runner 2049", die Frage nach der Definition von Menschlichkeit. Obgleich die Kreatur biologisch gesehen kein Mensch ist, sind es für Elisa letztlich die Taten, die uns zu dem machen, was wir sind. Kaum ein Mitarbeiter in der Firma verhält sich so menschlich wie die Wasserkreatur in Anwesenheit von Elisa. Während sogar der Geschlechtsverkehr bei den beiden sehr zärtlich und liebevoll abläuft, wirkt er zwischen Strickland und seiner Frau fast schon aggressiv und gefühlsbefreit. Stricklands Familie portraitiert Toro demnach als klassische "American-Dream"-Familie, deren oberflächliche Perfektion jedoch unter der hasserfüllten Führung von Oberhaupt Strickland zerbröckelt, nicht zuletzt, weil er sexuelles Interesse an der für ihn durch ihre Behinderung unterwürfig wirkenden Elisa empfindet. Es gefalle ihm, wenn Frauen beim Sex die Klappe halten.
                                      Wie auch schon bei "El laberinto del fauno" kontrastiert del Toro die ästhetische Erzählung mit realistischer psychischer und physischer Gewalt. Wenngleich er auch nie die erzählerisch perfekte Ebene jenes Meisterwerkes erreicht, verfehlen die kurzen Ausbrüche von Brutalität auch hier nicht ihre Wirkung. Trotz des Settings ist eben auch "The Shape of Water" alles andere als ein Kindermärchen, sondern eines, das sich die Stimmung des Kalten Krieges zunutze macht, um demgegenüber ein warmherziges Plädoyer für Akzeptanz und grenzenlose Liebe zu erzählen.
                                      Damit hat del Toro erneut bewiesen, dass er neben beispielsweise Tim Burton einer der ganz wenigen verbliebenen Regisseure ist, der auch heute noch Märchen auf eine ganz wundervolle Art erzählen kann.

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                                        Simbod 29.01.2018, 10:50 Geändert 08.02.2018, 21:23

                                        "You Were Never Really Here" ist letztlich eine bessere Version von "Drive" geworden, die zeigt, wie gut der Film hätte werden können, wenn er nicht von Gewaltfetischist Refn gedreht worden wäre. Er sollte wohl trotzdem ursprünglich eigentlich eher ein moderner "Taxi Driver" sein. Dafür mangelt es Lynne Ramsays - bis auf das komplett ausgetauschte Ende - beinahe 1:1 übertragener Romanverfilmung aber leider an notwendigen Ideen, die ohnehin schon sehr kurze Geschichte zu einem stimmigen Spielfilm auszubauen, ohne sie gestreckt wirken zu lassen. Wie in ihrem grandiosen Meisterwerk "We Need To Talk About Kevin" verweigert Ramsay auch hier Erklärungen für das Verhalten des Hauptcharakters Joe (Joaquin Phoenix) bzw. deutet sie lediglich in immer mal wieder eingestreuten, höchstens sekundenlangen Rückblenden an. Der einerseits kalte, brutale und auf der anderen Seite in Anwesenheit seiner Mutter oder im Umgang mit den zu rettenden Mädchen liebevolle Mann bleibt damit bis zum Schluss ein schwer durchschaubares, ambivalentes und interessantes Mysterium. Leider konzentriert Ramsay sich allerdings in zu vielen Szenen mehr darauf, möglichst hübsche Nahaufnahmen von Phoenix zu drehen und alles mit einem schön pulsierenden Soundtrack aufzufüllen, damit das alles auch superdramatisch und künstlerisch wirkt. So gelingt dem Film dabei die Gratwanderung zwischen Intelligenz und Prätention nicht wirklich und er rutscht zu oft in letzteres ab. Dabei hätte die Geschichte um einen traumatisierten Kriegsveteranen, der als Auftragskiller kleine Mädchen aus der Kinderprostitution befreit und für den bei einem Auftrag alles außer Kontrolle gerät, diese Stilposerei gar nicht nötig. Vereinzelt gelingen Ramsay diese bedrückenden und erschütternden Momente, die "We Need To Talk About Kevin" so großartig machten, etwa wenn Phoenix in einer für den Film neu dazuerfundenen Szene von seiner Vergangenheit getriggert letztlich bei seinem Auftrag in einer umwerfend gespielten, schnittlosen Sequenz in eine Art Panikattacke verfällt. Angenehm ist auch, dass sich der Film, anders als Refns "Drive", wenig für die bildhafte Darstellung von Gewalt interessiert; die meisten Morde werden hier entweder nüchtern von Überwachungskameras aus gezeigt, oder sie werden gleich ganz rausgeschnitten.
                                        Dennoch: Joes Gewaltodyssee bleibt psychologisch flacher, als das Material es hergegeben hätte. Gerade von Lynne Ramsay, deren inszenatorisches Talent für schwierige Stoffe wie geschaffen für diese Romanverfilmung ist, hat man eine klügere Umsetzung erwartet.

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                                        • Simbod 26.01.2018, 12:44 Geändert 26.01.2018, 12:50

                                          Nachdem die ersten vier Tage so ereignis- und höhepunktslos waren, dass ich schon fürchtete, das wird wieder so ein Friede-Freude-Eierkuchen-Camp, ist die Staffel für mich seit Dienstag bereits in vielen Punkten an den letzten paar vorbeigezogen. Matthias ist für mich ein absoluter Traumkandidat (was ja auch zu erwarten war) und spätestens seit der Zigarettenstrafe (an dieser Stelle herzliches Dank an RTL :-* ) kommen endlich die ganzen unterdrückten Konflikte der Camper zum Vorschein, gegen die inzwischen nicht mal mehr Camp-Mama und Streitschlichterin Ochsenknecht ankommt. Sehr positiv überrascht hat mich auch Jenny Frankhauser, deren Geschichte ja doch von viel ehrlicher Tragik und Emanzipationsschwierigkeiten begleitet ist, unter denen sie sichtlich leidet. Dass Giuliana gegangen ist, finde ich schade (wenn auch verständlich). Ich fand 1-2 Sympathieträger im Camp jedes Jahr schon auch ganz angenehm und obwohl sie ja in vielen Punkten reichlich naiv und vor allem ungebildet wirkt, war es vor allem ihre emotionale Intelligenz und Einfühlungsvermögen, die mich beeindruckt haben. Zudem hatte sie mit ihrer Transsexualität mit das Interessanteste zu erzählen. Aber immerhin ist Tina York noch da! :)

                                          Sehe insgesamt alles sehr ähnlich wie du. Einzig "Und Daniele Negroni ist schlicht anwesend" trifft für mich eher auf Kattia und Sandra zu. Daniele ist in meinen Augen absolut wichtig für das, was gerade im Camp passiert. Nicht, weil er sein eigenen Zeug mit reinbringt, sondern weil er mit seinem jugendlichen Leichtsinn und fehlender Beherrschung als Katalysator für die ganze Situation wirkt und sie dadurch wundervoll befeuert. Der muss in meinen Augen unbedingt bis kurz vor Schluss bleiben.

                                          Als nächstes gehen kann von mir aus die Gsell, ihr ultrakalkuliertes Imagebereinigungsprogramm ist derart durchschaubar und ansonsten trägt sie ja quasi nichts bei. Danach bitte David (was ein sexistischer, langweiliger Trottel) und Ansgar (was ein sexistischer, langweiliger Trottel [2], aber immerhin ab und zu mit kleineren Lachern), was wohl aber, wie du auch schon oben schreibst, Wunschdenken bleiben wird, dafür sind die viel zu gefällig für die meisten Leute.

                                          Insgesamt auf jeden Fall sehr schöne Kandidatenwahl und nach den letzten drei Tagen freue ich mich nun sehr auf die kommende Woche!

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                                          • Für mich noch immer die beste Serie überhaupt. Erst vor kurzem ein zweites Mal ganz durchgeschaut. <3

                                            • 4 .5

                                              Vier Teenager spielen mit einem Samuraischwert, durch ein Versehen stirbt einer von ihnen. Die anderen drei traumatisierten verstecken aus Angst seine Leiche im Wald. Über zwei Drittel seines Regiedebüts hinweg zeigt Phillips klug und mitfühlend, wie die drei Jungs auf ihre eigene Weise den tödlichen Unfall verarbeiten. Leider verliert sich die Geschichte nach und nach in ihren grundsätzlich klugen Ansätzen, die sie nicht zusammenzuhalten vermag und driftet bei ihrer Charakterentwicklung gegen Ende dann in derart küchenpsychologischen Ultraquark ab, dass es den ansonsten wirklich tollen Film kaputtmacht. Wer über den Quatsch am Schluss hinwegsehen kann, bekommt hier aber einen Coming-of-Age-Film der etwas anderen Art, der sich über weite Teile durchaus anzusehen lohnt.

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                                              • Simbod 30.12.2017, 11:14 Geändert 30.12.2017, 13:00

                                                Dein Lob für mother! kommt unerwartet, wenn man bedenkt, was du von den meisten anderen Aronofsky-Filmen hältst, freut mich aber sehr. Ich finde es sehr schade, wie viel Hass und Ablehnung dem Film entgegengebracht wurde, nur weil er sich weigert, die üblichen Erwartungen an Kino zu erfüllen. Für mich war er 2017 der beste Film, was ich vor dem Kinobesuch nie für möglich gehalten hätte. Ansonsten landen drei andere Filme aus deiner Aufzählung, die ich auch gesehen habe (nämlich La La Land, Personal Shopper und Elle) auch in meiner Top 10. Den Rest habe ich leider nicht mehr geschafft, v.a. Certain Women und Billy Lynn’s Long Halftime Walk will ich unbedingt noch nachholen. The Big Sick hatte ich wegen des arg kitschigen Feelgood-Trailers erst mal beiseite gelegt, deine Beschreibung macht mich dann aber doch wieder neugierig.

                                                Stark unterschätzt und viel zu wenig beachtet fand ich auch Silence, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, woran das lag, ist Scorsese sonst doch ein absoluter Zuschauerliebling mit Narrenfreiheit. Vielleicht lag es am vergleichsweise schwierigen Thema...

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                                                • 5 .5

                                                  Es ist nicht so, dass “Passengers” ein schlechter Film ist, obwohl das oft behauptet wird. Wie er die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Sinn und Erfüllung in den Weiten des Weltalls in sehr einfühlsamen, überwältigenden Bildern erfasst, ist gleichermaßen bedrückend und tragisch. Die interessante Beziehung zwischen Pratt (erstaunlich solide), dessen Charakter durch eine technische Störung zu früh aus dem künstlichen Schlaf erwacht, und Lawrence, die von Pratt nach einem Jahr ohne jeglichen menschlichen Kontakt aufgrund dessen Vereinsamung absichtlich aufgeweckt wird, opfert der Film allerdings im letzten Drittel einem vollkommen überflüssigen und superdoofen Hollywood-Finale, das klischeehafter und kitschiger nicht hätte sein können. Kaum ein Film hat 2017 sein Potential durch unkluge Drehbuchentscheidungen so dermaßen in den Sand gesetzt wie “Passengers”.

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                                                  • 5

                                                    Wie auch schon der erste Teil ist "Now You See Me 2" ein vollkommen hirnrissiges, bisweilen schon trashiges Spektakel. Im verzweifelten Versuch, bei seinen gefühlt 80 Twists noch Koheränz und Kontinuität in der Story vorzugaukeln, ist der Film (wahrscheinlich eher ungewollt) durchaus unterhaltsam. Wenn die Charaktere aus einer verzwickten Lage keinen Ausweg finden, ziehen sie einfach den "Magie"-Joker und zaubern sich da irgendwie raus. Superbillig und dämlich, aber darum geht es letztlich dann irgendwie auch gar nicht. "Now You See Me 2" ist ein absoluter Autounfall von einem Film, durch sein bombastisches Scheitern aber trotz allem irritierend unterhaltsam. Wer das Ganze hier kein Stück ernst nimmt, kann, wie auch schon bei Teil eins, problemlos Spaß haben.