TommyDeVito - Kommentare

Alle Kommentare von TommyDeVito

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    Bis heute mein Lieblings-Tarantino.
    Mit Jackie Brown wollte Tarantino eine Hommage an das Blaxploitation-Kino drehen und hat sich dafür mit Pam Grier (bekannt aus dem Blaxploitation-Kultfilm Foxy Brown) die perfekte Hauptdarstellerin ausgewählt. Sie ist sexy, smart, undurchschaubar und charmant. Daneben zeigen auch Samuel L. Jackson, Chris Tucker, Bridget Fonda, Michael Keaton (Tarantinos Lieblings-Fledermaus), Robert De Niro (in einer ungewöhnlich, ähm, zurückhaltenden Rolle als trotteliger Kleinkrimineller) und vor allem Robert Forster (genial!) starke Leistungen. Der Soul-Soundtrack gefällt mir von allen Tarantino-Soundtracks am besten (und das soll schon was heissen, hat Tarantino doch ein Händchen für perfekt platzierte Popsongs). Alleine die Eröffnungsszene unterlegt mit Bobby Womacks "Across 110th street" hat bereits 5 der 10 Sterne verdient. Die Dialoge (und das liegt wohl daran, dass Tarantino ein Buch von Elmore Leonard adaptiert und für einmal kein Original-Drehbuch geschrieben hat) sind ungewöhnlich natürlich und die Charaktere keine comicartigen Figuren (man denke nur an Kill Bill und Charakternamen wie "The Bride/Black Mamba" oder "Elle Driver/California Mountain Snake"), wie man sie sonst häufig in Tarantino-Filmen zu sehen bekommt. Sogar die zentrale romantische Beziehung zwischen Robert Forster und Pam Grier wird glaubwürdig umgesetzt. Die non-lineare Erzählweise (die Sequenz im Einkaufszentrum aus mehreren Perspektiven, wow!) und der Heist-Plot des Films sind intelligent konstruiert, wissen zu überraschen und Längen gab es für mich keine. Die kritischen Stimmen zu diesem Nachfolgewerk des Meisterwerks Pulp Fiction sind für mich ganz einfach mit einem Wort zu erklären: Erwartungshaltung. Wer Inglourious Basterds oder Pulp Fiction gesehen hat und abgedrehte, kultige Charaktere, coole Dialogue und ausufernde, stilisierte Gewalt sehen will, der wird von Jackie Brown enttäuscht werden. Wer sich aber auf einen "einfühlsamen" Tarantino-Film einlassen kann, wird mit einem intelligenten Heist-Glanzstück und einer umwerfenden Hauptdarstellerin belohnt.

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      TommyDeVito 01.06.2014, 00:29 Geändert 17.03.2015, 03:57

      Mel Brooks' Debütfilm ist zugleich sein bester.
      Zero Mostel und Gene Wilder haben eine perfekte Chemie und schaffen es für unzählige Lacher zu sorgen ("give me back my blue blanket!"). Der Film lebt von einem provokanten, derben Witz und ist eine gelungene Satire auf das Showbusiness. Dabei lebt der Film vor allem von der aberwitzigen Ausgangslage (ein zurückhaltender, aber neurotischer Buchprüfer und ein verzweifelter, mittlerweile erfolgloser Broadway-Produzent, der nur noch Investoren findet, in dem er ältere, stinkreiche Frauen verführt und beglückt, planen mit einem zum Scheitern verurteilten Theaterstück und einem nicht wirklich legalen Plan reich zu werden).
      Die erste Hälfte fokussiert sich auf die Entstehung und Vorbereitung des Stücks und sorgt mit zahlreichen abgedrehten Figuren (ein durchgeknallter Nazi und zugleich Autor des Stücks, eine sexy Sekretärin und "Spielzeug", einen tuntigen, erfolgslosen Regisseur und der Hippie-Sänger Lorenzo St. Du-Bois "L.S.D", der sich auf einem Vorsprechen für die Rolle des Adolf Hitler verirrt hat) für Lachkrämpfe. Dem Ganzen die Krone aufsetzen kann Mel Brooks schliesslich mit einer der gewagtesten, aberwitzigsten musikalischen Nummern, die in einem Film je zu sehen waren. This film makes me happy and gay.

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        TommyDeVito 01.06.2014, 00:08 Geändert 04.04.2015, 13:23

        Mein absoluter Lieblingsfilm.

        Goodfellas ist wohl nicht der grösste Gangsterfilm der je gedreht wurde, dafür fehlt ihm schlicht und einfach die epische, ausufernde Grösse von opulenten Werken wie Der Pate (Teil 2 noch mehr als der erste) oder Leones Es war einmal in Amerika (oder sogar Scorseses ähnlichem Werk Casino), aber keinen (Gangster-)Film schaue ich mir so oft und so gerne an wie dieses 90er-Jahre Meisterwerk von Scorsese.

        Die Erzählweise des Filmes ist einzigartig und wurde von zahlreichen Filmemachern zum Einfluss oder zur Inspiration für ihre eigenen Werke rund ums organisierte Verbrechern. Filmemacher wie David O. Russell (American Hustle) und Paul Thomas Anderson (Boogie Nights) oder sogar Peter Jackson ("I watch Goodfellas and suddenly it frees me up entirely; it reminds me of what great film directing is all about") wurden stark beeinflusst von der unbändigen Energie, der einzigartigen Erzählweise und der dreckigen, realistischen Stimmung dieser Filmperle. Der Cast (sogar Scorseses Eltern in kleinen Nebenrollen) kann restlos überzeugen. Robert De Niro und Paul Sorvino zeigen gute Leistungen, aus dem Cast stechen aber deutlich Joe Pesci (in seiner Paraderolle als unberechenbarer, sadistischer Gangster Tommy DeVito; zurecht ausgezeichnet mit einem Oscar), Ray Liotta (wohl die beste Leistung seiner Karriere) und die oft übersehene Lorraine Bracco heraus, die als besorgte Ehefrau, die sich vom kriminellen Leben ihres Mannes zugleich angezogen (sogar im sexuellen Sinne) und abgestossen fühlt, in dem männerdominierten Cast eine gute Figur (auch wortwörtlich ;-)) macht.
        Das Erzähltempo ist rasant und ohne Längen, Scorsese verliert aber trotzdem Charakterentwicklung und Spannungsaufbau nicht aus den Augen. Der rasante Erzählstil mit dem mittlerweile für Scorsese typischen Voice-over (man denke nur an den ähnlichen "Wolf of Wall Street" vom letzten Jahr), den sorgfältig konstruierten Montage-Sequenzen und den perfekt platzierten Pop-Songs (von Derek and the Dominoes bis zu Tony Bennett - herrlich!) ist überaus unterhaltsam und auch in den dialog-lastigeren Szenen (legendär die "Funny, how?-Szene mit ihrem genialen Wechsel von humorvoller zu bedrohlicher Atmosphäre) haben Scorsese (nach The Age of Innocence erstmalig wieder als Drehbuchautor gelistet) und Nicholas Pileggi (Verfasser der Vorlage) dafür gesorgt, dass der Zuschauer nicht das Interesse verliert. Der Film schafft es darüber hinaus realistische, verstörende Gewalt (der deutsche Kameramann Michael Ballhaus bezeichnete die Szene in der Ray Liotta/Henry Hill seinen Nachbarn mit dem Griff seines Revolvers verprügelt als die brutalste Szene, die er in seiner Karriere einfing) mit schwarzem Humor abzuwechseln, ohne dabei den Film zur albernen Gangster-Farce à la Guy Ritchie oder Quentin Tarantino verkommen zu lassen.
        "Now go home and get your fuckin' shinebox!"

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