Torbinho - Kommentare
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Alle Kommentare von Torbinho
Fünf Jahre sind seit den Ereignissen der ersten Staffel vergangen. Joel und Ellie haben sich in einer Überlebendenkolonie eingelebt, bis ihre Vergangenheit sie einholt…
Leider bestätigt sich schnell meine Befürchtung, dass das Niveau der ersten Staffel nicht gehalten werden kann. Das liegt vor allem an Plot-Entscheidungen und der Erzählstruktur. Der Fokus liegt nun auf der bockigen und unsympathisch inszenierten Ellie, die grundsätzlich das Gegenteil von dem tut, was man ihr rät.
Im ersten Teil konnte der charismatische Pedro Pascal noch viele Schwächen von Bella Ramsey und ihrer Figur ausgleichen. Doch nun verkommt der einst spannende Endzeit-Roadtrip zur Teenie-Soap. Während die erste Staffel noch durch das glaubwürdige Vater-Tochter-ähnliche Verhältnis zwischen Joel und Ellie sowie die Faszination für das World Building überzeugte, folgt nun eine woke Coming-of-Age-Geschichte in einer apokalyptischen Zombie-Welt.
Die Figuren sind dabei total eindimensional gezeichnet und handeln aus primitivsten Instinkten. Besonders schwer fällt es, die Entscheidungen und die teils groteske Naivität von Ellie und ihrer Freundin Dina nachzuvollziehen. „Hey, dieses lange Gebäude hier ist völlig unbewacht. Komisch, aber lass uns da mal durchgehen…“ Wie konnten diese beiden Blitzbirnen bitte so lange überleben?
Fazit: Eine eher schwache Fortsetzung der gefeierten Videospielverfilmung, die mit ihrer eigenen Identität zu kämpfen scheint – zwischen Coming-of-Age, Fanservice und apokalyptischem Teenie-Drama.
Mit 93 (!) Jahren drehte Schauspiel- und Regielegende Clint Eastwood noch einmal ein packendes Gerichtsdrama und beweist eindrucksvoll, dass sein erzählerisches Gespür nach wie vor messerscharf ist.
Trotz gelegentlicher Naivität und einiger konstruiert wirkender Momente fesselt Juror #2 durchgehend. Besonders gelungen ist dabei die Wahl der Perspektive: Wir erleben den Fall durch die Augen von Geschworenen Nummer 2, der schon bald eine persönliche Verbindung zum Verbrechen offenbart.
So entfaltet sich ein intensives moralisches Dilemma, das den Zuschauer unweigerlich in den Bann zieht. „Was ist die gerechteste Lösung?“ und „Wie würde ich selbst entscheiden?“ sind Fragen die tief beschäftigen. Nicholas Hoult und die großartige Toni Collette liefern sich dabei ein packendes Duell.
Zugleich wirft der Film einmal mehr ein kritisches Licht auf das US-amerikanische Geschworenensystem, das eher an eine rhetorische Show denn an objektive Rechtsprechung erinnert. Wer die überzeugendste Geschichte erzählt, „gewinnt“.
Mit dem Ende vermeidet Eastwood es, sich unnötig in die Nesseln zu setzen und sorgt nochmal dafür, dass der Zuschauer auch beim Abspann noch beschäftigt bleibt.
Unterm Strich ein sehenswerter Film und würdiger Schlusspunkt für eine beispiellose Karriere. Danke, Clint!
Nicht ganz leicht verdaulich und alles andere als anspruchslos ist das, was A24 und Regisseur Aaron Schimberg mit A Different Man servieren.
Wie durch ein Wunder erlangt ein durch eine Krankheit entstellter Mann mithilfe experimenteller Medizin sein „altes“ Gesicht zurück – und mit ihm eröffnen sich neue Lebenswege. Kein Wunder – leben wir doch in einer von Oberflächlichkeit geprägten Gesellschaft, in der Andersartigkeit zunächst misstrauisch beäugt und oft ausgegrenzt wird.
Es scheint, als hätte der Protagonist nun endlich alles, was er sich immer gewünscht hat. Doch je mehr er sich mit seiner neuen Identität auseinandersetzt, desto stärker wird seine innere Zerrissenheit. Die zentrale Frage drängt sich auf: War sein altes Leben womöglich doch lebenswert, gerade in seiner Unvollkommenheit?
Die Geschichte verwebt Selbst- und Fremdwahrnehmung zu einem Konflikt, der den Protagonisten innerlich zu zerreißen droht.
Der Film ist vollgepackt mit Symbolik und Doppeldeutigkeiten. Der innere Kampf um Identität wird von Sebastian Stan eindrucksvoll und nuanciert gespielt. Dabei wirft A Different Man ganz beiläufig moralische und ethische Fragen auf, mit denen sich der Zuschauer zwangsläufig auseinandersetzen muss.
Ein kleiner Schwachpunkt liegt im Plot der stellenweise zu viel Interpretationsspielraum lässt und traumartig und entrückt wirkt, was zwar zur Atmosphäre beiträgt, aber mitunter die Nachvollziehbarkeit erschwert. Die Handlung scheint unaufhaltsam in eine Abwärtsspirale zu führen ohne erkennbaren Ausweg.
Schimberg bedient sich dabei verschiedener Genres und wandelt zwischen Body-Horror, Alltagsdrama und satirischer Gesellschaftskritik..
Insgesamt daher ein originelles, vielschichtiges Drama, das zum Nachdenken anregt und sich deutlich vom Mainstream abgrenzt.
"Central Intelligence" erfindet das Genre der Buddy-Komödie zwar nicht neu und überrascht auch nicht mit einer originellen Story – lebt aber spürbar von der Chemie zwischen Dwayne Johnson und Kevin Hart. Die Gegensätze der beiden sorgen für genau das, was man sich von so einem Duo erhofft: Tempo, Gags und absurde Situationen. Johnson beweist erneut, dass er kein Problem damit hat, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Insgesamt eine solide, gut gelaunte Komödie, die niemandem wehtut und für einige Lacher gut ist.
Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave – die Papstwahl – nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kapelle schließen, entbrennt ein listiges Spiel um Macht.
Der Film ist stark und markant inszeniert, Bergers Stil dabei klar erkennbar, auch wenn er nicht ganz die Eindringlichkeit von "Im Westen nichts Neues" erreicht. Besonders interessant ist der Blick hinter die Kulissen eines Konklaves. Dass erst kürzlich ein solches Ereignis stattfand, verleiht dem Stoff natürlich zusätzliche Aktualität und Relevanz.
Unterm Strich ist Konklave ein handwerklich sehr solide gemachter Politthriller alter Schule, der vor allem schauspielerisch überzeugt. Ralph Fiennes fungiert als Dreh- und Angelpunkt: Er leitet nicht nur das Konklave, sondern versucht parallel, ein Geheimnis des verstorbenen Papstes zu lüften. Dabei treten die unterschiedlichen Interessen der Kardinäle immer deutlicher zutage.
Der Plot selbst wirkt dabei etwas bieder, fast so, als hätte man ähnliche Macht-getriebene Geschichten schon mehrfach in den 90ern gesehen. Zudem verlässt sich der Film etwas zu sehr auf seinen provokanten finalen Twist. So richtig wollte der Funke daher am Ende nicht überspringen. Auf der Sitzkante saß ich vor Spannung jedenfalls nie, und letztlich fehlte mir etwas die Originalität.
Dennoch bin ich gespannt auf Bergers nächste Arbeit – der Mann versteht einfach sein Handwerk.
Sohn Milan tanzt seinen schwer beschäftigten Anwaltseltern ordentlich auf der Nase herum. Aber eigentlich ist er nicht der Rebell, sondern eher das bedauerliche Endprodukt eines ziemlich einseitigen Erziehungsstils: Business-Class-Eltern, Economy-Class-Zeit für die Familie. Ein gemeinsamer Italienurlaub soll’s nun richten.
In seinen besten Momenten punktet „Alles Fifty Fifty“ mit schlagfertigem Wortwitz und einem feinen Gespür für absurde Alltagskomik. Szenen mit Helikopter-Mutter Marion und ihrem begriffsstutzigen Toyboy sind ebenso amüsant wie das Aufeinandertreffen der feingebügelten Anwälte mit den „Wolfs-T-Shirt-Campern“ – inklusive Camper-Omas Anekdote rund um Nachbars Kohlrouladen. Da bleibt kein Auge trocken.
Doch leider verzettelt sich der Film zwischendurch in allzu bekannten Komödienmustern. Ein vorhersehbarer Plot, Klischees im Übermaß, so dass das Ganze eher wie ein Aufguss aus dem großen deutschen Familienfilm-Kochbuch wirkt.
Am Ende überwiegt aber der positive Eindruck: Ich habe mehrfach laut gelacht, die Charaktere sind sympathisch, das Setting versprüht Sommer-Vibes, und eine kleine, aber feine Message geht trotz des Humors nicht ganz unter. Buon appetito!
Wenn der Sommerurlaub heftige Nachwehen mit sich bringt.
Ben und Louise lernen im Italienurlaub die exzentrische Familie von Paddy kennen. Nach anfänglicher Skepsis freunden sich die beiden Familien an. So sehr, dass ein Gegenbesuch im abgelegenen englischen Landhaus von Paddy folgt. Doch was als harmloses Wiedersehen beginnt, entwickelt sich rasch zum psychologischen Alptraum.
James McAvoy ist der Dreh- und Angelpunkt des Films. Er brilliert als leicht proletenhaftes Alpha-Männchen, das jederzeit ins Psychotische kippen kann. Mit seiner Performance sorgt er für konstante Spannung und Unbehagen. Stück für Stück entsteht beim Publikum ein Gefühl der Ohnmacht, eine bedrückende Ausweglosigkeit, die durch gesellschaftliche Konventionen wie Höflichkeit und Harmoniebedürfnis noch verstärkt wird. Immer wieder fragt man sich: "Wie würde ich jetzt handeln?"
Das ist einer der größten Erfolge des Films: Er bezieht den Zuschauer aktiv mit ein und lässt ihn nicht kalt. Glücklicherweise verzichtet Speak No Evil auf die genretypischen auffälligen Logiklöcher, die sonst schnell zur Spaßbremse werden können. Stattdessen bietet der Film einen düsteren, spannungsgeladenen Thrill alter Schule - präzise inszeniert, verstörend, und dabei durchweg unterhaltsam.
Erstaunlich gewöhnlich.
Sean Baker ist ja bekannt für seine rohe, authentische Handschrift – unverfälscht, leise, nah dran an den Menschen. Nur leider bekommt er das für mich nie so wirklich auf die Emotionsschiene umgemünzt. Das ist mir schon bei The Florida Project aufgefallen und hier wieder genauso.
Inszenierung und Figurenzeichnung bleiben komplett unspektakulär. Die Hauptfigur wirkt eher wie ein Abziehbild als ein echter Mensch: Als Zuschauer lernen wir Anora nur als das kennen, was sie ist – eine ungebildete, sackfreche Stripperin, die nebenbei mit Kunden für Geld Sex hat. Keine Hintergründe, keine Tiefe. Da fällt es schwer, mit ihr mitzufühlen.
Eines Tages vögelt sie mit Glück den „Richtigen“ – sprich: einen mit fettem Portemonnaie. Das ist anfangs noch ganz spannend, weil die Geschichte sich theoretisch in alle Richtungen entwickeln könnte. Aber ab der Hälfte verläuft sich der Film in anstrengenden, hektischen Szenen, die fast schon Slapstick-Charakter haben. Statt Drama gibt’s Comedy, statt Entwicklung einen leicht absurden Roadtrip auf dem Weg zur Eheannullierung. Und dann ist plötzlich Schluss.
Wie so eine oberflächlich erzählte Geschichte mit Preisen überhäuft werden kann, bleibt mir ein Rätsel. Das besondere Etwas habe ich nicht gesehen und übermorgen hab ich den Film vermutlich schon wieder vergessen.
Zugegeben, der Film hatte mich schon in den ersten Sekunden, denn er eröffnet mit José González’ fantastischem „Stay Alive“, einem Song, der sich seit Walter Mitty in mein Herz gebrannt hat. Und auch was danach folgt, ist durchaus sehenswert: Caroline Herfurth und Tom Schilling bringen eine bewegende, wenn auch nicht ganz makellose Geschichte auf die Leinwand.
Eine Million Minuten erzählt von Vera und Wolf, die im klassischen Elternmodell feststecken: Er macht Karriere, sie wuppt Kinder, Haushalt und Teilzeitjob, und dass mit einer Tochter, die besondere Aufmerksamkeit braucht. Um dem Hamsterrad und den ungleichen Rollenverteilungen zu entkommen, wagt die Familie einen radikalen Schritt: Sie brechen ihr Leben in Deutschland ab und arbeiten fortan remote vom anderen Ende der Welt.
Der Film trifft viele richtige Töne – besonders in der ehrlichen Darstellung von Beziehungskonflikten. Karriere, Kinder, Gleichberechtigung – kein leichter Spagat. Es wird nicht nur gezeigt, dass es schwierig ist, sondern auch warum und welche Konflikte daraus entstehen können. Nur leider verlagert die finale „Lösung“ das Problem eher, als dass sie es wirklich löst. Am Ende bleibt einer auf der Strecke und der eigentliche Aufhänger, die Familie als Konstrukt gerät irgendwie zur Nebensache. Schade.
Die Geschichte um einen gefeuerten Hedgefonds-Manager, der sein neues Haushaltsbudget aufbessert, indem er in die Villen seiner reichen Nachbarn einsteigt – und dabei in eine Abwärtsspirale gerät – ist definitiv eine frische Idee.
Hier ist der reiche weiße Mann ausnahmsweise mal nicht das privilegierte Arschloch, das seine unrechtmäßigen Vorteile genießt, sondern jemand, der ordentlich einstecken muss und versucht trotzdem seinen Lebensstandard beizubehalten.
Dabei ist das Ganze leider mehr Krimi und Familiendramedy als Gesellschaftssatire. Denn irgendwann vermischt sich die Persönlichkeitskrise mit Familiendrama und Whodunit-Elementen.
Die moralische Endnote ist auch nicht sehr überzeugend und macht die Hauptfigur letztendlich doch unsympathisch und unbelehrbar.
Was die Serie aber rettet ist die hochwertige Produktion und der bestechend gute Cast. Zudem erlaubt sie einen amüsanten Blick hinter die Kulissen der High Society, die mit ihren „Rich People Problems“ der Langeweile ihrer glitzernden, überversorgten Leben entkommen will.
Diese Rentnersause hat mich jetzt nicht gerade vom Rollator gehauen.
Oma Thelma wird mit dem Enkeltrick um 10.000 Dollar erleichtert und entscheidet sich kurzerhand, selbst auf Mission Impossible zu gehen um wieder an ihr Geld zu kommen. Sneaker geschnürt, und ab dafür.
Es folgt eine Mischung aus Roadtrip, Rentnerwitzchen und ganz viel entschleunigter Selbstjustiz. Die Gags zünden höchstens mit einem milden Schmunzler und die Story plätschert gemütlich vor sich hin – eben so behäbig, wie man’s von einer 94-Jährigen erwarten darf. Von einem kauzigen Arthur Spooner ist Thelma meilenweit entfernt.
Fazit: Lovely - mehr aber auch nicht.
Mit dem Vorwissen aus der Serie Andor gewinnt Rogue One bei einer erneuten Sichtung spürbar an Tiefe und Relevanz. Die zuvor eher funktionalen Figuren wie Cassian Andor, Senatorin Mon Mothma oder der imperiale Direktor Krennic wirken nun vielschichtiger, ihre Handlungen nachvollziehbarer. Dadurch entfaltet die Geschichte eine ganz neue emotionale Wucht und wirkt deutlich stärker als bei der ersten Sichtung.
Unabhängig davon bleibt Rogue One aber ein äußerst unterhaltsamer Science-Fiction-Actionfilm, der mit einer faszinierenden Welt, zahlreichen Ortswechseln, spannenden Actionszenen, einer durchdachten Story und perfektem Pacing überzeugt. Es wird nie langweilig, ständig gibt es etwas zu bestaunen und die Handlung folgt einem klaren roten Faden. Hinzu kommt der von Felicity Jones gespielte Charakter Jyn Erso, die zu den stärksten Hauptfiguren innerhalb des Star Wars-Franchise zählt. Ihre Figur ist eigenständig, komplex und bricht wohltuend mit dem oft eindimensionalen Heldenschema vergleichbarer Filme.
Gerade durch seinen hohen Actionanteil bildet Rogue One einen idealen Abschluss zur Serie Andor, die sich stärker auf politische Verflechtungen konzentriert und Action nur dosiert einsetzt.
Natürlich musste ich hier und da schmunzeln – etwa über die typischen Schalter, die immer viel zu weit entfernt vom eigentlichen Gerät angebracht sind, oder über die allgegenwärtigen Kabelverbindungen in einer angeblich hochtechnologischen Welt. Aber genau dieser retrofuturistische Charme ist ein fester Bestandteil des Star Wars-Universums.
Fazit:
Rogue One ist nicht nur ein visuell beeindruckender und dramaturgisch starker Beitrag zur Star Wars-Saga, sondern gewinnt durch Andor spürbar an Tiefe. Wer beides gesehen hat, wird den Film mit anderen Augen sehen und vermutlich, wie ich, seine Bewertung noch einmal nach oben korrigieren.
Manchmal kann man doch ganz froh sein, dass Disney damals Lucasfilm übernommen hat. Denn ohne die Größe dieses Konzerns wären Projekte wie Andor nicht möglich gewesen. Wer bei Andor aber auf brachiale Star Wars-Action und Lichtschwert-Duelle hofft, liegt falsch – und das ist auch gut so.
Die Serie entzieht sich dem bekannten Schema von Gut gegen Böse in epischen Schlachten und zeigt stattdessen ein Star Wars-Universum, das sich erschreckend real und politisch anfühlt. Andor ist weniger Weltraummärchen, dafür mehr House of Cards in a Galaxy Far, Far Away – was nicht zuletzt daran liegt, dass House of Cards-Showrunner Beau Willimon mitverantwortlich für das Drehbuch war.
Die Serie entfaltet ein feinsinniges Porträt eines totalitären Regimes, das seine Macht mit Manipulation, Überwachung und Gewalt aufrechterhält. Immer wieder fühlt man sich dabei an reale politische Vorgänge erinnert. Sei es an autoritäre Maßnahmen imperialer Großmächte, an staatlich gelenkte Unruhen oder an Strategien zur Rechtfertigung von Gewalt. Besonders eindrucksvoll ist dies in Folge 8 der zweiten Staffel, die wie eine Art Blaupause wirkt: Eine Regierung provoziert bewusst Unruhen, nur um die anschließende militärische Eskalation zu legitimieren und Interessen durchzubringen – eine bedrückende Parallele zu Ereignissen wie dem Maidan 2014 oder aktuellen Unruhen in Los Angeles.
Im Zentrum der Handlung steht die Entstehung der Rebellion. Der Widerstand gegen das Imperium formiert sich, langsam, strategisch, opferreich und ebenso brutal wie notwendig. Die Entscheidung, die ursprünglich geplanten fünf Staffeln auf zwei zu kürzen, wirkt im Nachhinein klug. Die Story bleibt fokussiert, unnötige Nebenplots werden vermieden und die Erzählung behält durchgehend ihre Intensität.
Besonders hervorzuheben ist das herausragende Worldbuilding. Die Sets wirken handgemacht, liebevoll gestaltet und versprühen mit ihren retrofuturistischen Designs den Charme der klassischen Star Wars-Filme. Ob Aliens, Raumschiffe oder düstere Raumstationen – die Detailverliebtheit ist allgegenwärtig und verleiht Andor eine dichte Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.
Weil Andor thematisch eine Lücke schließt, die in den Filmen meist nur angerissen wurde (nämlich den politischen Unterbau der Rebellion), funktioniert die Serie nicht nur für Star Wars-Fans. Auch Sci-Fi-Freunde, die nichts mit Lichtschwert schwingenden Jedi-Rittern anfangen können, finden hier eine intelligente, vielschichtige Geschichte über Macht, Widerstand und politische Verantwortung.
Was einst mit Staffel 1 als kultige Netflix-Originalserie begann, endet in einem regelrechten Desaster.
Das größte Problem ist das hanebüchene Skript, das vor Logiklöchern und Ungereimtheiten nur so strotzt. Da haben die fleißigen Schreiberlinge, die hierfür verantwortlich sind, ganze Arbeit geleistet und absoluten Rotz aufs Papier gebracht. Das ist nicht nur enttäuschend, sondern streckenweise schlicht lächerlich.
Weder die Charakterentwicklungen noch die Storywendungen wirken glaubwürdig, und die Versuche, an die Geschehnisse der vorherigen Staffeln anzuknüpfen, scheitern kläglich. Das alles erinnert eher an ein schlechtes B-Movie als an eine hochwertige Thriller-Serie.
Fazit: Ist das noch Thriller oder schon unbeabsichtigte Comedy? "You" ist leider nur noch ein Schatten seiner selbst und verabschiedet sich in dieser Staffel endgültig von Anspruch und Qualität. Schade!
Der autistische Buchhalter ist zurück – diesmal mit mehr Testosteron, mehr Action und seinem Bruder als ungleiche Ergänzung. Der Film mixt Auftragskillerdrama, Brüderkonflikt, Flüchtlingskrise und Explosionen zu einem wilden Cocktail, der mal funktioniert, mal etwas überfrachtet wirkt.
Das zeigt einerseits Mut zur Kreativität und Vielseitigkeit, führt andererseits aber auch zu erzählerischen Längen. Man merkt dem Film an, dass er vieles will und dadurch gelegentlich die Balance verliert. Der Fokus liegt diesmal stärker auf der Bruderbeziehung als auf dem eigentlichen Reiz des ersten Teils: der einzigartigen Kombination aus autistischer Weltsicht und tödlicher Effizienz. Wenn der Film sich darauf besinnt, wirkt er besonders und originell. In anderen Momenten verliert er sich jedoch in konventioneller teils unplausibler Actionkost - solide, aber eben nicht außergewöhnlich.
Grandios gelöst sind Momente, in denen Szenen völlig anders enden, als sie beginnen. Hier blitzt erzählerische Finesse auf. Diese überraschenden Wendungen sorgen nicht nur für Spannung, sondern bringen auch mehr als nur ein Schmunzeln auf die Lippen und verleihen der teils rüden Action eine willkommene Lockerheit.
Fazit: The Accountant 2 ist unterhaltsam, wuchtig und streckenweise clever, aber nicht so fesselnd und einzigartig wie sein Vorgänger. Für einen gelungenen Abend reicht es allemal. Bier auf, Chips raus – und genießen!
Puh. Schwer nachvollziehbar, warum ausgerechnet dieses Konzept mit der Sitzbombe in einem Auto gleich mehrere internationale Remakes bekommen hat. Klingt auf dem Papier nach Spannung – der Protagonist darf nicht aus dem Auto steigen, sonst knallt's – aber was draus gemacht wurde, ist maximal Mittelspur.
Die meiste Aufregung entsteht, wenn Wotan Wilke Möhring in den Overacting-Modus schaltet und entweder schreit oder weint – und das in schlecht. Die eigentlichen Möglichkeiten, aus dieser Prämisse echten Thrill zu ziehen, werden fast komplett verschenkt. Situationen, in denen der Held z.B. eigentlich aussteigen müsste, aber eben nicht kann, sind selten – und wenn sie kommen, wirken sie nicht mal wirklich bedrohlich. Generell wirkt hier vieles nicht plausibel und erschwert daher das Mitfiebern.
Donald Glover und Co. führen auch in Staffel 4 den Anthologie-Stil konsequent fort, doch allmählich wirkt es, als sei die eigentliche Geschichte um Paper Boi und Earn auserzählt. Statt einer echten Entwicklung gibt es lose Ideen, verpackt in mal mehr, mal weniger scharfsinnige Einzelfolgen. Einige davon sind echte Highlights. Etwa die brillant im Dokustil inszenierte Episode über den angeblich ersten schwarzen CEO von Disney, die so authentisch und clever wirkt, dass ich erst im Nachhinein herausgefunden habe, dass alles frei erfunden ist. Genau solche Momente zeigen, wozu Atlanta fähig ist.
Doch dazwischen wirkt die Staffel über weite Strecken ziellos.
Was bleibt, ist ein kreatives Sammelsurium mit starker Handschrift, aber ohne klaren Fokus. Atlanta bleibt auch in Staffel 4 eine der eigenwilligsten Serien der letzten Jahre – künstlerisch ambitioniert, formal kreativ, aber diesmal leider oft auch seltsam leer. Und trotzdem: Mehr Mut und Stil als 90 % anderer Serien.
Nachdem mir der Serienauftakt überaus gut gefallen hat, muss ich im Rückblick feststellen, dass mir im Serienbereich eine stringent erzählte Geschichte letztlich doch mehr bedeutet.
Lilo & Stitch reiht sich wunderbar in die Reihe herzerwärmender Disney-Familienfilme ein – irgendwo zwischen „Flubber“ und der emotionalen Magie der 90er-Jahre-Klassiker. Der Film bringt alles mit, was man sich von einem gelungenen Familienfilm wünscht: Action, Humor und vor allem Herz.
Im Zentrum steht das Thema Familie, oder besser gesagt Ohana, was dem Ganzen nicht nur kulturelle, sondern auch emotionale Tiefe verleiht. Trotz wilder Sci-Fi-Einlagen verliert der Film nie den Fokus und schafft es, seine Geschichte klar und zugänglich zu erzählen.
Natürlich ist das hier kein radikal neuer Wurf, und ja, man muss ein bisschen Fantasie mitbringen – aber innerhalb seines Genres liefert der Film absolut ab.
Fazit:
Bewegend, charmant und mit bleibendem Eindruck. Lilo & Stitch ist Feelgood-Kino mit Herz.
Eine Frage, die ich mir während des Films stellte: Kann man das Filmemachen verlernen?
Wenn man Megalopolis sieht und bedenkt, dass Coppola echte Meisterwerke schuf, könnte man meinen: ja. Erstaunlich, wie visuell und erzählerisch schwach das neue Epos des Altmeisters daherkommt.
Der ständige Green-Screen- und Studio-Look erzeugt eine sterile, künstliche Atmosphäre. Statt einer fassbaren Dystopie fühlt man sich wie in einem trägen Traum, in dem nichts real wirkt. Erzählerisch pendelt der Film zwischen philosophischem Anspruch und sprödem, oft prätentiösem Geschwätz. Bei all der Bedeutungsschwere in Bildern und Dialogen ist man ständig damit beschäftigt, Botschaften zu entschlüsseln und verliert immer wieder den Faden. Von Drama oder Spannung keine Spur.
Die Figuren bleiben dazu blass und wirken eher wie Symbole als echte Menschen. Ihre inneren Konflikte entfalten kaum Wirkung, was auch daran liegt, dass sie in der Erzählweise und Kryptik untergehen. Mitfühlen fällt da schwer. Adam Driver und Shia LaBeouf spielen engagiert, können sich aber gegen die Kulisse und die kryptische Struktur kaum behaupten. Vielleicht liegt das auch an den vielen Umschreibungen des Skripts während der Dreharbeiten.
In Summe ist Megalopolis ein mutiges, aber letztlich unausgegorenes Experiment. Coppola wollte wohl seinen eigenen Metropolis schaffen – ein visuelles Manifest über den Aufstieg und Fall einer Stadt und ihrer Ideen. Doch dieses Ziel hat er ziemlich verfehlt.
Unglaublich, welchen Output Guy Ritchie momentan hat. Man fragt sich langsam, ob der Mann überhaupt noch schläft oder einfach auf dem Regiestuhl wohnt. Mit "Fountain of Youth" wagt sich der Regisseur nach Sherlock Holmes und Aladdin erneut ins Abenteuer-Genre und liefert dabei leider nur einen halbgaren Indiana-Jones-Verschnitt ab.
Im Mittelpunkt steht ein überzeichneter Schatzjäger, der sich gemeinsam mit seiner dauerdiskutierenden Schwester auf die Suche nach dem titelgebenden Artefakt macht. Doch die Reise, die sie antreten, sollte man besser nicht allzu ernst nehmen. Immer noch hochwertig inszeniert gibt es statt Ritchies typischem Stil mit coolen Sprüchen und schrägen Charakteren diesmal klischeehafte Dialoge und ein vorhersehbares Handlungsmuster. Die Geschichte wirkt konstruiert und lässt die nötige Glaubwürdigkeit vermissen. Es gleicht einer Art Bingo-Spiel: Exotischer Schauplatz? Check. Biblische Rätsel? Check. Plot-Twist mit Ansage? Doppel-Check. Dadurch bleibt auch die Faszination für das zentrale Mysterium auf der Strecke – und mit ihr der Abenteuercharme. Was bleibt, ist reichlich nerviges Geschwistergezänk, das selbst gut inszenierte Actionszenen immer wieder ausbremst.
Fazit: Durchweg unterhaltsam, aber nicht immer plausibel. Wenn Indiana Jones der unangefochtene Klassiker des Abenteuerfilms ist, dann reiht sich "Fountain of Youth" irgendwo hinter den Tempelrittern ein.
Mit "The Northman" liefert Regisseur Robert Eggers ein bildgewaltiges Wikinger-Epos, das in seiner kompromisslosen Inszenierung beeindruckt. Der Film besticht durch starke Kulissen, eindrucksvolle Kostüme und eine dichte Atmosphäre, in der nordische Mythologie, heidnische Rituale und brutale Rachemotive verschmelzen.
Die raue Bildsprache, unterlegt von einem eindringlichen Soundtrack, erschafft eine fast tranceartige Wirkung. Alexander Skarsgard überzeugt als rachsüchtiger Wikingerprinz Amleth mit intensiver Präsenz. Auch der restliche Cast fügt sich stimmig ein. Einzig Nicole Kidman wirkt mit ihrem "Hollywood-Glow" etwas fehl am Platz in dieser dreckigen, rohen Welt.
The Northman ist ein wüstes, visuell berauschendes, radikales Leinwand-Opus, das mit Göttern, Hexen und blutigem Gemetzel ein intensives Kinoerlebnis bietet. Wer sich auf diese rohe Fantasy-Welt einlässt, wird mit einem intensiven Kinoerlebnis belohnt, das noch lange nachhallt.
Glengarry Glen Ross ist die filmische Adaption eines Bühnenstücks – und das merkt man dem Film in jeder Minute an. Eine konzentrierte Kammerspiel-Atmosphäre, die auf das Wesentliche reduziert ist – Worte, Blicke, Spannungen –, entfaltet auf dem Bildschirm eine ungeheure Sogwirkung.
Wir begleiten einen Haufen schmieriger Immobilienmakler, die allesamt in einem sinkenden Boot sitzen. Eine echte Storyline im klassischen Sinne gibt es nicht. Stattdessen liefert der Film einen ungeschönten, fast dokumentarisch anmutenden Einblick in einen Abend aus dem Leben dieser Männer, die sich durch die gnadenlose Welt der Verkaufszahlen wühlen.
Hier geht es nur um Abschlüsse – und zwar um jeden Preis. Kunden sind keine Menschen, sondern Nummern. Kollegen sind keine Freunde, sondern Konkurrenten. Die einzige Währung ist der Erfolg, und wer nicht liefert, fliegt. In dieser toxischen Atmosphäre entfaltet sich eine Dynamik, die gleichermaßen faszinierend wie abstoßend wirkt. Man fühlt sich hin- und hergerissen zwischen Mitleid und Verachtung für diese geifernden Verkäufer, die im verzweifelten Überlebenskampf immer tiefer sinken.
Besonders beeindruckend ist die Besetzung. Für die "Geier in Anzügen" hat man sich im damaligen Hollywood-Oberhaus bedient. Jack Lemmon liefert eine berührende Darstellung eines abgehalfterten Verkäufers am Ende seiner Karriere – voller Nervosität, Verzweiflung und einem letzten Rest Würde. Doch das wahre Highlight ist Al Pacino: Mit seiner unglaublichen Präsenz und verbalen Wucht dominiert er jede Szene, in der er auftritt. Seine Performance zeigt eindrucksvoll, warum er damals zu den besten Schauspielern seiner Generation zählte.
Fazit: Düsteres, intensives Schauspielerdrama über den Kapitalismus in seiner rohesten Form – eindrucksvoll inszeniert und brillant gespielt. Etwas mehr emotionale Tiefe wäre wünschenswert gewesen.
Mann, ist das gut!
Seth Rogen hat es wieder getan und Apple nach der gelungenen Comedy-Serie "Platonic" ein weiteres Highlight beschert.
The Studio ist eine herausragende Satire über die Filmindustrie, in deren Zentrum Seth Rogen als unbeholfener Studioboss steht, der von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt.
Das Besondere: Die Serie spielt in der realen Welt Hollywoods. Unzählige Stars geben sich in selbstironischen Cameo-Auftritten die Ehre, und immer wieder wird aus dem Nähkästchen geplaudert – über Darsteller, Produktionen und das Chaos hinter den Kulissen.
Wenn der Studioboss sich in einem Moment noch selbst feiert, weil er Scorseses nächsten Film „an Land gezogen“ hat, nur um ihn im nächsten Atemzug zu canceln um seinen eigenen Arsch zu retten – und dann erfährt, dass es Scorseses letzter Film gewesen wäre – ist das einfach zum Brüllen. Erwähnen sollte man natürlich, dass Scorsese sich in dieser Szene selbst spielt.😅
Ein weiteres Highlight ist eine Episode über den Dreh einer One-Cut-Szene, die selbst komplett als One-Cut inszeniert ist – ein cineastisches Schmankerl, das zeigt, dass hier echte Filmfans am Werk waren.
The Studio ist eine Serie für Filmfreunde voller Cringe, cleverer Seitenhiebe und liebevoller Details aus der Traumfabrik. Und auch über ihre Meta-Ebene hinaus funktioniert die Geschichte. Unterhaltsam, pointiert und einfach sehr, sehr lustig!
Leider muss ich mittlerweile feststellen, dass Adam Sandler ein Ausnahmekünstler ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Gute Filme sind bei ihm die Ausnahme, etwa "50 erste Dates" oder "Click". Der Rest ist häufig albernes Rumgesäusel, das selten bewegt – so auch Punch-Drunk Love. Auch wenn er hier nicht federführend war, hat mich der Film überhaupt nicht abgeholt. Er ist weder lustig noch romantisch oder clever. Die Geschichte ist blöd, albern und verwirrend. Was sollte das bitte?!?
Wenn ich allerdings so in die Buddyliste schaue, scheint es wohl an mir zu liegen. Nun, dann gehe ich eben mal eine Runde in die Ecke und schäme mich.
Entgegen meiner Erwartungen geht es in Adolescence nicht um die Auflösung eines Mordes unter Kindern. Der erst 13-jährige Jamie wird nämlich direkt zu Beginn beschuldigt, eine Mitschülerin erstochen zu haben. Vielmehr geht es darum, zu beleuchten, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte, wer hinter der Fassade des Jungen steckt – und was ein solcher Fall mit einer Familie macht.
Der Clou: Alle vier Episoden sind in Echtzeit und als One-Cut inszeniert – die Kamera ist also ständig in Bewegung, bleibt stets nah am Geschehen, und Schnittübergänge sind kaum oder gar nicht zu erkennen. Das sorgt für so manchen Wow-Effekt und wirft die Frage auf: „Wie haben sie das gemacht?“
Die Geschichte selbst ist eher gradlinig erzählt, ohne große Wendungen. Doch die emotionale Wucht der Ereignisse geht teilweise richtig an die Nieren.
Fazit: Ein starkes Projekt, das vor allem durch seine frische, mutige Inszenierung überzeugt – und das Publikum sprichwörtlich mitnimmt.